Südwest Presse, Donnerstag, 27.05.1999
Hip-hop aus Ahldorf
Yvonne Fries, Schülerin und "endorphin"-Sängerin, steht
vor einer großen Karriere
Yvonne mit ihren 21 Jahren steht womöglich vor einer großen Karriere als
Sängerin. Mit ihrer HipHop-Band "endorphin" wurde sie im April Wochensieger
im SWR 3 Nachwuchswettbewerb "Rookies '99". Damit nimmt "endorphin" im Juni
teil an der Endausscheidung in Baden-Baden. Die beste Band wird mit einem
Plattenvertrag belohnt, die zweitbeste ins Tonstudio eingeladen. Als
"Rookie"-Preisträger hat sie dann alle Chancen, für große Live-Gigs gebucht
zu werden. - Phantastische Aussichten für Yvonne, die Abiturientin aus Ahldorf.
Der quirligen, taffen Frau traut man eine solche Pop-Karriere auf Anhieb zu.
Journalistin oder Schmuckdesignerin, daran hätte sie eigentlich Spaß - halt
"irgend etwas Kreatives". Warum nicht auch Musik! Yvonne schwärmt nicht
mädchenhaft davon, daß damit ein Traum in Erfüllung ginge und so ein Kram,
sie sagt: "Es ist unser Ziel, das professionell zu machen. Ich will Gesang
studieren, und wenn der Plattenvertrag kommen sollte, dann sind die Jungs so
flexibel, daß sie ihre Jobs kündigen." - Nö, Allüren hat sie keine. Naturlich
und zurückhaltend gibt sie sich im Gespräch. Aber auf den Band-Fotos sticht
sie als Blickfang heraus, schaut sie bereits aus wie ein Star.
Yvonne Fries lebt in Ahldorf und stammt von dort. Mit 14 nahm sie
Gesangsunterricht und hatte das Glück, an die richtigen Lehrer und Förderer zu
geraten. Als Schülerin der katholischen Mädchen-Realschule "Sankt Klara" in
Rottenburg trällerte sie 1985, unterm Jahr, im Schulgottesdienst ein
Kirchenlied. Michael Raible, Mitglied der Amateurrockband "Mockin Birds",
spielte damals Schlagzeug und horchte auf; er lud sie ins Probelokal ein.
Raible und seine Freunde wiederum spielten im Ergenzinger Akkordeonorchester
mit, das Roland Beck leitete. Beck, seinerzeit Chef der Horber Musikschule
"Butterfly", war bei jener Probe dabei als Yvonne den Withney-Houston-Hit
"One moment in time" sang. Beck war beeindruckt und ermunterte sie,
Gesangsunterricht zu nehmen. Sie ließ sich überreden, traf auf Arthur Busch,
ließ sich in klassischem Gesang unterweisen, übte mit ihm Jazz-Standards ein,
und kurz darauf zogen die beiden als Duo durch die Gegend, bestritten manchen
Jazz-Brunch.
Über "Butterfly" lernte sie später auch Dominique aus Nagold kennen. Der
brachte sie im März vor einem Jahr mit seinen Freunden von "endorphin"
zusammen. Die Band spielte gerade ihre erste CD ein. Yvonne sollte eigentlich,
wie es bei den männerdominierten Hiphop-Gruppen halt so ist, nur einen
Gastauftritt leisten. "Aber sie fanden, daß es gut harmoniert", sagt Yvonne,
also bekam sie ihren Part als feste Sängerin.
"endorphin" ist keine gängige deutsche Hip-hop-Band; die Musiker beXs
(Dominique Beck), G. (sprich: G-Punkt; Gerhard Rempp), rico (Enrico Schmidt)
und spenkman (Bernd Spengler) lassen Elemente aus Jazz, Soul und Crossover
einfließen. Bei reinen Hip-hop-Veranstaltungen haben sie es damit nicht eben
leicht. Insgesamt aber verschafft sich die Band dadurch eine individuelle Note
und setzt sich so von den anderen ab. Erst recht nun mit Yvonne als Sängerin.
Deshalb auch wurde "endorphin" "Rookie"-Wochensieger bei SWR 3 im April,
deshalb gewannen sie voriges Jahr in Hannover den "Norden Rap Contest".
Die "Böblinger Kreiszeitung" befand im November '98: "Die frechen Rap-Nummern
klingen mal nach "Jazzkantine" mal nach souliger black music." Und die
"Sindelfinger Zeitung" konstatierte zwei Tage später: "Die Sängerin hat es dem
Publikum angetan. Einer rastet ein wenig aus vor Freude. Ein Wunder, daß er
sich beim Kopfsprung auf den Hallenboden nicht sämtliche Knochen bricht."
So darf es gerne weitergehen. Morgen um 20 Uhr tritt "endorphin" bei Uwe
im "Cafe AmErika" in Mühringen auf. Hingeh'n! Auch wegen Yvonne.
jo
               (
geocities.com/soho)