Das sanfte Wesen


Du weißt nicht, was es ist,

der Blick, der Gang, der Mund, die Stirn,

alles, was Du an Dir selbst vermißt

brennt sich wie Feuer in Dein Hirn


Es lodert auf, und Du begehrst

und pirschst Dich an das sanfte Wesen

scheu und heimlich, verstohlen erst

was kannst Du in den Augen lesen ?


Und auf einmal, Du weißt nicht wie,

habt Ihr bereits Kontakt,

Ihr sagt schon Du, und nicht mehr Sie,

und später dreht Ihr Euch im Takt


Dann wird es still, das Fest ist aus,

Ihr seid nicht müde, nur geschafft,

Du lädst es ein zu Dir nach Haus,

und Glück ! und Sturm ! und Leidenschaft !


Bei Morgengrauen wird Dir klar

-es schlummert wie ein Engelein-

daß gar nicht Lust des Triebes Ursprung war,

Du wolltest wie es selber sein !


Roland





Zwielicht


in einer Nacht wie dieser

einsam, kalt und ewig lang

umarme ich die Schatten

seit dem Sonnenuntergang


vor den geschlossnen Augen

entsteht Dein schlafendes Gesicht

ich kann Dich spüren neben mir

doch ich sehe Dich nicht


ich lege meine leere Hand

vorsichtig in Deine

schütz mich, mach mir keine Angst

siehst Du, daß ich weine


auch Du hast Angst im Tageslicht

die Sonne macht Dich blind

drum lebe mit mir Nacht für Nacht

dann sind wir, was wir sind


Sonja





sehnsucht


des nachts ich flieg trugtoll zur fernen welt

und tauch dem gestern trunken hinterher

wie wild treibt hoffnung im gedankenmeer

sein sog zieht sie zu dir, und zeit zerfällt


als zaubergleich du wartest, lockend nah

am ufer; o! sirenensüß macht blind

dein lächeln mich, doch bald es mir entrinnt


so schwimm ich weiter durch erinnrungssumpf

bin tor und narr und such den felsenhalt

werd weggespült von wellen eiseskalt

betäubend; blumenschleier schweben dumpf


und fallen übern tag, als es geschah

daß engelhaft erschien die ich begehr

verlorn in sehnsucht mich nach ihr verzehr


auf finstre zweifelsfestung bin verbannt,

gefangen, lebenslang dem jetzt entrückt;

doch irgendwann die flucht mir endlich glückt

ein traum geheimnisvoll ist eingebrannt:


die stille insel grün, nur wir sind da!

für immer liebesfeuer ist entfacht

in uns; ew'ge umarmung zärtlich sacht


Giorgio





Engel fallen


Sie ist wie Engelflügel zart

ein Bündelstrahl aus Sternenlicht

und Deine Muskeln sind stahlhart

drum trage sie, doch halt sie nicht


Sie tanzt wie Schatten an der Wand

als wäre das ihr Normgewicht

und Du hältst ein Leben in der Hand

drum heb sie hoch, doch führ sie nicht


Sie ist die Muse Deiner Nacht

und Du verfasst Ihr ein Gedicht

schau wie sie weint, schau wie sie lacht

drum lies ihr vor, doch frag sie nicht.


Sie atmet lauen Mädchenduft

was wie Zimt und Nelke riecht

Dein Atem friert nur in der Luft

drum zittere, doch blase nicht


Sie schmelzt das Eis in Deinem Herz

es taut und rinnt Dir durchs Gesicht

doch tödlich ist der sanfte Schmerz

drum lach sie an, doch dräng sie nicht

+

Ihr Kuss schmeckt wie der Blumen Tau

und Ritter, Deine Lanze sticht

zu schnell wird sie vom Kind zur Frau

was Liebe war, zerbricht im Tageslicht


Roland





Tausend Worte in mich gelegt

Tausend Ewigkeiten gewartet

Dann Du -

Sonnenaufgang in meinem Leben

Glühendes Feuer in dunkelnder Zeit,

Gefunden, angekommen, zeitlos

So schien es mir, vorbei mit der Suche.

Mein Herz, schon immer für Dich geschlagen

Geträumt von Dir, bevor Ich Dich kannte

Dieses Ankommen, bestätigt sein,

Für immer verloren in Deinen Atemzügen

Wo ich mich endlich gefunden...

- Alles dies brach ab -

Schneesturm mich eingeholt

Tickende Zeituhr, sie heilte nichts

Sehenssucht brannte mich

Immer noch jeder Herzschlag,

Beweis meiner selbst,

Daß ich mich an Dich verlor

Immer, seit Du mich fortgebannt...


Lisa