Liebesgedichte
Ugh!

A Birthday - Christina Rossetti
[Als ich noch ungeübt...] - Ahmad Ghazzali
Anständiges Sonett - Ulla Hahn
[Auch heut noch träumt ihr Bild mir im Gemüte...] - Bilhana
Auf den Tod der Geliebten im Orte Karu in Yamato - Kaki-no-moto Hitomaro
Auf deine Lider senk ich Schlummer - Gottfried Benn
Das Mädchen und die Rose - Serbisches Zigeunerlied
Das Schönste - Rose Ausländer
Das zerbrochene Ringlein - Joseph von Eichendorff
Dat du min Leevsten bist - Volkslied aus Norddeutschland
Der frische Mund - Abu Sa'tara al-Baulani
Den Liebsten verloren - Serbisches Zigeunerlied
Der Hass küsset ja nicht - Kaspar Stieler
Die Schöne - Serbisches Zigeunerlied
Dreistufige Drohung - Sarah Kirsch
Dû bist mîn, ich bin dîn - anonym
Ein Mann gibt Auskunft - Eric Kästner

Ein treues Herze - Paul Fleming
Ghaselen (IX) - August von Platen
Grammatik - Spruch aus Indien
Heimliche Liebe - Volkslied aus Tschu
Ich bin im Mai idiotisch erotisch - Miriam Frances
Ich, die ich dich liebe - Gioconda Belli
Ich und du - Friedrich Hebbel
In My Life - Paul McCartney
Liebe im Herzen - Johann Elias Schlegel
[Liebesschmerz...] - Haleti
Ohne dich... - Fuad al-Chaschsch
Ode to The Masculine Within My Woman Body - River Heart
Schlaflose Nächte - Kaki-no-moto Hitomaro
Stets in Truure - Volkslied aus der Schweiz
Versöhnung - Amaru
Wenn ich ein Vöglein wär - anonym
Willst du dein Herz mir schenken - anonym





A Birthday
Christina Rossetti (1830-1909)

My heart is like a singing bird
whose nest is in a water'd shoot;
my heart is like an apple-tree
whose boughs are bent with thick-set fruit;
my heart is like a rainbow shell
that paddles in a halcyon sea;
my heart is gladder than all these,
because my love is come to me.

Raise me a daïs of silk and down;
hang it with vair and purple dyes;
carve it in doves and pomegranates,
and peacocks with a hundred eyes;
work it in gold and silver grapes,
in leaves and silver fleur-de-lys;
because the birthday of my life
is come, my love is come to me.


[Als ich noch ungeübt...]
Ahmad Ghazzali (&(134; 1126)

Als ich noch ungeübt, die Lieb zu tragen,
schlief nachts mein Nachbar nicht von meinen Klagen.
Jetzt klag ich nicht mehr, seit die Schmerzen wachsen -
wo wäre Rauch, wenn rings die Flammen schlagen?


Anständiges Sonett
Ulla Hahn

Komm beiss dich fest ich halte nichts
vom Nippen. Dreimal am Anfang küss
mich wo's gut tut. Miss
mich von Mund zu Mund. Mal angesichts

der Augen mir Ringe um
und lass mich springen unter
der Hand in deine. Zeig mir wie's drunter
geht und drüber. Ich schreie ich bin stumm.

Bleib bei mir. Warte. Ich komm wieder
zu mir zu dir dann auch
"ganz wie ein Kehrreim schöner alter Lieder".

Verreib die Sonnenkringel auf dem Bauch
mir ein und allemal. Die Lider
halt mir offen. Die Lippen auch.


[Auch heut noch träumt ihr Bild mir im Gemüte...]
Bilhana (1076-1127)

Auch heut noch träumt ihr Bild mir im Gemüte:
Ihr sanftgelocktes, weiches braunes Haar,
Ihr Auge gross wie eine Lotosblüte,
Die morgenschön erwacht zum Tage war!
Des Busens Wonnehügel! - Ach, die Hehre,
Sie lebt in mir, wie meines Meisters Lehre.

Auch heut noch strahlt das Angesicht der Süssen
So wonnig und so klar wie je vor mir.
Ich sehe flinke Blicke heimlich grüssen
Und weisser Zähne frische Blütenzier.
Wer dankbar ist, vergisst nie mehr im Leben
Das Gute, das ein andrer ihm gegeben.

Noch heut denk ich an ihr herbes Schweigen.
Ich hatte gegen sie mich arg verfehlt
Und suchte mich ihr liebend zuzuneigen,
Sie zu versöhnen, die ich so gequält.
Sie zwang den Groll und liess die Tränen stocken,
Nur seufzend hauchte sie die Lippen trocken.

Noch heute sehe ich, wie meine Traute
Ganz heimlich, in kokett verliebtem Spiel,
Mein Nahn nicht ahnend, in den Spiegel schaute,
In den mein Ebenbild dann plötzlich fiel.
Wie sie erschrak! Die liebliche Bewegung
Zerfloss in Scham und zitternde Erregung.

Noch heute seh ich sie mit Rosen wehren
Von ihrem Antlitz einen Honigdieb -
Die Biene, die ein lockendes Begehren
Zum Duft der Lippen und der Wangen trieb.
Das ängstlich-zarte Spiel in ihren Zügen
Mit anzusehn, welch himmlisches Vergnügen!

Noch heute muss ich innig an sie denken:
Ihr Haupt lag sinnend auf der schönen Hand;
Sie schien den Blick auf meinen Pfad zu lenken,
Indes ich schon vor ihrer Türe stand.
Sie wollte jene zarte Strophe singen,
In der die Laute meines Namens klingen.

Noch heute seh ich sie: sie warf als Schlingen
Mir um den Hals ihr Armlianenpaar,
Um meine Brust an ihre Brust zu zwingen,
Wobei ihr Auge halb geschlossen war
Wie in kokettem Spiel. O selge Stunde!
Ihr Mund sog Liebe heiss an meinem Munde.

Noch heute, ja, wenn ich sie wieder sähe
In ihrem vollen Blütenjugendglück,
Mit ihren Augen, schön wie die Nymphäe,
Das war der Himmelslust ein Augenblick!
Mir wärs als trüg ich die Dreiweltenkrone
Und sässe göttlich gross auf Indras Throne.

Noch heute schleicht mein geist - was kann ich machen? -
Mit ihren Freundinnen ins Kämmerlein
Seiner Geliebten. Ach, ich hör ihn lachen!
Ich seh ihn plötzlich nun mit ihr allein,
Sein Spott gilt mir und meinem Liebesbunde,
Er scherzt mit ihr - in meiner Todesstunde!


Auf deine Lider senk ich Schlummer
Gottfried Benn

Auf deine Lider senk ich Schlummer,
auf deine Lippen send ich Kuss,
indessen ich die Nacht, den Kummer,
den Traum alleine tragen muss.

Um deine Züge leg ich Trauer,
um deine Züge leg ich Lust,
indes die Nacht, die Todesschauer
weben allein durch meine Brust.

Du, die zu schwach, um tief zu geben,
du, die nicht trüge, wie ich bin -
drum muss ich abends mich erheben
und sende Kuss und Schlummer hin.


Auf den Tod der Geliebten im Orte Karu in Yamato
Kaki-no-moto Hitomaro (zwischen 660 und 710)

Am Himmel ziehen
Kari, die wilden Gänse,
den Weg nach Karu,
nach meiner Liebsten Wohnort.
Dahin, sie zu sehn,
zog es mich stets im Herzen.
Doch ginge ich ständig,
gäb es viel zu viel der Augen.
Ginge ich zu oft,
müssten die Menschen es merken.
"Verzweigte Ranken
treffen sich wieder", sprach ich,
wie man Schiffen traut,
guten Glaubens mir Trost zu,
hegte, ein Quellgrund
unter schimmerndem Felsrand
tief verborgen,
still nur heimliche Sehnsucht.

Da, wie die Sonne,
die wandelnde, untersinkt,
wie Mondesleuchten
hinter Wolken verschwindet,
sei mir die Liebste,
die sich schmiegte wie Seegras,
buntem Herbstlaub gleich
hingeschwunden - verkündet,
den Edelholzstab
in der Hand, mir der Bote!

Eines Bogenstrangs
Schwirren nur war mirs im Ohr.
Und mir entschwanden
die Worte, entschwand der rat.
Vom blossen Hören
schwand mir die Kraft zum Dasein.

Und meinem Sehnen,
seis zum tausendsten Teil nur,
tröstlich lindernde
Herzensregung erhoffend,
ging ich nach Karu
auf den Markt, den die Liebste
ständig besucht hat,
stellte mich hin und lauschte.
Um den geschmeide-
tragenden Berg Unebi
klang Vogelgesang
doch von ihr keine Stimme.
Auf speerbelebtem
Wege unter den Menschen
kam auch nicht eine,
die ihr gliche, gegangen.
Hilflos hab ich da
ihren Namen gerufen,
hilflos die Ärmel geschwenkt.

Wie vor Jahresfrist
die Nacht vom herbstlichen Mond
hell erleuchtet. Doch
von ihr, die sie mit ansah,
trennen nun bald mich Jahre.


Das Mädchen und die Rose
Serbisches Zigeunerlied

Eine Rose wächst mir
unterm Fenster.
Soll sie wachsen.
Wenn sie wächst.
Brüste wachsen mir
unterm Hemd.
Sollen sie wachsen.
Wenn sie wachsen.
Ich werde die Rose brechen
und zwischen die Brüste stecken.
Er soll sie verlangen.
Wenn er sie verlangt,
wird er mich aufknöpfen.


Das Schönste
Rose Ausländer

Ich flüchte
in dein Zauberzelt
Liebe

Im atmenden Wald
wo Grasspitzen
sich verneigen

weil
es nichts Schöneres gibt


Das zerbrochene Ringlein
Joseph von Eichendorff

In einem kühlen Grunde
da geht ein Mühlenrad.
Mein' Liebste ist verschwunden,
die dort gewohnet hat.

Sie hat mir Treu versprochen,
gab mir ein'n Ring dabei.
Sie hat die Treu gebrochen,
mein Ringlein sprang entzwei.

Ich möcht' als Spielmann reisen
weit in die Welt hinaus
und singen meine Weisen
und gehn von Haus zu Haus.

Ich möcht' als Reiter fliegen
wohl in die blut'ge Schlacht,
um stille Feuer liegen
im Feld bei dunkler Nacht.

Hör ich das Mühlrad gehen:
Ich weiss nicht, was ich will -
ich möcht am liebsten sterben,
da wär's auf einmal still!


Dat du min Leevsten büst
Volkslied aus Norddeutschland

Dat du min Leevsten büst, dat du woll weesst.
Kumm bi de Nacht, kumm bi de Nacht, segg wo du heesst.
Kumm bi de Nacht, kumm bi de Nacht, segg wo du heesst.

Kumm du um Mitternacht, kumm du Klock een.
Vadder slöppt, Modder slöppt, ick slap alleen.
Vadder slöppt, Modder slöppt, ick slap alleen.

Klopp an de Kammerdör, fat an de Klink.
Vadder meent, Modder meent, dat deit der Wind.
Vadder meent, Modder meent, dat deit der Wind.

Kummt denn de Morgenstund, kreiht der ol Hahn.
Leevster min, Leevster min, denn mösst du gahn.
Leevster min, Leevster min, denn mösst du gahn.

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Den Liebsten verloren
Serbisches Zigeunerlied

Niemand weiss, wie gross meine Trauer ist.
Heute heiratet er ohne an mich zu denken.
Diese Nacht liebkost er eine andere.
Wenn er sich vom Lager erhebt, wird sie ihm
Kaffee in der Kupferkanne bringen.
Bricht er auf, geleitet sie ihn
bis an die Berge. Kehrt er zurück,
erwartet sie ihn sehnlich vorm Haus.
Niemand weiss, wie gross meine Trauer ist.
Pferdehufe singen ein Liebeslied.
Kein Wort erwähnt meinen Namen. Es hat keine Worte.
Bunt leuchten auf dem Tisch die Brautgaben.
Nackt verlässt sie das Zimmer und fällt
mit gebreiteten Armen ihm um den Hals.


Der frische Mund
Abu Sa'tara al-Baulani (um 500)

Kein Frostkorn aus der Wolke Schoss (von welcher sind umfangen
die Firsten des Al-Dschudi, wann die nächtgen Schleier hangen; -
in einer Bergschlucht hält sie still, bis dass zu wehn begonnen
ein Nord, von dessen Hauch zu Eis ihr Obres ist geronnen -):
ist frischer, kühler als ihr Mund: nie hatt ich zu geniessen
den Schmack davon, doch konnt es wohl mein Blick vom Ansehn schliessen!


Der Hass küsset ja nicht
Kaspar Stieler (1632-1707)

Die ernstliche Strenge steht endlich versüsset,
die quälende Seele wird einsten gesund.
Ich habe gewonnen, ich werde geküsset,
es schallet und knallet ihr zärtlicher Mund.
Die Dornen entweichen,
die Lippen verbleichen,
indem sie die ihren den meinen aufdrückt.
Ich werd aus der Erde zun Göttern verschickt!

Ihr klagende Plagen steht jetzo von fernen,
es fliehe der ächzende, krächzende Neid!
Mein Gang ist gegründet auch über die Sternen,
ich fühle der Seligen spielende Freud.
Es flammen die Lippen
die röslichte Klippen,
die blühen und ziehen mich lieblich an sich.
Was acht ich dich, Honig, was, Nektar-Wein, dich!

Durch dieses erwies es ihr süsses Gemüte,
sie wolle, sie solle die Meinige sein.
Nu höhn ich der Könige Zepter und Blüte,
mich nimmet der Vorrat Eufrates' nicht ein.
Kann ich sie nur haben,
was acht ich der Gaben
der siegenden Krieger im Kapitolin,
die durch die bekränzeten Pforten einziehn!

Ich habe die Schöne mit nichten gewonnen
mit Solde von Golde, mit perlenem Wert
und scheinenden Steinen, in Bergen geronnen,
den Tyrischen Purpur hat sie nie begehrt.
Die Zeilen, die süssen,
aus Pegasus' Flüssen,
die haben ihr härtliches Herze gerührt:
Nu stehet mein Lorbeer mit Myrthen geziert.


Die Schöne
Serbisches Zigeunerlied

Guten Morgen, du Schöne!
Für einen Blick von dir
sind tausend Dinar wenig.
Für deine Brust
werde ich zehn Jahre zu Fuss gehn.
Für deine Lippen
werde ich die Sprache vergessen.
Für deine Schenkel
gebe ich mich zum Sklaven.
Guten Morgen, du Schöne!
Steig auf den Apfelschimmel und reite Galopp
Ich warte auf dich im Wald.
Mit einem Zelt ungeborener Kinder.
Mit Nachtigallen und einer Hyazinthe.
Mit einem Bett aus meinem Leib.
Mit einem Kissen aus meiner Schulter.
Guten Morgen, du Schöne!
Kommst du nicht, zieh ich das Messer aus dem Brot,
wische die Krumen vom Messer
und treffe dich mitten ins Herz.


Dreistufige Drohung
Sarah Kirsch

Du willst jetzt gehen?
Das sag ich dem Mond!
Da hat sich der Mond
im Grossen Wagen verladen,
der fühlt mit mir, weisszahnig
rollt er hinter dir her!

Die Klinke drückst du!
Ich sag es dem Wind!
Er schminkt dich
mit Russ und Regen
peitscht dich mit Hagelkörnern,
glasmurmelgross.

Du musst jetzt fort?
Gut, ich sag es keinem.
Ich werde ohne Tränen
und Träume schlafen;
nichts hindert dich.


Dû bist mîn, ich bin dîn
anonym

Dû bist mîn, ich bin dîn:
des solt dû gewis sîn.
Dû bist beslozzen
in mînem Herzen:
verlorn ist das slüzzelîn:
dû muost immer drinne sîn.


Ein Mann gibt Auskunft
Erich Kästner

Das Jahr war schön und wird nie wiederkehren.
Du wusstest, was ich wollte, stets und gehst.
Ich wünschte zwar, ich könnte dir's erklären,
und wünsche doch, dass du mich nicht verstehst.

Ich riet dir manchmal, dich von mir zu trennen,
und danke dir, dass du bis heute bliebst.
Du kanntest mich und lerntest mich nicht kennen.
Ich hatte Angst vor dir, weil du mich liebst.

Du denkst vielleicht, ich hätte dich betrogen.
Du denkst bestimmt, ich wäre nicht wie einst.
Und dabei habe ich dich nie belogen!
Wenn du auch weinst.

Du zürntest manchmal über meine Kühle.
Ich muss dir sagen: Damals warst du klug.
Ich hatte stets die nämlichen Gefühle.
Sie waren aber niemals stark genug.

Du denkst, das klingt, als wollte ich mich loben
und stünde stolz auf einer Art Podest.
Ich stand nur fern von dir. Ich stand nicht oben.
Du bist mir böse, weil du mich verlässt.

Es gibt auch andre, die wie ich empfinden.
Wir sind um soviel ärmer, als ihr seid.
Wir suchen nicht. Wir lassen uns bloss finden.
Wenn wir euch leiden sehn, packt uns der Neid.

Ihr habt es gut. Denn ihr dürft alles fühlen.
Und wenn ihr trauert, drückt uns nur der Schuh.
Ach, unsre Seelen sitzen wie auf Stühlen
und sehn der Liebe zu.

Ich hatte Furcht vor dir. Du stelltest Fragen.
Ich brauchte dich und tat dir doch nur weh.
Du wolltest Antwort. Sollte ich denn sagen:
Geh...

Es ist bequem, mit Worten zu erklären.
Ich tu es nur, weil du es so verlangst.
Das Jahr war schön und wird nie wiederkehren.
Und wer kommt nun? Leb wohl! Ich habe Angst.


Ein treues Herze
Paul Fleming (1609-1640)

Ein getreues Herze wissen
hat des schönsten Schatzes Preis.
der ist selig zu begrüssen,
der ein treues Herze weiss.
Mir ist wohl bei höchstem Schmerze,
denn ich weiss ein treues Herze.

Läuft das Glücke gleich zuzeiten
anders als man will und meint,
ein getreues Herz hilft streiten
wider alles, was ist feind.
Mir ist wohl bei höchstem Schmerze,
denn ich weiss ein treues Herze.

Sein Vergnügen steht alleine
in des andern Redlichkeit,
hält des andern Not für seine,
weicht nicht, auch bei böser Zeit.
Mir ist wohl bei höchstem Schmerze,
denn ich weiss ein treues Herze.

Gunst, die kehrt sich nach dem Glücke,
Geld und Reichtum, das zerstäubt,
Schönheit lässt uns bald zurücke -
ein getreues Herze bleibt.
Mir ist wohl bei höchstem Schmerze,
denn ich weiss ein treues Herze.

Eins ist da sein und geschieden,
ein getreues Herze hält;
gibt sich allezeit zufrieden,
steht auf, wenn es niederfällt.
Mir ist wohl bei höchstem Schmerze,
denn ich weiss ein treues Herze.

Nichts ist süssers als zwei Treue,
wenn sie eines worden sein.
Dies ist's, das ich mich erfreue
und Sie gibt ihr Ja auch drein.
Mir ist wohl bei höchstem Schmerze,
denn ich weiss ein treues Herze.


Ghaselen (IX)
August von Platen

Mein Herz ist zerrissen, du liebst mich nicht!
Du liessest mich's wissen, du liebst mich nicht!
Wiewohl ich dir flehend und werbend erschien,
und liebebeflissen, du liebst mich nicht!

Du hast es gesprochen, mit Worten gesagt,
mit allzu gewissen, du liebst mich nicht!
So soll ich die Sterne, so soll ich den Mond,
die Sonne vermissen? Du liebst mich nicht!
Was blüht mir die Rose? Was blüht der Jasmin?
Was blühn die Narzissen? Du liebst mich nicht!


Grammatik
Spruch aus Indien

Ein Neutrum ist das Herz, so hat
Grammatik mich belehrt,
drum, als es hin zur Liebsten zog,
hab ich's ihm nicht verwehrt;
was mag für Unglück denn geschehn,
wenn Neutra zur Geliebten gehn? -
doch nun bleibt's dort und kost mit ihr
und will nicht mehr zurück zu mir!
Was tu ich da? Wie schaff ich's fort?
Wie bring ich es zur Ruh?
O Panini, o Panini, mein Unglück wurdest du!


Heimliche Liebe
Volkslied aus Tschu / China

O dieser Abend, welch ein Abend!
Es fliesst der Strom so sanft und rein.
O diese Stunden, was für Stunden!
Ich darf mit ihm im selben Boote sein.

Oh, ich verberge mein Erröten,
nicht soll man schelten mich gemein.
O töricht Herz, warum willst du nicht brechen?
Ich weiss, ich fand den Liebsten mein.

Oh, auf dem Berge stehen Bäume,
mit vielen Zweigen grün und dicht!
O, wie ich liebe meinen Liebsten!
Und doch, der Liebste weiss es nicht.


Ich bin im Mai idiotisch erotisch
Miriam Frances

Ich bin im Mai idiotisch erotisch,
da leg ich mich immer gleich hin.
Da wirkt alles Männliche auf mich hypnotisch,
wenn ich so erotisch bin.

Da sind meine Sinne total von Sinnen,
da bin ich am ganzen Leib Weib.
Da bringt mich der Anblick von Linnen zum Spinnen,
o Trieb, du mein Zeitvertreib.

Um alle Hüften da schwingt sich ein Bändchen,
mein Herz übt den Überschlag.
Auf jede Rundung da legt sich ein Händchen
bei Nacht und am hellichten Tag.

Die alte Erde trägt junges Gemüse,
ein Früchtchen wird frühreif gepflückt.
Es wiederbelebt sich die Hirnanhangdrüse,
vom Zucken des Frühlings entzückt.


Ich, die ich dich liebe
Gioconda Belli (1948-)

Deine ungezähmte Gazelle bin ich,
der Donner, der das Licht auf deiner Brust unterbricht.
Der ungebundene Wind in den Bergen bin ich
und der versammelte Glanz des Ocotefeuers.
Deine Nächte erhitze ich,
entfache Vulkane in meinen Händen,
deine Augen befeuchte ich mit dem Dampf aus meinen Kratern.
Zu dir bin ich getreten, mit Regen und Grüssen bekleidet,
lache das unveränderte Lachen der Jahre.
Unerforscht ein Weg bin ich,
Klarheit, die das Dunkel zersplittert.
Zwischen deine und meine Haut setze ich Sterne,
und gehe dich entlang,
Pfad um Pfad,
ohne Schuhe meine Liebe,
meine Furcht entblösst.
Ein Name bin ich, der erzählt, und umfange dich
von der anderen Seite des Mondes,
deinen Körper und dein Lächeln verlängere ich.
Etwas Wachsendes bin ich,
etwas Lachendes, Weinendes,
ich,
die ich dich liebe.


Ich und du
Friedrich Hebbel

Wir träumten voneinander
und sind davon erwacht.
Wir leben, um uns zu lieben,
und sinken zurück in die Nacht.

Du tratst aus meinem Traume,
aus deinem trat ich hervor.
Wir sterben, wenn sich eines
im andern ganz verlor.

Auf einer Lilie zittern
zwei Tropfen, rein und rund,
zerfliessen in eins und rollen
hinab in des Kelches Grund.


In My Life
Paul McCartney

There are places I'll remember
all my life, though some have changed,
some forever, not for better,
some have gone and some remain.
All these places had their moments,
with lovers and friends I still can recall,
some are dead and some are living,
in my life I've loved them all.
But of all these friends and lovers,
there is no one compared with you,
and these memories lose their meaning
when I think of love as something new.
Though I know I'll never lose affection
for people and things that went before,
I know I'll often stop and think about them,
in my life I'll love you more.
Though I know I'll never lose affection,
for people and things that went before
I know I'll often stop and think about them,
in my life I'll love you more.
in my life I'll love you more.


Liebe im Herzen
Johann Elias Schlegel

Eine Glut, die ich nicht kannte,
taten meine Lippen kund:
Und obgleich das Herz nicht brannte,
brannte doch der leichte Mund.

Aber die verlachte Liebe,
der dies Scherzen nicht gefiel.
unterbrach die falschen Triebe
und dies lügenhafte Spiel.

Sie gebot dem Munde Schweigen,
und dem Herzen gab sie Glut.
Wahre Flammen wollt' ich zeigen:
Aber da gebrach der Mut.

Wozu sollt der Mund nun taugen?
Meine Sprach' ist zitternsvoll
und entfliehet in die Augen,
wenn die Zunge reden soll.


[Liebesschmerz...]
Haleti (1570-1631)

Liebesschmerz ist Wahrheits-Morgenschein,
Liebesschmerz ist Spiegel echt und rein;
nie gewinnst du ihn aus eigner Kraft;
Liebesschmerz - Geschenk von Gott allein.

Mondschöne sitzen am Strand der Koketterie,
Liebende sinken im Strudel des Flehens allhie -
ohne Vergleich wär der Himmel der Schönheit. wenn nur
einmal ein Stäubchen auch Huld seine Sonne verlieh!

Mit dem Verstand führ Krieg ich immer weiter,
auf Kummers Schlachtfeld bin ich tapfrer Streiter.
Der Liebe Favorit im Tal des Unglücks -
ein Wirbelwind ward auf dem Weg mein Leiter!


Ode to The Masculine Within My Woman Body
River Heart

Cutting through the fog
Hands grasp realities
Far beyond the stars.

The horizon shifts and
Changes.

Being with time,
Being,
In time.

Time moves
in rhythm
With heartbeat.

I am in the world said He,
I am the world said She.


Ohne dich...
Fuad al-Chaschsch (20. Jahrhundert)

Ohne dich wär ich ja nicht, nicht wären meine Lieder,
die das All im Tanz hallt wieder -;
Ohne dich wär ich ein Schatten, voll Vergänglichkeit, der nieder
streckt vorm Sonnenkuss die Glieder;
naht der Abend sich dann wieder,
so verbirgt er sich, legt
sich bewegt,
wie die Spiegelung zitternd sich regt,
entschwindend über den bräunlichen Sand.

Du wandeltest mir Tod zu Ewigkeiten,
kannst über die Verzweiflung Hoffnung breiten;
du tatst mein Auge auf, ich lernte sehen
und recht zu gehen:
Ich, der mit losen Freunden ausgelassen
durchschweifte spielend die Gassen,
die nichtigen Freuden zu fassen -
da traf aus deinem Blick die Liebe mich
(und noch war ich
der Jugendlust verschrieben; es beschlich
mein Herz zu viel von Erden-Gaukelein) -
da war ich nicht mehr mein:
Mein Leben ward ein Teil von deinem Leben,
und in dein Wesen konnt ich ganz mich geben,
so wie der Liebende entwird in Gottes Sein.


Schlaflose Nächte
Kaki-no-moto Hitomaro (zwischen 660 und 710)

Ob in alter Zeit,
die da lebten, die Menschen
ebenso wie ich
vor Sehnsucht nach der Liebsten
Mühe hatten, zu schlafen?

Nein, nicht heute erst
ergeht es den Menschen also.
Siehe, die Alten
haben sogar die Stimme
erhoben und laut geweint.


Stets in Truure
Volkslied aus der Schweiz

Stets i Truure mues i läbe
Säg, mit was han i's verschuldt?
Wül my Schatz isch untröi worde
mues i's lyde mit Geduld

Bisch mer zwar us mynen Ouge
aber nid us mynem Sinn.
Hättisch mir wohl dörfe gloube
dass i treu, so treu gewese bin

Rächti Liebi chunnt vo Härze
rächti Liebi, die brönnet heiss
Oh, wie wohl isch's einem Mönsche
wo nid weiss, was Liebi heisst

Spilet uuf, ihr Musikante
spilet uuf, das Saitespiel
mynem Schätzli zu Gefalle
mögs verdriesse, wän es will

Oh, bis die Bärge sich tüe biege
u die Hügel sänke sich
bis die Dischtle trage Fyge
solang will i liebe di

Bis dr Mühlistei treit Räbe
u druus fliesst so süesse Wy
Bis dr Tod mir nimmt das Läbe
solang söllsch du blybe mir
Bis dr Tod mir nimmt das Läbe
solang söllsch du blybe mir


Versöhnung
Amaru (zwischen dem 5. und 9. Jahrhundert)

Mit abgewandtem Antlitz ruhn die beiden
ganz stumm und regungslos und totenstill,
zum ersten Wort will keines sich entscheiden,
obwohl das Herz nur Lieb und Frieden will.

Allmählich wenden sich die Augen sachte,
zusammentrifft ihr Blick mit seinem Blick:
Da brach der Groll, sie lachten, froh erwachte
jetzt der Umarmung süss erneutes Glück.


Wenn ich ein Vöglein wär
anonym

Wenn ich ein Vöglein wär,
und auch zwei Flüglein hätt',
flög ich zu dir;
weil's aber nicht kann sein,
bleib ich allhier.

Bin ich gleich weit von dir,
bin doch im Schlaf bei dir,
und red' mit dir:
Wenn ich erwachen tu,
bin ich allein.

Es vergeht keine Stund' in der Nacht,
da mein Herze nicht erwacht,
und an dich denkt,
daß du mir viel tausendmal
dein Herz geschenkt.


Willst du mir dein Herz schenken
anonym

Willst du dein Herz mir schenken,
so fang es heimlich an,
dass unser beider Denken
niemand erraten kann.
Die Liebe muss uns beiden
allzeit verschwiegen sein,
drum schliess die grössten Freuden
im innern Herzen ein.

Behutsam sei und schweige
und traue keiner Wand,
lieb innerlich und zeige
dich aussen unbekannt.
Kein Argwohn musst du geben,
Verstellung nötig ist,
genug, dass du, mein Leben,
der Treu versichert bist.

Begehre keine Blicke
von meiner Liebe nicht.
Der Neid hat viele Tücke
auf unsern Bund gericht!
Du musst die Brust verschliessen,
halt deine Neigung ein.
Die Lust, die wir geniessen,
muss ein Geheimnis sein.

Zu frei sein, sich ergehen,
hat oft Gefahr gebracht.
Man muss sich wohl verstehen,
weil ein falsch Auge wacht.
Du musst den Spruch bedenken,
den ich vorher getan:
Willst du dein Herz mir schenken,
so fang es heimlich an.