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(Quelle: cyberGuenter,KulturSzeneMagazin GÜNTER Magdeburg)

Die Skeptiker

"10 Jahre und kein bißchen leise"

Ja, es gibt sie noch - die sogenannten "anderen Bands", die in der DDR den Underground ersetzen mußten. Ob Sandow, Die Art oder die Skeptiker: Sie sind immer noch aktiv und arbeiten mit musikalischen Experimenten der eigenen Vergangenheit entgegen, die letztlich das Aus bedeuten würde. Im Falle der Skeptiker, die mit der hochkarätigen "Harte Zeiten"-Punk-LP zu Ruhm und Ehren gelangten, drückte sich das in einer ständigen Verhärtung des musikalischen Stils aus. "Schwarze Boten" und "Stahlvogelkrieger" waren die Zeichen der neuen Zeit, bevor man LP-mäßig in der Versenkung verschwand. Jetzt sind sie wieder da, "back to the roots". Franziska "Pucky" Schneider und Mirko Stage sprachen mit Skeptiker-Sänger Eugen Balanskat.

GÜNTER: Euer letztes Studio-Album liegt schon fast drei Jahre zurück...

Eugen: Stimmt! Aber wir sind gerade mit einem neuen beschäftigt. Wir machen schwerstens neue Stücke, einiges davon werden wir auch bei unserem Konzert in Magdeburg zu Gehör bringen.

GÜNTER: Ihr habt Euch von Eurer Plattenfirma Rough Trade getrennt. Warum?

Eugen: Am Anfang, bei "Sauerei", hat diese Firma uns noch richtig fett promotet, aber das wurde dann ziemlich runtergefahren. Irgendwie wollten beide Seiten nicht mehr. Wir hatten einen Vertrag über drei Platten und die haben wir auch gemacht. Danach haben wir nichts mehr von der Firma gehört. Die "Frühen Werke" sind danach bei SPV erschienen, aber da hatten wir auch nur eien Vertrag über diese eine Platte. Für das neue Album sind wir noch af der Suche. Wir wissen also noch nicht, wo es erscheint. Aber es wird erscheinen. Im März werden wir ins Studio gehen und wollen, daß es im Juni erscheint.

GÜNTER: Ihr habt die Besetzung geändert - nicht zum ersten Mal. Von den Ur-Skeptikern bist nur noch Du übrig geblieben. Woran liegt dieser personelle Verschleiß?

Eugen: Das hat ganz verschiedene Gründe. Bei der Erstbesetzung war es so, daß die Musiker nach der Maueröffnung alles neu überdacht haben und man solche Musik mit solchen Texten einfach nicht mehr machen wollte. Viele haben sich auch untereinander nicht mehr verstanden. Ich habe erfolglos versucht die Band zusammenzuhalten, aber es war nichts zu ändern. In der Besetzung, in der wir die drei Alben aufgenommen haben, waren wir ja auch diverse Jahre zusammen. Und wenn jemand für sich beschließt, daß eine neue Phase seines Lebens beginnt und er andere Sachen als bisher machen will, ist das ja eine legitime Geschichte. Ich will, daß der Laden weiterläuft, weil "Die Skeptiker" total mein Ding sind. Es ist immer schmerzlich, wenn jemand, mit dem man lange zusammengearbeitet hat, geht. Aber neue Leute bringen auch neue Impulse.

GÜNTER: Wenn man eure musikalische Entwicklung betrachtet, stellt man fest, daß die Skeptiker mit den Jahren härter geworden sind. Wird sich das so weiterentwickeln?

Eugen: Nein, wir werden jetzt wieder ein bißchen "back to the roots" gehen. Die neuen Stücke sind wieder melodischer. Es soll eine Mischung bleiben aus Härte und Schnelligkeit, aber eben nicht ausschließlich. Ein ganzes Album im Hyper-Speed-Tempo würde wahrscheinlich einen Musiker langweilen, obwohl mich das immer am meisten anmacht.

GÜNTER: Und textlich - gibt's da eine Richtung, in die Ihr Euch entwickeln wollt?

Eugen: Das wäre das gleiche, als ob Du mich fragen würdest, wie sich mein Leben weiterentwickeln wird. (Lacht:) So gut wie heute ging es mir allerdings noch nie. Ich will in den Texten nicht zu schwarz malen, aber so ein Sonnenscheinchen bin ich wirklich nicht. Wir versuchen auch immer, ein bißchen Hoffnung mit in die Lieder zu packen.

GÜNTER: Aus Deinen Texten spricht doch aber nicht nur Kritik am Leben allgemein, sondern auch ganz speziell am jetzigen System...

Eugen: Was mich heute wirklich nervt und was ich am Westen so scheiße finde, ist, daß Du um einfach nur da sein zu können, massenmäßig Kohle ranschaffen mußt. Früher konntest Du Dich auf dein Leben konzentrieren, heute mußt Du Dein Überleben absichern. Daraus resultieren solche Geschichten wie Obdachlosigkeit, Verelendung, Altersarmut und und und. Ob Du einen Job auf lange Sicht behältst, das liegt ja nicht in Deiner Hand. Du kannst ein toller Typ sein mit tollen Fähigkeiten, aber wenn Du Pech hast, scheißt es Dich trotzdem völlig an. Das ist das grausame am westlichen System. Die erzählen Dir Sprüche wie "Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied" und quatschen von Freiheit. Dabei sind das nur die Lügen, die Sie Dir unterjubeln wollen, damit Du die
Gesellschaft als solche akzeptierst.
 

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