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(Quelle: NM!MESSITSCH, 93)



DIE SKEPTIKER

Ein Lied geht um die Welt oder: Weg vom Image der Politbrüller


Berlin Ost, Wilhelm-Pieck-Straße, Hinterhof, 4. Stock, Küche/Arbeitsraum. Eugen, Rudi, Matze, Jan und Pan B. Auf dem Tisch 0 Saft Tetrapack, Gläser, Aschenbecher, Walkman, Mikro, verschiedene Papiere, Reproduktionen. Gespräch zur LP "Schwarze Boten". Rudi schreibt ein Fax zum neuen Schriftzug:

Buchstaben fetter, das DIE vertikal geraffter (aber hochkant gesehen), das S auf Deinem Vorschlag kommt uns vertikal kleiner vor als der Rest der Buchstaben...


Auf dem Tisch liegt der Cover Entwurf . Verglichen mit dem knackigen Foto knüppelstoßgeiler Ordnungshüterärsche auf dem VorgängerAlbum "Sauerei", begeben sich Die Skeptiker mit Hilfe der malerischen Talente ihres Fans Bernd Riedewold in dekorative Kunstgefilde, suijetbezogen gesprochen: ins Ohr. Allerdings unterläuft ihnen dabei nicht der Fehler der Stranglers, die sich ehedem ihre eigenen Songs als Aural Sculptures (also Plastiken fürs Gehör) zu würdigen anmaßten, sondern betätigen sich eher auch das eine gewisse Art von Arroganz als Kommerjäger, nein, nicht nur der musikalischen sondern auch der kommunikativen Aufklärung Wahrlich keine einfache Aufgabe angesichts des schier unaufhaltsamen kulturellen Aids.


NMI: Ein Mann im Ohr mit einer Giftspritze. Habt ihr die Entkeimung der Gehörgänge vor?

Eugen: Ich würd's eher anders übersetzen. Und zwar, daß dir so'n Haufen Blödsinn erzählt wird an Ideologien und Wertvorstellungen, daß sich wirklich ein Haufen Dreck im Schädel ansammelt. und der muß weggepustet werden.

NM!: Also die Skeptiker als Anti-Agitatoren!

Eugen: Ein Anti-Agitator würde ja wieder zum Agitator.

NM!: Reden wir vom Plattenkonzept

Eugen: Ein Konzept Album ist es ja nicht, eher eine Ansammlung von netten Titelchen...

NM!: ...die einfach im Laufe der Zeit entstanden sind, ohne den Drang, etwas besonderes machen zu wollen?

Eugen: Ja, könnte man so sagen.

NM!: Ist das nicht einbißchen wenig?

Eugen: Ich denke nicht, daß man das als wenig empfindet, wenn man's hört, weil wir ja, gemessen an den Dingen, die vorher passiert sind, da schon ziemliche Farben reingebracht haben, die bestimmt keiner erwarten wird, der sich das Teil reinzieht.

NM!: Da muß ich zustimmen. Der etwas kantige, hysterische...

Eugen: Paß auf, was du sagst!

NMII: ... etwas hechelnde Stil ist spürbar zurückgedrängt worden, oder?

Eugen: Na, wir wollten eben ein paar Farben mehr reinbringen, was uns ja, denke ich, auch gut gelungen ist.

NM!: Ja. Was aber hat den Zwang ausgeübt, andere Farben, wie du sagst, zu verwenden?

Rudi: Das war kein Zwang, Wir wollten ja nicht unbedingt etwas anderes machen.

Matze: Wir wollten alle Sachen besser auf den Punkt bringen, z. B. den Gesang besser in den Sound integrieren.

Rudi: Der Gesang stand ja bisher immer ein bißchen theatralisch im Vordergrund - was ich aber auch gut fand. Bei der neuen Platte ist das besser geregelt, er kommt besser mit der Musik zusammen, harmoniert mehr. Dadurch ist die Platte insgesamt natürlich etwas melodischer geworden, klingt nicht mehr so kantig.

Eugen: Wir haben, um noch mal von den Farben zu reden, unterschiedliche Hörgewohnheiten und Intentionen. Und diese Vielfalt, die interessehalber bei jedem da ist, die wollten wir ein bißchen mehr verschmelzen. Das hat den Effekt gehabt, der zu hören ist: von der Klassikgitarre bis zur Operette. Wir sind ja nicht auf das beschränkt, was wir bisher getan haben. Insofern hat sich da keiner was abgequält. Das ist von Feeling und Interesse her sowieso da, wir haben es einfach nur mit eingebaut.

Matze: Früher haben wir uns eher an unserem Klischee festgehalten, indem wir gesagt haben: Das können wir nicht machen, weil's eben nicht paßt. Warum aber sollen wir etwas nicht machen, bloß weil wir's bis jetzt noch nicht rausgelassen haben.

NM!: Das heißt, ihr seid als Skeptiker souveräner geworden, und es schert euch nicht, was alte Skeptiker-Fans zu diesen neuen Farben sagen!

Jan: Daß wir die Skeptiker sind, haben wir bei der letzten Platte auch schon gewußt. Aber wir dachten eben, wir sind eine bestimmte Band, und man kann sich eben bestimmte Sachen wegen der Fans nicht erlauben. Und jetzt haben wir das, was wirklich jedem von uns gefällt, wir hören ja nicht nur Punk.

Rudi: So extrem würde ich das gar nicht sagen. Ich habe mich auch früher nicht an Klischees festgehalten. Vielleicht kann ich jetzt besser Gitarre spielen.

NM!: Ist das der endgültige Abschied der Skeptiker vom hechelnden Punk?

Rudi: Nee, überhaupt nicht.

Jan: Zumindest in der ersten Hälfte der neuen LP ist der noch voll drin.

Matze: Es hat sich einfach nur entwickelt vollen uns nicht von irgendwas mit macht lösen - Es passiert einfach.

Es hat auch mit dem Umfeld zu tun, wo du wohnst, z. B. im Prenzlauer Berg, und was Privat hörst, welche Platten dich im letzten Jahr beeindruckt haben.

NM!: Nennt mal ein paar.

Rudi: Neuerdings viel Techno Sachen. Ansonsten Pantera. Was die gemacht haben, ist der Hammer, echt. Suicidal-Tendencies, Infectious Grooves...

Eugen: Moderne Sachen interessieren mich so gut wie gar nicht. Ich fahre auf Stimmen ab, und da gibt's für mich ein paar alte Idole - Zara Leander, Josef Schmidt, Richard Tauber

Jan: Man kann nicht sagen, daß wir uns jetzt Ami-Bands nähern wollen. Uns ist schon bewußt, daß dieser Gesang mit den deutschen Texten unser Ding bleiben wird und daß wir jetzt nicht am liebsten unbedingt wie PRONG spielen wollten, wenn wir könnten. Das immer nur ein Einfluß.

Rudi: Die Soundveränderungen haben auch viel mit dem Schlagzeuger zu tun, den wir uns für die Produktion ausgesucht haben - Ulli Kusch. Der hat bei Holy Moses und solchen Bands gespielt, kommt mehr vom Thrash. Wir hatten auch totalen Bock drauf, mit so einem was zu machen. Davor hatten wir immer Schlagzeuger, die rumeierten. Wir wollten endlich mal auf den Beat kommen. Und das hat jetzt glücklicherweise geklappt. Obwohl wir mit ihm nicht mal üben konnten. Der hat's total drauf. Das hört man.

NM!: Dann werden wir jetzt wohl über euren Ex-Drummer Günther Spalda reden müssen.

Rudi: Wir haben das schon easy geklärt. Am Anfang hatte ich echt Vertrauen zu ihm, Der hatte einfach so 'ne Art, daß du Vertrauen haben konntest. Bei Veranstaltern ist es aber ziemlich ätzend abgelaufen, Dann hatten wir die einhellige Meinung, daß der Mann raus muß. Der Hauptgrund lag im Musikalischen.

Eugen: Der hat echt den Größenwahn geschoben. Ich habe keine Lust mehr, darüber zu Iabern.

Nm!: Reden wir über die Produktion. Ihr hattet mehr Kohle, die Firma war netter zu euch.

Matze: Wir haben's uns rausgebissen.

Eugen: Wir haben sie überzeugt, sagen wir's so. Das Budget lag so um die 40 000 DM. Das war mehr als bei `Sauerei", aber knapsen mußt du trotzdem. Wir hätten auch gerne noch ein bißchen länger dran gewerkelt, dann hätten wir aber mehr Geld haben müssen, z. B. beim Mix. Aber das hast du ja bei jeder Platte, egal wieviel Geld du zur Verfügung hast. Immer dann, wenn's am spannendsten wird, mußt du aufhören. Sonst hat’s nie ein Ende. Insofern ist die Grenze des Budgets vielleicht der definitive Zielpunkt.

NM!: Tom Stiehler hat produziert. Wer ist das?

Matze: Der hat mit Killing Joke, Marillion, Fish gearbeitet. Ich habe den mal zufällig kennengelernt. Normalerweise macht der Produktionen, bei denen er richtig Geld verdient.

Eugen: Das war wirklich ein Freundschaftsdeal. Wir konnten ihm geldmäßig echt nicht viel bieten und händeringend haben wir ihn bequatscht, das Ding mit uns zu machen.

NM!: Hinterhältige Frage: Nehmen wir mal an, er hätte durch euch eine Million verdient, was würdet ihr dann zu seiner Produktion sagen?

Matze: ich denke, die Platte war eine echt schwierige Geburt. Wir standen ja eigentlich kurz vor der Auflösung. Der Drummer ist vierzehn Tage vor der Produktion gegangen. Nur Chaos im Grunde genommen. So gesehen, haben wir mit Tom das Beste rausgeholt. Wenn wir die Chance gehabt hätten, die Platte besser vorzubereiten, dann wäre die Konstellation zwischen Tom und uns wahrscheinlich nicht so günstig gewesen. Denn menschlich, und das spielt bei einer Produktion auch eine gewisse Rolle, sind wir doch sehr verschieden. Alle miteinander sind wir nicht so auf den Punkt gekommen. Wir waren uns ja selbst nicht einig über den Sound.

Eugen: Noch mal zu dem Auflösungsding. Es war nicht so, daß wir alle nicht mehr miteinander klargekommen wären. Es gab eben so viele Verzettelungen mit Umbesetzungen und Drummer-Tests... Aus Spaß wurde Krampf. Trotz alledem hat sich innerhalb des Krampfs ein zwischenmenschliches Ding entwickelt, was so geil, wie es jetzt ist, vorher nie war. Frust schiebt man immer, und dieses Auflösungsding hatte in dieser schweren Phase jeder mal irgendwie gehabt. Aber ich finde wichtig, daß sich ein Zusammenhalt herauskristallisiert hat, der darüber hinaus ging und anhält.

NM!: Und wie heißt nun der neue Schlagzeuger?

Matze: Wir haben noch keinen. Wir sind jetzt vier, die sich irgendwie einig geworden sind. Die Platte hat der Studiotyp eingespielt. Und der hat uns auch jemanden aus Aachen für die Tour im Mai/Juni organisiert. Wir haben versucht, hier in Berlin einen Schlagzeuger aufzureißen. Das funktionierte nicht, obwohl wir 20 Leute getestet haben

Eugen: Die meisten hier in Berlin haben uns Sprüche um die Ohren gehauen wie: Ach Punk, kein Ding, schaff ich schon. Und dann hast du mit denen probiert. ging einfach nicht. Waren auch gute dabei, die hatten aber ein völlig anderes Feeling. Die uns erzählten, Punk kriege ich schon, haben sich einfach mal übel verschätzt. Die wollten uns was anbieten, was wir so selber gar nicht machen, nämlich Schrubbel-Punk. Die endgültige Wahl werden wir nach der West-Tour im Mai und der Ost-Tour im Juni treffen. Ein Drummer aus dem Heavy Bereich wäre klasse.

NM!: Wie ist denn "Sauerei" verlcauft worden?

Eugen: Bei 14 000 steht sie jetzt, eigentlich zu wenig. Die läuft zwar weiter, aber wir hatten mehr erwartet. Die erste hat sich bisher 27 000mal verkauft. Davon ein Drittel im Westen, zwei Drittel im Osten, eigentlich ein gutes Verhältnis, Du kannst die Jahre, die du im Osten bekannt warst, nicht über Nacht im Westen aufholen. Ich glaube schon, daß wir gut über die Grenze geschwappt sind.


Camille, Claudell


Sie war schön und jung an Jahren

Er war ein reifer Mann

Und sein Ruhm ging über Grenzen

Oh, sie betete ihn an

Aber nicht von langer Dauer

Bald kam es zum Streit

Waren sie erst eng verbunden

Wurde er ihr ärgster Feind


He, Rodin, kannst du mich hören

Ja, ich glaube fest daran

Du hast Schuld an ihrem Leid

Das nach eurem Bruch begann

Groß und wahr erscheint dein Werk

Doch als Mensch warst du wohl klein

Ruhmessucht und Eitelkeit

Ließen dich nicht menschlich sein.


Sie gab alles, Kunst und Liebe

Ihr Vertrauen obendrein

Gegen alle Konventionen

Rückhalt- und tabulos sein

Seine ausgebrannte Leere

Fand Ideen und Kraft bei ihr

Heute preist man seinen Namen

Doch bezahlt hat sie dafür.


Diese Frau war voller Power

Wutentbrannte Energie

Die Familie wurde sauer

Glaubte nicht an ihr Genie

Sie verschwand für dreißig Jahre

Zwangsverschleppt ins Irrenhaus

Übrig blieben die Skulpturen.


Lyrics: Eugen Balanskat


Eugen: Früher hätte man vermutlich gesagt, Camile sei die Mätresse des Bildhauers Rodin gewesen. Mich hat das Thema sehr bewegt. Und zusammen mit der Musik soll das nur eine Anregung sein. Und wer mehr darüber wissen will, der muß sich die entsprechende Literatur holen oder den Film reinziehen. Die Frau hat ein so böses Schicksal erlitten, ist von ihrer eigenen Familie in die Klapsmühle gesteckt worden - das ist mir total nahe gegangen. Je mehr über ärztliche Berichte dieses Vorgehen legitimiert werden sollte, je mehr befürwortet wurde, sie sozusagen wegzuschließen, desto mehr habe ich darüber abgekotzt. Das konnte jedem passieren, ist nur eine Frage der gesellschaftlichen Konvention, wenn du als unnormal oder Gefahr für die Gesellschaft betrachtet wirst. Und diese Gesetzgebung, auf Grund derer sie damals für 30 Jahre im Irrenhaus verschwand, existiert heute immer noch - Da sie eine Frau war, litt sie noch extremer unter den gesellschaftlichen Konventionen, als es einem Mann widerfahren wäre. Das hat meiner Meinung na durchaus aktuelle Bezüge.


"Ach", hatte Eugen bei unserem letzten Skeptiker-Gespräch für NMI/MESSITSCH (Heft 3/91) gestöhnt, "komm doch einfach mal von dem Ding weg." Gemeint war die nerven Debatte um "Straßenkampf".

"Daß Parolen Klischees sind", so Balanskat damals, habe er gewußt. Man könne sie ab an jeder zweiten Mauerwand lesen. “Wenn einer meint, das wäre zu platt, dann ist ihm das ganze Leben zu platt,"

Nun ist das Leben mit großen Schritten au durch die Berliner Wilhelm-Pieck-Straße geeilt. Rudi spielt inzwischen ein paar Klassik Figuren, und Eugen sinnt über neue Skeptiker-Lyrik nach. Was wir da zu hören kriegen, heißt Bandverständnis NEUE INNERLICHKEIT,

Eugen: Textlich ist mehr passiert als auf “Sauerei", obgleich diese LP, was die Texte betrifft, auch ein bißchen ungerecht behandelt wurde, weil sich die meisten wirklich diesem einen Titel aufgehangen haben. Das fand ich persönlich ziemlich haarsträubend Wir wollten jedenfalls weg vom Image Politbrüller. Wir haben aber noch wie kein Problem damit, wir stehen zu die Titel. Aber wir wollen einfach mehr, wo nicht diese Einseitigkeit, wir wollen so, das als auch eine gewisse Innerlichkeit Themen wie die "Camile". Dabei soll nichts, ausgeschlossen sein, aber wir haben Lust, diesen Straßenkampf-Stempel mit uns rumzutragen, gewissermaßen als Zeichen auf der Fahne.

Matze: Damit erreichst du euch einfach Leute mehr. Heute muß man anders mit Leuten kommunizieren, um z. B. das Links-Rechts-Klischee abzubauen. Die Gewaltfrage, wird doch von Politikern oft zum Links-Rechts Problem versimpelt.

Eugen: Es ist schon klar, daß die Leute Statement von uns zu den rechten Aktionen erwarten. Wir haben auch das Stück "Schwarze Boten" auf der neuen LP. Aber wir wollten bewußt dieses Klischee-Ding knacken, wollten das Phenomen selbst aufgreifen, also womit Gewalt eigentlich zu tun hat. Denn letztendlich sind ja die Leute sowohl als auch angeschissen. Und es ist ein ziemlich tragisches Ding, daß die sich gegenseitig bekriegen. Wenn die sich zusammentun würden (und das eine gesellschaftliche Relevanz bekämen), dann wäre der Staat in Gefahr müßte entsprechend agieren, also tatsächlich auf die Probleme der Jugendlichen eingehen anstatt mit Kohle glattzubügeln oder mit staatlichen Repressionen.

NMI: Wer sind die Schwarzer Boten?

Eugen: Na ja, korrekter müßte es ja heißen Schwarze Vorboten. Ein Bote ist ja eigentlich der Voraus-Typ, der kündigt etwas an, was noch kommen wird. Es wurde eben "Schwarze Boten" genannt, weil nicht klar ist was kommt oder ob überhaupt was kommen wird. Aber Anzeichen für eine extreme Veränderung oder eine extreme Umwandlungsmöglichkeit sind da. Was passieren wird, weiß keiner, aber Anzeichen, daß etwas passiert sind auf jeden Fall nicht zu übersehen.

NM!: Du redest jetzt von größeren Umwälzungen bundesrepublikanischen Gesellschaft...

Eugen: ...die kommen werden. Ja, denn so wie der Westen sich das vorgestellt hat   mit der Wiedervereinigung alles glattbügeln und Schema Bundesrepublik raufdrücken -das klappt ja nun nicht, weil das, was aus dem Osten als Feedback zurückkommt, vehement rüberschwappt. Das beziehe ich nicht nur auf den Osten. Die sozialen Probleme erzeugen doch einen Hexenkessel, alles kocht und brodelt, und du hast das Gefühl, daß was passieren wird. Und so war es vorm ersten Weltkrieg, vorm zweiten Weltkrieg . alle hatten das Gefühl, und keiner hat daran geglaubt. Dieses Brodeln Summen. was jeder so verspürt wird Resultate zeigen.

Matze: Wenn man das mal weltweit betrachtet, ist Deutsch eigentlich nur eine kleiner Schiß. Wenn du dir Jugosla anguckst, was als Mord-Region für die Leute normal geworden kriege ich echt das Gruseln. Heute habe ich zum Thema Ozon gelesen, daß du dich in Chile nicht mehr der Sonne aussetzen darfst. Totale Verbrennungen! Die Strahlung wirkt sich auch auf die Schafzucht aus. Die Tiere erblinden nämlich. Und womit werden die Schafe behandelt? Mit FCKW-haltigen Sprays!

Eugen: Das Umweltproblem reicht eigentlich, um einen Aspekt Brodelns rauszugreifen. Es gab ja schon mal den Begriff der Öko-Diktatur als politische Kraft. Also wenn nichts mehr geht, weil zusammenbricht, dann gibt's nur noch ein Handeln ohne Kalkül und Parteientaktiererei. Daß da Sachen im Raume stehen, die geklärt werden müssen, steht außer Frage, Schon allein die Ozonloch Geschichte. Es war so haarsträubend, als die sich in Brasilien zum Umweltgipfel getroffen hoben. Daß da nichts rausgekommen ist, das fand ich so erschreckend. Die konnten sich ja nicht mal auf ein Ding einigen, was zehn Jahre später greift, daß nämlich Industrie auf die extremen Schadstoffe verzichtet. Und Tschüß, kann Ich da nur sagen.

Matze: Ich habe über diesen Dinge ziemlich abgehangen. Aber irgendwann dachte ich mir, daß man beispielsweise mit die Band doch 'ne Menge Leute erreichen kann, daß man vielleicht doch etwas bewegen kann, und wenn es nur ein kleiner Anstoß ist.

Eugen: Es gibt einen amerikanischen Philosophen, der zum Thema Hoffnung gesagt hat, eine Lösung sehe er zwar nicht, aber wenn noch eine Hoffnung gibt (das haben wir in der "Megamaschine thematisch verarbeitet), dann die, daß aus dem Chaos, also wenn die Natur zusammenbricht, ohne Überlegung sofort gehandelt werden muß - ohne Rücksicht auf die Industrie. Die Zeit erfordert da drastische Maßnahmen, um alles sofort radikal zu unterbinden was der Zerstörung von Natur und Menschheit Vorschub leistet. Ein Umlernen scheint wirklich nur über die Katastrophe zu führen. Da halte ich für eine realistische Variante und, wenn du so willst, eine Hoffnung.

NM!: Ist das die Botschaft bzw. das Lied, das um die Welt gehen soll (um mal das Entree eurer neuen LP in Spiel zu bringen)?

Eugen: Im Prinzip schon. Wir wollten auch ein bißchen Mut machen, also nicht nur Abkotzen, wie es früher der Fall war sondern ein paar positive Highlights mit reinsetzen. Sehenden Auges die Gefahr erkennend, wollten wir mitteilen Hoffnung gibt's doch noch.

NM!: Stehen General Motors und Hoechst auf eurer Bemusterungsliste?

Eugen: Na, ich denke doch mal nicht NM!: Schade eigentlich.


Pon Skeplitzki

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