(KM) Wohlweislich hatte man gewartet, bis alle Gäste gesättigt waren. Der Vortrag, mit dem das erste Kulturfrühstück des Deutschen Kochbuchmuseums und der Dortmunder Energie und Wasser (DEW) seinen Ausklang fand, hätte wohl so manchem den Appetit verdorben.
"Von Adlerknödeln und Maikäfersuppe" berichtete Gastreferent Dr. Georg Ruppelt von der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel - zwei von allerlei kuriosen Rezepten, die er in historischen Kochbüchern aufstöberte.
Noch vor gut 100 Jahren kämpfte Charlotte Böttcher in ihrem Buch "Kraft und Stoff" gegen das verbreitete "Vorurteil" gegenüber Maikäfern.
"Unsere Studenten essen sie mit abgerissenen Füßen roh" argumentierte sie für die Schmackhaftigkeit der Krabbeltierchen. In Butter angebraten und im Mörser zerstampft eigneten sie sich vortrefflich für eine "nahrhafte Suppe".
Wie sehr sich die Geschmacksgrenzen im Laufe der Jahrhunderte verschoben haben, zeigen auch die Abhandlungen eines barocken Autors über den "Humor bei Tisch". Lebendige Aale als Füllung für ein Spanferkel bereiteten ihr zufolge "schöne Lust fürs Frauenzimmer."
Aus heutiger Sicht ließe sich manches nur noch als Perversion betrachten, berichtet Ruppelt. So findet sich in einem mittelalterlichen Manuskript ein Rezept für eine angebratene Gans, die lebend serviert und verzehrt wurde . Tricks und Kniffe, den Gast hinters Licht zu führen, kannten bereits die Köche im alten Rom. Unter der Sparte "Truggerichte" schildert einer von ihnen wie sich ein Sardellenauflauf auch problemlos mit Quallen zubereiten ließe. Im übrigen war kaum ein Tier vor den römischen Kochtöpfen sicher: Flamingos, Papageien und selbst der stolze Adler galten als Delikatessen.
Die Entwicklung des "Fast Food" verfolgte Ruppelt bis ins 19. Jahrhundert zurück. Mit rund zwei Tagen Zubereitungszeit war die "Schnellküche" Henriette Davidis von der "Fünf-Minuten-Terrine" allerdings noch meilenweit entfernt.