In tiefster Hölle beginnt es zu singen

Zwischen zwei Diktaturen - Der Dichter Moses Rosenkranz:

Von Dieter Schlesak

 

Beim Anblick eines Selbstmörders in Uniform (1918)

 

 

 

Mein Volk hängt am Strange

Mein Dorf ist verbrannt

Ich komme am Klange

des Worts vor dein Land

(Moses Rosenkranz, An der deutschen Grenze)

 

  

Der neunzigjährige Moses Rosenkranz, der heute im Schwarzwald lebt, ist der letzte Überlebende der Bukowiner Dichter und Zeitzeugen einer untergegangenen Landschaft. Doch "wie referiert man über die Lyrik eines Dichters, von dem kaum ein Gedichtband in einem westlichen Land erschienen ist." Vielleicht geht man so mit ihm um, wie er es verdient, und zeigt die Ursachen dafür auf, warum er bisher nicht entsprechend gewertet worden ist; denn - diese Ursachen gehen uns alle an. Als wäre er, der KZ und GULAG, das Inferno dieses Jahrhunderts am eigenen Leib erlitten hat, selbst einer, der im Posthumen lebt, sich darin erst spiegeln und verwirklichen kann und wird, in einem kafkaesken Sinn, des noch ausstehenden Prozesses. Sein Leben ist so unglaublich, daß ihm Literatur nicht beikommen kann, das Wort versagen muß, sein Werk, seine Dichtung aber geht mit diesem Unsagbaren und Unsäglichen um, sie steht also mitten in diesem Prozeß: Als wäre die Zeit dieses Jahrhunderts, alles was vergangen ist, noch lange nicht bewußt und so Teil der Gegenwart geworden. Diese Gegenwart jedoch muß, gerade wegen der nicht vergehenden Vergangenheit, sich andauernd mörderisch selbst überschreiten, so aus dem Unbewußten dieses Vergessens eine Katastrophe nach der andern hervorbringen. (" Was ist das für ein Schlaf? Es dauert dauert...// Wach auf! Wach auf! Mein Freund! Wie lange/ willst du mich prüfen? Siehe, ich versiege!/ Mach mir nicht länger bange bange;/ Freund! meinethalben diesen Schlaf besiege.")

Dieses Gedicht des Neunzigjährigen, das er mir bei meinem Besuch im Oktober 94 mitgab, ist an uns alle gerichtet, es ist viel mehr als ein Hilferuf, und ich empfinde es zusätzlich wie eine persönliche Verpflichtung, mit diesem Vergessen neu umzugehen. Diese Verpflichtung dauert an, vor allem nachdem mir seit zwei Jahren, seit Dezember 92, Moses Rosenkranz viel aus seinem Leben erzählt hat.3 Dabei ergibt die Härte des Anekdotischen, sein karger, oft von einer Art Lachen, ja Erheiterung über die Absurditäten in dieser Hölle begleiteten Stil, als gäbe es noch etwas anderes, viel wichtigeres, eine Art Kongruenz, eine Parallele zu der ungeschönten, "nackten" Forml seiner Erzählgedichte. Er bat mich, das meiste nicht zu veröffentlichen, "das soll unter uns bleiben", denn vieles, was er auch im normalen Alltag und mit den Menschen, zuweilen auch ehemaligen Freunde, in der Bukowina, in Bukarest oder auch im Exil in der Bundesrepublik erlebt habe, sei so "unbeschreiblich", ja "unglaubwürdig", daß es ein normaler Alltagsverstand als erfunden und als Spinnerei abtun müßte. Die Hölle also beschränkt sich für diesen Neunzigjährigen, der dieses Jahrhundert in all seinen Aspekten durchlebt hat, und der vom Absoluten und einer strengen Moral geleitet wird, keineswegs nur auf das KZ. Dieses verblaßt sogar manchmal im Vergleich mit dem Erleben in der "Freiheit" oder erscheint gar als "Reservat". Ja, der Osten und Rußland sind trotz allem immer noch seine große Liebe geblieben.

 

Schon seine Kindheit ist für eine normale Alltagssprache, überhaupt für Prosa, unbeschreiblich: "Ich habe bislang bereits mehrere Male dazu angesetzt, über mich zu schreiben", sagt er: "Es gelang mir nie. Die Realität meines Lebens entzieht sich jeder Möglichkeit einer Schilderung".4 Brauchte er deshalb die andere Seite des Wortes, das Gedicht? ("Hohl blechern und schäbig/ rasselt der Slang/ nur sie bewahrt ewig/ rein den Gesang". Deine Sprache)5

Zusätzlich zu diesem Hauptproblem und Sprachproblem, dem wir uns zu stellen haben, gibt es auch leichter faßliche Dinge in seiner Biographie, die erstaunen, und die dazu geführt haben, daß wir uns kennengelernt, und ich jetzt über ihn schreiben kann: Etwa, welche intuitive Menschenkenntnis und Deutungsfähigkeit Rosenkranz besitzt; als Graphologe hatte er schon in den dreißiger Jahren den rumänischen Königshof für sich eingenommen.6 Das Wahlverwandtschaftliche in unserer Beziehung und die Verbindung zu meinen eigenen Denken, zu meiner Erinnerung und meinen Arbeiten über jüdischen Geist und jüdisches Leiden, über die Endstationen unserer Zivilisation7, Östliches, die Securitate-Zeit in Bukarest, der gemeinsame Bekanntenkreis, dann meine Arbeiten bis hin zu den Meditationen über die Sixtinische Kapelle, vor allem auch das "Jüngste Gericht" im Blick8, verband uns.9 Auch daß er, wie er es in einem Gedicht nannte: mit dem "Endmenschen", mit Gericht und Untergang in seinem Denken und Werk umging und umgeht, hatte mich zusätzlich für ihn eingenommen, und es gehört ebenfalls zum "Wahlverwandtschaftlichen".

Schon seine Kindheit war sehr hart, er war das sechste (unerwünschte) von neun Kindern eines armen ostjüdischen Bauern aus dem Grenzland zwischen der habsburgischen Bukowina und dem Zarenreich10, unvorstellbare Armut, Hunger, Frost, Nötigung; der Vater war ein Findelkind, Stalljunge und Analphabet, die Mutter armer jüdischer Herkunft. Der weitere Lebensweg: Flucht 1916 nach Prag, unabgeschlossene Schulbildung, Gelegenheitsarbeiter: entbehrungsreiche Wanderjahre durch Österreich, das Elsaß, Südfrankreich, auf Landstraßen als "Tellerwäscher" in die Fremde; es folgten Jahre später, nach 1941, Verhaftungen, Verhöre, Gefängnisse, Lager in zwei Diktaturen.

Besser erging es Rosenkranz in Czernowitz und im Bukarest der dreißiger Jahre, wo er Übersetzer und Sekretär des Großgrundbesitzers und Schriftstellers Ion Pillat wurde. Doch schon unter der Militärdiktatur Antonescus begann das neue Kalvarium, zuerst das Getto von Czernowitz, dann der Aufenthalt im Arbeitslager Bentu, wo auch Paul Celan in Haft war. 1945/46 war Rosenkranz im Auftrag des Internationalen Roten Kreuzes in Bukarest karitativ tätig; er wurde 1947 von der Straße weg verschleppt, angeklagt, der "Anführer" einer antikommunistischen Widerstandsgruppe zu sein: er kam in verschiedene sowjetische Gefängnisse, darunter die Lubljanka, und war zehn Jahre lang im GULAG am Polarkreis (Norilsk auf Taymir). Schon die Reise nach Norilsk war unvorstellbar. Moses Rosenkranz berichtet zum Beispiel, wie er am Anfang dieses Leidensweges, es war noch am Schwarzen Meer, aber schon auf russischem Territorium, in eine Zelle mit Steinboden geführt wurde, wo er nackt zwei Tage und zwei Nächte verbringen mußte. Erstaunlicherweise hatte er die ganze Zeit geschlafen, und fand sich, als eine Charge ihn besuchte, in dieser Kälte und Nässe wieder, "wo man das Meer stark rauschen hörte", "zusammengerollt wie ein Hund, ich muß da sehr gefroren haben..." Und zum Chargierten sagte er: "Zum Teufel, bringen Sie mir doch Kleidungsstücke. Geht nicht. Es ist verfügt worden, daß Sie zwei Tage und zwei Nächte nackt hier liegen müssen," antwortete der.

Auf die Frage, wie er denn unter solchen Bedingungen, nicht krank geworden sei, sagt Moses Rosenkranz: "Ich habe mich auch bei 60 Grad unter Null am Polarkreis nicht erkältet... Und im Winter bin ich 4 Kilometer barfuß zur Schule gelaufen als Kind. Ich hatte ja keine Schuhe. Im Schnee. Im Schnee war es noch warm, aber es gab Partien, wo kein Schnee war. Ich war auch eingeübt darin, 14 Tage ohne Essen zu leben.

Von zu Hause?

Von zu Haus, ja, vom sogenannten zu Haus her", sagt Rosenkranz sanft und voller Hohn. Lacht: "Aber hier hat der Arzt festgestellt, daß ich eine verknotete Lunge habe."

Die Dichtung von Moses Rosenkranz, der eigentlich Edmund Rosenkranz hieß, jedoch schon als Schüler angesichts der Quälereien, die einem jüdischen Klassenkameraden angetan wurden, sich von da an "Moses" nannte, ist ein Spiegel dieses Lebens. Seine Lyrik kam lebensgeschichtlich buchstäblich schon beim ersten Wort aus dem Erschrecken, dem Schock. Er war bis zum vierzehnten Lebensjahr stumm gewesen: Der Schrecken löste ihm die Zunge. Als er im Ersten Weltkrieg auf dem Bauernhof seiner Eltern einen jungen toten Soldaten sah, der in den Freitod gegangen war, fing er zu sprechen an, und fand dabei gleich die Sprache im tiefsten Erinnern "wieder"; er begann in diesem plötzlichen Erwachen Gedichte zu schreiben, als wäre in ihm die schmerzlichste Anamnese aufgebrochen. Noch heute, im Jahre 1994, beschäftigt ihn das Erlebnis aus dem Jahr 1918: "Ein übler Ruch stand vor dem Keller:/ Der Knabe mochte nicht hinein;/ er säumte, bis es reiner heller/ und sichrer war - im Sonnenschein.// (...) Er stürzte hin, und dem Entsetzen/ entschwebte nur ein kleiner Schrei:/ Er fiel auf einen Tod in Fetzen - /darüber wars mit ihm vorbei." (Vor dem Keller des Toten, Manuskript 1994). Sprachlos, angesichts der blutigen Ereignissen dieses Jahrhunderts, die in dieses Leben einfielen, mußte die Sprache immer wieder neu gefunden werden: "So gib mir das Wort, mir zu helfen; denn was ich sage, wird leichter:/Fast mühelos heb ich den Toten/ zu Dir nun auf diesem Blatt."11

1918 war nur der Beginn der Berührung durch diese Epoche, in die Rosenkranz hineingeworfen wurde, und es war der gewaltsame Tod, hier noch der Tod eines Einzelnen, (des jungen Selbstmörder-Soldaten), jedoch auch hier schon ein Kriegserlebnis, also ein "historischer Tod". Dieser massenhafte Opfer Tod, Qual und Folter in unserem Jahrhundert, dieses für uns alle Unvergeßliche, es ist heute vom Wohlstand überdeckt, es liegt wie im Nirgendwo, fast hätte ich gesagt: "begraben", verschüttet im Vergessen. Zugleich ist dieses Vergessen an einen tiefen Mangel, an etwas zutiefst "Fehlendes" gebunden, eine Gottes-Absenz, die unsere Zeit sehr real und nicht nur metaphorisch in den "Untergang" treibt. "Im Untergang. Ein Jahrhundertbuch"12 nennt Moses Rosenkranz heute im Erinnern an die eigene Lebenszeit zwei im Westen erschienene Gedichtbücher. Und darin ist das Wort im Rückblick Trost und Zugang zu einer anderen Welt, zum Herzen, zum Kopf, dem dichtesten Ort der Alls: "Entlohnt er manchmal das Gequälte/ mit Zärtlichkeiten daß es weint/ denn Liebe ist ein Weh dem Armen/ dem selten nur die Sonne scheint"13.

 

Moses Rosenkranz ist kein Idylliker; er durchschaut diese blasse saturierte Gegenwart, die die Erde zugrunde richtet: "Der Mensch, als alle Mitgeschaffnen schlauer,/ bezwingend alle, schaut sich selbst am Ende/ zur Neige gehn: Die Bürgen seiner Dauer,/ den Schwamm im Kopf, die Meisterschaft der Hände." (Der Endmensch14)

"Bukowiner Dichtung"? Ach, nein, die gibt es, so Rosenkranz, nur in den Köpfen der Literaturhistoriker, "es gab nur einzeln Schreibende..."15. Er hat sich immer als Einzelner, ja, als Ausgesetzter empfunden und "das Gefühl fremd und verlassen zu sein, selbst in der eigenen vielköpfigen Familie (es waren neun Kinder) und in der Dorfgemeinschaft", hat ihn geprägt, als wäre er unsichtbar: "und mich nimmt keiner wahr;/ als stünde nicht ein Hilfeschrei/ in meinem Augenpaar" (Der Einsame)16. Daher geht die Sehnsucht nicht in die Ferne, sondern in die Nähe, die heute verloren scheint! Und "sein Wunder", das Gedicht, habe er diesem Einsamsein zu verdanken, das ihn zu "Gesprächen" mit Bäumen und Wellen des Pruth und des Czeremosch, deren "Rhythmus" und Eigenklang er ins Gedicht übertragen wollte, zu verdanken, sagt er in einem Gespräch:17 Und diesen Klang meinte er "auch während der sibirischen Haftzeit im Sturmgebraus der russischen Orkane vernehmen zu können." - Natur- und Seelenzustände, aber immer "mit einem Hintersinn von Rebellion". Als wäre er als Person immer voller Neugierde und Anteilnahme ganz außerhalb gewesen, auch unter den härtesten Bedingungen, Ursprung seines Mutes, der ihm das Leben rettete.

Es ist rätselhaft, woher ihm diese Kraft zum überstehen, ja zum anscheinend selbstmörderischen Übermut in Momenten höchster Gefahr zuströmt. Vielleicht aus eben diesem elementaren Sinn innerer Menschlichkeit und Brüderlichkeit, die, gewachsen durch eine wache Beobachtungsgabe, sogar im Feind den Nächsten, und so seine Schwächen und sogar dessen Elend sieht, und daß alle Menschen im Elend gleich sind.

Auf meine Frage, was ihn denn überhaupt aus der Hölle gerettet habe, sagt Rosenkranz: "In Taymir... Halbinsel Taymir dort ist die größte Materialreserve des russischen Militärs (...) Atomkraftwerke (...) wir haben in solchen Bergwerken gelebt (...) (Und sie haben keine Krankheit davongetragen?) Nein, weil ich mich gewehrt habe... Die haben mich zugeteilt in das Innere eines Platinbergwerkes, die meisten Leute sind dort nach ein paar Tagen gestorben, ich habe gesagt, ich gehe nicht hinunter, ihr könnt nicht mehr machen, als mich töten, und das dürft ihr nicht. Die haben mich zu sehr unterschätzt, die Securitate, der KGB. Und das hat mir geholfen.(..) Oder wie verhältst du dich zum Genossen Stalin? haben sie mich gefragt. Da hab ich gesagt, ich scheiß ihm ins Maul. Das hat mich gerettet. (Da sie auch so gedacht haben!?) Na, selbstverständlich. Oder wenn die mich hinuntergeführt haben in die Folterkammer, ja, hab ich dem Anführer gesagt: Wenn du mir ein Haar krümmst, erkläre ich, daß du mein Agent warst. Und dann paß mal auf, wer mehr aushält, ich oder du?! Putzkai dragoi. Das hat mich gerettet!"18

Joachim Wittstock frägt in seinem Aufsatz "Bedrängnis und Fürsprache"19 nach dieser Standhaftigkeit, es sei schwer auszumachen, da Rosenkranz weder ein Kämpfer sei, noch ein hartnäckiger Verneiner und Widerständler. Doch vielleicht sei es das "Beispiel der Standhaftigkeit" anderer gewesen, wie das Beispiel des Publizisten Franz Thierfelder, dem Rosenkranz auch ein Gedicht widmete: "Ich preise ihn, der trotz Tyrannenfluch/ nicht leugnen mag, was nicht zu leugnen ist,/ und auf dem Brocken Gottes nicht vergißt".

Standhalten? Durchhalten? Treu bleiben, auch dem eigenen Denken, der eigenen Moral, also streng mit sich und anderen sein? Ja. Wer von denen, die solches durchgemacht haben, wie er, haben bei ihrer Aus-Siedler-Armut die Größe, den Mut gehabt, in der BRD eine "Wiedergutmachung" abzulehnen, weil, so sagt Rosenkranz es: das Unvorstellbare außerhalb einer staatlichen Kompetenz von "Wiedergutmachung" stehe. Sie überschreite sogar die Kompetenz des Dichters, des Wortes.20

 

Nein, Rosenkranz sucht keine neue Paradiessprache, er vertraut darauf, daß Ewigkeiten mehr zählen, als die Illusion "Zeit", mit der die Spaltung begann, und die Vertreibung; und als habe er, der heute über neunzig Jahre alt ist, die Hoffnung auf Heimkehr nie aufgegeben, findet er sie zumindest im Wort, das eine Herkunft bestätigt, deren Spiegel für immer das Verlorene, das im Gedächtnis Aufgehobene, die "dulce Bucuvina" bleibt. Das Inferno dieses Jahrhunderts wurde ihm in Lagern und im GULAG am Polarkreis zuteil, doch in den Gedichten, im Gespräch, in kurzen prägnanten Briefen, in denen er sich als Meister der kommunikativen Einsamkeit zeigt, schimmert das Erstaunliche, für Leute des ungebrochenen geruhsamen Wohllebens etwas absolut Unverständliche auf: daß es am tiefsten Grund der Hölle singen kann, ja, daß die Hölle, und nicht das örtlich betäubte Dahinleben, die andere Seite des Paradieses ist. Rigoros und unerbittlich ist dieser alttestamentarische Dickschädel einer tieferen, weil erkennenden Liebe, immer schon verbunden gewesen. So blieb er der absolut Fremde, der sich den Tieren, hier einem Pferd, näher fühlt als den Menschen: "Von Einsamkeit und Euren Ampeln blind/ bin ich an Autobussen aufgeprallt/ Bis Hohn und Peitschen mich hinausgeknallt, aus dem Verkehr worin wir Fremde sind"; einer, der jedem die Türe weist, jeden mit seinem maßlosen Zorn überzieht, bei dem er auch nur den Hauch eines Kompromisses, einer "feuchten" moralischen Stelle und des Verrats an Freunden oder Mitmenschen bemerkt. Oder der seine empfindlichsten Traumen berührt, ihnen weitere Verletzungen hinzufügt: der Herkunft und der Sprache. Die Sprache ist das Medium des Überlebens, der Existenz und des Zugangs zu jener Zone, in der alles gründet, die alles durchstrahlt, und von dem wir nur das Ebenbildliche in uns tragen, das auch den Dichter zum winzigen Nachahmer eines wirklichen Schöpfers macht. Und dieses im Sinne der platonischen und nicht der verfälschenden Realismus-Mimesis. In der Archetypenlehre der Tiefenpsychologie sind die Traumbilder, Phantasiebilder, die der Erinnerungen unmittelbare psychische Realität, Zeichen des begrifflich Unsagbaren; ähnliches gilt für Bilder und Metaphern der Poesie. Das Gegenteil des Abstrakten. Besonders deutlich in der Conversio und dem Anwesen bei der Begegnung mit großen Weisheitslehrern, die keine Schriften hinterlassen haben, wie Sokrates oder Christus. Das Angleichen an den Meister und den "innern Meister" (omoisis to theo bei Platon), dieser Prozeß der Individuation ist das, was MIMESIS21 ursprünglich bedeutet hat. "Ich kann nicht die Sprachen der Leute/ aber recht gut ihre Leiden./ Dir, Vater, laß sie mich schreiben,/ gabst Du dazu doch die Hand mir./ Sehr fürchten sie voreinander,/ und was im Ebenbild ängstigt,/ so mancher macht's aus sich selber:/ Den blicklosen, leblosen Leichmann."22

Erstaunlich, daß sogar der tiefste Grund der Hölle, ja, alles Zerstörerische, von Moses Rosenkranz bis zur Neige erfahren, hier enggeführt- und auch heimgeführt wird: "Der Dichter so den Meister sieht/ ihn Reife dünkt was Bosheit scheint/ er bringt ihm dar sein stärkstes Lied/ doch drin mit dem Geschöpf er weint." (Zueignung).23

Dieses Ich, das sich in der tiefsten Überzeugung festen Sinnes weiß, gründet in seinem Bewußtsein auf einer elementaren metaphysischen Beständigkeit. Das natürlich Wertbeständige, Moral, franziskanische Sinnlichkeit des Sanften und Zärtlichen ist das Zentrum dieser Dichtung. Doch hat Rosenkranz, dieser aus einer "andern Zeit" ins Heutige, Leere, Aseptische hineinragende empfindliche Dickschädel des Ewigen, hat in einer Wegwerfzeit der Vorläufigkeit und des Flüchtigen, der Schattenmenschen leben und überleben müssen; dies die bitterste Zeile: "Nichts gibt vorübergehend sich der Liebe..."24 Wie außerordentlich wichtig dagegen für ihn der lebende, wirkliche Mensch ist, alles Einfache, Natürliche, Geschaffene, nicht Gemachte, so die Erde, der Baum, der Wald, der Fluß, das Tier, aber vor allem die Frau, das Kind, Spiegel des Rätsels da zu sein, zeigen viele seiner Gedichte.

Aber dieser zerstörerischen Zeit hält Rosenkranz nicht das Experiment und den Spiegel der modernen Metapher entgegen, sondern "Stehend am Beginne wieder/ in der Sprache der zerstörten/ sinn ich nach der Vorzeit Liedern/ Liedern lange ungehörten.25 Und im Gespräch preist er ernstlich die Nibelungenstrophe als Nun plus ultra. Rhythmus der Erlösung und Ritual, Religion der ersten Worte- die "große Richtung". All dieses paßt zu seiner Poetik: er ist nur das Sprachrohr, das Instrument, "und weiß nichts über meine Gedichte, hab keine Ahnung, woher sie kommen."26 Und das Gefühl des Unheimlichen hat er bei solch einem "Überfall" ("Ich habe ... die Sprache meiner Gedichte nicht gewählt, sie drängte sich mir regelrecht auf. Ich bin auch später von den eigenen Gedichten überfallen worden... 27: "Wie ängstigte als es aus mir gebrochen/ das Wort woran es mir gebrach/ wer hatte es durch mich gesprochen/ ich lausche seiner Herkunft nach."28 Daher die oft nicht gerechtfertigte Weigerung auch nur ein Wort in seinen Gedichten zu ändern, was zum aufrechten und rebellischen Charakter des Autors gehört, der sich nie und nirgends, weder im Leben noch im Schreiben von irgendjemanden hat dreinreden lassen. Diese Härte war oft seine Rettung, aber öfter noch Ursache von Leid und Mißerfolg. So daß Gedichte dann wegen eines einzigen, störenden Wortes oder fehlerhaften Satzes verdorben und unlesbar werden, und es ist auch nicht immer eine Qualitätsverbesserung eines früheren Gedichts, wenn, wie es bei Moses Rosenkranz geschieht, zahlreiche spätere Fassungen entstehen, es kann sogar sein, daß sie in einem zweiten schöpferischen Schub vom Autor "verschlimmbessert" werden; so sind nicht alle Überarbeitungen in den beiden bisher von ihm selbst ausgewählten, in Deutschland erschienen Bänden "Im Untergang"29 und "Im Untergang II" gelungen; die eher verhindert haben, das Rosenkranz bekannt und auch jenseits des Regionalen akzeptiert wurde. Viele, die über Rosenkranz geschrieben haben, beklagen es.30 Er selbst sagt heute: "Ich bin ein mieser Leser insonderheit eigener Texte."31

 

Daß diese Biographie ihre Spuren hinterlassen hat, Unbeugsamkeit, Geradheit: zu Auseinandersetzungen, ja, Ungerechtigkeiten und Mißverständnissen führen müssen, bei einem, der Unmoral, Lüge nicht ertragen kann, auch wenn er sie bei einem Mitmenschen nur vermutet, ist verständlich. Mit keinem seiner Bukowiner Kollegen hatte er durchwegs gute Beziehungen. Wenige akzeptiert er. Und von fast allen fühlt er sich durch "Neid" verfolgt. Für Alfred Kittners (und Amy Colins) große Bukowina-Anthologie untersagte er den Abdruck seiner Texte, so daß er im Inhaltsverzeichnis zwar erscheint, doch kein einziges Gedicht ist dort abgedruckt worden; dies ist solch ein Akt der Unbeugsamkeit, die ihm nur selber schadet.32

Dieses kompromißlose Denken, das einem Absolutheitsanspruch zuneigt, spiegelt möglicherweise seine Liebe für das Absolute, das mit Furchtlosigkeit gepaart ist, auch mit Furchtlosigkeit, allein und einsam zu bleiben, ja, ausgesetzt bis zum Tod.

Daß es sich hier, ähnlich wie bei Sperber, etwa in seinem Gedicht "Der Tag der Landschaft"33 um ein platonisches "Urbild"-Konzept handelt, so daß es möglich wird, "Veraltetes und Herkömmliches", Heimatlandschaft und die bisherige konventionelle poetische Sprache als eine Art Widerstand wider die zerstörerische, ja, vernichtende Geschichte und Zeit einzusetzen, scheint wahrscheinlich. Urbild im Sinne auch der ursprünglichen Bedeutung von "Mimesis", wie ich sie weiter oben beschrieben habe.34

Erlebnispoesie also? Einfühlung, das "Schöne", der Rhythmus, die ungebrochen Poesie? Peter Motzan zitiert Sperbers Einführung zum Band "Gleichnisse der Landschaft", wo Mythisches, Naturmagisches, Ontologisches, dem Experimentellen "dekadenten", der zerstörerischen Zeit entgegensteht, weil "das gleiche Rätsel des gestirnten Himmels" alles überdauert, sich im "betränten Auge des Dichters spiegelt".

Jedenfalls ist das wichtigste Problem der Bukowiner Dichtung die Alternative Traditionsbruch oder Traditionserhaltung, wie auch Peter Demetz in der FAZ betont.35 Und es ist erstaunlich, wie viele Interpreten versuchen, diesen traditionellen Stil auch poetologisch "zu retten." Klaus Werner etwa sagt36, daß es doch erstaunlich sei, wie im Gegensatz etwa zu Paul Celan "die Mehrzahl der jüdisch-bukowinischen Lyriker Verfolgung und Vernichtung in der Mördersprache, der Sprache ihrer Richter und Henker, vortrug (...) ohne den poetischen Moderantismus (...) entscheidend anzutasten." Obwohl dieses, seit Adornos (und Brechts) Diktum, daß nach Auschwitz keine Gedichte mehr geschrieben werden könnten, weil das Unfaßbare unmöglich ausdrückbar sei, doch kaum mehr möglich sei. Amy Colin geht davon aus, daß die deutsche Sprache noch die Kraft habe, "die Erfahrung des Holocausts zum Ausdruck zu bringen."37 Das gilt nicht nur für die Lagergedichte von Kittner und Weissglas, für die Gedichte Rose Ausländers, sondern vor allem für Moses Rosenkranz. Rosenkranz Gedichte sind im Vergleich zu Kittners oder Weissglas` Lyrik, die beide ebenfalls die infernale Lagererfahrung kennen, von einer größeren dichterischen und vor allem tiefgreifenderen emotionalen Ausdruckskraft. Ist gerade die offenere, ästhetisch nicht entfremdete und kalte Gestalt, der ungeschütztere Spiegel des lyrischen Ich, sogar besser geeignet, die Erschütterung, auch als Verzerrung, als Höllenphänomen im Detail wiederzugeben? Doch die Entgleisung ins Konventionelle, "Gefällige" kann auch rascher eintreten. Solches nur klapperndes oder gar schiefes lyrisches Bildwerk verrät dann durch die Form einen tieferen Mangel, es fällt in einen (ästhetisierenden oder idyllischen) Bewußtseinszustand zurück, der trotz des Höllenerlebens dann in dieser Form jeden sensiblen Leser so anmutet, als wäre nichts geschehen, als habe dieses Bewußtsein keine Verletzungen und Wunden, oder als lüge diese Sprache, die wie eine Wand vor den Abgründen steht und vor den Schmerzen. Und das so auch das "Überschreiten", das Unbegreifliche, Unheimliche nicht fassen kann, ins Klischee, ja ins ärgerlich Banale und Formlose, in Spracharmut, sogar in Kitsch oder einfach schlechtes Deutsch zurückfällt. Ich stimme einem Kritiker zu, der meinte, wir sollten diese Dichtung, nicht nur "als historische Dokumente" würdigen, es bestehe die Verführung, dieser Dichtung "die vom Leben, nein, vom Sterben ihres Volkes kündet;" mit Alibis zu begegnen, so als müßten "wir ihnen nicht aus Respekt vor den Toten, bzw. den Leiden, der Zeugnis ablegenden Überlebenden, und aus Scham darüber was ihnen von Unseresgleichen zugefügt wurde, schweigend gegenübertreten?" Genau dieses sei unwürdig für sie, so daß wir "denen, die diese Dichtungen hervorbrachten, schweres Unrecht zufügen, würden wir, was sie gestaltet haben, nicht ernsthaft kritisch würdigen."38 Der Kritiker stellt sogar Nelly Sachs' und Paul Celans paradox verschränkte Bilder (etwa "ein Grab in der Luft") der Einfachheit, der Strenge der Form, und dem auf "Sprachartistik entschieden verzichtenden durchsichtigen Bau" des Gedichtes "Halluzination" von Rosenkranz gegenüber, das mit seinem an Chagall erinnernden "Särglein in der Luft", und einen Fotogruß in die idyllische Stadt Genf, einen mörderischen Kontrast thematisiert: "Es irrt ein Särglein in der Luft/ das fällt auf mich herab/ so lieg ich bald in einer Gruft/ und niemand kennt mein Grab// Mein Schatz kriegt einen Fotogruß/ aus Genf ich lach im Schnee/ und steh derweil am Lethefluß/ das ist der Jenissej.39

In mehreren Aufsätzen habe ich die Ansicht vertreten, daß es unmöglich sei, die Lagererfahrungen in "traditioneller Form" zu erfassen.40 Ich muß mich heute korrigieren. Doch indem ich freilich das, was ich bisher darüber gesagt habe, nicht etwa zurücknehme, sondern es eher "aufhebe".

Dabei steht im Zentrum natürlich die Veränderung des Todes durch das historische Geschehen, durch Massenmord und Todesfabrik. Seine Brutalisierung und Banalisierung, so daß ein neues Konzept und eine neue Haltung der Grenzüberschreitung, auch im Unfaßbaren der Sprache und ihrer Mittel nötig geworden ist. Das unmittelbar, auch bildlich Anrührende als etwas "Natürliches", ja Kindliches, in die Kindheit zurückreichende, so etwas Rumänisch-Mioritisches, wie es auch bei Rosenkranz vorkommt, als Todesvorstellung unserer Nach-Auschwitzzeit nicht mehr gelten; ein Aufgehen durch Tod in der Natur als Akt der Sanftheit etwa: "Er schlug die Arme um die Erde/ Wie um die jüngste Magd, im Krampf;/ Und fühlte: Rinder, Knechte, Pferde,/ Und starken Schweiß, der Scholle Dampf.// Der Andre rollt ihn auf den Rücken/ Und ließ ihn so; sein schwer Gewicht/ Lag wie ein Stein im Flurenlicht,/ Ein weicher Stein aus grauen Stücken." (Des Bauern Tod)41 Dieser "natürliche" Tod gilt nicht mehr für den Lagertod. Ich lese z.B. beim rumänisch-französischen Lyriker und Philosophen Benjamin Fundoianu/ Fondane nach, der in Auschwitz ermordet wurde, und den Rosenkranz auch übersetzt hat. Und lese bei Fondane folgenden Gedanken: Gottes Abwesenheit führt über Ersatzhandlungen zum unausweichlichen und selbstverschuldeten Ende. Es ist jene verborgene Fatalität, die von weither kommt, jeder einzelne trägt sie als Erbe in sich, ja inzwischen ist jeder Stein, jede Blume, jedes Tier, die Erde davon infiziert. ("Man muß sich fragen, von Geschwindigkeit geweckt,/ was rast da übermächtig aus der Energie,/ was sonst im Stillstand dieses Tags versteckt,/ sich schattengroß nun losreißt aus dem Nie." (Benjamin Fondane.)42 Unser Jahrhundert geht mit der Unvorstellbarkeit des Grauens um, wie schon 1916 oder 18, 1943 oder 1945, Hiroshima, Koreakrieg, Vietnam, Budapest 1956 oder Bukarest 1989. Dann das Grauen in Jugoslawien. Der Golfkrieg. Die Erde im Rauch und Blitz von Bomben und Menschenasche. Man muß es sich vorzustellen versuchen, Fondane hat jedes letzte JETZT, auch unseres, erlebt. Voller Verachtung und Todesverachtung kam Fondane an ihrem infernalen Grenzort an, wo alles, was diese Geschichte hervorgebracht hatte, ad absurdum geführt wurde. Auch die Sprache, und gerade sie! Mit seinem Tod erlebte Fondane ihren Tod. In jenem grauenhaften Augenblick, über den er nicht mehr Zeugnis ablegen kann, war alles, was er gedacht und geschrieben hatte, bestätigt worden. Angesichts der Gaskammer gilt kein Glaubens- oder Trostspruch mehr, geschweige denn Literatur. Es war etwas offenbar geworden, was nicht seinesgleichen hatte. Fondane hat das, worüber wir nur nachdenken können, erfahren, und dann ganz konsequent mit dem Leben bezahlt.43

Wie auch andere Bukowiner Lyriker, so Alfred Kittner, mit dem ich oft in dieser Sache gestritten habe,44 hat auch Rosenkranz einen mythischen Fluchtort aus den Zerstörungen der Zeit gesucht, eine Art platonische Essenz, aufbewahrt in der Sprache über alle Zeiten hinweg,45 ganz im Gegensatz zu Celans Sprache und Poetik, die auch einhellig von den andern Bukowiner Lyrikern abgewertet und abgelehnt wird. Zusätzlich gab es dann noch die Auseinandersetzung über Einflüsse des Gedichtes "ER" von Weissglas und auch der "Blutfuge" von Rosenkranz auf die "Todesfuge" von Celan. Rosenkranz und Celan waren zusammen im Arbeitslager von Cirlibaba (1941/42) und dort entstand "Die Blutfuge", wenig später (1945) Celans "Todesfuge".46 Niklaus Wildberger stellt sogar die Behauptung auf, "Die Blutfuge" sei der Ausgangspunkt all dieser Gedichte, und Rosenkranz "der Vater" von Rose Ausländer und Paul Celan. Die "Schwarze Milch", die bei Rose Ausländer und Celan vorkommt, aber auch bei Sperber, ist bei Rosenkranz nicht zu finden.47 Wildberger behauptet, der Grund, weshalb Rosenkranz, der sich selbst als "Vater der Bukowina-Dichtung" bezeichnet, immer wieder die "Abwertung seiner Dichterkollegen" betreibe, wohl darin liegen könnte, "daß gerade Ausländer und Celan formal neue Wege beschritten haben, die Rosenkranz fern liegen", aber "auch die Frage des Erfolgs scheint mir nicht unerheblich".48 Ich muß nach allem, was ich aus dem Umgang mit Rosenkranz weiß, dieser Behauptung zustimmen. Doch kann ich jüngeren Kritikern und Kollegen, vor allem auch Barbara Wiedmann-Wolf nicht in allem zustimmen, die in ihrem Buch über den frühen Celan49, die gesamte Bukowiner Lyrik, außer natürlich Celan und Ausländer, als Epigonendichtung abwertet. Doch ihre Argumente sind bedenkenswert; sie geht vor allem von Kittners Bukowina-Lyrik-Sammlung in der "Neuen Literatur" (11/71) aus, die sie als "romantisierende Natur- und Stimmungslyrik" im Stil der Idyllik der dreißiger Jahre sieht. Ein Stil, der sich zwischen Neoromantik und Expressionismus mit deren "ewigen Werten" und Gefühligkeit bewegt, aber die deutschen Vorbilder Carossa, Hesse, Weinheber etc. nicht erreicht; die "Kritik an der unmenschlichen Zivilisation wird ein 'Zurück zur Natur', zum idyllischen Bauernleben." Gleiches läßt sich in verstärktem Maße über die Lyrik, und nicht nur die Lyrik des Banats und Siebenbürgens jener Zeit sagen. Über Rosenkranz findet Wiedemann-Wolf harte Worte in ihrer Diagnostik: Expressionismus-Einflüsse, Goethe, sehr viel Rilke - bis in die Wort- und Titelwahl. Konventionalität von Bildern, Formen und Reimen, Überfülle von Genitivmetaphern, stark umgangssprachliche Elemente: "Das entbehrt oft nicht einer gewissen Peinlichkeit". Weiter: "prophetisches Pathos", "peinliche Beschäftigung mit der eigenen Sexualität". "Zu beobachten ist ein Nebeneinander von z.B. an Goethe orientierter Sprache (...), eines sehr gehobenen Stils auf der einen und sprachlichen Fehlern auf der anderen Seite." Sie zitiert auch Sperber dazu: "Ungeheuerlichkeiten und Härten des Satzbaus, des Rhythmus, ja der Grammatik".50 Sperber sehe dieses positiv, "als besonders expressive Ausdrucksform" und übersehe den "konventionellen Charakter der Gedichte". Sperber hatte nämlich geschrieben: "Es ist keine der bisher aus dem Zunftgebrauch bekannten Dichtersprachen, sondern eben die spezifische Sprache unseres Dichters: spröde, hart, herb, körnig, fast ungeschlacht, aber doch des weichsten, zartesten und beseeltesten Ausdrucks fähig. Sie meidet die poetischen Redensarten und den lyrischen Tonfall und stößt durch unbefangene Wortbezirke zum lyrischen Erlebnis vor."

Doch im Gegensatz zu Sperber selbst und anderen Lyrikern, vor allem im Gegensatz zur Heimatlyrik aus dem Banat und aus Siebenbürgen, gilt all dieses so apodiktisch und völlig von der Entstehungszeit losgelöst, höchstens für die frühe Lyrik bis 1940. Im Unterschied nämlich zur Banater und Siebenbürgischen "Heimatliteratur", die geradezu stilistisch und haltungsmäßig prädisponiert war, sich dem Blubo anzunähern, so daß ihre wichtigsten Vertreter im Dritten Reich zu Lückenbüßern am leeren Ort der deutschen Literatur wurden, den die Exilierten Autoren hinterlassen hatten, kam die Bukowiner jüdische Dichtung in ganz andere Zusammenhänge und wurde aus ihrer Provinz auf tragische Weise herausgeführt. Das hatte nicht nur bei Paul Celan stilistische Konsequenzen. Die idyllische Poesie wurde auch bei Moses Rosenkranz gebrochen durch die Erfahrungen der Hölle. Jenes Harte, Herbe, Körnige, ja, das "Ungeschlachte", das Gegenliterarische, Antiliterarsche bei Rosenkranz, von dem schon Sperber gesprochen hatte, entsprach nun genau der infernalen Erfahrung.51 Rosenkranz ist, von allen Bukowiner Dichterkollegen, was die Lebensstimmung, nicht etwa nur die Metapher betrifft, eine Ausnahme: Als Zustand jedenfalls kennt er nach all den Erlebnissen am Rande der Vernichtung eine existenzielle Stimmung, die von der Lächerlichkeit der "Literatur" angesichts jener Hölle weiß. In einem langen Gespräch, sagte er: "Ich war ja nie Schriftsteller, ich hab mich nie als Schriftsteller gesehen (...) und vor allem habe ich mich nie als Dichter gesehen. Das ist real. Ich habe ja meine besten Gedichte verbrannt und weggeworfen." Freilich, zugleich "benutzte" er Literatur, sie war "Abfallprodukt", aber lebensrettend. Ich fragte ihn: Aber haben Sie dort Gedichte geschrieben? Und er sagte fast ausweichend: "Ich habe nachher viele wiederhergestellt, aus dem Gedächtnis."52 Und seine Gedichte nennt er "Abfälle" seiner Biographie, "von Liebhabern aufgelesen und publiziert."53 Sein Gedicht geht über die Literatur hinaus, ist abgründige Existenz, und ist ein Wissen um eine Grenzöffnung im Schmerz, und versucht das Unvorstellbare der Lager zu fassen, im Erleben der Hölle, im Wissen auch, daß die Hölle den Kern des Menschen nicht vernichten kann, daß der Kern überlebt, und daß dieser Kern auch in der Sprache wohnt: Bei Rosenkranz bleibt es auch nach dieser Erfahrung - das Uralte. So berührt es ihn wenig, daß das Undenkbare und Unsagbare des Todes nun geschichtliche Dimensionen angenommen hat, und daß dieses 'unmögliche' Unternehmen, die verschiedenen Seinsebenen mit unserer, und unsere mit der Todeszone zu verbinden, natürlich auch ein paradoxes Instrumentarium von Topos und Metapher benötigt. Wie etwa bei Celan, der auch Sprache als eine am Verbrechen Mitschuldige ansieht ("Mördersprache"), die weiter Staat macht, auch das eigene Gedicht und die U-Topie zur Ohnmacht, ja, zum Stottern, zum Stilbruch verdammt, und das bisherige "Schöne" und nur im Subjektiven Ergreifende unmöglich macht: "Oben/ der flutende Mob der Gegengeschöpfe: er flaggte - Abbild und Nachbild/ kreuzen eitel dahin"( Gesammelte Werke II, S. 31).54 So weit so gut. Rosenkranz lehnt Celan und seine Poetik ab. Und für sein Festhalten - auch sprachlich - am Natürlichen, Uralten, Organischen und Ganzen spricht folgendes: Daß nämlich ein zerstörtes Gesicht in einem total zersplitterten Spiegel nicht mehr erkennbar ist, sondern damit auch das Abbild und die Abbildung unter dem gleichen Gesetz der Zerstörung stehen. Absurd ist es, daß so ja wieder im Gleichsetzen von Mittel und Inhalt ein "Abbild" entsteht. Dieses meine Korrektur an der modernistischen Poetik. Wie greift man durch die Zeit "hindurch", erkennt man von einer anderen Ebene die Zerstörung? Was ja auch Celan in seiner Poetik meint. In der Transzendenz der Formkräfte von moderner Sprache? Doch ist dieses auch in einer schwingenden Tiefengrammatik der traditionellen Sprache möglich? Ich meine ja, wenn die verletzte Substanz stark genug dafür ist: Wobei das Ich als Sprachrohr eines Unzerstörbaren im Einzelnen erkannt werden muß, und zwar wider den Zynismus einer modernen Sterblichkeitsideologie: in der der Mensch nur als Eintagsfliege gesehen wird. Denn so wurde er auch von den Mördern gesehen. Daß die Natur im Menschen die Augen aufschlägt, wie Hegel formulierte, steht der romantischen Poetik Rosenkranz' näher: "Wie bin ich wach, da ich so tief ja träume?/ Wie schreib ich diese Zeilen, ohne Wissen,/ inmitten überhoher Weltenräume,/ erfüllt von Sternenklaren Finsternissen?// Wie weiß ich, daß ich unbewußt hier schreibe,/ wenn mir unwissend sich die Zeilen reihen." (Aurora, 91). Das ist das Gegenteil etwa von Benns Poetik des bewußt gemachten, hergestellten Gedichts. Es kann sein, daß der Einfluß von Karl Kraus, die Insellage und der sprachliche Minderwertigkeitskomplex in der Umgebung von Vielsprachigkeit zum Impuls der Reinerhaltung ihrer Sprache bei den Bukowiner Lyrikern geführt hat.55

 

Und die Freude beim "Wunder" des in der "wärmeren" und "menschlicheren" traditionellen Form gefundenen Spiegels, kann sogar größer sein, weil dies möglicherweise viel schwieriger ist, als in der distanzierenden modernen Form, wo sich dieses Ich in artistischen Strukturen verstecken kann, die schon Fertigteile für das Absurde und Paradoxe liefern, leicht ins Unverbindliche abgleiten können. Klaus Werner spricht von einer ins "Groteske mündende Artikulationsart", "Sarkasmus" und "Understatement auch in der traditionellen Bukowiner Lyrik, in der sich, "unter Beibehaltung überlieferter Formen, Gewohntes auf eine Weise aufbricht und Unvereinbares gestisch zusammenfügt". Genau dieses, bis hin ins Drastische, bis in die Nacktheit der Sprache, die wirklich so nackt ist, wie die weißen Knochen und der Hunger, genau dieses ist auch bei Rosenkranz das Faszinierende. Und das erzählerische Element kommt noch hinzu, die "bänkelsängerischen Zugriffe", "unter denen das gemeinhin als nichtgestaltbar Angesehene Gegenständlichkeit jenseits unfreiwilliger Beschönigung gewinnt", zielen in diese Richtung eines Erzählgedichts, in dem freilich auch das eigentliche Element von Rosenkranz, wie sie schon von Sperber 1936 beschrieben worden ist, zum Zuge kommt: "Gegenständlichkeit und Sinnenfreudigkeit," "die erdhafte Bukolik",56 die sogar in der neuen Thematik aufgehoben sein kann. Ja, dieses Elementare, diese Nähe zum leidenden Körper, zu Kindern, Tieren und zur Natur, die chassidisch, aber auch franziskanisch inspiriert ist, und vielleicht überhaupt in letzter Instanz tiefbewegt franziskanisch-chassidisch-religiös - mit einem guten Schuß jener Erfahrung, die aus dem Rumänischen kommt ("Nachbar Gott"), auch die Harmonie in der Form anders sehen läßt, als nur mit Instrumenten der Ästhetik und Rhetorik. Diese Zuwendung eben macht es möglich, daß gerade Zerstörung und Vernichtung so erschreckend nah und ergreifend gespiegelt werden kann. Daß "aus der Kunst wirkungsvolle Kraftströme"( J.Wittstock) fließen können, daß einige Maler und Dichter und Musiker mit ihrer Kunst im KZ überlebten, ist bekannt57. Peter Motzan meint wohl mit Recht, daß diese lebensrettende Funktion der Dichtung bei den Bukowiner Autoren eine viel größere Rolle gespielt habe, als bei den Siebenbürgern oder Banatern.58 Und Joachim Wittstock spricht gar von "psychotherapeutischer Wirkung" und "Trost im geistlichen Sinn"; chassidische Elemente, ja, eine "jüdischer Mystik entsprechende Hochstimmung", sieht Horst Fassel in den Gedichten von Rosenkranz. Wittstock schließt sich dem an, und zitiert aus dem Gedicht Als Diener59: "Daß dem so ist, einzig seine Schuld;/ das Lied jedoch ist auch bloß sein Verdienst./ Ich trag als Diener beide mit Geduld,/ des Herrn Verluste und des Herrn Gewinnst." Und genau hier liegt der Wert dieser Lyrik, die die traditionelle Form im Ernst rettet, indem sie in eine andere Richtung, als die der Literatur überschritten wird: Franziskanisches, Urchristliches, Jüdisch-Chassidisches ist in Rosenkranz' Mentalität und Gedicht aufgehoben. Um die Jahreswende 1930/31 schrieb er sogar an einem Jesus-Drama. Einige Jesus-Gedichte sind in "Gemalte Fensterscheiben" erschienen.60 Sie sprechen für einen tiefen ganz unspekulativen religiösen Nähesinn, sie sprechen vom unbegreiflichen "Nachbar Gott", eines Abwesenden und doch in allen Sinnen Anwesenden.

 

Eine Tragödie ist die Veröffentlichungsgeschichte dieser Werke; Rosenkranz fehlte die "Lobby", er hat sie auch nie gesucht, "ich war immer ein "Alleinläufer" und bin auch heute noch einer," sagt er: "so blieb ich 'unbehandelt', aber auch 'unverhandelt',61 wobei auch hier eine veröffentlichungsscheue Haltung, ein schamhaftes Behaltenwollen der Intimität seiner Gedichte mitspielt; an Sperber schrieb er beim Scheitern einer Veröffentlichung bei Zsolnay in Wien schon 1931: "Ich empfinde sie (die Gedichte) als so gelungen, daß ich ihr Verbleiben in unserem Alleinbesitz und stillen Privatgenuß mit Freude begrüßen würde."62 In diesen, vom Bukarester Germanisten George Gutu aus dem Sperber-Nachlaß herausgegebenen Briefen, ist diese Veröffentlichungs- oder besser Nicht-Veröffentlichungs-Tragöde des jüdischen Dichters Rosenkranz nachzulesen. Auch die Naivität des am Rande Lebenden, der sogar noch 1935 einer Deutschland- und Reichsverhimmlung huldigte, wie es damals viele Deutschdenkende taten, seien es Auslandsdeutsche oder deutsche Auslandsjuden, deren Wege sich dann so furchbar trennten, die einen zu Mördern, die andern zu Opfern gemacht wurden. Die Autoren der drei Regionen einer inzwischen zu Ende gehenden rumäniendeutschen Literatur, Bukowina, Banat, Siebenbürgen, drifteteten auseinander.63

Anfang der dreißiger Jahre wurde den Bukowiner Dichtern, auch Rosenkranz, von den Siebenbürgendeutschen Harald Krasser, Erwin Wittstock und vor allem Herman Roth geholfen. 1935 besuchte der Leiter des Münchner Albert Langen-Müller Verlages, Gustav Pezold Hermannstadt. Es gibt ein Gedächtnis-Protokoll Herman Roths über die Begegnung mit Petzold64, darin wird das Eintreten Roths für Rosenkranz geschildert. Pezold wird z.B. informiert, daß der Leiter des Inselverlages "Kippenberg durch Stefan Zweig" auf die Gedichte von Rosenkranz aufmerksam gemacht wurde. "Obwohl der Verleger 'keinen Zweifel darüber aufkommen' ließ, 'wie sehr er die unnahbare Größe Rosenkranz 'bewundere', hat diese nicht ausgereicht, einen Band des Dichters zu publizieren. Die ideologischen Leitsätze des 'Dritten Reiches' kamen dem Vorhaben nicht entgegen, einen Autor mit so offenkundig alttestamentarischem Namen zu veröffentlichen."65 Auch ein Pseudonym akzeptierte Pezold nicht. Vielleicht wäre der kompromißlose Rosenkranz darauf auch nicht eingegangen. Harald Krasser hielt große Stücke auf Rosenkranz, "einer der interessantesten Menschen, die ich in meinem Leben kennengelernt habe, neben Celan wohl der begabteste Jude aus der Bukowina".66

Soweit die Siebenbürger. Und Rosenkranz ist auch heute noch von Dankbarkeit für sie erfüllt. In Gesprächen mit ihm, der wenig gelten läßt, ja, geradezu von Polemik und Anklage besessen ist, läßt er die siebenbürgisch-deutschen Autoren jener Zeit gelten, ja lobt sie auch für ihre Hilfsbereitschaft und Menschlichkeit in schwerer Zeit.

Doch sogar der feinsinnige Herman Roth, der Rosenkranz am meisten unterstützte, ihm half, ihn propagierte, so daß Rosenkranz, in einem Brief vom 15. Juli 1935 an Sperber, Herman Roth Julius Streicher entgegenstellte ("Bis heute hat in der Geschichte des deutschen Geistes immer noch Herman Roth Julius Streicher besiegt"67). Sogar Herman Roth empfahl Rosenkranz' Gedichtband "Die Tafeln" (1940) dem rumänischen Dichter Ion Pillat, indem er diese "großartigen Bekundungen östlicher Kraft, herbe 'und' leise, verdichtet und gelöst", gegenüberstellt der "unerträglichen Penetranz jener Gefühlslüsternheit, die die ganze übrige literarische Lyrik des Judentums seit Heine sich selbst verratend offenbart." Der jüdische Dichter Rudolf Borchard habe "die größere Spannweite europäischer Bildung, aber Rosenkranz ist viel ursprünglicher, kühner im apollinischen Aufbruch, tiefer, unergründlicher chtonischer im Niederstieg zu den Müttern und in der dichterischen Grundsubstanz unversehrter. Ein Phänomen, das durch seine Existenz ohne Absichtlichkeit vieles gutmacht, was dieser Stamm wandernder Journalisten an der Hoheit der deutschen Sprache und ihres Herzens verbrochen hat."68

Der unvermeidliche Zillich greift in seinem Brief an Sperber vom 8. 5. 1932, also noch vor Hitler, ganz anders in die antisemitischen Tasten; in diesem langen Brief ist dann vom deutschen und jüdischen "Volkswesen" die Rede, die sich in einem "viel tieferen Sinne ausschließen als etwa Franzosentum und Judentum", wobei die "rationalistische und ärgerlich irdische Einstellung der Juden" äußerst "anstößig erscheint." Hitler freilich erscheint bei Zillich als Verkörperung des Hehren und antijüdischen "Volkswesens", als Strafengel im deutschen "Kampf gegen den Westen, gegen den Rationalismus."69

Aber auch Rosenkranz lehnt eine Veröffentlichung im Schocken-Verlag, dem Emigranten-Verlag ab, die Sperber ihm über Professor Witkop und Karl Wolfskehl vermitteln wollte; in einem Brief vom 15. Juli 1935 an Sperber70, schreibt Rosenkranz: "Ich fühle mich als deutscher Dichter und habe kraft meiner geistigen Lage und menschlichen Haltung das Recht, zum ganzen Deutschen Volk zu sprechen" (...)

"Ich darf meine poetische Fracht nicht auf ein Wässerchen setzen, das verborgen fließen muß... Ich brauche kein Publikum und keinen Ruhm. Ich will Gerechtigkeit für die deutsche Dichtung und für mich". Und in seiner blauäugigen schönen Naivität schreibt er gar: daß "das deutsche Wachsein, die deutsche Seele, ebenso auf mich wartet, wie ich auf sie." Das "deutsche Wachsein" im neuen Konsumstaat BRD hatte aber ganz was anderes zu tun, als auf Rosenkranz zu warten! Als er 1961 hier ankam, wer weiß mit welchen Illusionen, schrieb er diese bitteren Zeilen: "Lug in den Bodensee/ guck in den Rhein/ in deine Träume späh/ Deutschland hinein// Findest dich nirgends nicht/ siehst überall/ wirr ein fremdes Gesicht/ mit Kainsmal// Kein Wasser heilt dieses Weh/ kein Traum die Pein/ auch nicht der Bodensee/ auch nicht der Rhein. (Das Spiegelbild.)71

Und so verwirrt ist er von diesem amerikanisierten Deutschland des Westens, daß er gesprächsweise behauptet, es sei ihm noch nie so schlecht gegangen, wie in der BRD.

Charakterfest und eigensinnig wie er war und ist, hatte er in den dreißiger Jahren selbst verhindert, etwa in Emigrantenverlagen veröffentlicht zu werden. Er hatte sogar einen Versuch seiner damaligen Frau nicht unterstützt, im Schweizer Orell Füßli Verlag zu veröffentlichen, obwohl Füßli, von dieser Lyrik sehr angetan, bereit war, falls Rosenkranz auch ein Prosabuch anbiete, einen Gedichtband "kostenlos" zu drucken.72

Dann kommen die blutigen vierziger Jahre, die Jahre des Krieges, der braunen KZ's, und nach 1945 die Lager und Gefängnisse des GULAG und die Aufenthalte in rumänischen Gefängnissen u.a. in Jilava und Gherla. Erst im April 1957 ist Rosenkranz in eine Art "Normalität" entlassen; oh, in welche Normalität! Er kehrte nach Bukarest zurück, wo er (auch im Zeitraum 57-61) nur ein Verdächtiger war, von der Securitate bespitzelt und verfolgt wurde; auch seine Arbeiten "hatten keine zeitgefllige politische Gestaltung und wurden deshalb nicht herausgebracht", sagt er mit bitterer Ironie heute: "Das gilt sowohl für die Prosafragmente "Der Hund" und "Die Leiden der Eltern" und für den Gedichtband "Aurora", als auch für das Versepos "Der rote Strom." Dieses Versepos war eine gigantische Leistung, die "Kurze Geschichte der KPdSU" in Verse zu setzen, das hatte noch niemand versucht. Dann aber erfuhr Rosenkranz von Paul Schuster, der sich unter Gefahr für die eigene Freiheit für ihn eingesetzt hatte, "daß die Securitate einen Prozeß gegen mich vorbereitete (...) das veranlaßte mich das Land zu verlassen."73 Doch Schuster hat sich auch weiter um den Nachlaß von Rosenkranz gekümmert und Verfolgung durch die Securitate dafür in Kauf genommen. In einem unveröffentlichten langen Text ("Testamentarisch") hat er diese Irrfahrt des Rosenkranz-Nachlassen, den ihm der Ausgewanderte im Juni 1961 anvertraut hatte, "mit der Bitte, sein lyrisches Werk kritisch durchzusehen und ihm meine Anmerkungen (...) zu schicken,74 ausführlich geschildert. Rosenkranz hat dieses in Gesprächen bestätigt. Es ist eine Hilfestellung unter vielen anderen mutigen Einsätzen (so 1959 beim Schriftstellerprozeß,75 die Haltung zu Pastiors und Schlesaks Flucht in den Westen 68/70, dann die von ihm initierte Schüleraktion 1971, Geburtsstunde der "Aktionsgruppe Banat"76 etc.) Ebenso war die von Schuster besorgte Erstveröffentlichung von Rosenkranz-Gedichten nach 1948, und zwar im Jahre 1971,77 also nach der Auswanderung von Rosenkranz in den Westen, ein außerordentlicher Präzedenzfall, da alle Autoren, die emigrierten, (im ganzen Ostblock, nicht nur in Rumänien) als Verräter galten, ihr Leben und Werk als gelöscht anzusehen war!

Rosenkranz hat nach eigener Aussage viele Gedichte, Römerdramen, Prosatexte geschrieben, die verloren gegangen sind, außerdem hat er eine große Anthologie rumänischer Dichtung mit eigenen Übersetzungen und Kommentaren zusammengestellt. Nur 27 Arghezigedichte in seiner Übersetzung gibt es noch im Sperbernachlaß. Vom wichtigen dreibändigen Werk aber ist nur noch einer, der erste: die Volksdichtung erhalten.78 Erschienen sind von ihm sechs Gedichtbände "Leben in Versen" (Czernowitz 1930), "Gemalte Fensterscheiben" (Czernowitz 1936), "Die Tafeln" (Czernowitz 1940), 1935 erschien im Auftrag der Königinmutter Maria, ohne Namensnennung des Autors, die Biographie "Maria von Rumänien. Traum und Leben einer Königin" im Leipziger Paul List Verlag 1947, während seiner "Abwesenheit" konnten Herman Roth und Immanuel Weissglas unter dem Pseudonym Martin Brant einen Band "Gedichte" in Bukarest herausbringen. In Deutschland sind, außer verstreut in Zeitschriften, zitatweise in Aufsätzen und dann in Anthologien, nur zwei Gedichtbücher erschienen "Im Untergang" (München 1986) und "Im Untergang II" (Innsbruck 1988).

Die hier veröffentlichte Gedichtmontage ist eine Auswahl vor allem aus acht (zum großen Teil unveröffentlichten) Typoskriptbänden von Moses Rosenkranz: "Das poetische Werk in acht Büchern".

 

 

 

Moses Rosenkranz

 

Gedichte

Beim Anblick eines Selbstmörders in Uniform (1918)

Ich kann nicht die Sprachen der Leute

aber recht gut ihre Leiden.

Dir, Vater, laß sie mich schreiben,

gabst Du dazu doch die Hand mir.

Sehr fürchten sie voreinander,

und was im Ebenbild ängstigt,

so mancher macht's aus sich selber:

Den blicklosen, leblosen Leichmann.

Von dir herniedergesendet,

empfinde ich Angst nicht vor ihnen:

Aber der Last ihrer Schmerzen

fühl ich in mir keine Muskeln.

So gib mir das Wort, mir zu helfen;

denn was ich sage, wird leichter:

Fast mühlos heb ich den Toten

zu Dir nun auf diesem Blatt.

 

Knabe und Schütze

Er stellt den Knaben vor sich hin

das Kind steht vor dem Schützen

der richtet sein Gewehr auf ihn

des Knaben Augen blitzen.

 

Der Kugel auf dem Weg ins Ziel

noch trotzen seine Blicke

sie schlug als er zu Boden fiel

die Augen ihm in Stücke.

13.5.94

 

Entstehung eines Gedichtes

Es weckte mich mit einem stummen Laut

und wurde hörbar als ich nachgelauscht

und wurde deutlich als ich ihm vertraut

und war am Ende als ein Verse verrauscht.

 

Ich sprach und hielt das Wunder fest im Ohr

da setzte es sich fort in Klang und Wort

am Ende trat es als ein Sinn hervor

und setzte sich als ein Gedanke fort.

 

Als ich es schrieb entstand Musik und Bild

und was sich drehte unter meinem Stift

war eine Schöpfung und ich sank gestillt

zurück aufs Lager das im Äther schifft.

 

 

Kleine Wiederholung der Schöpfungsgeschichte

Er stellt auf seinen Werktisch die Natur

und baut den Himmel und die Erde;

er trennt das Wasser von Gebirg und Flur

und ruft das Licht an, daß es sichtbar werde.

 

Ihm danken Baum und Blume ihren Duft,

ihn lobt des Fisches Purpurflosse;

er haucht der Vögel Goldrund in die Luft

und macht die Büffel und die blanken Rosse.

 

Er sinnt, wie er sich schaff ein Ebenbild,

und formt den Mann aus Lehm, mit seinem Daumen,

und setzt ihn in den Garten, wo es quillt

von Milch und Honig, unter blauen Pflaumen.

 

 

In der Zelle

Kein Himmel wölbt sich überm Tier

nicht Erde fühln die Pranken

der Bimssteinwände eng Spalier

reißt Fell aus seinen Flanken.

 

Springt es nach vorn es beißt die Wand

weicht es zurück die andre

es dreht sich um auf der Hand

und träumet daß es wandre.

 

Ein schnelles Lasso zieht es hoch

und läßt es qualvoll schweben

dazu muß unten es sich noch

mundwärts übergeben.

 

Die Höhe läßt es plötzlich los

es fällt ganz unerträglich

und bleibt vom Lebensstamm ein Klotz

am Boden unbeweglich.

 

 

Nachwirkung

Sie quälen mich in Träumen wieder

die Schrecknisse die ich erlitt

sie bannen können keine Lieder

sie stampfen: Wir sind noch nicht quitt.

 

Unsre harten Weberfinger

greifen spitz in dein Gehirn

diese flinken Folterdinger

drehn aus deinen Nerven Zwirn.

 

Fäden für das kalte Linnen

drin du ehern eingerollt

kommest wie es heißt von Sinnen

was du uns nicht gezollt.

 

Vorgefühl

Ich bin der Nächste, fühle schon den Spruch

des bösen Endes, voller bittrer Schmach.

Laßt nur vollenden mich das Klagebuch,

drin überm Grabe noch mein Geist bleibt wach.

 

Er dauert fort, wenn längst der Qual entrückt

mein schwacher Leib, den hier ein Sinn beseelt,

nichts mehr vermag, als bloß noch kleingebückt

im Finstern kauern, schwarzen Nichts vermählt.

 

Laßt meine Klage mir doch unbenommen,

in ihr auch überm Grabe bleibt mein Geist;

vielleicht daß er in Tagen, die noch kommen,

die Mordbefehle eures Herrn zerreißt.

 

 

Ein Held

Geht leise! An der Mauer schläft ein Held,

der vor dem Feinde uns gerettet;

er hat die Krücken standfest aufgestellt,

und zwischen ihnen seinen Rumpf gebettet.

 

So ragt er hier, ein Dom von Menschenfleisch,

die hohen Stöcke säumen ihn wie Türme,

sein rundes Haupt umflattert Krähngekreisch

und in den Stäben tost der Ruf der Stürme.

 

Im Brustgewöbe, wo ein Schmerz noch kreist,

bedeckt von leichtmetallnem Ordensflimmern,

dort weint in stummer Finsternis der Geist,

ihr seht am Munde noch die Tränen schimmern.

 

 

Angst

Ich fürchte mich. Mir ist so bang,

und zittre in vertrauten Wänden;

weht an der Tür vorbei ein Klang,

zuckts mich, als haschs nach mir mit Händen.

 

Wenn Stimmen raunen irgendwo,

mein Name ist es, den sie sprechen;

und warte zitternd, daß sie roh

beginnen meine Tür zu brechen.

 

Bleibts aber still, weiß ich genau,

sie kommen, wenn ich eingeschlafen,

weich durch das taube Gräberblau

der Nacht mich Schuldlosen zu strafen.

 

Ich muß verschwinden: aber wie?

Sie stehn im Flure auf der Lauer,

auch unterm Fenster warten sie

und sind verborgen in der Mauer.

 

 

Der Außenseiter

Immer einsam gehend

fremdem Tiere gleich

doch Gefahr nicht sehend

blieb ich unter euch.

 

Wolltet mich nicht kennen

wenn euch nichts gestört

hubs wo an zu brennen

ward von mir gehört.

 

Fühlt auf micht gerichtet

Schieß- und Fernrohr

fühlte mich belichtet

als den Schreck vom Moor.

 

Aber eure Richter

sprachen zornesrot

er ist nur ein Dichter

schlagt ihn fröhlich tot.

 

 

Dorfpogrom / östlich

Einfiel ins Dorf ein Sturm in dieser Nacht

er hat die Tür der Betstub aufgerissen

und drin getobt und lästerlich gelacht

die Thorarolle aus dem Haus geschmissen.

 

Der Rabbi lief herbei verhöhnt vom Schwarm

las er vom Staube auf die Gottesgabe

die Königin des Worts und bog den Arm

um seines alten Volkes einzige Habe.

 

Da schlägt zu Boden ihn der Christensturm

und rast ihn mit der Thora zu zertreten

die Glocke von des Kirchleins grauem Turm

ruft molsch die Christenheit zum Judentöten.

 

Des Dorfes Juden dünne 9 an Zahl

sich betend zum erwürgten Rabbi stehlen

um die zertretne Königin die Qual

würgt winselnt sich aus den verschnürten Kehlen.

 

Die Buben aber hörten das Gewein

und fürchteten und knebelten die Juden

und schlachteten sie heimlich alle neun

und weinten auch als sie die Leichen trugen.

 

Sie brachten sie in ihre Häuser hin

und meuchelten noch alle ihre Lieben

weil sie so judenmäßig schrill geschrien

sie lebten noch wärn sie nur still geblieben.

 

 

Vergänglichkeit I .II

Mein Haus ist voller Rahmen

die Bilder sind verweht

ich finde ihre Namen

wo man weinend steht.

 

Ich schaue durch die Rahmen

ich sehe durch die Wand

wie meine toten Namen

bedecken weit das Land.

 

Ich lasse meine Rahmen

geh wo die Bilder sind

mir nach trägt meinen Namen

zu ihnen hin der Wind.

 

+

Von Grab zu Grabe geht der Wind

und liest die Namen auf

er weiß nicht welche ewig sind

er schichtet sie zuhauf.

 

Er bläst noch einen Funken drein

und wenn die Flamme schlägt

bleibt nur der namenlose Stein

im Wind der Feuer trägt.

 

 

Die Zungen von Zamosce

In Zamosce ward gesungen

wie noch nirgends in der Welt

fünfundvierzigtausend Zungen

hat der Himmler hinbestellt.

 

Kinderzungen die Organe

wollt er aber ohne Kind

zu erfüllen den Wunsch dem Manne

machte auf sich sein Gesind.

 

Immer zwei litt jeder Junge

einer fuhr ihm in den Mund

riß heraus die Liederzunge

und den Rest bekam der Hund.

 

Mädchen wollten sie nur lieben

da geschah es daß beim Kuß

ihre Zung bei ihm geblieben

der Rest bekam den Gnadenschuß.

 

 

Klage

So leichenweiß

ist kein Schnee, wie die Not;

kein Herd ist so heiß,

mein Volk, wie dein Tod.

 

Die Gräber stehn

mit Feuer im Land,

hindurch mußt du gehn

im Schächergewand.

 

Liegst wie ein Schnee

und fliegst wie ein Brand,

o Wolke von Weh,

mein Volk, in dem Land.

 

So sprießt kein Reis

wo mein Isreal ruht:

der Glanz ist zu weiß,

zu rot ist die Glut.

 

Noch ein Mal: Klage

Wo die Erde blühte

stand auch Blumen gleich

meines Volkes Güte

Zierde jedem Reich.

 

Wehten rauhe Winde

barg es sich im Sand

ging die Luft gelinde

wieder auf es stand.

 

Harrte des Erscheinens

so das Wort versprach:

Ende allen Weinens

Ende aller Schmach.

 

Ist ein Ende kommen

und mein Klag beginnt:

wurden weggenommen

weiß nicht wo sie sind.

 

 

Spinnen

Zu sagen, was geschehen,

mit meinem Dorf geschah;

was ich dort selbst gesehen,

sind keine Worte da.

 

Nur Spinnen Spinnen gleiten,

wie Tränen, mir im Hirn;

sie gleiten wie an Leitern

an tausendfachem Zwirn.

 

Sie häkeln ihre Fäden

um mein Dorf herum,

drin seh ich's arme schweben,

und Spinnen Spinnen drum.

 

Sind keine Worte da,

zu sagen, was geschehen,

mit meinem Dorf geschah,

was ich dort selbst gesehen.

 

 

Wahnsinn ?

Ich denke - ins Gedächtnis gespannt -

ans Kind, geschleudert wie Kalk an die Wand.

 

Ich fühle auch noch, Blutruch im Mund,

das Kind, zum Fraß hingeworfen dem Hund.

 

Am Fuße hängend, die Locken im Kot,

seh ich am Haken das Kind, noch nicht tot.

 

Hab ich das alles wirklich gesehen?

Sachte, Verrückter, es sind Wahnideen.

 

 

Eine Allee

Die Allee der Trauerweiden

eigen in den Winden klingt

seit in ihren Hängezweigen

eine Quaste Menschen schwingt.

 

Kurze Leichen, lange Leichen,

bärtige und Frauenhaar,

solche auch, die Engeln gleichen,

mit erstauntem Augenpaar.

 

Trauerweiden, Trauerweiden,

trauriger herabgeneigt,

wenn ein Wind in euren Zweigen

an den Toten zupft und geigt.

 

Das Schtetl

In die Landschaft eingelassen,

ohne Härte, ohne Zwang:

Lehmige Hütten, lehmige Gassen

und ein Bächlein nur entlang.

 

Enten watscheln auf dem Raine,

eine Ziege zupft das Gras;

Kinder halten ihre Beine

in das Wasser, rein wie Glas.

 

Kleine Felder rings im Kreis,

die man ohne Erz bestellt;

arm und lautlos war die Weise

zu bestehn in dieser Welt.

 

Ach, sie strotzte nur von Fremden,

lebend einen Abertraum:

weiß zwar waren ihre Hemden,

ihre Seelen aber kaum.

 

Wie einst Noah, ausgestoßen

zwischen Haje in die Not,

die mit ihren erznen Flossen

mächtig klopften an sein Boot,

 

lebte von Gebet und Betel

unter Gojim, himmelfern

unsre Arche, unser Schtetel,

wartend auf den Tag des Herrn.

 

 

Inschrift

Keine Hoffnung schließt mit dir den Kreis,

letzter Spruch des Dichters, der zuletzt

in dem toten Erdenstoff, im Eis,

sich in dir zur ewigen Ruhe setzt.

 

Niemand wird uns finden, letzter Spruch,

niemand wird uns suchen, denn die Welt

wird gerade, als ein übles Buch,

ins Regal für Schund und Schmutz gestellt.

 

 

Beltz

Oi Beltz, mein Schtetale brennt;

es gibt auf Erden kein zweits.

Auch ich verbrenne, der schreits,

oi Beltz, mein Schtetale brennt.

 

Oi, meine Seele verbrennt,

mit Beltz in Flammen verfällt,

kein zweites gibts in der Welt,

oi Beltz, mein Schtetale brennt.

 

Oi Schtetl, du mein Gemüt,

mein Herz, mein Glaube, mein All;

ich schrei zu deinem Verfall,

ich blöder Jud, noch ein Lied.

 

Oi Beltz, mein Schtetale Beltz,

einzig hat Gott dich gemacht,

und jetzt verbrennst in die Nacht:

Oi Beltz, mein Schtetale Beltz.

 

 

Erschienen in: Halbjahresschrift für südosteuropäische Geschichte, Literatur und Politik, Dinklage  1/95

 

 Anmerkungen

1 Johann Adam Stupp, Zu Gedichten von Moses Rosenkranz, in: Die Bukowina (Hrsg) Goltschnigg/ Schwob, Tübingen 1990, S. 239.

2 Moses Rosenkranz , Gilgamesch an der Leiche Enkidu`s, Manuskript 1994.

3 Dieter Schlesak, Gespräche mit Moses Rosenkranz, Tonbandprotokoll 4.12.1992. 28. Oktober 1994. (2 Kassetten zu 90 Minuten, ein Videofilm, 2 Kassetten zu je 60 Minuten. Im Archiv des Autors.)

4 Stefan Sienerth, Alles Erlebte übertrug sich in die Bilderwelt meiner Verse. Ein Gespräch mit Moses Rosenkranz, Südostdeutsche Vierteljahresblätter, 4/1993, S. 284.

5 Stefan Sienerth, a.a.O., S. 286.

6 Rosenkranz schrieb in den dreißiger Jahren auf ihr Ersuchen eine Biographie der Königinmutter Maria, die ohne Namensnennung bei Paul List in Leipzig erschienen ist.

7 Vor allem in meinem Roman "Vaterlandstage", Zürich 1986 und meinen Gedichten im Band "Weisse Gegend" (1981) und "Aufbäumen" (1990) beide bei Rowohlt.

8 Der Neue Michelangelo, 3 Bände, Luzern 1989-1991.

9 Besonders beeindruckt hat mich ein Brief vom 21.V. 83 nach einem Besuch in seinem Haus in Lenzkirch/ Kappel, darin schrieb er mir im typischen Rosenkranzstil eine Art graphologische Analyse: "Mein lieber Dieter Schlesak, soeben kamen Ihre gern erwarteten Zeilen. Deren Anblick rechtfertigt das 'gern'. Auch Ihr Schriftbild zeigt Ihren zwischen den Schultern gelagerten Kopf, bescheidenerweise geschützt zu sein, da von oben unversehens Schläge fallen könnten, denen der Diet nicht wehren mag, da er auch Leiden zu seiner inneren Ausgestaltung brauch. Dies ist asketischer Rationalismus, Art der Naturgeister. Der Kerl ist ein Karpathengeist, geistig horizontal laufend, ein Amphiberich, selbst die aufrechte germanische (?) Korpushaltung wird durch die Kopflage (siehe oben) mißbilligt. Das Kaskett ist Deckung, Duckung. Tot ce cade de desus oarecum e pietros/ insusi Domnul meu Isus/ nu e prea milos. In uns schwingen noch magnetische Nadeln. Dialoge werden freilich ein Vergnügen sein (intellektuelle Paarung).

Meine Manuskripte wurden indessen noch nicht vervielfältigt, mein das besorgender Vertrauensmann ist verreist. Vollbrachte inzwischen noch das Typoskript des 6. Bandes. Jetzt müssen wir noch Geduld einlegen zwischen uns.

Wir werden uns näher kommen, weil wir einander zugedrängt werden. Da brauchts nicht einmal viel Gesprächs.

Ich danke und grüße, meine Frau desgleichen, also von Haus zu Haus. Ihr Moses Rosenkranz." Gemeint mit dem "Typoskript" und dem "Werk" ist die Gedichtsammlung "Das poetische Werk in acht Bänden", 1982, das also 1983 im Mai noch nicht fertig war.

10 Vgl. Christa Zach, Moses Rosenkranz, in: Ostdeutsche Gedenktage 1994, Bonn 1993, S.86-89.

11 Beim Anblick eines Selbstmörders in Uniform (1918), Moses Rosenkranz, Gedichte, in: Neue Literatur, 1/1971.

12 Im Untergang, München 1986; und: Im Untergang II, Innsbruck 1988.

13 Moses Rosenkranz, Der Dichter und das Wort. In: Das poetische Werk in acht Bänden, Typoskript II, S. 12.

14 Der Endmensch, Manuskript 1994.

15 Stefan Sienerth, a.a.O., S. 278

16 Moses Rosenkranz, Gedichte, ausgewählt und mit einem Vorspann versehen von Paul Schuster, in: "Neue Literatur", 1/1971, S. 45.

17 Vgl. Stefan Sienerth a.a.O.

18 Dieter Schlesak, Gespräche, a.a.O.

19 Joachim Wittstock in: Das Buchenland a.a.O. S. 150

20 Vgl. Sienerth, a.a.O., S. 277.

21 Vgl. meinen Essay "Über Sprachskepsis, Bildverbot und den Begriff Zeit", in: Literaturmagazin 34, S. 80.

22 Neue Literatur, 1/71.

23 Stefan Sienerth, a.a.O., S. 286.

24 Liebe im Dorf, in: Kulturpolitische Korrespondenz, Mõrz 1985, S. 15.

25 Die verpönten Runen, in: "Das poetische Werk", II, 8.

26 Dieter Schlesak, Gespräche a.a.O., 28.10.94.

27 Stefan Sienerth, a.a.O., S. 279

28 "Das poetische Werk", a.a.O. II, 9.

29 "Im Untergang. Ein Jahrhundertbuch", Südostdeutsches Kulturwerk, München 1986. Vom Autor ausgewählt, mit einer sehr hohen Summe finanziert. Ein Skandal. Der gleiche Skandal auch " Im Untergang II" beim Wort und Welt Verlag, Innsbruck 1988.

30 So etwa Franz Heinz, der den Autor des Bandes "Im Untergang" , da er ebenfalls kein Heimatdichter sei, zu Rose Ausländer und Paul Celan zählt; doch Rosenkranz habe es "tatsächlich nicht geschafft, nur einigermaßen ins "Geschäft zu kommen". so daß er "Gefahr läuft, im südostdeutschen Randbereich zu versickern." Allerdings vertrage er und seine Dichtung die "Abseitigkeit". Franz Heinz, Eingeständnisse über eine Ankunftsliteratur, in: Die siebenbürgisch-deutsche Literatur als Beispiel einer Regionalliteratur, Hrsg. A. Schwob/ Brigitte Tontsch, Köln 1993, S. 81.

31 Stefan Sienerth a.a.O. S. 283.

32 Amy Colin/ Alfred Kittner (Hrsg.), Versunkene Dichtung der Bukowina. Eine Anthologie deutscher Lyrik, Wilhelm Fink-Verlag 1994.

33 Vgl. Peter Motzan, Alfred Margul Sperber: Der Tag der Landschaft, in: Südostdeutsche Vierteljahresblätter, München, 1/ 1993, S. 46-49.

34 Vgl. Schlesak, Über Sprachskepsis, a.a. O., S. 80.

35 Peter Demetz, Czernowitz, Paris, New York. Von der Schwierigkeit Literatur aus der Bukowina zu beurteilen. FAZ, Nr. 159, 12. Juli 1991, S. 32.

36 Klaus Werner in einer Rezension des Bukowina-Bandes (Hrsg. D. Goltschnigg/A. Schwob), in: "Halbasien" 1/1991, S.56.

37 Die Bukowina, a.a.O. S. 236.

38 J.A. Stupp, a.a.O., S. 246.

39 J.A. Stupp, a.a.O.

40 Vgl. vor allem: Die verborgene Partitur, in: Die Bukowina a.a.O.

41 Das Gedicht ist in den dreißiger Jahren erschienen, eines der schönsten, das Rosenkranz geschrieben hat. Und auch dieses ist ein Beispiel für die "Verschlimmbesserungen", an den eignen Texten. In Band 1, "Das poetische Werk in acht Bänden" (Manuskript, 1982), S. 36, heißt das Gedicht nun "Tod im Acker" und endet so: "Der Andere dreht ihn auf den Rücken/ Und läßt ihn so: Sein groß Gesicht/ liegt wie ein Klump im Flurenlicht/ ein weicher Klump aus blauen Stücken."

42 Vgl. Dieter Schlesak, Benjamin Fondane - Zeuge an der Grenze unserer Vorstellung, in: Akzente 3/Juni 1986, S. 252.

43 Vgl. Dieter Schlesak, So nah, so fremd, in Vorbereitung beim AKG-Verlag 1995.

44 Alfred Kittner hat mir dazu ein Gedicht gewidmet: "Doch Schlaf und Schlummer ist eines,/ Und Dauer ein ander Ding./ Von den Liedern rührte euch ja keines,/ Das mir zu Herzen ging." Erkenntnis, Für Dieter Schlesak, in: Flaschenpost, Bukarest 1970, S. 164. Kittner hat gegen Celans "Tübingen, Jänner", das mit Hölderlins Gestammel "Pallaksch. Pallaksch" endet, ebenfalls eine Paraphrase geschrieben "Die armen Worte", ( in: Schattenschrift, Aachen, 1988, S. 23.): "Denn vom Gesang zu Schrei und Gestammel/ ist nur ein Schritt." Vgl. dazu auch Amy Colin: Deutsch-jüdische Holocaust-Lyriker, in: Die Bukowina, a.a.O. S. 332-334.

45 Interessant ist Bernd Kolfs Standpunkt in seiner Einleitung zu einer kleinen Anthologie in den AKZENTEN (August 83), eine der ersten, die in Deutschland erschienen sind: "Eine Gegend, in der Menschen und Bücher lebten". Leider gibt Kolf nicht an, woher er sein Material hat, nämlich aus der "Neuen Literatur" 11, 1971, S. 37, einer von Alfred Kittner zusammengestellte und eingeleitete Anthologie Bukowiner Lyriker. Ebenso fehlt jede Bibliogrpahie. Lesenswert aber ist die Einleitung Kolfs. Im Anschluß an Rosenkranz' Gedicht "Des Bauern Tod" schreibt er: "Auch die andern Bukowiner Dichter ziehen sich aus der Wirklichkeit zurück; Fluchtort nicht nur die Natur, sondern auch der Traum... Traumwirklichkeit und mythische Landschaft werden zum großen Lebensraum hochstilisiert, und - wie einst in der Romantik - als Befreiung aus der zeitgeschichtlichen Determination gesehen." Dazu zitiert er Alfred Margul-Sperbers bekannten programmatischen "ahistorischen Poesiebegriff" in: "Gleichnisse der Landschaft" (1934): "Das Gedicht ist ein langsamer, lautloser Tanz des Heimwehs mit geschlossenen Augen ... Das Gedicht ist die Erinnerung an ein Niedagewesenes." Schon Celan hat in einem frühen Gedicht "Der Pfeil der Artemis" dagegen polemisiert. Für ihn war nach den "tausend Finsternissen todbringender Rede" nach Auschwitz für einen Abgrund des Bewußtseins auch ein Abgrund der Sprache da. Vgl. Gesammelte Werke und auch D. Schlesak, in: "Die Bukowina" a.a.O., S. 344.

46 Vgl. zu dieser Diskussion: H. Stiehler, Paul Celan,Oscar Walter Cisek und die deutsche Gegenartsliteratur Rumäniens, Inauguraldissertation, Frankfurt/Main 1979, S. 40; dann: Die Zeit der Todesfuge, Akzente 1/1972; und "Nachrichten aus Rumänien", 1976; Maria Klanska, Kulturlandschaft Bukowina. Studien zur deutschsprachigen Literatur des Buchenlandes nach 1918. Hrsg. Andrei Corbea/ Michael Astner, Iasi 1990, S. 83. Und D. Schlesak, Wort als Widerstand, Literaturmagazin 9, Reinbek 1979, S. 85 u. 90.

47 Vgl. Kaspar Niklaus Wildberger, Moses Rosenkranz - der Vater der Bukowina-Dichtung, Südostdeutsche Vierteljahresblätter, München, 3/1989, S.177. Wildberger erinnert auch an Primo Levi, der Auschwitz erlebt hat, und in seinem Roman "Se non ora, quando", das jiddische Gedicht von Martin Fontasch zitiert, in dem ebenfalls das "Grab in den Lüften" vorkommt (1943). Man darf nicht vergessen, daß diese Metapher zum chassidischen Glaubensgut gehört, das Grab als Tor zu Gott gilt. Vgl. D. Schlesak, Wort als Widerstand, a.a.O., S. 85.

48 Wildberger a.a.O. , S. 181.

49 Barbara Wiedemann-Wolf, Antschel Paul - Paul Celan. Studien zum Frühwerk, Tübingen 1985, zu Rosenkranz S. 30- 32.

50 Alfred Margul-Sperber in einer Rezension der "Tafeln" von Rosenkranz im Czernowitzer Morgenblatt vom 2. und 3. 4. 1940, und in: Neue Literatur 6/74 S. 56-58.

51 Vgl. D.Schlesak, "Unser Erbe das Nichts. Die gestundete Zeit der Rumäniendeutschen", Die Zeit, Nr.42, 14. Oktober 1988, S. 78-79. Rosenkranz wurde von mir als "enfant terrible" der Bukowiner Dichtung bezeichnet, der die Hölle durchgemacht hatte, und so zu einer andern, einer besonderen Art von "Modernität" des Inhaltes kommen mußte, der auch eine andere Stimmung im Gedicht, so auch eine andere Valenz des Stils erzwang, auch wenn es so schien, als habe Rosenkranz nichts an der Form seines Gedichtes verändert, diese sich auch weiter reimten. So entsand eine Lyrik, die sich völlig im Gegensatz zu der Siebenbürgens und der des Banats mit ihrem "Truhendeutsch", befand: die "von der anderen Seite der Front, von der Heimat- und Verdrängungsfront" kam. Und dem braunen Zeitgeist verfiel. Bis hin zu Zillichs Hitler-Gedichten. Die Bukowiner Lyriker, vor allem jene, die die Hölle miterlebt hatten, standen "nahe jenem Abgrund des Nirgendwo, sie brachten Nachrichten aus der Hölle unseres Jahrhunderts mit, zeitnah bis zum Verschwinden." Vgl. auch D. Schlesak "Sprachwaage, Wortwaage, Heimatwaage, Exil", in: Das Land am Nebentisch, Leipzig 1993, S. 224.

52 Dieter Schlesak, "Gespräche mit Moses Rosenkranz" a.a.O.

53 Vgl. Wildberger, a.a.O., S. 178.

54 Vgl. Dieter Schlesak "Die verborgene Partitur", in: "Die Bukowina", a.a.O. S., 335. "Celans Lyrik geht gegen das 'Abbild', gegen 'Aussageinhalte' an, wie sollte diese sonst Mittel zum erwähnten Brückenbau und Dialog auch finden, wo es keine Worte mehr gibt!" "Dieser radikale Traditionsbruch führt zur himmelhohen, eher höllentiefen Entfernung von den brav im alten Stil weiterdichtenden Kollegen und Freunden aus der Bukowina, die negativ auch auf die Todesfuge reagierten, da sie ihnen 'fremd', 'gewollt und artistisch' erschien. Kittner hat darüber auf dem Bukarester Colloquium berichtet, Rosenkranz und sogar Alfred Margul-Sperber äußerten sich ähnlich." (S. 344).

55 Amy Colin a.a.O. , S. 228.

56 Alfred- Margul Sperber, "Jüdische Lyrik in der Bukowina", zit. von Edith Silbermann in: "Die Bukowina".

57 Kittner, Weissglas, auch Rosenkranz haben ihre Gedichte memoriert oder auf winzige Zettel geschrieben. Listenreich waren die Taktiken. Vom Görzer Maler Music etwa ist bekannt, daß er seine Zeichnungen in Hitlers "Mein Kampf", Exemplar des Lagerkommandanten, versteckte und so einen Teil davon retten konnte.

58 Peter Motzan, a.a.O.

59 Aus einem Typoskript mit zehn Gedichten von Moses Rosenkranz, im Nachlaß Harald Krassers.

60 George Gutu, a.a.O., S. 156. Brief an Sperber vom 21.1. 31.

61 Stefan Sienerth, a.a.O., S.278.

62 George Gutu a.a.O. , S. 156.

63 Vgl. Dieter Schlesak, Unser Erbe das Nichts, a.a.O.

64 Joachim Wittstock, a.a.O., S. 151.

65 Wittstock a.a.O.

66 Vgl. Joachim Wittstock a.a.O.

67 George Gutu, a.a.O., S. 163.

68 In der Sprache der Mörder. Eine Literatur aus Czernowitz, Bukowina, Ausstellungsbuch, Hrsg. von Ernest Wichner und Herbert Wiesner, Berlin 1993, S. 211.

69 In der Sprache der Mörder, a.a.O., S. 124.

70 George Gutu, a.a.O., S. 163/64.

71 Vgl. "In einer Welt verschlossener Türen". Neue Gedichte von Moses Rosenkranz. (Mit einer kurzen Einleitung von Dieter Kessler.) Kulturpolitische Korrespondenz 575, 5. 3. 1985, S. 15.

72 Vgl. George Gutu, a.a.O., S. 163 (Brief vom 20. Juni 35 an Sperber)

73 Alle Zitate bei Stefan Sienerth a.a.O. S. 283.

74 Paul Schuster, Testamentarisch, Berlin 1991/92, Typoskript, S. 32.

75 Vgl. "Worte in der Gefahr und Gefährdung. Schriftsteller vor Gericht", Kronstadt 1959, Hrsg. Peter Motzan und Stefan Sienrth, S. 104.

76 Vgl. Gerhardt Csejka, Nachwort zu: Rolf Bosserts Gedichtband, "Auf der Milchstraße wieder kein Licht", Berlin, 1986. Vgl. auch Volker Kaukoreit, "Zwischen den Stühlen." Ein Gespräch mit Nikolaus Berwanger, in: Zeitschrift f. Politik- Kunst- Wissenschaft. Düsseldorfer Debatte, Nr. 2/ 1988, S. 19ff. Dann ein Konvolut von Fotokopien (auch zur "Schülerseite" in der NBZ.) vom 9. Nov. 1987 (in meinem Besitz).

77 Neue Literatur, 1/71.

78 Der damalige Kulturminister Victor Imandi erwirkte ein Ministerialdekret: Rosenkranz sollte eine dreibändige Anthologie rumänischer Literatur erstellen, pro Band ein Honorar von 100 000 Lei erhalten. Erster Band: Volkspoesie, zweiter Band: Kunstdichtung, dritter Band: politische Prosa. Nur der erste und zweite Band lagen mit Übersetzungen und Kommentaren von Rosenkranz bis 1940 im Manuskript vor. Daraus erschien eine Montage Volkspoesie in der Moskauer Zeitschrift "Internationale Literatur. Deutsche Blätter". Nur der erste Band dieser Anthologie ist erhalten. Er wurde von Alfred Margul-Sperber aufbewahrt und nach der Rückkehr aus der Deportation 1957 Rosenkranz wieder übergeben. Vgl. auch Sienerth, a.a.O., S. 282.

79 Alle Zitate bei Stefan Sienerth a.a.O. S. 283.

80 Paul Schuster, Testamentarisch, Berlin 1991/92, Typoskript, S. 32. Die Securitate "besuchte"

81 Vgl. Worte in der Gefahr und Gefährdung. Schriftsteller vor Gericht, Kronstadt 1959, Hrsg. Peter Motzan und Stefan Sienrth, S. 104.

82 Vgl. Gerhardt Csejka, Nachwort zu: Rolf Bosserts Gedichtband, Auf der Milchstraße wieder kein Licht, Berlin, 1986. Vgl. auch Volker Kaukoreit, Zwischen den Stühlen. Ein Gespräch mit Nikolaus Berwanger, in: Zeitschrift f. Politik- Kunst- Wissenschaft. Düsseldorfer Debatte, Nr. 2/ 1988, S. 19ff. Dann ein Konvolut von Fotokopien (auch zur "Schülerseite" in der NBZ.) vom 9. Nov. 1987 (in meinem Besitz).

83 Neue Literatur, 1/71.

84 Der damalige Kulturminister Victor Imandi erwirkte ein Ministerialdekret: Rosenkranz sollte eine dreibõndige Anthologie rumõnischer Literatur erstellen, pro Band ein Honorar von 100 000 Lei erhalten. Erster Band: Volkspoesie, zweiter Band: Kunstdichtung, dritter Band politische Prosa. Nur der erste und zweite Band lagen mit Übersetzungen und Kommentaren von Rosenkranz bis 1940 im Manuskript vor. Daraus erschien eine Montage Volkspoesie in der Moskauer Zeitschrift "Internationale Literatur. Deutsche Blätter". Nur der erste Band dieser Anthologie ist erhalten. Er wurde von Alfred Margul-Sperber aufbewahrt und nach der Rückkehr aus der Deportation 1957 Rosenkranz wieder übergeben. Vgl. auch Sienerth, a.a.O., S. 282.