Fantasia 148
Herausgegeben von Franz Schröpf


154 Seiten
Erster Deutscher Fantasy Club (EDFC)
ISBN 3-932621-43-3


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Kurzgeschichten von Jasmin Carow, Matthias Falke, Andreas Fischer, Ralph Gotta, Andreas Gruber, Christian Kloer, Sven Klöpping, Bertram Kuzzath, Bernd Mehrtens, Stephan Peters, Chris C. Reul, Armin Rößler, Matthias Schütt, Christoph Steven, Harald Weissen und Monika Wunderlich
dazu Gedichte, Aufsätze und Rezensionen


Meine Story ...und die Zeit steht still gibt es in kompletter Länge hier


... und die Zeit steht still
(Leseprobe)

Die Wohnung lag am anderen Ende der Stadt. Kurz spielte er mit dem Gedanken, sich ein Auto zu nehmen, verwarf diesen aber wieder. Nicht weil er keinen Führerschein mehr hatte, sondern weil die Straßen schlicht verstopft waren. Rush Hour. Der Mega-Stau, der nie enden wird. Alle waren sie stehen geblieben, alle zum gleichen Zeitpunkt, und sie ließen kaum Lücken in ihrer Beharrlichkeit. Auch wenn die Ampeln von Rot auf Grün schalteten, bewegte sich keins der Fahrzeuge, blieben alle stehen. Nach Grün kam Gelb, dann wieder Rot. Nichts. Es tat sich absolut nichts. Vermutlich würden die Autos an der Stelle kleben, bis sie verrostet waren. Blechsärge für ihre scheintoten Fahrer.

Unwillkürlich schaute er zum Himmel, in der Erwartung dort ein Flugzeug zu sehen, das ebenfalls starr verharrte. Mahnmale der einst so großartigen menschlichen Zivilisation, viele tausend Meter über dem Boden zwischen die Wolken gedrängt, für immer und ewig. Er sah keins, was aber nichts zu bedeuten hatte.

Mittlerweile ungeduldig und ärgerlich geworden, nahm er einen Radfahrer ins Visier. Der lächerliche orangene Fahrradhelm kullerte auf die Straße, als er den jungen Mann nur leicht an der Schulter antippte, und dieser mitsamt seinem Rad zur Seite kippte. Mühsam löste er die Gliedmaßen, die den Lenker hielten und auf den Pedalen ruhten, ließ den Mann am Rand der Straße liegen und machte sich auf den Weg. Es ist ein Notfall, rechtfertigte er sich. Vielleicht hatte der Mann selbst eine Frau oder sogar Kinder zuhause, dann würde er ihn verstehen.

Das Fortkommen ging schneller als zu Fuß, aber bei weitem nicht schnell genug. Die Straßen waren überfüllt, auch auf den Gehwegen gab es kaum Lücken, je näher er dem Zentrum kam. Er verscheuchte die Gedanken an eine Pause aus seinem Gehirn, auch die Gedanken an einen langen, kühlen Schluck und trat immer weiter unermüdlich in die Pedale. Er hatte schon viel zu lange gewartet, viel zuviel Zeit vergeudet.


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Copyright © 2002 by Armin Rößler
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