204 Seiten
ISSN 1618-9647
Band 10
9,95 Euro
Außerdem sind bisher erschienen:
Walfred Goreng (Oktober 2004)
Überschuss (März 2005)
Golem & Goethe (Oktober 2005)
Roland Triankowski - Deus ex machina
Frank Haubold - Die Abaddon-Mission
Heidrun Jänchen - Vor dem Sturm
(Platz 12 beim Deutschen Science Fiction Preis 2004)
Robert Kerber - Empfänger
(Platz 14 beim Kurd Lasswitz Preis 2005)
Antje Ippensen - Raum-Zeit-Schattierungen
Dieter Schmitt - Der Erbtöter
Andrea Tillmanns - Familienglück
Rüdiger Schäfer - Anjelka
Bernhard Brunner - Die verbesserte Universalfernbedienung
(Platz 13 beim Deutschen Science Fiction Preis 2005)
Alexander Kaiser - SOLAR FIVE
Alexander Wichert - Grüne Augen
Bernd Schneider - Sichtungen
J. Th. Thanner - Totengesang
Marlies Eifert - Anahita
Wilko Müller Jr. - Der Y-Faktor
Martina Bielesch - Traumpartner auf Knopfdruck
Torben Kneesch - Der Soldat
Klaus Eylmann - Chromium Bar
Judith Rau - Und den Menschen ein Wohlgefallen
Thomas Kohlschmidt - Nutze Deine Chance!
Uwe Sauerbrei - Betatest
Petra Vennekohl - Feldstudie
Christian Savoy - Viribus Unitis
Armin Rößler - Faust
(Platz 6 beim Deutschen Science Fiction Preis 2005)
Sein Finger strich sanft über die unterste Saite. Der Ton bot sich ihm als mächtiges Blau dar, vermischt mit einem winzigen Hauch von Grün, bauschte sich auf wie eine heranrauschende Meereswoge, die drohte, ihn zu verschlingen. Ein anderer Griff, ein harter Kontrast. Ein zartes Rot entstand, das ihm das Gefühl vermittelte, inmitten eines nicht endenden Blumenteppichs zu stehen, der ihn - seinen Körper und seinen Geist - vollständig umschloss. Er konnte sogar den betäubenden Duft der frisch knospenden Blüten riechen. Schnell spielte er eine Reihe von Tönen, dissonant und hart, die in einer raschen, verwirrenden Abfolge ein Farbgewitter über ihn hereinbrechen ließen. Die einzige Konstante blieb die Schwärze, ein zäher, dunkler Strudel, im Zentrum seiner Wahrnehmung verankert. Neugierig und abgestoßen zugleich hielt er diesen einen Ton. Der schwarze Wirbel sprang ihn an, sog ihn auf, schlug über ihm zusammen. Er schauderte. Eiseskälte lähmte seine Finger, die undurchdringliche Dunkelheit machte ihn blind. Die Stille ließ ihn fürchten, auch taub geworden zu sein. Gleichzeitig fühlte er sich an diesem Ort auf eine seltsame Art und Weise geborgen, heimisch fast, und er überlegte, wie es wäre, hier für immer zu bleiben.
Faust riss sich los. Er spielte vorsichtig einen neuen Ton, ein Licht entstand, schwach und kaum sichtbar erst, dann stärker werdend und immer heller aufleuchtend. Es verdrängte die Dunkelheit, machte sie vergessen und warf ihn selbst zurück in die reale Welt. Seine Finger lösten sich abrupt vom Instrument, als habe er ein glühendes Eisen angefasst. Kalter Schweiß stand auf seiner Stirn. Das halblaute Knacken, das die Tras weit hinten im Gaumen erzeugten, bewies ehrliche Anerkennung. Faust gab es die Gewissheit, einmal mehr angekommen zu sein. Nur langsam nahm Faust seine Umgebung wieder wahr. Dann sah er die Frau: mittelgroß, mit schmutzig blondem Haar, das Gesicht zu einem Ausdruck der Verachtung verzogen, von dem sie wohl dachte, dass es ihr gelänge, ihn zu verbergen. Sein Schädel meldete sich mit einem schwachen Brummen. Er wusste, dass es stärker werden würde - das Ferm wirkte immer gleich. Hinzu kam die Anwesenheit der Frau. Sie bedeutete Unannehmlichkeiten.
Unsicheren Schrittes begab er sich zur Bar. Die Aufmerksamkeit der Tras an seinem Spiel war bereits erloschen. Sie liebten seine Musik. Aber anhaltende Begeisterung war nicht ihre Stärke. Der Tras an sich lebte für den Augenblick. Keinem der drolligen Burschen würde es jemals einfallen, ihn um eine Wiederholung zu bitten. Warum auch? Sie wussten, dass er spätestens am nächsten Abend auf die Bühne zurückkehren würde.
Faust stellte sich neben die Frau. Der Wirt deutete sein Nicken richtig und stellte ihm ein Glas hin, zwei Finger hoch mit der bernsteinfarbenen Flüssigkeit gefüllt, der er morgen früh unter Flüchen wieder entsagen würde, nur um sie am Abend erneut mit Genuss zu trinken. Wenn es im Universum einen Teufel gab - dann hatte er das Ferm erschaffen.
Faust benetzte sich nur leicht die Lippen, ließ sich wie immer von der Tiefe des erdigen Geschmacks überwältigen und sagte euphorisch: "Haben Sie die Farben gehört?"
Es ist nicht alles neu, was man auf den 204 Seiten zu lesen bekommt, obgleich sich die Autoren auch stilistisch von ihren historischen Vorbildern gelöst haben. Es gibt originelle Anleihen bei großen Namen, aber auch innovative Ausdrucksformen. Die meisten Vertreter des schreibenden Nachwuchses sind, was man den optimal platzierten Infoboxen entnehmen kann, in den Sechzigern oder Anfang der siebziger Jahre geboren. Sie sind also nicht die ganz neue Generation Computerkids, sondern eher die Kinder des Aufschwungs, als es in Deutschland allen endlich besser ging und man sich doch noch ein oder zwei Kinder leisten wollte. Sie stammen aus den güldenen Zeiten, als Schulen auf Grund zurückgehender Anmeldezahlen noch nicht ums Überleben kämpften, sondern als die Direktoren sich in den Großstädten zu überlegen hatten, ob man denn nun 5 oder 6 Einstiegsklassen einrichtete. Es ist gleichzeitig auch die Generation, die Woodstock knapp verfehlte und sich allenfalls noch daran erinnern kann, dass sogar ihre Großmütter Miniröcke getragen haben, obwohl das jenseits aller Modeästhetik war. Eine Generation, die es heute noch schwer hat, die Grenzen auszumachen, die es zu überwinden gilt, die statt Revolution vom Überfluss gesättigt und beruhigt wurde. Während also die Science Fiction-Autoren der fünfziger und sechziger Jahre es leicht hatten, ihr Sujet zu finden, weil sie entweder die bösen Kommunisten hinter dem eisernen Vorhang als finstere Aliens mit Invasionsabsichten thematisierte oder den ganz anderen Weg ins Innere des Menschen ging, weil das Zeitalter von LSD auch dieser Literatur ganz neue Einblicke gewährte, bleiben die heute Dreißig- bis Vierzigjährigen auf der Suche. Und diese Suche ist vielfältig: nach dem Feind, dem Sinn oder der großen Liebe. So vielfältig eben wie die 24 Stories.
Natürlich ist nicht jede Geschichte ein künstlerischer Höhepunkt, auch wenn ich keine ausmachen kann, die das gute Niveau merklich nach unten zieht. Manche kommen mit einer etwas dünnen und deswegen oft absehbaren Idee daher, wie ausgerechnet die Titelstory Deus ex Machina von Roland Triankowski oder Der Y-Faktor von Wilko Müller jr. Andere zelebrieren mit düsterer Wonne das angeblich Schlechte im Menschen. Nachzufühlen in Grüne Augen von Alexander Wichert oder in der Geschichte Totengesang von J.Th. Thanner. Uberdurchschnittlich oft werden modifizierte Menschen, sei es durch genetische Manipulation oder gar als künstliche Modelle aus dem Versandhauskatalog, thematisiert. Einige Geschichten lohnen, hervorgehoben zu werden: Empfänger von Robert Kerber ist in seiner emotionalen lntensität verstörend, Familienglück von Andrea Tillmams knackig kurz und frech und die Story von Judith Rau Und den Menschen ein Wohlgefallen atmosphärisch dicht bis zum versöhnlich-überraschenden Ende. Schwierig einzuordnen ist der poetisch-melancholische Beitrag von Rüdiger Schäfer Anjelka, der nur in wenigen Momenten seine Zugehörigkeit zur Science Fiction offenbart, während Der Soldat von Torben Kneesch die stilistischen Elemente des Genres geschickt ausnutzt, um eine wunderbare Liebesgeschichte zu erzählen. Genau so nutzt auch Marlies Eifert in Anahita die Möglichkeiten der Science Fiction, doch handelt ihre Geschichte von der Sehnsucht nach dem wahren Leben.
Was mich an der Anthologie am stärksten beeindruckt hat, ist die fast schon verschwenderische Vielfalt: Das alles ist in und mit der Science Fiction möglich! Deswegen behaupte ich, dass mit Deus ex Machina ein wirkliches Stück zeitgenössischer Literatur vorliegt. In seiner Unterschiedlichkeit spiegelt es unsere Gesellschaft in den tatsächlich vorhandenen vielen beeindruckenden Facetten. Von manchem Autor, wie Armin Rößler (Faust), oder auch mancher Autorin, wie Heidrun Jänchen, aus deren Tastatur mit Vor dem Sturm eines der wenigen humorigen Stücke stammt, würde ich gerne mehr lesen. Ich bin neugierig darauf zu erfahren, ob das in den kurzen Geschichten aufblitzende Können auch die längere Form trägt.
Stimmungsvolle interessante Storys werden vorgestellt, von 24 Autoren in einer großen Themenbreite. 24 Storys, zum Teil auch Debüts, oft auch von Autoren, die schon Geschichten in anderen Anthologien oder gar Collections herausgebracht haben. Natürlich bevorzugt der Leser im allgemeinen bestimmte Gebiete an Texten, aber das Buch beinhaltet eigentlich für Jeden etwas an Spannung.
Leitgedanken der Storys sind oft Probleme des Alltags, die in die Zukunft projektiert wurden. Sie zeigen das Verhalten von Menschen in schwierigen Situationen, ein Verhalten das wahrscheinlich nur unserer Spezies aufgepfropft ist: Raumschiffepisoden, Kriege, die Frage des Gottglaubens, Menschen als Medien, das Leben in einer anderen Welt, hat eine Roboterfamilie Glücksgefühle, der Tod, Organklau, ein Soldat verteidigt die Stadt, eine Stadt, die sich laufend verändert usw.
Schade darum, das erst Kleinverlage aus dem Boden wachsen müssen, um deutsche Phantastik zu drucken. Die großen Verlage haben daran nur bescheidenen Anteil und das nur in den Sparten, die auch garantiert hartes Geld bringen. Andererseits können aus Kleinverlagen aber auch größere werden, und mancher Herausgeber strukturiert sich daran. Somit kollabiert das Bücherverlegen in eine große Vielfalt.
Aus der Vielzahl von Geschichten seien ein paar herausgegriffen, um die Vielfalt zu illustrieren. Die titelgebende Geschichte von Roland Triankowski basiert auf einer alten Idee, der Vorstellung von der Erde als bewusstem Wesen, die hier aber technisch-wissenschaftlich abgewandelt ist. Routiniert geschrieben und auf eine Pointe zugespitzt präsentiert sie letztendlich nur diese Idee, wiewohl die Idee viele interessante Implikationen bereithält. Frank Haubolds Geschichte "Die Abadan-Mission" ist eine Space-Opera, in der ein Kriegsraumschiff von der Erde bei seiner Bestrafungsmission vom Kurs abkommt und zunächst einen rätselhaften Planteten erkundet. Auch diese Geschichte ist routiniert und vor allem konsequent zu Ende erzählt, doch ist der Plot und die Moral von der Geschichte nicht eigentlich neu und auch nicht richtig bewegend.
Heidrun Jänchen versucht sich in "Vor dem Sturm" in einer Satire auf die Geschäftigkeit des Gegenwartskapitalismus, projiziert in eine Zukunftswelt in der außerirdische unterentwickelte Landstriche bzw. Planeten "erschlossen" werden. Die Außerirdischen besitzen kaum wirklich fremde Eigenschaften, aber der Autorin gelingt es, den Leser zu fesseln. Ohne Pointe, sprich ohne platte Auflösung der Spannung zwischen den Figuren, erzählt sie die Geschichte angemessen zu Ende, so dass sich der "Sinn" der Geschichte nicht in Wohlgefallen auflöst.
"Der Erbtöter" von Dieter Schmitt gehört zu den Kurzgeschichten, die ihre Pointe wie beiläufig präsentieren. Eine mysteriöse Abteilung arrangiert und plant minutiös tödliche Verkehrsunfälle. Ihr Opfer sind eine bestimmte Zielgruppe. Man mag die Idee der Geschichte nicht ernstnehmen, aber die Geschichte ist so gut erzählt, dass man dass vergisst. "Raum-Zeit-Schattierungen" von Antje Ippensen ist eine Antiutopie nach bekannten Mustern. Die Protagonistin ist eine klassische Außenseiter-Figur, die mit ihren historischen Forschungen das mit Verboten und totaler Kontrolle des Individuums künstlich stabilisierte Gleichgewicht ins Wanken bringt, oder es zumindest versucht. Thema ist die Suche nach der Wahrheit jenseits der Ideologie, die Behauptung individueller Lebensperspektiven. Phantasievoll ausgeführt und stilsicher niedergeschrieben, liest man die Geschichte mit Gewinn.
Zur Spitzengruppe gehören "Empfänger" von Robert Kerber und "Faust" von Armin Rößler. Man weiß am Anfang nicht, was wirkliches Geschehen ist, da die Geschichte konsequent aus der Perspektive eines Jungen erzählt wird, der Phantasie und Wirklichkeit nicht unterscheidet und auch unter einem Hörschaden leidet. Aber die Geschichte versteht es anzurühren, und Robert Kerber findet auch Bilder, die im Kopf hängen bleiben. Davon abgesehen macht es gar nichts aus, dass Telepathie den neuesten Forschungen nach nie so funktionieren wird wie in der Geschichte beschrieben.
"Faust" von Armin Rößler ist vieldeutig. Als sich der Gesandte der Erde auf einem fremden Planeten, der von menschenähnlichen Aliens bewohnt wird, nicht mehr meldet, wird eine neue Gesandte geschickt, die feststellen muss, dass Faust sich die lethargische Lebensweise der Aliens angeeignet hat. Sie sucht den Grund und bringt sich in Gefahr. Wie die meisten Geschichten von Armin Rößler besitzt diese Geschichte eine melancholische Grundhaltung, und erzeugt eine anregende Atmosphäre des Rätselhaften.
Es ist die Crux einer solchen Anthologie: Die Geschichten überschreiten nicht eine bestimmte Länge, das hinterlässt beim Lesen doch einen eher unbefriedigenden Eindruck. Vor allem dann, wenn man mehrere Geschichten hintereinander liest.
Mit dieser Einschränkung ist "Deus ex Machina" ein solider Geschichtenband, von den meisten Geschichten wird man gut unterhalten, und manche warten auch mit einer gelungenen Pointe auf. Sie bewegen sich alle auf einem erzählerischen Niveau, das ist etwas schade. Trotz der thematischen Vielfalt, verlassen sie konventionelle Bahnen nicht. nähern sich nicht dem absurden oder grotesken oder gar surrealistischen. Wenngleich Surrealismus, surrealistische Traumszenarien in vieldeutigen, rätselhaften Geschichten wie "Faust" von Armin Rößler Pate gestanden haben könnten.
Nein, dies sind nicht die Abenteuer eines wohlbekannten Raumschiffes. Im vorliegenden Band geht es um mehr als Space Operas. Der umtriebige Story-Olympiade Verlag legt mit seinem zehnten Band "Deus Ex Machina" eine Anthologie mit Science Fiction-Kurzgeschichten vor, welche belegt, dass das Genre zu mehr dienen kann, als dem reinen Berichten von superschnellen Raumkreuzern und gemein dreinblickenden Aliens. Den Autoren geht es vielmehr um die zwischenmenschlichen Probleme, die sich in einer zukünftigen Welt den Menschen stellen und oftmals erkennt der Leser, dass diese Konflikte von den heutzutage auftretenden Schwierigkeiten nicht weit entfernt sind.
Kritik:
Bei Anthologien ergibt sich für den Rezensenten ein schwerwiegendes Problem: Wie kann man den Autoren gerecht werden, ohne den zur Verfügung stehenden Rahmen der Rezension zu sprengen? Im Folgenden möchte ich auf einige der Geschichten eingehen, die mir wichtig erscheinen. Doch zuvor möchte ich allen beteiligten Autoren Gerechtigkeit widerfahren lassen, indem ich sie zumindest namentlich nenne. Im Buch sind Geschichten enthalten, die folgenden Autoren zuzuordnen sind: Roland Triankowski, Frank W. Haubold, Heidrun Jänchen, Robert Kerber, Antje Ippensen, Dieter Schmitt, Andrea Tillmanns, Rüdiger Schäfer, Bernhard Brunner, Alexander Kaiser, Alexander Wichert, Bernhard Schneider, J. Th. Thanner, Marlies Eifert, Wilko Müller jr., Martina Bielesch, Torben Kneesch, Klaus Eylmann, Judith Rau, Thomas Kohlschmidt, Uwe Sauerbrei, Petra Vennekohl, Christian Savoy und Armin Rößler.
"Deus Ex Machina" vereint in einer breit gestreuten Vielfalt nahezu alle Themenbereiche der modernen Science Fiction. Roland Trianlowskis titelgebende Geschichte "Deus Ex Machina" zeigt, dass SF aus mehr als klischeebehafteten Raumkreuzer-Stories besteht. Dem Autor gelingt eine philosophische Behandlung seines KI-Themas, die auf intelligente Weise unterhält. Frank W. Haubold schlägt in eine andere Kerbe. Seine stark in einem technischen Stil gehaltene Story "Die Abbadon-Mission" überrascht durch einen emotionsgeladenen Plot, wohingegen Heidrun Jänchen mit Humor an das gewählte Thema herangeht, aber nicht ganz zu überzeugen weiß. Allzu bekannt ist der Plot und die Charakterdarstellung bleibt ein wenig blass. Ein Höhepunkt des Bandes ist die Story "Totengesang" von J. Th. Thanner, in welcher der Autor eine Tiefseeexpedition mit guter Kenntnis und mit nautischem Wissen beschreibt. Die Pointe der Geschichte ist bissig und bleibt dennoch knapp außerhalb von Zynismus. Mit viel Einfühlungsvermögen in die Psychologie von Kindern berichtet Robert Kerber in "Empfänger" von einem telepathisch begabten Jungen und seinen Erlebnissen. Dabei kommt der Autor erfreulicherweise ohne technischen SF-Sprachgebrauch aus, was der Erzählung angemessen ist. Zwar ist die Story eher der allgemeinen Phantastik zuzuordnen, aber da die Genregrenzen eh fließend sind, geht das in Ordnung. In guter Tradition legt auch einer der Herausgeber selbst eine Geschichte bei. Armin Rößler beschreibt in "Faust" einen Planeten, auf dem die Evolution zum Stillstand zu kommen ist. Der Plot ist überraschend, der Stil gelungen. Armin Rößler braucht sich nicht hinter den anderen SF-Autoren des Bandes zu verstecken.
Fazit:
"Deus Ex Machina" beweist, welche interessanten Themen die SF aufzubieten hat. Die Autoren gehen mit unterschiedlichen Ansätzen an ihr gewähltes Sujet heran, erreichen dabei fast immer gute Ergebnisse. Es gibt nur wenige Geschichten, die nicht an das hohe Niveau der restlichen Stories heranreichen, dabei aber immer noch durchschnittlich und keineswegs schlecht sind. Bei diesen fällt ein ungenauer Gebrauch der Sprache auf, was sie von den anderen Geschichten unterscheidet. Die meisten Autoren hingegen gehen sorgsam mit ihren Worten um und erreichen gerade durch die Verknappung und exakte Wortwahl sehr gute Ergebnisse.
Wer sich für deutschsprachige SF interessiert, dem sei der Kauf dieses Bandes ans Herz gelegt. Eine breitere Auswahl an deutschen SF-Stories dieser Qualität wird man momentan kaum finden.
Frank Haubold - Die Abaddon-Mission
Eine packend erzählte Space Opera, die gegen Ende doch sehr abstrus ist und dadurch insgesamt den bis dahin guten Eindruck trübt
Heidrun Jänchen - Vor dem Sturm
Ein Handelsreisender, der auf einem Planeten einerseits sein berufliches Glück sucht, andererseits weiblichen Kontakt. Eine Geschichte, nach deren Lektüre ich mich fragte, was diese soll. Nun, sie wurde für den Deutschen Science Fiction Preis 2004 nominiert, aber dort finden sich bei den Nominierungsvorschlägen regelmäßig Texte, die ich persönlich alles andere als preiswürdig einstufe.
Robert Kerber - Empfänger
Eine Geschichte über die Verschiebung der Wirklichkeit. Leider nur eine Kurzgeschichte, wäre doch ein Roman zum Thema der Sache gerechter geworden. Das ist auch gleichzeitig der Mangel an der Geschichte, die einzig aus diesem Grunde nicht in meine Top5 kommt.
Dieter Schmitt - Der Erbtöter
Ebenfalls eine der schwächeren Geschichten, deren Intention mir nicht klar wird.
Bernhard Brunner - Die verbesserte Universalfernbedienung
Die Geschichte erschien ebenfalls in NOVA 5. Eine Parodie über die Technikgläubigkeit, die witzig daher kommt.
Alexander Wichert - Grüne Augen
Eine Geschichte im Stil von "Shadowrun". Jäger sind auf der Suche nach Ersatzteillagern. Eben nach menschlichen, so sollte sich jeder vor den Jägern in Acht nehmen. Tolle Story
J. Th. Thanner - Totengesang
Eine Geschichte über das unbekannte, das man in den Tiefen des Meeres findet. Ebenfalls sehr zu empfehlen.
Wilko Müller Jr. - Der Y-Faktor
Wohin technische Entwicklungen führen können, wenn sie außer Kontrolle geraten, erfahren wir bei dieser Geschichte auf sehr witzige Art und Weise.
Torben Kneesch - Der Soldat
Eine Stadt, die nur von einem Krieger verteidigt wird. Wie das geht, erfahren wir in der Geschichte "Der Soldat", die bis auf das Thema alles ist, aber keine SF. Zumindest nach meinem Leseverständnis.
Thomas Kohlschmidt - Nutze Deine Chance!
Die etwa andere Spielshow, erinnert ein wenig an "Menschenjagd" von Richard Bachmann. Sehr gute Geschichte
Petra Vennekohl - Feldstudie
Die Folgen eines Genexperimentes. Eine Geschichte, die in ihrer Aktualität bestürzend ist.
Christian Savoy - Viribus Unitis
Eine der schwächsten Geschichten des Buches. Könnte als Anleitung dienen, wie man es nicht machen sollte. Eine Raumfahrtgeschichte, die die Logik über alle Maßen strapaziert.
Armin Rößler - Faust
Erzählt die Geschichte eines Mannes auf einem Außenweltplaneten und zeigt, wie sehr Umgebungsbedingungen Einfluss auf das alltägliche Leben haben.
Deus Ex Machina ist ein optisch sehr überzeugendes Buch, Druck und Verarbeitung sind sehr gut. Das Titelbild ist vom Verleger Ernst Wurdack himself. Deus Ex Maschina ist der 10 Band der Storyolympiade und der Auftaktband einer SF-Anthologie-Reihe, die zweimal im Jahr erscheinen soll. Als Herausgeber fungieren Dieter Schmitt und Armin Rößler, die beide auch als Autoren vertreten sind. Insgesamt wird ein breites Sektrum an Themen geboten, wobei mir persönlich zu viele Geschichten in Richtung Fantasy gehen. Auch sind spannende Geschichten ein wenig in der Minderheit, scheinbar waren stilistische Fähigkeiten bei der Auswahl der Geschichten eher maßgebend. Und gut geschrieben sind die allermeisten.
Fazit:
Insgesamt ist die Anthologie lesenswert. Doch sollte meiner Meinung nach ein wenig mehr Schwerpunkt auf die klassischen Themen der SF gelegt werden. So ist es einfach ein weiterer Band mit Kurzgeschichten, zwar guten, aber teilweise für den SF-Fan unbefriedigenden Geschichten.
Meine fünf Favoriten:
Y-Faktor / Wilko Müller jr.
Grüne Augen / Alexander Wichert
Faust / Armin Rößler
Feldstudie / Petra Vonnekohl
Nutze deine Chance / Thomas Kohlschmidt
Der zweite Band ist in Planung und erscheint im Herbst 2004.
24 Stories zeigen, was der deutschsprachige SF-"Nachwuchs" so drauf hat. Sie bilden eine Auswahl aus ca. 200 Einsendungen und sie sind recht gut ausgewählt. Neben eher humoristischen Stories finden sich zumeist für die SF typische Pointengeschichten. Ausnahmen bilden z.B. "Raum-Zeit-Schattierungen" von Antje Ippensen oder Rüdiger Schäfers "Anjelka", die eher poetisch daherkommen.
Meine Favoriten sind "Anahita" von Marlies Eifert (über Zeitreisen als Flucht aus dystopischer Zukunft), "Empfänger" von Robert Kerber, der über einen 7jährigen erzählt, der die besondere Begabung besitzt, Gedanken anderer Menschen zu empfangen. Da er selbst nicht begreift, was er da kann, wird dies auch so erzählt, dass eben nicht alles erklärt wird und das auf ganz großartige Art und Weise ... Und dann wäre da noch J. Th. Thanners "Totengesang" (Tiefseewesen leiden unter dem Forscherdrang der Menschen). Auch der Beitrag von Mr. SOLAR-X, Wilko Müller jr., "Der Y-Faktor" ist nicht übel, ist auf alle Fälle eine seiner besten Stories, aber halt schon wohlbekannt (unbedarfte Hobbyforscher erfinden den bioelektrischen Joghurt, mit einigen ironischen Seitenhieben auf die gängige Vermarktungsstrategien der Konsum-Wirtschaft).
Neben dieser ist mir auch Frank Haubolds hervorragende MSF-space-opera-Dan-Simmons-Hommage "Die Abaddon-Mission" bekannt, die jüngst in einem Autorenband beim EDFC erschien. Keine Ahnung, ob es noch mehr Nachveröffentlichungen gibt, was natürlich den Wert des Buches etwas mindern würde, zumindest für ausgemachte Kenner der Szene. Vielleicht hätte man besser auf unveröffentlichtes Material bestehen sollen? Oder aber es sind keine unveröffentlichten Stories unter den 200 Einsendungen gewesen, die besser waren, was natürlich der deutschsprachigen SF-Szene wiederum ein weniger gutes Zeugnis ausstellen würde.
Noch ein paar Stichpunkte, was der Leser ansonsten zu erwarten hat (ohne Anspruch auf Vollständigkeit): Die Titelgeschichte von Roland Triankowski beginnt als "Klassentreffen" (also es treffen sich zwei ehemalige Klassenkameraden) und endet mit der Geburt einer KI. – Heidrun Jänchen zeigt, wie man als Kleinunternehmer auf einer fremden Welt etwas wagen muss, um Erfolg zu haben. – Dieter Schmitt erzählt von staatlich gesteuerten Verkehrsunfällen – Andrea Tillmanns von virtuellem Familienglück – Bernhard Brunner über das Unverständnis zwischen menschlicher und künstlicher Halb-Intelligenz – Bernhard Schneider wartet mit einer typischen UFO-Story auf und und und ...
Wie man erkennen kann, werden viele bekannte Topoi und Themen der SF aufgegriffen und alle in der Regel interessant und lesenswert umgesetzt. Wie man den lobenswerterweise abgedruckten Autoreninfos entnehmen kann, handelt es sich nur in seltenen Fällen um Schreib-Neulinge; alle haben, meist zwar als Laien, schon beachtliche Publikationserfolge vorzuweisen.
Die Herausgeber des gut aufgemachten Taschenbuches, Dieter Schmitt und Armin Rößler, weisen auf dem Klappentext und in dem Nachwort auf die inhaltliche Vielfalt der zwei Dutzend Stories hin. Was auch durchaus zutreffend ist, allerdings bewegen sich die Kurzgeschichten innerhalb bekannter Handlungsmuster, was aber, zugegeben, ein Phänomen ist, das nicht nur DEUS EX MACHINA betrifft. Außerdem wissen die Autorinnen und Autoren ihre Handlungen gekonnt aufzubauen und pflegen lesbare Stile. Ausgesprochen erfreulich ist auch, dass der Umfang der Kurzgeschichten ihren Inhalten angemessen ist, langweilige Schwafeleien finden sich in DEUS EX MACHINA nicht.
Vielleicht war es Absicht; die beste Story steht am Ende: "Faust" von Armin Rößler ist eine stimmungsvolle Schilderung der Kultur und der Ökologie einer nichtmenschlichen Spezies, der sich der Protagonist und sein weibliches Pendant gezwungenermaßen anpassen, darin aber auch ihre Befriedigung finden.
Besonders ansprechend sind natürlich auch weitere Texte: "Nutze Deine Chance!" von Thomas Kohlschmidt variiert DAS MILLIONENSPIEL: Zeitreisende sollen in der Vergangenheit Attentate verüben und müssen für einen bestimmten Zeitraum der Verfolgung der Sicherheitskräfte entgehen. "Totengesang" von J. Th. Thanner ist eine bittere Kurzgeschichte, in der ein Forscher die verheerenden Folgen einer unbedachten Handlung erkennen muss. In Petra Vennekohls Beitrag verursacht ein bewusster Fehler eines Wissenschaftlers die gewünschte "Feldstudie", allerdings mit unkalkulierbaren Folgen.
Erstaunlich und erfreulich ist die hohe Anzahl der humoristischen und ironischen Kurzgeschichten. "Die verbesserte Universalfernbedienung" von Bernhard Brunner versucht, auch ihren Benutzer unter ihre Kontrolle zu bringen. Im "Betatest" von Uwe Sauerbrei bewährt sich eine Terraforming-Maschine, allein ihr Nutzer erweist sich als inkompetent. "Der Erbtöter" von Dieter Schmitt trägt zur Konsolidierung der öffentlichen Haushalte bei. In der "Y-Faktor" von Wilko Müller jr. beschert die Erfindung von Elektrobakterien den Protagonisten zunächst Reichtum, zerstört aber die Zivilisation. Der Protagonist in "Vor dem Sturm" von Heidrun Jänchen erweist sich seiner (zugewiesenen) Partnerin als unterlegen, was die Ausbe..., äh, wirtschaftliche Nutzung des Planeten Urmia angeht, und ihr Erfolg ist zudem nach fairer als sein Plan.
"Die Abaddon-Mission" von Frank W. Haubold beginnt vielversprechend als Hommage an Dan Simmons. Die Story spielt in einem Universum, das dem der HYPERION- bzw. ENDYMION-Romane ähnlich ist. Der Kreuzer ABADDON trifft unerwartet auf einen Planetoiden mit einer zunächst noch schlafenden Intelligenz, deren Hintergrund und Handlungsweise nicht nur überraschen, sondern auch etwas unglaubwürdig sind, weil sie zuvor mit keiner Zeile angedeutet wurden. Für diesen weit gesteckten Handlungsrahmen ist auch eine sechzehnseitige Kurzgeschichte zu beengt. Und die privaten Endzeitvisionen wie "Raum-Zeit-Schattierungen" von Antje Ippensen oder "Anahita" von Marlies Eifert werden wegen ihrer Perspektivlosigkeit sicherlich nicht das Interesse jeden Lesers finden.
Insgesamt allerdings überrascht DEUS EX MACHINA mit einem hohen Niveau. Es dürfte sich für Leser (und auch für Autoren) lohnen, die SF-Subreihe der STORY-OLYMPIADE mit großer Aufmerksamkeit zu verfolgen.
Bei Deus Ex Machina handelt es sich um den mittlerweile zehnten Band mit Kurzgeschichten zu den unterschiedlichsten Themenbereichen und den ersten Band in der damit startenden SF-Reihe. Den beiden Herausgebern Armin Rößler und Dieter Schmitt ist es gelungen, auf 203 Seiten insgesamt 24 Autoren zu versammeln. Einige sind bereits seit längerem im SF-Fandom aktiv, andere hingegen waren mir zumindest völlig unbekannt. So finden sich bekannte Namen wie Frank W. Haubold, Antje Ippensen, Rüdiger Schäfer, Wilko Müller jr., Roland Triankowski und Armin Rößler neben mir unbekannten Name wie Klaus Eylmann, Judith Rau, Torben Kneesch, Thomas Kohlschmidt oder Uwe Sauerbrei. Bekannte Namen animieren einen dabei vielleicht eher zum Kauf solch einer Kurzgeschichtensammlung, stehen aber nicht immer für qualitativ hochwertige Stories. Zudem sind Geschmäcker bekanntlich sehr unterschiedlich, aber gerade deshalb dürfte diese Kurzgeschichtensammlung für jeden etwas bieten, da die Autoren/-innen in ihrer schriftstellerischen Freiheit nicht durch eine Vorgabe eingeschränkt waren.
Die Themen reichen von Space Operas bis hin zu in der Gegenwart spielenden Kurzgeschichten. Mit jeder neuen Story taucht der Leser in eine völlig andere Welt ein, da die Herausgeber auf eine Zusammenfassung von ähnlich gelagerten Handlungshintergründen verzichtet haben. So findet der Leser eine bunte Mischung längerer und kürzerer Geschichten vor, die durchweg von einem unterhaltenden schriftstellerischen Niveau sind. Eine wirklich schlecht verfasste und/oder durchdachte Story habe ich nicht vorgefunden. Deshalb kann ich den beiden Herausgebern nur zustimmen, wenn sie ihre Erwartungen als übertroffen ansehen. Meine sind es nach der Lektüre der Stories ebenfalls gewesen.
Das äußere Erscheinungsbild des Taschenbuchs und die äußere Aufmachung sind ansprechend. Die Verarbeitung solide und der Preis völlig in Ordnung.
Mit der hier ins Leben gerufenen SF-Kurzgeschichtenreihe haben die Verantwortlichen ihr Ziel erreicht, nämlich guten Stories eine adäquate Veröffentlichungsmöglichkeit zu bieten. Nähere Informationen zu den unterschiedlichsten Projekten der Story-Olympiade finden sich unter der oben angegebenen Internetadresse.
In mehr als einer Geschichte werden Gegenwartsprobleme in die Zukunft geschaufelt und dabei mit kritischer und satirischer Gabel aufgespießt. Ein Beispiel: Die Story eines der beiden Herausgeber, Dieter Schmitt, die mit leichter Hand komplexe Sachverhalte gegenwärtiger Wirtschafts- und Sozialprobleme zur Sprache bringt. Der Handlungsfaden seiner Erzählung stellt eine schaurig schöne Klimax in Aussicht, das Blatt wendet sich aber zur bissig bösen Satire. Eine sehr verfeinerte und fassettenreiche Darstellung erwartet den Leser hier, wenn er sie mit dem vergleicht, was im TV unter "SF" läuft.
Es sei erlaubt, bei zwei Autorinnen, die ja in der Minderheit, anzutippen. Da finden wir eine Schreiberin, Martina Bielesch, nicht ganz zwanzig, mit Humor und Ironie, die man diesem Alter kaum zutraut. Eine andere Autorin, Marlies Eifert, anderthalb Generationen älter, hat eine Erzählung aus ihren jungen Jahren bearbeitet. Eine drückende Atmosphäre, von der man sagen muss, dass sie der heutigen Wirklichkeit leider näher ist als einem recht sein könnte.
Das Buch schließt mit der Geschichte von Armin Rößler. Seine Phantasieerfindung von Außerirdischen erweist sich von den Bildern und der Handlung her als besonders einprägsam. Es geht nicht um faszinierend unheimliche Achtbeiner oder andere Unholde von einigermaßen großartigem Zuschnitt, sondern um etwas verschrumpelte Wesen, die ein dösiges Glücksgefühl zu schätzen wissen. Das in der Religionspsychologie eingehend beschriebene "Mysterium tremendum" stellt der Autor in Bildern und spannenden Handlungsabläufen so plastisch dar, dass man glaubt, es selbst zu erfahren.
Ein Wort zum Umschlagentwurf von Ernst Wurdack: Das Peitschenschlag-Ornament, das man vom Jugendstil her kennt, wird auf eine sehr moderne Art ansprechend präsentiert.
Der Verlag "Story-Olympiade", bei dem das Taschenbuch mit 204 Seiten veröffentlicht wurde, ist aus einem Kurzgeschichtenwettbewerb für Hobbyautoren entstanden, der 2003 bereits zum fünften Mal stattfand. "Jeder, der nicht von seinen Büchern lebt, kann daran teilnehmen", heißt es im Reglement. Die erste Story-Olympiade fand 1999 als Internet-Wettbewerb statt. Im Jahr 2000 wurde der Schritt gewagt, eine Anthologie zu veröffentlichen. Seither erscheinen die Wettbewerbs-Anthologien jährlich. Außerdem werden inzwischen Bücher aus allen Bereichen der phantastischen Literatur veröffentlicht, also Fantasy, Horror, aber auch kindgerechte Märchen und schließlich seit neustem Science Fiction (SF).
Als Verleger Ernst Wurdack den Gedanken hatte, eine eigene Science Fiction-Reihe zu starten, suchte er sich mit Dieter Schmitt und Armin Rößler zwei Experten auf diesem Gebiet. Die sagten ohne zu zögern zu und sprachen ganz gezielt Autoren an, von denen sie wussten, dass sie in der Lage sind, gute Geschichten beizusteuern. So sammelten sie 24 Kurzgeschichten von Schriftstellern jeden Alters aus dem gesamten deutschsprachigen Raum und gaben sie jetzt in der Anthologie "Deus Ex Machina" heraus.
"Wir haben eine abwechslungsreiche Mischung zusammengestellt", meint Armin Rößler selbstbewusst. In "Die Abaddon-Mission" von Frank W. Haubold tauchen bekannte SF-Konzepte auf, ausdrücklich weist Haubold darauf hin, dass er seine Geschichte in der Romanwelt des amerikanischen Autors Dan Simmons ansiedelte. Heidrun Jänchens "Vor dem Sturm" projiziert Machenschaften unserer Wirtschaft auf interstellare Verhältnisse - Stichwort: "Billiglohn-Planet". Die Geschehnisse in Robert Kerbers "Empfänger" erblickt man nur wie durch einen zersplitterten Spiegel. Kerber erzählt von einem spielenden Jungen, der glaubt, Gedanken von weither empfangen zu können. Nebenbei erfährt der Leser aber, dass das Kind krank ist. Derart im Unklaren gelassen, erhöht sich die Spannung noch.
Was passiert, wenn die häusliche Technik auf einmal den Menschen herumkommandiert, beschreibt "Die verbesserte Universalfernbedienung" des Österreichers Bernhard Brunner auf witzige Weise. Plötzlich fragt die Fernbedienung nach dem Nutzen des Menschen, und spätestens da fängt man an zu grübeln. "Der Soldat" von Torben Kneesch bietet eine aufregende Variation des Zeitreise-Topos; eine Liebe zerbricht an der bitteren Notwendigkeit, eine Stadt zu verteidigen. Rüdiger Schäfers "Anjelka", die Geschichte eines sterbenden Mädchens, ist ruhig und atmosphärisch dicht. Behutsam werden die Menschen und ihre Kultur skizziert. Diese Geschichte sticht gerade dadurch hervor, dass sie so unspektakulär ist. Dieter Schmitts Beitrag, "Der Erbtöter", ist ein bitterböser Kommentar auf die desolate Finanzlage der Nation. Armin Rößlers Kurzgeschichte schließlich, "Faust", erzählt vom ewigen Leben, in dem alle Leidenschaft erloschen ist. Außerdem beschreibt Rößler eindringlich die so genannte "Synästhesie", eine noch kaum erforschte Erweiterung unserer Wahrnehmungsfähigkeit, bei der Musik Farben vor dem geistigen Auge erscheinen lässt oder Bilder bestimmte Klänge heraufbeschwören.
Mit diesen Geschichten wenden die Herausgeber sich primär an Leute, die gerne Science Fiction lesen. Die Geschichten sind für Einsteiger ebenso geeignet wie für Kenner: Zum Denken wird jeder angeregt, überfordert wird aber niemand. Manche der Erzählungen möchte man gleich mehrmals lesen, weil so viel zwischen den Zeilen steht.
INFO: "Deus Ex Machina" ist in Wiesloch in der Buchhandlung Dörner erhältlich sowie im Internet auf der Homepage www.storyolympiade.de.