200 Seiten
ISBN 3-938065-08-7
Wurdack Verlag
9,95 Euro
Torben Kneesch - Überschuss
Lutz Herrmann - Der Irrtum
Armin Rößler - Barrieren
Birgit Erwin - Nur ein Gedanke
Markus K. Korb - Der Spaziergang
Bernhard Weißbecker - Der Untergang der Titan
Andrea Tillmanns - Nicht ganz Atlantis
Peter Hohmann - Strafvollzug
Axel Bicker - Wider Willen
Thorsten Küper - Das Festtagsprogramm
Nina Horvath - Die Spirale
Uwe Hermann - Der Besucher
V. Groß - Albas bestes Spiel
Edgar Güttge - Flasken
Ilka Sehnert - Das Buch
Bernhard Schneider - Der Bewohner
Antje Ippensen - Alles wandelt sich
Uwe Sauerbrei - Allmacht
Heidrun Jänchen - Fallstudie: Terroristin Jenny S.
Luz Andrade hörte den Schrei, schloss die Augen und öffnete seinen Geist.
Tatsächlich. Er fühlte die tödliche Welle des unverständlichen Hasses heranrasen, sah die Spur, die sie hinter sich herzog, den sich rasch ausbreitenden Korridor, in dem sich die Schwärze des Weltraums von einem Moment auf den anderen blutrot verfärbte. Die Flammen des Verderbens näherten sich unaufhaltsam. Grell leuchtend bahnten sie sich ihren Weg.
Luz verspürte keine Furcht. Er stellte der Welle seine Barriere entgegen. Er merkte, dass es ihm die anderen gleichtaten. Ihr Geist wurde eins und gemeinsam verwandelten ihre Kräfte seinen eigenen löchrigen Zaun in eine stabile Mauer, die sich schnell und undurchdringlich vor der Welle auftürmte. Die fremde Macht brandete hart gegen den schützenden Schirm. Und doch wankte dieser nicht. Der Hass und der Tod prallten wirkungslos von ihm ab.
Luz genoss das Gefühl der eigenen Stärke und Überlegenheit. Er berauschte sich daran, dass er ein wichtiger Teil des großen Ganzen war, dieses umfassenden Schutzes, der allen Menschen unten auf dem Planeten ein Leben in Sicherheit garantierte. Kurz dachte er schaudernd daran, was geschehen würde, sollten er und die anderen versagen. Doch dann rief er sich zur Ordnung: Dazu würde es nicht kommen. Niemals.
Dann spürte Luz, wie die Barriere wankte. Furcht flackerte in ihm auf. Sie drohte, seine Konzentration zu zerstören. Er wollte sie ignorieren, sie einfach beiseite schieben, aber er konnte sich ihr nicht entziehen. Wenn die Barriere fiel, deren Teil er war, würde er keine Gelegenheit mehr haben, seine Angst zu bekämpfen. Dann würde es zu spät sein.
Wieder raste eine der Wellen aus den Tiefen des Weltraums heran. Sie bestand aus nackter Gewalt, aus Hass und aus dem Tod, den sie über die Orbitalstation und den ganzen Planeten bringen würde. Sie stieß vehement gegen die Barriere und ließ Luz' Geist erzittern. Doch er stemmte sich ihr entgegen. Und auch die anderen ließen in ihrem Bemühen nicht nach, den Angriff abzuwehren. Luz fühlte Stolz. Sie würden es schaffen.
Doch plötzlich brach der Widerstand, den die Menschen der Urgewalt entgegengesetzt hatten, wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Schmerz raste durch Luz' Gehirn. Er schrie laut auf und hörte die Schreie auch aus anderen Kehlen.
Aus der ersten SF-Anthologie des Wurdack-Verlags Deus Ex Machina wurden gleich mehrere Geschichten sowohl für den Kurd-Laßwitz-Preis als auch den Deutschen Science-Fiction-Preis nominiert. Neben ganz neuen Autoren, die durch das ambitionierte Projekt des Wurdack-Verlags die Möglichkeit erhalten, ihre ersten Geschichten zu veröffentlichen, melden sich auch in der Szene bekannte Autoren wie Markus K. Korb, Thorsten Küper oder zuletzt in Walfred Goreng sogar Profis wie Ernst Vlcek und Helmuth W. Mommers zu Wort. "Überschuss" ist eine Sammlung von 19 Geschichten deutscher und österreichischer Autoren, die laut Klappentext auch "neue Fragen auf konventionelle Antworten" wagen.
Überschuss - Thorben Kneesch (Physiker)
Die Titelstory bietet gleich ein erschreckend denkbares Modell der menschlichen Zukunft, vor allem mit der derzeitigen Arbeitslosenpolitik der Bundesregierung im Blick. Kneesch lässt die weitere Entwicklung streiflichtartig vorüberziehen und steuert eine klassisch tragische und ausweglose Situation an, um mit einem Hammer zu enden. Sehr gelungen!
Der Irrtum - Lutz Herrmann (Dozent für Physik und Chemie)
Die Handlung ist absolut nachvollziehbar, kein abgedrehter Text, ganz normal geschrieben - und trotzdem hab ich die Geschichte erst jetzt, beim Schreiben dieser Zeilen, wirklich verstanden. Direkt nach dem Lesen bleibt das Gefühl des Nichtverstehens, aber die Ansätze werden vermittelt. Erst wenn man darüber nachdenkt, warum die Story ihren Titel trägt, kommt die Erkenntnis. Tragisch. Das Schicksal von Menschen, durch Irrtümer drastisch veränderbar.
Barrieren - Armin Rößler (Journalist)
Die Angst vor dem Fremden - immer wieder Grundlage von Missverständnissen und Kriegen. Oder ein oft thematisierter Gegenstand in der Science-Fiction, wenn Menschen mit überragenden Fähigkeiten ausgenutzt, aber auch gefürchtet werden. Luz ist einer von ihnen, aber er hat seine eigene Überzeugung und sucht einen Weg, seinen Leuten gegen alle Gefahren zu helfen. Fesselnd geschrieben!
Nur ein Gedanke - Birgit Erwin (Referendarin für Anglistik und Germanistik)
Ob schon mal jemand auf den Gedanken gekommen wäre, eine Fritte ins All zu schicken? Nein, warum auch. - Zu diesem Zeitpunkt ist man gewarnt, ahnt aber noch nicht das Ausmaß der Geschichte. Erwin fackelt ein ironisches Feuerwerk ab, bei dem eine Blödheit der anderen folgt und eine Verkettung merkwürdiger Zufälle schließlich zum Höhepunkt führt. Ob schon mal jemand auf die Idee gekommen wäre, eine Sternschnuppe zu bauen?
Der Spaziergang - Markus K. Korb (Herausgeber)
Wie schön Protagonist Wilson sich ausmalen kann, wie der Tod kommen würde. Und wie zynisch sich der Tod anschleicht. Wunderbar geschrieben.
Der Untergang der Titan - Bernhard Weißbecker (Physiker, Agarwissenschaftler)
Die irrigen Wege der Medien und die ungebrochene Sensationsgier der Menschen. Entscheidung zwischen einer Freudenfeier und einem Stierkampf. Wieder eine Geschichte für den Zynismus.
Nicht ganz Atlantis - Andrea Tillmanns (Physikerin)
Obwohl recht schnell einigermaßen klar ist, worum es geht, ist die Geschichte so gut erzählt, dass sie den Leser bis zum Schluss fesselt. Eine Art von Kulturschock bricht herein, eine Katastrophe führt zu einem unwürdigen Leben. Es ist eine etwas längere Geschichte, aber wert, erzählt worden zu sein.
Strafvollzug - Peter Hohmann (Sport-Anglistik-Student)
Sehr unterhaltsam und flüssig zu lesen. Leider steht die Pointe als offene Drohung im Hintergrund. Hohmann schafft es aber, eine tragische Geschichte zu erzählen.
Wider Willen - Axel Bicker (Physiker)
Wieder einmal herrscht der Feudalismus auf neu erschlossenen Planeten. Und der Sohn lehnt sich nicht auf. Aber Bicker erzählt eine alte Thematik in neuem Gewand. Sehr spannend.
Das Festtagsprogramm - Thorsten Küper (Lehrer)
Eine durch und durch hinreißende Geschichte, die vom ersten bis zum letzten Wort spannend ist. Mit jedem Satz verdichtet sich das Bild, ein Thriller, dessen Ende eine Horrorzukunft beschwört. Meisterhafte Unterhaltung.
Die Spirale - Nina Horvath (Biologie-Studentin)
Philosophische Gedankenspielerei, die aber zum Mitdenken animiert und (da es sich um existenzielle Spekulationen handelt) mehrere unergründliche Lösungen bietet, um schließlich zu einer erschreckenden Konklusion zu kommen.
Der Besucher - Uwe Herrmann (tätig in der Kunststoffbranche)
Der Außerirdische selbst ist nicht weiter ungewöhnlich. Aber sein Ursprungsplanet umso mehr. Er ist nämlich so weit von allen Galaxien entfernt, dass selbst die Naturgesetze ihn nicht erreicht haben, weil sich der Aufwand nicht lohnt. Wir erhalten eine neue Erkenntnis um die Intelligenzverteilung auf der Erde und erfahren erleichtert, dass das Säbelrasseln der Amerikaner nicht jeden einschüchtert. Zum Schmunzeln.
Albas bestes Spiel - V. Groß (studierte Erziehungswissenschaften, Sozialpsychologie, Sprachwissenschaften)
Ein Spiel entscheidet. Spannend geschrieben, enthüllt Groß nach und nach die Ursache eines Streits, und als man endlich hoffen kann, führen die Spielsucht und die Entschlossenheit der potenziellen Retter zum tragischen Ende. Die beiden letzten Absätze sind überflüssig, verdeutlichen nur die ohnehin deutliche Pointe. Trotzdem toll.
Flasken - Edgar Güttge (Übersetzer)
Ich hätte ja die letzten drei Absätze weggelassen. Insgesamt eine flotte Geschichte, die vor satirischen Elementen nur so strotzt. Der Nihilist Friedhelm Nichtsche zum Beispiel. Güttge hat wohl alles, was ihm an Humor gekommen ist, hier verbraten, zwischen Flasken, Flaschen und Flachsen. Manchmal vielleicht etwas viel, insgesamt aber flüssig und sehr unterhaltend.
Das Buch - Ilka Sehnert (Sängerin, Schauspielerin)
Sehr fragmentarisch, aber auch eindringlich. Warnend vor dem Vergessen und der Kontrolle. Eine Vision nach Orwell und Bradbury, mit einem Lichtblick.
Der Bewohner - Bernhard Schneider (Physiker)
Eine Geschichte, die auf den gleichen Grundlagen ruht wie "The 13th Floor" und "The Matrix". Trotzdem ist sie äußerst originell, denn die philosophischen Fragen, die bei den genannten Geschichten entschlüsselt werden, finden hier keine Lösung. Diese Geschichte ist der Knaller dieser Sammlung!
Alles wandelt sich - Antje Ippensen
Inmitten der Geschichten mit düsteren Visionen hebt sich diese hier wunderbar ab. Sie löst ein hoffnungsvolles Gefühl aus, sieht allerdings die Rettung der Erde nicht durch die alleinige Kraft der Menschen kommen, sondern durch aufopferungsvolle Hilfe von außen. Als eine Warnung vor den naturzerstörerischen Machenschaften der Menschen sieht sie die Zukunft trotzdem nicht verloren.
Allmacht - Uwe Sauerbrei (Geophysiker)
Schön schnelle Geschichte, aber das Wichtigste bleibt ungeklärt: Woher kommt die Allmacht? Wohl ein Fehler in irgendwelchen kosmischen Systemen, wird ja auch temporal bereinigt. Immerhin giert der Allmächtige nur nach Wissen, nicht nach Überlegenheit. Unterhaltsam.
Fallstudie: Terroristin Jenny S. - Heidrun Jänchen (Physikerin)
Fehlinformation der Medien (oder durch die Medien) und ständig gelockerte ethische Vorstellungen machen schnell aus einer Frau eine Terroristin, die sich in einer genmanipulierten Welt eine natürliche Schwangerschaft wünscht. Schlaglichtartig leuchtet Jänchen die Verhältnisse in dieser Welt aus und skizziert eine dramatische Entwicklung. In der Welt gibt es menschliche Ersatzteillager; sogenannte "defekte" Menschen haben keine Rechte und keine Zukunft mehr. Es ist eine brandaktuelle Diskussion um ethische Grundsätze und Gentechnik. Schnell und eindringlich zu lesen, ein würdiger Abschluss der Anthologie.
Fazit:
"Überschuss" ist eine wunderschön zusammengestellte Sammlung von hervorragenden Geschichten, die sich zum Teil eindringlich mit aktuellen schwierigen Themen befassen oder humoristisch unterhalten - oder beides.
Eine Geschichte für Zwischendurch oder mehrere Geschichten am Stück: Nie wird die Lektüre langweilig, jede Story wartet mit einer eigenen Idee und eigenem Stil auf. Für jeden Science-Fiction-Freund zu empfehlen; man wird seine Freude haben - und auch für jeden anderen an unserer Welt Interessierten bietet die Anthologie spannende Unterhaltung. Ein starkes Stück!
Die Titelgeschichte von Torben Kneesch präsentiert eine Methode zur Entsorgung menschlichen Überschusses, die die Motive von Zeitreise und Kälteschlaf mischt. Nicht wirklich neu, aber in seiner logischen Konsequenz sehr gut vorstellbar. Eigentlich fehlt nur die Technik, sonst könnte Kneeschs sarkastische Vision Realität sein.
Ähnlich dicht an die bekannte Welt lehnt sich auch Lutz Herrmanns "Der Irrtum" an. Kaltes Managergehabe in einer gefühlsarmen Welt. Der Sieg des kleinen Mannes hinterlässt einen fahlen Geschmack, die Story bleibt im Grunde pessimistisch. Solide, wenn auch wenig inspirierende Geschichte.
"Barrieren" von Armin Rößler hat es schwer. Der Stoff ist für eine Kurzgeschichte eigentlich zu umfangreich. So bleiben zu viele Fragen übrig. Die Hauptfigur, die hier eine kolossale Weiterentwicklung der Evolution symbolisiert, bleibt ungewohnt blutarm.
Fritten ins Weltall schießt Birgit Erwin mit ihrer Groteske "Nur ein Gedanke". Witzig, überraschend und kurz. Definitiv eine Glanzleistung der spacigen Frittierkunst.
"Der Spaziergang" von Markus K. Korb überzeugt in der präzisen und detailgetreuen Beschreibung eines Lost in Space-Erlebnisses. Allerdings hinterlässt diese kurze Skizze keine bleibenden Eindrücke, fehlt ihr eine Idee für eine Geschichte.
Die Mediensatire "Der Untergang der Titan" von Bernhard Weißbecker verhilft den öffentlich-rechtlichen Sendern zu unverhoffter Unterstützung. Das unmenschliche Gerangel um die Übertragungsrechte der letzten Stunden einer vom Untergang bedrohten Raumschiffbesatzung ist pointiert und absolut realistisch in Szene gesetzt.
Andrea Tillmanns begleitet in "Nicht ganz Atlantis" ein junges Mädchen, das die Grenzen ihrer Welt kennen lernt. Eine unaufdringliche Erzählung, die besonders durch die einfühlsame Sprache auffällt und dabei dennoch ein gewichtiges Thema angeht: Die menschliche Zivilisation ist nur eine hauchdünne Schicht über den Trieben des Tieres Mensch.
Eine rabiate Art zukünftiger Bestrafungen präsentiert Peter Hohmann in "Strafvollzug": Den Delinquenten wird das aufgebrummte Strafmass in Form von Lebenskraft entzogen. Leider ist der Plot selbst zu vorhersehbar und wenig fesselnd.
In "Wider Willen" werden Tradition und Familienehre einer Kolonialwelt in Frage gestellt. Mit drastischen Mitteln versucht ein Vater seinen Sohn zu einer Vernunftehe zu zwingen, allerdings gibt genau gegen diese Ehen ein Gesetz; es soll nur aus Liebe geheiratet werden. Die Geschichte lässt den Leser irritiert zurück, handelt es sich doch um eine unübliche Science Fiction Story, die am ehesten noch mit einer Darkover Erzählung zu vergleichen ist.
Der Horror geht um im "Festtagsprogramm" von Thorsten Küper. Die Raumstation Lowell ist Schauplatz einer grausigen Auseinandersetzung, die actionreich, mit Sarkasmus und einer gehörigen Menge Blut unter die Haut geht. Die Darstellung ist dabei sehr plastisch, was der Atmosphäre zu gute kommt.
Nina Horvaths "Spirale" ist ein kurzer philosophischer Moment. Wenn auch wenig passiert, enthält die Kurzgeschichte genau jene Nachdenklichkeit, die nach dem gruseligen "Festtagsprogramm" angebracht scheint. Die Frage, inwieweit das Leben in vorgefertigten Abläufen stagniert und wie man diese durchbrechen kann, ist eindringlich bearbeitet worden.
"Der Besucher" ist ein Alien vom Planeten Xeracox, der die Erde besucht und dort so seine Erfahrungen macht. Die leichtfüßige Geschichte von Uwe Herrmann macht Spaß, ohne dabei mehr zu wollen.
Da hat es der Besucher in "Albas bestes Spiel" von V. Groß schon schwerer. Um sein Leben wird gespielt. Die Geschichte ist solide, beschränkt sich aber mehr auf die Personen als auf eine tatsächliche Story.
Edgar Güttge bleibt seinem Ruf als Meister der Groteske treu. "Flasken" ist eine großartige Parodie mit bösen Seitenhieben, neckischen Einfällen und einer temporeichen Erzählweise, die begeistert. Für mich ist Güttge eines der großen erzählerischen Talente unter den unentdeckten Autoren.
Nicht minder hochwertig geht es mit Ilka Sehnerts "Das Buch" weiter. Im Autorenkästchen, deren Präsenz zu Beginn jeder Geschichte zunächst irritiert, aber zunehmend interessanter wird, stellt man die Schauspielerei der Autorin als Ursache für ihren knappen und rhythmischen Sprachstil dar. Tatsächlich fällt er aus den Rahmen der übrigen Texte; von graziler Schönheit ist die Wiederfindung einer natürlichen Fortpflanzung auch inhaltlich ein Glanzstück dieser Sammlung.
Die Realität in Frage stellt Bernhard Schneider in "Der Bewohner". Die Geschichte zielt auf die Pointe ab und ist trotz des bereits arg strapazierten Themas lesenswert.
Die dritte herausragende Geschichte der Anthologie ist Antje Ippensens "Alles wandelt sich". Die grüne Evolution wird in treffsicheren Bildern und Wortspielen ausgeführt, sie wächst quasi zur vollen Blüte. Es ist bewundernswert, wie leicht der Autorin der Umgang mit dem pflanzlichen Sujet fällt, wie einleuchtend ihr die GRASWURZELDIMENSION (welch Wort!) gelingt.
Uwe Sauerbrei beschreibt eine etwas andere Art der Verwandlung in "Allmacht". Aus einer sehr genau und detailliert dargestellten Alltagszenerie heraus entwickelt er eine Mutation über den menschlichen Status Quo hinaus, bis die Grenzen der Schöpfung erreicht werden. Nach dem außergewöhnlichen Besuch der GRASWURZELDIMENSION erscheint die Erzählung etwas bieder.
Die Anthologie endet etwas abrupt mit der "Fallstudie: Terroristin Jenny S." von Heidrun Jänchen. Hier wird recht gefühlvoll die Auswirkung einer rigiden Einsetzung der Klontechnologie beschrieben. Jenny Seidel gerät in die Zerhacker einer genmanipulierten Gesellschaft, in der es normal ist, Klone als Ersatzteillager zu halten. Mit dieser bedrückenden Geschichte verschiebt die Waage der besonders guten Geschichten in dieser Anthologie noch weiter hin zur weiblichen Seite.
Überschuss ist besonders im zweiten Teil eine Sammlung überaus interessanter und beeindruckender Erzählungen und Shortstorys. Armin Rößler und der Wurdack Verlag sorgen dafür, dass der deutsche SF-Markt eine kreative Unterfütterung mit dem Nährboden guten Phantastik erhält: Brillante Kurzgeschichten.