Ableitung des Richter'schen
Stöchiometriebegriffs
aus christlich - platonischer Physikotheologie
Jeremias' Benjamin Richters « Anfangsgründe der Stöchiometrie »
©hristoph
Poggemann
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1stJAN2003,11thAPRL2004,11thMAY2007 by KLP
"Wer
nur die Chemie versteht,
versteht auch die nicht recht." 1
G. Christoph Lichtenberg |
"Wer
den Stöchiometriebegriff nur chemisch interpretiert, versteht
auch den nicht recht."
Christoph Poggemann
|
|
1. Ziel des Aufsatzes
Im Mittelpunkt des in den Jahren 1792 bis
1794 entstandenen Werkes «Anfangsgründe der Stöchiometrie»
steht nicht die Chemie, sondern die christliche Theologie,
die sich der platonischen Metaphysik bedient, um mit Hilfe der
mathematischen Strukturen der platonischen Weltseele einen christlichen
Gottesbeweis zu führen.
Der Autor dieses Werkes und Schüler
Immanuel Kants,
Jeremias Benjamin Richter (1762-1807), glaubte,
durch synthetische Urteile apriori die Kenntnisse in der Chemie
erweitern zu können. Das wichtigste Forschungsmotiv J.B.
Richters ist nicht primär in der ökonomischen Nutzanwendung
stöchiometrischer Naturgesetze zu suchen, sondern liegt vielmehr
im theologisch-metaphysischen Bereich.
Richter wollte die apriorische Konstruierbarkeit
stöchiometrischer Gesetze in der Chemie über die mathematischen
Chiffren der theologisch-metaphysischen «Forma Universalis»
(Weltseele) aufzeigen. Er versuchte, über die geometrischen
und arithmetischen Reihen der Timaioskosmologie bzw. über
die Triangularzahlenreihe der pythagoräischen Tetraktys Chemiegesetze
zu formulieren, wobei das Gesetz der konstanten Proportionen als
Synthese zweier apriori gültiger geometrischer oder arithmetischer
Reihen dargestellt wurde. Chemische Phänomene, die nicht
über das fest vorgegebene Alphabet apriori gültiger
mathematischer Strukturen («Characteristica Universalis»)
definierbar waren, betrachtete Richter als nicht objektiv gültig.
Von zentraler Bedeutung in seinem Werk waren
laut erster These seiner Doktorarbeit («De Usu Matheseos
In Chymia») die formalen
Universalkriterien der Wahrheit2,
d.h. die Wahrheitskriterien der «Forma Universalis»
(Weltseele),
deren Existenz in chemischen Mischungsverhältnissen von Säuren
und Alkalien er experimentell nachzuweisen versuchte.
Über die formalen Universalkriterien
der Wahrheit konstruierte Johannes
Kepler (1571-1630) Harmonieintervalle in der Musik und Planetenabstände
in der Astronomie. Platonisch orientierte Biologen suchten in
Schneekristallen und Blütenstengeln nach den gleichen formalen
Strukturen, über die Kepler seine Planetengesetze und Richter
seine stöchiometrischen Gesetze definierte. In der Renaissance
wurden Kirchen- und Tempelstatiken nach geometrischen und arithmetischen
Reihen entworfen, die gleichzeitig musikalische Harmonien darstellten.
Sogar in der Poetik des Barocks spielen die mathematischen Strukturen,
mit denen Richter seine stöchiometrischen Gesetze formulierte,
in
Johann Christoph Gottscheds3 Poesielehre eine Rolle.
Die arithmetischen, geometrischen
und triangularen Zahlenreihen besaßen daher die gleiche
Funktion wie die vom Mathesis - Universalis - Experten
Gottfried
Wilhelm Leibniz (1646-1717) bereits 100 Jahre vorher konzipierte
«Characteristica Universalis» (Universalsprache),
denn Richter wies darauf hin, daß man mit einer geometrischen
Reihe nicht nur Mischungsverhältnisse in der Chemie, sondern
auch Planetenabstände in der Astronomie berechnen könne4. Es erstaunt deshalb nicht, daß Richter den
biblisch - platonischen Hauptsatz der «Mathesis Universalis»
sechsmal in griechischen Buchstaben auf die Titelseiten seiner
stöchiometrischen Forschungsberichte setzte?
"
ἀλλὰ πάντα μέτρω̨ καὶ ἀριθμω̨̃ καὶ σταθμω̨̃ διέταξας
"
5
("
بل قد كان نفس كافيا لاسقاطهم فيتعقبهم القضاء وروح قدرتك يذريهم لكنك رتبت كل شيء بمقدار وعدد ووزن
")
("sed omnia mensura et numero et pondere disposuisti.
")
("but thou hast ordered all things in measure, and number, and weight.
")
Dieser Satz aus dem Alten Testament
(Buch der Weisheit Kap.11; 20 ff) "knüpft an die Pythagoräer
und besonders an die Erörtungen über die Sphärenharmonie
und den Schöpfergott in Platons oft kommentiertem Dialog
Timaios an"6 und sollte seinen stöchiometrischen
Forschungen einen bibelexegetischen Charakter verleihen, denn
geometrische und arithmetische Reihen interpretierte Richter als
die vom "Schöpfer ... selbst festgesetzten Regeln"7,
deren Nachweis im Mischungsverhältnis von Säuren und
Alkalien im Sinne der 5. These seiner Dissertation zu den "Physicotheologiae
Probationes De Existentia Dei"8 zählten.
In
Richters Stöchiometrie stand nicht die Chemie als («unreine») Einzelwissenschaft im Mittelpunkt des Interesses, sondern die «Mathesis Universalis» als («reine»,
zweckfreie) Totalwissenschaft einer christlich - platonischen
Wissenschaftstheorie, weil Richter unter allen Umständen
seine chemischen Phänomene über fest vorgegebene Sätze
mathematischer Strukturen («Characteristica Universalis»)
zu formulieren versuchte. Die reine «Mathesis Universalis»
beherrschte dabei immer die («unreine», weil mit chemischen
Dimensionen «beschmutzte»)«Mathesis Specialis»,
die Richter im Sinne einer chemischen «Mathesis Specialis»
als "Mathesis Chymica"9 bezeichnete.
Er spezifizierte die naturphilosophischen
Hypothesen seiner universalmathematischen platonischen Leitmetaphysik
zu naturwissenschaftlichen, d.h. einzelwissenschaftlich - chemischen,
Theorien, denn in seinem Werk hatten sich seine empirisch ermittelten
Chemiedaten nach den apriori vorgegebenen Formen der christlichen
Theologie (Bibelexegese) und der platonischen Metaphysik (Timaioskosmologie)
zu richten und nicht umgekehrt.
Später besaß Richter keinen Einfluß
mehr darauf, daß positivistisch und materialistisch denkende
Chemiker seine apriorischen Konstruktionen, über die er seine
stöchiometrischen Naturgesetze formuliert hatte, aus seinen
Chemiegesetzen eliminierten. Der Positivismus erklärte Richters
Chemie im 19.Jahrhundert zur Hauptsache, obwohl in der idealistisch-romantischen Stöchiometrie Richters christliche Theologie und platonische
Metaphysik als Total- bzw. Universalwissenschaften die Hauptrolle
spielten, während die Chemie als Spezial- bzw. Einzelwissenschaft
nur Befehlsempfänger der Totalwissenschaft war.
Für Richter nahm die Chemie noch die
Rolle einer «ancilla theologiae et philosophiae» ein.
Die platonische Metaphysik (d.h.die Totalwissenschaft) wird von
J.B. Richter im Werk «Anfangsgründe der Stöchiometrie»
als Herrscherin über die Einzelwissenschaften interpretiert,
indem bestimmte metaphysische Absolutbegriffe für die Chemie
spezifiziert wurden, nach denen sich die chemischen Meßergebnisse
zu richten hatten, wie W. Böhm in seiner "Geistesgeschichte
der Chemie"10 richtig bemerkt, denn die Empirie instrumentalisierte Richter in seinen stöchiometrischen Werken nur zur Rechtfertigung der platonischen Metaphysik, die das geistige Fundament der Thesen seiner Doktorarbeit bildete.
Im Jahre 1996 wird der Stöchiometriebegriff
204 Jahre alt, von denen die ersten 10 Jahre zwischen 1792 und
1802 idealistisch, romantisch, christlich, platonisch, musikalisch,
ethisch, theologisch, poetisch, astronomisch und daher humanistisch-ganzheitlich geprägt waren. Erst in den "letzten" 194 Jahren
wurde dieser Begriff als materialistischer, positivistischer,
atomistischer und auf die Chemie verengter Terminus dargestellt,
ohne daß noch von der sehr kurzen idealistisch-romantisch
geprägten Epoche Notiz genommen wird. Obwohl die idealistische
Epoche nur 10 Jahre umfaßte, ist sie anhand des über
3000 Seiten umfassenden Primärquellematerials, das bis heute
noch nicht ausgewertet wurde, eindeutig belegbar.
Elisabeth Ströker stellte diesbezüglich bereits vor fast 30 Jahren bedauernd fest11:
"Die Chemie ist ein Stiefkind
der philosophischen Grundlagenreflexion geblieben."
An dieser Situation scheint sich seit Ende
der 60er Jahre nicht viel geändert zu haben, denn P. Janich
kritisierte noch im Jahre 1994 "das Ignorieren der Chemie
durch Philosophen und der Philosophie durch Chemiker"12, sodaß "es eine «Philosophie
der Chemie» derzeit nicht gibt"13, weil "die Chemie
... die von Wissenschaftstheoretikern und Philosophen am meisten
vernachlässigte Naturwissenschaft" sei.14
Einen Beitrag zur Beseitigung dieses seit langem bestehenden wissenschaftstheoretischen bzw. philosophischen Defizits in der Chemie soll dieser Aufsatz leisten.
2. Darstellung des
stöchiometrischen Gesetzes der konstanten Proportionen in
seiner idealistischen Originalversion
Um nicht mit den altertümlichen und
überholten Namen der Säuren und Alkalien Verwirrung
zu stiften, die Richter bei seinen Forschungen benutzte, bezeichne
ich die Säuren mit arabischen Ziffern und die Basen mit lateinischen
Großbuchstaben unter gleichzeitiger Beibehaltung der Zahlenwerte
der Gewichte, die die Säuren und Alkalien in Richters Tabellen
aus dem Jahre 1797 besitzen.
Richter hatte herausgefunden, daß sich 1000 Teile der Säure
(1) mit 555,8 Teilen des Alkalis (A) bzw. 710,2 Teilen des Alkalis
(B) bzw. 1327,8 Teilen des Alkalis (C) zu einem Neutralsalz verbinden15.
In die 3 Zahlenwerte der Alkalien (A, B,C)
projezierte Richter eine (seiner Ansicht nach) apriori gültige
und somit auch theologisch und interdisziplinär bedeutsame
arithmetische Reihe (1,3,5,7..) hinein, indem er vorher willkürlich
a = 555,8 und b = 154,4 festlegte, um folgende arithmetische Reihe
erzeugen zu können16:
a = |
555,8 |
Alkali (A) |
a + 1 * b = |
710,2 |
Alkali (B) |
a + 3 * b = |
?????? |
unbekanntes Element |
a + 5 * b = |
1327,8 |
Alkali (C) |
a + 7 * b = |
?????? |
unbekanntes Element |
Im Jahre 1795 lobte er seine "Neutralitätsverhältnisse,
welche bei den Alkalien arithmetische, bei den Säuren geometrische
Progressionen bilden17 als "eine Entdeckung,
die man nur der Stöchiometrie zu verdanken hat"18. Die Entdeckung dieser Progressionen war Richters ganzer Stolz, weil sie das theologisch-metaphysische Herzstück seiner Chemie bildeten, denn Chemiegesetze, die nicht über diese Zahlenfolgen apriorisch konstruierbar waren, hatten keinen
besonders großen wissenschaftlichen Stellenwert.
Im 9. Band seines Werkes «Über
die neueren Gegenstände in der Chemie» bezeichnet er
die Triangularzahlenreihe (1,3,6,10,15,21,28,36) neben arithmetischen
und geometrischen Zahlenfolgen als eine vom "Schöpfer
(...) selbst festgesetzte Regel"19, denn "der Herrgott"20 habe diese Zahlenfolgen "so geschaffen"21
.
Damit ist belegt, daß die mathematischen Strukturen, über
die Richter seine Stöchiometriegesetze formuliert hat, eine
theologische und daher auch ethische Dimension besaßen.
Die theologische Deutung arithmetischer und geometrischer Reihen
kritisierte der Chemiker L.W.Gilbert (1769-1824) in seiner Rezension
der richterschen Stöchiometrie im Jahre 1811 als "poetische
Physik der Alten"22. Diese Zahlenreihen
waren aber für Richter die Hauptelemente seiner Lehrsätze
in der reinen Stöchiometrie, deren Aussagen seiner Ansicht
nach unumstößlich waren23
.
"Den Lehrsätzen und Aufgaben
der reinen Stöchiometrie wollen wir immer ihre Richtigkeit
zugestehen."
Die gerade beschriebene arithmetische Reihe
der 3 Alkalien (A,B,C) gegenüber der Säure (1) konstruierte
Richter als Spaltenvektor auch für drei weitere Säuren
(2,3,4), sodaß sich für jede der 4 Säuren ein
Spaltenvektor ergibt. Die sich aus den 4 Spaltenvektoren ergebende
Matrix stellte Richter im Jahre 1797 wie folgt dar24:
Alkalien (A,B,C), die je
weils 1 kg der Säuren 1- 4 neutralisieren |
Säure (1) |
Säure (2) |
Säure (3) |
Säure (4) |
b=154,4 |
b=126,1 |
b=117,9 |
b=110,2 |
|
Alkali (A) |
a = |
555,8 |
454,5 |
424,5 |
396,8 |
Alkali (B) |
a + 1 * b = |
710,2 |
580,6 |
542,4 |
507,8 |
unbekannt |
a + 3 * b = |
?????? |
?????? |
?????? |
?????? |
Alkali (C) |
a + 5 * b = |
1327,8 |
1085,0 |
1014,0 |
947,8 |
unbekannt |
a + 7 * b = |
?????? |
?????? |
?????? |
?????? |
Die vier Spaltenvektoren der 4 Säuren
in dieser Matrix stellen Richters Auffassung nach 4 apriori gültige
arithmetische Reihen sowie 4 stöchiometrische «Naturgesetze»
dar. Die vertikalen Zahlenbeziehungen (=Spaltenvektoren) waren
für ihn aus naturphilosophischer und theologischer Sicht
sehr wichtig, obwohl sich diese arithmetischen Reihen später
aus naturwissenschaftlicher Sicht als falsch herausstellten. Die
Hauptaufgabe der Stöchiometrie bestand für den Vater
der Stöchiometrie gerade in der Suche nach arithmetischen,
geometrischen und triangularen Zahlenreihen im Mischungsverhältnis
chemischer Elemente, was er als "Ausforschung des Gesetzes
der Massenreihen"25 bezeichnete, die "eine
der am schwersten aufzulösenden Aufgaben in der Stöchyometrie"26 sei.
Säuren (1) bis
(4) |
|
Proportionalitäts
Konstanten der Alkalien |
|
|
(1) |
|
(2) |
|
(3) |
|
(4) |
|
|
555,5
------
710,2 |
= |
454,5
------
580,6 |
= |
424,5
------
542,4 |
= |
396,8
-----
507,8 |
= |
0,78 |
= |
Alkali (A)
----------
Alkali (B) |
710,2
------
1327,8 |
= |
580,6
------
1085,0 |
= |
542,4
------
1014,0 |
= |
507,8
------
947,8 |
= |
0,53 |
= |
Alkali (B)
----------
Alkali (C) |
Das Tragische an Richters Forschungen war
die Tatsache, daß sich nicht die für Richter so wichtigen
vertikalen Zahlenbeziehungen der Spaltenvektoren, d.h. die arithmetischen
Reihen in der obige Säure-Alkali-Matrix naturwissenschaftlich
als richtig erwiesen, sondern daß sich in dieser Matrix
nur die horizontalen Zahlenverhältnisse zweier Zeilenvektoren
zueinander, experimentell als richtig herausstellten. Aus den
Zahlen der obigen Säure-Alkali-Matrix ergibt sich das Gesetz
der konstanten Proportionen wie folgt:
Alkali A und B neutralisieren die Säuren
1 bis 4 im konstanten Verhältnis von 0,78, und Alkali B und
C neutralisieren die Säuren 1 bis 4 im Verhältnis von
0,53. Dieses naturwissenschaftliche Ergebnis der stöchiometrischen
Forschungen Richters fand allgemeine Anerkennung, die naturphilosophischen
Begründungen dieser stöchiometrischen Ergebnisse über
die Synthese zweier apriori gültiger arithmetischer Spaltenvektoren
aber werden seit 200 Jahren von Chemiehstorikern wie J.R.Partington
als "neglected theories " 27 abqualifiziert. Aus
dem über 3000 Seiten umfassenden Primärquellenmaterial
geht eindeutig hervor, daß Richter auf die
totalwissenschaftliche
(= naturphilosophische bzw. wissenschaftstheoretische)
Begründung des Gesetzes der konstanten Proportionen über
apriorische Konstruktionen sehr viel mehr Wert legte als auf
die
einzelwissenschaftliche (= naturwissenschaftliche
bzw. chemisch-ökonomische) Verwertbarkeit des Gesetzes der
konstanten Proportionen, denn er hob im Jahre 1796 in Crells
Annalen hervor, daß ihm die Entdeckung göttlich-apriorischer
Zahlenfolgen in der Chemie "sehr vieles"28 wert sei.
Im Jahre 1797 betonte er nochmals, daß
die Entdeckung von Triangularzahlenreihen in der Chemie eine "mir
sehr wichtige Entdeckung"29 und im Jahre 1799 bezeichnete
der Vater der Stöchiometrie diese Zahlenfolge wiederum als
"wichtige Sache"30.
Die finalen Strukturen bzw.Spaltenvektoren
der Säure-Alkali-Matrix behandelte Richter wie allgemeine
Wahrheiten, durch deren Synthese zu einer Matrix die spezielle
Wahrheit des Gesetzes der konstanten Proportionen in den horizontalen
Zahlenbeziehungen (Zeilenvektoren) dieser Matrix abgelesen werden
kann. Die Spaltenvektoren sind das Philosophische an dieser Matrix,
die Zeilenvektoren dagegen das weniger wichtige Spezielle, Chemische
und Einzelwissenschaftliche.
Aus den noch zu behandelnden Thesen der
Doktorarbeit Richters geht hervor, daß es dem Vater der
Stöchiometrie in seiner Chemie primär um die Suche nach
allgemeinen Wahrheiten in Gestalt formaler Universalkriterien
der Wahrheit ging, die man auch als Wahrheitskriterien der «Forma
Universalis» (der platonischen Weltseele) interpretieren
kann, denn arithmetische und geometrische Reihen spielen bei der
Erschaffung der Weltseele im Timaios (35/ A ff) eine zentrale
Rolle. Die apriorische Konstruierbarkeit chemischer Phänomene
aus einem fest vorgegebenen Alphabet mathematischer Strukturen,
die Leibniz als «Characteristica Universalis» bezeichnete,bildet
auch das Herzstück des Werkes «Anfangsgründe der
Stöchiomet-rie».
Im Vowort zu seinem bibelexegetischen
(!) Werk «Anfangsgründe der Stöchiometrie»
weist Richter ausdrücklich darauf hin, daß er den biblisch-platonischen
"Formen des Messkünstlers" 31, womit er seine geometrischen
und arithmetischen Zahlenfolgen meinte, mit deren Hilfe viele
Mathematiker bereits vor ihm erfolgreich musikalische und astronomische
Naturgesetze definiert hatten, nun in der Chemie Geltung verschaffen
wolle, um zu beweisen, daß Gott auch in der Chemie mit Hilfe
dieser göttlichen Zahlenfolgen alles nach Maß,Zahl
und Gewicht geschaffen habe. Dieser Gedanke Richters ist Analogie-Denken
in Reinkultur.
Er war ebenfalls der Ansicht, daß
eine geometrischen Reihe bereits deswegen in den Mischungsverhältnissen
von Säuren und Alkalien eine Rolle spielte, weil in der Chemie
die gleichen Gravitationskräfte herrschten wie in der Astronomie,
wo man ebenfalls mit geometrischen Reihen Planetenabstände
zu bestimmen hoffte. Wenn die Gravitation ein physikalisches Prinzip
war, das in der Chemie und Astronomie eine Rolle spielte, weshalb,
so dachte Richter, sollte nicht analog dazu das teleologischen
Prinzip einer geometrischen Reihe ebenso in Astronomie und Chemie
maßgebend für die Definition von Naturgesetzen sein?
Da sich die gesamte Argumentationsstruktur
in Richters stöchiometrischen Werken zum größten
Teil auf den Nachweis der Existenz geometrischer (1,2,4,8,16...),
arithmetischer (1,3,5,7,...)und triangularer (1,3,6,10,15,21,28,36...)
Zahlenreihen im Mischungsverhältnis von Säuren und Alkalien
ausrichtete, erstaunt es nicht, daß Richter sehr verärgert
darauf reagierte, wenn Berufskollegen diese Zahlenreihen, die
er als "algebraische Formen" bezeichnete, für wissenschaftliche
Seifenblasen und intellektuelle Luftschlösser hielten. Über
diese algebraischen Strukturen wollte er alle chemischen Einzelphänomene
zu einem chemischen System verketten. Seine Hochschätzung
der Algebra gibt er deutlich zu verstehen, als er im Jahre 1795
die algebraischen Formeln wie z.B. arithmetische, geometrische
und triangulare Zahlenfolgen, auf denen sein chemisches System
beruhte, energisch verteidigte 32
" ...und so lange man noch die
algebraischen Formen in der Chemie als Hirngespinste betrachten
wird, die in die Theorie...keinen Einfluß haben; so lange
wird man auch weit davon entfernt seyn, ein festes System zu
erlangen,..."
3 Jahre zuvor hatte er bereits im Vorwort
zum 2.Teil seines Werkes «Anfangsgründe der Stöchiometrie»
darauf hingewiesen, daß er sich nur der apriori gültigen
algebraischen "Formen der Meßkünstler" bedient,
die viele Mathematiker schon vor ihm zur Definition von Naturgesetzen
in anderen Einzeldisziplinen benutzt hatten33.
" ...und nun werden die Formen
des Meßkünstlers in einer Wissenschaft, um welche
er sich bisher wenig bekümmerte, auf einmal so gültig,
daß letztere einen großen Teil ihrer Vollkommenheit
diesen Formen zu verdanken hat."
Von diesen apriori gültigen algebraischen
Formen des Meßkünstlers (=Mathematikers) leitete er
apriori gültige Lehrsätze ab, als er im Jahre 1797 seine
Forschungsmethode kurz umschrieb34:
" ...ich bitte meine Leser noch
folgende Wahrheiten zu beherzigen. Daß, wenn man in der
Chemie zu einem unumstößlichen gewissen System gelangen
will, die Wahrnehmungen und Folgerungen erst nach gewissen a
priori feststehenden Lehrsätzen geprüft werden müssen,
wodurch vorerwähnte erst als richtig oder unrichtig erwiesen
werden, denn einen Satz a priori kann kein unter seinen Bedingungen
stehender empirischer Satz widersprechen."
Phänomene, die sich nicht über
apriorische Formen konstruieren ließen, liefen seiner Ansicht
nach Gefahr, ins Chaos abzugleiten. Er schrieb über die Erfahrung35:
"So hänget letztere, wenn
sie in Hinsicht der Verhältnisse nicht einem Chaos gleichen
soll, ...von den Sätzen ab,...d.h. von Lehrsätzen apriori,..."
Ohne die Konstruktion empirischer Kenntnisse
über Sätze apriori besaßen Richters chemische Phänomene nur subjektive, aber keine objektive Gültigkeit36:
" ...und so giebt es Sätze
apriori, die ob sie uns gleich die empirischen Kenntnisse extensive
nicht vermehren können, dennoch ein Criterium abgeben, ob
unsre Wahrnehmung nicht bloß subjective, sondern zugleich
objektive Gültigigkeit habe."
Seine Umschreibung der eigenen idealistischen
Vorgehensweise aus dem Jahre 1797 änderte Richter bis zu
seinem Tode nicht, denn im Jahre 1802, 5 Jahre vor seinem Tod,
äußerte er sich in gleicher Weise37:
" ...so hielt ich es für
das sicherste, die Erfahrung mit Sätzen apriori zu vergleichen,
um zu einem untrüglichen Schluß zu kommen."
In diesen 2 Zeilen ist die idealistische
Argumentation umschrieben, die Richter durchgehend in seinen chemischen
Werken beibehielt. Immer wieder weist er darauf hin, wie wichtig
ihm die apriorische Konstruierbarkeit chemischer Phänomene
ist bzw. welch geringen wissenschaftlichen Wert seine chemischen
Beobachtungen haben, wenn sie sich nicht als Synthese apriori
gültiger Mathesis-Universalis-Schemata darstellen lassen38:
" Ich bemerke...daß die
sämmtlichen Wissenschaften der angewandten Mathematik ebenfalls
aus der Erfahrung schöpfen und auf richtigen Versuchen beruhen,
daß sie aber (mathematischen) Lehrsätzen apriori unterworfen
sind, welche der reinen Erfahrung die systematische Ordnung und
Erkenntniß der Größenverhältnisse ertheilen,
ohne welche das Geschlecht empirischer Erkenntnisse einen weit
geringeren Werth besäße, die reine Mathematik eine
unfruchtbare Spekulation, und die angewandte ein non ens wäre."
Zentrale Aufgabe der apriori gültigen
Schemata war daher die Systematisierung von Erfahrungen bzw. die
Ordnung empirischer Daten durch Einsetzen des empirischen Datenmaterials
in eben diese apriori gültigen Schemata selbst.
Zu dieser Äußerung paßt
auch Richters Feststellung,"daß das chemische Progressions-System
apriori und aposteriori mathematisch erwiesen worden"39, denn seiner Auffassung nach gelte nicht nur für seine Forschungsmethode, sondern für jede wissenschaftliche Methode40:
" Stimmt die Synthesis mit der
Analysis überein, so ist denn in Ansehung der Richtigkeit
kein Zweifel mehr übrig."
Durch diesen Satz bekräftigte der Vater
der Stöchiometrie nochmals die Einheit von apriorisch-analytischer
und aposteriorisch-synthetischer Vorgehensweise, die er in seinem
gesamten Werk beibehielt.
Richter betonte mehrmals, wie wichtig es
ihm ist, die Unordnung in seinem sehr umfangreichen empirisch
ermittelten Datenmaterial mit Hilfe apriori gültiger Schemata
zu beseitigen, wobei diese Schemata gleichzeitig als Kriterien
der objektiven Gültigkeit aller von ihm beobachteten Phänomene
galten41:
" Da man bisher, ehe die Lehrsätze
a priori aufgesucht und bekannt waren, kein criterium der Richtigkeit
dieser Verhältnisse hatte, indem jeder darüber angestellte
Versuch in Hinsicht auf Quantitätsverhältniß
kein criterium seiner objektiven Realität aufweisen konnte,
so war es nicht zu verwundern, wenn dergleichen unrichtige Verhältnisse...aus
einem Lehrbuch in das andere transferirt wurden."
Nach der experimentellen Überprüfung
seiner apriorischen Konstruktionen verkündete er voller Stolz
im Jahre 1802 die Kongruenz von aposteriorischer Empirie und apriorischem
«Calcül» in seinen stöchiometrischen Werken42:
" So ergiebt sich...,daß...alle
aufgestelleten Sätze durch diese Versuche abermahls bewiesen,
und alle Erscheinungen mit den Resultaten des Calcüls genau
übereinstimmen."
Er reagierte sehr unwillig darauf, daß
man die theologische Bedeutung seiner geometrischen und triangularen
Zahlenfolgen als etwas abqualifizierte, was nicht von Gott geschaffen
wurde, sondern durch Zufall (="Ohngefähr") entstanden
sei43:
" Wenn diese Ohngefähre
glaubwürdiger sind, als die schöne Ordnung, die der
Schöpfer sowohl im Großen als im Kleinsten der Natur
einverleibt hat, der hat gewiß einen Glaubensgrund, den,
ihm zu beneiden, ich keine Ursache sehe."
Richters Stolz war es, seine Chemiegesetze
über eine triangulare oder arith-metische oder geometrische
"Elementar-Progression und Versuche deduziert"44 zu haben. Jede Deduktion impliziert immer gewisse
allgemeine und elementare Prinzipien, von denen sie ausgeht. Gerade
deswegen bezeichnete Richter seine Zahlenreihen eben nicht nur
als Progressionen, sondern als Elementar-Progressionen, sodaß
es nur folgerichtig ist, wenn in der Leipziger Literaturzeitung
von 1793 Richters Elementarprogressionen als "Fundamentalformeln"45 bezeichnet
werden, über die Richter alle seine Chemiegesetze
definierte, denn er behauptete,"daß das ganze chymische
System aus dergleichen Progressionen bestehe."46
Das Wort Ordnung (ordo / taxiV) im Sinne des
Hauptsatzes der Mathesis Universalis (s.o. «dietaxe») bezog
Richter nur auf die "geometrische Progression"47, "die arithmetische Progression"48, oder die "Triangularzahlenordnung"49, die die von ihm "entdeckte Progressionsordnung"50 darstellten.
Für Johannes Kepler waren die mathematischen Strukturen der
platonischen Weltseele auch Symbole einer göttlichen Ordnung,
so daß man sagen kann:
Die Schrift «Anfangsgründe
der Stöchiometrie» ist im Grunde nur eine Erweiterung
der Keplerschen «Weltharmonik»
um ein chemisches Kapitel, denn Richter bearbeitete die Chemie
wie Kepler die Astronomie von einem Standpunkt aus, den man als
einen ins Christliche mutierten Platonismus bezeichnen kann,
weil Richter die platonische Metaphysik ebenso wie Kepler in
den Dienst der Bibelexegese stellte. Das Auffinden platonischer
Schemata in der Chemie war für Richter gleichzeitig ein
Beweis für die Gültigkeit biblischer
Aussagen.
Er gibt als lateinischen Terminus für
Stöchiometrie "Mathesis Chymica"51, was man als indirekte
Kritik an seinem Lehrer Kant werten kann, der der Chemie wegen
ihres rein empirischen Charakters den Status einer Mathesis (Wissenschaft)
verweigert hatte. Richter war der festen Überzeugung, die
Chemie in ihrem Endstadium zur gleichen apriorischen Gewißheit
wie Geometrie und Arithmetik führen zu können, ohne
daß man noch in der Empirie mit "Kolben, Retorten und
Schmelztiegel"52, hantieren müsse,
sondern jedes Phänomen sofort als Konstruktion apriori gültiger
Prinzipien darstellen könne. Richter kündigte an, daß
er die noch stark empirisch geprägte Chemie bis zur Vollkommenheit
der Geometrie führen will, indem er sich als Forschungsziel
setzte53:
" daß die Chemie sich
dem sehnlichst wünschenswerthen Ziele durch Hülfe der
Meßkunst immer mehr nähert, auch bis dahin vordringen
zu können, wo uns die empirischen Hülfsmittel verlassen;
ohngefähr auf die Art zur Wahrheit zu gelangen, wie der
Geometer aus der gegebenen Weite zweyer Punkte nebst den anstoßenden
Winkeln die Weite des dritten Punktes findet, welchen er zwar
sehen, aber den Abstande desselben mit seinen Werkzeugen nicht
unmittelbar auszumessen vermögend ist,...."
Je empirischer eine einzelne Disziplin war,
desto unwissenschaftlicher und unvollkommener war sie für
Richter. Weil die Geometrie ganz ohne Empirie auskommt, stellte
sie für ihn ein Ideal dar, dem die Chemie nacheifern sollte.
Er glaubte fest daran, durch arithmetische und geometrische Reihen,
die für ihn "vollkommenste Evidenz"54 besaßen, "das
chymische Größen-System vollständiger und evidenter"55 gemacht zu haben, wodurch Chemie für ihn erst
zur Wissenschaft wurde, die der rein apriorischen Geometrie immer
ähnlicher wurde. Richter hatte die Ziele seiner eigenen Forschung
im Auge, als er im Jahre 1792 schrieb56:
" Dem gegenwärtigen Jahrhundert
ist es aufbehalten worden, die Chymie nicht bloß als Kunst,
sondern auch als Wissenschaft darzustellen."
Seine «Mathesis Chymica» besaß
als «Mathesis Specialis» ebenso wie Keplers «Mathesis
Astronomica» und dessen «Mathesis Musica» keinen
eigenständigen Charakter, denn diese Einzelwissenschaften
waren abhängig von metaphysischen Absolutbegriffen wie Hexaedern,
Tetraedern, Oktaedern bzw. geometrischen, arithmetischen und triangularen
Zahlenreihen, die von der christlich-platonischen «Mathesis
Universalis» als «Characteristica Universalis»
vorgegeben waren und über die die Einzelwissenschaften unbedingt
ihre (chemischen, musikalischen, astronomischen...) Theorien definieren
mußten. Im 19.Jahrhundert fand eine "Verabsolutierung
der Naturwissenschaften"57 statt, wie D.v. Engelhardt
richtig feststellte: Die Einzelwissenschaften wurden von ihrer
christlich-platonischen Metaphysik (d.h. von ihrem «Mathesis
Universalis»-Charakter) getrennt, weil die Eliminierung
von Theologie und Metaphysik aus den Naturwissenschaften im positivistischen
Sinne des 3-Stadien-Gesetzes A.Comtes als wissenschaftlicher Fortschritt
galt. Der Stöchiometriebegriff verlor seinen «Mathesis-Universalis«-Charakter,
weil die meisten Chemiehistoriker die metaphysischen Absolutbegriffe
(d.h. die arithmetischen, geometrischen und triangularen Zahlenfolgen),
über die Richter seine Chemiegesetze definiert hatte, für
Zahlenmystik ("Mystery of numbers" 58) hielten.
("Formulierte")
Masse der Säuren, die 1 kg der Alkalie A bzw. B zu Neutralsalz
macht. |
Alkali (A) |
Alkali (B) |
Säure (1) |
a * b^0 = |
635,8 |
497,6 |
Säure ¿_? |
a * b^1 = |
????? |
????? |
Säure (2) |
a * b^3 = |
1059,1 |
828,9 |
Säure (3) |
a * b^5 = |
1488,2 |
1164,7 |
Säure (4) |
a * b^7 = |
2091,2 |
1636,6 |
Säure ¿_? |
a * b^9 = |
?????? |
?????? |
Der Vollständigkeit halber sei an dieser
Stelle noch in der folgenden Tabelle eine Matrix dargestellt,
deren 2 Spaltenvektoren aus einer geometrischen Reihe bestehen.
In dieser Säure-Alkali-Matrix59 bilden die Alkalien
die 2 Spalten- und die Säuren die 4 Zeilenvektoren der Matrix,
wobei die Spaltenvektoren wegen ihres theologisch-apriorischen
Charakters philosophisch bedeutsamer sind als die Zeilenvektoren.
Für diese Tabelle mit den zwei geometrischen
Spaltenvektoren gilt, daß Richter die 2 Vektoren als Teilmenge
einer begrenzten Anzahl «formaler Universalkriterien der
Wahrheit» für wichtiger hielt als die 4 horizontalen
Zahlenbeziehungen, (= Zeilenvektoren), die das (aus heutiger Sicht)
wichtige Gesetz der konstanten Proportionen darstellen. Dieses
Gesetz ist aus der obenstehenden Tabelle nicht unmittelbar ablesbar.
Durch eine andere Anordnung der Zahlen,
wie sie in der folgenden Abbildung dargestellt ist, wird das Gesetz
aber sehr leicht verständlich. Das rationale (logische) Gesetz
der konstanten Proportionen wird über Zahlen definiert, die
Teil einer mythologisch-platonischen Zahlenfolge sind, sodaß
Richters Stöchiometrie ein gutes Beispiel dafür abgibt,
wie aus dem (platonisch-universalmathematischen) Timaios-Mythos
ein (chemisch-einzelwissenschaftlicher)Logos hervorgeht.
Alkalien A bzw. B |
Proportionalitäts
Konstanten |
|
Alkali A |
|
Alkali B |
|
635,8
------
1059,1 |
= |
497,6
------
828,9 |
= |
1,665 |
Säure (1)
---------
Säure (2) |
1059,1
------
1488,2 |
= |
828,9
------
1164,7 |
= |
1,405 |
Säure (2)
---------
Säure (3) |
1488,2
------
2091,2 |
= |
1164,7
------
1636,6 |
= |
1,405 |
Säure (3)
---------
Säure (4) |
Der Übergang vom platonischen Mythos
zum (einzelwissenschaft-lichen) chemischen Logos bedeutet keinen
Gegensatz zwischen Mythos und Logos, sondern nur die Konkretisierung
bzw. Spezifizierung der mythologischen «Mathesis Universalis»
für eine chemisch-rationale «Mathesis Specialis»,
so wie Kepler in gleicher Weise die mathematischen Strukturen
des platonischen Timaios-Mythos für seine «Mathesis
Astronomica» (d.h. für seine 3 Planetengesetze) spezifiziert
und konkretisiert hatte.
Um die Darstellung göttlich-apriorischer
Zahlenreihen in Richters Werk zu komplettieren, sei an dieser
Stelle noch eine stöchiometrische Triangularzahlentabelle
dargestellt, die nach Richters Auffassung angab, wievel Sauerstoff
(«Lebensluftstoff») zur Oxidation einiger Elemente
nötig ist60:
1000 Teile
folgender Substanzen bedürfen zu ihrer Verbrennung folgender
Teile an «Lebensluftstoff» (Sauerstoff):
Schwefel zu vollkommener
Schwefelsäure........0 x 119 = 1381
Phosphor zu vollkommener
Phosphorsäure........1 x 119 = 1500
noch unbekanntes oxydierbares
Element.........3 x 119 = ++++
Grundlage der Flußspatsäure
zur Säure.........6 x 119 = 2095
Kohle zur Kohlensäure.................. .....10
x 119 = 2571
noch unbekanntes oxydierbares
Element........15 x 119 = ++++
Grundlage Salzsäure
zu gemeiner Salzsäure....21 x 119 = 3880
Grundlage Salzsäure
zu dephlogist.Salzsäure..28 x 119 = 4713
Wassererzeugender Stoff
zu Wasser............36 x 119 = 5665 |
Im Jahre 1797 hob Richter in Anspielung
auf die obige Tabelle besonders hervor, mit Hilfe seiner Stöchiometrie
eine göttlich-apriorische Triangularzahlenfolge (1,3,6,10,
15,21,28,36) entdeckt zu haben61:
" Inzwischen werden zweckmäßige
Versuche verglichen mit der durch die Stöchiometrie eruierten
Triangular-Zahlen-Progression der Lebensluftstoffungen..."
Richter schreckte nicht einmal davor zurück,
die Forschungsergebnisse des französischen Chemikers Lavoisier
zur Stützung seiner eigenen Triangularzahlenhypothese zu
instrumentalisieren62:
" ...denn als jene Neutralitätsreihen
vor beynahe fünf Jahren abgedruckt waren, ahnete niemand
die Triangularzahlen-Progression, die durch Zusammenstellung
der Lavoisierschen Verhältnisse mit den meinigen ein paar
Jahre nachher erst entdeckt wurde; eine Sache, die selbst der
große Lavoisier nicht geahnet hat."
Er legte sehr großen Wert darauf,
das Gesetz der konstanten Proportionen in Form von Säure-Alkali-Matrizen
darzustellen, um das einzelwissenschaftlich-chemische Gesetz der
konstanten Proportionen als Spezialfall einer allgemeingültigen
(musikalisch-astronomisch-theologischen) Metaphysik im Sinne des
platonischen Timiaos darzustellen. Richters «Mathesis Chymica»
ist daher ebenso wie Keplers Planetengesetze nur eine Spezifizierung
der platonischen Kosmologie. Die Stöchio-metriegesetze stellen
eine einzelwissenschaftlich - rationale Konkretisierung der universalwissenschaftlich
- mythologischen Metaphysik Platons dar.
In gleicher Weise werden Keplers Planetengesetze
schon seit langem als astronomische Konkretisierung der universalmathematischen
Timaioskosmologie aufgefaßt.
Daß Richter sich der theologischen
Bedeutung einer triangularen Zahlenfolge (1,3,6,10,15,21,28,36)
voll bewußt war, kann anhand des vorliegenden Primäquellenmaterials
als sicher gelten, denn Richter behauptete, daß mit diesen
teleologisch-theologischen Zahlenfolgen 63
"der Herr der Natur, selbige...mit
der bewundernswürdigsten Ordnung sowohl im Großen
als auch im Kleinen gezieret"
hat. Der theologische Charakter platonischer
Zahlenfolgen und deren Relevanz für die Definition mikro-
und makro-kosmologischer Naturgesetze ist für Richter eine
unbezweifelbare Tatsache. Aus dem Gesamtzusammenhang geht eindeutig
hervor, daß Richter im letzten Zitat mit dem Ausdruck «im
Großen» die durch eine geometrische Reihe definierten
Planetenabstände in der Astronomie meinte, während er
unter der Formulierung «im Kleinen» die ebenfalls
über eine geometrische Reihe definierbaren Mischungsverhältnisse
zwischen Säuren und Alkalien in der Chemie verstand.
Die Analogie zwischen Mikro- und Makrokosmos,
die in der Alchemie eine große Rolle spielte, ist in Richters
Argumentation unübersehbar.
Weil die interdisziplinäre Verwendung
einer geometrischen Reihe als formales Universalkriterium der
Wahrheit zur Berechnung von Planetenabständen und
chemischen Mischungsverhältnissen für Richter von größter
Bedeutung war, möchte ich die vom Vater des Stöchiometriebegriffs
im Jahre 1798 hergestellte Analogie zwischen Chemie und Astronomie,
wie sie im vorherigen Zitat durch die Ausdrücke «im
Großen» (Astronomie) und «im Kleinen»
(Chemie) bereits anklang, anhand zweier ausführlicher Textpassagen
wörtlich zitieren.
Im folgenden Text versucht Richter sich
dafür zu rechtfertigen, daß in den geometrischen Reihen
seiner Säure-Alkali-Matrizen immer noch Lücken aufgrund
nicht entdeckter chemischer Elemente klaffen. Er verweist auf
das damals vieldiskutierte Titius-Bode-Astronomiegesetz, das ebenfalls
über eine geometrische Reihe Planetenabstände definierte,
obwohl auch in diesem Planetengesetz eine Lücke wegen eines
noch nicht entdeckten Planeten existierte64:
"Ferner ist es ja auch nicht
nothwendig, daß für jedes Glied der Reihen wirklich
ein besonderer elemetarischer Stoff in der Natur vorhanden seyn
müsse: so sind z.B. die Entfernungen der Planeten von unsrer
Sonne Glieder einer Progression, die etwas ähnliches mit
mancher in den chymischen Elementen entdeckter hat; indem die
Glieder a , a + b , a + 2 x b , + 4 x b , a + 8 x b , a + 1 6
x b , a + 3 2 x b , a + 6 4 x b sind, demohnerachtet aber ist
bisher zwischen Mars und Juppiter kein Planet beobachtet worden,
dessen Entfernung ganz sicher dem Gliede a + 8 x b entsprechen
würde. Hat nun der Schöpfer im Großen Ausnahmen
der von ihm selbst festgesetzten Regeln in Ansehung der Existenz
der unter die Regel subsummierten Individuen gemacht, warum kann
das nicht im Kleinen ebenso der Fall seyn?"
Aus diesen Formulierungen geht nicht nur
der interdisziplinäre, d.h. chemisch-astronomische Charakter
einer geometrischen Reihe hervor, sondern ebenso die theologische
und daher auch ethische Dimension teleologischer Strukturen. Auf
die Existenz von Analogien zwischen Chemie und Astronomie in Form
geometrischer Reihen wies Richter 4 Jahre später, im Jahre
1802, noch einmal hin65:
"Wenn z.B. die Entfernungen
der Planeten von der Sonne, Glieder der Progression 4 , 4 + 3,
4 + 2 x 3 , 4 + 4 x 3 , 4 + 8 x 3 , 4 + 1 6 x 3 , 4 + 3 2 x 3
, 4 + 6 4 x 3 sind, wobey die Größen von den Messungen
(so wie es auch bey chymischen Reihen der Fall ist) verhältnißmäßig
gegen das ganze um eine unbedeutende Kleinigkeit differiren,
so wäre dies auch nur eine Eigenschaft der Zahlen, und die
Astronomen hätten demnach gar nicht nöthig gehabt,
dieser Ordnung erst zu erwähnen und was noch mehr ist, nachzuforschen,
ob ein Planet, dessen Entfernung dem Gliede 4 + 8 x 3 correspondirt,
wirklich vorhanden sey,..."
Diese Argumentation hätte selbst Platon
nicht platonischer formulieren können, denn E.Martens kommentierte
Platons Werk QeaithtoV («Theätet»)
mit den Worten: "Wissen bezieht sich nach Sokrates immer
auf das Gemeinsame vieler Einzelfälle."66 Für Richter war,
wie die gerade zitierte Primärquelle belegt, eine geometrische
Reihe das Gemeinsame eines chemischen und astronomischen
Einzelfalls. Er glaubte, Astronomie- und Chemiegesetze würden
sich gegenseitig stabilisieren, wenn man sie beide über eine
ihnen gemeinsame geometrische Reihe definierte. Die Spaltenvektoren
(-aber nicht die Zeilenvektoren!-) der beiden bereits vorgestellten
Säure-Alkali-Matrizen in Form geometrischer und arithmetischer
Reihen besaßen eine «Characteristica-Universalis»-
Funktion für Richter, weil die Vektoren dieser chemischen
Neutralitätstabellen auch zur Berechnung von Planetenabständen
dienlich waren, während die Zeilenvektoren nur der Darstellung
philosophisch unwichtigerer Spezialgesetze dienten.
Die platonisch geprägten Stellungnahmen
Richters zu chemischen und astronomischen Problemen entsprechen
genau dem idealistisch - romantischen Zeitgeist des letzten Jahrzehnts
des 18.Jahrhunderts, in dem das Werk «Anfangsgründe
der Stöchiometrie» (1792-1794) entstanden ist. Es ist
daher ein kapitaler Interpretationsfehler, daß der heute
204 Jahre alte Stöchiometriebegriff seit 200 Jahren nicht
aus seinem historischen, d.h. idealistisch-romantischen, Umfeld
heraus interpretiert wird, sondern aus der positivistischen Perspektive
des 19. Jahrhunderts.
3. Die idealistisch-romantischen
bzw. christlich-platonischen Thesen der Dissertation "De
usu matheseos in Chymia"
Die in diesem Kapitel vorgestellten Thesen
der richterschen Dissertation werden in den über 100 von
mir analysierten Texten, die sich zwischen 1792 und 1995 mit dem
Begriff der Stöchiometrie und der Person J.B. Richters befaßten,
von nur zwei chemiehistorischen Quellen aufgelistet, obwohl gerade
diese geisteswissenschaftlichen Thesen von zentraler Bedeutung
für die philosophische Beurteilung des über 3000 Seiten
umfassenden Primärquellenmaterials sind.
Daß nur zwei der über 100 chemiehistorischen
Quellen diese Thesen genauer unter die Lupe nahmen, hat seinen
Grund darin, daß die meisten Forscher sich primär als
Chemiehistoriker verstanden und nicht als Chemiephilosophen.
Chemiehistoriker wie Wilhelm Ostwald
und Hermann Kopp fragten nur danach, welchen Beitrag J.B. Richter
mit seinen Arbeiten zum (einzel-)wissenschaftlichen Fortschritt
in der Chemie leistete.
Chemiephilosophen bzw. Universalhistoriker
dagegen stellen sich folgende Fragen:
- Verfolgte Richter vielleicht universalwissenschaftliche
bzw. theologisch-metaphysische Ziele?
- Steht die Chemie überhaupt im Mittelpunkt
des Werkes «Anfangsgründe der Stöchiometrie»?
Die 1. Frage ist mit einem klaren «Ja»
und 2.Frage mit einem klaren «Nein» zu beantworten,
denn nicht die Chemie stand im Mittelpunkt dieses Werkes,
sondern die universalwissenschaftlich orientierten Disziplinen
Theologie und Metaphysik, die in Richters Werk durch die göttlich-apriorischen
Zahlenfolgen symbolisiert werden.
Der erste Autor, der sich für den Stöchiometriebegriff
nicht nur chemiehistorisch, sondern auch chemiephilosophisch
interessierte, indem er die chemiephilosophisch sehr wichtigen
Dissertationsthesen veröffentlichte, war der Breslauer Chemieprofessor
Carl Löwig (1803-1890). Er wurde im Jahre 1853 zum Nachfolger
Robert Wilhelm Bunsens (1811-1902) an die Universität Breslau
berufen undmachte sich im Jahre 1874 die Mühe, in den Personalakten
der beiden früheren Arbeitgeber Richters (- dem schlesischen
Oberbergamt in Breslau und der königlichen Porzellanmanufaktur
in Berlin -) nach chemiephilosophisch verwertbarem Primärquellenmaterial
zu suchen, um auf der Naturforscherversammlung in Breslau (1874)
die Dissertationsthesen Richters vorzutragen.
Der zweite Autor, der sich mit den Thesen
beschäftigte, war Georg Lockemann (1871-1959). Er ließsich
einen Originalabdruck der Dissertation vom Direktor der Staats-
und Universitätsbibliothek Königsberg, Prof.Dr. Diesch,
für seinen Vortrag über "Jeremias Benjamin Richter
in seiner Bedeutung für Naturwissenschaft und Technik"67
am 26.Januar 1940 vor der Berliner Gesellschaft für die Geschichte
der Naturwissenschaft zuschicken. Die Quellen beider voneinander
unabhängiger Autoren stimmen in der Wiedergabe der Dissertationsthesen
wörtlich überein, sodaß an der Authentizität
der Thesen kein Zweifel besteht. Die beiden letztgenannten Chemiker,
die ich im Gegensatz zu den beiden Chemiehistorikern Wilhelm
Ostwald und Hermann Kopp als Chemiephilosophen bezeichnen
möchte, haben die theologisch-metaphysische Zielsetzung der
Stöchiometrie zwar erkannt, aber deren zentrale Bedeutung
nicht ausreichend gewürdigt, weil sie Richters Werk zu sehr
mit den Augen eines Chemikers und nicht mit denen eines Philosophen
oder Theologen sahen.
Die folgenden Thesen enthalten die philosophischen
bzw. geisteswissenschaftlichen Hauptziele
der Stöchiometrie, die unter dem naturwissenschaftlichen
Nebenziel des Fortschritts in der Chemie erreicht
werden sollten. Richter selbst weist im Jahre 1792 im Vorwort
zu seinem Werk «Anfangsgründe der Stöchiometrie»
darauf in, daß er in seiner "1789 zu Königsberg
herausgegebenen Inaugural-Dissertation «De Usu Matheseos
In Chymia» eine geringe Probe"68 dessen liefern
konnte, was er nun ausführlich im Werk «Anfangsgründe
der Stöchiometrie» abhandeln wolle. Damit ist belegt,
daß er einen sehr engen philosophischen Zusammenhang zwischen
seinen stöchiometrischen Forschungen und den theologisch-metaphysischen
Zielen seiner Dissertationsthesen hergestellt hat.
Ausgerechnet einer der einflußreichsten
Chemiehistoriker des 19.Jahrhunderts, Hermann Kopp, bagatellisierte
die chemiephilosophische Bedeutung der Doktorarbeit Richters
im Jahre 1873:69
"Diese Dissertation: De Usu
matheseos in chemia enthält übrigens noch Nichts, was
zu Richter«späteren Entdeckungen in näherer Beziehung
stände."
Mit dieser Äußerung hat Kopp
sehr großen Schaden angerichtet, weil dieses oberflächliche
Urteil über die angebliche Bedeutungslosigkeit der Dissertation
die Trennung zwischen Geistes- und Naturwissenschaften in der
Chemie zementierte, obwohl diese Thesen die geistigen Fundamente
enthalten, auf denen Richters gesamtes spätere Werk beruhte.
Die geisteswissenschaftlichen Hauptziele,
die er erreichen wollte, wie z.B. die Stabilisierung seines christlichen
- platonischen Weltbildes, stehen in den Thhesen dieser Doktorarbeit.
Aber den naturwissenschaftlichen Nebenzielen seines naturphilosophischen
Werkes, die Kopp fälschlicherweise für die Hauptziele
hielt, verdankt Richter die Aufnahme in das "Große
Buch der Chemiker"70von Günther
Bugge, obwohl Richter eigentlich in einem Philosophielexikon unter
der Überschrift "Platonische Naturphilosophen"
Erwähnung finden müßte. Kopp hätte zwar als
altsprachlich und philosophisch gebildeter Chemiker sicherlich
die nötige Vorbildung gehabt, um Richters philosophisch -
theologische Forschungsmotive zu erkennen. Kopp aber wollte, wie
er in seinem Vorwort schrieb, chemische Theorien "objektiv
darstellen", was aus positivistischer Sicht nichts anderes
bedeutete als die theologisch-metaphysischen Hauptziele in Richters
Chemie zu ignorieren.
Carl Löwig (1803-1890) zitierte im Jahre 1874 auf der Naturforscherversammlung
folgende für die chemiephilosophische Einordnung des Stöchiometriebegriffs
sehr wichtigen Angaben:71
Richter's Dissertation
«De Usu Matheseos In Chemia»
ist zugleich eine Habilitationsschrift, deren Titel lautet:
Dissertatio quam consentiente
amplissima Facultate Philosophica
pro receptione in eandem publice defendet auctor M. |
Jeremias Benjamin |
Richter, |
anno 1789 die 30 Aprilis respondente |
Wilhelmo Lucas |
Goy, |
Siles. philos. C. contra opponentes: |
Samuel. Frideric. |
Groening, |
Glogau Siles. s.s.th. et ph. c. |
Joh. Georg. Chr. Fr. |
Hermes, |
Herrendorf Boruss. s.s. th. c. |
Fridericum Ulricum |
Auschitzky |
Curon.ph. et math. c. |
|
Theses philosophicae
ad ampliandam disputationis materiam:
1. Non datur universale criterium veritatis
materiale, sed tantum formale.
2. Phaenomena tantum sed non Noumena cognita habemus.
3. Animi substantia realis et immortalitas non demonstrari potest.
4. Initum et aeternitas mundi non demonstrari potest.
5. Animi libtertas est assumenda, sed non demonstranda.
6. Physicotheologiae probationes de existentia Dei nituntur probatione Cosmotheologiae,
de qua probatione rursus ratio in Ontotheologia quaerenda est,
quae, autem omnino non valet. Plura demonstrationis genera nisi
haec tria non inveniuntur.
|
|
Georg Lockemann (1871-1959), der ein Faksimile
der lateinischen Dissertations-thesen in der Zeitschrift «Technikgeschichte»
abdrucken ließ, übersetzte diese Thesen wie folgt72:
|
1. Es gibt kein materielles, sondern nur
ein formales allgemeines Kriterium der Wahrheit.
2. Wir haben nur Kenntnis von den Phaenomena, aber nicht von
den Noumena.
3. Die Realsubstanz und die Unsterblichkeit der Seele läßt
sich nicht beweisen.
4. Anfang und ewige Dauer der Welt kann nicht bewiesen werden.
5. Die Freiheit der Seele ist anzunehmen, aber nicht zu beweisen.
6. Die physikotheologischen Beweise für das Dasein Gottes
stützen sich auf den Beweis der Kosmotheologie, deren Beweisgrund
wiederum in der Ontotheologie zu suchen ist, der aber gänzlich
ungenügend ist. Mehr Beweisarten als diese drei gibt es
nicht. |
|
Lockemann kommentierte diese Thesen im Jahre
1941 mit Blick auf das 4 jährige Studium J.B.Richters in
Königsberg von 1785 bis 1789 bei Kant sehr treffend73:
"Es ist ganz die Sprache Kants,
die hier durch den Mund des Schülers spricht."
Die Geschichte des Stöchiometriebegriffs
ist ein Beispiel dafür, wie positivistische Chemiker die
Chemie im 19.Jahrhundert säkularisierten. Die Chemie Richters
wurde unter dem Einfluß des Positivismus...
ent - idealisiert, |
ent - romantisiert, |
|
ent - christianisiert, |
ent - platonisiert, |
ent - moralisiert, |
|
ent
- musikalisiert, |
ent - poetisiert, |
ent - philosophiert |
und |
ent - humanisiert. |
Seit 1802 spielt die Suche nach Geld und
nicht mehr die Suche nach Gott die Hauptrolle in der Stöchiometrie,
denn seit 194 Jahren steht das Wort «Stöchiometrie»
nicht mehr für eine theologisch-philosophisch, idealistisch-romantisch
und christlich-platonisch geprägte Chemie, wie sie durch
Richter vertreten wurde, sondern für eine technisch-ökonomisch
orientierte Chemie, die im Zeitalter der industriellen Revolution
Religiosität durch Rentabilität ersetzt hatte.
Richter konstruierte über die formalen
Universalkritierien der Wahrheit aus These Nr.1 seine stöchiometrischen
Gesetze apriorisch, was seinen Berufskollegen Martin Heinrich
Klaproth, der mit ihm zusammen eine chemische Zeitschrift herausgab,
zu folgender Aussage über die idealistische Chemie Richters
veranlaßte:74
"Die Bemühungen unserer
Naturphilosophen, die Natur a priori zu construiren, sind und
werden nie etwas anderes gewähren als leere Täuschungen...
Um des lieben Friedens willen, bleibe jedoch jenen spekulierenden
Naturforschern es unbenommen, ihre Spekulationen so weit zu treiben,
als es ihnen beliebt (...) Richter (...) wird, was seine mathematischen
Bemühungen um diese Wissenschaft betrifft, bald vergessen
sein."
Diese typische Äußerung eines
positivistischen Chemikers macht deutlich, weshalb die gerade
genannten theologisch-metaphysischen Dissertationsthesen Richters
in der positivistischen Chemie des 19.Jahrhunderts kein Gehör
mehr fanden.
4. Die philosophischen
Fundamente des Stöchiometriebegriffs im Platonismus und im
deutschen Idealismus
Platon hatte Protarchos sagen lassen, daß
man die «unreinen» Erkenntnisse einer Einzelwissenschaft
(«Mathesis Specialis») ruhig mit den «reinen»
Erkenntnissen der «Mathesis Univeralis» vermischen
dürfe, solange man nur an den reinen (von weltlichen Dimensionen
«unbefleckten») "ersten Erkenntnissen" ("prwtai episthmai" Philebos 62 C/D) der «Mathesis Universalis»
festhalte. Genau diese platonische Forderung hat Richter erfüllt,
weil er immer an der universellen Gültigkeit aller Wahrheitskriterien
der reinen Stöchiometrie («Mathesis Pura»), d.h.
an der Unumstößlichkeit geometrischer, arithmetischer
und triangularer Zahlenfolgen, festhielt, indem er betonte75
:
"Den Lehrsätzen und Aufgaben
der reinen Stöchiometrie wollen wir immer ihre Richtigkeit
zugestehen."
Die Ergebnisse der angewandten Stöchiometrie,
d.h. das empirisch ermittelte Datenmaterial, konnten die Hypothesen
der reinen Stöchiometrie, (d.h. die arithmetischen und geometrischen
Reihen) niemals widerlegen. Falls das Datenmaterial trotzdem nicht
in die apriori gültigen Formen der platonischen Timaioskosmologie
hineinpaßte, so lag das nach Auffassung Richters an Meßfehlern,
aber nicht an der Ungültigkeit der theologisch-metaphysischen
Formen selbst. Er formulierte es so76:
" Die Ursache der Unrichtigkeit
liegt nicht etwa an dem apriori aufgestelleten Lehrsatz, (denn
ein Satz apriori kann keinen falschen Schluß begünstigen)
sondern an dem Mangel der Präcision der Erscheinung."
Falls trotz exakter Messungen das Datenmaterial
immer noch nicht in eine arithmetische Reihe paßte, sollte
man nach Richters Auffassung prüfen, ob nicht in diesem Fall
eine geometrische Reihe vorliege, weil man den Versuchsergebnissen
"große Gewalt anthun"77 würde,
wenn man sie trotzdem in eine arithmetische Reihen zu pressen
versuchte.
Sollten trotz richtiger Zahlenfolgen und
trotz exakter Messungen immer noch Widersprüche zwischen
Empirie und Theorie bestehen, so beruhten die theoretisch nicht
erklärbaren Meßergebnisse auf noch nicht bekannten
Ursachen, sodaß im Endeffekt die arithmetischen, geometrischen
und triangularen Zahlenproportionen, die Richter auch als Analogien
bezeichnete, weiterhin trotz theoretisch noch nicht erklärbarer
empirischer Daten Gültigkeit besäßen, weil "die
Ausnahmen...nicht einmal Ausnahmen von der Analogie seyn würden."78
Die Gültigkeit einer geometrischen
Reihe als mathematischer Baustein in chemischen und astronomischen
Naturgesetzen hatte Richters Ansicht nach auch dann noch Bestand,
wenn es den gesuchten Planeten, der die Lücke in der Planetenabstandsreihe
zwischen Mars und Juppiter schließen könnte, tatsächlich
nicht gibt, bzw. wenn das Element, das in der geometrischen Reihe
der Säure-Alkali-Matrix das Glied a x b 1 oder a x b 9 besetzen
soll, nicht existiert. Die Lücken in den geometrischen Reihen
astronomischer und chemischer Naturgesetze bedeuteten für
Richter keine Widerlegung dieser apriori gültigen Zahlenfolgen,
sodaß er es umgekehrt nicht für notwendig hielt, daß
diese Lücken wirklich geschlossen werden. Richter formulierte
dies wie folgt:79
"Wollte man aber aus dem Gesetze
dieser Reihen einen Schluß auf die Notwendigkeit des Daseyns
der in der Erfahrung bisher fehlenden Elemente ziehen, so wäre
dies ebenso unrichtig, als wenn man behaupten wollte, daß
zwischen Mars und Jupiter noch ein Planet vorhanden seyn müsse,
weil es dem Gesetze der Entfernung der Planeten von der Sonne
entspricht."
Sein Lehrer Kant hatte auch Planetenlücken
zu erklären versucht, sodaß Richters Analogien zwischen
Chemie und Astronomie nicht erstaunen. Richter war sehr darauf
bedacht, die Lehrsätze der reinen Stöchiometrie ganz
im Sinne Kants als synthetische Urteile apriori darstellen zu
können, was der folgende Satz verdeutlicht:80
" Die Lehrsätze der Stöchiometrie
führen eine innere Notwendigkeit mit sich, und können
construirt werden, mithin gelten sie als Sätze apriori,
ihre Anwendung beruhet blos darauf, ob die wahrgenommenen Erscheinungen
den Bedingungen subordinirt sind, welche der anzuwendende Lehrsatz
in sich schließet."
Wenn Richter auch nie von synthetischen
Urteilen apriori spricht, sondern immer von Konstruktionen apriori,
so sollte man diese sprachliche Differenz zwischen Kant und ihm
nicht zu einer großen inhaltlichen Differenz hochstilisieren.Den
folgenden Vorschlag Kants beherzigte Richter ebenfalls sehr genau:81
" Die Naturwissenschaft muß
ihre Naturerklärungen von einem reinen Theil nämlich
den Prinzipien apriori, die auch alle übrigen Naturerklärungen
enthält, ableiten und nur durch diesen reinen apriorischen
Teil ist sie eine Wissenschaft."
Die Einteilung in eine reine und eine unreine,
d.h. mit weltlichen Dimensionen «verunreinigte», Wissenschaft
vertrat auch Richter mit den Worten:82
"Eine Wissenschaft muß,
was ihre Erkenntnisse apriori betrifft auf Grundsätzen und
was ihren empirischen Theil anbelangt auf allgemeinen Erfahrungen
beruhen."
Demzufolge unterteilte er seine Stöchiometrie
im Sinne des kantischen Vorschlags in eine "reine Stöchiometrie"83 , die er als theoretische Stöchiometrie bezeichnete,
und in eine "angewandte Stöchiometrie"84, die er praktische Stöchiometrie nannte. Solange
in der angewandten Stöchiometrie ein chemisches Phänomen
nicht über die von der reinen Stöchiometrie vorgegebenen
apriori gültigen Formen der «Cha-racteristica Universalis»
definiert werden konnte, war es für Richter nur ein "materiale
phainomenon"85, das er als ein "non
ens"86 bezeichnete. Konnte man dieses Phänomen aber
apriorisch konstruieren, so nannte Richter das eine wissenschaftliche
"Standeserhöhung"87 seines bisher nur empirisch,
aber nicht apriori gültigen chemischen Datenmaterials. Seiner
Ansicht nach war jedes chemische Phänomen erst dann wirklich
erklärt, wenn es als Konstruktion apriori gültiger Zahlenfolgen
dargestellt werden konnte. Das Gesetz der konstanten Proportionen
nannte er sogar verächtlich ein "bloßes Zahlenverhältnis"88, das erst durch die Synthese zweier oder mehrerer
arithmetischen oder geometrischen Reihen ein Teil der Ordnung
seines stöchiometrischen Systems wurde.
Kants Forderung nach einer Hauptwissenschaft
(«Mathesis Universalis») hat Richter ebenfalls in
die Tat umgesetzt. Kant gab den Ratschlag:89
" Macht man sich aber eine Hauptwissenschaft
zum Zweck und betrachtet alle anderen Erkenntnisse nur als Mittel,
um zu derselben zu gelangen: so bringt man in sein Wissen einen
gewissen systematischen Charakter."
Richter betrachtete die Chemie im Sinne
Kants nur als Mittel zum Zweck, d.h. als «Mathesis Chymica»,
die als «Mathesis Specialis» der Hauptwissenschaft
(«Mathesis Universalis») zu dienen hatte, da das Allgemeine
immer wichtiger war als das Spezielle. Der Ausdruck theo(ho)retische
Stöchiometrie ist in Richters Werk noch wortwörtlich
als "gottes-schauende"
("qeocoran") aufzufassen.
Über den reinen Teil der Stöchiometrie trug die Chemie
nach Richters Ansicht zur Gotteserkenntnis bei.
Auch die folgende Ansicht Kants über
das Verhältnis von göttlichem Apriori («Divina
Sapientia») und weltlichem Aposteriori («Humana Sapientia»)
beherzigte Richter:90
" Die Materie aller Erscheinungen
ist nur aposteriori gegeben, die Form aber muß zu den Erscheinungen
im Gemüte apriori bereitliegen."
Kants kritizistische Bemerkung über
die Notwendigkeit der Einheit von Rationalität und Empirie
bzw. von apriorischer und aposteriorischer Methode übernahm
Richter in seine eigene Forschungsmethode mit den Worten:91
" Verstand und Sinnlichkeit
können bei uns nur in Verbindung Gegenstände bestimmen,
wenn wir sie trennen, so haben wir Anschauungen ohne Begriffe,
oder Begriffe ohne Anschauungen."
Das energische Festhalten Richters an der
Gültigkeit apriorischer Zahlenreihen scheint ihn als reinen
Idealisten auszuweisen. Dieser Eindruck aber täuscht, denn
auch das positivistische Element kommt in seiner Stöchiometrie
nicht zu kurz, was Richter dadurch zum Ausdruck bringt, daß
sich die apriorischen Formen ganz im Sinne Kants immer
der aposteriorischen Überprüfung stellen müssen.
Richter mahnte, jede idealistisch-apriorische Theorie gerate ohne
empirisch-aposteriorische Überprüfung in Irrtümer:92
" Es ist unvermeidlich in Irthümer
zu gerathen, wenn man die Lehrsätze die von der reinen Anschauung
gelten, nicht mit allgemeinen und besonderen Erfahrungen vergleichet
und sie hierdurch erst anwendbar macht."
Richters Stöchiometrie ist daher ein
für die Chemie spezifizierter Platonismus bzw. Kantianismus,
weil sein kritizistischer Forschungsansatz eine Synthese aus Empirie
und Theorie bzw. Apriorismus und Aposteriorismus darstellt. Erwar
felsenfest überzeugt davon, daß sich seine apriori
gültigen Zahlenfolgen später durch aposteriorische Versuche
bestätigen würden. Mit einer Selbstsicherheit, die schon
fast an Arroganz grenzt, schreibt Richter im Jahre 1802 über
die Lücken, die in seinen apriori gültigen Reihen klafften:93
" Was gehen mich die Lücken
an, die Zeit mag sorgen und hat zum Theil schon gesorget, daß
diese Lücken ausgefüllet werden."
Dieses Zitat belegt die häufig anzutreffende
Argumentation, fehlende Tatsachen durch naturphilosophische Spekulationen
zu ergänzen bzw. zu überbrücken.
Der Platonforscher Lukas Richter betont,
daß "Platon seine Wissenschaftslehre"94 als Versuch interpretierte,"alle mathematischen
Einzelfächer"95,(-wozu auch Richters
«Mathesis Chymica» als eine Form der «Mathesis
Specialis» zählte-) der Universalwissenschaft («Mathesis
Universalis»)"dienstbar zu machen."96
In bester platonischer Tradition diente
auch Richters weltliche «Mathesis Chymica» der göttlich-reinen
«Mathesis Universalis» als Magd bzw. Sklavin, weil
die «unreine», angewandte und mit weltlichen Dimensionen
behaftete Spezialwissenschaft (Mathesis Chymica/ Stöchiometrie)
immer der «reinen», d.h. apriori-göttlichen Universalwissenschaft
(hier: der christlich-platonischen Metaphysik) zu dienen hatte.
Der Positivismus kehrte dieses Dienst- bzw. Machtverhältnis
später radikal um.
Da Kants idealistische Philosophie sehr
stark durch das universalmathematische Denken des Idealisten und
Platonikers Leibniz»geprägt worden ist, sei an dieser
Stelle auch auf einige Äußerungen von Leibniz»
hingewiesen, der die Meinung vertreten hatte, nur derjenige sei
der wirkliche Entdecker einer Wahrheit, der diese Wahrheit aus
allgemeinen Prinzipien, d.h. durch Konstruktionen apriori bzw.
Synthesen apriori, herleiten könne, weil es Aufgabe der Professoren
sei, ihre "Schüler mittels der Axiome von gewissen besonderen
Wahrheiten zu überzeugen."97
Richter glaubte dementsprechend nur dann
der wahre Entdecker des Gesetzes der konstanten Proportionen zu
sein, wenn es ihm gelänge, die besondere Wahrheit dieses
Gesetzes vom Standpunkt einer Hauptwissenschaft aus mit Hilfe
formaler und apriori gültiger (axiomatischer) Universalkriterien
der Wahrheit, d.h. mit Hilfe einer vorher festgelegten «Characteristica
Universalis» zu konstruieren. Leibniz stellte außerdem
fest:98
" ...die Begründung der
speziellen Wahrheiten hängt von den allgemeineren ab, für
welche sie nur die Beispiele sind."
Genauso dachte auch Richter, denn er instrumentalisierte
die spezielle (besondere Tatsachen-)Wahrheit des Gesetzes der
konstanten Proportionen nur, um damit seine allgemeinen (apriorischen
Vernunft-) Wahrheiten, d.h. seine arithmetischen, geometrischen
und triangularen Zahlenprogressionen, zu stützen. Die Zeilenvektoren
seiner Säure-Alkali-Matrizen, die das spezielle Gesetz der
konstanten Proportionen darstellen, dienten nur dazu, die apriorische
Gültigkeit der philosophisch viel wichtigeren, weil apriori
gültigen, Spaltenvektoren zu untermauern.
Er hatte nichts dagegen einzuwenden, mit
Leibniz und dessen Monadologie in Verbindung gebracht zu werden,
denn Richter schrieb bereits im Jahre 1792, daß man die
Urstoffe in seiner stöchiometrischen Chemie auch "unter
der Firma der Monaden ...laufen lassen"99 könne.
Weil er sich nach eigenen Angaben Christian
"Wolffs Anfangsgründe der Algebra...zum Leitfaden...wählte"100 , wird er über den Einfluß Wolffs, der
bekanntlich als Systematisierer der leibniz»schen Philosophie
gilt, mit der Monadologie von Leibniz« bestens vertraut
gewesen sein. Das Wort «Leitfaden» im letzten Zitat
(vgl.Nr.) verdeutlicht die zentrale Rolle des wolffschen Mathesis-Universalis-Denkens
in Richters Stöchiometrie, da sich das universalmathematische
Denken Wolffs in Form göttlich-apriorischer bzw. geometrisch-arithmetischer
Zahlenfolgen durch Richters gesamtes chemisches Werk zieht.
Chr.Wolff, sein mittelbarer Mathematiklehrer,
hatte den rationalen Charakter geometrischer und arithmetischer
Reihen bzw. algebraischer Formeln hervorgehoben, deren Funktion
als Vernunftwahrheiten später von Positivisten als Zahlenmystik
kritisiert wurde. Wolff lobte die Rationalität der Geometrie
und Arithmetik:101
" In der Arithmetick und Geometrie,
ingleichen der Algebra haben wir Proben der lautern Vernunft:
denn hier gehen die Schlüsse alle aus deutlichen Begriffen
und einigen Gründen, die von den Sinnen abgesondert."
Arithmetik und Geometrie galten schon in
der Antike und im Mittelaltler als Gottesbeweise. S.Thiessen verweist
diesbezüglich auf den Scholastiker Thierry von Chartres (1100-1151),
der die Auffassung vertrat,102
" die Beweismittel der Arithmetik,
Geometrie, Astronomie und Musik seien Instrumente der Theologie,
die den Menschen zur Erkenntnis der Schöpfung und des Schöpfers
führen sollten,..."
Im Mittelpunkt des Werkes «Anfangsgründe
der Stöchiometrie» steht ebenfalls ein scholastischer
Gottesbeweis, denn die Existenz geometrischer und arithmetischer
Reihen in chemischen Mischungsverhältnissen interpretierte
Richter als "Physico-theologiae probationes de existentia
Dei"103. In der philosophischen Tradition Chr.Wolffs
stehend setzte auch Richter die Suche nach einer allgemeingültigen
Ordnung mit der Suche nach Gott gleich. Er nennt es eine "geometrische
Ordnung"104, wenn der Quotient zweier Nachbarglieder konstant
ist. Wolff definierte das Wort Ordnung einige Jahrzehnte früher
als "die Ähnlichkeit des Mannigfaltigen in dessen Folge
auf und nacheinander."105 Bei einer arithmetischen
Reihe besteht die Ordnung in der konstanten Differenz (= Ähnlichkeit)
zweier Nachbarglieder, und bei einer geometrischen Reihe in der
Konstanz der Quotienten zweier Nachbarglieder. Diese Regelmäßgkeit
des Mannigfaltigen in der Folge auf und nebeneinander empfand
auch J.B.Richter als göttliche Ordnung im Sinne des lateinischen
«ordo» bzw. des griechischen 'taxic'das als Substantiv dem Verb 'dietaxe' entspricht (vgl.
den Hauptsatz der «Mathesis Universalis» im 1.Kapitel).
Das Bibelzitat aus dem Buch der Weisheit
(Kap.11,V.20 ff), nach dem Gott alles nach Maß, Zahl und
Gewicht geschaffen hat, beweist das Wohlwollen, mit dem Richter
seine Chemie gegenüber der Theologie betrieb. Auch in dieser
Hinsicht war die Auffassung
Christian Wolffs (1679-1754) wohl
Vorbild für die theologie- und metaphysikfreundliche Chemie
J.B.Richters. Wolffs Plädoyer für die Aussöhnung
von Theologie und Naturwissenschaft lautete:106
" Wie gut wäre es nun,
wenn man sich lieber bemühete die Wissenschaft zur Ehre
Gottes anzuwenden, als daß man sie verhaßt und verdächtigt,
ja als gefährlich und dem zeitlichen Glücke nachtheilig
machen will."
Richter wandte seine Stöchiometrie
zur Ehre Gottes an, denn die theologischen Hauptziele,
die er in und mit der Chemie verfolgte, sind in
These Nr.6 seiner Dissertation dokumentiert, wo von Physikotheologie,
Ontotheologie, Kosmotheologie und
«probationes de existentia Dei» die
Rede ist.
G.W.F.Hegel kritisierte Richters Versuch,
über arithmetische und geometrische Reihen Gott in der Chemie
zu beweisen, als "scholastische Reflexionen"107,
auch wenn er anerkennend feststellt, daß Richters Chemiegesetze
zu den "großen Entdeckungen"108 in der Chemie
gehörten. Der Scholastikvorwurf
Hegels ist berechtigt, aber
er zeigt auch, wie mittelalterlich-ganzheitlich Richter noch dachte,
weil Musik, Ethik und Theologie in seiner idealistischen Stöchiometrie
noch eine Rolle spielten, während positivistische Chemiker
des 19.Jahrhunderts wie Justus von Liebig (1803-1873) die Suche
nach apriorischen Konstruktionen als "Erjagen von hohlen
Seifenblasen"109 verspotteten. Liebig polemisierte wörtlich
gegen die deutsche Naturphilosophie als die seiner Ansicht nach
größte Seuche des 19.Jahrhunderts:110
" Die Thätigkeit, das Wirken
der Naturphilosophen war die Pestilenz, der schwarze Tod des
Jahrhunderts."
Schelling (1775-1854), für den apriorische
Konstruktionen keine hohlen Seifenblasen waren, äußerte
sich zu den synthetischen Urteilen apriori in Richters Stöchiometrie
sehr wohlwollend, indem er dem platonischen Charakter der richterschen
Stöchiometrie wegen der arithmetischen, geometrischen und
triangularen Reihen im Jahre 1797 mit den Worten Beifall zollte:111
" Erst wenn man in den chemischen
Erscheinungen nicht mehr Gesetze, die ihnen als solchen eigentümlich,
sondern die allgemeine Harmonie und Gesetzmäßigkeit
des Universums sucht, werden sie unter die höheren Verhältnisse
der Mathematik treten, wozu durch den Scharfsinn eines deutschen
Mannes einige Schritte geschehen sind, dessen Entdeckungen, wovon
wir hier als Beispiel nur die der beständigen arithmetischen
Progressionen der Alkalien im Verhältnis zu jeder Säure,
und der geometrischen der Säuren zu jedem Alkali anführen
wollen, in der That auf die tiefsten Naturgeheimnisse."
Obwohl Schelling den Namen J.B. Richters
an dieser Stelle nicht nennt, während er Richter an anderer
Stelle zu den berühmten Chemikern zählt, kann nur Richter
gemeint sein, da Richter voller Stolz feststellte,112
" daß die alkalischen
Elemente in arithmetischer, die bis jetzt betrachteten Säuren
aber in geometrischer Reihe fortgehen, wenn sie Neutralität
bewirken sollen."
Diese Erkenntnis bezeichnete Richter als
eine Entdeckung, auf die vor ihm noch kein Chemiker gestoßen
sei, sodaß Schelling nur Richter gemeint haben kann.
Man sollte Schelling schon zubilligen, den
platonischen bzw. universalmathematischen Charakter arithmetischer
und geometrischer Reihen erkannt zu haben.
5. Zusammenfassung
Durch die hier vorgestellten theologisch-metaphysischen
Thesen der richterschen Dissertation "De Usu matheseos in
Chymia" soll deutlich gemacht werden, daß das eigentliche
Forschungsmotiv des Vaters der Stöchiometrie nicht
im einzelwissenschaftlich-chemischen Bereich zu
suchen ist, wie dies seit 200 Jahren irrtümlich angenommen
wird, sondern daß die Ziele, die Richter in der Stöchiometrie
verfolgte, mit den universellen Zielen
Keplers in
der Astronomie kongruent sind. Die Quintessenz dieses Aufsatzes
über die Vorgehensweise Richters (s.
dunklen Text) läßt sich in Analogie zu
Keplers
Forschungen
(s. hellen Text) in einem Satz zusammenfassen:
J. B. Richter
|
benutzte
|
|
J. Kepler
|
benutzte
|
|
die Zahlenfolgen
|
der Weltseele
|
=
|
«Forma
Universalis»
|
|
die Zahlenfolgen
|
der Weltseele
|
=
|
«Forma
Universalis»
|
|
als
Universal- Sprache
|
=
|
«Characteristica
Universalis»
|
, um
|
als Universal-
Sprache
|
=
|
«Characteristica
Universalis»
|
, um
|
die Chemie als Einzeldisziplin
|
=
|
«Mathesis
Specialis»
|
in
|
die
Astronomie als Einzeldisziplin
|
=
|
«Mathesis
Specialis»
|
in
|
die christlich
- platonische
|
|
«Mathesis
Universalis»
|
zu
|
die christlich
- platonische
|
|
«Mathesis
Universalis»
|
zu
|
integrieren.
|
integrieren.
|
Die Abhängigkeit der «Mathesis-Specialis»
- Gesetze (Stöchiometriegesetze) von der chhristlich-platonischen
«Mathesis-Universalis» wird dabei von den arithmetischen
und geometrischen Reihen dokumentiert, die als metaphysische Absolutbegriffe
bzw. als Teilmenge einer «Characteristica Universalis»
die mathematischen Buchstaben des «Buches der Natur»
vorgaben, über die alle einzelwissenschaftlichen Chemiegesetze
unbedingt definiert bzw. konstruiert werden mußten.
Durch die Art der Darstellung
über Säure-Alkali-Matrizen erreichte Richter, daß
das Gesetz der konstanten Proportionen gleichzeitig
|
- Ton- bzw. Sphären |
Harmonien |
als |
musikalisches |
Ideal |
, |
- Planeten |
Harmonien |
als |
astronomisches |
Ideal |
, |
- Vers |
Harmonien |
als |
poetisches |
Ideal |
, |
- Bau |
Harmonien |
als |
architektonisches |
Ideal |
, |
- ein moralisches |
Leben |
als |
ethisches |
Ideal |
, |
- ein Leben gemäß der |
Natur |
als |
biologisches |
Ideal |
und |
- ein Leben im Sinne |
Gottes |
als |
theologisches |
Ideal |
|
repräsentierte. |
Die (Z)Ersetzung metaphysischer Absolutbegriffe
durch empiristische Begriffsformen in Richters Stöchiometrie
leitete im positivistischen 19. Jahrhundert einen Degenerationsprozeß
der antiken Philosophie in der Chemie ein, den Keplers Planetengesetze
bereits zu Lebzeiten Richters über 100 Jahre hinter sich
hatten, als sie vor 300 Jahren durch die Neuformulierung der 3
Planetengesetze über Newtons Gravitationstheorie ihrer platonischen
Kosmologie beraubt worden waren.
Möge die philosophische Vergangenheitsbewältigung
der christlich - platonischen bzw. idealistisch - romantischen
Fundamente des Stöchiometriebegriffes dazu beitragen, Natur-
und Geisteswissenschaften wieder einander näher zu bringen.
Benutzte Literatur
(zugleich Endnotenverzeichnis):
1 LICHTENBERG, Georg Christoph, ÜBER WISSENSCHAFT UND BILDUNG: In: Lichtenbergs Werke, Hrsg . W. Grenzmann,
Frankfurt Band 1, 1949 S. 272
2 LÖWIG, Carl, RICHTER DER ENTDECKER
DES GESETZES DER KONSTANTEN PROPORTIONEN, Breslau, 1874 S. 46
3 GOTTSCHED, Johann Christoph, VERSUCH
EINER CRITISCHEN DICHTKUNST, Leipzig, 1751, S. 132
4 RICHTER, Jeremias Benjamin, ÜBER
DIE NEUEREN GEGENSTÄND IN DER CHYMIE, 1,Band von 1792 bis
Band 11 von 1802, Breslau, Band 11 1802 S. XV
5 RICHTER, Jeremias Benjamin, QUELLE
NR. 4 Ebd., Breslau, Band 11, 1802 Titelseite
6 RIEMANN, Musik- Lexikon HARMONIA,
Mainz, Band 3 1978, S. 524
7 RICHTER, Jeremias Benjamin, QUELLE
NR. 4 Ebd., Breslau, Band 9, 1798, S. 112
8 LÖWIG, Carl, QUELLE NR. 2 Ebd.,
Breslau, 1874, S. 46
9 RICHTER, Jeremias Benjamin, ANFANGSGRUNDE
DER STÖCHIOMETRIE, Band 1,von 1792,bis ,Band3 von 1794, Ebd.,
Breslau, Teil 1, 1792, S.XXIX
10 BÖHM,
Walter, DIE METAPHYSISCHEN GRUNDLAGEN DER NATURWISSENSCHAFT ,
Wien, , 1965 S. 104
11 STRÖKER,
Elisabeth, DENKWEGE DER CHEMIE, Elemente ihrer Wissenschaftstheorie,
München, 1967, S. 9
12 JANICH,
Peter, PHILOSOPHISCHE PERSPEKTIVEN DER CHEMIE, Leipzig, 1994,
S. 4
13 JANICH,
Peter, QUELLE NR. 12 Ebd., Leipzig, 1994, S. 1
14 JANICH,
Peter, QUELLE NR. 12 Ebd., Leipzig, 1994, Einband
15 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 4 Ebd., Breslau, Band , 8, 1797,
S. 54
16 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 4 Ebd., Breslau, Band 8, 1797, S.
54
17 RICHTER,
Jeremias Benjamin, ÜBER DIE SPEZIFISCHEN GEWICHTE VON FLÜSSIGKEITEN,
IN: CHEMISCHE ANNALEN, Hrsg .: Lorenz von Crell, (S.17-25,), Ebd.,
Helmstädt, Band 21795, S. 22
18 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 17 Ebd., Helmstädt, Band 2,
1795, S. 22
19 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 4 Ebd., Breslau, Band 9, 1798, S.
112
20 LÖEWIG,
Carl, QUELLE NR. 2 Ebd., Breslau, 1874, S. 31
21 LÖEWIG,
Carl, QUELLE NR. 2 Ebd., Breslau, 1874, S. 31
22 GILBERT,
Ludwig Wilhelm, RICHTERS STÖCHYOMETRIE UND DIE NEUTRALITÄTSGESETZE
ZWISCHEN SÄUREN UND BASEN, In: Annalen der Physik Hrsg .:L,
W, Gilbert S.394-410 Ebd., Leipzig Band39/4 1811, S. 404
23 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 9 Ebd., Breslau Teil 1, , 1792,
S.XXXII
24 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 4 Ebd., Breslau Band 8, 1797, S.
54
25 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 9 Ebd., Breslau Teil 2, 1793, S.
X
26 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 9 Ebd., Breslau Teil 2, 1793, S.
28
27 PARTINGTON,
James Riddick, A HISTORY OF CHEMISTRY London, Band 3, 1962, S.
688
28 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 17 Ebd., Helmstädt, Band 1,
1796, S. 445
29 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 4 Ebd., Breslau, Band 8, 1797 S.
VII
30 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 17 Ebd., Helmstädt Band 2,
1799, S. 108
31 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 9 Ebd., Breslau, Teil 2, 1793, S.
XIV
32 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 17 Ebd., Helmstädt Band 2,
1795, S. 24
33 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 9 Ebd., Breslau, Teil 2, 1793, S.
XIV
34 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 17 Ebd., Helmstädt Band 2,
1797, S. 299
35 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 4 Ebd., Breslau, Band 8, 1797, S.
38
36 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 4 Ebd., Breslau, Band 8, 1797, S.
38
37 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 4 Ebd., Breslau Band 11, 1802, S.
131
38 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 4 Ebd., Breslau, Band 8, 1797, S.
40
39 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 17 Ebd., Helmstädt, Band 2,
1797, S. 206
40 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 4 Ebd., Breslau, Band 4, 1795, S.
22
41 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 4 Ebd., Breslau, Band 9, 1798, S.
XVII
42 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 4 Ebd., Breslau, Band 11, 1802,
S. 195
43 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 17 Ebd., Helmstädt, Band 2,
1799, S. 109
44 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 17 Ebd., Helmstädt, Band 1,
1796, S. 442
45 UNBEKANNTER,
Verfasser, LITERATURZEITUNG: Leipzig/Jena, Stöchiometrierezension,
Ebd., Jena, Band 4, 1793, S. 541
46 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 9 Ebd., Breslau, Teil 2, 1793, S.
VII
47 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 4 Ebd., Breslau, Band 8, 1797, S.
99
48 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 4 Ebd., Breslau, Band 8, 1797, S.
118
49 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 4 Ebd., Breslau, Band 8, 1797, S.
97
50 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 4 Ebd., Breslau, Band 8, 1797, S.
98
51 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 9 Ebd., Breslau, Teil 1, 1792, S.XXIX
52 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 4 Ebd., Breslau, Band 9, 1798, S.
107
53 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 17 Ebd., Helmstädt, Band 2,
1797, S. 23
54 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 4 Ebd., Breslau, Band 8, 1797, S.
VII
55 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 4 Ebd., Breslau, Band 8, 1797, S.
VII
56 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 9 Ebd., Breslau, Teil 1, 1792, S.
2
57 ENGELHARDT,
Dietrich von, DIE NATURWISSENSCHAFT DER AUFKLÄRUNG UND DIE
ROMANTISCH-IDEALISTISCHE NATURPHILOSOPIE, In: Kontinuität
und Kritik der Aufklärung in Philosophie und Poesie um 1800,
Hrsg .: Amme/G,Kurz , Stuttgart, 1988, S. 85
58 FARBER,
Eduard, THE EVOLUTION OF CHEMISTRY, New York, 1969, S. 127
59 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 4 Ebd., Breslau, Band 8, 1797, S.
54
60 RICHTER,
Jeremias Benjamin, CHEMISCHES WÖRTERBUCH,Hrsg .J,B,Richter/
,L.Bourguet, Ebd., Berlin, Band 3, 1803, S. 16
61 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 17 Ebd., Helmstedt, Band 2, 1797,
S. 290
62 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 17 Ebd., Helmstädt, Band 2,
1799, S. 108
63 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 4 Ebd., Breslau, Band 10, 1800,
S. XXIV
64 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 4 Ebd., Breslau Band 9, 1798, S.
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Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 4 Ebd., Breslau Band 11, 1802, S.
XV
66 MARTENS,
Ekkehard, KOMMENTAR ZU PLATONS THEÄTET, In: Platon: Theäetet,
Reclam NR. 6338, Ebd., Stuttgart, 1981, S. 255
67 LOCKEMANN,
Georg, J.B. RICHTER IN SEINER BEDEUTUNG FÜR DIE NATURWISSEN-SCHAFT
UND TECHNIK, In:Technikgeschichte, , Ebd., Berlin, Band 30, 1941,
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Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 9 Ebd., Breslau, Teil 1, 1792 S.
VI
69 KOPP,
Hermann, DIE ENTWICKELUNG DER CHEMIE IN DER NEUEREN ZEIT, , ,
Ebd., München, 1873, S. 253
70 BUGGE,
Günther, DAS BUCH DER ROSSEN CHEMIKER, Weinheim, 1929, S.
369
71 LÖWIG,
Carl, QUELLE NR. 2 Ebd., Breslau, 1874, S. 46
72 LOCKEMANN,
Georg, QUELLE NR. 67 Ebd., Berlin, Band30, 1941, S. 110
73 LOCKEMANN,
Georg, QUELLE NR. 67 Ebd., Berlin, Band30, 1941, S. 110
74 KLAPROTH,
Martin Heinrich CHEMISCHES WÖRTERBUCH, Berlin, Band 3, 1803,
S. 675
75 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 9 Ebd., Breslau, Teil 1, 1792, S.
XXXII
76 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 4 Ebd., Breslau Band 8, 1797, S.
41
77 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 4 Ebd., Breslau Band 6, 1796, S.
176
78 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 9 Ebd., Breslau Teil 1, 1792 S.XXXVII
79 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 9 Ebd., Breslau Teil 2, 1793 S.
50
80 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 4 Ebd., Breslau, Band 10, 1800,
S. XIX
81 KANT,
Immanuel, KANTS GESAMMELTE WERKE, Hrsg: Georg Reimer, Ebd., Berlin
Band 4, 1911, S. 469
82 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 9 Ebd., Breslau, Teil 1 1792, S.
XXIX,
83 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 9 Ebd., Breslau, Teil 1, 1792, Titelblatt,
84 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 9 Ebd., Breslau, Teil 2, 1893, Titelblatt,
85 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 4 Ebd., Breslau, Band 8, 1797, S.
38
86 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 4 Ebd., Breslau, Band 8, 1797, S.
40
87 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 4 Ebd., Breslau Band 9, 1798, S.
113
88 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 4 Ebd., Breslau Band 11, 1802, S.
XVII
89 KANT,
Immanuel, QUELLE NR. 81 Ebd., Berlin, Band 9, 1923, S. 48
90 KANT,
Immanuel, QUELLE NR. 81 Ebd., Berlin, Band 9, 1923, S. 30
91 KANT,
Immanuel, QUELLE NR. 81 Ebd., Berlin, Band 9, 1923, S. 188
92 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 9 Ebd., Breslau , Teil 1 , 1792,
S. XIV
93 RICHTER,
Jeremias Benjamin, QUELLE NR. 4 Ebd., Breslau Band 11, 1802, S.
164
94 RICHTER,
Lukas, ZUR WISSENSCHAFTSLEHRE VON DER MUSIK BEI PLATON UND ARISTOTELES,
Berlin, 1961, S. 65
95 RICHTER,
Lukas, QUELLE NR. 94 Ebd., Berlin, 1961, S. 65
96 RICHTER,
Lukas, QUELLE NR. 94 Ebd., Berlin, 1961, S. 65
97 LEIBNIZ,
Gottfried Wilhelm, NEUE ABHANDLUNGEN ÜBER DEN MENSCHLICHEN
LICHEN VERSTAND, Hrsg: Cassirer, Hamburg, 1971, S. 492
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