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von Martin FaberAm 13. Dezember 1995 feierte meine Kollegin Katja Glaeske in Rzeszów ihren Geburtstag. Es war ein Mittwoch, der Tag, an dem sich die Deutschen und an Deutschland interessierten Polen abends zum "Stammtisch" treffen. So kam ich auf die Idee, aus diesem Anlaß ein Gedicht für sie zu schreiben und es abends am Stammtisch vorzutragen.
Für Katja Glaeske
Von Martin Faber
13. 12. 1995
In Polen ist es bitterkalt. Verschneit sind Haus und Hof und Wald. Der Nikolaus war auch schon hier, Und Weihnachten steht vor der Tür. Da plötzlich, die Armee steht stramm, Das Fernseh'n ändert sein Programm, Und es erscheint in kalter Stille Ein steifer Herr mit dunkler Brille. Das Volk steht starr, der Bildschirm bebt. Das hat das Land noch nicht erlebt. Die Angst geht um, was es wohl gibt. Der Herr verliest sein Manuskript: "Mit Sorgen sehe ich, die Lage Gibt Anlaß mir zu ernster Klage. Das Neue ringt hier mit dem Alten. Das ganze Land ist tief gespalten. Ein jeder kämpft für seine Werte Und sagt: Der and're hat verkehrte. Ein jeder wählt nur, wen er will, Und niemand hält sich ruhig und still. Kurzum, wir sind in großer Not, Das Wohl des Landes ist bedroht. Das Wasser steht uns an den Ohren, Doch noch ist Polen nicht verloren. Nur keine Angst, denn Polen hat ja Zum Glück noch immer seine Katja! So lange sie uns unterrichtet Wird jeder Staatsfeind glatt vernichtet. Sie kann mit kreativem Schreiben Den Teufel selbst aus Polen treiben. Wo sie ist, kann uns nichts passieren, Sie wird uns ruhig und sicher führen. Drum hoffen wir, daß sie hier bleibt Und weiter Kreatives schreibt. Und heute kam es mir zu Ohren: Der Tag jährt sich, wo sie geboren. Und hätten wir den Tag vergessen, Das Unglück wär' nicht zu ermessen. Ich ordne an: Das ganze Land Tritt heute in den Glückwunschstand. Kauft Blumen, Kränze und Pralinen, Schmückt mit Girlanden die Gardinen, Hängt Fahnen auf an allen Masten Und unterbrecht das Weihnachtsfasten! Wir wollen keine Zeit verlieren. Ganz Polen soll ihr gratulieren. Die Männer steh'n, auch wenn es schneit, Zum Handkuß alle schon bereit. Die Frauen backen tausend Kuchen, Und ich will auch etwas versuchen: Ich will ihr nun mit lautem Singen Von diesem Ort ein Ständchen bringen." Da steht er auf, der steife Mann Und singt sein Sto lat, wie er kann. Dann geht er aus dem Bild heraus, Und damit ist die Sendung aus. |