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 Dietz-Werner Steck
Dietz-Werner Steck

Das folgende Interview führte FACT am 25. Februar 1997 mit Dietz-Werner Steck. Der Stuttgarter Schauspieler wurde neben seinen zahlreichen Theaterauftritten in jüngerer Zeit vor allem durch die Rolle des ARD-Tatort-Kommissars Bienzle bekannt.

FACT: Herr Steck, zuerst interessiert es uns natürlich, wie Sie überhaupt zur Schauspielerei gekommen sind. War das schon immer Ihr Traumberuf, oder wollten sie ursprünglich mal etwas anderes machen?

Steck: Ja, das war schon immer so, ich habe mir eigentlich nie etwas anderes vorgestellt. Schon als Kind habe ich alles nachgemacht. Allerdings war schon mein Großvater Schauspieler, vielleicht ist das vererbt.

FACT: Und wie sind Sie in den Beruf eingestiegen? Sie sind ja vorwiegend Theaterschauspieler. Haben Sie eine Schauspielschule besucht, oder lief das anders?

Steck: Ich habe in Stuttgart von 1955 bis 1957 die staatliche Schauspielschule absolviert und dann im Alten Schauspielhaus in der kleinen Königsstraße schon angefangen. Als dann hier das neue große Haus eröffnet wurde, habe ich dort weitergemacht, und bin jetzt eigentlich seit etwa 30 Jahren, mit Unterbrechungen, dort in diesen “heiligen Hallen”.

FACT: Aber die größte Popularität rührt ja sicher jetzt vom Fernsehen, von der Tatort-Rolle, her?!

Steck: Ja sicher. Ich bin jetzt seit 30 Jahren hier, und auf einmal schauen einem die Leute auf der Straße hinterher und fragen sich, ist er’s jetzt oder nicht. Aber das kommt eben von der Medienlandschaft heutzutage.

FACT: Und wie sind Sie zum Fernsehen gekommen? Stimmt es, daß Felix Huby Sie quasi “entdeckt” hat?

Steck: Ja, und zwar hier im Theater. Das war in “Ab heute heißt sie Sarah”. Da ging es in einer authentischen Geschichte um eine Deutsch-Jüdin, die im Krieg in einer Blindenwerkstatt 24 Stunden vor den Nazis versteckt wurde. Ich spielte den Blindenwerkstattsleiter. Der Felix Huby hat das Stück gesehen, hatte mich auch schon früher beobachtet, und zu der Zeit gerade gezielt einen Tatort - Kommissar gesucht, was nicht einfach war, weil es nicht viele gab, die aus Schwaben kamen und sich für die Rolle anboten. Nach dieser Aufführung aber hat er dann gesagt, so jetzt hab´ ich einen, der Steck wird’s. Das hat aber anschließend noch lange gedauert, das mußte erstmal durch die ganzen Institutionen durch, und am 12.06.1990 wurde mir dann gesagt, ich soll mal zum SDR runterkommen, wo mir schließlich eröffnet wurde, daß Felix Huby mich ausgesucht hätte. Damit fing dann gewissermaßen ein neues Kapitel an, und ab der Sekunde ging’s eigentlich Schlag auf Schlag.

FACT: Stimmt es eigentlich, daß der Name “Bienzle” von einer Metzgerei in Vaihingen stammt?
Steck: Genau. Huby hat einen Namen gesucht, und den im Vorbeifahren gesehen. Das hat er mir irgendwann mal erzählt. Wir sind ja inzwischen sehr gut befreundet.

FACT: Wenn Sie Ihre Fernsehrolle, den Kommissar Bienzle, mit Ihnen persönlich vergleichen: Können Sie sich mit ihm identifizieren, gibt es Ähnlichkeiten?

Steck: Absolut. Er hat mit mir unheimlich viel zu tun. Er bruddelt, er ist ein wenig eigenbrötlerisch, er ist ein wenig ein Einzelgänger, er liebt keine großen Menschenansammlungen, geht gerne in die Natur und so weiter. Das hängt auch alles mit mir zusammen. Deshalb brauche ich im eigentlichen Sinne gar nichts erspielen. Ich habe mal gesagt, daß der Steck der Bienzle ist und der Bienzle der Steck. Das sagt auch der Felix Huby, für den es am Anfang ein wenig schwer war, weil er ja ursprünglich sich selbst in der Person gesehen hatte. Mittlerweile schreibt er die Rolle aber speziell für mich, weil er mich ja inzwischen durch und durch kennt, was natürlich auch den Drehbüchern zugute kommt. Speziell diese privaten Geschichten, mit meiner Freundin und ähnliche Dinge, kommen sehr gut an.. Dieser Zuschnitt ist viel wert, denn das Drehbuch ist das A und O, sowohl beim Film als auch im Theater.

FACT: Wenn Sie Theater und Fernsehen vergleichen: Gibt es etwas, was Sie lieber machen? Wo sehen Sie die jeweiligen Vorzüge?

Steck: Also im Moment ist das so, daß mir das Fernsehen sehr viel Spaß macht, was Sie sich sicher vorstellen können, wenn man 30 Jahre Theater gemacht hat. Das liegt vor allem daran, daß man in Sekundenbruchteilen voll da sein muß. Man kann sich nicht langsam einspielen wie im Theater. Im Fernsehen kommt die Klappe, und dann geht’s los, egal zu welcher Uhrzeit und bei welchem Wetter. Ich drehe unheimlich gerne, weil es eine Herausforderung ist. Besonders faszinieren mich die Großaufnahmen. Im Theater kann man mit der Mimik übertreiben, im Fernsehen jedoch muß man die Kamera lieben, im Gesicht muß unheimlich viel ablaufen, ohne daß äußerlich viel passiert.

FACT: Was machen Sie im Moment?

Steck: Ich drehe gerade eine neue Serie: “Zugriff”. Das werden 13 Folgen mit Pilotfilm für Sat1, eine Krimiserie, die allerdings eine um 180° andere Geschichte ist wie der Tatort. Das ist eine ganz andere Figur, eine neue Herausforderung, mit mehr Action, aber trotzdem mit Gefühl. Das wird eine tolle Geschichte, die voraussichtlich ab Herbst ausgestrahlt wird.

FACT: Gibt es eine Traumrolle?

Steck: Ja, die gibt es, und die werde ich auch bald spielen. Ich gehe in 2 Jahren mit “Der Tod eines Handlungsreisenden” auf Tournee, das ist eine Bombenrolle, die sich jeder mal wünscht. Merkwürdigerweise kommen nach dem Erfolg im Fernsehen jetzt auch die ganz großen Rollen im Theater. Den Richter Adam oder den Woyzeck könnte ich mir auch gut vorstellen. Es gibt eigentlich noch viele.

FACT: Sie haben ja auch schon den Götz von Berlichingen bei den Festspielen in Jagsthausen gespielt. Wie hat Ihnen das gefallen?

Steck: Das war unglaublich anstrengend, auch physisch, aber es war vor 2 Jahren ein toller Erfolg, sowohl vom Zuspruch als auch von der Presse her. Wir hatten natürlich auch eine tolle Fassung, nicht zu lang und auch was die Ausstattung betrifft. Da war es sogar in den Schülervorstellungen, vor denen ich immer gewarnt worden bin, nach 10 Minuten mucksmäuschenstill, und das bei 1200 Zuschauern, was mich schon auch ein bißchen stolz gemacht hat.

FACT: Gibt es auch den privaten Dietz-Werner Steck? Bleibt noch Zeit zum Beispiel für Hobbies?

Steck: Ich habe ein Hobby, das zwar nicht sehr spektakulär, aber dafür schon beinahe schon zur Sucht geworden ist; ich gehe nämlich seit meinem zwölften Lebensjahr unheimlich gerne ins Kino. Früher war ich an verregneten Tagen manchmal dreimal im Kino und wußte am Schluß nicht mehr, was ich am Anfang gesehen habe. Außerdem gehe ich sehr gern spazieren, die Natur gibt mir viel, allerdings treibe ich kaum Sport, nur ein bißchen Fahrrad fahren. Ab und zu lese ich, allerdings jetzt meistens Drehbücher, was jedoch auch recht spannend sein kann. Zudem beobachte ich sehr gerne Menschen, immer und überall, nicht nur für die Rollen. Ich gehe unheimlich gerne auf Flughäfen und zu Bahnhöfen, beobachte die Menschen und denke mir Geschichten dazu aus. Das macht wirklich Spaß.

FACT: A propos beobachten: Sie haben vorhin erwähnt, daß Sie jetzt vermehrt auf der Straße erkannt werden. Stört Sie das?

Steck: Nein. Das gehört dazu. Natürlich, wenn’s zuviel wird, kann’s lästig sein. Aber ich wurde bisher noch nie blöd angemacht, ich habe bis jetzt eigentlich nur positive Reaktionen gehabt. Ich habe damit überhaupt keine Probleme. Allerdings muß ich sagen, daß sich die Popularität noch in Grenzen hält, weil der Tatort durch die Aufteilung der Sendeplätze unter den verschiedenen ARD-Landesanstalten eben nur ein- bis zweimal im Jahr gesendet wird. Auch was die Senderfusion bei uns betrifft, weiß man noch nicht genau, wie’s in Zukunft weitergeht.

FACT: Aber durch die vorhin angesprochene Sat 1-Serie wird sich der Bekanntheitsgrad doch sicher noch erhöhen?

Steck: Wahrscheinlich. Wenn das anläuft machen die dann eine riesige PR-Aktion, Talkshows und so weiter. Außerdem ist man in einer Serie Woche für Woche dauerhaft präsent, und wenn das einigermaßen gut ist, geht’s dann mit einem Schlag nach oben.

FACT: Zum Schluß: Wann kann man Sie in Stuttgart wieder im Theater sehen?

Steck: Das ist eine schwere Frage. Ich bin eben gerade beim Drehen, und wenn man ein Theaterstück spielen will, braucht man mit Proben und allem drum und dran mindestens drei bis vier Monate. Die Zeit habe ich im Moment leider nicht. Ich drehe jetzt noch bis Oktober und von November bis Mai bin ich frei. Da könnte es durchaus sein, daß ich vielleicht in Stuttgart zu sehen bin, wenn sich eine schöne Rolle anbietet. Das ist alles noch etwas in der Schwebe.
Ich bin im Moment absolut glücklich und zufrieden, denn mir geht’s sehr gut, und es gibt sehr viele Kollegen, bei denen es nicht so läuft. Man braucht sich nur mal vorzustellen, daß es in München 2000 Schauspieler ohne Engagement gibt. Das ist schon hart, und es werden immer mehr, weil viele glauben, die Schauspielerei sei so einfach und man käme gleich in die Medien und würde das große Geld verdienen. Ich habe auch mal mit 350 Mark angefangen, und es ist immer noch besser, zuerst an einem kleinen Theater zu beginnen. Wenn’s heute mal nicht so läuft, vor allem beim Film, ist man ganz schnell wieder weg vom Fenster, das ist ein knallhartes Geschäft. Mir wurde früher mal gesagt, wenn Sie krank werden, dann warten schon sieben andere. Und das ist auch so. Deshalb sage ich immer, wenn einer Schauspieler werden will, dann soll er’s machen, aber er muß auch wissen, was Sache ist.

FACT: Wir danken Ihnen für dieses Gespräch und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg.

J.B. / M.S.