Welt der Arbeit

Stellenanzeigen

Tolle neue Arbeitswelt

Von Nadja Pastega

Das Image ist schlecht: Der Vertreter gilt als schmierig-freundlicher Typ, der seinen staubigen Schuh in die Tür klemmt und der Hausfrau eine Bürste von der appenzellischen Firma Just AG aufschwatzt, bis sie kapituliert und unterschreibt. Aber ein Key-Account-Manager? Der zieht zwar auch von Tür zu Tür - aber als Saubermann, dem englischen Wörterbad entstiegen.

In den Stellenanzeigern wimmelts von peppigen Berufen. Der Hauswart schliesst jetzt als «Facility Manager» die falsch geparkten Velos weg, der Werbeheini hat sich zum «Brandmanager» aufgemotzt, und der Verkäufer sieht als «Client Relationship Manager» bei jeder Yuppie-Party gut aus. Schöne neue Arbeitswelt: Es gibt keine langweiligen Jobs mehr. Wie wärs mit einer weltmännischen Karriere als «Area Sales Manager» bei Huber + Suhner. Toll! Basis ist Herisau. Weniger toll. Dann lieber Swisscom-Chef Jens Alder telefonieren und sich als «Rollout Manager» bewerben. Oder bei ZKB-Chef Paul Hasenfratz als «scharfsinniger Navigator» unterschreiben.

Das Pharma-Unternehmen AstraZeneca sucht einen «Regulatory Manager», der Packungsbeilagen umschreibt («updaten») und der Forschungsabteilung Beine macht («line-extension»). Was daran spannend sein soll, kann ich mir zwar nicht vorstellen, doch das Inserat verspricht ausdrücklich «the big challenge».

Den hat auch die Sekretärin, die als «Office Managerin» das «Troubleshooting» im Griff hat, wenn der Chef den PC startet. Schön wärs, wenn alle Jobs so exotisch wären, wie sie klingen. Doch ein «Ticket Agent» bleibt ein Billettverkäufer, und der Leiter «Corporate Actions» sitzt im Backoffice und optimiert gedanklich die Abläufe. Vielleicht sollten Sie sich in die relative Ungebundenheit des Aussendiensts versetzen lassen - aber erst, wenn Sie sich den «Field Manager» auf die Visitenkarte drucken dürfen.

npastega@facts.ch

 
Internet

Reif für Neues?

Eine aktuelle Studie zeigt: Die Stimmung in Schweizer Unternehmen ist schlecht. Trotz Frust scheuen viele Mitarbeiter den Absprung. Sie bagatellisieren erste Anzeichen von Unzufriedenheit als momentane «Stimmungssache» und schlucken den Ärger herunter. Irgendwann ist der Leidensdruck so hoch, dass die Betroffenen sofort kündigen wollen und den erstbesten Job annehmen - meistens ists der falsche. Kleben Sie nicht an einer aussichtslosen Stelle! Klären Sie frühzeitig ab, was es für Möglichkeiten gibt und welche Zusatzausbildung Sie benötigen. Eine erste Orientierungshilfe bietet ein neuer Internet-Bildungsmarktplatz, zu finden unter www.eduscout.ch

 
Barometer

Experten-Talk

Ausrangiert

Für Daniel Affolter, suspendierter Kuoni-Präsident, wirds eng auf dem Arbeitsmarkt. Dies glaubt Frank Henkel, Partner und operativer Leiter des auf Beratung und Vermittlung von Verwaltungsräten spezialisierten VR-Pool.

FACTS: Angenommen, Daniel Affolter wird abgewählt - welchen Job könnten Sie ihm anbieten?
FRANK HENKEL: Das wird schwierig für einen, der in der Öffentlichkeit als «Enfant terrible» gilt. Zwar ist Affolter Jurist, hat also eine gute Ausbildung. In seinem angestammten Bereich wird er sicherlich etwas machen können. Für eine Tätigkeit als Verwaltungsrat oder im Management bin ich aber skeptisch.

FACTS: Also Selbstständigkeit?
HENKEL: Eher. Affolter hat gezeigt, dass sein juristisches Wissen nicht so schlecht ist, indem er seinen Gegnern eine schöne Knacknuss geliefert hat. Gleichzeitig bin ich enttäuscht, wie ein Fachmann mit seinem Spezialwissen ein Unternehmen derart gefährden kann.

FACTS: Würde ein sofortiger Rücktritt Affolters Jobchancen erhöhen?
HENKEL: Das Schlimmste, was einem Manager passieren kann, ist ein grundsätzlicher Vertrauensverlust. Den kann man nur sehr schwer wettmachen, und wenn überhaupt, nur über eine völlige Kehrtwendung: Indem einer sagt, ich habe die Grösse, Fehler einzugestehen und sie rückgängig zu machen.

FACTS: Was müsste er noch tun?
HENKEL: Ein Rücktritt ist eine Sofortmassnahme. Alles andere ist eine Frage von Zeit, in der er glaubhaft beweisen müsste, dass er nicht so geld- und machtorientiert ist, wie er scheint.

Back to texts page