Drogen

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Erst eine Linie, dann eine Pille ­ Partygänger konsumieren Drogen wild durcheinander. Der Mix birgt ungeahnte Risiken.

Die gängigsten Partydrogen

«Mehr Speed und Kokain»

Links im Net

www.saferparty.ch

www.eve-rave.ch

www.drugscouts.de

www.partypack.de

www.step-hannover.de

www.streetwork.ch

www.sfa-ispa.ch

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Erst eine Linie, dann eine Pille ­ Partygänger konsumieren Drogen wild durcheinander. Der Mix birgt ungeahnte Risiken.


Von Ruth Brüderlin

Sie tanzt expressiv. Die Augen sind weit aufgerissen, die Pupillen riesig ­ Ecstasy-Konsum. Der Typ daneben wiegt sich stumm, der Blick ist abwesend, die Augen sind gerötet ­ er ist bekifft. An der Bar lacht eine Frau schrill, redet wie ein Wasserfall, hüpft von einem Bein aufs andere, und ihre Augäpfel wandern nervös von links nach rechts. Sie vermeidet aber jeden direkten Blickkontakt ­ Kokain.

Die beautyful Partypeople sind voll bis oben hin. In der Szene werden zu viele Drogen zu häufig und zu gedankenlos durcheinander konsumiert. Das fällt auf: Partygängern, Klubbesitzern, DJs, Securities und Polizei. Die einen nicken stumm, andere bestätigen es hinter vorgehaltener Hand oder sagen es offen. Beat Rhyner, Chef Fahndung der Stadtpolizei Zürich, meint: «Rein subjektiv haben wir den Eindruck, dass mehr und vor allem mehr harte Drogen konsumiert werden. Das deckt sich auch mit dem, was wir von Leuten aus diesem Umfeld hören.»

Letztes Jahr wurden gesamtschweizerisch 49 201 Verzeigungen wegen Vergehens gegen das Betäubungsmittelgesetz registriert. Das ist neuer Höchststand. 88 342 Einheiten Ecstasy, 2552 Dosen LSD und 186 Kilo Kokain wurden konfisziert. Allerdings sagen diese Zahlen nur etwas über die Aktivität der Polizei aus, nicht aber über den Drogenkonsum.

Der hat schon bei den ganz Jungen zugenommen, wie die neusten Zahlen der Schweizerischen Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme (SFA) zeigen. 3,3 Prozent der 15- und 16-Jährigen konsumierten im letzten Jahr Ecstasy; 1994 waren es noch 1,8 Prozent. Bei der harten Droge Kokain lag die Konsumrate letztes Jahr sogar bei 3,4 Prozent und bei den halluzinogenen Pilzen bei 4,7 Prozent.

Auf den steigenden Drogen und Alkoholkonsum reagieren jetzt die Zürcher Klubs. Sie lancieren ein Qualitätslabel. «Safer Clubbing» heisst es auf dem Kleber, der ab sofort die Eingangstüren von rund zehn Szenelokalen ­ vom «Xtra» übers «Oxa» bis zur «Spidergalaxy» ­ zieren wird. Er informiert die Besucher, dass hier die bestmöglichen Voraussetzungen geschaffen wurden, sie das Wochenende ohne grössere gesundheitliche Schäden überstehen zu lassen. Erwarten dürfen die Gäste unter anderem freien Zugang zu Leitungswasser, einwandfreie Lüftung, eine Chill-out-Zone zum Ausspannen und Security-Personal, das im Notfall professionell Hilfe leisten kann.

Damit gestehen die Klubs indirekt ein, was ohnehin alle in der Szene wissen: Drogen sind eine Realität. Risikomanagement heisst das Zauberwort. «Drogenkonsum kann nicht verhindert werden, das ist eine Illusion», sagt Alexander Bücheli, Partyspezialist der Streetworker, eines Projekts der ambulanten Drogenhilfe der Stadt Zürich. «Aber man kann den Schaden begrenzen.»

Zum Beispiel, indem man den Ravern sagt, was sie eigentlich schlucken. Denn immer öfter enthalten die Pillen und Pulver lebensgefährliche Stoffe. Besonders gefürchtet sind derzeit so genannte PMA-Pillen, die als Ecstasy verkauft werden, aber nicht das übliche MDMA, sondern eben PMA enthalten. Diese Substanz kann schon in geringer Überdosierung zu Organversagen bis hin zum Tod führen. Am kommenden 9. August untersuchen die Streetworker mit einem mobilen Labor an der «Energy»-Party im Hallenstadion Drogen auf ihre chemische Zusammensetzung. An der Street Parade selber machen diese Tests keinen Sinn. Erstens hat es zu viele Leute, und zweitens wird kaum konsumiert. Stefan Epli, Mediensprecher der Street Parade: «In den letzten Jahren wurde relativ wenig gefunden. Drogen werden erst nachher genommen, wenn man eigentlich müde ist, aber weiterhin tanzen muss.»

Das weiss auch die Polizei. «Wir konzentrieren uns auf die Nachfolgeveranstaltungen», sagt Fahnder Beat Rhyner. Was dort gefunden wird, entlockt sogar der Polizei gelegentlich ein Lächeln. Das ganze Jahr über nämlich beschlagnahmt sie nie derart viele Fälschungen wie während der Street Parade. «Von Kopfwehtabletten über Anabolika, Traubenzucker und Antibabypillen wird alles verkauft, was irgendwie Tablettenform hat», sagt Rhyner.

An den Raves selber decken sich ohnehin nur Gelegenheits-Konsumenten vor Ort ein. Die Habitués wenden sich schon Tage vorher an den Dealer ihres Vertrauens. Er hat das ganze Jahr über Hochsaison. Trotzdem beklagen sie sich, die Geschäfte seien rückläufig. Der Grund: Es findet ein Verdrängungskampf statt. «Es gibt sehr viele neue Händler», sagt ein Zürcher Kokaindealer. «Dadurch wird die Ware immer billiger und schlechter. Gute Geschäfte kann man aber noch mit qualitativ hochwertigen Drogen machen.» Er wisse genau, was er verkaufe, und informiere seine Kunden über den Reinheitsgehalt. Deals wickelt er nicht in öffentlichen Lokalen ab, sondern in Privatwohnungen. «Ich habe einen sehr ausgedehnten Kundenkreis», sagt er nicht ohne Stolz, «Arbeiter, Musiker, Schauspieler, Politiker, Ärzte.» Die seien Profis, darum müsse er sie auch nicht ausdrücklich auf die Gefahr von Mischkonsum hinweisen.

«Don't mix Drugs!», warnte eben die Schweizerische Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme (SFA) auf Flyern. Denn das grosse Problem ist nicht nur der verstärkte Konsum, sondern vor allem der verstärkte Mischkonsum. Im Internet listen die Partyorganisation Eve & Rave und die Beratungsstelle Saferparty.ch die gefährlichsten Substanzen und Kombinationen auf. Eigentlich weiss es jeder. Bloss hält sich keiner daran. GHB, also flüssiges Ecstasy, in Verbindung mit grösseren Mengen Alkohol zum Beispiel birgt das Risiko, ins Koma zu fallen. Die Kombination der Substanzen in Poppers und Viagra ist der direkte Weg zum Herzinfarkt. Bei harmloseren Cocktails kommt es zu Panikzuständen, Herzrhythmus-Störungen, Kreislaufproblemen. Im schlechtesten Fall kippt einer einfach um. Wie letztes Jahr an der «Energy»-Party im Hallenstadion ein 27-jähriger Deutscher. Arnold Meyer, Technopapst und Mitveranstalter der «Energy»: «Das Opfer wurde zwar von unseren Sicherheitsleuten noch lebend gefunden, starb aber später im Spital.» An Kreislaufversagen infolge Wärmestaus, verursacht durch Mischkonsum, wie die Polizei mitteilte.

Weltweit war bei fast allen Todesfällen, die Partydrogen zugeschrieben wurden, Mischkonsum die Ursache. Just auf die Street Parade hin veröffentlicht der Solothurner Nachtschattenverlag ein Buch des Wissenschaftlers und Sachbuchautors Hans Cousto mit dem schlichten Titel «DrogenMischKonsum». Penibel listet Cousto die einzelnen Substanzen nach Wirkung, Risiko und Nebenwirkung auf, untersucht die gängigsten Kombinationen und die möglicherweise daraus resultierenden Konsequenzen. Es ist das erste Werk dieser Art. Noch weit gehend unerforscht sind Langzeitwirkung einzelner Substanzen und veränderte Wirkung auf Frauen, die auf Drogen generell stärker ansprechen.

Durch das veränderte Konsumverhalten ortet Cousto eine schleichende, aber bösartige Veränderung der Partyszene. Das Gemeinschaftsgefühl, das die Raves so anziehend machte, sei verschwunden, schreibt er. «Peace, Love and Unity» lautete 1996 das Motto der Zürcher Street Parade. Damals hatten die Raver Ecstasy im Kopf und Red Bull in der Hand, liebten die Welt generell und den Nachbarn im Besonderen. Nostalgie. Heute weht ein rauer Wind. «Wenn auf einer Party zahlreiche Besucher völlig verschiedene Kombinationen diverser psychoaktiver Substanzen konsumieren, dann sind diese Besucher in der Folge ihrer voneinander abweichenden Konsummuster sehr unterschiedlich drauf», schreibt Cousto.

Nicht nur die Substanzen untereinander sind also nicht kompatibel, sondern auch die Anwender. Begegnen sich einer auf Ecstasy und Cannabis und einer, der gerade eine Linie Speed die Nase hochschleuderte und drei Wodka intus hat, ist das selten der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Der eine ist kuschelig drauf und liebt die Welt in ihrer Ganzheit, der andere ist auf einem aggressiven Egotrip.

Die Partygemeinde zerfällt. Und sie produziert ihre Aussenseiter. Heroinkonsum etwa wird selten zugegeben. Obwohl es vermehrt heimlich geschnupft oder geraucht wird, um vom Speed- oder Kokainwahn runterzukommen. Auch einige synthetische Drogen erweisen sich als Partyhemmer. «Am schlimmsten sind die GHB- und Ketamin-Konsumenten», sagt ein Klubbetreiber, der anonym bleiben will. «Die liegen stundenlang halb bewusstlos in einer Ecke, sind ein Stimmungskiller und eine ständige Stolpergefahr für die anderen Gäste.»

Am nachhaltigsten aber hat die Kokainschwemme die Partyszene verändert. Einer, der seit Jahren in Zürcher Klubs verkehrt, findet, die Atmosphäre sei ruppiger und aggressiver geworden. «Es wird weniger getanzt, dafür mehr nervös herumgerannt», sagt er. Und die Bereitschaft zu sexuellen Ausschweifungen habe deutlich zugenommen. Das merken vor allem die Frauen. Sie kaufen selten selber Drogen, sondern lassen sich einladen. Mit entsprechender Gegenleistung. «Was sich heute in den Klubs abspielt», sagt der Szenegänger, «ist nichts anderes als ein gesellschaftlich anerkannter Platzspitz.»

Im Gegensatz zu den Drögelern von der Langstrasse sind die Party-Junkies aber ungleich besser gestylt und fallen darum lange nicht auf. Und so lange schreitet niemand ein. Remo Michel, Mitinhaber der GSS Security, die unter anderem zuständig ist für die Sicherheit an der Street Parade, räumt ein: «Man kann sagen, dass ein gewisser Prozentsatz von Drogen-Usern unvermeidlich zu einem Szeneklub gehört.»

Die Klubs tanzen auf einem sehr dünnen Hochseil. Einerseits sind jene Stammgäste, die erstens viel Geld und zweitens die richtige Atmosphäre bringen, oft auch Stammkunden beim Dealer ennet der Strasse. Anderseits ist ein Zuviel an zugeknallten Besuchern Gift für jeden Klub. Wann also muss die Security eingreifen? Man müsse unterscheiden zwischen den gesetzlichen Richtlinien und einer realistischen Handhabung, sagt Michel. «Wir können nicht gegen Leute intervenieren, von denen man zwar annehmen kann, dass sie konsumieren, die sich aber noch nichts Beweisbares zu Schulden kommen liessen. Das wäre ein grober Eingriff in die persönliche Freiheit des Gastes.»

In der Szene geht die Sage um, auch die Polizei dulde, solange es nicht ausarte. «Wir sind nicht so naiv zu glauben, man könne mit polizeilichen Mitteln das Drogenproblem lösen», sagt Chef-Fahnder Rhyner. «Schon vom personellen und finanziellen Aufwand her bleibt uns gar nichts anderes übrig, als uns darauf zu beschränken, die Auswüchse zu unterbinden.»

Schnupfen ist Privatsache, lautet das ungeschriebene Gesetz der Szene. Konsumiert wird diskret. Wer sich nicht daran hält, bekommt Hausverbot. Aus diesem Grund sehen die meisten normalen Klubgäste gar nicht, was vor ihrer Nase läuft. Ihnen fällt höchstens auf, dass das Personal überdurchschnittlich oft wechselt. «Die Gefährdung des Barpersonals ist eines unserer grössten Probleme», sagt einer aus der Branche. «Sie bekommen es ständig angeboten. Von Stammgästen als Dankeschön, von Dealern, damit sie wegschauen.» Selbst ausgezeichnete Leute seien spätestens nach einem Jahr drauf, wenn sie nicht aufpassten. Und dann könne man sie schlicht zu nichts mehr gebrauchen und müsse sie entlassen.

«Kokain gibt Kampfkraft, man kann so funktionieren, wie es die Gesellschaft von einem erwartet», sagt einer, der ausgestiegen ist, weil ers nicht mehr ausgehalten hat. Und weil er musste. Der Gesundheit zuliebe, der Freundin zuliebe und weil er die ewigen Besuche des Betreibungsbeamten satt hatte. Drogen gehen ins Geld. Eine lustige Klubnacht inklusive Eintritten, Getränken, Taxi und Drogencocktails kostet locker 1000 Franken. Auch wenn ein Gramm Kokain inzwischen zum Schleuderpreis von 120 Franken zu haben ist. Vor ein paar Jahren waren es noch 300 Franken. Für ein Ecstasy wird 20 Franken verlangt. Anfang der Neunzigerjahre waren es noch 50. Allerdings reichte damals eine Pille für die ganze Nacht. Heute muss nach zwei, drei Stunden «nachgeladen» werden.

«No Drugs ­ No Future?» Günter Amendt, deutscher Soziologe und ausgewiesener Fachmann auf dem Gebiet, hat zwar ein Fragezeichen hinter den Titel seines neusten Buches gesetzt, aber schon im Vorwort erklärt er, dass diese Aussage ernst gemeint ist. «Die Lebensumstände der Menschen in den Gesellschaften des reichen Nordens machen den Gebrauch von psychoaktiven Substanzen erforderlich, weil anders die Arbeit nicht zu bewältigen und das Leben nicht zu ertragen wäre», schreibt er. «Niemand bei klarem Verstand hält eine Gesellschaft mit einem Überfluss an Suchtmitteln für wünschenswert», sagt Amendt. Gerade deswegen sei eine breite, öffentliche Diskussion notwendig. Die solle sich aber nicht um Drogen-Missbrauch drehen, sondern vernünftigerweise um Drogen-Gebrauch, betont er.

Die gegenwärtige Drogenflut ist kein szenespezifisches Problem. Synthetische Drogen, abusiver Gebrauch von Psychopharmaka und besonders Kokain breiten sich aus. Selbst die Zürcher Drogenfahnder bestätigen, dass er immer breitere Bevölkerungsschichten erreicht. «Vor Heroin hat jeder Angst», sagt Beat Rhyner. «Es hat das Stigma der Loser-Droge, darum ist der Konsum deutlich rückläufig. Kokain hingegen gilt als coole Macher-Droge. Dabei wird das Abhängigkeits-Potenzial von Heroin oft über-, dasjenige von Kokain aber deutlich unterschätzt.»

Ignorieren löst das Problem nicht. Doch Hinschauen ist unangenehm. Besonders wenn keine Instant-Rezepte zur Lösung vorhanden sind. Eve & Rave, ein Verein zur «Förderung der Party- und Technokultur und Minderung der Drogenproblematik», wurde Anfang Juli von der Sankt-Galler Drogenhilfe ans dortige Openair eingeladen, um einen Drogencheck durchzuführen. Doch noch während des Anlasses befand die Drogenhilfe, das Testing sei überflüssig. Es kam zum Eclat. Eve & Rave vermuten, dass man sie in der Hoffnung eingeladen hatte, dass keine Pillen gebracht würden ­ um zu zeigen, dass am Openair nicht konsumiert wird. Doch selbst hier, in einer sehr untypischen, für äusserst rigide Kontrollen bekannten Szene, wurden zwölf Substanzen zum Testlabor gebracht. Ausserdem beschlagnahmte die Stadtpolizei je einmal Kokain und Amphetamin. Relativ geringe Mengen. Dafür wurde am Openair im Sittertobel 20 Prozent mehr Bier verkauft als 2002. Und Alkohol gilt nach wie vor als Partydroge Nummer eins. In der ganzen Schweiz und in allen Szenen.

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Die gängigsten Partydrogen

Speed
Amphetamin, Pulver, meist geschnupft; illegal.
Wirkung: Erhöht Leistungsfähigkeit.
Risiken: Körperliche Mangelerscheinungen.
Tendenz: Steigend.

Kokain
Pulver, wird meist geschnupft, seltener als Freebase geraucht; illegal.
Wirkung: Mindert Müdigkeit, macht euphorisch.
Risiko: Starkes Suchtpotenzial.
Tendenz: Stark steigend.

Alkohol
Wirkt erheiternd, enthemmend, kann in grösseren Mengen aggressiv machen; legal.
Risiken: Ausfälle der Motorik, getrübte Erinnerungsfähigkeit.
Tendenz: Rückläufig.

GHB (flüssiges Ecstasy)
Wird oral eingenommen; illegal.
Wirkung: Euphorisierend, sozialisierend, erhöht Lust.
Risiken: Nicht mit Alkohol oder anderem mischen.
Tendenz: Stagnierend.

Ecstasy (MDMA)
Pillen- oder Pulverform, oral; illegal.
Wirkung: Verstärkt Einfühlungsvermögen und Wahrnehmungsfähigkeit.
Risiko: Erschöpfung.
Tendenz: Stagnierend.

Poppers
Synthetische Flüssigkeit zum Schnüffeln, illegal.
Wirkung: Sexuell stimulierend, halluzinogen.
Risiko: Herzinfarkt in Verbindung mit Viagra.
Tendenz: Rückläufig.

Medikamente
Valium, Ritalin, Viagra etc.; rezeptpflichtig.
Wirkung: Je nach Produkt beruhigend, aufputschend, erregend.
Risiko: Abhängigkeit.
Tendenz: Stark steigend.

Ketamin
Flüssig zum oralen Konsum, als Pulver geschnupft; illegal.
Wirkung: Narkotikum ­ intensiver Wachtraum.
Risiken: Schwierig zu dosieren; Inkontinenz.
Tendenz: Steigend.

Heroin
Pulver, gespritzt, geraucht oder geschnupft; illegal.
Wirkung: Macht unempfindlich auf Umgebung.
Risiko: Starkes Suchtpotenzial.
Tendenz: Rückläufig.

Cannabis
Mit Tabak gemischt, geraucht; illegal.
Wirkung: Beruhigend, intensivierte Wahrnehmung.
Risiken: Apathie, Vergesslichkeit, psychische Abhängigkeit.
Tendenz: Stark steigend.

Thaipille (Shabu, Yaba)
Methamphetamin, als Tablette, selten Pulver; illegal.
Wirkung: Euphorisierend.
Risiko: Panikattacken, hohes Suchtpotenzial.
Tendenz: Steigend.
Crack
Mit Backpulver aufgekochtes Kokain. Wird geraucht; illegal.
Wirkung: Empfindung von Explosion im Kopf.
Risiken: Körperlicher Zerfall, hohes Suchtpotenzial.
Tendenz: Leicht steigend.

LSD
Meist als Tropfen auf einem Löschblatt, oral; illegal.
Wirkung: Veränderung des Bewusstseins, Halluzinationen.
Risiko: Horrortrip-Gefahr.
Tendenz: Leicht steigend.

Lachgas
Gas aus dem Rahmbläser oder Ballons inhaliert; legal.
Wirkung: Für Sekunden verzerrte Wahrnehmung.
Risiken: Vitamin-B12-Mangelerscheinungen.
Tendenz: Rückläufig.

Zauberpilze
Frisch oder getrocknet gegessen; illegal.
Wirkung: Ähnlich wie LSD, jedoch mit grosser Mystik.
Risiken: Mit Medikamenten gemixt: Kreislaufkollaps.
Tendenz: Stagnierend.


Smartshop-Produkte
Den Originaldrogen nachempfundene Substanzen; legal.
Wirkung: Praktisch identisch mit Original.
Risiken: Unerforscht.
Tendenz: Stark steigend.

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«Mehr Speed und Kokain»

Fachleute von Streetwork testen Partydrogen. So sollen bei Jungen Schäden fürs Leben vermieden werden, sagt Alexander Bücheli.



FACTS: Wieso lässt eine Behörde der Stadt Zürich Drogen testen?
Alexander Bücheli: Die Tests sind ein gutes Mittel, um mit den Besuchern ins Gespräch zu kommen. Wir arbeiten sekundär Präventiv, akzeptieren also, dass Drogen konsumiert werden. Die Konsumenten sollen aber wissen, was sie schlucken, und sie sollen sich Gedanken machen. Darum gehört immer ein Beratungsgespräch dazu. Abgesehen davon sind Drogen-Checks legal, die Stadt kann diese also durchführen.

FACTS: Wie sind die bisherigen Erfahrungen?
Bücheli: Sehr gut. Die Tests haben Magnetwirkung. Mit einer einzigen Analyse erreichen wir etwa vier Personen mit unseren Infos.

FACTS: Werden andere Kantone folgen?
Bücheli: Vermutlich führt Bern das Drug Checking wieder ein. Dort machte man während zweier Jahre gute Erfahrungen mit dem Pilot E-Projekt. Davon konnten auch wir profitieren.

FACTS: Und alle anderen tun so, als hätten sie kein Drogenproblem?
Bücheli: Es sieht vielleicht so aus. Aber natürlich machen sich diverse Stellen in anderen Kantonen auch so ihre Gedanken zum Thema Drug Checking. Denn es ist definitiv nicht nur ein Zürcher oder Berner Problem.

FACTS: Wie hat sich der Drogenkonsum in der Partyszene verändert?
Bücheli: Man mischt mehr, was neue Gefahren bringt. Man kann nicht die Gefahr von Substanz eins und Substanz zwei einfach zusammenzählen, denn die Interaktion birgt unbekannte zusätzliche Risiken. Vor allem in Verbindung mit Alkohol.

FACTS: Und Cannabis.
Bücheli: Es gibt sehr viele Jugendliche, die nicht kiffen, das muss man einmal deutlich sagen. Allgemein stellen wir aber eine Umlagerung hin zu Speed und Kokain fest. Leistungssteigernde Drogen halt. In Zürich gibt es zudem eine Ketamin-Welle. Wobei Ketamin als Partydroge absolut untauglich ist. Es ist ein Narkotikum.

FACTS: Ihr kümmert euch vorwiegend um Jugendliche. Der durchschnittliche Kokain-Einsteiger ist aber neuerdings eher zwischen 30 und 40.
Bücheli: Auch Ältere kommen zu uns. Sie sind aber in der Regel besser informiert, und man kann davon ausgehen, dass sie eher wissen, was sie tun. Im Gegensatz zu Jugendlichen. Gerade sie konsumieren an Partys immer noch am häufigsten Drogen und wissen am wenigsten Bescheid.

FACTS: Braucht jemand, der normal arbeitet und nur am Wochenende konsumiert, überhaupt eine Hilfseinrichtung wie Streetwork?
Bücheli: Unbedingt. Denn in der Adoleszenz und bis etwa Mitte zwanzig gibt es Phasen, in denen das Risikoverhalten sehr hoch ist. Diese Zeit müssen die Jugendlichen überstehen, ohne Schäden fürs Leben davonzutragen.

FACTS: Sie gehen davon aus, dass gelegentlicher Konsum nicht schadet. Wann ist es zu viel?
Bücheli: Jeder Konsum birgt Risiken. Problematisch wird es, wenn Drogen den Alltag beeinträchtigen und beherrschen. Ich finde es schon fragwürdig, wenn einer sagt, er lebe nur fürs Wochenende.

FACTS: Arbeiten Sie auch in die Hip-Hop-Szene?
Bücheli: Es ist schwierig, in die Szene hineinzukommen. Unsere Tests machen hier kaum Sinn, denn Ecstasy wird wenig konsumiert, dafür Kokain. Und einer, der gerade geschnupft hat, sieht ohnehin nicht, wieso er ein Problem haben sollte. Er hat ja alles unter Kontrolle.

Streetwork ist ein Projekt der ambulanten Drogenhilfe der Stadt Zürich und testet seit zwei Jahren in Zusammenarbeit mit dem Berner Kantonsapothekeramt mit einem mobilen Labor an Partys und in Klubs Ecstasy-Pillen.

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