Müll
Müll - ein Problem geht uns alle an Ozonloch, Treibhauseffekt, Klimakatastrophe, Bodenerosion, die Wüste wächst, Waldsterben... Der technische Fortschritt kommt aus dem Takt, nahezu unbegrenzt sind die Schlagworte geworden, die Probleme in unserer Umwelt signalisieren. Dies sind allerdings Probleme, die durch den Menschen verursacht wurden und weiterhin werden. |
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Das Duale System Deutschland (DSD) - Grüner Punkt und Gelbe Tonne - hat seit geraumer Zeit auch bei uns Einzug gehalten. So wird der Müll getrennt und ein Beitrag zur Erhaltung der Umwelt geleistet. Auch der Pausenverkauf des Hausmeisters wurde auf ein umweltverträgliches Maß umgestellt. In einer Gesamtkonferenz wurde folgendes beschlossen: | ||||
Als Angebot bleibt bestehen:
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Dadurch wurde das Müllaufkommen in unsere Schule durch den Verkauf am Kiosk des Hausmeisters erheblich reduziert. Aber andererseits hat sich das Müllaufkommen dadurch erhöht, dass einige Schüler ihre Einwegwaren von zu Hause verstärkt mitbringen. Auch das Problem der Kleinverpackungen im Verkauf am Schulkiosk ist noch nicht hinreichend gelöst. Gerade die kleinen Verpackungen haben einen unverhältnis- mäßig hohen Anteil an nicht wiederverwertbaren Materialien. Diese landen schließlich auf den Mülldeponien des Kreises und erhöhen so die Kosten jedes einzelnen von uns für den Deponieraum. Da das Duale System für das Recycling der Kleinverpackungen dieser Art nicht zuständig ist, versuchen wir, ein alternatives Angebot für den Schulkiosk zu erstellen, damit unsere Schule als eine der ersten Schulen in Kreisträgerschaft tatsächlich eine müllarme Schule wird - und bleibt. Die Planungen für das nächste Schuljahr sehen eine Reduzierung der Mengen und damit der Kosten für den "Restmüll" - Müll in und aus grauen Tonnen im Landkreis Ahrweiler - vor. Die Kreisverwaltung hat sich bereit erklärt, die eingesparten Entsorgungskosten unserer Schule im Rahmen der Budgetierung direkt gutzuschreiben. Unterstützung werden wir durch eine Vereinbarung mit der Apollinaris & Schweppes GmbH erhalten. Das Unternehmen ist bereit, unsere Anstrengungen zur Vermeidung von Müll zu belohnen. Was wir auf der Kostenseite durch unsere Bemühungen an Müll einsparen, werden wir in einem Modell-Versuch von Apollinaris in gleichem Umfang zusätzlich erhalten. |
Kritik am Dualen System
ABSCHIED VOM GRÜNEN PUNKT?
Alles, was man kauft, ist mehr oder weniger verpackt. Und da in unserer Konsumgesellschaft sehr viel gekauft wird, fallen entsprechende Müllberge an. Was kann man dagegen tun?
Die Abfalldeponien können diese Massen auf Dauer nicht fassen und die Verbrennung zur Wärmeerzeugung ist umstritten aufgrund der dabei freiwerdenden Schadstoffmengen. Besser wäre es, an der Quelle anzusetzen und auf alle überflüssigen Verpackungen zu verzichten.
Diese Möglichkeit aber behagt Handel und Industrie überhaupt nicht. Deshalb suchte man ein Schlupfloch, das den ökologischen Schein wahren sollte, ein Verpackungsverbot aber umging: das »Duale System«, das 1990 bundesweit eingerichtet wurde. Seither werden alle Verpackungen mit einem »Grünen Punkt« darauf im »Gelben Sack« eingesammelt. Von Umweltschützern wurde dieses als Recycling angepriesene System von Anfang an kritisiert: Sie forderten ohne Erfolg den verstärkten Einsatz von Mehrwegsystemen und den Verzicht auf überflüssige Verpackungen.
Die eifrigen Deutschen hingegen entwickelten sich zu Weltmeistern der Mülltrennung. Doch die Kosten fürs Duale System werden dem Verbraucher aufgebürdet. Er bezahlt einerseits die in die Preise der Produkte bereits eingeflossenen Kosten für den Grünen Punkt. Andererseits steigen die Müllgebühren, weil die Abfallbeseitigung immer komplizierter wird. Die großen Probleme, die das Duale System inzwischen hat, geben der Kritik recht: Zum einen wurden deutsche Kunststoff- und Plastikabfälle in die halbe Welt exportiert, zum anderen wurden bewährte Mehrwegsysteme, die schon vor dem Dualen System bestanden, zurückgedrängt. Daß das Duale System überholt ist, wird immer deutlicher.
Aber welche Perspektiven bieten sich? Zu dieser Frage lohnt ein Blick in den Lahn-Dill-Kreis und den Landkreis Gießen. Dort wird derzeit an einem neuen System gearbeitet, das einige unleugbare Vorteile besitzt. Verpackungsmüll soll wieder in die graue Restmülltonne, was dem einzelnen die Sortierung und damit erhebliche Umstände erspart. In einer speziellen Anlage in Aßlar wird dieser Müll dann mechanisch sortiert, Glas und Metall wird herausgeholt. Diese Sortierung hat den Vorteil, daß der Müll im Gegensatz zum Gelben Sack gepreßt werden kann, was den Transport durch größere Mengen verbilligt. Auch die hygienischen Probleme der Sortierung per Hand entfallen. Was dabei herauskommt, ist laut Betreibern "Müll erster Güte", der zu brikettförmigem "Trockenstabilat" gepreßt wird. Dies ist dann freilich auch wieder nur für die Verbrennung zur Wärmeerzeugung bestimmt. Es soll in Hochöfen, Betonwerken oder Verbrennungsanlagen verbrannt werden.
Neben dem umfangreichen Müllexport setzt das Verfahren auf Zwischenlagerung des Stabilats. Die Gefährdungspotentiale des Materials sind noch völlig ungeklärt. Thomas Rummler, Sprecher des Bundes-Umweltministeriums, betonte gegenüber dem Ww, für sein Ministerium "...stellt sich der vom Lahn-Dill-Kreis avisierte Entsorgungsweg mit der Verpackungsverordnung als nicht vereinbar dar." Es gibt um diese Frage bereits einen Rechtsstreit. In Aßlar ist man aber fest entschlossen, im April zu beginnen. Und auch in anderen Landkreisen - vor allem in Nordhessen - sieht man im Trockenstabilat eine Chance. Die Leiterin des Eigenbetriebes Regionale Abfallentsorgung im Landkreis Kassel, Susanne Selbert, spricht gar von einer "Vision": "
Aus Müll ein Material zu gewinnen, das fossile Brennstoffe
ersetzt - ich kann mir nichts Sinnvolleres vorstellen!" Das
renommierte Öko-Institut sieht das allerdings skeptischer:
Dort hält man bislang das Trockenstabilat für noch gefährlicher
als die bisher praktizierte Müllverbrennung und spricht von
einer "ökologischen Zeitbombe". Umweltorganisationen
finden es zwar richtig, das ökologisch unsinnige Duale System
in Frage zu stellen, setzen aber auf drastische Reduzierung von
Verpackungen und auf sogenannte "kalte" Verfahren zur
Müll-"Entsorgung" wie Rotte und Vergärung.
(bh/lj)