KARNEVAL &
FASCHING -
ABC:
Alaaf
Erstmals im 16. Jahrhundert
durch den Fürsten Metternich in einer Bittschrift verwendet (Cöllen al aff =
Köln über alles). Im Karneval 1733 als Lob- und Trinkspruch nachgewiesen:
"Köllen Alaaf" wird übersetzt mit "Köln allein" - die alte Stadt vorne an! Da
einmaliges Rufen nicht reicht, wird Köln gleich dreimal "hochgerufen!" Übrigens:
Bis vor etwa 20 Jahren hieß es immer: "Köllen alaaf!". Das "n" wurde hernach
einfach weggelassen!
Bütt
Die
"Waschbütt" (der Waschzuber) diente immer dazu, schmutzige Wäsche zu waschen. Im
Karneval diente die Bütt, zumeist in Form eines Fasses, dem Redner als
"Stellplatz", aus dem er "schmutzige Wäsche waschen" und dem Publikum die
Leviten lesen konnte. Nach und nach ist die Bütt verschwunden, aus den
Typenrednern sind mehr und mehr "Erzähler" geworden.
Clown
Beliebtestes Kostüm im
Karneval. Insbesondere der "Lappeclown" hat es den Kölnern angetan. Sein Kostüm
besteht aus hundertern, wenn nicht gar tausenden bunten Stoffresten, die in
kleinen "Lappen" neben- und übereinander genäht sind. Auffallend schön
geschminkte Gesichter legen sich insbesondere weibliche Clowns zu, die anstelle
eines Lappenkostüms auch lieber etwas sehr "modisches"
tragen.
Doof Noss
Als er vor 40 Jahren "in die Bütt" stieg, begeisterte Hans Hachenberg
als "Doof Noss" das närrische Publikum auf Anhieb. "Ärm Mamm!" - mit dieser
kurzen Redewendung ließ er den Zuhörer am heiteren "Familiengeschehen"
teilnehmen. "Doof Noss" - der Name ist, wie so vieles im Kölschen, doppelsinnig
zu deuten: "Dumme Nuss", also der "dumme August" und "Taube Nuss", also das
Gegenteil von Sexprotz!
Elf
E(galite),
L(iberte), F(raternite) - Einheit, Freiheit-Brüderlichkeit - die
Anfangsbuchstaben ergeben aneinandergereiht das Wort "Elf". Es gibt noch viele
andere Erklärungen über Ursprung und Bedeutung dieser als "närrisch"
bezeichneten Zahl. Am 11.im 11. um 11.11 Uhr wird die neue Session eröffnet, der
Sitzungspräsident steht dem "Elferrat" vor, allerdings als "gleicher" (Jeck)
unter lauter Jecken. (Das ist allerdings nur die Theorie, die Praxis sieht oft
anders aus!)
Funken
Die Kölner Stadtsoldaten, wegen ihrer roten Uniform
auch "Funken" genannt, zerstreuten sich nach dem Einmarsch der Franzosen 1794 in
alle Winde. Als 1823 die "Wiedergeburt" des Kölner Karnevals stattfand,
erinnerte man sich auf der "Suche nach den goldenen Zeiten" auch der Roten
Funken, des "Jeckenbähnchens" und der "Hillige Knäächte un Mägde". Sie alle
marschierten im ersten Rosenmontagszug mit - und das tun sie noch
heute.
Gürzenich
"Der Herren Tanz- und Festhaus". Schon um 1440 für den Karneval
genutzt - bis heute ist der Gürzenich die zentrale "hochfestliche Stätte
kölnischen Karnevalstreibens" geblieben. Prinzenproklamation und
ARD-Fernsehsitzung finden u.a. hier statt.
Hännesche
Hänneschen und Bärbelchen - die Lieblinge aller Kölschen. Das
mundartgebundene Stockpuppen-Theater (seit 1802) sieht die beiden in den
Kinder-Vorstellungen als Geschwisterpaar und in den Abendvorstellungen als
kölsches "Liebespaar" und als Mittelpunkt der "Knollendorfer Sippschaft". In der
Karnevals-Session sind die Karten für die "Puppensitzung" für den jeweiligen
Inhaber schon fast ein "Legitimationspapier" für besondere Schlitzohrigkeit.
Denn entweder hat er sich eine ganze Nacht vor dem Kassenhäuschen um die Ohren
geschlagen oder er ist Mitglied im Hänneschen-Förderverein. Dann bekommt er die
Karte sogar ins Haus geschickt.
Imi
Der
"imitierte" (zugereiste) Kölner hat zuallererst die kölsche Sprachprobe zu
bestehen: Blootwosch! Jupp Schlösser und Gerhard Jussenhoven haben dem "Imi" ein
literarisches (Lieder-) Denkmal gesetzt. In Köln schnell heimisch geworden,
passt er sich kölscher Lebensart an. Viele "Imis" engagieren sich später mehr
für ihre Wahlheimat Köln als mancher "Eingeborene".
Jan von
Werth
Der Reitergeneral
blickt seit 101 Jahren vom hohen Denkmal-Sockel auf dem Altermarkt auf das
närrische Treiben in der Stadt und seit dem 6. Mai 1995 hat er auch einen Platz
auf dem Rathausturm. Alljährlich auf Weiberfastnacht erinnert das Reiterkorps
"Jan von Werth" an der Vringspooz an das Wiedersehen des zum General
aufgestiegenen Jan mit der Magd Griet, die ihn als Bauernburschen auf dem
Kümpchenshof einst verschmäht hatte. "Wer et hätt gewoss" seufzt sie und er
setzt dem entgegen: Wer et hätt gedonn!"
Kölsch
un Köbes
Kölsch ist
alles: Sprache, Gemöt un Geblöt und vor allem ein herrliches obergäriges
Getränk. Nichtkölner bezeichnen es als herbes, aus Stangen getrunkenes Gesöff,
dem man erst nach einiger Zeit Geschmack abgewinnen kann. Aber dann....!! Der
Köbes, hin und wieder noch in kölschen Brauhäusern anzutreffen, ist eine
"Versorgungseinrichtung" ganz besonderer Art. Gastfreundlichkeit nimmt er sehr
wörtlich - der Gast hat ihn immer zu hofieren und ihm gegenüber aufmerksam und
freundlich zu sein. Dafür bekommt er dann auch das "Kölsch" als Nachschub. Wird
ein anderes Getränk bestellt, erntet der Gast mitunter nicht nur ablehnendes
Kopfschütteln, sondern er hat nach einiger Zeit das komische Gefühl, gar nicht
anwesend zu sein. Der Köbes übersieht ihn einfach!
Litschrede
Wenn
die Kölner Narren mit der Darbierung eines ihrer Karnevalisten nicht zufrieden
waren, ließen sie ihn "litschen" l(litschen=ausrutschen, schlittern). Das
wiederum brachte einige Redner dazu, es bewusst auf Spott- und Schmährufe und
Unmutsbezeigungen des Publikums anzulegen. "Als ich gebore wood, wor et am rähne
und et wor naaß!" Über Taufe, Einschulung, Kommunion, Firmung bis hin zur
Hochzeit verläuft die Geschichte des Redners, die nur darin besteht, das es
immer "am rääne wor" und das ""et naaß wor". Wenn das Pfeifkonzert des Publikums
den Höhepunkt erreichte, wurde der Redner von der Bühne gezerrt.
Mädchensitzung
Die "Mädchersitzung"
hat, wie sollte es auch anders sein, einen "Vater": Herbert Limbach, Präsident
der "Greesberger", hatte direkt nach dem Krieg die Idee zum "kölschen
Hausfrauen-Nachmittag" in der Karnevalszeit. Aus den "Hausfrauen" wurden
sprachlich die "kölschen Mädcher". Geblieben ist der "Spaß an der Freud" und das
von Männern nur scheinbar unbeobachtete Vergnügen. Im Elferrat sind sie
geduldet...(oder sogar erwünscht??)
Nubbel
Der "Nubbel", auch "Zacheies"
genannt, muss nach Karneval für all die Sünden herhalten, die in der närrischen
Zeit begangen wurden. Unter Beschimpfungen, unter Wehklagen, unter dumpfen und
fröhlichen Gesängen wird er verbrannt. Und das auch noch in aller Öffentlichkeit
unter tausendfacher Beteiligung heiter gestimmter Trauergäste! Tommy Engel
(damals noch bei und mit den Bläck Fööss) ist das Paradebeispiel für den
tragisch-komischen Abgesang an die Sünden der Freude!
Ostermann
Willi
Ostermann (1876-1936) ist zwar schon 60 Jahre tot. Seine Lieder werden noch
heute gern gesungen. Sie sind so taufrisch, als seien sie gestern entstanden.
Vor kurzem erschien eine Box mit 79 Originalaufnahmen auf 4 CD von ihm und
seinen Liedern.
Prinz, Bauer, Jungfrau
Das Kölner Dreigestirn, auch Trifolium
genannt. Die Jungfrau als "beschützende Mutter Colonia" wird immer von einem
Mann dargestellt. Der Bauer, Symbol der "Wehrhaftigkeit der alten Reichsstadt
Köln", schwingt wie eh und je seinen Dreschflegel und der Prinz ist nicht nur
der strahlende Held Karneval, sondern auch Synonym für kölsche Fastelovend, für
Bützcher und Kamelle.
Quetschenbüggel
Ziehharmonika oder Bandonium. Neben der "decke Trumm" beliebtes
Instrument für den "Fastelovend op de Stroß" als "Klavier des kleinen Mannes".
Wo jemand mit dem "Quetschenbüggel" auftaucht, zieht er einen Schwarm von
Fastelovends-Jecken hinterher und nicht selten endet die
"Festelovends-Pruzession" in einer urigen Kneipe. Wenn dann der "Quetschenbüggel
klemmt", kann nur eine "Runde" ihn wieder in Bewegung setzen.
Revue
In den zwanziger und dreißiger
Jahren waren die "kölschen Revuen" im "Groß Köln" (heute Sartory) die Attraktion
im karnevalistisch gestimmten Köln. Zwischen Neujahr und Aschermittwoch füllte
Grete Fluss, seinerzeit der unbestrittene Star auf allen Bühnen, das "Groß Köln"
zweimal täglich bis auf den letzten Platz. Hans Jonen, Gerhard Ebeler, Hans
Otten, Engelbert Sassen und auch Willi Ostermann texteten und schrieben immer
neue Hits. "Och wat wor dat fröher schön doch en Colonia", "Kölsche Mädcher,
kölsche Junge sin dem Herrgott got gelunge", "Du kannst nicht treu sein", "Wir
gehen nicht eher in die Falle bis unser Geld ist alle" und viele andere Lieder
haben sich "verselbständigt" und werden heute noch gesungen. Nach dem Krieg
waren es insbesondere Gerhard Jussenhoven und Hans Jonen, die die kölschen
Revuen wieder aufleben ließen. "Aat bliev Aat", "Vun Neujohr bes Äschermettwoch"
u.v.a. Nach dem Rücktritt von Grete Fluss 1955 begann im Kaiserhof die
Revue-Karriere der Trude Herr. Mehr als ein Jahrzehnt verging, ehe Walter
Bockmeyer wieder kölsche Revuen auf die Bretter brachte. Gigi Herr ist sein
derzeitiger Star an der Stelle, im Kaiserhof, wo schon ihre Tante Trude Triumphe
gefeiert hatte
Stunksitzung
"Alternativer Karneval"
sagen die einen, der "wahre Karneval" meinen die anderen und viele der
Traditionalisten meinen gar, der Karneval sei von einer Seuche befallen. Gisbert
Brovot, Prädident des Festkomitees des Kölner Karnevals, wagte sich mit FK-Mütze
in das E-Werk, der Höhle dieser abtrünnigen Löwen. Seine traditionsreichen
"Freunde" befanden anschließend, dieser Mann -Brovot- sei für den Karneval nicht
mehr als Präsident tragbar. Da er ihnen zu schwer geworden war, ließen sie ihn
einfach fallen.
Tünnes un
Schäl
Tünnes, der bäuerlich-deftige Spross und Schäl, der
hinterhältig-listige Vertreter Kölner Männlichkeiten, verkörpern das, was
hunderttausenden von Kölner von Geburt an ins Blut gelegt worden ist und noch
wird: Kölsche Eigenarten, für Nichtkölner mitunter schwer verständlich, weil so
manche Eigenart als Unart verstanden wird. Auf keinem Geburts- oder Taufschein
sind ihre Namen zu finden. Gleichwohl noch heute in aller Munde, leben sie im
Kölner Hänneschen-Theater weiter: Immer über ihre Verhältnisse, aber dennoch
weit unter Niveau!
Uniform
Der "ewige" K(r)ampf in der
Fastelovends-Hierachie: Die einen stehen auf die Frack-Gesellschaften
(Komitee-Gesellschaften), die anderen begeistern sich für die Korps, also die
Uniformierten. Zu den fünf Traditionskorps Rote Funken, Blaue Funken,
Ehrengarde, Prinzengarde und Altstädter gesellen sich mit dem Reiterkorps Jan
von Werth, der Nippeser Bürgerwehr (auch Appelsine-Funke genannt) und der
Ehrenfelder Bürgergarde (blau-gold Garde) weitere Korps, deren Mitglieder
teilweise soviel Spaß an der silber- und goldbestressten Uniform haben, dass der
ein oder andere schon einmal vergisst, dass er eigentlich das Militär parodieren
und nicht imitieren soll.
Veedel
"En unserem Veedel" hieß
eines der ersten Lieder der Bläck Fööss. das ist jetzt 25 Jahre her. Als
"Nachwirkung" ist jedoch festzuhalten, dass das Veedels-Bewusstsein der Kölner
und der Kölschen seitdem ständig gestiegen ist. Im früher verpönten
"Vrings-Veedel" (Severinsviertel) geboren zu sein erhebt den Glücklichen oder
die Glückliche schon fast in den kölschen Uradels-Stand. Den Reiz eines jeden
Veedels kann man nicht beschreiben, man muss ihn in Nippes, am Eigelstein, op
Ihrefeld, en Düx un en Braunsfeld selbst entdecken.
Wurfmaterial
"Kamelle, Kamelle"
rufen die Kölner, wenn "d´r Zog" kütt. Doch wo sie noch geworfen werden, bückt
sich keiner mehr danach. Hobby-Bastler haben allerdings auch nicht vor dem
Karneval halt gemacht: Umgedrehte Schirme dienen als "Auffangmaschine" für das
klebrige Wurfmaterial, welches für die Kölner Straßenreinigung dann ganz
besonders qualvoll, weil hartnäckig klebend ist, wenn es schneit oder regnet.
Doch wehe, ein Zugteilnehmer "vergißt" das Werfen. "Knieskopp, Knieskopp"
schallt es ihm tausendfach entgegen. Als Kamelle-Ersatz akzeptieren die Kölner
nur Strüüßcher, Schukelad (Höchstgewicht lt. richterlichen Rrteil: 50 g pro
Tafel), Pralincher, Gummibärcher und e lecker Bützche vum Marieche oder -was die
Frauen angeht- vun ´nem staatse Jung
X für ein U vormachen
Im Kölner
Karneval ist vieles möglich. Wenn ein Präsident zur vorgerückten Stunde einen
Besucher im "Handstreich" befördert, den er vier Stunden zuvor schon einmal
befördert hat, dann macht er ihm kein "X für ein U" vor, sondern er trägt dem
Umstand Rechnung, dass entweder der Alkohol sein Gedächtnis vernebelt oder der
Spendenscheck seine Sinne für "gute Taten" (natürlich nur zum Wohle der
Gesellschaft) geschärft hat.
Y
"Gute Freunde" der Gesellschaft
dürfen als "General-Postmeister" oder als "General-Quartiermeister" oder als
"General-Apotheker" im vierspännigen Wagen im Rosenmontagszug mitfahren und sich
ihrem Volke zeigen. Bleibt die Spende unter den Erwartungen, muss er mit der "
Y-Kutsch" vorlieb nehmen. Nur zwei Rösser stehen vor der Deichsel.
Zug
Mit dem "Aufzug" des
Altstädterkorps auf Weiberfastnacht beginnt der Straßenkarneval, der
"Geisterzug" am Samstag bildet die Vorhut für die "Schull- und Veedelszög" am
Sonntag. Für viele Kölner der eigentliche Höhepunkt im närrischen
Straßentreiben. Der "Rosenmontagszug" ist das Kölner karnevalistische
Aushängeschild, das immerhin mehr als 1 Million Besuch an der Zugweg und mehr
als 5 Millionen Zuschauern an die Fernsehschirm lockt. Wem das noch nicht
reicht, der kann die "Dienstagszüge" in den Kölner Vierteln bewundern (oder
daran teilnehmen). Wenn die am Nachmittag losziehen, gehen die Gedanken der
Karnevalisten schon in die nächste Session. Denn am Dienstagmorgen, beim
sogenannten "Prinzenfrühstück" (sogenannt, weil es eigentlich ein Mittagessen
ist. Da aber am Freitag vor Karneval schon einmal offiziell in der
Prinzenhochburg "zu Mittag gegessen" wurde, ist der Name "Prinzenessen" schon
belegt) verrät der Zugleiter schon das neue Motto. Wenig später stellt eine
Kölner Texterin dann ihr neues Mottolied vor. 19 davon gibt es schon, das 20.
wird bald folgen!