Umbauten an der BR23 im Modell

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MIBA 11/ 2000, Seite 10ff.

 

Die Baureihe 23 im Modell

Das älteste H0-Modell einer BR23 lieferte seit 1954 Märklin unter der Artikelnummer DA 800. Das später als 3005 bezeichnete Modell trug an allen Varianten die Betriebsnummer 23 014, obwohl die Form des Führerhauses eigentlich zu den Betriebsnummern ab 23 024 gepasst hätte. Dies tat jedoch dem Erfolg des Modells keinen Abbruch: Auch der Verfasser dieser Zeilen sammelte mit einer "3005" seine ersten Modellbahnerfahrungen. Heute ist das Modell als 023 033-4 im Primex-Programm wieder erhältlich.
1980 erregte Roco branchenweit Aufsehen mit seinem Modell der 23 105 in H0. Das Modell zeigte eine damals noch nicht selbstverständliche Fülle von Details bei recht guten Fahreigenschaften. Im Laufe der Jahre wurde eine konsequente Produktpflege betrieben. In der Museumsedition fand sich die 23 105 mit authentischen Anschriften und Erhöhung des Kohlenkastenaufsatzes durch Bretter. Die heute aktuelle Ausführung, die 023 102-7, besitzt einen überarbeiteten, nun seidenweich laufenden Antrieb. Radreifen und Steuerung sind schwarzvernickelt. eine Schnittstelle lässt eine einfache Umrüstung auf Digitalbetrieb zu.

Allen Ausführungen gemeinsam ist, dass sie ihr Vorbild in der letzten Bauserie haben. Verbessert werden können hier eigentlich nur wenige Details wie eine neue Einheitspufferbohle mit Griffstangen ohne dicken Sockel, filigrane Bremsschläuche oder eine Dampfheizkupplung aus Messing etc. Insbesondere die Räder der ursprünglichen Modellausführung sollten zudem gegen die hervorragenden Feingussräder von Weinert (Art # 5608) getauscht werden.

Wer eine frühere Bauserie einsetzen will, findet bei Weinert unter der Artikelnummer 4004 einen Umbausatz, der eine Rauchkammer mit Knorr-Oberflächenvorwärmer und eine geätzte Gleitlagersteuerung enthält. Damit ist eine Darstellung der Maschinen 23 026 bis 23 052 möglich.

Der Umbau erfordert ein präzises Absägen der Rauchkammer. Der Sägeschnitt liegt genau vor dem ersten Kesselring. Bevor die Weißmetall-Rauchkammer angeklebt wird, sollte durch sorgfältiges Anprobieren die Rechtwinkligkeit der Nahtstelle festgestellt werden. Alle weiteren Arbeiten gehen mühelos von der Hand: Das Zusammensetzen des Rauchkammersattels durch vier passgenaue Teile und das neue Umlautblech ergeben die charakteristische, luftige Frontpartie. Aus den beiliegenden Drähten sind schnell die wenigen erforderlichen Leitungen verlegt. Zusätzlich bietet Weinert noch geätzte 23er-Windleitbleche an (Art # 8910), die man - wenn denn schon die Front neu gestaltet wird - dem Modell auch noch spendieren sollte.
Beim Umbau der Steuerung werden neben den neuen Teilen auch einige Teile der Roco-Steuerung verwendet. Das Zusammenfügen ist dank der stufigen Nieten ohne Risiko zu machen. Hilfreich ist allerdings der Niet-Werkzeugsatz von Weinert. Ist die Roco-Steuerung schwarzvernickelt, können die neuen Teile mit Kaltbrünierbeize farblich angepasst werden.
Die im Weinert-Umbausatz enthaltene Beschriftung besteht lediglich aus Nassschiebebildern. Hier bietet Gaßner eine perfekte Alternative. Im Satz D327 sind die kompletten Anschriften nicht nur für eine unveränderte Roco-Lok mit den Nummern 23 075 und 23 105. sondern auch die zur Umbauversion passende Betriebsnummer 23 047 enthalten. Alle gemalten Anschriften sind - wie üblich bei Gaßner - als Nassschiebebild, alle Schilder als geätzte Neusilberbleche ausgeführt. Außerdem ist in diesem Beschriftungssatz noch die Nummer der 23 015 in Messing enthalten. Zur perfekten Realisierung einer Lok der zweiten Bauserie fehlt allerdings ein Anbieter des alten Führerhauses mit dem Dachlüfteraufsatz. Eine Abänderung des Roco-Führerhauses erschien uns zu kompliziert. Wir haben uns daher entschlossen - man hat ja sonst nischt zu tun ... - den Ätzfilm für ein komplettes Führerhaus zu entwerfen!

Unter tätiger Mithilfe des Kollegen Lutz Kuhl entstand am Mac eine Freehand-Datei, die mit den Maßen 125 x 250 mm auf die Größe der fertig beschichteten Ätzbleche (0,3 mm dick) von Saemann ausgelegt ist. Damit ein einmaliges Durchätzen ausreicht, dennoch aber die verschiedenen Ebenen des Führerhauses einschließlich der Knickkanten berücksichtigt werden konnten, wurden Teile wie Fensterrahmen, Griffmulden oder das aufgeschraubte Blech auf der Lokführerseite separat angelegt. Selbstverständlich enthält der Satz ebenfalls den anderen Tenderaufsatz mit seitlichen Spanten.
Bei genügend Nachfrage werden wir das Ätzblech auch für unsere Leser anbieten können. Für Selbstätzer wäre auch die Lieferung eines Films oder Freehand-Datei denkbar. Interessenten mögen sich also bitte melden, wenngleich zurzeit noch kein Preis genannt werden kann. Dachhaken, Griffstangenhalter, Trittstufen und etwas Draht müssten dann aus dem Angebot einschlägiger Kleinserienhersteller zugekauft werden.
Den Ätzvorgang selbst werden wir im demnächst erscheinenden MIBA-Spezial 46 "Fahrzeugbau" ausführlich beschreiben. Eine genaue Anleitung zum Zusammenbau wird erstellt, wenn das Projekt realisiert wird.
Hier zunächst nur so viel: Etwas Erfahrung im Löten ist sicher hilfreich, Zauberkünste werden nicht vorausgesetzt. Der Grundkörper wird zunächst mit den innen anzulötenden Teilen bestückt. Solange das Blech noch glatt ist, sind die verschiedenen Stellen nämlich leichter zugänglich. Dann wird die Dachrundung leicht vorgebogen, der seitliche Teil des Dachlüfteraufsatzes nach oben geknickt und das Führerhaus vorsichtig zusammengekantet. Auch an der Lötnaht ist der innere Teil der Wand - wie bei den Knickkanten - etwas kleiner ausgeführt, sodass sich hier eine Art Gehrung ergibt. Die Außenwände müssen eine saubere Kante ergeben. Vorsichtshalber wird zunächst nur ein Punkt verlötet und das Gebilde auf dem Roco-Fahrwerk anprobiert. Zuvor erhält der Fußboden noch im Bereich der Türen Aussparungen, da hier die Trittstufen nach unten führen. Die Materialstärke der ursprünglichen Führerhausvorderwand von 1,5 mm wird erreicht, indem man einen 1-mm-Draht um die Haltefläche der Stehkesselrückwand wickelt und mit dem so angepassten Draht die neue Vorderwand von hinten "aufmörtelt". Andernfalls hätte das Führerhaus keinen festen Halt. Auch die Stehkesselrückwand des Modells muss leicht abgeändert werden. Hier hat Roco nämlich dermaßen brutal große Rastnasen konstruiert, dass ein Lösen nur mit größter Kraftanstrengung möglich ist. Beim ohnehin zu ersetzenden Serienführerhaus spielt dies keine Rolle, das dünne Messingblech des neuen Führerhauses würde hier allerdings Schaden nehmen, müsste es noch einmal abgenommen werden. Also werden die Halteflächen schräg angefeilt, damit sich das Teil leicht ausrasten lässt. Am Tender ist der neue Kohlenkasten schnell zusammengefaltet und verlötet. Die Position der Spanten wie auch des rückwärtigen Bleches ist durch eingeätzte Linien genau vorgegeben. Ein eingelötetes Stück Blech bildet den Untergrund für eine Schicht echte Kohle.

Selbstverständlich muss auch bei der 23 015 der Weinert-Umbausatz zur Anwendung kommen. Und wenn man schon diesen Aufwand treibt, erhält die Lok auch noch die Weinert-Räder. Nach der einheitlichen Lackierung von Führerhaus, Kessel und Tendergehäuse wird die Gaßner-Beschriftung angebracht. Die Scheiben im Führerhaus können aus durchsichtiger Folie angedeutet werden. Durch die dünne Materialstärke liegen die Fenster ohnehin fast bündig in der Außenwand.

In der Baugröße N bietet Fleischmann seit 1989 ein Modell der 23 105. Seine Detaillierung setzte Maßstäbe in diesem Maßstab. Besonders gut kommt die erstmals bei einem N-Modell realisierte Lok-Tender-Kurzkupplung zur Geltung. Der Antrieb zählt zum Besten, was man in N serienmäßig kaufen kann.
Auch auf der Basis dieses N-Modells lassen sich die anderen Bauserien verwirklichen. KH-Modellbau in Budenheim bietet einen Umbausatz an, der eine neue Rauchkammer mit Knorr-Oberflächenvorwärmer, das Führerhaus mit Dachlüfteraufsatz und den kantigen Kohlenkasten mit Streben enthält. Damit entsteht eine Lok des Nummernbereichs 23 001 bis 23 023. Verwendet man nur das Rauchkammerteil. können auch die Bauserien 23 026 bis 23 052 gefertigt werden.
Der Umbau gestaltet sich analog zu HO per Säge und Klebstoff. Etwas mehr Arbeit ist allerdings am Tender erforderlich, da das Fleischmann- Tendergehäuse aus Metall an einem Stück gefertigt ist. Das Kunststoff-Führerhaus der Fleischmann-Lok wird einfach nur gegen das neue Zinngussteil ausgetauscht. Zumindest in diesem Punkt haben die N-Bahner den Hanullern etwas voraus...
Martin Kaden

 

Mit freundlicher Genehmigung von MIBA, 90409 Nürnberg

Die 35 1074
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Foto: Slg. D. Sabsch