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Ein Sommertag
Bizarr geformte Wolkenbilder
Segeln langsam
ihrem Ziel entgegen,
zerfließen unmerklich,
bilden sich aufs Neue
im tiefen Blau des Sommerhimmels über mir.
Ich blicke Schmetterlingen nach,
die bunten Fallschirmen gleich
sonnentrunken durch die flirrende Hitze gleiten,
den prallen Hummeln,
die leise summend
süßen Nektar aus den Blüten saugen.
Im grüngoldenen Schatten
Leise rauschender Buchen liege ich,
wie unter einem Baldachin,
lausche hinein in die Stille dieses
Wundervollen Sommertages.
Irgendwo im Geäst über mir
Singt eine Amsel ein kleines Lied.
Sommerzeit
Es ist die Zeit
der Buschwindröschen
die im sanften Sommerwind
graziös die Köpfchen neigen,
die Zeit des jungen Adlers,
der seine mächt’gen Schwingen
hoch in den blauen Himmel wirft.
Es ist die Zeit des Sommers,
der seine süße Melodie
jubilierend
sendet übers grüne Land.
Es ist die Zeit der lauen Nächte,
des Käuzchens, das
in des Mondes hellem Schein
an meinem Fenster ruft.
Welch eine Zeit,
welch eine Freude,
Hand in Hand
mit Dir zu laufen
durch dieses grüne Märchenland.
Mit allen Sinnen
Mit allen Sinnen
Geb' ich mich hin
Dem Zauber Deines Blumengartens:
Tief atme ich die Luft
getränkt vom süßen Duft
der Sommerblüten,
lasse gleiten meine Blicke
über der Farben
verschwenderische Pracht.
Ich schmeck' den Duft
der Regenbogenfarben
und lass' mich fallen
tief ins bunte Blütenmeer.
Berauscht lausch' ich
dem süßen Klang der Sommermelodie,
dem Summen, Singen, Tirilieren.
Tausend samtne Blütenhände
spür' ich
auf meiner sommerwarmen Haut,
die voller Zärtlichkeit mich streicheln
und sinken lassen
in einen tiefen
Blütenzaubertraum.
Italienische Nacht
Wie ein großer
leise schwingender Fächer
weht ein kühler Wind
durch das schlafende Land,
läßt die Spitzen der üppigen Palmen
leicht erzittern.
Der Mond,
weiß und leuchtend
wie ein edler Stein
halb verdeckt
unter einem Schleier bläulich-grauer Wolken
wirft sein fahles Licht
hinunter auf die kleine Stadt,
erhellt sie wie ein Bühnenbild,
läßt die Häuser leuchten
ockergelb, sandelholzfarben
wie in einem Märchen
aus Tausendundeiner Nacht.
Aus weiter Ferne
erklingt eine kleine Glocke
verhallt leise im geheimnisvollen Gewisper
der südlichen Nacht.
Ich schmecke das Salz
des rauschenden Meeres
auf meinen Lippen,
bin ein Teil dieser Nacht,
des unendlichen Universums über mir.
Bewahren möchte ich jeden Augenblick
– für später –
mich erinnern können
an die Magie dieser lauen Nacht.
Im Olivenhain
In flimmernder Sommerhitze
durchwandere ich
den silbrig-grünen Olivenhain,
lasse meine Augen
schweifen übers weite, friedliche Land,
sauge mich voll
mit heiterer Schönheit,
wie eine Biene mit süßem Nektar.
Ich höre der Zikaden zirpendes Lied,
wie sie’s sangen
vor ewigen Zeiten schon,
von Sonne, Meer
und heißen Sommertagen.
Vom Campanile
in zartblauer Ferne
erklingt der leise Klang von Glocken
ein kleines Lied vom Frieden,
lobpreisend die Schönheit des
späten Sommertages
im weiten, einsamen Hain.
Ein Abend auf der kleinen Piazza
Die letzten Sonnenstrahlen
eines gloriosen Tages gießen
verschwenderisch
goldenes Licht
über den Campanile
der kleinen alten Kirche
auf der Piazza,
hüllen alles in sanftes
Sandelholz und Ocker
Der kleine Palazzo gegenüber
elegant in strahlend Weiß und Grün
erzählt eine Mär
aus längst vergangnen Tagen,
deren Glanz noch heut mein Herz erfreut.
Alles fügt sich zusammen
zu einem wundervollen Ganzen,
prägt das Bild des Landes, das,
angefüllt mit Schönheit allerorten
meine Sinne jauchzen läßt.
Thuner See
Vor meinen staunenden Augen
liegt
in blaugrüner Herrlichkeit
ausgebreitet
der Thuner See.
Auf Wellenkronen
tanzen
in unendlicher Bewegung
Wasserkristalle,
wie flüssiges Silber.
Blauschwarze Berge,
von Wolkenschaum
weißgrau umweht
grüßen mich.
Vom Ufer her ertönt
ein Schiffssignal.
Umfangen
von diesem Traum
sitze ich hier.
Weicher Sommerwind
umweht
zärtlich
mein Gesicht.
Die Herrlichkeit
dieses Augenblicks
tröstet
mein ruheloses Herz.Geschrieben am Thuner See am 1. Juli 1993
Sommerabend
So oft schon
hörte ich den Sommerabendwind
leise rauschen
durch der alten Bäume grüne Pracht,
so oft schon
sah ich Schwalben fliegen
mit heis‘rem Schrei im weiten Himmelsblau.
So oft schon
ließ ich schweben meine Sinne
hinweg zum fremden, fernen Stern
weit hinterm hohen Wolkenmärchenland.
So oft schon
bangte ich verzagend
tief versenkt in meinen Traum
von dem, was ist,
von dem, was morgen wird,
von dem, was gestern war.
So oft schon
schmeckt‘ ich meiner Tränen Salz
auf meiner sonnenwarmen Haut
wie heute abend,
wenn zärtlich mich umweht
der sanfte Abendwind
im Milchigblau
der lauen Sommernacht.
Lied des Sommers
Ich seh’ den Zephyrwölkchen nach
die wie eine weiße Prozession
übers tiefe Blau des Himmels wandern.
Ich spüre den lauen Wind des Sommers
auf meiner Haut,
der mit Zärtlichkeit und Blumenduft
mich weich umhüllt.
Mit geschlossenen Augen
atme ich den Sommer,
gebe mich ihm hin,
werde eins mit ihm.
Ich höre die Wälder singen,
das leise Rauschen der Wiesen und Felder
und von ganz weit
des Kuckucks lockenden Schrei.
Alle Sorgen,
alle Trauer
fallen ab von mir
wie Blütenstaub
verweht
im sanften Hauch des Sommers.
AltweibersommerStoppelfelder
goldgelb
in der Sonne glänzend
säumen meinen Weg.
Vorbei an Apfelbäumchen
geh ich,
die windgebeugt
stolz ihre roten Früchte tragen.
Zwei junge Adler
Hoch über mir
spielen mit dem Abendwind
stürzen sich
mit heisrem Schrei
tief hinab ins grüne Feld.
Altweibersommer geht
Gemächlich übers Land
Legt hauchzart Gespinst
behutsam über mein Gesicht,
schenkt mir
verschwenderisch
ein letzes Stückchen Sommer.
Alle Gedichte Copyright ©2002/2003
Gisela Bradshaw