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Nachdem ich irgendwie festgestellt habe, dass ich fast nie was ueber die Uni schreibe, wollte ich das hiermit nachholen. Studieren in den USA ist ganz anders als in Deutschland (denke ich jedenfalls). Man ist anders gefordert. Ich kann nicht genau sagen welches System sinnvoller ist, fuer mich jedenfalls definitiv das amerikanische System. Ich kann mich nicht genau erinnern, dass ich schon besonders viel auswendig lernen musste in den letzten 2 Semestern. Mitarbeit ist hier sehr wichtig, hauptsache Klappe auf und man sagt was auch wenn es manchmal Schmarren ist. Das ist jedoch nicht so meine Staerke, da ich es hasse Muell von mir zu geben. Ich muss ziemlich viel lesen, teilweise pro Kurs und Woche 60 Seiten, wenn man dann 6 Kurse hat ist man eine ganz schoene Leseratte. Dann muss ich papers produzieren wie eine Bloede. Gegen Ende des Semesters wird das dann ganz schlimm, da jeder Prof noch irgendein paper will. Man wird dann richtig zur Maschine und produziert ein Geschreibsel nach dem anderen. Notentechnisch ist das auch ganz anders hier. Das hoechste das man erreichen kann ist ein Durchschnitt von 4.0. Das ist in D 1.0. Die meisten schaffen so zwischen 3.0 und 3.8. Wenn man in einem Kurs ein A+ oder ein A (=1.0 in Deutschland) schafft, dann bekommt man 4.0 durchschnitt, bei einem A- bekommt man 3.9 durchschnitt und so weiter. Als ich mich in D fuer ein Praktikum beworben hatte diesen Sommer hatte ich immer Angst, dass die Personalchefs das nicht checken mit dem Ami-Notensystem und mich dann als voll schlecht einstufen. Aber ich habe ja eh nichts bekommen, von daher egal.
In meinem einen Kurs (Introduction to Computers) musste ich als final project eine homepage erstellen, was ziemlich kniffelig war. Diese hier erstellen wir naemlich immer mit Frontpage was echt easy ist. Die Unipage musste ich jedoch mit HTML kreieren, was mich einige Nerven gekostet hat. Wenn ihr Lust habt, dann klickt einfach mal hier und schaut euch meine Unipage an. Dort gibt es auch einige Beispiele von den papers und presentations die ich dieses Jahr so gemacht habe.
Vom 3. bis 24. Mai waren meine Eltern zu Besuch. Der erste Besuch der unser tolles aerodynamisches superaufblasbares Matratzenteil ausprobieren durfte. Zuerst waren wir 2 Tage bei uns, wo sie sich unter anderem eine College Graduationfeier meiner Uni sowie ein Baseballspiel antun mussten. Vom 6 bis 15. Mai sind wir dann ein bisschen durch die Gegend gefahren, d.h. nur meine Eltern und ich, Martin haben wir nicht mitgenommen, denn einer muss ja die Blumen giessen. Zuerst sind wir nach Monterey und Carmel gefahren, dann nach Santa Barbara, dann 2 Tage L.A., dann weiter nach Las Vegas fuer 2 Tage, dann waren wir 1 Tag im Sequoia/Kings Canyon und dann noch in Yosemite. Und das alles in 10 Tagen. In L.A. haben wir die Universal Studios und Beverly Hills unsicher gemacht. Dort habe ich die groesste Angst ausgestanden, dass gleich die Polizei kommt und uns verhaftet, da ich im Schneckentempo durch die Reichengegend von Beverly Hills fahren musste und dann zwecks Geschrei meiner Mitfahrer auch noch zum Fotostop anhalten musste. Wenn man jedoch in so einer Gegend langsamer als 25 mph faehrt oder versucht Fotos zu machen, dann ist das recht gefaehrlich, da sofort die Neighborhood watch alarmiert wird, da die Reichen einen fuer Einbrecher halten, die vor einem Einbruch erstmal die Gegend erkundschaften. Naja, wir haben es ueberlebt und es ist nichts passiert. In Las Vegas hat das mit dem Reichwerden leider auch nicht so geklappt, ich dachte ja da ich immer verliere wenn Martin dabei ist, vielleicht habe ich diesmal Glueck und gewinne was wenn er zuhause ist. Von wegen. Das einzige was ich gewonnen habe waren 32 $ 0.25 cent Muenzen mit einem Einsatz von $ 1. Das reicht zumindest fuer 8 Waschladungen, da ich dafuer immer Quarterdollars brauche und ich nie welche habe wenn ich mal waschen will. Mit dem netten SLK um den ich gespielt habe, ist es leider wieder nichts geworden, ich schaetze mal ich muss doch dafuer arbeiten und dann einen kaufen. Ausserdem waere unser kleiner Daewoo ja auch sicherlich eifersuechtig wenn er Konkurrenz haette.
Am Wochenende nachdem meine Eltern sich wieder auf den Weg ins verregnete Deutschland gemacht hatten, sind Martin und ich zum Surferparadies Santa Cruz gefahren. Man ist echt schnell dort, ca. 1 Stunde haben wir auf dem Highway gebraucht. Santa Cruz ist echt die verrueckteste Stadt die es hier in der Gegend so gibt. Die Leute dort schauen alle aus wie Hippies, nur blonde Leute dort, oder zumindest Wasserstoffgebleichte lange Haare. Markenzeichen von echten Santa Cruzern ist neben bereits erwaehnten blonden Haaren ein Baseballcappie, T-Shirt mit Blumen im Stil von o' Neill und Kapuzenpulli, und die bereits bekannten Badelatschen mit Halterung zwischen den Zehen (diesmal keine Adidas Badelatschen). Alle schauen ziemlich sportlich aus und man muss echt aufpassen dass man nicht von einem Surfboard umgerannt wird. Wenn man in Santa Cruz nicht surft ist das irgendwie so strange wie wenn man in den Alpen nicht skifaehrt.
An dem Tag als wir da waren war ein Frauen Surf Contest, das sah klasse aus. Leider hatten wir mal wieder keinen Foto dabei um das festzuhalten. Die Frauen mussten ihre Standfestigkeit auf dem Surfboard beweisen. Wenn eine Welle kam, mussten sie erst auf das Brett stehen (sorry Anja, keine Ahnung wie das in der Surfsprache heisst), dann auf dem Brett nach vorne und wieder bis ans Ende zurueck laufen, in die Hocke gehen und mit den Armen balancieren, und so weiter. Sah ziemlich schwierig aus, wir haben davon ja keine Ahnung aber die Leute ausenrum um uns waren alle ganz begeistert. Wenn das surfen nicht so eine nasskalte Angelegenheit waere, und ich eine etwas groessere Vorliebe fuer kaltes Wasser in Verbindung mit lebendigen Fischen haette, dann wuerde ich das echt gerne mal ausprobieren. Aber solange man das nicht im gewaermten Swimmingpool machen kann, werde ich wohl doch nur Zuschauer bleiben.
Martin geht zum Kunden und Kerstin kommt mit (mal wieder), denn ich habe ja Ferien. Das ist echt praktisch so ein Freund der soviel rumkommt, da kann ich immer als blinder Passagier mit ins Hotel schlupfen und wir muessen nur meinen Flug bezahlen. Diesmal ging es wie gesagt nach Montreal, der franzoesischsten Stadt von Kanada. Ich habe mir extra davor noch ein Franzoesisch Grammatik Wiederholungsbuch gekauft, aber in 2 Tagen kann man dann doch nicht die ganze franz. Grammatik wiederholen, so dass man sich dann einigermassen vernuenftig unterhalten kann.
Montreal selbst ist eine ganz nette Stadt mit vielen kleinen Cafes und Restaurants im franzoesischen Stil. Die Leute sind alle ziemlich schick angezogen, anders als in den USA. Man merkt richtig den europaeischen Einfluss in Montreal. Es gibt dort z.B. ein Olympiastadion das ausschaut wie Raumschiff Enterprise. Man kann mit einer Bahn bis ganz oben auf den Turm fahren von wo man eine herrliche Aussicht auf ganz Montreal hat. Dann haben wir den Biodome besichtigt, das ehemalige Radstadion das sie in vier verschiedene Klimazonen umgebaut haben. Dort hat es dann Pflanzen und Tiere aus dem Tropischen Regenwald, der Arktis, Meeresgegenden und der gemaessigten Zone. Ausserdem gibt es in Montreal eine Unterirdische Stadt in der man einkaufen kann. Das ist echt sinnvoll fuer Montreal, da es dauernd regnet. Zumindest als wir da waren. Alle 5 Min. hat sich da das Wetter geaendert. Mal hat man geschwitzt wie sonst was, im naechsten Augenblick mussten wir uns irgendwo hin retten wo uns der Regen nicht erwischt hat, und 10 min. spaeter haben wir wieder in der Sonne gebraten. Richtiges Aprilwetter in Deutschland, nur noch extremer. Einen knackigen Po habe ich in Montreal auch bekommen, da wir auf den "Mont Royal", den Berg von Montreal von dem die Stadt ihren Namen hat, gewandert sind. Da fuehren so steile Treppen rauf, man kriegt echt fast nen Herzanfall bis man da oben ist. Wir haben ein paar Verrueckte gesehen, die tatsaechlich die Stufen als Training raufgejoggt sind. Unglaublich.
Und nun noch ein Tip fuer alle Leseratten. Ich habe in Montreal ein Buch gelesen (verschlungen), das mir eine Bekannte ausgeliehen hatte. Sie hatte das bei amazon.com bestellt, aber das gibt es sicherlich auch bei amazon.de. Es heisst: "Eleanor's Story - An American Girl in Hitler's Germany" von Eleanor Ramrath Garner. Alle die irgendwie an Geschichte interessiert sind sollten unbedingt dieses Buch lesen (die naechste Weihnachtswunschliste kommt bestimmt). Es handelt von einem amerikanischen Maedchen dessen Eltern Einwanderer aus Deutschland waren. 1939, kurz vor Beginn des 2. Weltkrieges bekommt der Vater ein tolles Jobangebot aus Berlin und die Familie kehrt nach D zurueck. Als sie jedoch auf See sind bricht der Krieg aus. Das Buch erzaehlt nun von den Erlebnissen der Familie in Berlin waehrend des Krieges. Es ist super ergreifend geschrieben, eine wahre Geschichte. Das Buch hat mich so gefesselt, ich bin immer wie in einer anderen Welt durch Montreal gelaufen. Ich wollte schon gar kein Sightseeing mehr machen, nur um weiterlesen zu koennen und zu wissen wie es weitergeht, ob die Familie ueberlebt oder was mit ihnen geschieht. Ich wuerde das Buch unbedingt in Englisch lesen, ist relativ leicht geschrieben und verstaendlich.