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Camping in Carmel (15./16. Juni)
Man soll es ja nicht glauben, aber es ist wahr. Da haben wir nun schon fast ein Jahr so ein supertolles 4-Personen Monster von Camping Zelt und das Ding wurde noch nie benutzt. Wenn man mal absieht von dem einem Mal im Wohnzimmer aufbauen wo uns das Zelt das ganze Wohnzimmer ausgefuellt hat und alle unsere Besucher dachten wir sind nicht mehr ganz dicht oder so. Naja, jedenfalls musste sich das aendern. Daher sind wir am Wochenende nach Carmel gefahren, was etwa 2 Std suedlich von uns liegt. Carmel ist ein super netter Kuenstlerort, wo man lecker essen gehen kann, Galerien besichtigen, oder einfach nur durch die Gegend laufen und schoene Haeuser anschauen kann. Denn schoene Haeuser gibt es dort jede Menge. Ich habe ja schon mein Traumhaus dort gefunden, ein kleines schnuckeliges Eckhauschen im spanischen Stil mit Blick auf den Pazifik wo sogar ein Teddybaer aus dem Fenster geschaut hat. Das sah echt drollig aus. Ich glaube allerdings dass ich dafuer vielleicht erstmal ein paar Hundert Dollar verdienen muss, den das Ding sah nicht gerade billig aus.
In der Naehe von Carmel haben wir einen ganz netten Campingplatz gefunden der sogar Toiletten hatte bei denen man sich nicht ekeln musste wenn man sie benutzt, was bei Campingplaetzen ja nicht unbedingt immer so ist. Wie ihr auf dem Foto sehen koennt hatten wir einen super Blick auf Carmel Valley von unserem Lager aus. An dem Wochenende sind wir dann auch endlich mal den 17-mile drive gefahren, ein Rundweg der logischerweise 17 Meilen lang ist und an den 8 schoensten Golfplaetzen der USA vorbeifuehrt. Man muss sich das so vorstellen wenn man dort faehrt: wenn man nach links schaut dann sieht man super Golfplaetze und Villen, und wenn man nach rechts schaut dann sieht man Pazifikklippen, Seehunde, Eichhoernchen und Rehe. Besonders die Eichhoernchen haben es Martin ja angetan, deswegen haben wir auch schon mindestens 20 Eichhoernchenfotos zuhause rumfliegen. Wir haben sogar eines gesehen das einem Maedel aus der Hand gefressen hat, so zutraulich sind die Kleinen. Und die Rehe laufen einfach so ueber die Golfplaetze, und das ist nicht nur mal so 1 Reh, sondern wir haben bestimmt 30 oder so auf dem ganzen 17- mile drive gesehen. Manchmal denke ich die haben wohl noch nie einen Golfball ans Hirn bekommen, sonst wuerden sie nicht so friedlich ueber so gefaehrliches Terrain laufen. Wir haben jedenfalls beschlossen, dass wir bis wir Kalifornien in 2 Jahren verlassen unbedingt so gut Golf spielen koennen muessen, dass wir in Pebble Beach (so heisst der beruehmteste und schoenste Golfplatz dort) auch mal spielen duerfen. Mal schauen ob's klappt, davor muessen wir aber noch mindestens 10.000 swings ueben, sonst blamieren wir uns da.
Abends waren wir dann noch im Kino und haben uns "About a boy", den neuen Film mit Hugh Grant angesehen. Der Film ist eigentlich ganz nett, vor allem nachdem ja momentan nur so Blockbuster wie Star Wars und Spiderman laufen, wollten wir uns mal einen Independent Film anschauen. Es geht um einen Yuppie Single (Hugh Grant), der steinreich ist und daher nicht arbeiten muss. Auf der Suche nach einer Freundin lernt er den 11-Jaehrigen Marcus kennen, der eine ziemlich verrueckte, depressive Oeko-Mutter hat. Anfangs kann Hugh Marcus nicht ausstehen, aber im Laufe des Films freunden sie sich an. Allerdings geht es nicht so aus wie ihr jetzt denkt, sondern anders, aber das verrate ich nicht.
Nachdem wir die Nacht im Zelt ueberlebt haben, uns keine Baeren aufgefressen haben, gab es dann erstmal Fruehstueck am Zelt. Wir sind ja mittlerweile ausgeruestet mit Campingkocher und Grill, Campingtassen und -Teller, wir haben sogar einen gasbetriebenen Camping Toaster. Gestaerkt sind wir dann zum "Klettern" zur Point Lobos State Reserve gefahren, einem Nationalpark in der Naehe von Carmel. Der ist in unserem Reisefuehrer so gelobt worden, dass wir den unbedingt anschauen mussten. Wenn man ein bisschen ueber die Felsen zum Pazific klettert, dann wird man auch mit einem atemberaubenden Blick ueber die pazifische Steilkueste und auf Baby-Seeloewen belohnt. Nachdem Martin ja immer jedem Seehund hinterherrennen muss, der so an der Kueste rumschwimmt (und das sind einige), sind wir halt ziemlich viel geklettert, aber es hat Spass gemacht. Zur Erholung sind wir dann noch zum Stand gefahren und haben uns die Sonne auf den Bauch scheinen lassen. Der Pazific ist allerdings nur was fuer ganz harte Genossen (was ich definitiv nicht bin, ausserdem sind da ja Fische drin), der ist so kalt, wenn man nur die grossen Zehen reinhaengt, gefrieren die schon ab. Ich kann gar nicht verstehen wie manche da wirklich zum Baden reingehen koennen.
Fussball WM aus amerikanischer Sicht (21. Juni)
Nun ist es also offiziell, die deutsche Mannschaft hat sich gegen das amerikanische Team durchgesetzt und das Halbfinale erreicht. Ich haette ja nicht damit gerechnet, ich haette ja wetten koennen, dass die Deutschen trotz ihrer Favoritenstellung das Ganze vergeigen. In den USA kriegt man ja vom World Cup nur so am Rande mit, was allerdings auch daran liegen kann dass alle Spiele wegen der Zeitumstellung zu Asien zu ziemlichen Zuschauer unfreundlichen Zeiten wie 4:25 morgens oder 1:00 morgens live uebertragen werden. Um die Uhrzeit kriegt mich keiner aus meinem warmen Bett, und fuer Fussball schon gleich dreimal nicht. Das 1/8 Finale Spiel kam mal live ab 11:30 bis 1:30, aber nach der ersten Haelfte war mir das dann doch zu bloed extra wegen so einem Spiel aufzubleiben, ich bin eh schon vor dem Fernseher eingeschlafen. Fussball haelt mich einfach nicht wach.
Unser Haupt Medium um mit allem deutschen in Kontakt zu bleiben ist ja "spiegel online". Da kriegt man echt immer alles auf dem neuesten Stand mit. Ich habe dort einen ganz witzigen Artikel ueber die Lage des amerikanischen Fussballs gefunden, den ich einfach mal fuer euch hierher kopiert habe. Viel Spass beim Lesen.
W.s Dribbling auf dem Rums-Feld
Von Martin Kilian
Sensationell! Die amerikanische Soccer-Mannschaft hat es (immerhin) bis ins Viertelfinale geschafft. Selbst den Präsidenten hält es nicht an seinem Schreibtisch: Auf dem Bolzplatz hinter dem Weißen Haus schlägt sich W. gar nicht mal so schlecht. Kein Wunder, bei dem Trainer.
Gestatten Sie, dass ich Ihnen ein brisantes Geheimnis kredenze. Ich sage nur: Sepp Herberger. Erstaunlich, was? Zunächst aber eines meiner berühmten Barbecue-Rezepte: Acht Ochsenseiten, zerkaut und mariniert und... Huch! Ein Ball flog am Fenster vorbei! Ein Fußball! Aus der Richtung des Weißen Hauses! Verdammt, George W. Bush weiß diese Woche mal wieder absolut nicht, was er sein möchte: Philosoph, Fitness-Guru oder Libero der amerikanischen Nationalmannschaft - der ich übrigens stark verhaftet bin. Nieder mit dem alten Kahn! Alle Macht den Vorstoppern! Weia! Nein, alle Macht dem amerikanischen Fußball! Und seiner Galionsfigur George W. Bush! Der König des Rums-Felds, so der Name des Bolzplatzes hinterm Weißen Haus. Von wegen Glückab-Kampfbahn oder Betzenberg - reinste Stoppelacker gegen das Rums-Feld.
Welch eine glorreiche Woche für Bush! Zuerst der Sieg über Mexico und danach eine Offenbarung der sensationellsten Sorte: John Bridgeland, der Direktor des USA Freedom Corps, verbrachte Zeit mit Bush und teilte der Welt anschließend mit, W. entlehne seine "Ideen" den Werken von Alexis de Tocqueville, Aristoteles, Emily Dickinson, Cicero und so weiter. Vergessen hatte Bridgeland Zweistein, Doris Day, die Rolling Stones, Baudrillard und Stephen Hawking. Man kann es nicht feierlich genug sagen, welch ein Schwamm der Weisheit W. ist!
Und nun als Krönung der große Triumph des amerikanischen Fußballs: Viertelfinale! Bush rief die Mannschaft sogar an: "Eine Menge Leute, die wie ich nicht viel von Fußball verstehen, sind alle aufgeregt und halten euch die Daumen". Unsinn! W. ist ein absoluter Fußball-Aficionado. Bern 1954: Er kennt sogar die Namen der ungarischen Ersatzleute. Aber er darf sich sein Wissen nicht anmerken lassen. Geheime Verschlusssache! Denn gestern plauderte er im ovalen Büro lange mit - jawohl, Sie lesen richtig! - Sepp Herberger! Im Hintergrund trillerten - fürwahr eine Wahnsinns-CD! - die Lützelsachsener Weinspatzen. Ein Geschenk Herbergers! Des Verräters! Der vor W. das allergrößte Geheimnis des germanischen Fußballs ausbreitete, während die weinseligen Spatzen "Alla, geh' mer doch zum Sepp" sangen.
Sechzehn Uhr vierunddreißig, ovales Büro. Ein historischer Moment! Herberger lehnt sich hinüber zu W. Er senkt die Stimme. Bedeutungsschwere Worte kollern ihm aus dem Mund. "Der Ball ist rund", flüstert er heiser. Das war's. Sofort begann W. mit einem runden Ball auf dem Rums-Feld zu spielen. Den eckigen Ball zog man aus dem Verkehr. Sogar die Zentrale Intelligenz-Agentur (ZIA) wurde jetzt zum Einsatz beordert. Satelliten kreisten über Völler. Spione wurden angeworben, darunter der Masseur sowie der Träger des Koffers mit der Mannschaftsbekleidung. Lausch und Wanz, Baby! Minütlich liefert die ZIA neue Erkenntnisse. W. wollte wissen, was die weißen Stangen zu beiden Enden des Spiel-Felds bedeuteten. "Tor", murmelte Herberger. Ja, ist das denn zu fassen? Sepp hat restlos ausverkauft. Gibt das Sanktum des Krautballs preis. "Der Ball ist rund". Quo vadis, Sepp? Unvorstellbar! Ein Abgrund an Landesverrat!
Und selten hat W. sich derart in etwas hinein gesteigert. Unentwegt dribbelt er im ovalen Büro. Pardauz! Der Ball scheppert durchs Fenster auf die Pennsylvania Avenue! Yo, der Ball ist rund! Eine Grätsche! Nur so. Darauf eine Traum-Flanke, voll auf das Nixon-Porträt an der Wand. Extremer Spielrausch! Herberger meldet sich vorsichtig aus dem Hintergrund: "Abspielen!" Aber niemand ist da zum Abspielen, weshalb W. den Alleingang wagt. Noch acht Meter bis zu den weißen Stangen rechts und links vom alten Kahn. W. zieht durch. Dazu rezitiert er T.S. Eliot. Tooooooooooooooooor!
"Rund ist der Ball", summt im Hintergrund der Sepp. Und weiterhin raunt die ZIA. Völler verachte Brahms. Er hasse Fallrückzieher. Sofort probiert W. einen Fallrückzieher. Pe-le-Ba-by! Erneutes Dribbeln. W. nun ganz hegelianisch gestimmt. These: Wir gewinnen. Antithese: Die Krauts gewinnen. Synthese: Unentschieden und Elfmeterschießen. Ahh, er beim Elfmeterschießen gegen den alten Kahn. Zack! Tooooooooooooooor! Sieg! Und Sepp? Er hatte schon immer einen amerikanischen Pass. Wussten Sie nicht, was? Er lebt in Vegas. Vollkommen unerkannt.
Deutsche Kultur (23. Juni)
Da soll noch mal einer sagen, die Amis haetten keine Ahnung von deutscher Kultur. Also ich habe jedenfalls heute eine Ueberdosis deutschen Kulturgenusses abbekommen. Jeden Sonntag gibt es hier in Belmont kostenlose Konzerte im Stadtpark. Diesen Sonntag sollte eine Gruppe internationale Tanzmusik spielen. Naja, ich dachte das hoert sich ja nicht schlecht an, schau ich doch mal hin. Das Wetter war eh perfekt um sich in einen Park zu setzen. Schon am Eingang bin ich mit Klaengen begruesst worden wo ich mir nicht so sicher war ist das jetzt mexikanische oder deutsche Rumbatumba Musi. Mexikanische und deutsche Volksmusik hoeren sich naemlich verdammt aehnlich an, das ist echt schwer voneinander zu unterscheiden. Als ich dann aber die Jungs in Lederhosen und Gamsbaerten auf der Buehne hab stehen sehen (es lagen sogar ein paar Alphoerner auf der Buehne rum), war mir dann doch klar dass das nicht so ganz mexikanisch war.
Meine Erwartung von internationaler Tanzmusik wurde leider nicht so ganz erfuellt, dafuer kam ich aber in den Genuss von Zillertaler Hochzeitsmarsch, Frau Meier, Resi i hol di mit'm Traktor ab, und aehnlichen Oktoberfestliedern, natuerlich alle auf deutsch gesungen. Das Bier war natuerlich Budweiser und kein Paulaner, und auch die angebotenen Brezen sahen irgendwie ziemlich undeutsch aus. Eher so wie die Standard amerikanischen Plastikbrezn die irgendwie nach gar nichts schmecken. Aber dem Prositgesang der Zuhoerer hat das nicht geschadelt. Das "eins zwei gsuffa" und "zicke zacke" funktioniert schon ganz gut, auch wenn man keine Ahnung von deutscher Sprache hat und noch dazu dieses Gesoeff von Coors light Bier trinken muss. Da ich eh nichts besseres zu tun hatte, Martin in Miami zum Arbeiten war, habe ich auch volle 2 Stunden die Lederhosensaenger ertragen. Als sie jedoch dann angefangen haben den Ententanz zu spielen und die Haelfte der Zuschauer aufgestanden ist und begeistert zum Wackeln angefangen hat, ist es mir doch zu bunt geworden und ich habe mich lieber in ein nahegelegenes Shopping Center verzogen. Doch mein deutscher Kulturtag war damit noch nicht zu Ende. Ins erste Geschaeft in das ich reinlaufe, ein ziemlich trendiger Modeschuppen, dudelt mir doch tatsaechlich Modern Talking mit "You'r my heart, your my soul" entgegen. Ich glaub's ja nicht. Jetzt muesste ich eigentlich nur noch heute abend ins Kino gehen und mir "The Bourne Identity", den neuen Film von Matt Damon anschauen in dem Franka Potente mitspielt, dann waere mein deutscher Tag perfekt. Na denn, Prost!!