Weltmeisterschaften in China 1989

ein Reisebericht von Märk Fridolin

Vor 2 Jahren bei der WM in Schwerin gab es bei der Abschlußfeier ein großes Rätselraten über den nächsten Austragungsort und irgendwie kam das Gerücht auf von einer WM in China.
Unser Präsident war damals der Meinung : Des is an totaler Blädsinn, do foaht do eh kana hi .
Nun aus dem Gerücht wurde im Jahr darauf dann Gewißheit und der Austragungsort zuerst Shanghei und dann Tianjin wurde Wirklichkeit. Somit entstand natürlich gleich die Kostenfrage und Möglichkeiten der Reiseorganisation.
Nach den Holländern versuchten die Deutschen eine gesamteuropäische Reise nach China zu organisieren und alles verlief daraufhin, aus Gründen, die nicht hier erklärt werden können, mehr oder weniger kaotisch.
Von einer totalen Absage bedroht, übernahmen dann, um doch noch eine Teilnahme zu ermöglichen, die BRD Clubs Rastatt und Lahr die Neuorganisation und diesmal klappte es.
Ich hatte das Glück, über Verbindungsorgan Johannes Lüber, seines Zeichens König aller alemannischen Schiffsmodellbauer mich dieser Reisegruppe anschießen zu können. Die Visa für meine Frau und ich hatten wir schon 2 Monate vorher beantragt und anstandslos erhalten.
So ging es also am Donnerstag vor Pfingsten früh aus Rankweil los Richtung Offenburg, wo die Modelle gemeinsam mit LKW zum Flughafen nach Stuttgart gebracht wurden.
Die Swissair stellte uns dort 2 Container zur Verfügung und wir konnten alle Modelle selbst verladen, was sich in China dann als grosses Glück herausstellte, da praktisch keinem Modell etwas zustieß.
Ein Hoch der Swissair!! Wir Alemannen (Elsäßer, Schweizer, Süddeutsche, Liechtensteiner und Vorarlberger) trafen sich darauf zu Pfingsten zur Alemannenregatta in Benfeld im Elsaß.
Hier trafen sich zu friedlichem Wettstreit an die 100 Modellbauer im Kampf um den Alemannenpokal. Die Creme de la Creme hatte leider keine Modelle dabei, denn die waren ja schon unterwegs! Trotzdem gelang es dem 1. Vlbg. Schiffsmodellclub diese Trophäe zu erringen.
Nach wenig tränenreicher Abschied trennten wir uns von unserer Mannschaft, denn am Pfingstmontag hieß es : Abfahrt um 5:30 zum Flugplatz nach Stuttgart.
Das Abenteuer WM 1989 in China konnte beginnen.
Nacheinander kamen die Schiffler aus Deutschland zusammen und in einen Airbus 310 erhoben wir um 10 Uhr in die Lüfte, wo die Freiheit so grenzenlos erscheint.
In Zürich hieß es dann umsteigen in eine DC-10 und die lange Reise Richtung Fernost begann.
Flughöhe 10600 Meter, 850 - 950 km/h. Um 17:30 MEZ schickten Wir schöne Grüße an Komeiny in Teheran. Der Zwischenaufenthalt in Karachi bot nichts besonderes.
Über Indien , Bangladesch, Nordburma erreichten wir Südchina um 00:30 MEZ. Mit Höchstgeschwindigkeit 1078 Km/h ging es nach Norden. Peking zu, wo wir um 3:30 MEZ = 10:30 Ortszeit landeten.
Ein schöner, problemloser Flug war zu Ende und nach ebenso reibungsloser Auschecken im Flugplatz fuhren die wartenden Busse mit den wieder selbst verladenen Modellen in Mövenpickhotel "Dragon Spring", am Stadtrand von Peking.
Unterwegs sahen wir schon viele Demonstranten die sich über unsre Anwesenheit freuten und uns mit V-Zeichen (Victory) begrüßten. Alle waren Guter Laune und die Sorgen der Daheimgebliebenen waren völlig unbegründet. Das Dragon Spring übertraf alle unsere Erwartungen. Im großen Hotelgelände waren lauter 1 stöckige Häuser verstreut, mit viel Wasser unterteilt und abends von farbigen Lampions beleuchtet.
Hier konnte man sich wirklich wohlfühlen.
Nach Murmeltierähnlichem Schlaf gab es tagsdarauf eine Besichtigungsfahrt in die Berge um Peking. Eine riesige Tropfsteinhöhle, die Fundstätte des Pekingmenschen und die Marco Polobrücke wurden besichtigt. Der Besuch in einer Jadeschleiferei rundete diese Ausflugsfahrt ab.
Am Donnerstag ging die Reise dann der WM entgegen und auf zahlreichen Schleich- und Irrwegen, bedingt durch die von hunderttausenden von Chinesen blockierten Straßen, schafften die Busse die 150 Km nach Tianjin in ca. 5 Stunden! Das Parkhotel bildete für die nächste Zeit unsere Aufenthaltsstätte. Der Ganze WM Troß war hier samt Dolmetscher und Offiziellen untergebracht. Aus Preisgründen war es nicht unmöglich, das ursprünglich in der Ausschreibung vorgesehene Kristallpalasthotel zu belegen.
Da ich mit der deutschen Mannschaft angereist kam, wurde ich vorerst nicht als Österreicher erkannt und es mangelte mir anfangs an jeder Information. Der deutsche Mannschaftsführung hatte mit ihren eigenen Leuten ja selbst genug zu tun. Doch nach meinem Motto: Nur nicht locker lassen, klickte es dann allsbald beim Organisationsteam und unsere Betreuerin Frau Hui-fang-Hao stellte sich uns vor. Sie hatte sich den deutschen Namen Annemarie zugelegt und ab diesem bekanntwerden lief alles wie am Schnürchen:
Frühmorgens an Freitag den 19. Mai gab es im Parkhotel dann ein echt chinesisches Frühstück. ( Gurken, Gemüse, ungebackene Germteigbrote und kalte Reissuppe, natürlich alles völlig ungesalzen!!) Das war den meisten nicht nach ihrem Geschmack und fast alle verließen den Speisesaal. Unsere Tischrunde hielt aber eisern durch, denn wir wollten doch echt chinesisch essen Zwischen Hotel und dem Shuishang Park, wo das Regattagelände war, verkehrten verkehrten Busse und so ließen wir uns dorthin führen.
Ich öffnete dort gespannt wie ein Seil meine Schiffskiste. Meine Nausikaa hatte die lange Reise völlig unversehrt überstanden ! Die Chinesen hatten für unser Team Schlafanhänger bereitgestellt. Diesen richteten wir nun so gut es ging für unsere Bedürfnisse her. Das Regattagelände haben wir dann inspiziert. Die schöne Lage und auch die chinesischen Pavillons mit ihren gelben geschwungenen Dächern gefielen uns sehr.
Das Hotel hatte in der Zwischenzeit seine Küche auf halbeuropäisch umgestellt und ab diesem Zeitpunkt gab es morgens, Mittags und abends immer ein großes Buffet, wo sich jeder nach seinem Geschmack selbst bedienen konnte.
Am 20. Mai war für uns F6 und F7 Fahrer Schiffsmodellbesichtigung angesagt, denn es galt ja auch, die beiden chin. Schiedsrichter auf die Besonderheiten dieser beiden Klassen einzuschulen.
Doch die ersten Besprechungen der Organisatoren und Schiedsrichter begannen bereits jetzt und so warteten wir vergebens auf die Begutachtung unserer Modelle. Nach der Rückkehr mit dem WM Bus haben wir dann die sehnsüchtig erwarteten Teilnehmer der österr: Mannschaft angetroffen.
Klaus Trinkl, Papa und Sohn Schäffer sowie Hans Kukula mit Gattin. Da diese aber verständlicherweise vom Flug und Transfer recht müde waren, haben sich Jutta und ich an der Lobby Bar bei einem Campari Orange unterhalten, ohne zu vergessen, an der Barwand 2 Kleber von 1. VSMC und Alemannenfreunde anzubringen.
Das Beispiel machte Schule, denn im Laufe der nächsten Tage konnten die Barkeeper voll Begeisterung eine Unzahl von Schiffsmodellklebern an der Wand zählen.
Von Hr. Schäffer sen. und jun. sowie von Klaus Trinkl wurde ich an nächsten Tag gebeten, den österreichischen, Mannschaftsführer zu machen und, ich hoffe, Daß ich diese Aufgabe einigermaßen zur Zufriedenheit meiner Kollegen erfüllen konnte.
An diesem Tag, am 21. Mai, einem Sonntag war die Eröffnung der WM angesagt. Durch den sofortigen Beginn des Wettbewerbes der Klasse F7 im Anschluß daran, hieß es für mich mit dem 1. Bus ins Gelände fahren und mein, zum Glück schon vorbereitetes Modell an die Startstelle bringen. Die Eröffnungsfeier begann mit dem feierlichen Einmarsch der 15 teilnehmenden Nationen, mit Austria an der Spitze ( wer denn sonst? ). Das Hissen der Flaggen, das Abspielen der Hymnen und diverse, bei solchen Anlässen übliche Reden folgten darauf.
Mit dem Freilassen von hunderten Tauben und dem Steigenlassen von Unmengen von Ballonen war die 6. Weltmeisterschaft eröffnet. Als 1. Starter hatte ich weiters die Ehre, auch modellmäßig diese WM zu eröffnen, doch waren die Bedingungen für einen optimalen Lauf denkbar ungünstig. Die Schiedsrichter waren ca. 8 Meter von mir entfernt, der Platzlautsprecher war ununterbrochen zu hören und im Wettbewerbsbereich wimmelte es von Zuschauern. Zum Glück ging es meinen Konkurrenten auch nicht besser, nur Karl Müller aus der BRD mit seiner großen römischen Galeere lag nach diesem 1. Lauf punktemäßig vor mir.
Der optische Eindruck machte hier anscheinend gewaltigen Eindruck auf die Schiedsrichter, denn an Funktionen hatte sein "Portikus" weit weniger zu bieten als meine Nausikaa. Ich sicherte mir aber mit diesem Lauf trotzdem schon eine Silbermedaille. Der Wind nahm in Folge immer mehr zu und die F6 Mannschaften forderten eine Verlegung der Startstelle in ein kleineres windgeschütztes Gewässer. Diesem Wunsch wurde dann auch Rechnung getragen und die Funktionsklassen konnten damit am Nachmittag abgeschlossen werden.
An den Startstellen der Fesselrennboote ging es schon munter zu, denn hier braucht man ja auf Funkkanäle keine Rücksicht zu nehmen. Am Abend hieß es , der erste Weltrekord konnte gebrochen werden. Dann wieder Aberkennung ! Der Grund dafür war eine um 4 cm verkürzte Fesselleine !
Am nächsten Tag fuhren wir zum Shopping in die Stadt. Eine ganze Straße war dort im altchinesischen Stil gebaut und das gab natürlich jede Menge Fotomotive. Die Auslöser der Fotoapparate kamen kaum zur Ruhe, denn auch im Alltagsleben und auf der Strasse , besonders bei den unzähligen Fahrrädern gab es immer wieder sehr interessante Situationen.
Die Baubewertung der F2 Modelle interessierte mich natürlich auch sehr und so war der Montag Nachmittag mit dem Anschauen der excellenten Modelle ausgefüllt. Die Chinesen brachten wieder ihre extrem gebauten Modelle an den Start und viele kamen aus dem Staunen nicht heraus. Besonders als das Spitzenmodell der WM, angemeldet von einem 13 Jährigen ! ! die meisten Baupunkte bekam, fühlten sich nicht wenige Modellbauer verschaukelt.
Die Chinesen wollten auf dieser WM eben holen, was zu holen war. Verständlich, wenn man bedenkt, Daß jeder Goldmedaillengewinner zur Belohnung 20 Monatsgehälter bekommt.
Dienstag 23. Mai : Da ich ja mit meiner Nausikaa erst gegen Ende der WM wieder aktiv werden mußte, blieb mir und meiner Frau in den Tagen dazwischen viel Zeit für Stadtbummel, Besuch von Geschäften e.t.c. An diesem Tag war zudem wegen starkem Wind kein Wettbewerbsbetrieb möglich, was die Organisatoren in Folge vor fast unlösbare Probleme stellte.
Der Besuch in einem buddistischen Kloster, ciner katholischen Kirche in der französischen Kolonie sowie eine Fabrik für Seidenmalerei rundete dieses Tagesprogramm ab.
Am nächsten Morgen spazierten wir in der frischen Morgenluft vorm Hotel der Strasse entlang in 2 Stunden zum Wettbewerbsgelände. Die vielen Fahrräder, die in unterschiedlichster Ausführung ununterbrochen manchmal in Sechserreihen an uns vorüberzogen, faszinierten uns immer wieder.
Alle Chinesen waren hocherfreut über unsere Anwesenheit und suchten jede Gelegenheit mit uns ins Gespräch zu kommen. Am Nachmittag habe ich meine Nausikaa wieder für den nächsten Start vorbereitet und diese Vorarbeit sollte sich dann als gut erweisen. Ich konnte nämlich den Aussenbordmotor meines Beibootes , der nicht mehr so richtig wollte, reparieren: Dann habe ich meinen Kollegen von der Rennbootabteilung zugeschaut und mir dabei fast die Daumen wundgedrückt.
Am Abend gab es im Hotel einen Kulturabend, der sich echt gewaschen hatte. Abwechselnd wurden zwischen den Showeinlagen Musikstücke aus allen Gastländern gebracht. Bei dem Stück "o sole mio" gesungen von einem Sänger mit einer gewaltigen Stimme waren natürlich die Italiener ganz aus dem Häuschen. Bei den Showeinlagen gab es verschiedene Volkstänze, Zauberer, Akrobatiknummern e.t.c. . Kurzum, ein echtes Spitzenprogramm! Da die sportliche Organisation schwamm, wie Marc Spitz in seinen besten Tagen, nahmen die Naviga-Leute aus Europa die Sache in die Hand und es gab für den Donnerstag den ersten richtigen Zeitplan.
Der war auch notwendig, da die WM am Donnerstag ja beendet sein mußte ! Die ersten Modelle mußten am Freitag ja schon wieder am Flugplatz in Peking verladen werden.
Also Beginn der Bewerbe pünktlich um 7:30.
Donnerstag 25. Mai: Durch die Umstände bedingt, standen wir schon um 5:45 auf, da der erste Bus bereits um 6:45 ins Gelände fuhr. Die Klasse F7 eröffnete diesen letzten Wettbewerbstag und so galt es natürlich ruckzuck das Modell zur Startstelle zu bringen. Hannes Lüber, unter uns Alemannen immer mein schärfster Rivale, hatte es verabsäumt, sein Boot zeitgerecht herzurichten und das sollte sich dann rächen. Während der Vorführung seines Programmes zeigte sein Schmugglerboot keine Reaktion und er mußte sein Programm abbrechen.
Später konnte er einen nicht eingesteckten Stecker als Ursache ermitteln ! Ich war als 6. Starter an der Reihe und hatte alles sehr sorgfältig vorbereitet. So hoben meine Frau und ich nach dem Startzeichen die Nausikaa ins Wasser, was bei dieser Startstelle gar nicht so einfach war. Bei meiner Vorführung lief dann alles wie am Schnürchen, sogar die Karin, die mich sonst immer so genervt hatte, haben wir überlistet.
Die Bedingungen für einen einwandfreien Wettbewerb waren diesmal auch gegeben. Also ein fehlerfreier Lauf und nun begann bis zum Abend das Warten auf das Ergebnis. Bis kurz vor der auf 19:30 angesagten Siegerehrung tappten die F6 und F7 Fahrer im Dunklen.
Bis dann auf einmal Arnold Dickfoss vom SMC Hamburg zu mir kam und mir zur Goldenen gratulierte. Damit fiel mir ein "Wackerstein" vom Herzen, hatte ich doch nach diesem fehlerfreien Lauf ganz hinten bei den grauen Zellen mit einer Goldenen spekuliert. Entweder jetzt oder nie ! Vor meiner Siegerehrung schlug auch für unseren Junior, den Markus Schäffer die große Stunde, denn er hatte in der F1 Klasse den 3. Platz erreicht, somit also eine Bronzene ins Burgenland geholt. Schon fast bei Dunkelheit fand dann meine Siegerehrung statt.
Die Organisatoren hatten wirklich schöne Medaillen geschaffen und mit doch etwas stolz geschwellter Brust mischten wir uns daraufhin wieder unters "normale" Volk. In der FSR Klasse ging es drunter und drüber und diese Siegerehrung wurde auf den nächsten Tag verschoben. Durch die geringe Teilnehmerzahl, sowie verschiedene Regelauffassungen bedingt, wurde wieder eine längere Sitzung der Naviga-Oberen notwendig und ich habe eigentlich bis jetzt noch keinen richtigen Durchblick über diese Sache gewonnen.
Am Freitag hatten wir die Möglichkeit an einer Hafenrundfahrt teilzunehmen. der Tianjiner Hafen ist der größte künstliche Hafen der Welt und alle Ex- bzw. Importe Nordchinas werden hier abgewickelt. Er hat eine Ausdehnung von 200 Km und über 240 Leute sind hier beschäftigt. Der Containerhafen war sehr interessant und wir konnten einigen Schiffen beim Verladen zuschauen.
Am Nachmittag ging es ans Kofferpacken, was normalerweise eine lockere Sache ist. Wir hatten uns aber in den diversen Geschäften und bei anderen Gelegenheiten ordentlich mit Souvenirs eingedeckt und diese teils empfindlichen Sachen wollten wir ja heil nach Europa bringen am Abend traf , sich alles zum Abschlußbankett. Vorher war aber die schon erwähnte Siegerehrung der FSR Klassen angesagt und hier hatte neben Markus Schäffer auch Klaus Trinkl seine große Stunde.
Er bekam für seine Leistung eine Goldmedaille und Markus eine Weitere, diesmal in Silber. Beiden meine herzlichste Gratulation !! Die Abschlussansprachen zogen sich durch die vielen Übersetzungen ziemlich in die Länge, die Navigafahne wurde an den nächsten Veranstalter, die Russen übergeben und daraufhin stand dem Bankett nichts mehr im Wege.
Die Köche des Parkhotels hatten das Allerfeinste aufgetischt, das es im Reich der Mitte zum Essen gibt und das konnte sich wirklich sehen lassen. Die "ausgehungerten" Europäer stürzten sich dann auch wie die Wilden auf die erlesenen Sachen. Ich für mich nahm Vorlieb mit einer ausgezeichneten Orangen und Ananasbohle und ließ die Schlacht am kalten Buffet anderen über. Der ausgezeichneten chinesischen Weine mußte ich natürlich auch noch kosten und bei angeregtem Plaudern mit den Teilnehmern aus der DDR verflog die Zeit wie im Fluge.
Als es grad am gemütlichsten wurde, beendete man den Abend, angeblich niemand die Abfahrt nach Peking am nächsten Morgen verschläft!
Den Wimpel des A Ö S M V hatte ich bereits vorher an Herrn Li Yu Qing vom chin. Schiffsmodellbauverband übergeben und den Freunden vom S M C Tianjin einen, Wimpel des 1. V S M C . Der sportliche Teil der 6. WM war damit beendet und wenn es auch manch organisatorische Pannen gab, so wurden diese durch ein hervorragendes Rahmenprogramm und die immer freundlichen Chinesen und Chinesinnen wettgemacht.
Und wie sagt ein altes Sprichwort : Zeit heilt Wunden und die schönen Erinnerungen bleiben dann übrig.
Also ging es dann am 27. Mai auf nach Peking, wo wir nach 5 stündiger Busfahrt im Liu Hao Hotel einlangten. Nach einem ausgiebigen Mittagessen, das Liu Hao war vom Komfort her eine Klasse niedriger, aber eine ausgezeichnete Küche glich das wieder aus.
Der Rest des Tages war ausgefüllt mit dem Besuch des Himmelstempels im Stadtgebiet von Peking. 1420 erbaut, 30 Meter im Durchmesser diente er den Kaisern für rituelle Handlungen im Jahreszeitenwechsel. Sein imposantes Dach mit blauen Keramikziegeln gab dem Tempel seinen Namen, denn blau ist in China die Farbe des Himmels. In diesem Gelände, dem größten Park der Welt konnten wir noch die Echohalle, ein akustisches Wunder sowie den Mittelpunkt der Erde ( im damaligen Reich der Mitte ) sowie die heilige Strasse besuchen, über die der Kaiser die Jahreszeitentafeln zum Himmelstempel trug um dort die jeweilige Sonnenwende abzuwarten bzw. zu erbitten.
Nach einem ausgezeichneten Abendessen, wo ich mir nicht nehmen ließ, mit Stäbchen zu essen, machten wir uns daran, ein paar "offizielle" Fotos mit unseren Medaillen zu machen, wobei unsere Betreuerin die Annemarie sicher den gewünschten schönen Rahmen gab.
Sonntag 28. Mai : Besuch der Minggräber und der chin. Mauer in Badaling. Die Ganze Grabanlage umfasst insgesamt 13 "Gräber" und war von einer 40 Km langen Mauer umgeben. Durch eine lange gepflasterte Strasse flankiert von 24 marmornen Tierfiguren , je 2 sitzend und stehend erreichte man das l. Grab, das für Touristen zugänglich gemacht wurde. In 27 Meter Tiefe aus dem Fels gehauen sind die Grabkammern mit einer Fläche von 1190 m2 . Sehr eindrucksvoll auch die Tempel über den Grabkammern. Nach einem Picknick im Park Fahrt zur chin. Mauer am Juyongguam Pass. In den Bergen nördlich von Peking wurde ein Stück der Mauer auf einer länge von mehreren Km restauriert. Hier zeigte sich sehr eindrucksvoll dieses grösste Bauwerk der Menschheit, das im zusammenhängenden Teil eine Länge von 500 Km aufweist.
Sehr beeindruckt traten wir die Rückreise ins Hotel an. Der Montag war dem Besuch des ehemaligen Sommerpalast der Kaiser gewidmet. Diese riesige Parkanlage mit ihren unzähligen Bauten zeigte uns die ganze Prachtentfaltung der chin. Kaiserzeit. Allein der überdachte Wandelgang mit hunderten Bildern aus dem chin. Alltagsleben weist eine Länge von 700 Metern auf. Ein Spaziergang am See und auf die durch eine Brücke im Stile der Marco Polo Brücke verbundene Insel rundete dieses Besuchsprogramm ab. Der Nachmittag galt dem Freundschaftsladen im Botschaftsviertel. Tausende erlesene Kostbarkeiten der chin. Handwerkskunst gäbe es hier zu kaufen. Kunstwerke aus Porzellan, Jade und Seide in jeder Preisklasse bis hinauf in Millionenhöhe gab es hier zu sehen.
Am Abend unternahmen wir Österreicher eine Fahrradtour ins Zentrum von Peking. Auf geliehenen Rädern machten wir uns auf den Weg und schön gemächlich im großen Pulk in Sechserreihen gings dahin. Hans Kukula hatte sich die Wegstrecke auf dem Stadtplan ausgesucht und nach einmal rechts und einmal links sahen wir auf einmal die verbotene Stadt vor uns. Wir fuhren an den Reste der großen Umfassungsmauer und am ersten Tempel vorbei und hatten auf einmal die großen Demonstrationen vor uns.
Da wir aber erst um 19:30 vom Hotel abgefahren waren, zwang uns die hereinbrechende Dunkelheit zur Umkehr, denn chin. Fahrräder kennen keine Beleuchtung und den Strassen geht es auch nicht viel besser, Am letzten Tag unseres Chinaaufenthaltes besuchten wir inmitten Pekings einen weiteren riesigen Park, der mit "alten" chinesischen Bauten versehen ist. Diese Gebäude, alle komplett eingerichtet, dient den Film und Fernsehgesellschaften für ihre Produktionen. Für uns Europäer ein sehr lohnender Ausflug.
Am Nachmittag wurden ein letztes Mal die Koffer gepackt , denn am Abend war unsere Zeit in China abgelaufen. Um 20:55 bestiegen wir die D C 10 der Swissair und genau 21:15 Ortszeit hob unsere Maschine ab. Es war schon dunkel und die Nacht verlängerte sich durch den Flug nach Westen um weitere 7 Stunden, so daß es erst über der Türkei langsam Tag wurde. Von den Stewardessen verwöhnt, überflogen wir ein wolkenverhangenes Südeuropa. Nach Überfliegen von Klagenfurt zeigten sich die Hohen Tauern noch Großteils schneebedeckt. Über Salzburg München ging es rasch Zürich entgegen. Da ich mein Auto aber in Offenburg am Rhein stehen hatte, gab es ein nochmaliges Umsteigen nach Stuttgart, wo wir auch unsere Schiffsmodelle wieder in Empfang nehmen konnten. Von hier fuhr ich anschließend durch den Schwarzwald und den Bodensee entlang Richtung Vorarlberg, wo wir am Nachmittag müde aber zufrieden über die glückliche Heimkehr in Rankweil anlangten.
Damit hatte das Abenteuer WM in China sein Ende gefunden und wir können ohne Übertreibung sagen : China war die Reise wert!

Erlebt und aufgezeichnet :

Fridolin Märk
(Mannschaftsführer der Österreicher) 5. 6. 1989


Nachtrag zum Bericht über die WM

Kurz nach Verfassung meines Berichtes haben sich die Ereignisse auf Grund des Militäreinsatzes in der Volksrepublik förmlich überschlagen. Was geschehen ist, hat jeder zur Genüge in den Tageszeitungen und im Fernsehen erfahren. So gesehen haben wir Schiffsmodellbauer immenses Glück gehabt. Unser Hans Kukula mit Gattin ist im Anschluß an die WM zu einer 3 wöchigen Rundreise aufgebrochen und wurde von den Erreignissen überrascht. Ich hoffe sehr, daß er seine Reise durch das riesige Land trotzdem fortsetzen kann und noch mehr, daß er und seine Gattin im Anschluß daran wieder gesund in Österreich ankommt. Wir drücken Beiden ganz kräftig die Daumen. Dieser Bericht stellt meine ganz persönlichen Eindrücke dar und stellt keinen Anspruch auf allgemeine Erfahrungen und Eindrücke dar. Ich hoffe aber trotzdem, Daß der geschätzte Leser einen kleinen Einblick in das Geschehen erhält.

Mit freundlichen Grüssen :
Fridolin Märk


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