Fuerteventura
Fuerteventura
(starke
Winde) ist eine der kanarischen Inseln im Atlantischen Ozean, ca.
100 km westlich der marokkanischen Küste. Die Insel hat eine Fläche von etwa
1700 km² und ca. 69.000 Einwohner (Stand 2002). Die Hauptstadt Fuerteventuras
ist Puerto del Rosario (24.000 Einwohner), die Landessprache ist spanisch.
Fuerteventura bildet mit der nördlich gelegenen Insel Lanzarote die östliche
Grenze der Kanaren und ist, nach Teneriffa, die zweitgrößte Insel des
Archipels.
Fuerteventura
gehört mit Lanzarote und Gran Canaria zur Provinz Gran Canaria. Die
Kanaren gehören zum Hoheitsgebiet Spaniens, genießen aber einen Sonderstatus
als autonome Region mit eigenem Parlament und Präsidenten.
Die zweitgrößte Insel der Kanaren bietet
viele schöne Badestrände. Die andauernd wehenden Passatwinde und über 55 km
Strand machen Fuertventura auch zu einem Paradies für Windsurfer. Alljährlich
werden hier die Weltmeisterschaften im Speedsurfen abgehalten. Etwa ein Drittel
der Einwohner lebt in der Hauptstadt Puerto del Rosario, die auf eine
Siedlung aus dem Jahr 1795 zurückgeht. Damals hieß der Ort noch Puerto de
Cabras, erst 1956 erhielt die Stadt den Namen Puerto del Rosario nach ihrer
Schutzpatronin, der Rosenkranzmadonna. Puerto del Rosario ist in erster Linie
ein Handels- und Geschäftszentrum. Es gibt jedoch einige Sehenswürdigkeiten,
u.a. kann man die schöne, schlichte Pfarrkirche Iglesia Nuestro Señora del
Rosario besichtigen.
Betancuria, die alte Inselhauptstadt, wurde 1405 von einem normannischen
Edelmann gegründet. Der Ort, der noch bis ins 19. Jahrhundert hinein die
Hauptstadt von Fuerteventura war, liegt auf fast 400 m Höhe in einem engen Tal,
das mit Palmen, Tamarisken, Agaven und Feigenkakteen bewachsen ist. Im 16.
Jahrhundert kam es immer wiedre zu Piratenangriffen auf die Stadt, 1593 brannte
Betancuria fast vollständig nieder. An der Straße Calle Roberto Roldáu stehen
noch einige Häuser aus der Gründerzeit, die den Brand überlebt haben. Weil
das mittelalterliche Stadtbild weitgehend erhalten ist, wurde der Ort unter
Denkmalschutz gestellt. Besonders sehenswert sind die Ruinen des ehemaligen
Franziskanerklosters Convento de San Buenaventura und die Pfarrkirche Iglesia
Nuestra Señora de la Concepción aus dem 17. Jahrhundert, in der sich eine
kostbare holzgeschnitze Skulptur der Heiligen Katharina befindet.
Eine der reizvollsten Regionen ist die Halbinsel Jandía im Süden, hier
findet man außergewöhnlich schöne Strände, wie den über 20 km langen Playa
de Sotavento. Die Gegend ist auch bei Tauchern sehr beliebt, wenige
Bootsminuten vor der Küste liegen herrliche Unterwasserlandschaften mit
Muschelbänken und Höhlen. Im Norden der Insel liegt Corralejo, nach
Jandía das zweitgrößte Touristenzentrum auf Fuerteventura. Die Meerenge El
Río zwischen Corralejo und der kleinen Nachbarinsel Lobos ist bei
Tauchern und Surfern besonders beliebt. Ebenso berühmt ist das Wanderdünengebiet
El Jable, das an der Küstenstraße nach Puerto del Rosaria liegt.
El Cotillo liegt im äußstersten Nordwesten von Fuerteventura. Die
wichtigste Sehenswürdigkeit ist das Castillo de Tostón, ein zweistöckiger
runder Festungsturm, der 1740 zum Schutz gegen Piratenangriffe errichtet wurde.
Zu dieser Zeit war der El Cotillo ein wichtiger Militärstützpunkt und
Handelshafen für den Kalkexport.
Ein weiteres Surferparadies ist der Playa del Aguila, der südlich von El
Cotillo liegt. Die starken Brandungen sind ideal für Windsurfing und anderen
Wassersport, Schwimmer sollten jedoch vorsichtig sein, die Unterwasserströmungen
können einen gefährlichen Sog entwickeln.
Fuerteventura ist die älteste Insel der
Kanaren; sie entstand vor etwa 20 Millionen Jahren und ist vulkanischen
Ursprungs. Der Großteil der Inselmasse entstand vor ca. 5 Millionen Jahren und
ist seitdem durch Wind und Wetter stark erodiert. Die letzten vulkanischen
Aktivitäten auf Fuerteventura erloschen vor 4000 bis 5000 Jahren. Der höchste
Punkt auf Fuerteventura ist der Berg Jandía (807 m) auf der
gleichnamigen Halbinsel.
Die Insel erreicht zwischen der Nord- und Südwestspitze
eine Länge von knapp 100 km und ist misst an der breitesten Stelle 31 km. Der Istmo
de la Pared ist mit 5 km Breite die schmalste Stelle Fuerteventuras und
gliedert die Insel in zwei Teile: Den nördlichen Teil Maxorata, nach dem
auch die ursprünglichen Inselbewohner Majoreros benannt sind, und die südliche
Halbinsel Jandía. Die Inselfläche von 1700 km² ist, im Vergleich zu
anderen kanarischen Inseln, mit 25 Einwohnern pro km² nur sehr dünn besiedelt.
Fuerteventura liegt auf dem 28. Grad nördlicher
Breite und zwischen dem 13. und 14. Grad westlicher Länge.
Das
Klima ist das ganze Jahr über angenehm, was den Kanarischen Inseln den Beinamen
"Inseln des ewigen Frühlings" eingebracht hat. Das Meer gleicht die
Temperaturen aus und die Passatwinde halten die heißen Luftmassen aus der nahen
Sahara fern. Fuerteventura ist mit 147 mm pro Jahr im Kanarenvergleich sehr
niederschlagsarm; durch die Sünden der Vergangenheit wirkt sich dies in jüngster
Zeit besonders auf die Landwirtschaft aus. Die teilweise sehr starken Regenfälle
in den Wintermonaten fließen, durch die zerstörte Vegetation zumeist
ungenutzt, in das Meer ab. Ein besonderes Wetterphänomen ist der Scirocco, in
Spanien auch Leveche genannt, ein heißer Südostwind aus der Sahara. Während
des Scirocco steigt die Temperatur manchmal sprunghaft um 10 Grad und die Luft
wird extrem trocken. Der Wind bringt neben feinem Sand, der den Himmel
verdunkelt und die Sicht auf 100 - 200 m senkt, auch afrikanische
Wanderheuschrecken mit sich. Die Inselbewohner bezeichnen dieses Wetter als
"Kalima" oder "Calima".
Ab dem 30. Jahrhundert v. Chr. findet eine
erste Besiedlung der Kanaren in mindestens zwei Wellen statt. Um das 11.
Jahrhundert v. Chr. besuchen phönizische Seefahrer Fuerteventura und Lanzarote.
Um 850 v. Chr. beschreibt der griechische Dichter Homer in der Odyssee die
Kanaren als "Die Inseln der Glückseligen".
1312 landet Lancelot Maloisel auf Lanzarote,
aufgrund seiner phantasievollen Berichte brechen 1340 Spanier und Portugiesen
mit Expeditionen in Richtung Kanaren auf. Die Inseln, die bis dahin unter
maurischem Einfluss standen, werden von europäischen Goldsuchern, Händlern und
Sklavenjägern heimgesucht.
1402 startet der Normanne Jean de Béthencourt
seine Expedition in Richtung Kanaren. Er besetzt Lanzarote und benutzt die Insel
als Stützpunkt. 1403 - 1405 besiegt Béthencourt die beiden Könige von
Fuerteventura, Guize und Ayoze, und gründet Betancuria als
Hauptstadt. 1412 kehrt er auf das Festland zurück und legt den Lehnseid vor dem
spanischen König ab. 1424 wird Fuerteventura Bistum. 1430 wird die Ernennung
zum Bistum für ungültig erklärt und Guillén de las Casas erwirbt den
Besitzanspruch auf die Insel. 1456 geht der Besitz auf Guilléns Erben, Diego
García de Herrera über. Herrera und seine Nachfolger herrschen als Señores
über die Insel und erschließen sie systematisch. Wichtige Einnahmequelle des
Herrera-Clans ist die Sklavenjagd an der nordafrikanischen Küste.
1708 Gründung einer Militärherrschaft mit
Sitz in La Oliva. 1740 landen englische Korsaren bei Gran Tarajal
und wollen die Insel unterwerfen, sie werden jedoch in zwei Schlachten bei Tuinejes
besiegt. Während des 17. und 18. Jahrhunderts kommt es immer wieder zu Überfällen
von Freibeutern.
1834 wird Antigua neue Hauptstadt,
1835 wird der Verwaltungssitz nach Puerto de Cabras (heute: Puerto del
Rosario) verlegt. 1836 wird die Feudalherrschaft der Señores
abgeschafft. 1852 werden die Kanarischen Inseln von Isabella II. zur
Freihandelszone erklärt. Die Militärherrschaft über die Insel wird 1859
aufgelöst und Puerto de Cabras wird 1860 schließlich die neue und jetzige
Hauptstadt der Insel.
1912 werden den Kanaren die
Selbstverwaltungsrechte (Cabildo Insular) zugestanden. Fuerteventura und
Lanzarote werden 1927 Teil der Provinz Gran Canaria. 1966 kommen die ersten
Urlauber auf die Insel. 1975 werden ca. 4500 spanische Fremdenlegionäre nach
Puerto del Rosario verlegt. In den darauf folgenden Jahren führen die Legionäre
ein Schreckensregime, bei dem ein Bürgermeister und der Inselpräsident
ermordet werden. 1982 bekommen die Kanarischen Inseln einen eigenen
Autonomiestatus. 1986 tritt Spanien der EG bei, die Kanaren behalten ihren
Sonderstatus. Der Fremdenverkehr wird 1990 zur wichtigsten Einnahmequelle der
Insel; die Bautätigkeiten erreichen ihren Höhepunkt. Der Fremdenlegion wird
1996 wieder von Fuerteventura abgezogen.
Nach der Eroberung der Insel durch die
Spanier wurde Fuerteventura als "Kornkammer der Kanaren" bekannt.
Heute zeugen nur noch die vielen brachliegenden Terrassenfelder davon, dass die
Insel einst den ganzen Archipel mit Getreide versorgte. Die Felder der Bauern
wurden jahrhundertelang nur mit Regenwasser bewässert. Mit stetig
fortschreitender Zerstörung der Vegetation durch Rodung und Überweidung ist
Oberflächenwasser rarer geworden. Ein Großteil der Regenmengen sickert nicht
mehr in den Boden, sondern fließt oberirdisch rasch in das Meer zurück.
Im 19. Jahrhundert begann man mit der
Brunnenbewässerung; die danach per Windkraft und in Neuzeit per Motor
betriebenen Pumpen konnten den Wasserbedarf nicht decken. Das starke Absinken
des Grundwasserspiegels führte außerdem zum Einsickern von Salzwasser, was das
Grundwasser für den Anbau unbrauchbar machte. Doch auch durch neugebaute
Meerwasserentsalzungsanlagen ist Wasser immer noch ein knappes Gut auf
Fuerteventura.
Die landwirtschaftlich nutzbare Fläche auf
Fuerteventura ist in den letzten Jahren drastisch zurückgegangen. Konnten 1970
noch 3,5% der Inselfläche genutzt werden, so waren es 2002 nur noch 0,1%. Überdurchschnittlich
hohe Kosten für Schutzanlagen gegen Wind und Sonne sowie aufwändige Tropfbewässerung
machen den Anbau auf der Insel unwirtschaftlich.
Ein realiv junger Wirtschaftszweig ist der
Anbau von Aloe Vera. Die Pflanzen vertragen direkte Sonne und brauchen nicht
soviel Wasser wie Tomaten und Bananen.
Ein weiteres Problem sind die Ziegenherden,
die meist ohne jegliche Kontrolle oder Einzäunung, auf der Insel unterwegs
sind. Nach Schätzungen gibt es etwa 60.000 bis 75.000 Nutztiere auf
Fuerteventura. Die Ziegen grasen in jedem Winkel der Insel - sogar in den unter
Naturschutz stehenden Dünen bei Corralejo - und sind besonders den
einheimischen Naturschützern ein Dorn im Auge. Die Naturschützer führen die
sich verschärfenden Probleme von Erosion und Wassermangel auch auf die
anhaltende Zerstörung der Vegetation durch die Ziegen zurück.
Ab 1982 wurden mehrere Naturparks
eingerichtet, die durch größere Einzäunungen versuchen, Ziegen und Geländefahrzeuge
fernzuhalten. Der Schutz gegen Ziegen wird nur halbherzig umgesetzt; wer jedoch
mit einem Fahrzeug in einem Naturschutzgebiet erwischt wird, muss mit
empfindlichen Strafen rechnen.
Der wichtigste Wirtschaftszweig und
Arbeitgeber ist mittlerweile der Fremdenverkehr. Die Anzahl der Gastbetten
explodierte förmlich ab den 1980ern auf heute etwa 60.000 Gastbetten. Im Jahr
2000 kamen rund 1,2 Millionen Touristen auf die Insel, davon 50% allein aus
Deutschland.
Fuerteventura hat die schönsten Strände
der Kanaren und diese sind damit wohl die eigentliche Attraktion Fuerteventuras.
Im Norden um Corralejo gibt es El Jable, ausgedehnte Dünen mit feinem Sand; der
Süden lockt mit langen Stränden und abgelegenen Buchten. Die konstanten Winde
machen die Strände der Insel zu einem Paradies für Windsurfer und andere
Wassersportler. Wellenreiter kommen besonders an der Westküste mit ihren großen
Wellen auf ihre Kosten, Windsurfer sind im Norden bei Corralejo oder an der Ostküste
(besonders am langen Strandabschnitt zwischen der Costa Calma und Jandia) gut
aufgehoben. Hier hat sich gerade in den letzten Jahren auch das Kite-Surfen
etabliert. Teilweise ist der Strand hier in Abschnitte eingeteilt, die entweder
nur für Windsurfer oder nur für Kitesurfer reserviert sind.
Der Westen der Insel besteht zu einem großen
Teil aus Steilküste. Der Anblick der Brandung und der vereinzelten Sandstrände
sind immer ein Photo wert, allerdings sollte man vom Baden absehen. Die
ablandigen Strömungen an der Westküste sind sehr stark und werden immer wieder
unterschätzt, was jedes Jahr einige unbedachte Urlauber das Leben kostet.
Wer mit einem Mietwagen unterwegs ist,
sollte nicht auslassen, die Berge zu durchfahren. Die raue und kahle Landschaft
der Berge besitzt einen ganz eigenen Charme und ist wahrscheinlich die heimliche
Attraktion der Insel. Des öfteren trifft man am Straßenrand auf Streifenhörnchen,
die sich flink durch die Steine bewegen und von Fall zu Fall an Menschen gewöhnt
sind.
Am 18. Januar 1994 lief der Luxusliner
"American Star" vor dem entlegenen Strand Playa de Garcey auf Grund
und brach kurz darauf durch die Gewalt der Brandung auseinander. Der Weg dorthin
führt durch ein als "Sperrgebiet der Armee" deklariertes Areal, und
sollte möglichst nicht mit einem der üblichen Mietautos befahren werden. Er
ist eher naturbelassen, und die Versicherungsklauseln der Autovermieter schließen
das Befahren "unbefestigter" Wege meist aus. Niemals sollte man
versuchen, auf das Wrack zu gelangen. Unberechenbare Strömungen, herumliegende
Wrackteile und heftige Wellen machen den Versuch lebensgefährlich.
Persönlichkeiten
Miguel de Unamuno, ein baskischer
Philosoph, lebte 1924 einige Monate auf der Insel als politisch Verbannter. Von
ihm stammt die schöne Zeile "Fuerteventura ist eine Oase in der Wüste der
Zivilisation". Seit einigen Jahren steht ihm zu Ehren ein Denkmal am Fuß
der Montaña Quemada, nahe Tefía.
Fuerteventura ist eine Vulkaninsel; jeder,
der auf Fuerteventura auch nur einen reinen Badeurlaub verbracht hat, wird sich
ein Leben lang an die zahlreichen Vulkankegel erinnern. Die Entstehung der
zahlreichen Vulkane mit ihren zum Teil mächtigen Eruptionen ist weitgehendst
erforscht. Noch unklar ist jedoch die ursprüngliche Entstehung der Insel bzw.
des gesamten Kanaren-Archipels.
Fest steht, dass die Entstehung der
Kanaren-Inseln mit dem Driften der ozeanischen, afrikanischen und eurasischen
Kontinentalplatten zu tun hat. Im mittelatlantischen Rücken (ein Riss mitten im
Atlantischen Ozean von mehreren Tausend Kilometer Länge) quillt laufend Magma
aus dem Erdinneren hervor, so dass sich die atlantische Kontinentalplatte
permanent vergrößert. Im Grenzbereich der ozeanischen, afrikanischen
und
eurasischen Kontinentalplatte zerbrach die atlantische Platte und drückte
einzelne Bruchstücke vom Meeresboden nach oben. Diese Bruchstücke bilden einen
Sockel für die Kanarischen Inseln. Lanzarote und Fuerteventura liegen auf einem
solchen Bruchstück, haben also quasi ein gemeinsames Fundament.
Diese Fundamente sind jedoch nicht so hoch,
dass sie über dem Meeresspiegel als Inseln erkennbar wären. Die eigentlichen
Inseln entstanden durch gewaltige untermeerische Vulkanausbrüche, die so viel
Magma ausspuckten, bis sie endlich die Meeresoberfläche überragten. So
entstanden die Inseln Lanzarote und Fuerteventura vor ca. 20 Millionen Jahren.
Nach Westen nimmt das Alter der Kanareninseln ab: Gran Canaria entstand vor ca.
15 Millionen Jahren, Teneriffa und La Gomera vor ca. 10 Millionen Jahren und die
jüngsten Inseln La Palma und El Hierro sind gerade mal 1-2 Millionen Jahre
jung.