Das Drei Schluchten Projekt

Am Jangzhe Fluss wird momentan das groesste Flusskraftwerk der Welt gebaut. Nach dem Bau wird es mehr Energie liefern als das Kraftwerk Iguazu, dass ich auf meinem Suedamerikatrip besucht habe. Natuerlich durfte ich mir den Besuch der chinesischen Version eines Grossflusskraftwerks nicht entgehen lassen!

Der Damm

Mit dem "Drei-Schluchten-Projekt" wird nicht nur das groesste Wasserkraftwerk der Welt gebaut, sondern das Projekt ist zugleich auch das umstrittenste Bauvorhaben Chinas. Zwar begann man bereits in den 50er Jahren mit der Planung, doch wurde die Realisierung erst 1992 im Nationalen Volkskongress beschlossen. Der Jangzhe Fluss ist mit 6300 km der zweitlaengste Strom der Welt. Leider verursachen ungefaehr alle zehn Jahre starke Regenfaelle grosse Wasserspiegelanstiege, was eine grosse Gefahr fuer das dichtbesiedelte Gebiet darstellt. Durch Uerschwemmungen verloren 1931 und 1935 jeweils 150'000 sowie 1954 ueber 35'000 Menschen ihr Leben.
Ein weiteres Problem sind Riffe, Felsen unter Wasser, Stromschnellen und Untiefen, welche fuer die Schifffahrt sehr gefaehrlich sind. Eine Stauung durch einen Damm und somit ein Anstieg des Wasserspiegels wuerde nicht nur mehr Sicherheit bringen, sondern wuerde auch bedeuten, dass durch eine Verbreiterung des Flusses mehr Schiffe verkehren koennten, was fuer die wirtschaftliche Entwicklung der Industrie entlang des Jangzhe eine bedeutende Rolle spielen wuerde. Durch den einfacheren Transportweg wuerden viele Gebiete Chinas erschlossen und somit industriell auch interessanter.
Zudem koennte die energetische Nutzung der Wassermassen zuverlaessige und kostenguenstige Elektrizit an die energiearmen zentralen und oestlichen Gebiete Chinas liefern und die jaehrliche Verbrennung von 40-50 Mio. Tonnen Rohkohle mit sauberer, erneuerbarer Energie ersetzen.

Die Gruende fuer den Bau des Damms bestehen darum aus folgenden drei Punkten:

1. Energieerzeugung
2. Hochwasserkontrolle
3. Erschliessung des chinesischen Mittellands durch Schiffahrt

Wie man auf dem Bild erkennen kann, ist die eine Haelfte des Damms bereits fertiggestellt. Auf der anderen Seite wird im Moment noch heftig gebaut.

Der Damm

Der Damm ist 185 Meter hoch und 2.3 km breit. Nach der Vollendung des Baus wird das Wasser dann zur Maximalhoehe aufgestaut werden, 113 Meter in die Tiefe stuerzen und 26 Turbinen a 700 MW antreiben, die zusammen rund 18'200 MW erzeugen werden, was der 18 fachen Leistung des Atomkraftwerks Goesgen entspricht. Diese Leistung reicht aus um ca. 34% des chinesischen Energiebedarfs abzudecken. Die geschaetzen Kosten des gesamten Projektes beliefen sich zu Beginn des Baus auf ca. 18 Milliarden Franken (ca. 12 Milliarden Euro), mittlerweise gehen die Experten jedoch von der drei- bis fuenffachen Summe aus.

Zusammen mit einem Fuehrer erlaubte man mir ins Baugelaende einzudringen und die riesige Baustelle zu besichtigen.

Baustelle

Baustelle

Hier sieht man den Einbau des riesigen Rohres, welches das Wasser zur Turbine fuehrt.

Baustelle

Der Durchmesser des Rohres betraegt ca. 12 Meter. Hier eine etwas naehere Aufnahme. Im Vordergrund erkennt man drei Bauarbeiter, die als Anhaltspunkt fuer einen Vergleich dienen. Gewaltig gross, nicht?

Baustelle

Die Bauarbeiten begannen 1993 und werden voraussichtlich plangemaess 2009 abgeschlossen werden. Das Wasser wird aber jetzt schon aufgestaut und auf der bereits fertiggestellten Seite des Damms zur Energieerzeugung verwendet.
Auf der anderen Seite herrscht jedoch nach wie vor reger Betrieb. Da wird emsig Armierungseisen gelegt, betoniert und Steine und Schuettgut herumgefahren. Da muss man als kleiner unscheinbarer Besucher aufpassen, dass man von den grossen Ungetuemern nicht unter die Raeder kommt...

Baustelle

Durch die Aufstauung des Wasserspiegels wird das Wasser rund 600 km zurueckgestaut, und wird unzaehlige Doerfer und Staedte unter sich begraben und zwingt rund 1.8 Millionen Menschen umzuziehen. Hier der Oberlauf des aufgestauten Flusses.

Oberlauf

Die Umsiedlungen sind in der Tat immer wieder ein Kritikpunkt des riesigen Projektes. Seit Gruendung der Volksrepublik China wurden insgesamt 10 Millionen Menschen wegen des Baus von Stauseen umgesiedelt. Bei frueheren Projekten blieben sie weitgehend auf sich gestellt. Viele gerieten wegen fehlender staatlicher Hilfe in wirtschaftliche Notlage. Besonders problematisch ist die Umsiedlung der Bauern. Weil fuer das geflutete Ackerland keine Ersatzflaechen zur Verfuegung stehen, muessen neue Einkommensmoeglichkeiten geschaffen werden.
Obwohl die chinesische Regierung beim vorliegenden Projekt die Bevoelkerung nicht alleine laesst und nach Loesungen sucht, wird sie von internationalen Menschenrechtsorganisationen immer wieder kritisiert, da anlaesslich von friedlichen Demonstrationen Leute festgenommen wurden, die ohne Aussicht auf ein faires Verfahren immer noch festgehalten werden.
Wegen der Aufstauung des Jangzhe wird durch die verminderte Fliessgeschwindigkeit auch die Selbstreinigungskraft des Flusses reduziert. Es besteht daher die Notwendigkeit sowohl zahlreiche Muellhalden sowie industrielle Altlasten zu beseitigen und auch die Wasserverschmutzung drastisch zu reduzieren. Gegenwaertig werden in dem betreffenden Gebiet jaehrlich ungefaehr eine Milliarde Kubikmeter (Stand 1998) ungeklaerte Abwasser in den Jangzhe eingeleitet. Gegen dieses Problem wurden bisher leider noch keine Massnahmen ergriffen.
Diese und viele weitere Probleme und Bedenken sind die Schattenseiten und Kritikpunkte des riesigen Projektes. Doch auf der Homepage der chinesichen Botschaft in Deutschland habe ich folgende Stellungsnahme gefunden:
Gibt es jegliche Kehrseiten fuer dieses Projekt? Sie werden keine Beschwerden vonseiten chinesischer Experten zu hoeren bekommen.

Andi

16.06.04,Yichang, China