Von
Ayumi Ikari
Sommer
1869
Drei
Wochen nach Ende des Boshinkrieges
Der
leuchtende Vollmond am klaren Nachthimmel erhellte den kleinen Pfad am Ufer eines
Flusses mit seinem warmen Licht. Kühler Nachtwind spielte mit ihrem Haar und
erfrischte sie angenehm nach dem heißen Sommertag. Sie waren bereits einige
Kilometer von der Stadt entfernt und hatten bisher keine Menschenseele hier
draussen angetroffen.
Sie
wußte nicht warum er sich ausgerechnet hier draussen mit ihr treffen wollte,
doch es musste von großer Bedeutung sein . Niemand ausser ihrer Zofe, die
wenige Schritte hinter ihr lief, wußte von diesem nächtlichen Ausflug. Seit sie
gestern seine Nachricht erhalten hatte grübelte sie darüber nach, warum er
nicht wie sonst auch einfach zu ihr gekommen war. Wie erleichtert sie doch
gewesen war! Seit Beginn des
Boshin-Krieges hatte sie nichts mehr von ihm gehört. Und dann gestern endlich
ein Brief!
Sie
blickte hinauf zu dem sternenübersääten Himmel der sich bis weit hinter die
Berge erstreckte. Bald würde sie die Antwort kennen.
„Fräulein
Komagata, ich glaube wir sind da.“ Unterbrach plötzlich eine leise Stimme ihre
Gedanken.
Ihre
Zofe, ein junges Mädchen von 16 Jahren mit dem schönen Namen Mariko, deutete
auf eine große Trauerweide an dem Ufer des Flusses.
Yumi
Komagata nickte . Sie hatten ihr Ziel erreicht.
Es
dauerte keine viertel Stunde, als sie plötzlich ein Geräusch aus dem Unterholz
wahrnahmen.
Angetsrengt starrte Yumi in das dunkle Dickkicht, wo kein heller Strahl des mondes seinen Weg hin fand.
Ein
weiteres mal hörte sie ein Knacken, dann konnte sie den Schatten einer Gestalt
wahrnehmen, die langsam näher kam.
Yumi schob ihre rechte Hand unter ihren Obi und umklammerte ihren Dolch.
„Hallo!“ ertönte schliesslich eine helle Stimme aus dem Unterholz .
Weinige
Sekunden später stand ein kleiner Junge vor ihr und grinste sie verlegen an.
„Sind
sie Fräulein Yumi Komagata?“
Yumi
war so verblüfft das sie erstmal gar nichts sagen konnte. Der Junge grinste
immer noch und blickte sie unsicher an, als er endlich weiter sprach.
„Herr
Shishio schickt mich. Ich soll sie zu ihm bringen. Aber sie müssen allein kommen“
sagte er und sah hinüber zu Mariko.
„Wer
bist du?“
Yumi
hatte sich wieder gefast.
„Oh!
Verzeihung! Ich heiße Soujiro Seta. Es freut mich Sie kennen zu lernen,
Fräulein Komagata“
„Aha..“
sagte Yumi, mehr zu sich selbst als zu Soujiro, dessen Grinsen wohl angeboren
sein musste.
„Nun
gut..bring mich zu Herrn Shishio. Aber keine falschen Tricks, verstanden? Ich
bin mir noch nicht sicher ob ich dir trauen soll..“
Soujiro
hob abwehrend die Hände.
„Aber,
aber, Fräulein Yumi, ich bin unbewaffnet und Herr Shihio schickt mich-“
„Und
was hast du da für ein Schwert?!?“ fragte Yumi leicht verärgert.
Erstaunt
blickte Soujiro auf das Schwert das zwischen den Gürteln seiner Hakama steckte.
„Ach
das...“stotterte er lächelnd, „daran hab ich mich noch nicht gewöhnt. Sowas
aber auch! Ich vergesse immer wieder das ich jetzt ein Schwert habe!“
Yumi
begann ernsthaft an dem Verstand des Jungen zu zweifeln. Wie war so ein
merkwürdiger Junge in die Gesellschaft des ehrenwerten Herrn Shishios gekommen?
Die Sache wurde immer mysteriöser.
„So
so...“ meinte Yumi leicht genervt. „Lass uns gehen.“
Sie
wandte scih an Mariko.
„Was
auch immer passiert, du bleibst hier und wartest auf mich.“
Mriko
nickte ängstlich und blickte dann Yumi hinterher, wie sie mit dem kleinen
Jungen in die Dunkelheit der Wälder verschwand.
Der
Junge mit Namen Soujiro führte sie immer tiefer in die Wälder. Bald verdeckten
hohe Baumkronen fast alles Mondlicht, das wie ein silberner Fluss zur Erde
glitt. Yumi musste aufpassen das sie nicht über eine der vielen knorrigen
Wurzeln stolperte oder mit ihrem Kimono in den Zweigen der Büsche hängen blieb.
Soujiro lief vorraus, immer im gleichen Tempo und dem fast schon unheimlichen
Lächeln.
„Wir
sind bald da!“ erklärte Soujiro als an den Rande des Waldes gelangten.
Sie
gingen noch eine Weile im Schatten der Bäume. Unter ihnen ersreckten sich
Reisfelder
soweit das Auge reichte.
Yumi
spürte wie ihr Herz immer schneller klopfte.Genau genommen war Makoto Shihio
einer ihrere vielen Kunden, doch schon seit ihrere ersten Begegnung war sie von
ihm fasziniert gewesen. Er war ein intelligenter und verschlagener Mann der
große Pläne für die Zukunft hatte, wie er immer wieder andeutete.Und auch für
ihn war sie mehr als eine Konkubine, das wußte sie. Auch wenn ihre Treffen
nicht so häufig waren, waren sie dennoch von intensiver und nicht nur rein
fleischlicher Natur. Er hatte sie ihn seine Seele blicken lassen.
An
einer grossen alten Eiche führte Soujiro sie wieder zurück in den Wald. Sie
folgten nun einem winzigen Bächlein, das irgendwo in dem Herzen des Waldes
seinen ursprung haben musste.
Endlcih
kamen sie auf eine kleine Lichtung, durch die sich das Bächlein wie ein feiner
Silberfaden zog.Das Gras wiegte sich sanft in der Melodie des Nachtwindes.
„Da
sind wir!“ erklärte Soujiro lächelnd
und machte eine einladende Geste in Richtung eines Baumes der einsam am
Ufer stand.
Yumi
sah sich um. Ausser ihnen schien hier niemand zu sein. Sie schritt langsam auf
den Baum zu. Als sie ihn fast erreicht hatte, löste sich eine Gestalt aus dem Schatten
der Äste.
Ein
gellender Schrei zeriss die friedliche Stille der Nacht.
Yumi
fasste sich ershcrecken mit eienr hand an ihre Brust, unter der ihr Herz so
schnell pochte als wollte es zerspringen, und
umklammerte mit der andren ihren Dolch der in ihrem Obi steckte.
Die
Gestalt vor ihr war vollkommen ihn Bandagen gehüllt und wo die Haut noch
durchschimmerte war sie von Verbrennungen gezeichnet.Sie bot ein garuenhaftes
Bild von einem Wesen das nicht mehr Mensch sein konnte.
„Aber,
aber...ist das deine Begrüßung nach so langer Zeit?“ fragte sie eine bekannte
Stimme die ihr einen Schauer über den Rücken fahren liess.
„Shishio-san...?“
Yumi liess ihren Dolch fallen . Obwohl sie seine Stimme erkannt hatte, ging sie
instinktiv einen Schritt zurück.
Mariko
wußte nicht was sie tun sollen. Sie hatte ihre Anweisungen erhalten, auf
jedenfall hier auf Fräulein Komagata zu warten, doch jetzt da dieser
markerschütternde Schrei durch die Wälder zu ihr getrungen war, wurde sie
unsicher. Es war eindeutig die Stimme
von Fräulein Komagata gewesen! Wenn ihr nun etwas passiert war? Dieser Junge
war bewaffnet gewesen...obwohl er vollkommen harmlos gewirkt hatte, hatte er
dennoch ein Schwert bei sich gehabt. Und wer trug schon ein Schwert mit sich
herum wenn er nicht damit umgehen
konnte?
Aufgewühlt
lief Mariko auf der kleinen Lichtung hin und her. Sollte sie sich in den Wald
begeben um nach Fräulein Komagata zu suchen? Sie hatte keinerlei Anhaltspunkte
wo sie der Junge hingebracht hatte...und vielleicht hatte der Junge sie acuh
getötet. Nackte Panik stieg in ihr auf. Was sollte sie tun? Wenn sie weg rannte
war Fräulein yumi verärgert und wenn sie blieb schwebte sie möglicherweise in
Lebensgefahr...
Schliesslich
beschloss sie sich am waldrand ein Versteck zu suchen, von dem aus sie die
Lichtung gut überblicken konnte.
„Ihr
wollt dieses Land erobern?“
Yumi
war fassungslos über soviel Kühnheit.
Sie
saßen im Gras am Ufer des kleinen Baches, der sich über die Wiese schlängelte.
Über ihnen erleuchtete ein prächtiger Vollmond die ganze Lichtung mit seinem matten Licht. Nachdem Yumis erster Schrecken verblasst
war, waren sie so vertraut miteinander umgegangen wie eh und je. Yumi sich bald
eingestehen, das er selbst jetzt , mit diesem furchterregenden Aussehen noch
eine überwältigende Ausstrahlungskraft besaß.
„Was
erstaunt dich so daran, liebste Yumi? Traust du mir das etwas nicht zu?“ feixte
Shihio amüsiert.
Yumi,
angeheitert von dem vielen Sake , den er ihr immer wieder nachschank, kicherte.
„Ich
traue euch alles zu! Und wenn ihr die ganze welt erobern wolltet! Doch sagt,
warum erzählt ihr mir das alles...habt ihr nicht Angst das ich euch verraten
könnte?“
„Ihr
werdet euch nicht selbst verraten...ihr seid meine Seelenverwandte“
Er
machte eine kurze Pause.
„Ich
möchte euch an meiner Seite wissen.“
„Mariko!Mariko,
wo steckst du?“
Yumi
lief aufgeregt auf der kleinen Lichtung hin und her.
„Hier,
Herrin“ vernahm sie plötzlich Marikos Stimme.
„Was
machst du denn da in den Büschen?“
„Ich
hörte einen Schrei und dann bekam ich Angst! Ich wollte euch nicht verärgern,
Herrin.“ Versicherte Mariko.
„Schon
gut.“ Meinte Yumi. Sie schien bester Laune zu sein.
„Lass
uns zurück gehen.“
In
dieser Nacht schritt Yumi Komagata einer neuen Zukunft entgegen.
Elf
Jahre Später...
Frühling
1879
Als
das Schwert ihren Leib durchbohrte fühlte sie keine Schmerzen. Nur das Licht
verblasste vor ihren Augen als sie ins Nichts fiel. Doch da waren seine Arme
die sie auffingen.. Sie hatte es geschafft...nun war sie mehr als eine
Trösterin der Nacht..sie war eine Kämpferin...kämpfte für ihn, für seine
Ziele.Bis zum Tod. Sie war nicht unglücklich.
Sie
starb an seiner Seite.
Owari
Ayumis
Kommentar : Die Geschichte zu schreiben war recht schwierig und ich bin nicht
ganz zufrieden damit. Ich denke ich habe mich noch zu wenige mit den beiden
Charakteren auseinandergesetzt, als das ich was wirklich gutes zustandebringen
könnte. Villeicht überarbeite ich ja diese Geschichte mal später.
Dennoch
freue ich mich natürlich, wenn es euch gefallen hat. Und falls sie euch nicht
gefallen hat, schreibt mir bitte erst recht eure Meinung, und zwar an
AyumiIkari@aol.com
Das
wars mal wieder von mir.
Ayumi