Teure Schläfer! 24.01.02
Am 6.2.2002 ist "dead line" für alle DM-Münzen und Scheine. Da gilt es die Taschen umzudrehen, die Sparbüchsen und Socken auszuschütteln und in allen Krimskramskästchen nach versteckten Schläfern zu suchen. Dazu habe ich mich heute aufgerafft, ...und siehe da, es haben sich auch zwei mal zwei Hände voll Münzen gefunden, ...DM-Scheine sind leider nicht zu Vorschein gekommen, ...lag wohl an meiner sparsamen und umsichtigen Geldeinteilung! Als ich dann die Münzlein so vor mir liegen sah, kam ein nostalgisches Gefühl über mich. Durch wie viele Hände mögen die Zehnerln und Pfennige alle gegangen sein? Ist dieser Haufen Münzen nicht der metallgewordene Gegenwert von Arbeit? Ich drehe die eine und andere Münze um, lese das Ausgabejahr und den Buchstaben der Prägeanstalt. Einige Münzen wurden bereits 1949 und 1950 in Umlauf gebracht. Wie viele hundert und tausend Male mögen Sie von einer Lohntüte in die andere, oder über Ladentische sein? Während dieser langen Reise, von 1949/1950 bis heute sind es immerhin mehr als 50 Jahre, hat sich nicht nur ihr Aussehen verändert. Die meisten sind abgegriffen, mit dunkler Patina überzogen und haben Kratzer und Scharten von Automaten, jedoch am meisten hat ihr Wert gelitten. Was hat man doch damals alles für ein Zehnerl noch kaufen können? ...eine Tüte saure Bonbons, ...einen Lutscher, ...eine Kugel Eis, ...einen Aufblas-Kaugummi, ...eine Wundertüte ...eine Lakritzschnecke, usw. Semmeln kosteten vor 40-50 Jahren fünf und ein Schulheft zwanzig Pfennige. Allerdings zahlte man in Bibliotheken noch Leihgebühren, ...ein Zehnerl pro Buch für eine Woche. Heute ist alles um ein Mehrfaches teurer und damit hat der Wert der Münzen ständig abgenommen. Der Wert der einmal geleisteten Arbeit ist mit den liegen gebliebenen Münzen verfallen. Ich stelle mir vor, dass bei jedem Einwohner in Deutschland kleine Geldhäufchen liegen, ...wie viel Arbeit mag da wertlos geworden sein, ...wie viele Hände mögen sich umsonst gerührt haben, ...wie viele Buckel entgeltlos gekrümmt, ...wenn Geld der Gegenwert von Arbeit ist? Es sind Münzen, die durch meiner Eltern und Großeltern Hände gegangen sind, die vielleicht verschenkt oder vererbt und von Kinderhänden über Ladentische geschoben wurden, die Wünsche erfüllten und von denen die eine oder andere in der Mütze eines Bettlers gelegen hat. Mein Entschluß steht fest, ich werde diese Münzen morgen nicht in neue, kalt funkelnde EURO tauschen, ...ich werde meine Münzen behalten! Sie sind mir heute mehr als nur ein Zahlungsmittel, sie sind Erinnerung und Geschichte zugleich, meine teuren Schläfer! Baba Yaga |