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Ungeboren

Nicht einmal geboren,
Warst du schon verloren.
Keine Chance, Licht zu sehen,
Keine Kraft, weiter zu bestehen.

Hab schon oft an dich gedacht
Und mich manches mal gefragt,
Wer war dies winzig kleine Kind,
Für das ich keinen Namen find...

Wie hättest du ausgesehen,
Wär das damals nicht geschehen?
Ein Mädchen, ein Junge, blond oder braun...
Kann nur meiner Fantasie vertrauen...

Nicht einmal geboren,
Warst du schon verloren...
Doch ich werd dich nie vergessen,
Hab dich kurze Zeit besessen...

 

 

Dieser Beitrag kommt von Marianne Ney, der ich hier nochmals für die Veröffentlichung danken möchte. Nicht immer zeigt uns das Leben seine Sonnenseite. Vielen Dank Marianne, auch für das wundervolle Gedicht!

(Wer mehr von Marianne Ney lesen möchte klickt hier!)

Worüber man nicht spricht

Wir freuten uns. Mein damals 10jähriger Sohn freute sich, die Omas freuten sich, ich sowieso und sogar mein Mann freute sich. Wir waren 10 Tage verheiratet und ich war in der 17. Schwangerschaftswoche. Mein Sohn hatte für das Ungeborene kleine Schuhe gekauft, winzige, blau-weiß geringelte Schühchen, die heute, 24 Jahre später, noch bei mir im Schrank liegen.
Es war der Tag vor Allerheiligen, als bei mir eine leichte Blutung einsetzte. Schon eine Stunde später war ich bei meinem Gynäkologen. Das kleine Wesen war auf dem Ultraschall deutlich zu sehen - und ich spürte , wie es zarte Tritte in meinem Bauch austeilte. Die Herztöne waren deutlich und regelmäßig. Der Arzt untersuchte mich sorgfältig: " Es scheint alles in Ordnung zu sein! Halten sie sich ruhig und kommen Sie übermorgen wieder!"

Bevor ich an diesem 2. November zum Arzt ging, nahm ich ein Bad. Und da passierte dann etwas Unfassbares:
Als ich mich aus dem Wasser erhob, spürte ich, wie etwas aus mir herausrutschte, das restliche Badewasser färbte sich blutrot. Ich stand wie erstarrt. Minutenlang hatte ich Angst, mich zu bewegen. Im Badewasser registrierte ich Klumpen von Gewebe, undefinierbar.
Vorsichtig trocknete ich mich ab und rief eine Bekannte an, die mich umgehend zum Gynäkologen brachte.
Ich hatte eigentlich nicht so recht begriffen, was passiert war. Wahrscheinlich stand ich unter Schock.
Der Arzt schaute zwischen meine Beine, dann sagte er: " Da hängt ja schon die Nabelschnur raus...."
Ich starrte ihn an : " Soll das heißen, das mein Kind...."
" Ja," sagte er. " Tut mir leid, aber da ist nichts mehr zu machen."

Ich fuhr mit meiner Bekannten ins Krankenhaus, wo man mich zunächst noch mal untersuchte.
Die Ärztin, die mich betreute, erklärte mir, dass mein Baby tot war und dass es jetzt " rauskommen müsse".
Man hängte mich an den Wehentropf. Ich weinte unablässig. Ich konnte so schnell gar nicht begreifen, dass dieses Kind, dessen Herztöne ich vorgestern noch so deutlich gehört hatte, in mir gestorben war...
Nach einiger Zeit besuchte mich die Hebamme, die eigentlich bei der Geburt dabei sein sollte. " Warum weinen Sie denn so?" fragte sie konsterniert. Dann sagte sie einen Satz, den ich bis heute nicht vergessen habe: " Ich sage den jungen Frauen immer, dass sie froh sein sollen, wenn sie dieses * Gesudel* los sind....."
Ein junger netter Arzt, der gerade seine ersten Erfahrungen in der Gyn machte, sah die Hebamme entsetzt an. " Merken sie denn nicht, dass die Frau psychisch total fertig ist!?" sagte er schockiert.
Das tote Baby ließ auf sich warten. Ich verbrachte die Nacht im normalen Krankenzimmer. Am nächsten Tag kam ich wieder an den Wehentropf. Am Nachmittag, gegen 3 Uhr, war es dann soweit. Ich konnte deutlich spüren, wie es aus mir heraus rutschte. Ich hob den Kopf und sah ein kleines Wesen zwischen meinen Beinen liegen. Es war vielleicht handlang, aber es war alles an ihm dran...Winzige Füße und Händchen und geschlossene Augen, alles umhüllt von der Fruchtblase. Die Ärztin sah mich erschrocken an: " Haben sie es gesehen?! Sie sollten doch nicht hinschauen!" Dann nahm sie mein Baby weg. " Sieht aus, als wenn es fehlgebildet wäre..." meinte sie.
Nachdem man mich einer Kürettage unterzogen hatte, wurde ich auf mein Zimmer gebracht. 2 junge Bettnachbarinnen waren anwesend. Die eine hatte eine Risikoschwangerschaft und musste ruhen, die andere war hochschwanger. Mein Zustand hatte sich etwas gebessert, aber ich war noch immer todtraurig.
Mich beschäftigten verschiedene Fragen, zum Beispiel die, was man mit meinem ungeborenen Kind tun würde.
Kaum jemand wollte antworten, wenn überhaupt, dann nur vage und ausweichend.
Mir fiel auf, dass selbst meine Familie, meine Schwiegermutter, mein Mann und alle anderen über dieses ungeborene Kind nicht reden wollten. Scheinbar war es ein Tabu, es wurde von ihnen als Makel empfunden, anders kann ich es mir nicht erklären.
Der nächste Tag war noch besonders schwer. Meine Bettnachbarin bekam einen gesunden Jungen, ein Prachtbaby. Ich freute mich mit ihr, aber ich war auch todtraurig. Es tat weh! Meine andere Bettnachbarin beobachtete mich genau und fragte dann: " Bist du neidisch?"
Ich habe ihr keine Antwort gegeben. Ich antwortete auch nicht, als ich am nächsten Tag nachhause durfte. Eine Bekannte kam hereingeschneit. " Ich bin schwanger!" sagte sie freudestrahlend. " Kann ich deine Umstandskleider haben, du brauchst sie ja jetzt nicht mehr..."
Ich habe sie ihr nicht gegeben. 3 Monate später war ich wieder schwanger. Fast auf den Tag genau 1 Jahr nach der Fehlgeburt bekam ich einen kleinen Sohn. Eine Frühgeburt zwar, er musste kämpfen. Aber er hat es geschafft!
Aber dieses kleine Wesen, das zum Sterben verurteilt war ohne gelebt zu haben, habe ich nie vergessen.

 

© by Marianne Ney

 

Dieser Beitrag kommt von Tina, 32, drei Kinder:

Ich, der Angsthase...

Eigentlich weiss ich gar nicht, was ich schreiben soll! Ich hatte absolut stressfreie Schwangerschaften, die auch ohne Komplikationen verliefen obwohl ich keinen Gynäkologen hinzugezogen habe. Vielleicht war gerade deshalb alles so einfach! Ich meine, ich höre ja meine Freundinnen, die jedesmal, gestresst und meist mit einer Hiobsbotschaft von einem Vorsorgetermin zurückkommen. Ich begab mich vertrauensvoll in die Hände einer erfahrenen Hebamme (an dieser Stelle, vielen, vielen Dank Brigitte Ewender) bei der ich mich auch sicher aufgehoben fühlte. Meine Blutwerte habe ich ganz normal von meinem Hausarzt kontrollieren lassen und den Rest erledigte die Hebamme! Ich hielt es neun Monate ohne Ultraschall und Wehenschreiber aus und dennoch wussten wir genau um die Lage unseres Kindes – ja, sowas kann man auch abtasten! Hätte meine Hebamme irgendeine Komplikation festgestellt, hätte ich ohne zu zögern einen Arzt aufgesucht.

Also, was soll ich hier schreiben? Ich habe drei wundervolle Kinder. Das Stillen klappte auch. Vielleicht eine kleine Geschichte zu meiner ersten Schwangerschaft. Wie schon oben gesagt, mir gings prächtig. Das Kind entwickelte sich normal, mir war nie schlecht. Im Grunde war alles ok. Aber ich hatte halt wahnsinnig Angst vor der Geburt! Was ich da alles so gelesen hatte!!! Saugglocken, Zangen, Kaiserschnitt, Frauen am Rande der Erschöpfung usw. "Was kommt da nur auf dich zu???" Aber Papier ist geduldig. Also ging ich los und wollte von allen Frauen in meinem Umfeld wissen, wie das so bei ihnen war! Das hätte ich doch lieber sein lassen!!! Das, was ich so gelesen habe, wurde mir doch tatsächlich bestätigt! Jede Tante oder Freundin hatte ihr "Schauermärchen" zu erzählen. Mit jedem Tag wurde mir noch mehr angst und bange! Ich fing an mich vorzubereiten. Atemübungen, autogenes Training, ich habe Bücher gelesen in denen stand wie man den Schmerz bei der Geburt verringern kann usw. Schliesslich, ob ich es nun wollte oder nicht (ich muss zugeben zu diesem Zeitpunkt wollte ich es eher nicht), kam der Tag der Geburt! Was soll ich sagen? Es fing schon gut an. Die Schmerzen waren noch voll erträglich aber das ganze Atemzeugs und autogene Training, waren mir einfach zu kompliziert in diesem Moment! Ich atmete einfach so wie ich es erträglich fand in dem jeweiligen Moment und kam auch ganz prima zurecht. Aber es war ja nun nicht das, was ich eigentlich tun sollte. Ob die Schmerzen jetzt wohl noch schlimmer werden würden? Ich war schon sehr verunsichert. Irgendwann fragte ich die Hebamme, wie lange es denn noch dauern würde. Ich müsse mich schon noch gedulden. Hmm, was heisst das nun wieder? Die Wehen wurden schlimmer aber alles war immer noch durchaus erträglich. Also warum sollte ich mir ein Schmerzmittel geben lassen? Das wirkte dann womöglich nicht mehr, wenn es so richtig dolle wird. Und dass es so richtig dolle schlimm wird, wusste ich ja aus all den Berichten. Also, wartete ich. An dieser Stelle sollte ich vielleicht erwähnen, für all die, die es bis jetzt noch nicht bemerkt haben, dass ich schon ein wenig ein Angsthase bin. Vielleicht auch ein bisschen mehr als "ein wenig"!!! Jedenfalls, so nach etwa drei Stunden wurde alles etwas heftiger. Aber ich hatte ja noch viel vor mir! Das wird was... ob ich das wohl schaffe? Aber es war immer noch auszuhalten und Schmerzmittel lehnte ich wieder ab. Und dann – ich konnte es fast nicht glauben – für mich wie aus heiterem Himmel, kamen dir Presswehen! Das konnte doch nicht sein! Es musste doch noch viel schlimmer werden! Unerträgliche Schmerzen, Blut, Schweiss, Erschöpfung und ich hatte doch nichts gegen die Schmerzen!!! Wie soll das nun funktionieren? Das ging mir alles durch den Kopf in diesem Moment, ja ich möchte sogar sagen ich bekam etwas Panik. Aber diese konnte ich gar nicht ausleben, weil, just in diesem Moment wurde mein Sohn geboren! Das war alles? Ich war ziemlich verdattert. Es war wunderschön, einen fertigen Menschen im Arm zu halten und die Geburt war nun wirklich nicht schlimm! Die Schmerzen waren gleich vergessen. Es lag da ja auch eine wundervolle Belohnung in meinem Arm. Bei den anderen beiden Kindern wars genauso. Jetzt bin ich schlauer. Wären Entbindungen wirklich sooo schlimm, täten sich das Frauen doch nicht mehrmals an, oder? Und ich bin ja nun wirklich ein Angsthase – ich merke das immer wieder beim Zahnarzt – aber ich habs auch gut überstanden und sogar noch zwei Kinder bekommen! Also Frauen da draussen, lasst euch nicht verunsichern! Was ich damit eigentlich nur sagen wollte: Kinder zu bekommen, ist das Normalste der Welt. Geniesst die Zeit, sie geht so schnell vorbei und lasst euch nicht einreden, dass ihr krank seid. Ihr bekommt "nur" ein Baby, ein wundervolles Wesen. Lasst alles auf euch zukommen und euch nicht verunsichern. Lasst die Tanten reden... es ist sowieso bei jeder Frau anders - aber jede schafft es!!!

 

Dieser Beitrag kommt von Andreas, 37, ein Kind:

Schwangerschaft aus anderer Sicht

Also, was soll ich sagen, im ersten Moment war ich mehr als glücklich als ich erfuhr, dass ich Vater werde. Wenn ich nur da schon gewusst hätte, was so alles auf mich zukommt. Es fing ganz süss an, Sonntag morgen... ausgepennt und im Halbschlaf an den Frühstückstisch... Dort standen sie... die ersten Schuhe meines Kindes... Es dauerte aber dennoch ein paar Minuten bis ich realisierte, was man mir nun sagen will... aber ich hab’s verstanden.

Es durchfluten einen dann so unbeschreiblich komische, nicht zu deutende Gefühle. Glücklich wie sonst was, war ich. In den ersten Wochen war ja von der Schwangerschaft nicht so viel zu merken, dann aber sollte man beizeiten anfangen sich um eine Hebamme zu kümmern, die laufen ja nicht wie die Hühner im Stall umher. Also, ran ans Telefon. Ja und doch nach fünf Tagen, hatten wir dann eine gefunden die, die Pflege nach der Geburt übernahm. Mein Gott dachte ich, da ist noch gar keiner auf der Welt und du musst dich schon ums Hinterher kümmern. Nun wurden die Tage auch anders. Der Bauch schwoll an und ich glaube auch die Lust auf komische Sachen zu komischen Zeiten. "Du holst du mir mal was zu Trinken?" Nachts um zwei und ich lief los und hole Wasser. Sie trank immer nur Wasser egal wann. Nein, dieses Mal, um zwei Uhr nachts muss es Tee sein. Also, wieder in die Küche Tee machen. Könnte ich ja, während das Wasser noch kocht, schnell auf dem Balkon eine rauchen. Mist, ich also draussen, da brüllt sie von drinnen: "Kannste nicht aufhören mit rauchen? Das zieht hier alles rein. Willste dein Kind vergiften?" Also, nichts mit Zigarette. Wieder in die Küche, das Wasser war heiss. Ja so ein Mist, es war heiss. Mit andern Worten ungeniessbar. Also, wieder in die Küche und kaltes Wasser dazu. Wieder zurück, nun war der Tee leider nur noch lauwarm und ich sollte dann doch lieber ein Wasser holen. Menno! Hab ich doch gleich gewusst und dafür war ich nun 45 Minuten mitten in der Nacht wach??? Dann denkste, dass du nun weiterschlafen kannst. Aber nix da: "Duhuuuuuuuuuuuuuu???" Mit nem rechten Haken in die Nieren: "Sag mal Männe, haben wir noch Chips?" "Ach das weiss ich nicht!" "Geh doch mal schauen." Ja, tatsächlich im Wohnzimmerschrank waren noch welche. Peperoni. Ein Biss, ein Schrei. "Mann! Du, das kannste deinem ungeboren Kind nicht antun!" Wie, was nun??? Ich begreife nix mehr, ich kann es dem Kind nicht antun? Aber ich esse doch gar nicht! Na ja, in dem Moment als ich mich zu ihr rumdrehte flog schon die leere Chipstüte über mich in Richtung Papierkorb. Ich hatte nach der fünften oder sechsten Nacht, in diesen Situationen schon den Fuss aus dem Bett, weil ich wusste was nun kommt. Und es kam ja, ich wusste es. "Kann ich was zu trinken bekommen?" Also, ab in die Küche. Wasser. Was anderes holte ich nachts nun nicht mehr. Ich wollte schlafen. Solche Nächte gab es ungefähr an 40 Tagen der Schwangerschaft. Ansonsten verlief alles so, wie wir gedacht hatten und es passierte nichts aussergewöhnliches mehr, ausser dieser Lustattaken die ich immer erfüllt habe.

 

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