Über das Stillen

 

 

Wissenswertes und Interessantes:

Die Säugetiere entwickelten sich im Übergang von Erdaltertum zum Erdmittelalter aus säugetierähnlichen Reptilien. Die Entfaltung der Säuger zu den heutigen Ordnungen erfolgte in der Tertiärzeit. Neben anderen speziellen Säugermerkmalen wie zum Beispiel die Entwicklung des Haarkleides und die starke Entwicklung des Großhirns ist die Ausbildung der Milchdrüsen ein entscheidender Evolutionsschritt, der den Siegeszug der Klasse der Säugetiere einleitete.

Die Milch der Säuger ist an die speziellen Bedürfnisse ihrer Kinder optimal angepasst. Dabei ist der unterschiedliche Eiweißanteil direkt mit der Wachstumsgeschwindigkeit der Säuglinge korreliert:

 

  Protein Milchzucker Fette Tage bis zur Verdopplung des Geburtsgewichtes
Mensch  1,3  7,5 3,3 180
Pferd  2,8  5,8 1,2 60
Rind  3,4  4,7 3,7 47
Schaf  4,9  4,6 6,2 15
Kaninchen  10,5 2,0 16,5 6
Delphin  4,0 1,0 44,0 ?

 

Quelle: Hadorn/Wehner: Allgemeine Zoologie, 20.Auflage 1978, G. Thieme Verlag, Stuttgart

Die Muttermilch wird seit vielen Tausenden von Jahren auf die Bedürfnisse des Säuglings abgestimmt und ist deshalb die gesündeste Nahrung, die ein Baby kriegen kann.

 

Warum Stillen:

Stillen ist die natürlichste Sache der Welt. Über viele Generationen hinweg war Stillen die einzige Möglichkeit, den Nachwuchs gesund und kräftig aufzuziehen.

Erst die moderne Lebensmittelherstellung und die Verfahren der sterilen Zubereitung eröffnet dem modernen "industrialisierten" Menschen aufs Stillen zu verzichten und aus Kuhmilchbestandteilen hergestellte Ersatznahrung zur Säuglingsernährung zu verwenden.

Doch sollten wir uns darüber im Klaren sein, dass dies immer nur die zweite Wahl sein kann. Denn je ausgeklügelter die Ersatznahrung auch immer werden mag, es bleibt immer nur eine schlechte Kopie des Originals. Muttermilch ist einzigartig und – sind wir mal ehrlich – die einzig richtige Nahrung für unsere Menschenkinder.

Die vielen Stunden, die ein Kind an Mutters Brust verbringt, ihr eng verbunden, sind ungezählt. Hier wird nicht nur der Hunger und der Durst gestillt. Nein, auch der Hunger nach Mutters Nähe, ihrem Geruch, ihrer Stimme, ihrer Aufmerksamkeit wird auf eine unglaublich zärtliche und einfache Weise gesättigt. Stillen ist so viel mehr als nur "Füttern", es trägt dazu bei, die Mutter-Kind-Bindung intensivst aufzubauen. Die Hormone, die beim Stillvorgang im Körper der Mutter freigesetzt werden (Prolaktin, Oxytozin) werden nicht umsonst "Glückshormone" genannt.

Es gibt viele gängige Vorurteile, von denen die meisten sehr schnell entkräftet werden können! Warum verzichten nun so viele Frauen von vorneherein freiwillig auf´s Stillen? Manchmal kommt schon der Verdacht auf, dass eifersüchtige Männer sich die Ersatznahrung ausgedacht haben, um die enge Mutter-Kind-Bindung zu unterminieren.

 

Vorteile des Stillens für das Kind:

 

Vorteile des Stillens für die Mutter:

Es gibt also viele Argumente, warum man auch und gerade in unserer modernen Zeit Stillen sollte. Auch wenn es manchmal ein paar Klippen zu überwinden gilt bis alles reibungslos klappt – die Mühe lohnt sich. Bestimmt!

 

Gängige Vorurteile:

Neben den Frauen, die überhaupt nicht Stillen wollen, gibt es viele, die Stillen wollen, damit anfangen und bei den ersten Schwierigkeiten wieder aufgeben.

Wollten diese Frauen wirklich stillen? Oder waren sie froh, schnell aufhören zu dürfen? Waren sie mit ihren Problemen allein? Oder waren sie verunsichert, schlecht oder falsch beraten? Haben sie wirklich alles versucht?

Um hier keinen falschen Eindruck entstehen zu lassen: Jeder Frau bleibt es selbst überlassen, wie sie ihr Kind ernährt und wir überreden niemanden zu Stillen oder nicht zu Stillen. Jede hat ihre Gründe so oder so zu entscheiden und wir verurteilen niemanden.

Wir finden es aber unendlich traurig, dass Frauen, die wirklich Stillen wollen, manchmal nicht gut genug unterstützt werden und die Arbeit von uns Stillberaterinnen ist es, diese Frauen optimal zu unterstützen.

Wenn jemand zu uns kommt und fragt, "wie kann ich abstillen?" wird er bzw. sie genauso eine Antwort bekommen wie auf die Frage "Wie kann ich die Milchmenge steigern?", um nur ein Beispiel zu nennen.

Wie gesagt, wir überreden niemanden, wir versuchen aber Argumente zu liefern, die den Entscheidungsprozeß, sofern er noch nicht abgeschlossen ist, zu erleichtern.

In unserem Baby- und Still-Treff gibt es viele Frauen, die nicht oder nur kurz gestillt haben – trotzdem fühlen sie sich in der Gruppe wohl und manche bedauern vielleicht auch, nicht früher zu uns gefunden zu haben.

 

Allgemeine Infos rund um' s Stillen:

 

Erkältung und Stillen:

Hat sich die Mutter mit einer Erkältung infiziert, ist es für beide, Mutter und Kind, das Beste, wenn sie weiterhin stillt. Schon nach kürzester Zeit werden vom mütterlichen Körper Antikörper gebildet, die das Baby über die Milch erhält. So kann es die Krankheit der Mutter abwehren. Wenn es trotzdem krank wird, ist der Verlauf wesentlich leichter. Für die Mutter hat das Stillen viele Vorteile. Bei Unwohlsein und Abgeschlagenheit kann sie im Bett bleiben und ihr Kind bei sich im Liegen stillen. So können sich beide gut ausruhen und wieder zu Kräften kommen.

Um eine Infektionsübertragung auf das gesunde Kind zu verringern, ist eine gründliche Hygiene erforderlich. Da die Ansteckung über Tröpfchen- oder Schmierinfektion, also über Absonderungen aus Mund und Nase oder Hautkontakt erfolgt, ist regelmässiges Händewaschen wichtig und küssen, Gesichtskontakte bzw.  zu meiden.

Hat sich das Baby dennoch angesteckt, hilft es ihm, es in einer Oberkörper erhöhten Stillposition, wie zum Beispiel dem Rückengriff, anzulegen. So bekommt es besser Luft. Einige Tropfen Muttermilch in die Nase des Kindes geträufelt, macht die Atemwege frei.

Wenn die Mutter Fieber hat ist durch die verringerte Körperflüssigkeit und dem damit verbundenen erhöhten Flüssigkeitsbedarf auf zusätzliche Zufuhr zu achten.

 

Stillen in der Schwangerschaft:

Eine erneute Schwangerschaft stellt keinen zwingenden Grund dar, ein noch stillendes Kind abzustillen. Solange sich die Mutter gut und ausreichend ernährt und ihre Schwangerschaft gesund verläuft, wird das ungeborene Baby in seiner Entwicklung nicht beeinträchtigt. Durch die, während der Schwangerschaft gebildeten Hormone, kann es bei der Mutter  zu wunden, schmerzhaften Brustwarzen kommen und zum anderen reduziert sich während des zweiten Drittels der Schwangerschaft die Milchmenge. Auch geschmacklich verändert sich die Muttermilch. In Vorbereitung auf die anstehende Geburt wandelt sich sich wieder in Kolostrum (Vormilch) um. Deshalb kommt es vor, dass sich sehr viele Kinder während dieser Zeit von alleine abstillen. Ist das gestillte Kind jünger als ein Jahr, sollte die Mutter sein Gewicht regelmässig kontrollieren um sicher zu gehen, dass es auch ausreichend ernährt wird. Zwingende Gründe, um während einer Schwangerschaft abzustillen, sind vorausgegangene Frühgeburten, auftretende Blutungen oder Schmerzen in der Gebärmutter. Jedoch ist vor allem wichtig, dass beide, Mutter und Kind, es wollen. Man soll sich keine festen Vorstellungen davon machen, wie das Stillen in dieser Zeit ablaufen soll. Oft befinden sich beide in einem emotionalen Bad der Gefühle, durch das sich oft nichts vorausplanen lässt. Die Mutter sollte jeden Tag auf sich zukommen lassen und in jeder Situation flexibel bleiben, so kann sie auf jedes Bedürfnis neu eingehen.

 

Das Tandem-Stillen:

Das "Tandem-Stillen" ist das gleichzeitige Stillen eines älteren Geschwisterkindes und eines Neugeborenen. Das Anlegen dient so nicht nur der Ernährung des Neugeborenen, sondern stillt auch das vermehrte Bedürfnis des älteren Kindes nach Zuwendung, Geborgenheit und Trost. Diese Aufgabe ist für die Mutter einerseits sehr befriedigend, jedoch wird ihr auch sehr viel körperliche Kraft abverlangt. Wie sich beide Geschwisterkinder das Trinken an der mütterlichen Brust teilen, ist eine Frage des Ausprobierens. Nach der Geburt gehören die anfänglich geringen Kolostrummengen dem Neugeborenen alleine. Das Saugen des älteren Kindes kann dann dazu beitragen, das der Milcheinschuss sanfter und schneller ausfällt und die Milchbildung reichlich angeregt wird. Bei ausreichender Milchbildung, nach dem dem 3. - 4. Tag, kann die Mutter dann, immer unter der Vorraussetzung, dass das Baby die Menge Milch erhält, die es für seine Entwicklung braucht, das Geschwisterkind an der Brust trinken lassen. Es kann entweder gleichzeitig gestillt werden, oder nachdem das Baby fertig getrunken hat oder aber die Mutter stillt das ältere Kind, nach Absprache, nur zu bestimmten Tageszeiten. Sorgt sich die Mutter darum, ob das Baby auch ausreichend Milch erhält, ist es hilfreich, die Gewichtskurve des Babys, so wie die Anzahl der nassen Windeln und Stuhlentleerungen zu kontrollieren.

 

Haltbarkeit der Muttermilch:

Frisch abgepumpte Muttermilch hält sich ungekühlt bei Raumtemperatur 6 – 8 Stunden (das Kolostrum, durch den hohen Anteil der antiinfektiösen Bestandteile 12 –24 Stunden).

Wenn die Muttermilch, direkt nach dem Abpumpen bei + 8 °C im Kühlschrank gelagert wird, kann man sie sogar 3 – 5 Tage aufheben (immer ins oberste Fach ganz nach hinten stellen, da es hier am Kühlsten ist. Also nicht in die Türfächer oder ins Gemüsefach).

Wenn Sie Muttermilch einfrieren möchten, benutzen Sie dafür einen **** - Sterne- Gefrierschrank, da die Gefahr besteht, dass die Gefrierfächer im normalen Kühlschrank eine dauerhafte Temperatur von – 20 °C bis – 40 °C nicht gewährleisten können. Die gefrorene Milch ist bis zu 6 Monate haltbar. Angetaute Milch immer im Kühlschrank aufbewahren. Hierbei ist der Inhalt des noch geschlossenen Gefäßes 24 Stunden haltbar. Einmal angebrochen, muss er innerhalb von 12 Stunden verbraucht werden.

Gefrorene Milch sollte langsam bei Raumtemperatur oder über 24 Stunden im Kühlschrank aufgetaut werden. Erwärmt wird sie dann im warmen Wasserbad oder Flaschenwärmer (Wasser häufig wechseln, da die Gefahr der Keimbesiedlung besteht).

Niemals in der Mikrowelle erhitzen (viele wichtige Bestandteile gehen verloren. ausserdem wird sie unterschiedlich heiß --> Verbrennungsgefahr) oder im Kochtopf erwärmen (Milch gerinnt). Eventuelle Reste dürfen kein zweites Mal erwärmt werden und müssen weggeworfen werden.

 

Stillen und Sport:

Eine massvolle sportliche Betätigung, wie zum Beispiel Gymnastik oder Radfahren ist für stillende Mütter angemessen und vorteilhaft. Anhand von verschiedenen Studien wurde festgestellt, dass Sport bei Stillenden die Leistungsfähigkeit des Herzens und der Gefässe verbessert und sportliche Aktivitäten während der Stillzeit bei den meisten Frauen keine Gefahr darstellt. Auch ist es in den meisten Fällen unwahrscheinlich, dass die Muttermilch, aufgrund erhöhter Milchsäurewerte nach dem Training, von den Säuglingen nicht mehr akzeptiert wird. Jedoch ist es ganz wichtig, dass eine stillende Mutter, die regelmäßig Sport betreibt, ihr Gewicht kontrolliert, um sicher zu gehen, dass sie nicht zu schnell abnimmt (Fettabbau ---> Giftstoffe in der Muttermilch). In den ersten drei Monaten nach der Geburt max. 2 kg/Monat oder 500 gr. / Woche, damit es zu keiner Einbuße an Qualität und Quantität der produzierten Muttermilch kommt. Eine Diät sollten sie erst nach Beendigung der Stillzeit beginnen.

 

Haare färben:

 

Das Haarefärben in der Schwangerschaft und Stillzeit sollte man unterlassen. Einige der Chemikalien, stehen in Verdacht, das Erbgut zu schädigen oder krebserregend zu sein. Sie gelangen über die Kopfhaut in den Körper der Mutter und lassen sich sogar in der Muttermilch und im Fettgewebe der gestillten Babys nachweisen. Als Alternative kann man Pflanzenhaarfarben benutzen oder die Haare einfach nur tönen.

 

Wann und wie stille ich ab?

Nach Möglichkeit sollten Sie Ihr Kind bis zu sechs Monaten stillen. So lange profitiert Ihr Baby von der Muttermilch. Der Zeitpunkt des Abstillens sollte den Bedürfnissen von Mutter und Kind angepasst sein. Sehr viele Kinder bestimmen den Zeitpunkt selbst und lehnen manchmal von heute auf morgen die Brust ab.

Sie sollten langsam abstillen, damit sich das Verdauungssystem des Kindes auf die neue Kost einstellen kann. Zuerst wird eine Brustmahlzeit durch Flaschennahrung ersetzt, im übrigen wie gewohnt weiter gestillt. Nach einigen Tagen ersetzen Sie die zweite Mahlzeit usw. Als Beikost verwenden Sie Gläschennahrung oder pürieren Gemüse- und Obstbrei selbst.

 

 

Zum Abschluss möchten wir Ihnen noch nahe legen, dass zu einer guten Stillvorbereitung auch eine gute Organisation für die Zeit nach der Geburt wichtig ist. Verteilen oder vergeben Sie gewisse Hausarbeiten und begrenzen Sie Ihre Besucherzahlen.

Denn Stillen bedeutet Ruhe und Stille haben für die Bedürfnisse des kleinen neuen Menschens. Auch die eigenen Bedürfnisse, wie „Abschalten“ und neue Kräfte sammeln, sollten nicht vernachlässigt werden.

 

 

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