ROYAL LOUISE

Segeltörn mit einer ganz besonderen Fregatte.

Am 14.10.2000 hatte ich Gelegenheit, als Crewmitglied  an einem Tagestörn mit einem ganz besonderem Schiff  - und zwar der Berliner Fregatte ROYAL LOUISE teilzunehmen. Die LOUISE ist ein Nachbau einer ehemals königlichen Yacht, die schon damals Berliner Gewässer befuhr. Sie diente dem damaligen König von Preussen als Spielzeug und war ein Geschenk der Engländer, die dafür eine ihrer Fregatten im Maßstab 1:3 nachgebaut hatten. Leider ging das Original nach dem zweiten Weltkrieg verloren. 
1996 wurde dann als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme ein Nachbau auf Kiel gelegt. 1998 war die Jungfernfahrt. ROYAL LOUISE ist von der Takelung her ein Vollschiff. Sie hat ca. 18m Länge über alles und drei rahgetakelte ca. 15m hohe Masten, die bis zu 150 qm Segelfläche tragen. Die Verwendung ist zur Zeit ähnlich exclusiv wie damals, dient sie doch ausschließlich dem Charter von Politikern und Wirtschaftsbossen, die mit ihr ihre Gäste ausfahren. Gepflegt wird die LOUISE von Langzeitarbeitslosen im Rahmen einer weiteren ABM. Sie stellen auch die Crew bei den Ausfahrten.

Da ich nun Rahsegler liebe und unweit des Reviers der LOUISE wohne, hatte ich schon vor einiger Zeit Kontakt mit dem Schiff aufgenommen und bekam so die Gelegenheit, als Matrose anzumustern.

Ich fand mich also zum verabredeten Zeitpunkt am Liegeplatz ein und durfte erst einmal Deck schrubben und mithelfen, das Schiff für die Tagesgäste auf Hochglanz zu bringen. Dann wurden alle Segel ausgeschüttelt um das reichlich in ihnen vorhandene Regenwasser zu entfernen und danach in ihrem Geschirr hängen gelassen. Nach letzten Aufräumarbeiten und einem weiteren Deckwischen kamen dann auch die Tagesgäste - diesmal Angehörige der Firma BTG-Berlin (Eigner) - und es ging los. Auch wenn kein Wind war, so setzten wir doch die Marssegel und den Klüver. Da wir aber zu einem bestimmten Zeitpunkt in Berlin-Rauchfangswerder erwartet wurden, musste natürlich der Diesel dazukommen. Das Ergebnis waren vom Fahrtwind backgeschlagene Segel... Auch der Versuch später, bei etwas aufbrisenden Lüften noch die Bramsegel dazu zu setzen brachte nur etwa 0,2 kn Fahrt. Die strahlende Sonne, die das oktoberlich goldene Laub des umgebenden Waldes erstrahlen ließ, versöhnte uns aber damit. So ließen wir an Ziel angekommen den Anker fallen und ergaben uns dem Dolce Vita.

Während wir dann noch über unserem Anker herumschwojten, kamen dann doch noch nennenswerte Winde. Wir konnten sie allerdings nicht nutzen, da sie uns entgegen kamen und die Berliner Gewässer für Aufkreuzen mit einem Rahsegler schlicht zu eng sind. Es kam also das Kommando Segel aufgeien und packen. Schade, aber nicht zu ändern.

Auf dem Heimweg dann der wunderschöne Ausblick aus dem Rigg auf die heimatlichen Naherholungsgebiete. Das Strandbad Grünau von oben. Aber auch der Kampf mit dem ebenfalls nur 1/3 großen Rigg, mit engen Wanten und historischen Gegebenheiten. Das Binden der Zeisings mit einer Hand, die eigenverantwortliche Arbeit  und eigene Entscheidung, was zu tun ist. Gewürzt mit der Tatsache, dass ohne Takelgurt oder sonstige Sicherheitsvorkehrungen oben hantiert wird. Halt so, wie es in den Büchern über Käpt'n Hornblower beschrieben ist. 

Schließlich erreichten wir den Liegeplatz wieder und nach einem nicht so ganz einfachen Anlegemanöver stiegen die Tagesgäste aus und uns blieb noch das Aufklaren des Schiffes.

Die ROYAL LOUISE ist ein echtes Schmuckstück, innen wie außen. Damit wird natürlich der Tatsache Rechnung getragen, dass sie eine Nachbau dieser königlichen Yacht ist. Es sind aber auch die Oberflächen und Inneneinrichtungen so gefertigt, dass sie selbst unseren verwöhnten Augen luxuriös erscheinen. So ist beispielsweise das WC schick wie bei einem nostalgischen Kreuzfahrer. Auch an Deck ist alles aus Mahagoni und Teakholz gefertigt. Das Rigg besteht aus Holz und Naturfaser, einzig die Segel sind aus modernem Dracon.

Was mich verwunderte war, dass ein so kleines Schiff genausoviel, ja vielleicht sogar mehr Mühe macht wie ein großes und alle Manöver genausolange oder gar länger dauern. Es sond halt ebensoviele Taue zu holen und zu fieren wie auf einem großen Vollschiff. Sogar mehr als auf der MIR mit ihrem modernen vereinfachten Rigg. Die LOUISE hat höhenverstellbare Rahen und daher Rahfallen und Toppnanten, die auf MIR nicht vorhanden sind.

 

+++ News +++ News +++ News +++ News +++ News +++ News +++ News +++

20.02.04

Nachdem die Betreiberfirma der ROYAL LOUISE Insolvenz angemeldet hat, steht das Schiff nun zum Verkauf. Eine Gruppe von Enthusiasten um den Skipper der Fregatte planen nun einen Verein zu gründen, um das Schiff zu erwerben, in Stand zu halten und zu betreiben. Als Liegeplatz ist Potsdam vorgesehen. Von dort aus sollen dann auch wieder Fahrten unternommen werden. Gesucht werden Sponsoren, sowie aktive und passive Mitglieder, die durch Beiträge, Spenden und Mitarbeit zum Erhalt der ROYAL LOUISE betragen wollen. 

Interessenten bitte per Email (bythewind@web.de) bei mit melden. Ich leite das dann weiter.

 

04.03.04

In diesen Tagen entscheidet sich das Schicksal der ROYAL LOUISE. Damit wie oben beschrieben das Schiff durch einen Verein betrieben werden kann, müssen so schnell wie möglich die Mittel aufgebracht werden, das Schiff zu kaufen. Dazu werden Spenden benötigt, oder auch die Mitgliedsbeiträge der zukünftigen Vereinsmitglieder. Außerdem können Segelanteilscheine a 30,- Euro erworben werden, die später "abgesegelt" werden können.

Mitgliedschaft im Verein:
aktive Mitglieder 120,- Euro/Jahr
Fördermitglieder 60,- Euro/Monat

Interessenten bitte direkt bei Herrn Voss (Tel 0179 - 5335613) melden.

Gestern im Berliner Tagesspiegel:

Verein will „Royal Louise“ nach Potsdam holen

Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit: Am Freitag will sich in Potsdam ein Verein gründen, der einen Nachbau der berühmten Segelfregatte „Royal Louise“ nach Potsdam holen möchte. Doch die Initiatoren um Michael Springer stehen vor einem Problem: Genau am Freitag läuft auch ein Ultimatum des Insolvenzverwalters jenes Unternehmens ab, in dem der Segler zwischen 1997 und 2001 gebaut wurde. Gelingt nicht der glaubhafte Nachweis, dass der in Gründung befindliche Verein in der Lage sein wird, das Segelschiff im Wert von etwa 100 000 Euro zu erwerben, soll die Miniaturfregatte nach Mecklenburg-Vorpommern verkauft werden. Für Springer ein Unding.

Das Schiff wurde 1831 gebaut und war ein Geschenk des englischen Königs an Wilhelm I. Es diente als königliche Vergnügungs-Yacht, gehörte bis 1945 zur deutschen Marine und wurde 1947 in Kiel wegen seines schlechten Zustandes zu Brennholz zerhackt. Springer will nun erreichen, dass sein Verein „Royal Louise Yacht- und Schifffahrtsverein zu Potsdam“ doch noch sein Konzept umsetzen kann: gemeinnützige Vereinstätigkeit zum Erhalt und Betrieb des Schiffes, Vermietung und Vermarktung des Schiffes für Veranstaltungen und für geschlossene Gästegruppen bis 24 Personen durch Auschartern an andere Segler. Liegeplatz soll im Sommer der Bereich am Jungfernsee sein, im Winter soll der Nachbau an den historischen Platz zurück kehren: ins Bootshaus an der Pfaueninsel.

Wieland Eschenburg, Büroleiter des Potsdamer Oberbürgermeisters, findet das Konzept der Vereinsgründer „überzeugend“, die Idee ein „exklusive Ereignis“. Da die Stadt aber nicht als Bürge einspringen könne, werde jetzt ein Mäzen, ein Bürge bzw. würden Spender gesucht, die den Erwerb dieser „Bürgerfregatte“ vielleicht doch noch möglich machten. Ein treuhänderisch verwaltetes Spendenkonto ist gestern vom Verein in Gründung eingerichtet worden. ERB

Spenden: Mittelbrandenburgische Sparkasse, Kto.: 350 200 1919, BLZ 160 500 00; Zweck: Erwerb der Royal Louise

 

16.03.04

Die ROYAL LOUISE ist jetzt online unter www.royal-louise.de 

 

All photos Baerbel Beuse 2000. NO COPYING!