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Wie kritisch ist eigentlich eine richtige Einstellung des Tonarms? Sie ist kritisch!
Sie ist mit Sicherheit so kritisch, daß ein korrekt eingestellter schlechter Arm, besser spielen wird, als ein
schlecht eingestellter guter Arm... Siehe hierzu auch diese Seite
In den guten, alten Zeiten übernahmen versierte Händler den Einbau von Tonarmen und Tonabnehmern, heute steht man hiermit
meist allein. Endlose Diskussionen über Klangveränderungen bei der Veränderung der VTA, verschiedene Geometrien und anderes
erwecken vor allem beim Laien den Eindruck, es wäre unmöglich, einen Tonarm korrekt zu justieren. Dem ist nicht so,
lassen Sie sich vor allem nicht verrückt machen, wenn Sie bei leichten Änderungen zunächst keine großen Unterschiede hören. Ihre Ohren
sind mit Sicherheit nicht schlechter, als die eines Analog-Gurus.
Wichtig bei allem folgenden ist vor allem,
- Geduld
Es dauert, bis man seinen Arm korrekt eingestellt hat, es sei denn Sie sind hier eins der raren Naturtalente, die
einen Systemwechsel in 15 Minuten erledigt haben.
- geeignetes Werkzeug
- Tonarmwaage (Shure, Ortofon)
- Überhangschablone (ich verwende die Schön-Schablone)
- Feinmechaniker Schraubendreher
- Taschenspiegel
- Messplatte (DIN, o.ä.)
- Systematische Vorgehensweise
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Beim Einbau des Tonabnehmers die Schrauben erstmal leicht anziehen, damit der Tonabnehmer nachher
noch verschoben werden kann. Auflagekraft gemäß der Herstellerangabe erstmal grob einstellen und mit
einer Tonarmwaage überprüfen. Antiskating auf 0 stellen.
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Mit o.g. Schablone wird erstmal der "Überhang" (nach Herstellerangabe)eingestellt.
Den Tonabnehmer dabei so verschieben, daß die Längskanten parallel zur Headshell verlaufen. Zur Überprüfung
legen Sie den Taschenspiegel auf den Plattenteller und setzen die Nadel auf dem Spiegel ab.
Vergleichen Sie nun gerade Linien des Tonabnehmers mit jenen im Spiegelbild.
Ein verkantetes Einbauen des Tonabnehmers wirkt sich gehörmäßig schlimmer aus, als ein um 1mm zu geringer Überhang!
Hilfreich bei der Bestimmung der Parallelität können auch Bleistiftminen sein, die am System mittels
Tesa-Film befestigt werden.
Haben Sie den Überhang optimal justiert können die Schrauben sachte angezogen werden.
Vorsicht, das "Festknallen" der Schrauben bei eingebautem Tonarm kann die Lager des Tonarms zerstören. Bedenken
Sie die entstehenden Hebelkräfte!
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Die Tonarmhöhe justieren Sie zunächst einmal so, daß bei auf einer Platte aufliegendem Tonabnehmer das Tonarmrohr
parallel zur Plattenoberfläche verläuft.
Den Nadelazimuth (wenn er denn überhaupt einstellbar ist) stellen Sie ebenfalls so ein, daß die Nadel von vorne gesehen
exakt senkrecht in der Rille steht (Platte und gerade Vorderkante der Headshell oder des Tonabnehmers exakt parallel).
Die Antiskating justieren Sie zunächst einmal ungefähr in Höhe der Auflagekraft.
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Kontrollieren Sie nun mit einer Messplatte die Auflagekraft und die Antiskating. Messplatten enthalten meist eine
gute Anleitung. Beachten Sie, daß nicht jeder Tonabnehmer gleich gut abtastet. Bei vielen MC-Systemen werden Sie feststellen,
daß Sie die Auflagekraft etwas über die Herstellerangaben hinaus erhöhen müssen, um Tracks mit 70-80Mikrometer Auslenkung
verzerrungsfrei abtasten zu können. Je nach Nadelschliff ist auch eine andere Antiskating als die Auflagekraft durchaus
normal.
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Falls Sie keine Messplatte haben nehmen Sie zur Kontrolle der Antiskating eine Schallplatte, die einen großen Bereich
bei den Auslaufrillen besitzt:
Setzen Sie die Nadel in einem Rillenzwischenraum der drehenden Platte auf. Sie darf nicht nach innen oder außen
wegdriften sondern sollte innerhalb einer Rille landen und dort verbleiben.
- Vertrauen Sie Ihren Ohren
Mit dieser Grundeinstellung hören Sie erstmal einige Tage Musik, um sich an das veränderte Klangbild zu gewöhnen und den
Tonabnehmer "einzuspielen". Nach c.a. 30-50 Stunden können Sie dann mit Feinjustagen beginnen. Verändern Sie bitte nur
1 Parameter auf einmal, ansonsten landen Sie schnell im analogen Nirvana...
- VTA
Verändern Sie die VTA von der Grundeinstellung ausgehend in kleinen Schritten (1mm) nach oben. Bei einer bestimmten Tonarmhöhe
wird das Klangbild regelrecht einrasten. Es löst sich besser von den Lautsprechern und trotzdem sind Instrumente besser
fokussierbar. Gehen Sie darüberhinaus weicht das Ganze einer scharfen, nervigen Wiedergabe.
Stellt sich das "Einrasten" auch nach ca. 3-4mm Höhenveränderung nicht ein, gehen Sie zurück zur parallelen Grundeinstellung
und verändern die VTA nunmehr leicht nach unten. Sollte das Klangbild nun zwar "mächtiger" aber unpräziser werden, gehen Sie wieder
zurück nach oben. Das beschriebene Einrasten wird sich irgendwann bei jedem Tonabnehmer einstellen.
- Auflagekraft
Eine geringere Auflagekraft läßt einen Tonabnehmer freier, gelöster und dynamischer wirken, irgendwann steigen allerdings
auch die Verzerrungen... Bei Erhöhung der Auflagekraft steigert sich die Präzision, andererseits klingt es irgendwann
regelrecht "tot". Haben Sie einen guten Mittelwert gefunden, belassen Sie es dabei. Nichts schädigt Platten übrigens so
sehr, wie eine zu geringe Auflagekraft!
- Nadelazimuth
Durch feinste Justagen des Nadelazimuths können Sie Abbildungspräzision und Links/Rechtstrennung weiter verbessern. Viele
Nadeln sind ab Werk leicht schief eingebaut, was durch die Azimutheinstellung korrigiert werden kann. Aber bitte nur in
kleinen Schritten verändern!
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