Teil 1
Geheimnisse
Es war ein ganz normaler Nachmittag, als Conan mit seinen Freunden aus der Schule kam. Ganz normal ist gut gesagt. Er hatte zum ersten Mal von Ran Stubenarrest bekommen, weil er sich zu sehr in einen von Kogoros Fällen eingemischt hatte. Das wunderte ihn doch etwas, da Ran ihn sonst immer in Schutz vor Kogoro nahm und ihn sonst auch immer viel Freiraum ließ. Doch nun war es nun mal so und als 7 Jähriger hatte man sich schließlich den Anweisungen der Erwachsenen zu fügen. Also verabschiedete Conan sich von seinen Freunden und ging heim. Als er ankam, stellte er fest, dass er allein war. Kogoro hatte wohl einen Fall rein bekommen oder war einfach nur in seine Stammkneipe gegangen. Und Ran hatte noch eine Stunde Unterricht. Er stellte seine Sachen ab und beschloss erst mal seine Hausaufgaben zu machen, damit Ran nicht noch mehr Grund hatte auf ihn wütend zu sein. Als er da an seinen Hausaufgaben saß, dachte er weiter darüber nach, wie seltsam Ran sich in letzter Zeit benahm. ‚Hatte sie wieder Verdacht bezüglich meiner wahren Identität geschöpft?’ überlegte Conan kopfschüttelnd. ‚Warum sagt sie nichts? Nein das kann nicht sein. Sie behandelt mich immer noch wie ein kleines Kind. Wenn sie wüsste, dass ich Schinchi bin würde sie mir sicher kein Stubenarrest geben. Oder? Tut sie es gerade deswegen?’ Er grübelte noch eine Weile hin und her, bis er Schritte aus dem Flur hörte. Jetzt erst fiel ihm auf, wie lange er schon so da saß und dass er noch kein einziges Ergebnis seiner Hausaufgaben auf dem Zettel stehen hatte. Noch bevor Ran die Tür aufschloss schrieb er schnell die ersten zwei Lösungen auf sein Blatt. Als Ran das Zimmer betrat hüpfte er quietsch vergnügt, als sei nie was gewesen, von seinem Stuhl und begrüßte sie freudig. „Hallo Ran. Hast du einen schönen Tag gehabt?“ „Ja hab ich. Wo ist Paps?“ antwortete sie nur knapp. „Keine Ahnung. Als ich kam war er schon weg und ein Zettel lag auch nirgends.“ „Das ist ja mal wieder typisch für ihn. Haut einfach ab, ohne ein Wort zu sagen. Dabei hab ich ihn heute Morgen extra noch dran erinnert, dass er heute auf dich aufpassen muss.“ regte sich Ran auf, während sie ihre Sachen abstellte. „Wieso denn? Wo willst du denn hin?“ „Ich will mich mit jemand treffen. Aber du kennst ihn sowieso nicht. Außerdem hast du immer noch Stubenarrest.“
‚ IHN?’ dachte Conan. ‚Hat Ran etwa einen neuen Freund gefunden? Aber das kann doch nicht sein. Nein bestimmt nicht. Sie arbeitet mit ihm bestimmt an irgendeinem Projekt für die Schule.’ Während Conan dastand und vor sich ihn grübelte, ging Ran schon in die Küche und fingt an das Essen vorzubereiten. Conan ging ihr nach. Er musste herausfinden, mit wem sich Ran da trifft. Also fragte er einfach ganz unschuldig: „Triffst du dich mit jemanden aus deiner Schule?“ Ran antwortete leicht genervt: „Nein er wohnt in einem anderen Schulbezirk.“
„Aber wenn du mich hier nicht allein lassen willst, kannst du ihn ja einfach hierher einladen“ antwortete Conan ganz naiv. „Geh den Tisch decken. Ich werd' dir schon was zu tun geben, bis ich wieder hier bin. Und jetzt hör auf mit der Fragerei.“ fauchte Ran ihn auf einmal an. Conan sprang just vom Stuhl und tat wie ihm geheißen. Doch ihm ging die ganze Sache nicht aus dem Kopf. ‚Warum verhält sich Ran so komisch? Weiß sie, dass ich Schinichi bin? Will sie mir bewiesen, dass sie mich nicht braucht. Nein das ist Unsinn. Aber mit wem trifft sie sich da? Und warum will sie unter allen Umständen vermeiden, dass ich davon erfahre mit wem sie sich da trifft? Sie wird mir was zu tun geben. Um sicher zu gehen, dass ich ihr nicht hinterher schleiche?’ Conan grübelte bis das Essen fertig war weiter. Doch statt Antworten zu finden taten sich ihm immer mehr fragen auf. Sie setzten sich an den Tisch und aßen in einer bedrückenden Stille. Conan sah Ran während des Essens immer wieder von der Seite an. ‚Sie sieht so glücklich aus. So hab ich sie schon lange nicht mehr gesehen. Hat sie vielleicht doch jemand anderen gefunden? Aber sie hat doch gesagt, dass sie mich liebt. Hätte ich ihr doch die Wahrheit sagen sollen? Nein damit hätte ich sie nur in Gefahr gebracht. Aber was soll ich tun? Ich kann ihr ja nicht am Telefon mittels Stimmentransposer meine Liebe gestehen. Was soll ich nur tun?’ „Was hast du? Geht es dir nicht gut Conan? Du isst ja gar nichts.“ Ja, sie hatte recht Conan hatte die ganze Zeit nur lustlos in seinem Essen rumgestochert. Aber er konnte nichts essen. Es war als hätte er einen riesigen Kloß im Hals. „Ich hab irgendwie keinen richtigen Hunger.“ „Du wirst doch nicht krank werden?“ Ran sah ihn jetzt besorgt an. „Nein bestimmt nicht.“ Conan lächelte sie liebvoll an. „Ich bin nur etwas müde.“ „Na gut. Dann leg dich lieber ein bisschen hin. Du bist ziemlich blass geworden. Ich werde mal sehen, ob Paps sein Handy mit hat.“ Sie drückte ihre Hand sanft auf seine Stirn „Hm Fieber hast du nicht.“ „Ich sag doch ich bin bloß etwas müde. Mach dir keine Sorgen mir fehlt nichts. Ich leg mich einfach ein bisschen hin.“ „Na gut. Mach das.“ Conan ging in sein Zimmer und legte sich auf sein Bett. Er hörte noch, wie Ran versuchte, ihren Vater zu erreichen und schimpfte, weil er nicht ans Telefon ging. Er lauschte noch wie Ran den Tisch abräumte, doch dann wurden ihm die Augenlieder immer schwerer und er schlief ein.
Als Conan aufwachte, sah er auf die Uhr. fast zwei Stunden hatte er geschlafen. Er träumte davon, wie Ran sich mit ihrem Freund traf. Wie sie zusammen in einem Cafe saßen. Eifersucht stieg in ihm auf. Doch irgendwie fühlte er sich auch schuldig. Solange wie er Ran schon allein gelassen hatte. So traurig wie sie immer war. ‚Vielleicht ist es besser so. Vielleicht finden wir ja nie ein Gegenmittel. Vielleicht kann ich nie wieder als Schinichi zu ihr zurückkehren. Dann hätte Ran wenigstens jemanden, mit dem sie glücklich werden kann.’ Conan fühlte sich so traurig und leer, wie noch nie in seinem Leben. In der Wohnung war es mucksmäuschenstill. Er verließ sein Zimmer und sah, dass Ran einen Zettel auf dem Tisch hinterlassen hatte:
>>Ich konnte Paps leider nicht erreichen, aber ich hab dir das Essen in den Kühlschrank gestellt, falls du doch noch Hunger kriegst. Wenn irgendwas ist ruf mich an. Ansonsten mach deine Hausaufgaben fertig und stell keine Dummheiten an. Ich bleib nicht lange weg.
Bis nachher. Ran <<
Er setzte sich an den Tisch wieder vor seine Hausaugaben und grübelte weiter. ‚Ist das alles nur meine Schuld? Hätte ich Ran von Anfang an die Wahrheit sagen sollen? Aber das hätte sie in Gefahr gebracht. Ich könnte es mir nie verzeihen, wenn ihr wegen meiner Neugier irgendetwas zustoßen würde.’ Er sah traurig zu Rans Zimmertür. Doch dann schüttelte er den Kopf, als wolle er diese Gedanken vertreiben. ‚Vielleicht mache ich mich auch nur verrückt und Ran trifft sich wieder heimlich mit ihrer Mutter. Ich könnte sie ja einfach mal wieder anrufen.’ Er sprang vom Stuhl, holte schnell sein Handy und den Stimmentransposer und wählte Rans Nummer. Als sie abnahm, begrüßte sie ihn mit freudiger Stimme: „Schinichi. Schön, dass du anrufst. Hast du meine Nachricht erhalten?“ „Ähm. Darauf hatte ich jetzt gar nicht geachtet. Ich wollte eigentlich nur mal hören, wie’s dir geht und was du so machst.“ „Mir geht’s gut, danke der Nachfrage. Aber ich wollte eigentlich mal ganz gerne wissen, ob du es einrichten kannst uns in nächster Zeit mal mit deiner Anwesenheit zu beehren.“ ‚Autsch. Das war ja mal sehr direkt.’ dachte Schinichi, also antwortete er ganz schuldbewusst: „Ich würde ja sehr gerne bald wieder vorbei kommen, aber ...“ „Ja, ja. Der Fall. Ich weiß schon.“ sagt Ran ziemlich genervt. Doch dann wurde sie wieder leise und ihre Stimme klang, als würde sie fast anfangen zu weinen. „Aber es wäre wirklich wichtig. Ich hab dir was Wichtiges zu sagen. Aber das kann ich nicht am Telefon. Verstehst du?“ Es machte Schinichi sehr traurig, dass Ran seinetwegen so litt. Er versucht sie etwas zu beruhigen und sagte sanft zu ihr: „Ja ich verstehe. Ich werde sehen, was ich machen kann. Aber vor nächste Woche wird es leider bestimmt nichts.“ „Okay. Danke.“ flüsterte Ran fast. Im Hintergrund wurde es plötzlich sehr laut und es klang als müsse Ran erst woanders hingehen, um das Gespräch fortzusetzen. Schinichi fragte sie, als es wieder etwas ruhiger: „Wo bist du denn? Auf dem Rummel?“ „Nein. Ich bin nur von einem Bekannten zu einem Kaffee eingeladen worden. Wenn du kommst stelle ich ihn dir vor.“ antwortete Ran überschwänglich freudig. Also hakte Schinchi weiter nach. „Was ist das denn für ein toller Bekannter. Ein neuer aus unserer Klasse?“ „Nein. Das erklär ich dir, wenn du kommst. Das ist am Telefon, sagen wir, etwas ungünstig.“ „Na wenn du meinst.“ gab Schinichi etwas mürrisch zurück. Das war nicht gerade die Antwort, die er sich erhofft hatte. Und besonders Aufschlussreich war es auch nicht, was Ran da von sich gab. „Na ich will dich dann mal nicht weiter beim Kaffee stören.“ „Aber… Na gut. Ruf mich bitte noch mal an und sag mir bescheid, wann du kommst.“ „Ja, mach ich.“ „Bis bald.“ „Ja. Bis bald Ran.“ Er legte auf und hing weiter seinen Gedanken nach. ‚So ist das also. Sie will unbedingt, dass ich den Kerl, mit dem sie sich heute trifft, kennen lerne. Aber warum? Sie klang eigentlich wie immer. Und es schien auch nicht als versuchte sie zu verbergen, mit wem sie spricht. Dass sie fast anfing mit weinen, spricht auch dagegen, dass sie mit diesem Kerl eine engere Beziehung hat. Aber was soll das dann alles? Diese ganze Geheimniskrämerei. Glaubt sie, dass der mir bei meinem Fall helfen kann? Auf jeden Fall versucht sie unter allen Umständen zu vermeiden, dass ich über Umwege erfahre, worum es geht. Sie scheint ganz offensichtlich Angst davor zu haben, dass über Conan etwas an Prof. Agasa und dann an mich gelangt. Oder sie ahnt doch, dass Conan und ich ein und dieselbe Person sind. Ich muss Ai davon überzeugen, dass sie mir sobald ich keinen Stubenarrest mehr habe das Gegenmittel gibt. Dann erfahr ich endlich, was hier los ist.’ Er beschloss erst einmal nicht mehr weiter über die Sache nachzudenken und machte schnell seine Hausaufgaben. Nach fünf Minuten war er damit dann auch fertig und so langsam meldete sich auch sein Magen. Also ging er in die Küche und machte sich sein Essen noch mal warm. Er war noch nicht ganz mit essen fertig, als Ran auch schon nach Hause kam. „Hallo Conan. Geht’s dir wieder besser?“ „Ja. Mach dir keine Sorgen.“ Sie setzte sich zu ihm an den Tisch und fragte nachdenklich „Sag mal Conan. Hat Schinichi angerufen, während ich weg war?“ „Wieso fragst du?“ fragte Conan verwundert. „Na ja. Schinichi hat mich vorhin auf meinem Handy angerufen und er klang ziemlich niedergeschlagen. Ich dachte vielleicht hat er vorher versucht hier anzurufen und du wüsstest vielleicht, was los ist.“ „Ähm. Ich hatte Schinchi nur gesagt, dass du dich mit jemand zum Kaffee triffst. Mehr wusste ich ja sowieso nicht.“ „Das war ja auch so beabsichtigt.“ murmelte Ran in sich rein. Doch dann strahlte sie Conan an. „Das wird sich ja dann Alles nächste Woche klären. Schinichi hat mir nämlich versprochen nächste Woche zu kommen.“ „Ach apropos nächste Woche. Kann ich am Montag zu Prof. Agasa. Ai hat mir heute on der Schule erzählt der Professor hätte ein neues Spiel entwickelt.“ „Ja meinetwegen. Du kannst es wohl kaum noch erwarten, dass du mich nicht mehr den ganzen Tag am Hals hast.“ Conan lächelte und aß weiter.
Am nächsten Morgen, als Conan aufwachte, hörte er Ran sehr laut schimpfen. Er lugte aus seinem Zimmer und sah, dass Ran telefonierte. „Es ist doch immer wieder das Gleiche mit dir. Kannst du nicht wenigstens einen Zettel da lassen, wenn du sich schon von jetzt auf plötzlich aus dem Staub machst? … Sag mir mal lieber, wann du dich hier wieder blicken lässt. … Na gut. Bis dann.“ Conan war inzwischen aus seinem Zimmer gekommen und hatte angefangen sein Frühstück zu essen. „Was hat Onkelchen gesagt?“ „Paps hat einen Auftrag bekommen. Er meinte, er wäre die ganze Woche unterwegs. Aber was Genaueres wollte er mir auch nicht sagen.“ Als Conan fertig war und sich angezogen hatte, machte er sich sofort auf den Weg in die Schule. Er musste Ai unbedingt vor dem Unterricht abpassen und sie davon überzeugen, dass sie ihm das Gegengift gibt.
Als Conan nach der Schule zu Hause ankam, rief er sofort Ran an, um ihr zu sagen, dass er, also Schinichi, am Montag Zeit hätte. Er erzählte ihr, dass er dem Professor bescheid gesagt hätte und dieser Conan den Schlüssel zu seinem Haus mitgegeben hätte, so dass sie sich bei ihm treffen konnten und Ran nicht draußen in der Kälte warten musste. Ran kam eine Stunde später überglücklich heim. Sie umarmte Conan und ließ sich sofort die Schlüssel geben. ‚Das passt doch alles nicht zusammen. Wenn Ran einen neuen Freund hätte, würde sie sich doch nicht so freuen, dass Schinichi sie besuchen will. Aber wenn sie keinen neuen Freund hat, was soll dann diese Geheimniskrämerei?’
Fortsetzung folgt...
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