Das Rosenwunder
Donna Isabel de Aragão war, und ist noch heute, die populärste Königin Portugals. Die Frau des Königs Don Dinis ist wahrscheinlich bekannter unter dem Namen Rainha Santa Isabel, die Heilige Königin Elisabeth. Ihr Bild steht auf vielen Altären in ganz Portugal. Viele Legenden berichten von ihr, darunter die vom berühmten Rosenwunder. Mit nur zwölf Jahren kam sie nach Portugal und wurde mit Don Dinis, der sich in sie verliebt hatte, in Trancoso verheiratet. Sie brachte den Ruf großer Tugendhaftigkeit mit, und die Natur gab ihr eine außergewöhnliche Schönheit. So bezaubert war der Dichter-König, dass sie bald so viele Ländereien als Schenkungen erhielt wie vor ihr keine andere portugiesische Königin. Ein alter Bericht schilderte folgendermaßen die Mildtätigkeit dieser Frau ohnegleichen: „Isabel ließ den Bettlern, die sie sah, Kleider anmessen, besuchte die Kranken mit schwärenden Wunden, sie legte die Hände auf ihre Häupter, ohne Ekel zu verspüren, und befahl ihren ärzten und Krankenschwestern, sie zu pflegen. Sie verteilte an den Feiertagen Gaben an die Häuser der notleidenden Leute und an viele Klöster, sowohl des Reiches als auch des Auslandes. Ihre Reichtümer gingen immer an die Kirche und an das Volk. Ihr Betragen war bescheiden, demütig und keusch.“ |
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Aber diese Frau, die in ihr ganzes Leben Liebe zu geben und zu verteilen versucht hat, war nicht glücklich. Früh hat Don Dinis sie gegen viele andere Frauen ausgetauscht, deren Kinder er an den Hof brachte. Das berühmte Wunder der Rosen ist in einer Zeit geschehen, als Don Dinis der Vergeudung der Staatskasse durch seine Frau ein Ende bereiten wollte. Nach der Legende ist Folgendes geschehen:
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Don Dinis ist von einem Höfling benachrichtigt worden, dass am nächsten Tag, gegen den königlichen Befehl, Isabel mit Gold und Silber ausgehen würde, um die Armen zu beschenken. Don Dinis wurde darüber sehr zornig, und er entschied, die Königin zu überraschen, wenn sie gerade ihre Almosen verschenken würde. Am nächsten Morgen, es war ein eisiger und sonniger Januarmorgen, war Donna Isabel mit den Kammerfrauen im Garten. Sie hatte ihren Umhang eingeschlagen und ihren Schoß gefüllt mit Münzen, als der König erschien. Die Königin erblasste voller Angst vor Reaktion des Königs, wenn er das mitgebrachte Geld entdecken würde. Sie grüßten sich höflich und Don Dinis fragte: - Wohin geht Ihr am Morgen, liebe Frau? - Ich gehe die Altäre des Klosters Santa Cruz schmücken, mein Herr! - Was bringt Ihr da im Schoß mit, meine Königin? Die Königin zögerte einen Moment, bevor sie antwortete: - Es sind Rosen, mein königlicher Herr! - Rosen, edle Dame? – rief erzürnt Don Dinis. – Rosen im Januar?! Ihr wollt mich, ohne Zweifel, trügen! Würdig und sehr gelassen ließ Isabel die Spitze ihres Umhangs los und antwortete: - Mein Herr, eine Königin Portugals lügt nicht! Und alle sahen aus dem Umhang einen schönen Strauß von weißen und roten Rosen erblühen, wo alle Münzen erwartet hatten.
Übersetzt von Ana Luísa und Neuza Illustration von Anne Weiß, Stuttgart |