Glossar  (- für diejenigen meiner verehrten Internetbesucher, die sich schon längere Zeit nicht   mehr mit Geschichte und Architektur beschäftigt haben -)

Backsteingotik: Backsteinbauten bestehen aus unverputzten, ausgefugten, gebrannten Ziegelsteinen, oft auch durch glasierte, verschiedenfarbige Ziegel oder Klinker belebt. Zierglieder sind aus so genannten Formsteinen zusammengefügt. Schon im 4. Jahrtausend v. Chr. wurden Backsteine in Mesopotamien verwendet. Im deutschen Bereich wurden sie erst in der Zeit der Gotik im norddeutschen Raum zur architektonischen Mode. Viele Städte Norddeutschlands sind von der so genannten norddeutschen Backsteingotik geprägt (u. a. Lübeck, Wismar, Neubrandenburg). Die Wrangel-Kapelle ist das südlichste Zeugnis der norddeutschen Backsteingotik.

Barock: Stilepoche der europäischen Kunst (17.Jahrhundert bis Mitte des 18.Jahrhunderts)

abgeleitet vom portugiesischen "barroco" (sonderbar geformte Perle) und vom französischen "baroque" (sonderbar). Das Barock wurde von den Zeitgenossen des 17.Jahrhunderts tatsächlich auch gegenüber der vorangegangenen Renaissance als sehr sonderbar empfunden. Der Stil ist eine Übersteigerung, ja, Übertreibung der Elemente der italienischen Hochrenaissance, kam im deutschen Bereich aber erst nach dem Dreißigjährigen Krieg zur Blüte. Die Endphase des Barock wird Rokoko genannt. Es ist die Kunst des Absolutismus und des aufkommenden Manufakturbürgertums. Die Barockkunst ist prunkvoll und grandios, lebensfroh, aber auch melancholisch; heiter und verspielt; voller Schnörkel und Verzierungen. In der Architektur des Barock gibt es Rundungen, Kuppelbauten, glockenförmige Turm-Dachhauben (wie das kleine Türmchen zwischen den beiden Türmen der Stephani-Kirche), dazu viele Plastiken und Bilder.

Feudale Lasten (Feudalrente): Bezeichnung für die Frondienste und Abgaben der hörigen und leibeigenen Bauern. Sie beruhten auf persönlicher, oft traditioneller Abhängigkeit und Gewalt. Der Leibeigene hatte die Leibrente zu entrichten, Leibeigene und Hörige dem Grundherren die Grundrente, dem Vogt die Gerichtslasten, der Kirche den Zehnt und dem Landesherren die staatlichen Steuern. Leibherren, Grundherren, Gerichtsherren, Zehntherren und Landesherren begannen im 14.Jahrhundert ihre Forderungen zu erhöhen und mit oft drastischen Mitteln einzutreiben. Daneben mussten die Bauern außerdem noch die Arbeitsrente in Form von Frondiensten, die leibeigenen mehr als die hörigen, leisten.

Gotik: umfassendste und bedeutendste Stilepoche des Mittelalters (etwa Mitte des 13. bis Anfang des 16. Jahrhunderts) zwischen Romanik und Renaissance. Architektur: aufstrebend, schlank, licht, mit Arkaden und Spitzbogen, "Maßwerk" (konstruiert mit Zirkel und Lineal, dem heute beliebten Mandala ähnlich) als Schmuckform. Erstes gotisches Bauwerk im deutschen Raum war der Magdeburger Dom. Bildende Kunst: mehr der Natürlichkeit verpflichtet als die Romanik, Körperlichkeit, ausdruckstarke, fast porträthafte Gesichter, Streben nach idealer Schönheit.

Hallenkirche: in der Spätgotik seit der Mitte des 15.Jahrhunderts häufig verwendete Form, bei der im Unterschied zur älteren Basilika alle Kirchenschiffe zumindest annähernd die gleiche Höhe haben, so dass meist ein gemeinsames Dach den Bau überdeckt. Im Unterschied zur klassischen Hallenkirche existieren die beiden Türme im alten gotischen Stil bei der Calbenser Kirche.

Hufe: Im Mittelalter Bauernland, dessen Größe zwischen 7 und 10 Hektar variierte. Eine Königshufe im Rodungsgebiet war doppelt so groß. Im späten Mittelalter war die Hufe durch Teilungsvorgänge immer kleiner geworden. Die Hufen dienten als Bemessungsgrundlage der bäuerlichen Abgaben und Frondienste (s. Feudale Lasten). Der Begriff ist wahrscheinlich von (Bauern-)Hof abgeleitet. 

Hugenotten: Bezeichnung für die französischen Calvinisten (Protestanten, Anhänger des Reformators Calvin), die seit der Mitte des 16.Jahrhunderts in Frankreich in Wellen auftretenden Repressalien und blutigen Pogromen ("Bartholomäusnacht") ausgesetzt waren. Besonders die Verfolgungen unter Ludwig XIV. lösten eine Fluchtwelle von einer viertel Million Hugenotten in die protestantischen Länder Niederlande, England, Dänemark, Schweiz, Nordamerika, Rheinpfalz, Braunschweig, Württemberg, Hessen und besonders Brandenburg-Preußen aus. In den deutschen Ländern waren sie wegen ihres manufakturtechnischen Know-hows (neue Produktionsmethoden und Werkzeuge) begehrt. An den Fortschritten, welche die Manufakturentwicklung, aber auch die Kultur in Deutschland seit dem Ausgang des 17.Jahrhunderts machte, waren die Hugenotten entscheidend beteiligt. U. a. in Magdeburg und Calbe trugen die französischen Aussiedlerfamilien, wie zum Beispiel die Tourniers in Calbe, wesentlich zur Steigerung der Tuchproduktion bei. Oftmals erinnern Familiennamen noch an diese Vorfahren.

Industrielle Revolution: Von England ausgehende und mit der Erfindung der Dampfmaschine verbundene Ablösung der handwerklichen und manufakturellen Warenproduktion durch die industrielle Produktion in Fabriken. Charakteristisch für die gesamte industrielle Revolution war die Dominanz der Werkzeugmaschine. In der ersten Phase (Beginn bis Mitte des 19.Jahrhunderts) herrschte die Leichtindustrie vor, das Verkehrswesen wurde revolutioniert (Eisenbahnen, Dampfschiffe u. a.). In der zweiten Phase (Mitte bis Ende des 19.Jahrhunderts) dominierte die Schwerindustrie, neue Antriebskräfte (Elektrizität), Verkehrsmittel (Autos) und Kommunikationsmittel (Telefon u. a.) wurden entwickelt, Erfindungen und Entdeckungen in Wissenschaft und Technik boomten.

Karolinger: fränkisches Herrschergeschlecht, nach seinem bedeutendsten Vertreter, Karl dem Großen, benannt. Regierungszeit etwa von der Mitte des 8.Jahrhunderts bis zum Ende des 9.Jahrhunderts.

Königshof: königlicher (auch "villa regia" genannter) Wirtschaftshof. Oftmals gingen aus diesen königlichen Wirtschaftshöfen auch königliche Wohn- und Herrschaftshöfe, die Pfalzen, hervor .Der Name "Pfalz" wurde von den Franken vom lateinischen "palatium" entlehnt. Die Herrscher reisten in ihrem Herrschaftsgebiet von Pfalz zu Pfalz. Die militärisch gut gesicherten Pfalzen waren Wirtschafts- und Verwaltungshöfe auf dem Grundbesitz der Herrscher. Pfalzen gab es seit etwa dem 7. bis zum Ende des 16.Jahrhunderts, sie waren oft Vorgänger der Residenzen. Der Königshof in Calbe wurde schon 965 von Otto I. dem Magdeburger Mauritius-Kloster geschenkt und wird deshalb wohl nie als Pfalz genutzt worden sein.

Mittelalter: von den Humanisten im 16./17.Jahrhundert verwendete Bezeichnung für den Zeitabschnitt zwischen der griechisch-römischen Antike und ihrer Wiedergeburt (Renaissance), also die Zeit vom Ende des 5. bis zum Beginn des 16.Jahrhunderts. Das Mittelalter war geprägt von der Herrschaft der katholischen Kirche und von feudalen Wirtschafts- und Sozialstrukturen.

Pfalz (siehe Königshof): Der Name "Pfalz" wurde von den Franken vom lateinischen "palatium" entlehnt. Die Herrscher reisten in ihrem Herrschaftsgebiet von Pfalz zu Pfalz. Die militärisch gut gesicherten Pfalzen waren Wirtschafts- und Verwaltungshöfe auf dem Grundbesitz der Herrscher. Pfalzen gab es seit etwa dem 7. bis zum Ende des 16.Jahrhunderts, sie waren oft Vorgänger der Residenzen.

Romanik: erste gesamteuropäische Kunst- und Stilepoche zwischen der ottonischen Kunst und der Gotik (11.Jahrhundert bis Anfang des 13.Jahrhunderts); angelehnt an antike Vorbilder. Architektur: wuchtig, breit, mit Rundbögen und Würfelkapitellen. Bildende Kunst: kultischer, mystisch-religiöser Inhalt, stilisiert, flächig und blockhaft. Zum Kennenlernen der romanischen Architektur gibt es die "Straße der Romanik".

Wüstung (wüste Dorfstelle):  aufgegebene Dörfer und Fluren. Ursache: Veränderungen natürlicher Bedingungen, hauptsächlich aber der gesellschaftlichen Verhältnisse. 2 Wüstungsperioden: 12./13.Jahrhundert und 14./15.Jahrhundert; in der zweiten Ära entstand die Masse der Wüstungen als Folge des Preisverfalls für Getreide (Agrarkrise), der vermehrt auftretenden Pestseuchen sowie des höheren Lebensstandards in den Städten, aber auch des Verfalls der Zentralgewalt und der damit verbundenen gehäuften Fehdetätigkeit des Adels.

 

 

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