Der "Fromme" oder "Heilige Augustin"

 

... In der Mitte des Gebäudes, das mit vielen Stuckornamenten versehen ist, steht in einer Nische das Standbild eines Mannes in einer Tracht aus dem Mittelalter. Links und rechts von ihm stehen Kinder, die ihre Hände nach ihm ausstrecken, um Backwerk von ihm zu erhalten. Dieser Mann hat die Phantasien der Menschen immer wieder angeregt und so ist es zu vielen Erzählungen und Dichtungen über ihn gekommen. Im Volksmund wird er als "Frommer Augustin" oder auch "Heiliger Augustin" bezeichnet. Eine Geschichte über ihn hat sich über die Jahre erhalten, obwohl es mehrere Varianten davon gibt: "In Gotha lebte vor langen Jahren ein wohlhabender Bürger namens Augustin. Die einzige Freude seines Lebens waren die Kinder, die sich um ihn tummelten, wo es sich sehen ließ. Stets hatte er Backwerk bei sich, und der frohe Jubel der Kleinen war ihm der schönste Lohn. Da brach in den Jahren 1433 bis 1438 eine furchtbare Teuerung über das Land herein, und eine schlimme Hungersnot verzehrte die Kraft der Armen. Da ward Herr Augustin der Retter der Kinder. Reich flossen seine Spenden, und als nach langen, bangen Jahren wieder eine gute Ernte die Not behoben hatte, da konnte der gütige Mann in sich das Bewußtsein tragen, daß er wie wenige sein Andenken in den Herzen seiner Mitbürger eingegraben hatte. Er kam zu hohen Jahren und ward für sein Wohltun reich gesegnet. Als er aber zu sterben kam, sah man, so erzählt die Sage, zwei Knaben in schneeweißen Gewändern an seinem Bette sitzen. Sie wichen nicht von seiner Seite bis die Seele in die Heimat entfloh. Wehklagen erfüllte die Stadt, die ihren größten Wohltäter verloren hatte. Am Grabe aber sah man noch drei Tage lang ein Kind in weißem Kleide, das einem Engel glich."

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