Sankt Gothardus

Schutzpatron der Stadt Gotha

 Auf einer alten Urkunde kann man lesen:

"Gotha war ein Dorf, und wurde wegen seiner bequemen Lage und des guten Wassers, wovon es seinen Namen empfieng, als auch wegen der zum Bau nöthigen Stücke an Holz, Stein, Kalk, Sand, Leimen zur Stadt und Ort des Aufenthalts vieler Personen mit guten Bedacht ausersehen."

In einer Schenkungsurkunde vom 25. Oktober 775 aus Düren überlässt der fränkische König Karl der Große (742 – 814) dem hessischen Kloster Hersfeld die Zehntabgaben (etwa den zehnten Teil jeder Ernte) der dörflichen Siedlung villa Gothaha.

Der überlieferte Name für die erste Ansiedlung war Gothaha, was althochdeutsch soviel wie "gutes bzw. fließendes Wasser" bedeutet. Vermutlich ist der heutige Stadtname Gotha von dem althochdeutschen Wort guot = gut abgeleitet und nicht, wie oft behauptet und vermutet worden ist, vom Namen Sankt. Gothardus, des Hersfelder Abts und Hildesheimer Bischofs.

Zu den markantesten Heiligen im Mittelalter zählt zweifellos der Heilige Gotthard (d.h. "der in Gott Starke"). Sein Geburtsjahr ist nicht bekannt, kann aber nach Angaben seines Biographen Wolfher (auch Wolfhere) in dessen Vita posterior (Lebensbeschreibung) ziemlich genau errechnet werden. Wolfher spricht davon, dass Gotthard am 21. Dezember 991, in seinem 31. Lebensjahr, die feierlichen Gelübde ablegte. Deshalb kann man annehmen, dass Gotthard 960 geboren wurde. Auch über den Geburtsort und das genaue Geburtsdatum von Gotthard gibt es keine urkundlichen Belege. Doch ist aus der geschichtlichen Tradition des Klosters anzunehmen, dass Reichersdorf (der Ort gehört heute zur Pfarrei Schwanenkirchen im Kreis Deggendorf in Bayern) sein Geburtsort war.

Die Schreibweise seines Namens ist sehr verschieden und stark territorial abhängig. Im süddeutschen Raum und in den angrenzenden, europäischen Ländern sind Gotthard, Gotehard, Godehardi, Godehar, Godard und Goewaert weit verbreitet, im niederdeutschen Raum dagegen Godehard.

Im weiteren Text wird die in und um Gotha heute allgemein gebräuchliche Schreibweise Sankt Gothardus verwendet.

Eine Legende berichtet davon, dass Sankt Gothardus in einer Nacht folgenden Traum hatte:

"Er sah sich unter einem Ölbaum sitzen und las ein Buch. Plötzlich kamen fremde, würdige Männer auf ihn zu. Sie sollten im Auftrag des Königs diesen Ölbaum verpflanzen. Aber je tiefer sie gruben, umso verzweigter wurden die Wurzeln. Als sie mit Äxten die Wurzeln durchschlugen, wuchs aus jedem Wurzelrest ein neuer Ölbaum, so dass ein ganzer Wald entstand. Von überall her kamen die Menschen und holten sich Absenker dieser wundersamen Bäume für ihre Gärten."

Dieser Traum sollte schon bald Wirklichkeit werden - Sankt Gothardus wurde Bischof von Hildesheim.

Dass Sankt. Gothardus an der Gründung der Stadt Gotha wesentlichen Anteil gehabt haben soll, ist nach wie vor noch eine unbewiesene Behauptung. Bisher wurden in den Archiven dazu keine Urkunden oder Hinweise gefunden. Gemessen an der Bedeutung und dem Reichtum des Klosters in Ichtershausen war das Marien-Stift auf dem Schlossberg in Gotha eher unbedeutend. So kam es vielleicht auch, dass die Stadt Gotha am allgemeinen Erwerb und dem Tausch von Sankt - Gothardus - Reliquien im Großraum Hildesheim schon aus finanziellen Gründen nicht teilhaben konnte.

Es könnte ein Verdienst der Nonnen und Mönche der beiden Klöster in Gotha gewesen sein, dass sich die Verehrung und Bewunderung der Leistungen von Sankt Gothardus durch die Aufnahme seines Bildnisses in das erste nachweisliche Stadtsiegel um 1250 ausdrückte.

"Gotha hat vor diesen zweyerley Siegel gehabt. Im grössern sitzet S. Godehardus (wie der beygeschriebene Nahme zeiget /) auf einem niedrigen Sessel / in der rechten Hand den Bischoffs=Staab / in der lincken das Evanglien=Buch haltend / mit der Umbschrift: SIGILLUM CIVIUM IN GOTA. Und dieses Siegel findet sich schon in denen Brieffen der Stadt de an. 1250. und ist zu glauben / daß mans auch in ältern antreffen würde / wenn deren vorhanden wären."

Die Übernahme des Namens Sankt Gothardus in die Siegel und das Wappen von Gotha könnte auch seine Ursache am Gleichklang mit dem Namen haben. Bei der Wahl von Sankt Gothardus zum Patron der Stadt könnte es sich aber auch um einen häufig anzutreffenden Vorgang handeln, bei dem ein Heiliger zur Hilfe bei bestimmten Krankheiten durch die Menschen bestimmt wurde. Im frühen Mittelalter war es auch üblich, das Jahr, mit dem ein neues Jahrhundert begann, als Heiliges Jahr zu feiern. Später wurde sogar nach Ablauf von 50 Jahren ein Heiliges Jahr begangen.

So könnte 1200 oder 1250 ein Heiliges Jahr gefeiert worden sein, in dem nicht nur die Pilger nach Rom zogen, sondern auch Heiligen eine besondere Ehrung zukam.

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