Übung Butterfly - Gren Taufe
Ende neunte Woche war es soweit. Wir standen kurz vor der Taufe vom Rekruten zum Grenadier. Doch wenn das so einfach wäre, würde ja das Wort "Grenadier" nichts mehr bedeuten. Nein, bei der Taufe zum Grenadier erhielten wir am Mittwoch Abend dem Befehl, unsere Packung soweit zu erstellen, dass wir innert wenigen Minuten abmarschbereit sind. Nach langem hin und her, was man nun alles mitnehmen soll, haben es meine Kameraden und ich endlich geschafft, unseren KaRuSa (Kampfrucksack) fertig zu erstellen. Mit zwei paar Kampfstiefeln, mehreren T-Shirts und Schlafsack, machten wir uns dann kurz nach Mitternacht (nach einem Alarm) auf den Weg zur OKA (Ortskampfanlage), welche vis-à-vis der Kaserne steht. Ganz gespannt darauf, wie nun diese geheime Übung ablauft, stellten wir uns in den zugeteilten Gruppen (cirka 6 Rekruten und 1 Korporal) bereit. Wir konnten uns noch kurz in einem der Häuser einrichten und mussten dann auch schon wieder antraben, vor den Platz des Theoriegebäudes. Dort informierte uns Staabs Adjudant Mondori über die bevorstehende Übung, welche - Zitat: Manche von euch an den Anschlag bringen wird! Nach diesen aufmunternden Worten machten wir uns in den Gruppen auf den Weg zur ersten Teilübung. Ein OL (Orientierungslauf) auf dem ganzen Waffenplatz Isone war zu absolvieren. Je weiter der Posten entfernt lag, umso mehr Punkte erhielt man. Zeit für das ganze hatten wir bis Morgens um 06.00 Uhr. Mit GT und StgW90 machten wir uns auf den Weg. Berg auf in schnellem Marschtempo und hinunter im schnellen Laufschritt. Ich weiss nicht, wieviele Kilometer wir in diesen paar Stunden liefen, doch ich glaube es waren recht viele.
Nach diesem OL hatten wir kurz Zeit, uns
zu tarnen (Schminke ins Gesicht) und dann wurde die Packung erstellt, für den
grossen Marsch. Dieser wurde im ganzen Zug absolviert. Denn der Zugszusammenhalt
war sehr wichtig hier.
Um 0900 (cirka) trat der Zug Zimmermann die Herausforderung an. Die erste Etape
des Marsches war von ISONE nach RIVERA zu gelangen. Dies auf der Hauptstrasse
(welche wir alle vom Bus kannten). Nach gut einer Stunde haben wir die 9-10
Kilometer hinter uns gelassen und trafen an den ersten Checkpoint. Dort
erhielten wir den Auftrag, ein paar Kilometer in einem Fluss zu verschieben. Das
Wasser drang langsam in die Kamfpstiefel ein und gelangte bis zu den Knien. 300
Meter von diesen paar Kilometern mussten wir "ungesehen, ungehört"
bewältigen. D.h. auf dem Bauch dem Flussbeet entlang. Total nass und vom
Schlamm beschmiert, erreichten wir den zweiten Checkpoint bei der Monte Ceneri
Kaserne. Dort konnten wir rasch unsere Kampfstiefel austauschen (die nassen in
den Rucksack und die trockenen an die Füsse) und schon ging es weiter. Über
einen Hügel richtung See. Nach cirka 1h Marsch erreichten wir den 3.Checkpoint.
Dort mussten wir 2 schwere Armee Schlauchboote anpacken und mehrere Kilometer
dem Fluss Ticino entlang TRAGEN! Wir mussten mehrere Tragarten ausprobieren,
denn es war nicht gerade einfach, dieses "verdammt" schwere Boot zu
schleppen.
Am See angekommen konnten wir kurz verschnaufen und uns die Schwimmwesten
anziehen. Danach ging es über den See (cirka 45 minuten) nach Tenero. Langsam
merkten wir, wie die Arme schmerzten und auch schon die ersten Blatern machten
sich bemerkbar. Manche von uns quälten sich auch schon mit dem bekannten WOLF
herum. Denn an diesem Tag war es mörderisch heiss.
Nach dem kleinen Halt (inkl. Erfrischung), marschierten wir 10km geradeaus zu
einer Brücke, wo uns auch schon der 5.Checkpoint erwartete. Dort erhielten wir
einen Telefonmasten (sau schwer) und zwei Sanibaren (mit zwei Personen beladen)
als Balast. Mit diesen verschiebten wir wieder längere Zeit bis zum nächsten
Checkpoint. Die Erschöpfung stand praktisch allen von uns ins Gesicht
geschrieben. An diesem Checkpoint erhielten wir das Abendessen. Wurst mit Brot!
Nach 45 minuten Pause nahmen wir noch den letzten Teil der Übung in Angriff.
Über den Monte Tiglio (von der anderen Seite als gewohnt) auf die
E-Übungsplätze. Dies war einer der härtesten Teile der ganzen Übung. Denn es
ging 2-3 Stunden einfach nur Bergauf. Zu unserem eigenen Gewicht und dem
Rucksack + Gewehr, hatten alle Züge noch zusätzlich zwei Sanibaren zu
schleppen - auf dem ganzen Marsch.
Um 23.00 Uhr erreichten wir die, schon lange leuchtende, Tiglio Antenne. Der
Strasse entlang, die man nun endlich von den täglichen Verschiebungen kannte,
machten wir uns auf den Weg richtung Kaserne. DOCH das war noch nicht der
Schluss der Übung. An der Kaserne vorbei ging es zur Kampfbahn, der NATO Bahn.
Unsere Aufgabe: Der ganze Zug musste noch über diese Bahn gelangen. Nach dem schweren Tag war dies jetzt noch ein recht brutaler Brocken. Da der ganze Zug zusammenhielt, erreichten ALLE von uns die Ziellinie der Bahn. "So, jetzt muss es doch bald zu Ende sein", dachten wir. Doch da sahen wir ein rotes Kreuz am Berge leuchten. "Da oben, da ist der letzte Posten", sagte unser Zugführer, Leutnant Zimmermann. Wir rafften uns nochmal auf und erreichten dann nach Mitternacht auch noch das Kreuz. Von dort aus ging es noch etwas Bergab, zum Tor der OKA. Dort erwartete uns der Kadi- Obl. Hediger - und Oberst Tschudi.
Nach einer längeren Rede (kam uns auf jeden Fall so vor), durften wir dann die Beförderung vom Rekruten zum Grenadier erleben. Einzeln traten wir vor und erhielten nach einen Händedruck, unsere langersehnten Grenadier Bomben!