Vorwort
Die folgenden Seiten
klingen hart, sind aber die Realität. Es soll keinen Kameraden davon abhalten,
anderen Menschen zu helfen, aber jeder Kamerad soll vor dem Ausrücken überlegen,
was ist wenn....
Ich überlegte lange, ob ich mein Erlebnis an die Öffentlichkeit
bringen soll, aber nach langen Überlegungen bin ich sogar davon überzeugt,
dass es sogar meine Pflicht ist, auf gewisse Missstände hinzuweisen.
Tja wie soll ich beginnen, ich bin kein Schriftsteller, sonder nur ein
"freiwilliger Feuerwehrmann" der versuchen möchte, mit einfachen
Worten etwas in Bewegung zu setzen. Verzeihen Sie mir daher die auftretenden
Fehler, die sich vielleicht in den nachfolgenden Seiten eingeschlichen haben.
Ich möchte mich kurz vorstellen
Mein Name ist Josef
S. von deutschen Eltern am 15.08.1958 in München geboren. Ich bin verheiraten
und habe drei kleine Kinder. Nach meinen Grund- und Hauptschuljahren erlernte
ich den Spenglerberuf. 1987 bestand ich die Meisterprüfung im Spenglerhandwerk
und machte mich im selben Jahr selbständig, auch begann ich für meine Familie
ein Haus zu bauen. Meine Hobbys waren damals die FFW, Krafttraining, Radfahren,
Wandern und die Musik.
Es geschah am 24.11.1989 in Markt-Schwaben
(Oberbayern)
Tja - aus den oben
aufgeführten Zeilen kann man doch entnehmen, dass ich tolle Zukunftsaussichten
hatte, oder?
Ich machte aber
einen Fehler - ich rückte damals mit der "Freiwilligen Feuerwehr" zu
einem Hallenbrand aus und wollte helfen!!
Als an diesem Tag
die Sirene heulte, war ich sogar einer der ersten Kameraden am Feuerwehrhaus. Während
wir uns umzogen und in die Einsatzfahrzeuge stiegen, konnten wir erfahren, dass
im angrenzenden Ort eine Halle in Brand geraten war. Mir viel ein Stein vom
Herzen, ich war froh, dass es nicht wieder ein Autounfall war. Viele
Feuerwehrkameraden wissen, was ich damit sagen will, es gibt leider auch Einsätze,
die nie aus dem Gedächtnis gehen und einem Helfer manche schlaflose Nacht
bereiten.
Als wir unsere
zugewiesenen Plätze vor der brennenden Halle eingenommen hatten und das Zeichen
für "Wasser marsch" kam, erledigten wir so gut es ging unsere Arbeit.
Da auch ein Wohnhaus einige Meter vor der brennenden Halle stand, beobachtete
ich den Dachstuhl. Ich bemerkte, dass bei diesem Wohnhaus Rauchschwaden von der
Giebelseite empor stiegen. Es wurde durch den Hallenbrand nicht klar
ersichtlich, von wo nun genau die Rauchschwaden herkamen. Als ich genau unter
diesem Haus Feuerwehrkameraden stehen sah, die ebenfalls versuchten, den
Hallenbrand zu löschen, dachte ich mir: "O Gott, wenn das Vordach vom
Wohnhaus runter kommt, oder Dachziegel durch die enorme Hitze zerspringen, dann
erschlägt es meine Feuerwehrkameraden". Tja, alle für einen - einer für
alle, ich wollte meine Feuerwehrkameraden vor dieser drohenden Gefahr warnen.
Durch die Lärmquelle die ein Großbrand entfacht, war ein Zurufen unmöglich,
auch ein Aufzeigen durch warnende Körperbewegungen war unmöglich, da das Feuer
und der Wind immer wieder Rauchschwaden nach unten drückte.
Es sind
Sekundenbruchteile, in denen man sich entscheiden muss, wie reagiere ich. Es gab
aber noch ein Problem, selbst wenn meine Kameraden nicht direkt in unmittelbarer
Gefahr gewesen wären, es standen an vielen Ecken und Winkel Schaulustige herum.
Es bestand immerhin auch die Möglichkeit, dass dort auch noch andere Menschen
standen, die sich in diese Gefahrenquelle begeben haben. Ich war im Zwiespalt,
denn wenn ich versuche, die Menschen zu warnen, dann bedeutete dies auch, dass
ich an dem Brandherd direkt vorbei musste. Da ich schon einige Brandeinsätze
hinter mir hatte, wusste ich, dass zum größten Teil die Giebelwand stehen
bleibt, oder nach innen fällt, sollte das Dach in sich zusammen brechen. Ich
ging also das Risiko ein und lief auf die Menschen zu, die nach meiner Meinung
in Gefahr waren, um diese zu warnen. Nun schlug das Schicksal in
Sekundenbruchteilen erbarmungslos zu. Ich hörte ein Krachen und Schreie, die
Giebelwand brach genau in dem Moment, als ich unmittelbar unter ihr war, in sich
zusammen. Ich wurde von den brennenden Gebäudeteilen auf den Rücken geworfen
und begraben, in diesem Moment glaubte ich, der Himmel würde zerreißen.
Hierbei schlug ein Ringanker mein linkes Bein ab, ein anderer Brocken verletzte
mich in der linken Achselhöhle wobei ich an dieser Seite innere Blutungen
bekam. Hierbei wurden die Nervenbahnen zum Teil zerfetzt und kann seitdem den
linken Arm nicht mehr voll bewegen. Am rechten Oberschenkel erlitt ich
Verbrennungen 3 Grades und weitere an verschiedenen anderen Körperstellen. Was
mich aber doch sehr überraschte war, dass ich mein Bewusstsein nicht verloren
hatte, ich wusste auch sofort, wie es um mich stand. Ich rief sofort um Hilfe
und machte mich bemerkbar. Auch versuchte ich mich frei zu machen, aber es
gelang mir nicht. Irgendetwas hielt mich in dieser Hölle fest. Zur gleichen
Zeit, als ich mein Visier von den Trümmern befreit hatte, konnte ich den Rest
der noch stehenden Giebelwand sehen. Ich dachte mir, hoffentlich kommt nicht
auch noch dieser Teil auf mich runter, wenn ja, dann ist es aus mit mir. Für
mich verging eine Ewigkeit, bis endlich einige Kameraden bei mir waren, um mich
zu retten. Ich muss ein sehr großes Lob für meine Feuerwehrkameraden von der
FFW-Markt-Schwaben aussprechen. Sie begaben sich in Lebensgefahr, als sie
versuchten, mich aus den Trümmern zu holen. Auch konnte ich während der
Hilfeleistung die Worte hören "passt auf die Wand auf, die kann jeden
Augenblick wieder kommen". Die Antwort meiner Kameraden war "das ist
mir wurscht, wir holen ihn da raus" oder so ähnlich. Diese Worte in meiner
Situation zu hören war unbeschreiblich. Da gab es doch Menschen, die ihr Leben
für mich einsetzten, ihr eigenes Leben für ein anderes Leben. "Ein
Wahnsinn", das ist echte und wahre Kameradschaft. Wenn man noch nie in
solch einer Situation gestanden hat wie ich und dann diese Worte hört - tja das
muss man erlebt haben, um solch ein Gefühl verstehen zu können. Ich kann mich
auch erinnern, als nicht einmal eine Brechstange half, um die größeren Teile
von meinem Körper zu entfernen, ein Kamerad übermenschlich Kräfte entwickelte
und mit bloßer Muskelkraft die Trümmer wegschaffte. Ich dachte, als ich in
sein Gesicht sehen konnte, dem platzen jeden Augenblick die Halsschlagadern
durch die Anstrengung, die er verbringen musste. Als man mich befreit hatte,
reichte mir ein Feuerwehrkamerad den Ärmel seiner Feuerwehrjacke und sagte,
"komm, beiß da rein". Das war ein guter Rat, da ich mir sonst die
Lippe oder die Zunge abgebissen hätte, da ich doch sehr große Schmerzen hatte.
Als der Notarzt mir einige Spritzen gab, um die Schmerzen zu lindern, galt meine
größte Sorge meiner Familie. Ich wollte nicht, dass meine Frau und meine
Kinder erfahren was passiert ist. Ich bat daher einen Feuerwehrkameraden, nicht
die Wahrheit zu erzählen. Ich gab ihm den Rat, er solle nur sagen, ich hätte
mir das Bein gebrochen, alles andere wollte ich meiner Familie selber erklären.
Ich wusste zum damaligen Zeitpunkt nicht, dass die Ärzte einige Stunden später
um mein Leben kämpfen würden.
Im Krankenhaus
Tja, es hat mich
damals doch etwas schwerer erwischt, als ich zuerst angenommen hatte. Ich weiß
nicht, ob es ein Fehler war, die Wahrheit vor meiner Frau im ersten Moment zu
verbergen. Soviel ich weiß, brach meine Frau zusammen, als sie im Krankenhaus
die ganze Wahrheit in Erfahrung bringen konnte. Sie musste unendlich viel
durchmachen bis man ihr sagen konnte, er wird überleben, aber es würden einige
unübersehbare Schäden zurück bleiben. Soviel ich weiß, waren die Schäden,
die zurückbleiben würden, meiner Frau egal, ihr war wichtig, dass ich überlebt
habe. Sie stand aber vor einer großen Hürde - wie erkläre ich es meinen
Kindern-. So vergingen die Tage, bis ich aus der Intensivstation entlassen
werden konnte und ich in ein normales Krankenbett verlegt wurde. Nach längerem
Zögern hob ich die Bettdecke und betrachtete mein Bein, das doch um einiges kürzer
war, als ich es in Erinnerung hatte auch mein linker Arm war bewegungslos und
nahm eine etwas ungewöhnliche Stellung neben mir ein. Das rechte Bein und noch
weitere Körperteile waren verbunden und die Schläuche, die dazu dienten, um
das Wundsekret abzuleiten, erweckten in mir ein doch etwas unbehagliches Gefühl.
Ich hatte in diesen Tagen oft den Gedanken an Selbstmord im Kopf, aber es gab da
eine Hemmschwelle, dies war meine Familie. Als mich meine Frau besuchte, fragte
ich sie, ob sie wisse, was es bedeutet, einen Krüppel in der Familie zu haben.
Auch gab ich ihr die Möglichkeit, sich scheiden zu lassen, ich wollte nicht,
dass sie ihr junges Leben an einen Krüppel verschwendet. Aber meine Frau stand
damals bei mir und steht heute noch bei mir. Sie bewies ihre Liebe zu mir, indem
sie bei mir blieb und mir nach dem Unfall noch einmal ein Kind schenkte. Das ist
wahre Liebe, sie hielt bis heute den Schwur ,den sie bei unserer Hochzeit vor
dem Altar abgab "So wie in guten und in schlechten Tagen..." Nach
einigen Tagen verschlechterte sich mein Zustand und ich musste noch einmal am
linken Bein amputiert werden. Die Wunde hatte sich entzündet und es bestand
wieder einmal Lebensgefahr. Als ich dieses überstanden hatte und mein Bein noch
kürzer wurde, bekam ich einige Tage später wieder eine schlechte Nachricht,
die Operation am linken Arm hat zu keinen großen Erfolg geführt, ich müsse
damit rechnen, dass der Arm gelähmt bleibt. An solchen Tagen und Wochen konnte
ich feststellen, was ein Mensch alles aushalten kann, wenn seine Familie zu ihm
steht. Es gäbe noch viele Ereignisse zu berichten über die Zeit, die ich im
Krankenhaus erlebte, aber ich möchte nun einige Wochen überspringen.
Zuhause
Ich war wieder
daheim, ein schönes aber unsicheres Gefühl. Ich wurde in den ersten Tagen und
Wochen mit Hilfsangeboten und Spendengelder aus den umliegenden Gemeinden
finanziell über Wasser gehalten. Hier möchte ich aber eine Spende erwähnen,
die ich nie vergessen werde. Ein kleines Mädchen sammelte für mich und gab ihr
Klöppelgeld, es war sehr viel Kleingeld, bei meiner Frau ab. Diese Spende von
dem kleinen Mädchen war für mich so etwas Einzigartiges, Inniges, ich werde
diese Gabe nie vergessen. Leider konnte ich bis heut das Mädchen nicht
ausfindig machen, ich würde ihr gerne mitteilen, wie sehr ich mich darüber
gefreut habe.
Aber kommen wir nun
zu dem Punkt, warum ich mich veranlasst sehe, diese Zeilen zu schreiben. Mir
wurde nicht erst zu Hause, sonder auch schon im Krankenhaus mitgeteilt, dass ich
als Feuerwehrmann gut versichert sei. Nun ja, es klappte auch in der ersten Zeit
ganz gut. Die GUV (Bayerischer Gemeinde Unfallversicherungsverband - dort sind
u. a. auch die Mitglieder der FFW versichert) zahlte mir für die ersten Monate
Übergangsgeld, um meine Familie ernähren zu können, auch stellte man mir
einen Betriebshelfer, um meinen Betrieb zu retten. Hierbei wurde mir auch eine
Computer zur Verfügung gestellt, mit dem ich mit einer Hand Angebote usw.
erstellen konnte. Diese Maßnahmen wurden von der GUV als Umschulungsmaßnahme
ausgewiesen. Mir wurde auch eine Rente zugewiesen und bekam einen
Schwerbehinderten-Ausweis, in dem mir 70% Behinderung und ein G (Gehbehindert)
eingetragen wurde. Da ich vor dem Unfall ein Haus gebaut habe und der
Schuldenberg nicht geringer wurde, gab man mir die Möglichkeit, meine Rente auf
10 Jahre zur Hälfte im voraus auszahlen zu lassen. Ich dachte schon, ich könnte
es schaffen, als ich einige herbe Rückschläge bekam. Viele Kunden gingen davon
aus, dass der Chef die Baustellen mit betreut, tja, das ging leider nicht, wie
sollte ich mit einen Bein auf das Hausdach kommen, noch dazu wenn man sich nicht
beidseitig festhalten kann und die Prothese noch nicht 100%tig sitzt. Es war
auch für meinen Arbeiter schwer, gewisse Arbeiten alleine auszuführen. Einen
zweiten Arbeiter konnte ich mir aber nicht leisten. Kurz gesagt, es ging schief
und ich musste meinen Traum, meine Firma zu retten, aufgeben. Ich wollte mich
aber nicht zufrieden geben, ich hatte doch einen Meistertitel dachte ich mir und
schaltete Inserate in verschiedenen Zeitungen. Nach längerer Suche bekam ich
tatsächlich einen Arbeitsplatz als Kalkulator in einer
Spengler-/Dachdeckerfirma. Nun konnte ich auch meinen Computer, den ich von der
GUV bekommen hatte, wieder richtig ausnützen. Es waren für mich anstrengende
Monate, aber sie waren auch schön, da ich glaubte, gebraucht zu werden. Aber
auch dieses Mal bekam ich einen Rückschlag. Da ein Kalkulator auch Baustellen
aufsuchen muss, verschlechterte sich mein linkes Bein. Ich hatte es überanstrengt,
die Folgen waren nicht unerheblich. Mein Hausarzt legte mir nahe, Baustellen zu
meiden und dass ich es akzeptieren muss, dass es einige Dinge gibt, die ich in
meinem Zustand nicht machen darf. Er hatte Recht, ich musste ins Krankenhaus, da
mein linkes Bein schon am unteren Ende zu faulen begann. Es wurde mir dort klar
gemacht, wenn ich jetzt nicht ruhiger werden würde, und ich das Bein weiter überstrapaziere,
ich das restliche Bein auch noch verlieren könnte. Nun hatte ich auch diese
Arbeitsstelle verloren.
Ich versuchte immer
wieder, eine Arbeitsstelle zu finden, aber wenn ich daran denke, dass man mich
nicht einmal im Büro gebrauchen kann, da meine linke Hand nicht richtig
funktioniert, darf man auf sein Umfeld nicht negativ eingestellt sein. Auch muss
sich ein Chef auf seinen Angestellten verlassen können, leider ist das bei mir
nicht der Fall, denn wenn ich Phantomschmerzen bekomme, ist es aus mit mir. In
solchen Situationen fällt einem das "Geradeausschauen" sogar schwer.
Diese Schmerzen kann man schwer beschreiben, es ist ein Gefühl, als ob ein
Messer sich in das nicht mehr vorhandene Bein bohrt. Normale Schmerzmittel
helfen da leider nichts mehr, auch kann man es nicht vorhersagen, wann diese
Situation eintrifft. Aber mit diesen Dingen will ich Sie nicht länger
langweilen.
Ich stand finanziell
vor dem Aus. Ich musste doch noch mein Haus abbezahlen, meine Familie ernähren,
Versicherungen und Steuern bezahlen usw. usw. wie soll das gehen ohne Arbeit und
ohne Lohn. Genau in dieser Zeit kam auch noch die GUV auf den Gedanken, mir den
Behindertengrad von 70% auf 60% zu kürzen. Da ich meinen körperlichen Zustand
kannte und ich wusste, dass es keine Besserung in den letzten Jahren gab,
glaubte ich nicht, dass die GUV mit ihren Forderungen durchkommen würde. Aber
ich wurde eines Besseren belehrt. Ich bekam es sogar schriftlich von den
Gutachtern, die von der GUV arrangiert wurden, dass eine erhebliche Besserung
meines körperlichen Zustandes erreicht wurde. Ich weiß bis heute nicht, wo und
wie ich eine erhebliche Verbesserung meiner körperlichen Motorik bekommen hätte,
im Gegenteil! Die GUV erreichte es, meine noch verbliebene kleine Rente noch
einmal zu kürzen. Ich teilte ihnen mit, dass meine Familie und ich mit
1450.00.-DM nicht über die Runde kommen würde, da ich auch keinen Arbeitsplatz
mehr habe. Aber ich stieß auf taube Ohren, mir wurde mitgeteilt, dass man alles
versucht hätte und ich nun selber versuchen müsse, wie es weitergehen kann.
Ich hatte manchmal
den Eindruck, mir wurde am meisten geholfen, als sich die Presse für mich noch
interessierte. Als dies nicht mehr der Fall war, änderten sich viele Gesichter
und Ansichten. Ich weiß von anderen Fällen, in denen ein Feuerwehrmann
verletzt wurde und es beim ersten Mal mit der beruflichen Förderung und
Wiedereingliederung geklappt hat. Aber dieses Beispiel kann doch nicht der Grund
sein, dass man mir keine zweite Chance gibt.
Gericht
Da fast jeder Unfall
einen Rechtsstreit nach sich zieht, sollte es in meinem Fall nicht anders sein.
Mein Anwalt hatte mir kurz nach dem Unfall nahe gelegt, als Nebenkläger gegen
die Brandverursacher usw. vorzugehen. Ich willigte damals ein und wir bewirkten
eine Schmerzensgeldklage und die Übernahme des wirtschaftlichen Verlust.
Was nun auf mich
zukam spottet jeder Beschreibung eines Rechtsstaats. Ich wurde vor Gericht für
meinen Rettungsversuch von der Gegenpartei erniedrigt, beleidigt, beschimpft und
bedroht. Die Gegenseite führte Zeugen auf, die gar nichts zu bezeugen hatten.
Einigen Feuerwehrkameraden, die für mich aussagten, denen wurde von der
Gegenseite sogar eine private Detektei auf den Hals gehetzt. Mir wurde
unterstellt, mit voller Absicht die Verletzungen herbeigeführt zu haben, meine
Familie hätte durch den Unfall keinerlei Schaden erlitten und ich sowieso nicht
usw. usw. (Die Protokolle kann man jeder Zeit einsehen) Die Beklagten wurden
kein einziges mal ermahnt, im Gegenteil, aus den Tätern wurden Opfer und aus
dem Opfer wurde der Täter. Ich bekam sogar als Feuerwehrmann eine Teilschuld
(1/5) zugesprochen, da ich nach Ansicht des Gerichts einen Fehler gemacht habe.
Mit einfachen Worten erklärt: Bevor ich an die Menschen denke, die ich retten
bzw. warnen wollte, hätte ich erst den Schlagschatten der Hallenwand berechnen
müssen. Hätte ich das gemacht, wäre der Unfall vielleicht nicht geschehen.
"Wahnsinn"! Im Nachhinein sind alle schlauer. Ich stelle mir heute
immer wieder die Frage: Was wäre denn geschehen, wenn meine Kameraden die mich
aus den Trümmern befreit haben, erst einmal den Schlagschatten mit einem
Taschenrechner berechnet hätten und sie bemerkt hätten, dass dies für sie gefährlich
werden könnte. Ich wäre ganz einfach verblutet und heute nicht mehr unter den
Lebenden. Auch überlege ich, was wäre denn gewesen, die Menschen die unter dem
Vordach waren, wären von den Trümmern erschlagen worden, weil ich zuerst den
Schlagschatten berechnet hätte. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich eine
Anklage wegen unterlassener Hilfeleistung bekommen hätte. Aber wie gesagt, im
"Nachhinein" sind alle schlauer. Einer von den drei Beklagten sagte während
einer Verhandlungspause zu mir "wenn du weiter machst und nicht aufgibst,
deine Forderungen zu stellen, machen wir dich zum Sozialfall". Tja, sie
haben es geschafft!! Die Verhandlungen dauerten bis 1997 an. Was ist mir
geblieben - nichts. Ich stehe vor einem Berg voll Schulden, Gerichtskosten in Höhe
von 80.000,00 DM, ich musste mein Haus im Münchner Osten verkaufen, um einen
Teil der bereits angefallenen Schulden zu bezahlen, und musste meine Heimat
verlassen, um wieder ein Dach über den Kopf zu bekommen, ich bin immer noch
arbeitslos und die Zukunft, na ja über die will ich erst gar nicht berichten.
Sie werden sich vielleicht Gedanken machen, wie entstehen solch hohe
Gerichtskosten. Das ist in der heutigen Zeit kein Problem, wenn man drei
Beklagte samt Anwalt gegen sich hat, die eigenen Forderungen nicht unerheblich
sind und ich als Feuerwehrmann keine Rechtsschutzversicherung habe.
Unser Problem, den
wirtschaftlichen Verlust vor Gericht geltend zu machen bestand darin, weil ich
einen Unfall erlitten habe, während ich im Aufbau meiner Firma war. Ich hatte
einen Umsatz von 270.000,00 DM im Jahr. (Und das schaffte ich alleine ohne
Angestellte) Ich steckte jede Mark, die ich erarbeitete, in den Betrieb, das heißt
der Gewinn schmälerte sich erheblich. Aber das ist normal für die ersten
Anfangsjahre. Für die Gegenpartei bei Gericht war dies natürlich ein
gefundenes Fressen. Man nahm die Zahlen des tatsächlichen Gewinns und
schmetterten meine Forderungen ab. Das heißt, wäre ich nicht im Aufbau meiner
Firma gewesen und wäre als Arbeitnehmer vor dem Unfall tätig gewesen, ich wäre
mit meinen Forderungen bei Gericht durchgekommen. Das Gericht kannte die
Anfangsproblematik einer Firmengründung nicht an. Wobei man aus den Zahlen
erkennen konnte, dass der Betrieb ein solides Fundament aufwies und in keiner
Weise vor dem Ruin stand. Wäre ich vor dem Unfall ein fauler Hund gewesen, ich
hätte bessere Aussichten auf Erfolg gehabt. Aber ich war damals ein
aufstrebender junger Mann und wollte der Welt beweisen, dass man etwas erreichen
kann, wenn man sich etwas anstrengt. Fast hätte ich es geschafft.
In Sachen
Schmerzensgeld legte man mir nahe, dass wir nicht in Amerika wohnen und ich doch
meine Forderungen in Höhe von 400.000,00 DM etwas nach unten schrauben sollte.
Wenn ich mir vorstelle, dass ein Götz George vor einiger Zeit in Deutschland
eine Schmerzensgeldklage in Höhe von 300.000,00 DM einreichte (er wurde bei
einem Badeausflug am Bein von einer Schiffsschraube verletzt, hat aber keine größeren
bleibende Schäden erlitten) oder - ein Adliger wurde am Strand in einer
Badehose fotografiert, seine Schmerzensgeldklage liegt bei 100.000,00 DM-. Ich
konnte auch in Erfahrung bringen, dass die DB nach dem Unfall in Eschede sich
nicht an den Schmerzensgeldkatalog halten wird und höhere Gelder auszahlen möchte.
Nach meiner Ansicht war meine Forderung in der Höhe, die wir einklagten, nicht
nach amerikanischen Verhältnissen bemessen. Wäre das der Fall, hätte ich eine
Summe von 20 Millionen für ein amputiertes Bein, einen gelähmten Arm, großflächige
Brandwunden, Phantomschmerzen usw. gefordert.
Vor dem Gesetz
sollten doch alle Menschen gleich sein, ich habe im Laufe der Jahre den Eindruck
es gibt da GLEICHERE. "Ein kleiner Feuerwehrmann gehört mit Sicherheit
nicht zu den GLEICHEN".
Sie werden sich
vielleicht fragen, was bekam der Feuerwehrmann im Endeffekt auf sein Konto überwiesen.
Diese Frage will ich Ihnen gerne beantworten. Ganze 6.000,00 DM !! Tja, das ist
die so genannte Gerechtigkeit. Den Tätern wird durch unsere Gesetzgebung in
fast jeder Beziehung ein Schlupfloch geboten, für das Opfer bleibt der Ruin.
Die Gegenpartei hat sogar das Recht, mir nach all den Jahren einen
Gerichtsvollzieher zu schicken um die Anwaltskosten einzutreiben. Das ist
gesetzmäßig und ich kann nichts dagegen machen. In unserer Gesellschaft hat
das menschliche keinen Platz mehr, es zählen nur noch Zahlen, Paragraphen und
Geld.
Während der
Verhandlungsjahre merkte ich immer mehr, dass es doch Probleme geben könnte, um
an mein Recht zu kommen. Ich suchte Schlupflöcher. Ich fragte bei der LVA
(Landes-Versicherungsanstalt) nach, ob es eine Möglichkeit gäbe,, um eine
Berufsunfähigkeitsrente als Dachspengler zu erhalten. Ich bekam nach längeren
Unterredungen mitgeteilt, dass mir diese Rente nicht zusteht, obwohl ich
jahrelang Rentenabgaben bezahlt habe. Es wurde mir auch bestätigt, dass ich in
meinem Beruf als Spenglermeister weiterhin tätig sein kann. Ich glaubte ich
fange an zu spinnen, wie sollte das gehen. Ich gab nicht auf und ging vor das
Sozialgericht. Es war kaum zu glauben, aber die LVA bekam recht und ich bekam
wieder eine Abfuhr. Langsam begann ich, an unseren Sozialstaat zu zweifeln. Die
GUV sagte nach der misslungenen Firmenrettung, wir haben alles mögliche
versucht, die LVA fühlt sich nicht zuständig, da ich in meinem Beruf auch mit
einen Bein und mit einen voll funktionstüchtigen Arm weiter arbeiten kann.
Die Regierung
Bei fast allen größeren
Veranstaltungen, die die FFW geben, sind auch Politiker vor Ort. Es werden
hierbei immer große Worte und löbliche Ausführungen über die freiwilligen
Helfer gesprochen. Nicht selten kann man auch Sätze vernehmen, "wir stehen
hinter der FFW" oder "die FFW ist ein Stützpfeiler in unserer
Gesellschaft" usw. Sie werden es nicht glauben, aber diese Worte liegen mir
sehr schwer im Ohr. Dies war auch der Grund, warum ich in meiner Verzweiflung
nun die Regierung und einige Politiker aufsuchte, ich bin nicht zum Krüppel
geworden, weil ich besoffen mit dem Auto gefahren bin, sondern weil ich als
Angehöriger der FFW helfen wollte.
Ich versuchte, meine
Anliegen vorzubringen, ich gab auch an, dass ich vor einem Schuldenberg stehe,
meine Heimat verloren habe, 80.000,00 DM Gerichts/Anwaltskosten gefordert werden
und ich keine Chance mehr habe, meine Familie mit 1450,00 DM zu ernähren. Man hörte
sich die Geschichte an, hierbei kamen Sätze wie "womit sollen wir das
bezahlen" oder "es gäbe ja noch das Sozialamt" usw.
Wenn ich davon
ausgehe, wie unsere Steuergelder manchmal verschwendet werden, sollte man einen
in Not geratenen Feuerwehrmann unbürokratische Hilfe zukommen lassen und nicht
solche Angebote wie Sozialamt usw. machen. Es hat für mich den Eindruck, es gäbe
da Menschen, die Gedanken hegen "warum hat es den nicht voll erwischt, wir
hätten dann keinerlei Probleme mehr". Ich weiß, dass ich für einige
Institutionen ein Dorn im Auge bin, aber ich halte es für meine Pflicht, als
Feuerwehrkamerad auf gewisse Missstände hinzuweisen. Als ich eine ordentliche
Versicherung (einschl. Rechtsschutz) für die FFW forderte, gab man mir die
Antwort, dass ich damit aufhören solle und mir das in meinem Fall nicht
weiterhelfen würde. Wie soll ich das verstehen? Wird mir nur geholfen, wenn ich
Ruhe gebe und ich dadurch dazu beitrage, dass sich die Gemeinden usw. Geld
sparen? Das kann es doch nicht sein!!! Im Moment kann ich nur noch abwarten, wie
sich unsere Regierungsbeamten bzw. Politiker entscheiden werden. Ich glaube, ich
kenne die Antworten schon.....
Zukunft
Ich könnte diese
Zeilen noch beliebig verlängern, wenn es darum geht was ich in den letzten
Jahren erlebt habe. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass ich irgendeine Möglichkeit
bekommen werde, wieder in meine Heimat zurückzukehren und ein sozial
abgesichertes Leben führen zu können. Auch wünsche ich mir, dass meine Frau,
die vor dem Unfall ein gesundes junges Mädchen war, wieder sorglos in die
Zukunft schauen kann. Durch den Stress den sie jahrelang erleiden musste, wurde
sie des Öfteren sehr krank und musste auch einige Male ins Krankenhaus.
Meine kleinen Kinder
hatten bisher keine unbeschwerte Kindheit. Diese Kindheit wurde mit der harten
Wirklichkeit des Überlebens in unserem Staat geprägt. Ihnen wünsche ich von
ganzen Herzen, dass ich ihnen wenigstens die letzten Jahre ihrer Kindheit etwas
verschönern kann. Verlange ich zuviel vom Leben?
Politiker
Was erklären uns
die Politiker über die Medien, wenn es um die Arbeitslosigkeit geht "macht
euch selbständig", was erklären uns die Politiker, wenn es um die
Zivilcourage geht "nicht wegschauen, sondern helfend eingreifen" was
erklären uns die Politiker, wenn es um die Familienplanung geht "gründet
eine Familie und setzt Kinder in die Welt, es ist alles abgesichert", was
erklären uns die Politiker, wenn es um die Bauwirtschaft geht "nehmt
verbilligtes Baugeld und baut Euch Eigenheime" usw. usw. Tja, alles das
habe ich gemacht und ging sogar noch zur FFW.
In den Medien wird
immer wieder von Zivilcourage gesprochen. Es werden auch Stimmen laut die
fordern, "wenn ein Bürger Zivilcourage zeigt und verletzt wird, soll es im
nicht schlechter ergehen, mindestens gleich bleibend, wenn nicht sogar besser
gehen als vor dem Unfall, denn er wollte HELFEN". Auf mich trifft in der
jetzigen Lage leider kein einziger der genannten Punkte zu!
Meine Forderung,
dass solch ein Wahnsinn nicht noch einmal geschieht ist folgende:
Jede FFW muss auch
eine Rechtsschutzversicherung bekommen, es muss ein Fond errichtet werden für
in Not geratene Feuerwehrkameraden (das was im Moment an Fonds besteht ist lange
nicht ausreichend). Alle Feuerwehrkameraden müssen jeder Zeit Einblick in die
Versicherungsakten, die bei den Gemeinden vorliegen, erhalten. Für besondere Härtefälle
(nach einem Unfall) muss ein gesonderter Fond eingerichtet werden. Die FFW
sollen auch darauf achten, dass die Ehepartner und die Kinder im Falle eines tödlichen
Unfalls mit versichert sind und auch in dieser schwierigen Zeit betreut werden.
Hierbei sollte man sich auch Gedanken machen, dass die Ehefrau und die Kinder
ihr Zuhause nicht verlieren. Jedem Feuerwehrmann und dessen Familie muss nach
einem Unfall ein rechtlicher Beistand in Form eines Anwalt gestellt werden.
Sollte ein freiwilliger Feuerwehrmann verletzt werden muss es eine eigene
Versicherung geben die für die Besitzstandwahrung aufkommt. Im Gesamten gesehen
fordere ich, dass es einem freiwilligen Feuerwehrmann nach einem Unfall
finanziell nicht schlechter gehen darf als vor dem Unfall, er sollte trotz
seiner Verletzungen in eine abgesicherte Zukunft blicken können.
Wenn man sich diese
Forderungen ansieht, könnte man meinen, dass man hierfür viel Geld aufbringen
müsste. Die Herren Politiker sollten sich aber die Frage stellen, was die
Gemeinden für eine Berufsfeuerwehr zahlen müsste. Ein Feuerwehrkollege
rechnete mir einmal vor, was eine Gemeinde für einen freiwilligen Feuerwehrmann
pro Tag für seine Versicherung bezahlen muss. Zum damaligen Zeitpunkt war es
nicht einmal ein ganzer Pfennig !
FFW
Die
"Freiwilligen Feuerwehren" sind in unserer Ellenbogen-Gesellschaft der
einzige noch gebliebene Stützpfeiler für in Not geratende Menschen. Dieser Stützpfeiler
sollte in jeder Beziehung gefestigt und nicht nur auf die Kosten hingewiesen
werden. Es gibt bei den FFW moralische Wertvorstellungen, die in unserer
Gesellschaft schon lange nicht mehr vorhanden sind. Ist es da angemessen, wenn
einem freiwilligen Feuerwehrmann, der im Einsatz verletzt wurde, gesagt wir, es
gäbe ja immer noch das Sozialamt !
"was wäre wenn
die Sirene heult und keiner rückt aus"
Danksagung:
Nach dem Unfall
erkannte ich sehr schnell was richtige und falsche Freunde sind. Ich verlor
viele so genannte Freunde, aber ich lernte auch neue Menschen kennen die ich
heute als meine Freunde bezeichnen darf. Meinen Dank weil sie immer für mich da
waren möchte ich zuerst an meine liebe Frau, an meine Kinder und an meine
Verwandtschaft richten. Auch möchte ich Herrn Dr. B. Vogel, der mich körperlich
und auch seelisch aufgebaut hat, danken. Herrn C. Krumay und den Kameraden von
der FFW Markt-Schwaben möchte ich danken. Sie waren damals und sind auch heute
noch für mich sehr wichtige Bezugspersonen und wahre Kameraden. Herrn G.
Bullinger, (Vorsitzender vom Bezirksfeuerwehrverband Oberbayern e.V.) der mir
immer zur Seite stand und auch immer noch steht. Seine Bemühungen mir nach dem
Unfall zu helfen, sind Beispielhaft , kurz gesagt - ein echter Kamerad. Herrn D.
Hammerschick der mich rechtlich über all die Jahre begleitet hat. Herrn Richter
von der GUV, einer der wenigen die meine Sorge um die Zukunft verstanden haben.
Leider ist er zur Zeit gesundheitlich schwer angeschlagen. Ich wünsche ihm auf
diesen Weg alles erdenklich Gute. Der Firma Gottinger möchte ich selbstverständlich
auch danken. Sie versucht so gut es geht das Problem zwecks Amputation mit
Prothesen zu lösen. (Oft ein schwieriges Unterfangen.) Auch meinen Kameraden
von der FFW-Anzing möchte ich danken. Sie standen in der ersten Zeit fest zu
mir und versuchten den Krankenhausaufenthalt usw. etwas zu erleichtern.
Nachträge:
17.07.1998
Leider ist im Moment
keine Besserung für die FFW in Sachen Rechtsschutzversicherung bzw. Erweiterung
der Fonds in Sicht. Viele Politiker sind zwar gewillt etwas zu unternehmen, aber
bis heute ist nichts großartiges passiert. Meist kommt die Aussage "Wie
soll das bezahlt werden, auch hätte man das Problem mit anderen Vereinigungen
wie Sportvereine usw.. Lächerlich !! Wie kann ein Sportler der seinem Vergnügen
nachgeht mit einem Fm verglichen werden. Na ja, sollte sich etwas NEUES ergeben,
auch in meinem Fall, werde ich es unter dieser Rubrik veröffentlichen.
30.07.1998
Bis heute bekam ich
keine Nachricht, wie sich unsere Politiker entschieden haben. Ich kann es mir
beim besten Willen nicht vorstellen, dass die bayerischen Politiker aus
Regierung bzw. aus dem Ministerium einen Feuerwehrmann der im Einsatz verletzt
wurde und den ersten Einstieg nach dem Unfall verpasst hat, fallen lässt.
Sollte ich eines
BESSEREN belehrt werden ?! Vor einigen Tagen ging ich noch einmal zur LVA und
stellte einen Antrag auf BERUFSUNFÄHIGKEIT. Ich bin gespannt was die sich
dieses mal ausdenken um sich Rentengeld zu sparen. Was ich nie begreifen werde
ist, dass nach dem Unfall der Gebäudeschaden in einer relativen kurz Zeit mit
ca.1,2 Millionen DM reguliert wurde. -ein freiwilliger Feuerwehrmann ist halt
kein totes Gebäude, sondern nur ein Mensch-.
06.08.1998
Dieses Schreiben
sendete mein Anwalt dem Staatsministerium, da diese es sich nicht vorstellen
konnten, wieso solch hohe Gerichtskosten entstehen konnten. Diese Zahlen sind
ein Bruchteil von den Geldern die ich seit dem Unfall verloren habe. Hinzu kommt
noch mein Haus im Wert von ca. 850.000.00-DM; (dieses musste ich für einen
Bruchteil schnellstens verkaufen, da meine Familie und ich heute sonst auf der
Straße schlafen müsste. Meine Firma, meine Heimat usw. nichts ist mehr
geblieben - fast nichts - ich hab noch ein Dach über dem Kopf und das
wichtigste meine Familie.
Absender:
Rechtsanwalt Dieter
Hammerschick, Rossinistraße 11, 85598 Baldham
Empfänger:
Bayerisches
Staatsministerium des Inneren -Sachgebiet I D 1- z. Hd. Herrn Lachner
Odeonsplatz 3
Rossinistraße 11
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05.08.98
H/Ha
Schmerzensgeld- und
Schadensersatzprozesse von Herrn Josef Schedel Ihr Zeichen: I D 1 - 221301 - 14
Sehr geehrter Herr
Lachner,
in Erledigung Ihres
Schreibens vom 30.7.1998 werden die bisherigen Kosten noch einmal tabellarisch
mitgeteilt:
I. Instanz:
1. Gerichtskosten:
Gerichtskostenvorschuss
DM 4.185,00 DM
Vorschuss für
Zeugenvernehmung 600,00 DM
Endgültige
Kostenfestsetzung ist vom Gericht noch nicht erfolgt.
2. Meine Gebühren:
Gebührenvorschuss:
DM 5.046,55 DM
Hinsichtlich der
weiteren Kosten ist vom Gericht noch keine Festsetzung erfolgt, da es bei dem
Punkt, ob eine Zurückverweisung vorliegt, unterschiedliche Ansichten gibt.
Sollte das Gericht eine Zurückverweisung annehmen, so liegen folgenden
Kostenanträge vor:
Rechtsanwalt Dr. von
Rhein (Beklagtenvertreter zu 3.): DM 28.596,86.-DM
Rechtsanwalt Will
(Beklagtenvertreter zu 2.): DM 27.726,78 .-DM
meine Gebühren +
Gerichtskostenvorschuss: DM 32.282,80.-
Rechtsanwalt
Spiecker (Beklagtenvertreter zu 1.): hat noch keinen Kostenantrag gestellt.
Sollte das Gericht
keine Zurückverweisung annehmen, liegen folgende Kostenanträge vor:
Rechtsanwalt Dr. von
Rhein: 17.489,40 DM
Rechtsanwalt Will:
16.619,32 DM
meine Gebühren +
Gerichtskostenvorschuss: 21.404,09 DM
Mit einer
Kostenentscheidung des Gerichts ist bald zu rechnen.
II. Instanz:
1. Gerichtskosten:
Die Gerichtskosten
wurden mit Bescheid direkt bei meinem Mandanten geltend gemacht. Den
Festsetzungsbescheid hat er Ihnen bereits selbst übergeben. Die Kosten
betragen, laut meinem Mandanten, ca. DM 6.500,00. DM
2. Anwaltskosten:
Rechtsanwalt Dr. von
Rhein: DM 13.715,75 DM
Rechtsanwalt Will:
DM 7.366,19 DM
Rechtsanwalt
Spiecker: noch keine Kostenfestsetzung beantragt
meine Gebühren: DM
7.664,37 DM
Ich hoffe, damit Ihr
Schreiben vom 30.7.1998 hinreichend beantwortet zu haben. Sobald mir die
Kostenfestsetzungsbescheide hinsichtlich der Kosten für die I. Instanz
vorliegen, werde ich sie Ihnen selbstverständlich vorlegen.
Mit freundlichen Grüßen
Dieter Hammerschick
Rechtsanwalt
Tja - und das ist
noch lange nicht alles. In all den Jahren habe ich eines gelernt - es gibt in
Deutschland GLEICHERE". Hierbei fällt mir ein Spruch ein, den mir ein
FFW-Kamerad per E-Mail geschrieben hat, er ging etwa so: "Ich glaube eher
an die Unschuld einer Hure, als an die Menschlichkeit der deutschen Justiz"
Es klingt hart, aber dieser Spruch spiegelt das Innere meiner Gefühle wieder.
Hierbei möchte ich
mich bei den vielen FFW-Kameraden bedanken, die mir ihre Unterstützung
angeboten haben. Auch hier fällt mir wieder einmal ein Spruch ein, den unser
Kreisbrandrat von sich ließ. "Unterschätzt die FFW nicht - es gibt in OBB
ca. 60.000 Mann und in der BRD ca. 1,2 Millionen"! Das lässt mich hoffen
!!
07.08.1998
Ich habe vor einiger
Zeit eine E-Mail von einem Seelsorger bekommen. Er schrieb mir, dass heute die
FFW besser abgesichert wären als damals nach meinem Unfall, dies gelte auch für
die Rechtsschutzversicherung usw. Leider ist das nicht ganz der Fall. Viele FFW
rücken mit diesem Irrglauben, uns wird es nach einem Unfall an Nichts fehlen,
zum Einsatz aus. Dies beweist, dass nicht nur die FFW solch einem Trugschluss
erliegen, sondern leider auch Seelsorger und viele andere Menschen die in
Hilfsorganisationen tätig sind. Warum werden nicht nur wir, sondern auch
Seelsorger und Menschen die in Hilfsorganisationen tätig sind, so im Dunkeln
und im Irrglauben gelassen ? Na ja, die Politik verspricht viel und hält wenig.
12.08.1998
Ich wurde manchmal
nach der Besitzstandwahrung gefragt. Leider kann ich hier keine Antwort geben,
da dieser Ausdruck für mich ein Fremdwort ist. Leider kann ich nur berichten,
dass ich fast alles (wie oben berichtet) verloren habe. (Wäre es zuviel
verlangt, wenn ich nur das wiederbekäme, was ich durch den Unfall verloren
habe?) Bis heute (nach fast 9 Jahren) habe ich keinen Einblick in irgendeine
Police bekommen. Leider weiß ich bis heute nicht, welche Rechte ich einfordern
könnte, bzw. die GUV Pflichten mir gegenüber zu erfüllen hätte. Wenn ich
heute eine Versicherung abschließe, weiß ich, welche Forderungen ich stellen
kann, sollte der Versicherungsfall eintreten, aber bei der FFW ist das etwas
anders. Selbst wenn ich eine Police bekäme; könnte ich diese 100% richtig
entziffern? Viele Anwälte haben hierbei sogar Probleme, wie ergeht es denn
einem FFm? Hier greift wieder einmal meine Forderung für einen Rechtsbeistand für
die FFW der sich auch in Versicherungsfragen auskennt. Ich kann mir beim besten
Willen nicht vorstellen, dass eine Versicherung von sich aus freiwillig alle Möglichkeiten
ausschöpft und mir alle Rechte ohne Forderungen meinerseits zubilligt. Aber ich
will hier nicht den ganzen Müll auf die GUV abladen. Es hat auch schon bessere
Zeiten gegeben, gleich nach dem Unfall. Na ja, damals war auch die Presse noch
etwas hellhöriger. Bei der Versorgung bzw. Abwicklung der Prothesentechnik usw.
kann ich mich eigentlich nicht beklagen, bis heute zumindest.
13.08.1998
Da ich von einigen
Kameraden den Rat erhielt einige Probleme der Presse mitzuteilen, sendete ich u.
a. auch eine E-Mail an den Stern und an den Spiegel. Von beiden bekam ich eine
Ablehnung. Ich habe die Vermutung, dass so ein Bericht zuviel Staub aufwirbeln würde
und man vielleicht Angst hat, dass zu viele Fragen offen bleiben würden. Sind
die Angelegenheiten bzw. die Befürchtungen der FFW erst interessant, wenn man
in Not gerät und auf die Hilfe der FFW angewiesen ist? Oder will man die FFW-
Leute ruhigstellen. (Könnte gut sein - wer macht denn in der heutigen Zeit
schon etwas umsonst !!!) Warten wir es mal ab, wie sich die Presse weiterhin
verhält. Anscheinend sind Themen wichtiger wie z. B.: "warum spannt die
Hose vorne, wenn ein Mann eine Frau sieht", als das Anliegen der FFW.
13.08.1998
Einige
Feuerwehrkameraden fragen mich, ob Sie diese Seite für bestimmte Zwecke
kopieren und weiter verwenden dürften. Selbstverständlich !! (Solange die
Seiten nicht verändert werden) Alleine werde ich keine Änderung der Rechte für
uns Fm erreichen, aber zusammen könnten wir vielleicht etwas in Bewegung
bringen.
14.08.1998
Nach heutiger Rückfrage
beim Innenministerium wurde mir mitgeteilt, dass man mit Hochdruck an meinem
Anliegen, zwecks Gerichtskosten, arbeiten werde. Ich bin gespannt wie sich die
ganze Angelegenheit entwickeln wird. Im Laufe der nächsten Woche könnte es
sein, dass man mir über etwaige Hilfen Bescheid gibt.
Es ist schon mal ein
Vorteil, wenn sich gewisse Ämter meinen Fall etwas näher betrachten. Nur so
kann man vielleicht bewirken, dass sich in nächster Zukunft etwas positives für
die FFW entwickelt. Auch für den Petitionsausschuss wurden alle Unterlagen
zusammen getragen. Liebe Leser dieser HP, wenn Sie eine Idee hätten, inwieweit
man es schneller durchsetzen könnte, um eine Rechtsschutzversicherung für die
FFm zu bekommen, dann senden Sie mir bitte eine E-Mail. Dass so ein Schritt
notwendig ist, beschreiben die oberen Zeilen nur zu deutlich.
25.08.1998
Bis heute bekam ich
keine Nachricht (obwohl es versprochen wurde) aber es hat sich etwas anderes
entwickelt. Ich bekam Besuch von einen Herrn Josef Weichselgartner. Sein Beruf
ist Obergerichtsvollzieher !
Tja nun ist es
soweit, die ganze Schei.... beginnt zu kochen. Es ist genau das eingetreten, wie
ich es vorausgeahnt habe. Das Opfer wird gepfändet - den Tätern geht’s gut
!!
Ich bin schwer am Überlegen,
ob ich mit meiner Familie Deutschland verlassen werde um ein neues Leben zu
beginnen. In den nächsten Tagen werden wir uns außerhalb von Deutschland eine
Bleibe suchen. Ich habe die Nase gestrichen voll. Einige werden sich vielleicht
Fragen "dann verlierst du alles" ich stelle die Gegenfrage "was
kann ich denn noch verlieren"?! Die Täter werden mit Sicherheit in
Deutschland bleiben, ihnen stehen ja alle Türen offen, bei mir wurden alle Türen
zugeschlagen. Selbst wenn die Regierung einen Teil der Gerichtskosten übernehmen
würde, was habe ich davon wenn von anderer Seite der Gerichtsvollzieher kommen
muss, weil ich meinen Lebensunterhalt nicht bestreiten kann. Wie es weiter gehen
soll, steht in den Sternen. Ich habe alles gemacht was die Politiker fordern.
Ich gründete eine Familie, machte mich selbständig, baute ein Haus und war
gemeinnützig tätig. Was ist mir geblieben, nur eine Antwort von einem
Oberregierungsrat "bei uns in Deutschland ist noch nie jemand verhungert,
sie können ja auch zum Sozialamt gehen" darauf kann ich nur sagen
Danke Deutschland !!
Eine von mir an Herrn DR. Edmund Stoiber gerichtete
E-Mail
Sehr geehrter Herr
Ministerpräsidenten Dr. Edmund Stoiber
für die bereits
entstandenen Bemühungen möchte ich mich recht herzlich bedanken. Leider ist es
aber so, dass ich es in Deutschland nicht mehr schaffen werde, auf die Füße zu
kommen. Es hat sich gezeigt, dass ich vom bayerischen Innenministerium meist die
Antwort bekam "in Deutschland ist noch keiner verhungert, sie können ja
zum Sozialamt gehen". Dies kann die Lösung nicht sein. Ich verlor durch
den Unfall (bei der freiwilligen Feuerwehr) fast alles und das, was mir
geblieben ist, wird nicht mehr lange mein Eigentum bleiben, da der
Gerichtsvollzieher mich heute besuchte. Den Traum, den ich hatte, dass ich nur
das wiederbekäme, was ich vor dem Unfall hatte, ist zerschlagen. Vielleicht ist
es wirklich besser, wenn andere Menschen, die für Deutschland noch keinen
Finger krumm gemacht haben, ihre Forderungen erhalten.
Was in den letzten
Tagen alles bei mir vorgefallen ist habe, ich auf meiner HP erwähnt.
http://schedel.notrix.de
Ich wünsche Ihnen
und Ihrer Familie weiterhin alles Gute und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
Josef Schedel
Nachtrag:
Gerade habe ich Post
bekommen, ich konnte in Erfahrung bringen, dass sich etwas getan hat in Sachen
Versicherungsschutz für die FFW-Männer. Aber wie schon oben beschrieben
"musste denn erst etwas passieren" bevor gehandelt wird.
Mit den neuen
Statuten bin ich eigentlich zufrieden, aber was ist wenn wieder einmal ein
Unfall geschieht? Die Praxis wird es beweisen !!!
Für mich ist nun
der Zeitpunkt gekommen um diesen Eintrag als den letzten zu betrachten. Es wurde
erreicht was zu erreichen war, zumindest was meine FFW-Kameraden betrifft.
Wie es mit meiner
Familie und wie die Zukunft aussieht, ich weiß es nicht, aber denken kann es
sich ein jeder.
Bevor ich aber von
der Bildfläche verschwinde, werde ich eine Glocke schlagen, die noch lange zu hören
sein wird !!
Euer
Feuerwehrkamerad -Josef-
FINE
Als ich die neuen
Statuten in der Broschüre "1.9 Versicherungsschutz für die Freiwilligen
Feuerwehren Bayerns" genauer unter die Lupe nahm und gezielte Fragen an die
GUV stellte, platzte mir der Kragen.
Oberflächlich sieht
wieder mal alles bestens aus, aber bei Fragestellungen, die ins Detail gehen,
sträubten sich bei mir die Haare. Die Broschüre "1.9 Versicherungsschutz
für die Freiwilligen Feuerwehren Bayerns" sollte nach meiner Meinung eine
andere Bezeichnung erhalten " Ruhigstellung der freiwilligen Feuerwehrleute
"