Zum Nachdenken
Ein Tag im Leben
eines Feuerwehrmannes
- Von Hans Hoeltl für
Fire-World -
Da in den Medien immer
von Großbränden, Verkehrsunfällen und ähnlichem berichtet wird, möchte ich
ihnen die Leute näher bringen, die hinter den Kulissen die Arbeit erledigen. So
könnte, und meistens ist es auch so, ein Tag im Leben eines Feuerwehrmannes
aussehen.
Nach dem Spätfilm ist er um 23:00 Uhr schlafen gegangen, weil er morgen, Montag
früh raus muss. Es ist 2:35 Uhr, als es auf dem Nachtkästchen unheilvoll zu
rumoren beginnt. Zuerst kommt der Blick auf den Wecker, doch das kann nicht
sein, er ist auf 5Uhr eingestellt. Jetzt kommt auch schon die Durchsage vom
Rufempfänger und er ist hellwach :
Hier Feuerwehralarmzentrale, technischer Einsatz für die Feuerwehr XXXX, VKU
auf der BXX zwischen XXX und XXX, Person eingeklemmt. Alarmzeit 2:35, Ausrückmeldung
an Florian XXX absetzen, Ende.
Spätestens jetzt ist auch seine Frau hellwach und während er sich anzieht,
richtet sie ihm die Schlüssel fürs Auto und die Schuhe.
Auf der Fahrt zum
Feuerwehrhaus merkt er, das die Strassen glatt sind, muss es ja auch, es ist nämlich
Dezember und es hat -7°C. Als er endlich eintrifft sind ein paar seiner
Kameraden schon da, haben die Tore geöffnet, treffen laufend ein und ziehen
sich um. So, der Overall ist angezogen, die Stiefel, der Helm, jetzt noch die
Handschuhe und ab ins Fahrzeug. Ein Blick in die Runde wir sind komplett. Auf
der Anfahrt ist es ruhig im Wagen, jeder hängt seinen eigenen Gedanken nach.
Was ist passiert? Wie viele Verletzte gibt es? Jetzt kann man schon die Lichter
der anderen Organisationen sehen, Notarzt und Gendarmerie sind bereits anwesend.
Nach dem Eintreffen
erkundet der Einsatzleiter die Lage und bespricht sich kurz mit dem Notarzt. Nun
erteilt er seine Befehle: Die Person ist aus dem Wrack zu schneiden und das
ausgelaufene Motoröl zu binden, außerdem muss ein zweifacher Brandschutz
aufgebaut werden.
Er steht ganz vorne und muss jetzt die verletzte Person aus dem Auto holen. Als
er die Windschutzscheibe heraus nimmt, sieht er zum ersten mal das Gesicht des
Verletzten. Es ist eine junge Frau vielleicht 20 Jahre alt, ihr Gesicht ist Blut
verschmiert, jammert und weint wegen der unerträglichen Schmerzen.
Ein Feuerwehrsanitäter ist durch die hintere Tür auf der Beifahrerseite in das
Wrack geklettert und bleibt während der Arbeiten bei der Verletzten im Wagen.
Nun nimmt er den
hydraulischen Rettungssatz und beginnt, die Fahrertür heraus zu nehmen. Durch
den Platzgewinn kann der Notarzt nun einen zweiten Venenzugang legen, denn ihr
Zustand verschlechtert sich Minute um Minute.
Es zeigen sich nun schon erste Schweißperlen auf der Stirn unseres
Feuerwehrmannes, trotz der eisigen Kälte. Doch das Dach muss auch noch entfernt
werden. Er beginnt also, die Verstrebungen abzuschneiden, um dann das Dach zurück
zu klappen.
Als er das erledigt hat, sieht er, das die Frau auch durch das Armaturenbrett und Lenkrad eingeklemmt ist und kann ihr den Schmerz am Gesicht ablesen. Er nimmt also den hydraulischen Stempel und beginnt leicht das Armaturenbrett und Lenkrad vom Schoß der Verletzten zu heben. Als ihr der Druck vom Becken und den Oberschenkeln genommen wird, beginnt die Frau plötzlich zu schreien. Der Rettungssanitäter drückt auf Anweisung des Arztes die Infusionsflasche zusammen, um das Volumen der Verletzten auszugleichen.
Doch nun hat er es geschafft, Sie ist frei.
Seine Kollegen helfen nun, dem Rettungsdienst, die Verletzte aus dem Wrack zu heben, und sie sicher im Notarztwagen einzuladen.
Nun hat auch er Zeit, einmal kräftig durch zu atmen. Ihm ist gerade ein Stein vom Herzen gefallen und er ist stolz, zurecht Stolz auf sich und seine Kameraden. Ein Blick auf die Uhr es ist 3:15 Uhr.Es wird jetzt noch das restliche Öl gebunden, das Unfallfahrzeug abgeschleppt und die Strasse wieder für den Verkehr gesäubert. Als er mit seinen Kameraden einrückt ist es bereits 4:00 Uhr. An Schlaf ist jetzt nicht mehr zu denken, wenn er nach Hause kommt sind die neugierigen Fragen der Familie zu beantworten und um 6:00 Uhr muss er sowieso nach Wien in die Arbeit fahren. Als er später zu Arbeit fährt, fährt er an der Unfallstelle vorbei. Nichts erinnert daran, was sich vor wenigen Stunden hier abgespielt hat.
Natürlich hört er auch
Radio, in den Nachrichten wird folgendes berichtet:
Heute Nacht kam es auf der BXX bei XXXX zu einem Verkehrsunfall, bei dem eine
Person schwer verletzt wurde, sie wurde ins Krankenhaus XXX eingeliefert.
Unser Feuerwehrmann lehnt
sich in seinen Sitz und zeigt ein kleines Lächeln auf seinem Gesicht.
Mit dem Gedanken, der Frau geholfen zu haben, fährt er weiter und ist bereit für
den nächsten Einsatz. Ob Brand, Verkehrsunfall oder Gefährliche Stoffe, und
wenn es nur eine Katze auf dem Baum ist, auf ihn und seine Kollegen können sie
sich verlassen.
ER lässt SIE sicher nicht im Stich, denn er ist FEUERWEHRMANN !!!