Gott ist. – Der Zweifel und der Widerspruch, die immer wieder diese Wahrheit auslöst, entzünden sich an der unbefriedigenden Knappheit der zwei Worte, in denen sie ausgesagt ist. Der Gläubige muss sich die bohrende Frage stellen, was er damit sagen will. Das aber zwingt ihm das Wagnis auf, das Unsagbare selbst zu sagen. Denn „Wer darf ihn nennen? Und wer bekennen: ich glaub ihn? Wer empfinden und sich unterwinden zu sagen: Ich glaub ihn nicht?“

Jeder Versuch zu sagen, was Gott ist – darüber hinaus, dass er ist -, ist dem Missverständnis der wesentlich unvollendeten Aussage ausgesetzt. Nennen wir Gott den, „in dem wir leben, uns bewegen und sind“, so wagen wir seine Verwechslung mit der Natur und dem All; nennen wir ihn statt dessen lieber den „ganz Andern“, so droht die nicht minder folgenschwere Verkennung seines Zusammenhangs mit beiden. Nenne wir ihn „Person“, sind wir in der Gefahr, ihn zu vermenschlichen; nennen wir ihn darum „das Absolute“, das „höchste Wesen“, so verflüchtigen sich seine Züge ins Unfassbare und Namenlose. Jede Aussage darüber, was Gott ist, löst darum einen verständlichen Protest aus. Und dieser Protest ist ständig versucht, aus dem Widerspruch gegen die Unzulänglichkeit der Aussage umzuschlagen in das Nein gegen die unentrinnbarste aller Wahrheiten, eben dass – Gott ist.

 

J. B. Hirschmann SJ

 

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