FILMKARRIERE BEGANN MIT ACHT

Susanne Bormann studiert Schauspiel in Rostock. Bekannt ist sie bereits aus zahlreichen Filmen – morgen kommt „Liegen lernen“ in die Kinos

Susanne Bormann (23) in der Hochschule für Musik und Theater Rostock. Bekannt wurde sie bereits mit mehreren Kinofilmen.

 

Foto: B. Wüstneck/dpa

 

 

Rostock (dpa) Um Autogramme wird die Schauspielerin Susanne Bormann in Rostock nur selten gebeten. Aber sie ist ja hier, um zu lernen und nicht um ihren neuesten Film zu promoten. Die 23-Jährige, die seit dem achten Lebensjahr vor der Kamera steht, studiert an der Rostocker Hochschule für Musik und Theater Schauspiel. Susanne Bormann ist jetzt im vierten Semester; Fechten, Stimmtraining und Rollenstudium haben ihrer Karriere offensichtlich nicht geschadet. Neben ihrer Ausbildung dreht sie weiter Filme. Morgen kommt „Liegen lernen“ in die Kinos.

 

In dem Film übers Erwachsenwerden spielt sie Britta, die große Jugendliebe des Protagonisten Helmut (Fabian Busch). Blond, belesen und mit allen Wassern gewaschen ist diese Britta. Im Mai stand Susanne Bormann zuletzt für „Polly Pinn“ vor der Kamera – an der Seite eines anderen Jungstars – Matthias Schweighöfer (Soloalbum). Die Hauptrolle bedeutete eine Menge Verantwortung. Und sie merkte: Wenn der Kopf voll ist mit neuem Wissen über Atemtechniken und Gesten, dann ist Schauspielen plötzlich richtige Arbeit. „Polly ist eine sehr taffe Frau, die gerade aus dem Knast entlassen wurde. Ich musste die ganze Zeit Autos knacken und klauen. Und da habe ich mich immer gefragt, würde ich so was an Pollys Stelle tun?“

 

Das „Tausendfüßlersyndrom“ nennt Susanne Bormann das. Sie spielt nicht mehr einfach drauf los, sondern versucht zu reflektieren, was sie tut. Dabei hat sie nichts von ihrer Präsenz verloren, die gerade schwierige, verschlossene und verletzliche Charaktere auf der Leinwand lebendig werden lässt. Wie Patty im Film „Nachtgestalten“ von Andreas Dresen. Für die Rolle der Drogensüchtigen recherchierte sie auf dem Straßenstrich, im Stundenhotel. „Das waren krasse Erfahrungen.“ Für den Film gab es 1998 den Deutschen Filmpreis, nicht die erste Auszeichnung, die ihr Talent würdigte: Schon 1996 hatte sie für ihre Rolle im Kinofilm „Abgefahren“ den Adolph-Grimme-Preis erhalten.

 

Der aus Schwerin stammende Regisseur Andreas Dresen hat sie immer darin bestärkt, an eine Schauspielschule zu gehen. In Hamburg, Berlin, Rostock und Leipzig bewarb sie sich, wollte in der Nähe ihrer Heimatstadt Berlin bleiben. In Berlin wurde ihr kein Platz angeboten – worüber sie sich heute freut. „Rostock ist so abgelegen, hier kann ich Privates und Berufliches trennen und an meiner Persönlichkeit arbeiten.“

Nach dem Abitur hatte sie gedacht, es ginge immer so weiter, Drehbücher lesen, vor der Kamera stehen, nebenbei studieren. Doch dann plötzlich „nischte“. Es kamen keine Angebote mehr. Und dabei gehörte das Filmen zu ihrem Leben. Schon mit acht Jahren war sie bei einem Defa-Casting in Kleinmachnow in ihrer Schule entdeckt worden. Seitdem drehte sie regelmäßig, drei Mal war Corinna Harfouch ihre Filmmutter. „Ich habe mir immer die besten Sachen ausgesucht, ich hatte keinen Überrespekt. Als ich jung war, hatte ich wenig Konkurrenz, aber der Kinderbonus ist jetzt weg.“

 

Dafür hat sie andere Qualitäten an sich entdeckt: Durch das Studium in Rostock lernte sie das Theaterspielen kennen. Gerade steht sie in einer Co-Produktion von Hochschule und Rostocker Volkstheater in Frank Wedekinds Stück „Frühlingserwachen“ auf der Bühne. Also vielleicht mal Vorhang statt Klappe, Publikum statt Kameramann? „Klar, für ein paar Jahre an einem großen Theater im Ensemble zu spielen, wäre toll.“ Wie sie das sagt, wirkt sie plötzlich wie eine ganz normale Schauspielschülerin, die davon träumt, einmal das Gretchen spielen zu dürfen.

GRIT THÖNNISSEN