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Kleine Anthologie zu Namen heimischer Bands

Wer jemals erlebt hat, welch heiße Debatten geführt werden, bis eine neue Band "ihren" Namen hat, der wird verstehen, dass es mich reizt, zu dem Namensmaterial, das sich durch die GrauRocker Seiten zieht ein paar Gedanken loszuwerden. Einen Bandnamen findet man ja nicht nach der Geburt vor, sondern man denkt ihn sich aus. Er ist Markenzeichen und gewissermaßen Epigramm zugleich. Er soll sich unterscheiden, einen Wiedererkennungswert aufweisen, heute würde man sagen, er soll "logo - geeignet" sein. Er soll auf einemm Plakat gut aussehen. Vor allem aber soll er auf mehr oder weniger subtile Weise etwas aussagen über den "gemeinsamen Nenner" in der Band, über die "gemeinsame Chemie" dieser Musiker, die da agieren.
 
Es gibt wohl kaum einen Musiker, der nicht auf irgend eine Weise mit dem Erfolg liebäugelt, oder geliebäugelt hat. Synonym für den erfolgreichen Musiker ist der "Star". 
Deshalb wurde auch in der bundesdeutschen Nachkriegs-Musikszene das Firmament ausgiebig bemüht. 
Es gab Blue - Silver - Golden - All - und Tel -Stars, oder schlicht und ergreifend einfach die Star Band.
Anstelle von "Band" fand man auch immer noch den Begriff "Combo", dem jedoch mit zunehmendem Einfluss der Beat-Musik etwas hausbackenes anzuhaften schien. Der Schriftzug "XY + Combo" stand dann auch in der Regel auf reichlich Notenpulten im Nierentisch Design der 50er Jahre. Die "Combo Musiker" spielten immerhin zumeist flüssig vom Blatt, was allerdings ihrem "Vortrag" zumindest in den Augen vieler "Beat-Autodidakten" etwas statisch, hölzernes gab. 
Zurück zur Firmamentik: Wenn schon nicht die Sterne selbst, dann doch wenigstens das, was sie so leuchtend macht, ihr Gold, ihr Silber. Ergo findet man auch jede Menge Bands mit Namen Silver - oder Golden XY. Oder man bemüht die gute, alte Venus,  Planet und Göttin. Das bringt's doch. 
Auch der Mond hat hergehalten als Namensgeber, doch das ist ja kein Wunder. Schließlich leuchtet er ja stets mehr oder weniger, wenn die Töne fliegen. Die Raumfahrt bescherte uns dann noch Bands mit Namen Geminis und Rockets.
Zahlreiche Bands nannten sich damals martialisch "Starfighters", nach diesem teuren Blechvogel, der in den Folgejahren mit schöner Regelmäßigkeit fast im Rhythmus des Erscheinens der Spiegel-Ausgabe vom Himmel fiel. Auch in der Wetterau gab es eine damals sehr erfolgreiche Formation mit diesem Namen. Als epigrammatische Antithese hierzu fallen mir die Beatniks ein. Sie hatten ihren Namen von den langhaarigen, damals in weiten Teilen der Bevölkerung verpönten Gammlern, die gegen den Vietnamkrieg waren und die man später etwas werbewirksamer Hippies nannte. Ich vermag heute nicht mehr zu sagen inwiefern sich die Musik dieser beiden Bands gravierend unterschied. Darum geht es mir auch in diesem Zusammenhang nicht. Allein die beiden Namen sind als Paar ein Faszinosum: Hier eine Ikone damaliger Systemkonformität, dort ein Haufen Vagabunden, denn nichts anderes sind Beatniks. Ob sich neuerdings mal eine Band "The Eurofighters" nennen würde? Ich wage das zu bezweifeln. Diese Namen haben ihre Zeit.
Auch die "Rangers", eigentlich eine reine Law and Order Truppe, beliebt durch die damaligen amerikanischen Fernsehschinken, die in schwarz-weiß in die Nachkriegs-Wohnstuben flimmerten, bedienten dieses Klischee. Im Gegensatz dazu stehen natürlich Bandnamen wie Misfits, Outlaws, Out Of Order und Los Bandidos. Da haben eher Robin Hood, Schinderhannes, Wilhelm Tell etc. Pate gestanden. Man kann also auch hier deutlich sehen, wer die Indianer sind und wer die Cowboys...
Die Beatles hatten es vorgemacht: Das Spiel mit den Wörtern hieß bei ihnen: 
Beetle + Beat = Beatles
So kam es denn auch, dass sich in deutschen Landen, nachdem quasi die Firmamentik erschöpft und die Adelsregister oft in Verbindung mit "German" gezogen waren: Lords, Dukes, Counts, Earls, Kings - zu ebenfalls hintersinnigen Kreationen: Die Loosers, gab es zu einer Zeit, in der die Beatles ihrer realen Entwicklung zum Hohn sangen: I'm A Loser. Ein Loser wollte aber niemand sein, dann schon lieber einer, der "etwas los-macht, etwas löst, auslöst, ein looser eben.
Das Deutschland "D" und/oder den Artikel im Plural, "die" Pennäler, Penner, to depend on = abhängig sein von... Das Ganze noch mit angelsächsischem Plural "s" und man hat d-pennts, das ist doch Hintersinn pur.
Einfach schön klingt: Magics, denn was ist Musik schon ohne Magie?
Mit einer ganz anderen Kategorie von Bandnamen hat man es  bei den musizierenden Damen und Herren zu tun, die durch ihre Namensgebung zeigen wollten, dass sie sich in einem ständigen Wettbewerb, einer andauernden Konkurrenz um "Bühnenanteile" begriffen sehn. Typisches Namenselement ist "Top" oder als Derivat der "Spitze" gleich der Pfeil. Auf englisch und als Paket müssen diese "Spitzen-Musiker" dann natürlich Arrows heißen. Auch bei solch überaus gelungenen Kreationen wie Alpha-Band bedient man sich gerne dieses "Nomen est Omen" - Zusammenhangs. 
Zwischenstand: Bei Bandnamen ist es ähnlich wie bei Frauen, resp. Männern. Die besten sind stets bereits vergeben.
Ganz entspannt klingen Sachen wie Bourbon Family, oder auch Speed-Limit. Hier will man nicht mit aller Gewalt irgendwohin - sondern ist schon da. 

...wird vielleicht fortgesetzt.

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