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Bravo-Interview (Ausgabe 7/03)

Nach dem "Dirrty"-Strip präsentierst Du Dich jetzt wieder hochgeschlossener. Warum diese ständigen Imageveränderungen?
Ich möchte damit so viele Facetten wie möglich von mir zeigen und mich dabei auch gleich endlich wirklich kennen lernen

Ist "Dirrty"-Xtinas Zeit denn etwa vorbei?
Klar, habe ich mit "Dirrty" etwas übertrieben, aber das war auch ein wichtiger Schritt ins neue Jahrtausend. Denn ich wollte nicht mehr die "Genie In A Bottle"-Tussi sein. Und war "Dirrty" optischer Aufreger, so ist "Beautiful" nun musikalischer umso wichtiger!

"Dirrty", "Beautiful", "Stripped" - definierst Du Dich nur noch mit Schlagwörtern?
Ich finde das super, denn das gibt den Leuten zu denken. Vielleicht ist meine nächste Single ja "Fighter" - das wäre wieder ein Schlagwort (lacht). Es gibt doch nichts Bescheuerteres als endslange Songtitel. Und mein Album musste "Stripped" heißen, weil ich damit erstmals wirklich meine Seele offen lege.

Was fiel Dir denn dabei leichter: Der Seelen-Strip oder dein Striptease?
Natürlich der Striptease. Ich bin Entertainerin und da gehört das zu meinem Job dazu. Und wenn es für mich gut anfühlt, dann muss es auch gut sein!

Musst Du Dich denn wirklich ausziehen, um Platten zu verkaufen?
Sicherlich nicht! Aber mir machden diese sexy Fotos verdammt viel Spaß. Damit will ich die Leute zum denken anregen. So wie all die großen Vordenker der Geschichte muss auch ich Mauern und Grenzen überwinden. Und so wie sie werde auch ich dafür vielorts kritisiert und gehasst.


Madonna schockierte einst mit ihrem Buch "Sex". Könnte so etwas nicht auch Dich reizen?
Und wie! Denn das würde sicherlich für jede Menge Aufregung sorgen. Aber da es Madonna ja schon mal getan hat, muss ich mir nun wohl andere sexuelle Schocker suchen.

Hast Du keine Angst, dass deine Sex-Eskapaden von der Musik ablenken?
Nö! Denn dazu sind meine Songs viel zu stark. Mein Sex-Image wird doch bloß zum Thema, weil ich eine Frau bin. Wenn ein Mann sich solche Freizügigkeit herausnimmt, ist das legitim. Bloß bei einer Frau heißt es dann immer gleich "hirnlose Schlampe"! Doch auf mich trifft das nicht zu, denn eines ist ganz sicher: Nur weil ich mich gerne ausziehe, bin ich noch lange nicht hohl im Kopf. Ganz im Gegenteil!

Woher nimmst du dir denn diese Freizügigkeit?
Ich möchte meine Grenzen erkennen, denn ich sehe mich auch als Sprachrohr: Ich bin eine Sex-Botschafterin!

Wie lautet denn die Botschaft der "Sex-Botschafterin" an ihre Fans?
Respektiert euch und seit zufrieden mit euch selbst! Und seit vor allem mit eurer Sexualität zufrieden. Vertraut auf euch, euren Körper und eure Sexualität! Und achtet darauf, dass ihr dabei immer in der Powerposition seid.

Bei Dir war das aber nicht immer so. Schließlich vertonst Du mit "Im Okay" auch Deine schreckliche Kindheit mit Deinem Prügel-Daddy...
Ich wusste schon als junges Mädchen, dass ich das öffentlich machen muss, wenn ich einmal berühmt bin. Denn diese Thematik wird leider noch immer totgeschwiegen. Also musste ich das alles in einem Song verarbeiten - auch als Heilungsprozess für mich!

Waren die Aufnahmen für Dich denn wirklich ein Heilungsprozess?
Das war irrsinnig schwierig, denn ich wurde total von meinen Gefühlen übermannt. Ich habe mich plötzlich dagegen gewehrt und nur noch losgeheult. Ich war von Weinkrämpfen gezeichnet und konnte einfach nicht mehr, doch meine Songwriting-Patnerin Linda Perry sprach mir Mut zu. Schließlich hab ich den Song, mich auf dem Fußboden windend, in einem einzigen Take aufgenommen. Meine Stimme brach mehrmals und wurde auch immer dünner - aber ich hätte diesen Song nicht noch mal singen können.

Wie hat Deine Familie darauf reagiert?
Meine Mutter hat ihn gehört und geweint. Sie meint, das wäre mein Meisterstück. Und selbst meine Schwester Rachel, die mit meiner Musik normalerweise nichts anfangen kann, findet ihn Klasse.

Könnte dieser Song auch eine Single werden?
Ich weiß noch nicht, ob ich solch ein emotionales Thema den Leuten wirklich in die Fresse knallen kann (lacht). Aber zum Glück habe ich ja noch so viele andere Klassesongs auf Lager. Und auch noch viele, viele neue Image-Ideen (lacht).

Stimmt es, dass Du mit Justin Timberlake auf Tour gehst?
Ja! Wir starten im Mai in Amerika und das wird mit Sicherheit die beste und verrückteste Tour des Jahres. Wir werden sehr viel Spaß dabei haben! Und weil ich so gerne auf Tour gehe, komme ich im Herbst auch nach Germany!

 

YAM! (Ausgabe 7/2003)

 

Du siehst müde aus. Gehts Dir gut?
Ja, danke, es geht schon. Ich bin echt ziemlich fertig - war ne lange Nacht gestern.

Wenn du schlecht drauf oder wütend bist, sollst Du Champagner-Gläser an die Wand werfen. Wie viele hast Du im vergangenen Jahr zerbrochen?
Letztes Jahr? Keine Ahnung. Ich mach das schon eine Weile nicht mehr (lacht). Meine Mutter findet es nämlich ganz furchtbar, wenn ich so was tue. Insgesamt waren es aber um die 30.

Du hast ein sehr gutes Verhältnis zu Deiner Mutter. Sprichst Du mit ihr über Deinen Job?
Nein, eigentlich nicht. Wenn ich nach Hause komme, mache ich die Tür hinter mir zu und schalte vollkommen ab. Dann will ich nicht mehr über meine Karriere sprechen, keine Magazine leser oder TV-Interviews mit mir sehen. Ich setze mich lieber mit meinem Halbbruder Michael (6) vor ein Videospiel, quatsche ein bisschen mit meiner Schwester Rachel (16) und solche Sachen.

Musstest Du Deiner Schwester schon mal Autogramme von anderen Stars mitbringen?
Sie hat mich komischerweise noch nie gefragt. Vielleicht liegts daran, dass sie nicht auf die Musik steht, die ich mache - oder die Leute, die ich kenne. Sie mag alte Rockmusik aus den 60ern und 70ern. Bands wie Led Zeppelin.

Hat sie öfter Probleme wegen ihrer berühmten Schwester - zum Beispiel bei neidischen Mitschülern?
Rachel bekommt Privatunterricht, daher hat sie keine Mitschüler. Aber manchmal wird sie wirklich blöd angemacht. In unserer Heimat Pittsburgh gibt es viele Leute, die mit meiner Veränderung in den vergangenen Jahren nicht einverstanden sind. Und da sie mich nicht treffen, labern sie dann meine Schwester blöd an. Aber Rachel ist cool - die kommt damit klar!

Hast du noch Freunde in Pittsburgh?
Ja, meine zwei allerbesten Freundinnen leben dort. Eine ist sogar schon Mutter - und ich bin die Patentante von ihrem Kind. Es ist total komisch, weil sie kaum älter und trotzdem schon verheiratet ist. Ich könnte es mir überhaupt nicht vorstellen, in den nächsten Jahren ein Kind zu bekommen.

Hättest Du denn den richtigen Mann dafür?
Wenn du wissen willst, ob ich Single bin - es gibt da jemanden, den ich sehr mag! Mehr möchte ich dazu noch nicht sagen. Ich will erst mal sehen, wie es sich entwickelt.

Aber nicht Justin Timberlake oder?!
Nein, sich er nicht (lacht). Das ist ja das Lustigste an meinem Beruf: aus den Zeitungen zu erfahren, mit wem ich angeblich gerade was laufen habe. Und es sind immer Typen, die ich überhaupt nicht attraktiv finde. So wie Justin. Versteh mich nicht falsch - es gibt sicher tausende von Mädchen, die ihn total süß finden. Aber er ist überhaupt nicht mein Typ.

Ihr geht ja in Amerika zusammen auf Tour. Wie kam es dazu?
Wir kennen uns ganz gut und gehen manchmal auch zusammen auf Partys. Dabei ist die Idee entstanden. Demnächst werde ich mich auch mit Justin treffen, um einen gemeinsamen Song für die Tour zu schreiben - aber wir werden dieses Lied wohl nicht als Single veröffentlichen.

Hast Du Kelly Osbourne eigentlich mal gefragt, warum sie Dich neuerdings in der Öffentlichkeit so heftig disst?
Ja, natürlich. Ich hab sie auf einer Party in L.A. darauf angesprochen. Aber sie hat sich rausgeredet und meinte, dahinter stecke nur ihre Mutter. So was finde ich traurig. Wenn Leute hinter meinem Rücken über mich lästern, sollten sie auch die Power haben mir das ins Gesicht zu sagen. Aber Kelly ist nur ein kleines Mädchen, das nach Aufmerksamkeit sucht. Ich habe kein Problem mit ihr.

Apropros dissen: Sarah Michelle Gellar hat dein Video zu "Dirrty" in der US-Comedyshow "Saturday Night Live" ja ganz schön verarscht.
Aber ziemlich langweilig. Ich habe es damals gesehen und fand es überhaupt nicht lustig. Man hätte viel mehr aus den Charakteren aus dem Video machen können. Aber im April bin ich zu Gast bei "Saturday Night Live". Mal sehen, was ich dort bringen werde. Vielleicht das Stück "Die kleine Vampirschlampe" oder so was...

Anderes Thema: Angeblich hast Du immer noch Panikattacken, weil Dein Vater Dich früher misshandelt hat. Stimmt das?
Nur zum Teil. Ich bin wirklich manchmal in Panik aus dem Haus gerannt und habe mich unter einem Auto versteckt. Aber das lag nicht an den Erinnerungen an meinen Vater. Damals wurde ich von zwei Freunden sehr enttäuscht, die eine Story aus meinem Privatleben für schnelles Geld verkaufen wollten. Ich war total fertig und wusste nicht mehr, wem ich noch vertrauen kann. Jetzt schütze ich mich, indem ich einfach keinen mehr an mich heranlasse.

Also ist die Misshandlung durch Deinen Vater Fausto kein Problem mehr für Dich?
Doch, die Erinnerungen sind immer noch sehr hart für mich. Irgendwann muss ich deswegen auch zur Therapie - aber momentan habe ich einfach noch zu viel zu tun. Bis dahin sind meine Songs meine Therapie.

Hast du Kontakt zu deinem Dad?
(traurig) Nein. Eigentlich nicht. Er hat vor Jahren Kontakt zu mir aufgenommen - aber dann nicht weiter gekümmert. Zumindest nicht ernsthaft!