Julchen Shiva
und
Shiva wird geföhnt...
Geschrieben von Julchen
Also, zu Anfang muß ich gleich mal klären, daß ich ein Nymphensittich-Männchen bin, obwohl ich Julchen heiße. -Nur damit es keine Mißverständnisse gibt-
Ich bin 10 Jahre alt und in Deutschland geboren. Ein Jahr lang habe ich alleine bei Norbert´s Schwester Sabine gelebt, dann ist Shiva, ein Jahr jünger als ich, bei Sabine eingezogen. Zuerst hatten wir jeder ein Häuschen und waren sozusagen Nachbarn. Dann haben wir uns soweit angefreundet, daß wir eine Männer-WG gegründet haben. Seitdem wohnen wir zusammen, allerdings bin ich immer noch der Chef im Haus. Die ersten 5 Jahre haben wir bei Sabine gelebt und sind mit ihr drei Mal umgezogen. Wenn Sabine in den Urlaub gefahren ist, waren wir solange bei Norbert und Doris zu Besuch.
1995 sind wir dann endgültig zu ihnen gezogen weil Sabine wegen ihrer Arbeit zu wenig Zeit für uns hatte. Es ist zwar nicht immer leicht mit ihnen, aber wir haben sie inzwischen als unsere "Obermieter" akzeptiert. Da wir viel Zeit haben und eigentlich jeden Tag draußen sind, denken wir uns natürlich auch manchmal ein paar Dummheiten aus. Als wir noch bei Sabine waren, hab´ ich mal zur Probe einen ihrer Ringe durchgeknabbert. Da das gut funktioniert hat, habe ich es bei der nächsten Gelegenheit gleich nochmal probiert und einen Ohrring durchgebissen. Diesmal war ich schon etwas mutiger weil der Ohrring noch am Ohr von jemandem hing. Solche und ähnliche Aktionen waren eine gute Übung für die kommenden Jahre.
Bei unseren Obermietern ergeben sich erfreulicherweise oft ähnliche Gelegenheiten.
In ihrer Wohnung gibt es an den Wänden etwas, daß sie "Tapete" nennen. Da wir beide gerne auf dem Fußboden herumlaufen, entdecken wir immer mal wieder Stellen, an denen diese Tapete nicht ganz fest geklebt ist. Solche Stellen eignen sich hervorragend dazu, solange daran herumzuknabbern, bis ein Stück Tapete in kleinen Schnipseln auf dem Fußboden liegt. Unsere Obermieter mögen das anscheinend nicht so sehr, denn sie versuchen manchmal irgendwelche Dinge vor diese Tapetenlöcher zu stellen oder ein Stück neue Tapete darüber zu kleben. Wenn das der Fall ist, suchen wir uns natürlich eine neue Stelle aus. Sehr beliebt sind bei uns auch Pflanzen aller Art. Im Wohnzimmer stehen ja leider keine Pflanzen mehr, seit ich bei einem Farn systhematisch sämtliche Zweige durchgeknabbert habe. Im Esszimmer allerdings sind die Chancen noch relativ groß ein paar Blätter oder einige getrocknete Blumen (das krümelt so schön...) zu erwischen. Vorausgesetzt natürlich, daß Doris grade beschäftigt ist und nicht alle 5 Minuten nachschaut, was wir machen. Wenn Doris und Norbert am Sonntag frühstücken, kommen wir beide immer angeflogen und jeder setzt sich auf eine Schulter. Wir wissen nämlich genau, daß es dann gekochte Eier gibt und warmes Eiweiß lieben wir über alles.
Ich muß auch noch lobend erwähnen, daß wir so mit der Zeit unsere beiden Obermieter doch relativ gut erzogen haben. Wenn wir mal wieder auf dem Fußboden unterwegs sind, laufen sie um uns herum oder steigen vorsichtig über uns drüber.
Die Zeiten, in denen wir hoch geflogen sind wenn jemand unseren Weg kreuzte, gehören endgültig der Vergangenheit an.
Bis auf wenige Ausnahmen bin ich derjenige, der unsere Expeditionen anführt. Wir sind beide ausgesprochen neugierig und untersuchen alles, was auf unserem Weg liegt. Sogar unterm Sofa und unter der Essecke im hintersten Winkel waren wir schon. Da lässt es sich auch schön ungestört an der Tapete knabbern. Bis unsere Obermieter das mitkriegen ist meistens ein schönes, großes Loch in der Tapete. Shiva ist nicht ganz so mutig und bleibt manchmal draußen und schiebt Wache. Beim Landen auf dem Sofa oder einer Schulter stellt er sich auch ab und zu mal ungeschickt an und schießt über die Landebahn hinaus. Dafür liebt er es, geföhnt zu werden, das könnte er stundenlang machen. (siehe Fotos)
Die einzige Zeit im Jahr, in der wir uns nicht immer so gut verstehen ist um Ostern rum. Da sind wir leicht reizbar und launisch weil es uns öfter mal unter den Federn juckt und wir auch mehr Federn verlieren als sonst. Unsere Obermieter nennen es "Mauser". Ich hab´ keine Ahnung, was das heißen soll. Klingt eher wie Maus als wie Nymphensittich. Wenn diese Maus-Zeit also vorbei ist sind wir wieder verträglich und nachsichtig mit unseren Obermietern. Während der Mauser hätte ich ihnen bei einigen Gelegenheiten in den Finger gebissen, in der Maus-freien Zeit ignoriere ich solche Kleinigkeiten für gewöhnlich.
Leider muß ich sagen, daß mir einmal etwas Unangenehmes passiert ist. Ich weiß nicht mehr, wie es passiert ist, aber irgendwie habe ich mir den Nagel von einer Kralle abgerissen.
Ich muß wohl irgendwo hängen geblieben sein, passiert manchmal im Eifer des Gefechtes.
Hat ein bischen geblutet aber nicht wehgetan. Doris ist mit mir zum nächsten Tierarzt gefahren. Leider war das so ´ne Art "Kuh-Doktor" aber das konnte ja keiner wissen. Als er mich aus dem Käfig holen wollte, hab´ ich ein bischen gezappelt und er hatte plötzlich ALLE langen Schwanzfedern in der Hand. Er hat mich dann doch mit einem Handschuh gepackt und die Kralle verarztet. Wieder zu Hause hat mich Shiva erstmal blöd angeschaut weil ich ausgesehen habe wie eine Wachtel. Ich konnte ja nichts dafür aber peinlich war es mir doch, das könnt ihr mir glauben! Na ja, das Ende der Geschichte ist, die Federn sind alle wieder nachgewachsen und mit der Kralle ohne Nagel komme ich inzwischen gut klar.
Also, im Großen und Ganzen führen wir doch ein recht schönes und angenehmes Leben, wohlgemerkt nachdem wir unsere Obermieter entsprechend umerzogen haben *grins*
Wenn irgendwelche anderen Nymphensittiche diese Seiten lesen sollten, wäre es nett,
wenn ihr euch ins Gästebuch eintragen würdet.

In diesem Sinne, Julchen und Shiva