Sozialgeschichte
der Lonza im Vergleich von früher zu heute
[zurück zum Hauptmenu]
1.Arbeiter
2.Lohn
2.1 Aufbau des Lohnes
2.2
Lohnerhöhung
3.Ferien
4.Arbeitszeit
5.Sicherheit
6.Arbeitsklima
7.Festellungen
bei der Forschungsarbeit
1.Arbeiter
Am Anfang der Lonza waren vor allem die sogenannten Arbeiterbauern
angestellt. Ein Arbeiterbauer wird definiert als ein in der
Industrie und Landwirtschaft Beschäftigter. Es handelt sich
dabei um ein Bindeglied zwischen Land und Stadt, zwischen selbständiger
Landwirtschaft und unselbständiger Fabrikarbeit. Das Wort
siedelt den Arbeiterbauern auch gefühlsmässig mitten im
Spannungsfeld zwischen Tradition und Fortschritt an. Auf die
Frage, warum man sich nicht entschlossen hatte die Landwirtschaft
aufzugeben und sich voll auf die Fabrikarbeit zu konzentrieren,
antworteten einige ehemalige Arbeiter wie folgt:
Die Arbeit in der Landwirtschaft ist eine Gewohnheitssache,
ich habe es so gelernt.
Ich müsste mich schämen, das von den Eltern geerbte Land
einfach ungenützt liegen zu lassen.
Ich bin in der Landwirtschaft aufgewachsen, man darf das
Land nicht brach lassen.
Die Arbeiterbauern waren Pendler. Der Arbeiterbauer sah lange die
Arbeit in der Fabrik nicht als den Hauptberuf an. Der Hauptberuf
war für ihn die Landwirtschaft. Was war der eigentliche Zweck
dieser Doppelbeschäftigung? Die landwirtschaftliche Tätigkeit
diente den Schutz vor wirtschaftlichen Krisen und erhöhte die
soziale Sicherheit der Familie.
Wenn du wissen möchtest, wie sich der Mitarbeiterbestand im
Laufe der Zeit entwickelt hat, klicke hier!
Top
2.Lohn
2.1
Aufbau des Lohnes
Heutzutage besteht der Lohn aus einem sogenannten Grundlohn, der
je nach Bereich, wo man arbeitet, verschieden ist. Zusätzlich
wird noch die Dienstalterszulage, die Alterszulage, die
Schichtzulage sowie der Qualifikationsanteil dazugerechnet.
Aufgrund eines Interviews mit einem ehemaligen Fabrikarbeiter,
der von 1946 1975 in der Lonza angestellt war, bekamen wir
folgendes Resultat: Der Lohn setzt sich gleich zusammen, jedoch
spielte damals das Alter des einzelnen Arbeiters keine Rolle.
Viel wichtiger war es, dass man qualitativ arbeitete. Auch seien
die Löhne im Vergleich zu anderen Firmen in der Lonza etwa
gleich gewesen. Der Vorteil der Lonza war, dass man aufgrund der
Schichtenarbeit die Möglichkeit hatte mehr zu verdienen.
Besondere Zulagen sind heute die Familienzulage, die
Geburtszulage, die Heiratszulage, die Kinderzulagen und der
Mutterschaftsurlaub. Laut des Interviews gab es früher nur die
Geburtszulage, die 50.- pro Geburt war! Dies ist erstaunlich,
weil heute die Geburtszulage 1465.- beträgt. Die restlichen
Zulagen wurden dann erst allmählich hinzugefügt. Dazu kommt,
dass es heute Zuschläge ausserhalb der normalen Arbeitszeit,
sowie für Samstags-, Sonntags- und Feiertagsarbeit gibt. Wie wir
entnehmen konnten, gab es damals Zuschläge ausserhalb der
normalen Arbeitszeit, sowie für Sonntagsarbeit. Bei Krankheit
wird heute bei den Tagesarbeitern der volle Monatslohn ausbezahlt
und bei den Schichtarbeitern der volle Monatslohn plus der
Durchschnitt von den Schichtzulagen. Die Kinder- und
Familienzulagen werden ganz sicher mindestens noch ein Jahr
ausbezahlt, längstens jedoch bis zur Ausrichtung einer
eventuellen IV- oder SUVA-Rente. Damals musste man bei Krankheit
eine Vertretung suchen. Der Vertreter bekam dann für den Einsatz
mehr Lohn als normalerweise. Konnte jemand nicht mehr Arbeiten,
hat er wahrscheinlich einen bestimmten Prozentsatz von seinem früheren
Lohn erhalten damit er überleben konnte. Auch wenn ein Arbeiter
irgendwie körperlich eingeschränkt war, dass er nicht voll
Arbeiten konnte, bekam er entsprechend der Arbeitszeit, die er
arbeitete soviel Prozent vom Normallohn.
Top
2.2 Lohnerhöhung
Die Löhne haben sich im Laufe der Zeit verändert. Dies hat man
teilweise den Gewerkschaften zu verdanken. Seit 1946 gibt es die
Gewerkschaft CMV (Christlicher Metallarbeiterverband). 1986 kam
dann die GTPC (Gewerkschaft Textil, Papier, Chemie) hinzu. Die
GTPC warf damals der CMV vor, dass sie ihre Arbeit nicht richtig
erfülle. Sie haben ihnen auch vorgeworfen, dass es massive
Lohndifferenzen zwischen der Ciba-Geigy in Monthey und der Lonza
in Visp gebe sowie weitere
Mängel. Auch waren sie der Meinung, dass zwei Gewerkschaften
für die Lonza besser seien, denn wenn zwei Gewerkschaften am
gleichen Strick ziehen, würden die Resultate besser erreicht
werden können. Dank der GTCP wurden die Löhne der Lonza erhöht.
Der Nachfolger der GTPC ist die GBI ( Gewerkschaft Bau, Industrie),
die heute noch tätig ist. Laut dem Interview mit dem jetzigen
Sekretär der GBI, Eyer German, haben wir herausgefunden, dass es
nie wirklich zu Lohnkämpfen kam. Hingegen gab es die sogenannten
Mitgliederversammlungen. In diesen wurde dann über die Löhne
diskutiert. Bemerkten die Gewerkschaften, dass die Lonza mit
ihren Forderungen nicht einverstanden war, änderte man die
Forderungen und einigte sich in Form eines Kompromisses.
Top
3.Ferien
Der ehemalige Lonzaarbeiter ( Interview ) berichtete uns, dass er
die ersten 5 Jahre (1946-1951) gar keine Ferien hatte. Danach
hatte er für einige Zeit nur eine Woche Ferien pro Jahr. Um 1973
herum bekam er dann 4-5 Wochen Ferien pro Jahr. Jedoch berichtete
er, dass damals nicht die Möglichkeit bestand eine Woche Ferien
am Stück zu nehmen, sondern man bekam nur einzelne Tage frei.
Der Ferienanspruch beträgt heute bis zum 20. Lebensjahr 30,7 ,
vom 21.-49- Lebensjahr 25.63 , vom 50.-59. Lebensjahr 30,75
und ab dem 60. Lebensjahr 35,88 Arbeitstage. Freie Tage werden
heute gewährt für Wohnungswechsel (3 Tage), für Geburt eines
eigenen Kindes (1 Tag), für Verehelichung eigener Kinder (1 Tag),
beim Tod des Ehegatten, eines Kindes oder Eltern, Schwiegersohn
und Schwiegertochter (3 Tage), beim Tod von Grosseltern, Onkel,
Tante, Schwager, Schwägerin, Enkelin, Nichte un Neffe (1 Tag), für
militärische Inspektion und Rekrutierung (1 Tag) und bei
Wohnungswechsel von Mitarbeitern (1 Tag). Diese freien Tage
werden ausbezahlt. Früher bekam man lediglich ausbezahlte, freie
Tage beim Tod eines Familienangehörigen. Bei Geburt eines
eigenen Kindes konnte man zwar die Arbeitsstelle verlassen, wenn
eine andere Person einspringen konnte, jedoch bekam man es nicht
ausbezahlt. Als weitere arbeitsfreie Tage gelten heute Neujahr,
St. Josefstag, Karfreitag, Ostermontag, Auffahrt, Pfingstmontag,
Fronleichnam, 1. August, Maria Himmelfahrt, Allerheiligen, Maria
Empfängnis und der Weihnachtstag. Der Feiertagslohn ist im
Monatslohn einbegriffen. Früher bekamen nur die Tagesarbeiter
frei an Feiertagen. Die Schichtarbeiter bekamen jedoch dafür
Extrazulagen.
Top
4.Arbeitszeit
Die Arbeitszeit für die Schichtarbeiter war um 1946 herum 60
Stunden pro Woche, wobei sie jeden 3. Sonntag frei hatten. Von
Montag bis Samstag arbeiteten sie 8 Stunden pro Tag und am
Sonntag 12 Stunden. Pausen gab es für die Schichtarbeiter je
eine halbe Stunde pro Schicht. Diese werden wie Arbeitsstunden
entlöhnt, gelten aber nicht als Arbeitszeit. Die Tagesarbeiter
arbeiteten 48 Stunden pro Woche, von Montag bis Samstag je 8
Stunden pro Tag. Diese hatten auch eine halbe Stunde Pause pro
Schicht. 1987/88 war die wöchentliche Arbeitszeit im
Durchschnitt 42 Stunden pro Woche für alle Arbeitnehmer. 1998/1999/2000
sank die wöchentliche Arbeitszeit auf 41 Stunden. Die
Arbeitszeiten für die Schichtarbeiter von heute ist ein
komplexes System, denn es ist abhängig davon in wie vielen
Schichten man arbeitet. Die Tagesarbeiter arbeiten von Montag bis
Freitag von 07h00 bis 17h00.
Top
5. Sicherheit
Ein ehemaliger Arbeiter erinnert sich, dass es sogenannte
Quecksilbervergiftungen gab. Weil Quecksilber bei 27° C zu Dampf
wird, bestand die Gefahr, dass man es einatmete. Somit wurde die
Lunge verstopft und das führte dann zum Tod. Klar war damals die
Sicherheit der Maschinen nicht so gut wie heutzutage, jedoch gab
es schon damals Sicherheitsvorrichtungen, wie der
Schnellschlussschieber. Dieser verhinderte das Austreten giftiger
Gase. Weil damals die ganze Arbeit von Hand gemacht werden
musste, ist es verständlich, dass die Arbeit an Maschinen eine
grössere Gefahr darstellte als heute. Man hatte auch eine
zeitlang Probleme in gewissen Bereichen Arbeitskräfte zu finden,
weil die Angst vor dem Austreten von giftigen Gase gross war.
Sowie früher stellt auch heute das Chemielabor eine ständige
Gefahr dar. Dieses Risiko kann nicht verhindert werden, weil man
mit den giftigen Stoffen arbeiten muss. Aus dem Interview mit
Eyer German stellte sich heraus, dass heutzutage die grösste
Gefahr der Chlortransport sei. Er hat gesagt, dass der
Chlortransport eine fahrende Zeitbombe sei. In diesem
Bereich sollten unbedingt Verbesserungen auftreten. Das Chlor
sollte nicht in der Schweiz herumgefahren werden, denn wenn es
eine Zugentgleisung gäbe, würde das Chlor auslaufen und die
Menschen würden diese Katastrophe nicht überlegen. Die Möglichkeit
würde bestehen sich zu verbessern, weil es möglich wäre, dass
die einzelnen Firmen selber Chlor produzieren. Durch die
Entwicklung der Technik hat man den Sicherheitsstandard stark
verbessert. Soweit wir herausfinden konnten, gab es nur einen grösseren
Unfall , bei dem es einen Toten und 3 Schwerverletzte gab.
Interessiert an einer Betriebsordnung (1989) der Lonza? Dann
klicke hier!
Top
6.Arbeitsklima
Wie wir feststellen konnten, war damals das Klima besser als
heute. Früher bestand eine grössere Solidarität. Die Arbeiter
waren viel mehr bereit sich für andere einzusetzen und
einzuspringen. Heutzutage besteht das Problem, dass ein grosser
Leistungsdruck vorhanden ist und es wird von den Arbeitern eine
hohe Flexibilität verlangt. Dies wirkt sich dann negativ
auf das Arbeitsklima aus. Teilweise werden sogar die Arbeiter
gesundheitlich angeschlagen. Dies ist auch der Punkt, wo die
Gewerkschaften ihre Arbeit sehen und sich dafür einsetzen.
Top
7.Feststellungen
bei der Forschungsarbeit
Wir haben festgestellt, dass die älteren Interviewpartner eher
abweisend reagiert haben d.h. sie wollten sich nicht über die
Situation von früher äussern. Sie sagten lediglich, dass sie
gute und schlechte Zeiten erlebt haben. Dies hat uns am Anfang
unserer Arbeit ziemlich viel Mühe bereitet. Dadurch waren wir
nicht mehr so motiviert und verloren teilweise auch den Mut. Doch
dann hatten wir das Glück, dass uns ein ehemaliger Arbeiter
gerne Auskunft geben wollte. Wir haben vorallem von diesem
Interviewpartner Informationen von damals. Jedoch haben wir keine
konkrete Zahlen von früher, weil man sich nicht erinnern konnte
und weil auch die Gewerkschaften keine Vorlagen dazu haben. Die
Gewerkschaften haben lediglich Informationen über die letzten 20-30
Jahre. Uns schien es einfacher zu sein an Informationen
heranzukommen, als es in Wirklichkeit war bzw. ist. Trotzdem hat
uns die Arbeit viel Freude bereitet und haben dabei auch viel
gelernt.
Top