Fallbeispiele |
Der Hygieneprofessor Wilhelm Pfannenstiel, ein Freund von Roche-Direktor Veiel, unternahm 1934 Versuche mit Vitamin C und bat um Versuchmengen eines Roche-Präparates. 1938 unterstützte Roche Berlin seine Arbeiten finanziell und stellte ihm die Vitaminpräparate Redoxon und Bernerva zu Versuchszwecken zur Verfügung. Anlässlich eines Besuches an seinem Institut im Oktober 1938 vermerkte ein Roche-Vertreter, dass Pfannenstiel eine luftfahrtmedizinische Abhandlung über die Vitaminbeeinflussbarkeit der Höhenfestigkeit verfasst habe. Pfannenstiel erprobte nicht nur Roche-Präparat, sondern stellte auch wissenschaftlich-politische Kontakte für die Firma her, in diesem Fall mit Dr. Kramer, welcher Truppenversuche bei der Luftwaffe in die Wege leiten sollte. Pfannenstiel war neben seiner Funktion als Professor auch SS-Offizier. Es ist unbekannt, ob sich der Kontakt zwischen Roche und Pfannenstiel nach 1938 fortsetzte.
Quelle: Veröffentlichungen der UEK; Bd. 7 "Schweizer Chemieunternehmen im Dritten Reich"; S. 247f
Professor Bruns war seit 1934 für Roche tätig. Er arbeitete zu diesem Zeitpunkt mit der deutschen Reichswehr zusammen, was Roche als von besonderer Bedeutung für die Einführung ihrer Präparate erachtete. Bruns prüfte in den dreissiger Jahren eine Reihe von Roche-Präparaten, insbesondere Vitamin C, und wurde dafür finanziell unterstützt. Im Januar 1938 suchte Bruns Generaloberstabsarzt Anton Waldmann auf und übergab ihm zwei Arbeiten über Vitamin-C-Versuch an Schweizer Soldaten, welche im Auftrag von Roche Basel durchgeführt worden waren. Die Vitamin-C-Frage stiess bei Waldmann auf grosse Interesse: Es sei doch wohl nicht mehr wegzuleugnen, dass weite Teile des Volkes, insbesondere der Wehrmacht, eine C Hypovitaminose zeigen und dass das Vitamin C auch für die Leistungssteigerung unentbehrlich sei. Im Sommer 1938 stand Bruns erneut mit Waldmann in Kontakt, als es darum ging, an einer deutschen Panzerkompanie die Auswirkung von Vitamin-C-Gaben im Hinblick auf geistige und körperliche Leistungsfähigkeit zu erproben. Bruns war mindestens bis im Herbst 1942 für Roche tätig.
Quelle: Veröffentlichungen der UEK; Bd. 7 "Schweizer Chemieunternehmen im Dritten Reich"; S. 248f