(Erstellt von Alexandra Scheidl 2003, nur zum Eigengebrauch freigegeben, Copyright bye Alexandra Scheidl)
Die Drachenreise
Stell dir vor, du schaust aus dem Fenster. Es ist Herbst. Draußen bläst der Wind so stark dass die Blätter von den Bäumen nur so herunterwirbeln. Toll sieht das aus. Die Blätter sind ganz verschieden. Rote Blätter, gelbe Blätter, braune Blätter und auch ganz bunte Blätter. Sie tanzen mit dem Wind. Du öffnest das Fenster und beugst dich etwas hinaus. Jetzt kannst du den Wind spüren. Kühl fährt er dir über das Gesicht und durch die Haare.
Da fällt dir auf einmal dein schöner großer Drachen ein. Heute ist genau das richtige Wetter zum Drachen steigen lassen. Schon holst du ihn hervor und läufst nach draußen auf die große Wiese. Was für einen tollen Drachen ich hab, denkst du. Er ist ganz bunt und lustig. Sogar ein richtiges Gesicht hat er- und einen langen Schwanz mit vielen bunten Schleifen dran. Nun hältst du ihn nach oben und lässt ihn los. Da packt ihn auch schon der Wind und er steigt. Immer höher und höher fliegt er. Ruhig und gleichmäßig schwebt er über dir am Himmel. Du beobachtest ihn. Wie schön müsste es sein, wenn ich auch fliegen könnte, denkst du. Kaum hast du das gedacht, schon fängt dein Drache kräftig an zu ziehen. So kräftig, dass er dich hoch in die Luft zieht. Zuerst hast du richtig Angst. Doch dann hörst du eine Stimme: "Klettere an meinem Schwanz nach oben!" "Wer spricht da?" rufst du. "Dein Drache natürlich. Wer sonst?" Vorsichtig greifst du nach dem Drachenschwanz. Langsam ziehst du dich an ihm hoch. Das ist sehr anstrengend. Du brauchst viel Kraft. Endlich bist du oben. Erschöpft lässt du dich auf den Drachen fallen. Deine Arme und Hände sind sehr müde- Ganz schwer sind sie. Du atmest ganz tief ein und aus. Dein Körper entspannt sich. Dann schaust du nach unten. Die Welt unter dir ist ganz klein. Gerade überfliegt dein Drache einen Wald. Du siehst viele Tiere die dir verwundert nachkucken. So etwas haben sie noch nie gesehen.
Jetzt hörst du neben dir ein Zwitschern. Ein kleiner Vogel fliegt neben dir. Er staunt. Du bist aber ein schöner Vogel, zwitschert er. Nun fliegt dein Drache über einen glitzernden blauen See. Am Ufer sind Kinder. Sei füttern die Enten auf dem See. Du kennst die Kinder. Sie gehen mit dir in den Kindergarten. Als sie dich auf dem Drachen sehen, fangen sie aufgeregt an zu winken. Immer weiter und weiter fliegen dein Drache und du. Über Dörfer und Felder und sogar über den Kindergarten Kastanienburg hinweg. Dann taucht auf einmal wieder die große Wiese auf. Dein Drache fliegt tiefer. Immer näher kommt die Wiese. Schließlich landet dein Drache sachte im Gras. Du steigst von ihm herunter. Glücklich hebst du deinen Drachen hoch und trägst ihn nach Hause.
Was ist überhaupt eine Phantasiereise?
Eine Phantasiereise ist ein imaginatives Entspannungsverfahren für Kinder, Jugendliche und/oder Erwachsene bei der mit Hilfe einer vorgetragenen Geschichte das bestimmte Entspannungselemente enthalten sollte, die Zuhörer in eine Art meditativen Zustand geführt werden, in dem jeder mit Hilfe seiner Phantasie unterschiedliche Dinge erlebt, sieht, hört und fühlt. Die Handlung der Geschichte dient dabei besonders jüngeren Kindern als Hilfe, da sie oft noch nicht in der Lage sind, sich durch rein kognitive Techniken zu entspannen. Als Hilfsmittel dienen Duftlampen mit ätherischen Ölen, Klangschalen und Meditationsmusik oder CDs mit Naturgeräuschen. Auch könnte man eine Phantasiereise mit Orffinstrumenten, Alltagsgegenständen und Naturmaterialien usw. begleiten, was die Geschichte noch echter und lebendiger erscheinen lässt. Auch Atemübungen und Bewegungseinheiten in Verbindung mit der Geschichte können gut eingebaut werden. Es ist günstig, die Mitte des Kreises passend zu der Phantasiereise zu gestalten. Wichtig sind auch bequeme Unterlagen um das Liegen oder Sitzen so angenehm wie möglich zu machen und vor allem Kindern das Zuhören und Ruhighalten zu erleichtern. Hierbei sollte für die Kinder auch eine klare Unterteilung der Plätze erkennbar sein. Der Aufbau sollte relativ klar gegliedert sein. Die Einstiegsphase führt den Zuhörer in die Situation/Handlung der Geschichte. Im Hauptteil muss die Handlung mit Hilfe von Erlebnisbildern weiter ausgeführt werden und zu einer Art "Höhepunkt" kommen, die dem Zuhörer aber genügend Raum zur Entfaltung eigener Vorstellungen, Bilder, Gefühle usw. lassen sollte. Der Schluss soll die Handlung zu einem Ende bringen und die Zuhörer langsam wieder von der Geschichte wegführen.