Die Alte Burg
Text und Entwurf von
Frank Borchers
Wie
hat sie ausgesehen, unsere Alte Burg?
Außer dem halbseitig noch vorhandenen Turm ist so wenig von ihr übrig
geblieben, dass eine Rekonstruktion eigentlich unmöglich ist.
Ein aktueller Lageplan, der die heute noch vorhandenen Mauerfragmente
zeigt, kann anhand einer Ausgrabungsskizze aus dem Jahr 1808 ergänzt
werden.
Sucht man dann einen etwa gleichen Burgentyp in der Harzregion, so sieht
die Alte Burg, vom Grundriss her, der Burgruine Ebersburg im Landkreis
Nordhausen am ähnlichsten.
Vergleicht man die Anlagen, ist anzunehmen, dass der Burgweg auch bei
unserer Alten Burg über die Spitze der Vorburg, also von Freiheit her,
geführt wurde.

Grundriss nach Schalzscher Chronik von 1808
(veröffentlicht im Kreisanzeiger v. 6.3.1993)

Aktueller Lageplan der Alten Burg (auf Friedhof fotografiert) um
Elemente aus
der Ausgrabungsskizze von 1808 ergänzt.
Lage der Vorburg und möglicher Zugang wahrscheinlich wie bei Ebersburg,
Landkreis Nordhausen:

Ebersburg aus Friedrich Stolberg:
"Befestigungsanlagen im und am Harz von der Frühgeschichte bis zur
Neuzeit"
Setzt man das Ganze anhand einer jüngeren Luftaufnahme ins Bild,
so bekommt man eine wage Vorstellung, wie die Alte Burg ausgesehen
haben könnte:

Luftaufnahme aus Faltblatt im Heimatmuseum:
"Mittelalterliche Burgen im Landkreis Osterode"

Zeichnung 1 (Lage von Bewuchs befreit)

Zeichnung 2 (Ergänzung um Grundmauern nach Skizze 1808)

Zeichnung 3 (Versuch Aufbauten darzustellen, Vorburg und Gräben)
Literatur Werner Meyer:
"Burgen, wie sie wurden, wie sie aussahen und wie man in ihnen
lebte"

Zeichnung 4 (Osterrodense Castrum?)
Die Alte Burg war eine Zungenburg, der im deutschen Sprachraum am
häufigsten
anzutreffende Burgentyp. Sie lag, das natürliche Gelände ausnutzend, an
zwei
Seiten von Lerbach und Söse umflossen, auf dem Bergsporn (Zunge) des
Butterberges.
Von diesem war sie zur Bergseite durch einen sichelförmigen Halsgraben
abgeschnitten.
Gegen Westen lag eine Vorburgterasse. Die Kernburg hatte eine Größe von
etwa
40 x 60 m und war offenbar vollständig von einer Mantelmauer umgeben.
Diese könnte
etwa halb so hoch wie der Bergfried gewesen sein (vergleiche Burg
Falkenstein 17 m hohe
Schildmauer zur Angriffsseite). Ein Teil der Umfassungsmauer ist nach
Osten erhalten
geblieben, dahinter die Hälfte des Bergfrieds in etwa voller Höhe von 33
m erhalten. Dieser
war offenbar in sechs Stockwerke unterteilt, hatte einen Durchmesser von
etwa 15 m.
Es kann weiterhin angenommen werden, dass der Bergfried unserer
Witterung entsprechend
mit einem leichten Dach versehen war, das die Rundumsicht nich
beeinträchtigen durfte und
im Ernstfall abgeworfen werden konnte um den Verteidigern mehr Platz zu
verschaffen, z.B.
für den Aufbau einer Wurfmaschine.
Die Maueröffnungen waren bei einem Wehrturm nach außen eher klein, nach
innen
hingegen geräumig. Fenster konnte es nur geschützt in Richtung Burghof
gegeben haben.
Mauertürme für einen flankierenden Beschuss, Plattformen und
Vorkragungen für einen
effektiveren Einsatz von Verteidigungsmitteln waren üblich.
Das Hauptgebäude Palas stand möglicherweise an besonders geschützter
Stelle im
Wurfschatten des Bergfrieds. Für Belagerungszeiten müßte es einen
Brunnen oder eine größere Zisterne gegeben haben.
Der zum Schutz zur Hauptangriffsseite Bergrücken angelegte Halsgraben
könnte,
der besseren Stabilität wegen, gemauerte Wände gehabt haben (Das könnte
der
angeblich auf alten Fotos sichtbare nördliche Wall gewesen sein.)
Es wird auch seitliche Gräben und Wälle gegeben haben, um einem Gegner
die Annäherung
zu erschweren. Mit Sicherheit war der gesamte Burgberg kahlgeschlagen,
um einem Angreifer sämtliche Deckung zu nehmen.
Wie hat sie ausgesehen, unsere Alte Burg? Rekonstruktionen werden immer
nur
ein Versuch bleiben.
Meine Zeichnungen frei für Heimatstube, anderes möglicherweise
urheberrechtlich geschützt.