Magersucht?

Die Anorexia nervosa ist keine organische Erkrankung, führt aber zu organischen Auswirkungen und Körperveränderungen. Die Ursache ist jedoch psychischer Genese. Diese Krankheit, die im schlimmsten Fall sogar mit dem Tod enden kann, ist mitten unter uns, gerade in den Industrieländern! Wie der Name schon sagt, handelt es sich um die Sucht, mager zu sein.
Viele haben schon einmal eine Diät angefangen und sich ein Ziel festgelegt, den sie erreichen wollten und auch erreicht haben. Spätestens dann kehren sie wieder zum normalen Essverhalten zurück. Hier werden die Unterschiede sehr deutlich. Die später Magersüchtigen hungern w eiter, auch dann, wenn sie ihr Zielgewicht bereits weit unterschritten haben. Ein neues niedriges Gewicht wird definiert, der wiederum erreicht und ein neues Gewichtsziel gesetzt. Auch dann wenn das Gewicht bedrohliche Masse angenommen hat. Sie sind stolz darauf, ihr Traumgewicht erreicht zu haben, und noch stolzer, wenn sie noch weiter runter kommen. Das macht die Krankheit im Eigentlichen aus. Nach dem Motto: Immer weiter, wenn ich es bis dahin geschafft habe, schaffe ich auch noch mehr.  Nicht der gesamte Körper steht im Blickfeld, sondern einzelne Körperteile wie Oberschenkel, Bauch oder Hüften. Das Körpergewicht kann von 15% bis 55% unter Idealgewicht absinken. Begleitend zu der Kalorienreduktion führen einige kalorienverbrauchendes Körpertraining durch. Das Wort "Anorexia" - Appetitlosigkeit ist irreführend. Magersüchtige sind nicht appetitlos, ganz im Gegenteil, sie leiden Hunger, auch wenn sie dies hartnäckig verleugnen. Viele Magersüchtige versuchen ihre Hungergefühle durch Kaugummikauen und Zufuhr von kalorienloser Flüssigkeiten zu vertrieben. Sie glauben, sie haben sich unter Kontrolle, während andere um sie herum schwach sind und ständig ihren Gelüsten nachgeben müssen. Für Magersüchtige ist essen was "Verbotenes, und das es zur Lebenserhaltung dient, haben sie aus den Augen verloren. Es gilt: Leistung und Anerkennung, Pflicht und Gehorsam, Ordnung und Sauberkeit, Zusammenhalt und Anpassung, Recht und Unrecht. Unzufriedenheit mit sich ist nur eine der vielen Ursachen warum immer mehr Mädchen (aber auch Jungen) an Magersucht erkranken. Angst der Gesellschaft nicht zu gefallen, zu starkes richten nach Vorbildern, die Angst, die Eltern zu enttäuschen und damit die Angst nicht mehr geliebt zu werden. Aber auch die Angst vor dem Erwachsenwerden könnte ein Grund sein!
Bei etwa 60% der Magersüchtigen kommt der Tag, an dem Sie die Kontrolle verlieren und viel essen. Sei es wegen den Eltern, oder einfach weil Sie ihrem Hungergefühl nicht widerstehen können. Sie essen mehr, als sie sich erlaubt haben und erbrechen danach willentlich. Dies ist der Anfang von Heisshungerattacken - die Magersucht hat sich zur Bulimie ausgeweitet. Nicht allen gelingt es erbrechen zu können. Deshalb nehmen einige Abführmittel ein, mit ständig steigender Dosierung. Das schlimme ist, das Magersüchtige ihre Krankheit sehr gut verstecken und überspielen können. Millionen von Familien weltweit stehen heute vor dem Problem, daß eine Angehörige an einer Eßstörung leidet. Fälle von Bulimie (Freß-Brech-Sucht), Magersucht (Weigerung zu essen) und Fettsucht (unbeherrschtes Essen) sind in vielen Regionen rapide angestiegen. Diese Störungen sind vorwiegend ein weibliches Problem. Betroffen sind Ledige und Verheiratete aller Altersgruppen. Zu den Erkrankten gehören sowohl junge Mädchen als auch Frauen im reiferen Alter, darunter Großmütter. Da über 90 Prozent der Betroffenen Mädchen und Frauen sind, ist in unserer Erörterung hauptsächlich vom weiblichen Geschlecht die Rede. Wenn jemand, den man gern hat, an einer Eßstörung leidet, möchte man ihm zweifellos helfen. Aber eine bulimische Patientin zu bitten, die Eßanfälle und das Erbrechen zu unterlassen, wäre so, als würde man jemanden mit einer Lungenentzündung auffordern, nicht zu husten. Bevor man überhaupt helfen kann, müssen die zugrundeliegenden tiefgehenden psychischen Probleme erkannt und angegangen werden.
Die meisten Patientinnen zeigen auch noch nach Jahren erhebliche Sorgen um ihr Gewicht, sowie auch insbesondere affektive Störungen, meist Depressionen. Diese Depressionen werden oft mit Antidepressiva behandelt.