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Nr. 45

Mittwoch, 08 November 2000

Altöttinger Wochenblatt

Radfahrer macht unglaubliche Entdeckung

Ein Krokodil im Inn?

Ein Geschäftsmann aus dem Landkreis Altötting ist überzeugt davon, im Inn-Altwasser nahe dem Berghamer Badesee ein Krokodil gesehen zu haben. Wir sind mit dem Reptilienexperten Manfred Werdan (Bild) auf Spurensuche gegangen  

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Aufregung um ein entflohenes Krokodil

Am Lago d'Accesa in der italienischen Maremma ist ein Krokodil entlaufen.

 

Krokodil in der Pariser Kanalisation

Neue Zürcher Zeitung, Vermischte Meldungen, Montag, 14.2.2000

In der Pariser Kanalisation soll sich ein Krokodil aufhalten. Wie der französische Rundfunk berichtete, wurde das Tier in den Abwässerkanälen zwischen der Hauptstadt und dem Vorort Levallois gesichtet. Arbeiter hätten bisher vergeblich nach dem Reptil gesucht. (ap)

Krokodil verprügelt

Australische Fischer lassen sich nicht anknabbern

SYDNEY afp/taz  Mit einer filmreifen Prügelei hat ein australischer Fischer ein Krokodil in die Flucht geschlagen. Der 51-jährige Chris ONeil war gerade rund hundert Meter vor der Küste im Norden des Landes mit einer Harpune auf der Pirsch nach Langusten, als ihn "etwas" in den Fuß biss. "Da wusste ich, dass ich ein Problem habe", sagte er der Zeitung The Australian vom Mittwoch. Als sein Knöchel durch den Biss anfing zu bluten, zögerte ONeil nach eigenen Worten nicht lange: "Ich konnte ja nicht stehen bleiben wie ein hypnotisiertes Kaninchen. Also haben wir uns geprügelt." Der Fischer versetzte dem etwa 2,5 Meter langen Krokodil drei heftige Schläge mit seiner Harpune, bis es sich verzog. Anschließend setzten sein Freund Owen Dunn und er ihren Fischzug in aller Ruhe fort und beschlossen den Tag schließlich mit "einer schönen Korallen-Forelle" als Beute.

taz Nr. 6409 vom 29.3.2001, Seite 19, 30 TAZ-Bericht

 

Ein Krokodil im Inn?

Das Ganze klingt wie ein schlechter Scherz, aber der Geschäftsinhaber, der nicht genannt werden will, ist sich seiner Beobachtung absolut sicher.
Ort des Geschehens: die Inn-Altwässer unweit des Berghamer Badesees. Ein beliebter Ort für Spaziergänger und Radfahrer. Ein Kiesweg, auf einem Damm angelegt, führt vorbei an mehreren kleinen Flussbecken, den so genannten „Inn-Altwässern.” Die ungewöhnliche Sichtung machte der Radler am Sonntag, den 29. Oktober. „Es war auf Höhe des ersten Beckens, gleich neben dem Badesee. Mitten auf dem Weg stand eine Gruppe von vier Radfahrern und starrte auf das Wasser. Ich blieb stehen und fragte, was los sei und bekam zur Antwort: Schau, da schwimmt ein Krokodil. Und tatsächlich, zwischen dem Schilf sah ich das Tier schwimmen.” Der Geschäftsinhaber schätzt das Krokodil auf eine Länge von etwa eineinhalb Meter. Eine Verwechslung mit einem einheimischen Tier, oder gar einem Autoreifen hält er für ausgeschlossen. „Es gibt in diesem Becken einen Unimogreifen, der etwa zu einem Drittel aus dem Wasser schaut. Den kenne ich. Was ich gesehen habe, war ein Krokodil!”
Er habe Anglern, die er einige Kilometer entfernt traf, von seiner Beobachtung erzählt. „Die sagten nur: Das verreckt schon wenn´s kalt ist.”
Den Behörden wollte er die Angelegenheit nicht melden. „Im Sommer, bei Badebetrieb hätte ich das gemacht – auf das Risiko hin, für verrückt erklärt zu werden.” Auch das Wochenblatt hat nur über Umwege von der Geschichte erfahren. Gerade deshalb gibt es keinen Grund, an den Aussagen des Mannes zu zweifeln.
Am vergangenen Freitag begab sich der heimische Reptilien-Experte Manfred Werdan aus Haiming für uns auf Krokodiljagd. Um es vorneweg zu sagen: Leider ohne Erfolg. Und das obwohl wir uns zusammen durch Gestrüpp und Dickicht geschlagen haben. Dennoch hält der 39-Jährige es für durchaus möglich, dass das Krokodil existiert. „Ich habe schon oft genug erlebt, dass Leute Schlangen und andere exotische Tiere einfach irgendwo aussetzen, wenn beispielsweise das Terrarium zu klein geworden ist.” Verstecke gäbe es genügend in dem Flussbecken. Die Ufer sind überwiegend mit mehreren Metern Schilf bewachsen und mitten in dem Becken liegt eine kleine unzugängliche Insel. Falls das Reptil existiert, würde es sich, nach Einschätzung von Manfred Werdan, dorthin zurückgezogen haben.
Hans-Dieter Scheiblhuber ist der Vorsitzende des dortigen Fischereiverbandes. Er hat noch keine weiteren Meldungen über Begegnungen mit einem Krokodil erhalten. Allerdings ist das nicht weiter verwunderlich, denn das Areal ist, laut Scheiblhuber, vier bis fünf Kilomter lang und relativ unüberschaubar. Sein Kommentar: „Wenn jemand so ein Tier ausgesetzt hat, dann ist das unverantwortlich. Wir hatten heuer viel Badebetrieb. Da waren auch Kinder in dem Wasser.”


Bild oben: Auf Fotosafari. Das Krokodil ließ sich leider nicht blicken.


Manfred Werdan: Die Kälte wird dem Tier zum Verhängnis!

Manfred Werdan (39) lebt in Haiming und ist öffentlich beeidigter Sachverständiger für Reptilien und Amphibien.
Wie kommt man denn hierzulande an einen Kaiman oder ein Krokodil?
Solche Tiere gibt es ganz offiziell im Handel. Allerdings braucht man eine Haltungsgenehmigung, weil die Tiere als gefährlich eingestuft sind.
Dann müsste aber „unser” Krokodil beim Landratsamt gemeldet sein, was nicht der Fall ist.
Das stimmt, deshalb liegt die Vermutung nahe, dass es sich hier um ein illegal erworbenes Tier handelt. Möglicherweise ist das Terrarium zu klein geworden und der Besitzer hat es einfach ausgesetzt. So etwas kommt relativ häufig vor. Wie groß können Krokodile werden?
Das kommt auf die Art an. Alligatoren können bis zu sechs Meter werden. Die kleineren Arten, wie Kaimane, bis zu zwei Meter.
Der Augenzeuge hat von einem eineinhalb Meter großen Krokodil gesprochen, also ein beachtlicher Bursche. Wie gefährlich ist ein Reptil dieser Größe?

Grundsätzlich sind Krokodile froh, wenn man ihnen nichts tut. Wenn man allerdings versucht, sie zu fangen, wehren sie sich mit Bissen. Bei diesen Temperaturen werden sie allerdings zunehmend inaktiv.
Besteht für Angler oder Spaziergänger irgendeine Gefahr?

Kaum. Es wird vom Wasser sicher nicht weit weg gehen. In der freien Natur halten sich solche Tiere im Schilfgürtel auf. Diese Möglichkeit hat es am Sichtungsort auch und die kleine Insel in der Mitte des Flussbeckens wäre ein idealer Lebensraum. Nur die Temperaturen, die jetzt herrschen, werden ihm zum Verhängnis.
Bei wieviel Grad muss man damit rechnen, daß ein Krokodil eingeht?
Wenn es längere Zeit bei einer Aussentemperatur von unter zehn Grad verbringt, dann trägt es garantiert Schäden davon, die zum Tode führen. Zum Beispiel Lungenentzündung und Nierenversagen.
Sie hatten ja vor, das Krokodil zu fangen. Wie wären Sie vorgegangen?

Ich habe für diesen Zweck zwei Kartoffelsäcke mitgenommen. Normalerweise macht man es so, dass man einen Sack über den Kopf des Tieres wirft, sich dann draufhechtet und versucht, das Maul mit Mullbinden zuzubinden.
Und das hält?
Das hält, weil ein Krokodil zwar enorme Muskeln fürs Zubeissen hat, aber die Muskulatur zum öffnen des Mauls relativ schwach ausgeprägt ist. Das kann man ohne weiteres zuhalten.
Und wenn es schiefgeht?
Das wäre nicht so gut, denn die Krokodile verbeißen sich und drehen dann den Kopf. Das gibt üble Fleischwunden.

Nun denkt man, den Krokodilen mit ihren kurzen Beinchen könnte man locker davonlaufen. Das ist aber ein Irrglaube, oder?
Das ist ein Irrglaube. Krokodile bewegen sich auf jeden Fall schneller als ein laufender Mensch. 30 bis 35 km/h kann ein Krokodil schon erreichen. Aber nicht bei den vorherrschenden Temperaturen.

 

 

Aufregung um ein entflohenes Krokodil

Am Lago d'Accesa in der italienischen Maremma ist ein Krokodil entlaufen.

08.10.98, Erwin Haas

Mitten in der Hochsaison im August wurde das mittelalterliche Städtchen Massa Marittima in der Südtoscana von ungewöhnlichem Jagdfieber erfasst. Ein deutscher Tourist weilte am nahen Lago d'Accesa beim Sonnenbade, als er zwei andere Touristen sah, die ein "kleines Krokodil oder so" zum Wasser führten - wo es plötzlich aus der Leine schlüpfte und im See verschwand.

Die Aufregung war ungeheuerlich. Vigili, Carabinieri, Gemeinderäte und Spezialisten des nahen Storch- und Schildkrötenparks nahmen sich des Problems an und schlossen aufgrund der Fussspuren auf eine Länge von 1,50 Meter. Doch das Krokodil war und blieb verschwunden, genauso wie die beiden Besitzer. Diese waren laut Augenzeugen mit einem Mietwagen aus Norditalien angereist und zogen wohl mit ebendiesem Leine, um der Rechenschaft für ihr fahrlässiges Tun zu entgehen. Aufrufe, sich zu melden oder wenigstens das Geschlecht des Reptils zu verraten, verhallten ohne Echo.

Das entwischte Tier hatte bald einen Namen: Birillo. Ein lokaler Künstler druckte ein farbiges T-Shirt, um den Schrecken zu vermarkten, ein Stadtoriginal schuf karikaturistische Zeichnungen, die er in allen Bars aufhängte. Birillo wurde zum Star, ohne dazusein. Für seine Auffindung wurde eine Belohnung von rund 2000 Franken ausgesetzt. Seeanrainer, Touristen und Medien - selbst die "New York Times" - legten sich auf die Lauer. Erfolglos. Weder ruhende Flosse noch in den See geworfene Leckerbissen lockten Birillo an die Oberfläche.

Einmal sollen zwar ausdauernde Beobachter "il coccodrillo, il coccodrillo" geschrien und zum Ufer gelaufen sein, weil sie etwas gesichtet haben wollten. Doch gebannt ist die Gefahr noch immer nicht. Der See ist seit bald acht Wochen abgesperrt. Amtsitalienisch: Zuwiderhandelnde ("contravventori") werden mit bis zu 300 000 Lire gebüsst.

"Birillo non esiste"

In einem Haus am See wohnt Mario Sili, der Magier vom Lago d'Accesa. Ein Magnet für Leute aus ganz Italien, die sich unter seinen feinen Händen von ihren Gebresten und Sorgen befreien lassen. "Das Krokodil gibt es nicht", sagt Sili, "das ist alles nur ein politisches Spiel." Diese Erkenntnis hat er aus einigen Tropfen Öl gelesen, die er in einen Wassertopf träufelte. Die ganze Storia um Birillo sei erfunden, um den Ansturm der Touristen zu bremsen und den Lago als Oase der Ruhe zu bewahren.

Diese Ruhe haben der See und das Krokodil nun gefunden, die Saison ist fast vorbei. Spätestens Mitte September wandte sich die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit ohnehin etwas anderem zu: In der Fontana dell'abbondanza, Massas Hauptbrunnen beim Stadteingang, wurde beim Trogputzen eine ausgesetzte Tartaruga aquatica americana gefunden.

Die Schildkröte wurde sofort Birilla getauft. Es handelt sich um eines jener vielen illegal aus den USA importierten Tiere mit roten Tupfen hinter den Augen, die als Babys klein und hilflos sind, dann aber schnell gefrässig werden und die einheimischen Schildkröten gefährden.