Omnia vincit amor - Alles bezwingt die Liebe

Si vis amari ama - Liebe, wenn du geliebt werden willst!
Part: 2/3
Disclaimer: Alles uns! Wer sonst käme auch auf so eine Idee?!?
Rating: P18-Slash
Warning: Ein klein bisschen Angst, Zucker, Sex
Betas: Wir selbst!
Note:
Tolle lege - Nimm und ließ! Ein paar mehr Reviews wären ganz toll! ;-)

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Julien schlief ausgezeichnet gut und es war lange her, seit er sich so wohl gefühlt hatte, dass er sich wünschte, nie aus dieser kuscheligen Wärme zu erwachen und einfach noch etwas zu schlafen. Er zog sich näher an das weiche, warme Etwas neben ihm, das irgendwie einen ganz besonderen Geruch hatte. Julien legte einen Arm um das unbekannte, aber so wohltuende Kissen und stellte fest: So weich war es gar nicht... und es war von selber warm. War es vielleicht gar kein Kissen? Julien schlug die Augen auf und erschrak. Ein MANN! Da war ein fremder MANN in seinem Bett! Und wie er sehen konnte auch noch NACKT! Er drückte sich von dem anderen furchtsam weg. Nur hinter ihm war das Bett zu Ende und er fiel und krachte auf den Boden. AUA! Er war schmerzhaft auf seinem Hintern gelandet.

Trajan merkte in seinem zum Morgen hin leichter werdenden Schlaf, wie sich etwas Warmes an ihn drückte, doch nur Sekunden später war dieses Etwas wieder weg und er wachte, von einem dumpfen 'Plumps' aufgeschreckt, auf. Sogleich richtete er sich auf, sodass die Decke ihm bis zur Hüfte herunterrutschte und erblickte einen auf dem Boden hockenden Julien, der ihn mit schreckgeweiteten Augen anstarrte und dadurch irgendwie beschützenswert und furchtbar niedlich aussah. Doch Trajan konnte mit den warmen Gefühlen, die sich in ihm regten, nichts anfangen und wollte es auch gar nicht, weil er sich insgeheim davor fürchtete und Angst hatte, dadurch angreifbar zu werden. Deswegen verschloss er seine Gefühle ganz tief in sich und zeigte auch auf seinem Gesicht keine Regung, als er schließlich leise und bar jeder Emotion sprach: "Na, aufgewacht?"

Hilfe! Mit weit aufgesperrten Augen musterte Julien sein Gegenüber und kroch auf dem Boden weiter zurück, bis sein Rücken gegen die Wand stieß. Das war nicht nur irgendwie ein Mann. Das war auch noch ein recht großer! Und muskulöser wie es aussah! Lange schwarze Haare. Ein Wilder?! Nackt? Juliens Blick fuhr über den Körper des anderen, die muskulöse Brust, den Bauch; ein fremdartiges Tattoo um den Bauchnabel. War das eine Sonne? Aber ein Strahl fuhr hinunter, tiefer... und Juliens Wangen erhitzen sich als ihm klar wurde WOHIN. Aber seine Augen folgten dem Strahl dann doch unaufhaltsam und stießen auf Shorts. Nicht ganz nackt. Enttäuschend? Julien gab sich innerlich selber eine Ohrfeige. Er war hier in Gefahr! Das Leben als Einsiedler hatte wohl Unfug mit seinen Hormonen getrieben. Ängstlich sah er den anderen an. Der würde ihm doch wohl nichts tun? "W- W- Wo bin ich?", sprach er mit ungewohnt dünner Stimme. Und in seinem dünnen Pyjama, barfuß auf dem Boden, fühlte er sich ungeschützt und unsicher.

Trajans Reaktion auf das ängstliche Ausweichen bestand aus einer hochgezogenen Augenbraue. Sah er denn wirklich so furchteinflößend aus? Doch wenn er sich in Julien hineinversetzte und sich vorstellte, neben jemandem wie ihm und an einem fremden Ort aufzuwachen, so konnte er das Verhalten des Kleineren schon irgendwie nachvollziehen. Auch, wenn er selbst nie so gehandelt hätte, da das Schwäche, die er nicht zeigen wollte, preisgeben würde.
Den Blick des anderen, der an seinem Körper herabglitt, und die sich daraufhin rot färbenden Wangen, registrierte er mit einem Grinsen, das für sein Gegenüber wohl ziemlich arrogant aussehen musste. "Gefällt dir, was du siehst?", fragte er kalt, da er nicht wusste, wie er damit umgehen sollte, dass er sich darüber freute, von dem anderen so gemustert zu werden.
"Du bist in meinem Haus. Auf Wunsch meines Bruders", erklärte er, immer noch völlig emotionslos.

Julien fühlte sich nicht nur ertappt bei der Frage des Fremden, sondern er fürchtete sich auch. Der wollte ihn doch nicht etwa verge-... Aber nein, er schien anderes im Sinn zu haben. Aber was redete der denn da? Das musste eine Verwechslung sein. "Ich kenne deinen Bruder nicht...", sagte er vorsichtig. Er wollte den anderen bloß nicht aufregen. Er hatte schon lange niemanden mehr gesprochen und im Dorf kannte er jeden. Es gab nicht mal jemanden, der diesem Mann ähnlich sah! Niemand hatte so einen dunklen Teint, so dichtes, glattes, schwarzes Haar und da war niemand, der so - naja, er konnte das nicht mal beschreiben - mittelalterlich?, indianisch?, okkultistisch? aussah.

"Oh doch. Du kennst ihn", sprach Trajan mit seiner dunklen, Ungutes verheißenden Stimme, "noch nicht lange, aber du kennst ihn." Er hatte nicht vor, das Geheimnis um seinen Bruder sofort zu lüften. Er wollte sehen, wie weit er bei dem Menschen gehen konnte, denn der sah wirklich niedlich aus, wie er sich so in der Ecke zusammenkauerte. Ärgerlich schüttelte er den Kopf, um diese lästigen Gedanken loszuwerden.
Der Kleinere musterte ihn schon wieder und provozierend schlug er die Decke ganz zurück, sodass er nun nur noch in seiner knappen Shorts da saß und schwang sich schließlich ganz aus dem Bett, um sich erst einmal ausgiebig zu strecken und dadurch seinen Körper noch besser zu präsentieren. 'Na, Kleiner? Was tust du jetzt?'

Julien beobachtete immer noch jede Bewegung des anderen. Der war so sicher in allem, was er tat! So völlig unberührt und furchtlos. Gebannt musterte er die Gestalt, die nun noch mehr von sich entblößte. Julien entdeckte einige Narben und kaum verheilte Schnitte, die dem anderen ein kriegerisches Aussehen gaben. Nur bald hatte er anderes im Auge: Lange, wohlgeformte Beine. Der andere streckte sich und hob so jede Kontur seines sehnigen, kräftigen Körpers nach und nach hervor und Julien erwischte sich selber beim Gaffen. Gott! Er glotzte hier seinen Entführer an! Der Rotschimmer auf seinen Wangen hatte sich mittlerweile über die Nase bis zu den Ohren ausgeweitet und Julien wandte den Blick ab. Außerdem machte er sich jetzt endlich daran auf seine Füße zu kommen. "Wer... wer ist denn dein Bruder?"

Trajan spürte die Blicke, die ihn trafen, nur zu deutlich und es fühlte sich irgendwie gut an, auch wenn er nicht sagen konnte, warum. 'Sonst bin ich doch auch nicht so ein Exibitionist!', dachte er leicht säuerlich. Das passte gar nicht zu ihm. Er trat zum Fenster, um die Vorhänge beiseite zu schieben und es zu öffnen, damit frische Luft hereinkam und er seine Gedanken ordnen konnte. "Liam. Er war wohl nicht so gesprächig", brachte er dann hervor, mit Ironie in der Stimme. Aus dem Augenwinkel heraus hatte er beobachtet, wie der Mensch sich aufgerappelt hatte, und insgeheim nickte er ob diesen Verhaltens, hatte sich der andere doch relativ schnell wieder einigermaßen beruhigt. Auch wenn Trajan jetzt darauf verzichten musste, ihn so niedlich zusammengekauert zu sehen.

Ha! Das war ein Irrtum! Er kannte keinen einzigen Liam! So einen Namen hätte er sich gemerkt. Dann würde ja alles wieder in Ordnung kommen. Er drehte sich, um den anderen von dem Irrtum zu berichten und ärgerte sich erst mal, dass der Fakt, dass er nun stand, seine Unterlegenheit beinahe noch mehr unterstrich. Selbst wenn er sich so aufrecht hinstellte, wie er konnte, war er ein gutes Stück kleiner als der andere und musste den Kopf in den Nacken legen, um diesem ins Gesicht zu sehen. "Ich kenne keinen Liam - du hast den Falschen entführt." Und Julien biss sich auf die Lippe. Das hatte er doch gerade nicht wirklich gesagt? Er hatte den WESENTLICH GRÖSSEREN UND STÄRKEREN doch nicht etwa gerade eines Verbrechens beschuldigt?! War er denn bescheuert?! "Ich meine... also... mitgenommen...", das klang auch falsch und schwach versuchte er sich an "eingeladen?" Nur: Wussten es die Gäste normalerweise nicht, wenn sie eingeladen waren? Also... vorher. Bevor sie da waren...

Sich umdrehend, betrachtete er den anderen und hörte dessen Versuchen, sich aus seiner Lage zu befreien, zu und brach plötzlich in schallendes Gelächter aus. Nein, das war zu köstlich, wie der Kleine da zuerst siegessicher und selbstbewusst herausposaunte, dass er keinen Liam kennen würde und er umsonst 'entführt' worden war, und wie er danach immer kleinlauter wurde, weil er wohl festgestellt haben musste, dass er wohl ein bisschen einen zu großen Mund gehabt hatte. Erst nach einigen Sekunden ebbte das Lachen wieder ab und Trajan nahm seine kühle Miene wieder auf. "Er kennt dich und du ihn sicherlich auch, wenn auch nicht so, wie du ihn nachher zu Gesicht bekommen wirst, Julien."

Der - der lachte! Und irgendwie erleichterte es Julien ungemein. Die eiskalte Schicht bröckelte und die Stimme des anderen konnte offensichtlich auch nicht nur eisig klingen. Denn sein Lachen war warm, eine schöne volle Stimme. Julien beruhigte sich etwas, auch als der andere wieder in seine kalte Attitüde zurückfand. Der wusste seinen Namen, Aber woher denn? Julien war sich sicher, ihn nicht genannt zu haben. Der andere sprach in Rätseln. Das war auch ganz und gar nicht fair. Wieso kannte er Juliens Namen, Julien den seinen aber nicht? Nur traute sich der Blonde nicht recht zu fragen: 'Wie heißt du?' Das klang so nach Kindergarten. Er würde sich dumm dabei vorkommen. Dieser Bruder musste ihm seinen Namen verraten haben. Kannte er ihn doch? Ihm fiel niemand Mögliches ein und es gab auch niemanden, der ihn wohl zurückholen wollte. Julien schlang die Arme um sich selber. Er wünschte sich etwas ordentliches zum Anziehen, um sich sicherer zu fühlen. Der andere war halb nackt und ging viel ungezwungener mit sich um, als Julien mit sich selber! "Wer - wer ist er denn nun? Und wieso sollte er sich verändert haben?"

'Mein Gott! Was ist denn das für ein Lärm?', dachte Liam grummelig, als er von einem Geräusch, das so selten wie eine warme Mahlzeit in ihrem Haus war, geweckt wurde. Doch Moment! Hatte er richtig gehört? Ein Lachen? TRAJANS Lachen? Sofort saß Liam kerzengerade im Bett. Sein Bruder hatte gelacht? Das war wirklich ein äußerst seltenes Ereignis! Und in diesem Moment war sich Liam sicher, dass er richtig gehandelt hatte, als er beschlossen hatte, Julien mitzunehmen.

Trajan konnte regelrecht verfolgen, wie es in Juliens Gehirn arbeitete, als er ihn beim Namen genannt hatte. Innerlich grinste er, weil er sich denken konnte, dass er den anderen dadurch nur noch mehr verwirrt hatte. Auch nahm er dann die sich selbst schützende Geste war, als Julien die Arme um seinen schmächtigen Körper schlang. 'Ob ihm kalt ist?' Wieder schüttelte Trajan ob dieser ungewohnt sorgenvollen Gedanken, die er sonst nur im Bezug auf seinen Bruder hatte, und brüllte dann die Treppe herunter, nachdem er die Zimmertür geöffnet hatte: "Liam! Komm doch mal bitte hoch! Unser Gast sagt, dass er dich nicht kennt!"

Liam hörte das Gebrüll seines Bruders und seufzte. 'Schade, es wäre ja auch zu schön gewesen, wenn er heute mal den ganzen Tag gute Laune haben würde.' Und so schälte er sich aus dem Bett, schlüpfte schnell in ein weites Shirt und eine Shorts und eilte die Treppe zum Zimmer seines großen Bruders hinauf. "Guten Morgen, ihr zwei!", grinst er die beiden, die sich am Fenster gegenüberstanden, an. "Gut geschlafen, Julien?"

Also DEN kannte er eindeutig nicht. Eine Miniaturform seines Bruders: dunkler Teint, tiefschwarze, glatte Haare - wenn auch ein gutes Stück kürzer - und eben ein Kind von vielleicht sieben oder acht Jahren. Und auch er sah irgendwie ein bisschen wild aus. Aber wesentlich lieber als der große Bruder. Ein freundliches, strahlendes Kindergesicht. "Erm. Ja, danke. Aber woher kennst du mich?" Die beiden wären in seinem Dorf aufgefallen wie bunte Hunde! Und das nicht nur, weil ihre Kleidung aus Leinen und eindeutig handgenäht war...

"Du hast dich die letzten Tage um mich gekümmert, Julien, weißt du das nicht mehr? Gut, da war ich in meiner Pferdeform, aber ich hätte trotzdem gedacht, dass du mich vielleicht erkennst. Zumindest an den Augen oder den Haaren oder so", meinte Liam mit einer Selbstverständlichkeit, wie sie nur Kinder zu Tage legen konnten.

Trajan seufzte. "Liam, diese Menschen wissen doch nichts von uns. Die kennen keine Gestaltwandler", erinnerte er seinen jüngeren Brüder, wobei seine Stimme automatisch etwas sanfter und belehrender geworden war. Aus den Augenwinkeln betrachtete er sich wieder Julien, der aussah, als bildete sich in seinem Kopf gerade ein riesiges Fragezeichen. Er sah die Gänsehaut auf den Armen und Beinen des anderen, da dieser nur einen dünnen Pyjama trug. "Vielleicht solltest du unserem unfreiwilligen Gast erst einmal etwas zum Anziehen holen."

"Pferde...form", kam es fassungslos über Juliens Lippen. Er musste in der Einöde verrückt geworden sein. Das war die einzige Erklärung. Vielleicht hatte er falsche Beeren gegessen? Oder irgendein anderes Lebensmittel war verdorben gewesen. Oder er war schlichtweg geistesgestört. Vielleicht träumte er auch nur? Naja, er konnte noch nachvollziehen, dass in seinen Träumen ein gutgebauter, halbnackter Mann auftauchte - nur was wollte das Kind dann hier? Er tastete mit einer Hand hinter sich, erwischte das Bett und ließ sich erst mal wieder darauf fallen. Sitzen war eindeutig besser im Moment. Was sagte der Kleine da? Julien musterte den Jungen schärfer. Um ihn gekümmert? Schließlich erblickte der Blonde einen langen roten Schnitt am Oberschenkel und ihm fiel die Kinnlade runter: "Chocolat?!?"

Liam war gerade im Gehen begriffen, als er den Namen hörte, den Julien ihn in der Menschenwelt gegeben hatte. Er grinste. "Genau!", wirbelte er herum. "Wie er leibt und lebt!" Also bitte, hatte er ihn doch erkannt!

"Liam! Jetzt geh endlich und hol ihm was von deinen Klamotten", meinte Trajan nun schärfer. Den jungen Mann nur in diesen spärlichen Klamotten vor sich zu sehen, war nicht gerade gut für sein Seelenheil.

Bei dem Ton würde Julien vermutlich auch sofort gehorchen. Der fidele und lebendige Junge nahm es gelassene und tat zwar, wie angeordnet, aber der Ton schien ihm nichts auszumachen. Nur fragte sich Julien, ob ihm die Sachen des Kindes nicht etwas zu klein wären. "Dein... Bruder... ist ein Pferd?", versuchte er so langsam alles auf die Reihe zu kriegen. Aber, Gott - das hörte sich blöde an. Julien wollte sich gar nicht mal vorstellen, wie so ein Lebewesen entstanden war...

"Nein, ein Gestaltwandler - halb Mensch, halb Pferd. Genau wie ich und alle andern hier im Dorf", erklärte er und hoffte, dass das für's Erste genügen würde. Er war sich sicher, dass Julien erst einmal eine Weile dran zu knabbern haben würde, aber egal. Ihn sollte es nicht kümmern. Auch wenn es das dennoch tat, worüber er wieder etwas ärgerlich wurde. Mit wenigen Schritten war er bei seinem großen massigen Kleiderschrank und holte sich eine beige Leinenhose, die ihm locker auf den Hüften hing, sowie ein grünes Shirt, das am Rücken von unten bis ungefähr zur Mitte einen Schnitt hatte, wobei die beiden Teile durch Lederbänder verbunden waren, und einen weiteren solchen Schnitt auf der Brust von oben bis fast zum Bauchnabel aufwies. In den Sachen fühlte er sich äußerst wohl.

Die Sachen bedeckten nun zwar den anderen - wenn auch Julien immer noch einen streifen Haut über der Hose erspinksen konnte - aber sie wirkten seltsam. So anders. Nicht gerade das, was er gewohnt war. Julien versuchte aufzunehmen, was er da hörte. Hier waren alle Pferde oder hielten sich dafür? Aber nein - er hatte Chocolat, also Liam, oder wie auch immer, ja auch als Pferd gesehen. "Wieso... wieso hat sich Liam mir nie gezeigt? Und wieso bin ich hier? Ihm geht es doch wieder gut..."

Mit einem Lederband nahm Trajan seine Haare zusammen und band sie zu einem tiefen Zopf, der ihm nun den Rücken hinabfloss. "Das geht nun mal nicht", meinte Trajan schroff. Es wurde für ihn immer schwerer, nicht zu dem anderen zu blicken, der da so verloren auf seiner Bettkante hockte. "Und ich hab dir doch schon gesagt, dass mein Bruder dadrauf bestanden hat, dich mitzunehmen. Ich wollte ja nicht, aber er hat so genervt..."

"Was ist, Brüderlein?", kam Liam die Treppe hochgeeilt mit einem Packen Klamotten auf dem Arm. Schon platzte er ins Zimmer und grinste die beiden an. "Hat er etwas Schlechtes über mich gesagt, Julien? Glaub ihm kein Wort! Ich bin der Engel auf Erden!"

Das, was der Ältere sagte, war schmerzhaft. Hier war Julien also auch nicht gewollt. Er sollte dann wohl mit dem Kleinen sprechen und wieder gehen. Er wollte niemandem zur Last fallen. Er beobachtete den Rücken des anderen. Dieses 'Das geht nun mal nicht' hatte auch so schroff geklungen, dass er sich nicht traute weiter nachzufragen, auch wenn er es immer noch nicht verstanden hatte. Aber er wurde von der Verlegenheit, eine Antwort zu finden, von dem Jüngeren befreit. Der Kleine war so ganz anders - fröhlich, herzlich. Julien nahm diese kleine zwischenmenschliche Gabe dankbar an und lächelte dem quietschfidelem Jungen zu. "Nein, hat er nicht und ich weiß ja schon, dass du ein kleiner Engel bist." Nur in dem Moment fiel ihm auch wieder ein, warum der Kleine so ein Engel war. Mein Gott! Was er dem armen Kind alles anvertraut hatte!!! "Erm, als du bei mir warst. Hast du da alles verstanden, was ich gesagt hab?", hatte er die kleine Hoffnung, dass der andere als Pferd auch einen Pferdeverstand hatte. Allerdings spürte er auch, wie er wieder rot wurde. Gott, wie peinlich!

Trajan hob eine Augenbraue und verfolgte das Gespräch der beiden. 'Alles verstanden? Was denn alles verstanden?' Und was, zur Hölle, war hier eigentlich los mit ihm? Seit wann interessierte ihn so etwas? Dennoch konnte er nichts dagegen machen, dass er aufmerksam zuhörte, was sein Bruder nun antwortete.

"Ja, natürlich hab ich alles verstanden. Als Pferd kann ich zwar nicht sprechen, aber deswegen verstehe ich dich doch trotzdem. Und keine Angst. Ich verrat niemandem was. Versprochen", meinte Liam verschwörerisch und warf einen Seitenblick auf seinen Bruder. Ja, er hatte schon bemerkt, dass dieser neugierig geworden war und dass er so dessen Neugier noch schüren konnte. Aber er fand, dass Julien ihm das alles auch einmal selbst erzählen konnte. Er würde sich da nicht einmischen.

Das erleichterte Julien und er atmete beruhigt aus. Trotzdem hatte er ein schlechtes Gewissen, dass er einen kleinen Jungen mit seinen Problemen belastet hatte. Er hatte sogar vor ihm geheult! Julien fuhr sich in die Haare. Würde der Kleine eine Entschuldigung verstehen? Oder überhaupt annehmen? Er schien das ganze ja als tolles Geheimnis zu sehen. Außerdem wollte Julien keinen Ärger mit dem Großen, wenn er nun verriet, mit was er den Jüngeren alles konfrontiert hatte. Er wusste immer noch nicht wie der große der beiden Brüder hieß. Schließlich erinnerte sich Julien auch wieder, wozu Liam losgeschickt worden war, und nahm ihm das Bündel Kleider ab. Auch Leinen, einige Schnüre aus Leder, alles handgemacht. Im Laden würde das Zeug wohl ein Vermögen kosten. Wenn es denn einen Laden gäbe, der so etwas führte. "Wo kann ich mich umziehen?", wollte er nicht hier vor allen die Hosen runter lassen.

Spöttisch grinste Trajan den Menschen an. "Hier natürlich. Oder willst du lieber vor's Haus gehen, damit dich alle in deiner ganzen Pracht bestaunen können?", meinte er sarkastisch, stellte sich allerdings gleichzeitig vor, was er alles zu sehen bekommen würde, wenn der Kleine das wirklich machen würde. Erbost ob seiner eigenen Gedanken drehte er sich schwungvoll um und sagte: "Ich geh Frühstück machen. Komm mit, Liam!" Es klang mehr wie ein Befehl, aber im Moment hatte er einfach nur schlechte Laune, weil er die Bilder, die in seinem Kopf herumspukten, nicht abschütteln konnte. Er sah aus den Augenwinkeln, wie Liam ihm hinterher trottete und polterte sogleich in die Küche.

Der Große konnte ihn wohl gar nicht ausstehen. War er ihm auf die Füße getreten? Hatte er etwas Falsches gesagt? Und wer sollte denn draußen sein? War das nicht so eine Hütte im Wald, wie seine auch? Julien brauchte einen Moment um festzustellen, was bei der Kleidung oben und unten und vorne und hinten war, aber schließlich begann er damit, sich umzuziehen. Keine Verschlüsse - alles wurde mit Schnüren an den nötigen Stellen zusammengehalten. Die Hose - die bei ihm nur bis zur Mitte des Unterschenkels reichte - musste er an der Seite zuschnüren und das Hemd wurde vorne geschnürt. Er versuchte es runter zu ziehen, aber auch hier war der Stoff etwas knapp. Naja, das Hemd des großen Bruders war auch nicht sonderlich lang gewesen. Vielleicht gehörte das so? Sogar Schuhe hatte ihm Liam gebracht. Leder, welches auch um den Fuß fest geschnürt wurde. Auch wenn die Sachen ungewohnt wahren, fühlte er sich nun besser. Einfach sicherer. Schüchtern folgte er nun den anderen die Treppe hinunter in einen weiteren Raum des kleinen Hauses. Mit einem Räuspern angelte er nach Aufmerksamkeit. "Erm, danke, nur - sollte ich nicht wieder nach Hause? Ich meine: Ich weiß gar nicht, was ich hier soll und ich möchte nicht stören..."

Trajan hatte sich vorgenommen, den Störenfried vorerst zu ignorieren. So lief er nicht Gefahr, dass er womöglich eine emotionale Bindung aufbaute. Also bereitete er weiterhin das Frühstück vor, das aus verschiedenen Salaten bestand, welche er in mehrere Schüsseln aufteilte und auf den großen Küchentisch stellte, dazu noch ein Glas Milch für jeden. Doch ob er wollte oder nicht - selbst diese Tätigkeiten brachten ihn nicht dazu, ihn von dem Gespräch abzulenken.

"Nein, nein!", rief Liam auch sogleich und zog Julien auf einen Stuhl am Tisch. "Du kannst gern bleiben! Du störst nämlich ganz und gar nicht. Und Trajan freut sich sicherlich auch über ein bisschen Gesellschaft", zwinkerte er. "So, und jetzt gibt's erst mal lecker Frühstück!" Wie ein kleines Kind, was er ja auch eigentlich noch war, rieb er sich die Hände und ließ seine hungrigen Blicke über den reich gedeckten Frühstückstisch gleiten.

Trajan war also der Name und Julien blickte gleich einmal zu ihm herüber. Der sah nicht sonderlich freudig aus, aber die Salate wirkten einladend. Komisches Frühstück, aber Julien hatte Hunger und sie sahen gut aus. Es wurde serviert in Holzschalen, aber was Julien mehr wunderte, war das Glas, welches auf den ersten Blick nicht von einem Glas zu unterscheiden war. Aber er befühlte die Oberfläche... leicht uneben. Gar nicht wie geblasenes Glas, viel eher fühlte es sich an, als wäre es geformt worden. Aber er wollte nicht unhöflich sein und auch nicht fragen, wo denn dieses Glas herkam. Er bedankte sich für das Essen und setzte sich zu den anderen. Er wünschte ihnen guten Appetit. Julien verstand immer noch nicht ganz - war er nun entführt? Oder eingeladen? Oder träumte er? Er kniff sich kurz, um das zu überprüfen.

'Was macht der denn da?', fragte sich Trajan, obwohl er sich doch vorgenommen hatte, nicht auf den Mensch zu achten. Er ließ sich am Tisch nieder und begann, Augenbrauen zusammenziehend und Julien misstrauisch musternd, zu essen. Die Sachen, die sein Bruder dem anderen gegeben hatte, sahen ungewohnt an diesem aus und er stellte fest, dass das an dem Hemd lag, das falsch herum angezogen worden war, sodass jetzt, statt vorn, hinten auf dem Rücken der durchgehende Schlitz und die Lederbänder, die das Hemd erst zusammenhielten, waren. Es sah wirklich seltsam aus und er konnte sich ein Grinsen ob so viel Dämlichkeit nicht verkneifen. 'Man, ist der denn unfähig, sich ein Hemd richtig anzuziehen?'

Auch Liam fiel nun, bei genauerer Betrachtung auf, dass Julien sich falsch angezogen hatte. Mit einem Seufzer ließ er sein Salatblatt fallen, stand auf, trat hinter Julien und zog diesem mit einem "Arme hoch!" und einem kräftigen Ruck das Hemd aus, um es ihm danach richtig herum wieder drüber zu streifen. "War verkehrt herum", meinte er nur lapidar und grinste, weil er den Blick seines Bruders bemerkt hatte. Seelenruhig aß er weiter.

Mit geweiteten Augen hatte Trajan Liams Aktion verfolgt und für einen Moment vergessen weiterzuessen, als er sich mit dem nackten Oberkörper von Julien konfrontiert sah. Und selbst, als dieser das Hemd, nun richtig, wieder anhatte, fiel es ihm schwer, mit dem Essen fortzufahren, da immer noch weiße Haut durch den Schlitz schimmerte, die ihn wie magisch anzog. Er hatte noch nie so weiße Haut gesehen...

Julien war wie erstarrt und hatte dem Befehl einfach gehorcht und fand sich im nächsten Moment halb nackt wieder. 'HILFE!', hatte er noch gedacht und da hatte er das Hemd wieder über dem Kopf. Was war denn das?!? Ziemlich bedeppert schaute er drein, bis er begriff, dass das Hemd verkehrt herum gewesen sein musste. Er blickte vorne an sich herab und kam sich ein bisschen komisch vor. Er war nicht so sportlich und gut gebaut wie Trajan, eher ein bisschen mickrig musste er den anderen erscheinen und als er dann auch noch merkte, wie Trajan ihn musterte, wurde er rot. Der hielt ihn nun bestimmt für einen Schwächling. Aber um seine Verlegenheit zu überspielen, schob er sich noch etwas Salat in den Mund.

In dem Moment klopfte es an der Tür. "Ich mach schon auf", sagte Liam im Hinausstürmen. Es war Alea. "Guten Tag, Alea", meinte er höflich. Sie war eine nette Frau, verheiratet mit dem Mühlmann, der auch die Brötchen backte. Ab und zu steckte sie ihm mal ein Brötchen extra zu. "Hallo, Liam", entgegnete sie, "ich möchte zu deinem Bruder. Ist er da?" "Ja, sicher! Komm mit!" Und so führte er sie in die Küche, wo die anderen beiden immer noch beim Frühstück saßen.

Liam stand auf und lief zur Tür, wobei Julien ihm hinterher sah. Es würde sich irgendwie unheimlich anfühlen, mit dem abweisenden Bruder wieder alleine zu sein. Vor der Tür stand eine schöne junge Frau. Schlank, gut gebaut, langes wallendes Haar, ebenmäßige Gesichtszüge, volle Lippen und ebenfalls dieser exotische dunkle Teint. 'Bestimmt Trajans Freundin', dachte sich Julien und der Gedanke gab ihm einen kleinen Stich. Natürlich hatte jemand, der so aussah, eine solche Freundin und war sowieso an Frauen interessiert. Nur was dachte er hier für griesgrämiges Zeug? Hatte er wirklich geglaubt, er hätte eine Chance bei dem anderen? Wollte er die? Er musste sich selber gestehen, dass er Trajan eindeutig in dieser Weise gemustert hatte - nur daraus würde wohl nie was werden. Wunschdenken.

"Guten Tag, Alea", sprach Trajan reserviert, "Was kann ich für dich tun?" "Guten Tag, Trajan! Also, meine Mutter, sie sagt, sie hätte Bauchschmerzen, die sie schon seit ein paar Tagen plagen und da wollte ich dich bitten, mir etwas für sie mitzugeben, was ihr da helfen könnte", erklärte sie. Trajan nickte und ging zu dem Schrank, in dem er seine ganzen Döschen mit den Pülverchen und Kräutern und sonstigen Arzneimitteln aufbewahrte. Gezielt holte er ein paar davon heraus, mischte diese in einer Schüssel und füllte das Gemisch in einen kleinen Behälter, den er Alea überreichte. "Hier, das vor jeder Mahlzeit mit viel Wasser einnehmen und es wird ihr bald besser gehen." Nur aus reiner Höflichkeit fragte er dann: "Wie geht es deinem Mann?"

Julien verfolgte das Geschehen verwirrt. Trajan war wohl eine Art Arzt oder so. Nur was viel größeren Eindruck auf ihn machte, war, dass es sich wohl eindeutig nicht um Trajans Freundin handelte - die Frau war verheiratet! Und nicht mal Trajans Ton war sonderlich nett. War er zu jedem so eisig?

"Dem geht's gut. Danke der Nachfrage", meinte sie und warf einen neugierigen Blick auf den fremden hellhäutigen Mann am Tisch. Doch Trajan hatte nicht vor, irgendetwas über Julien zu erzählen. Das merkte Alea und machte sich mit einem leicht eingeschnappten: "Naja, ich muss dann mal. Man erwartet mich Zuhause", auf den Weg und schon war sie weg. Trajan räumte das Geschirr weg - das konnte später noch aufgewaschen werden - und ging zur Haustür. Er wollte auf ihrer Wiese hinter dem Haus die Kräuter wieder zusammensuchen, die er eben an Alea gegeben hatte. Er merkte, dass neugierige Blicke ihm folgten.

Julien saß nun etwas verloren in der Küche. Was machte er hier? Er beobachtete Trajan, der wegging. Der junge Mann war ihm ein lebendes Rätsel. "Warum wolltest du mich mitnehmen, Liam?", wandte er sich an den Kleinen.

"Naja", fing Liam an, "du hast dich so gut um mich gekümmert und da dachte ich mir, dass ich mich jetzt eben um dich kümmere." Wie die Unschuld vom Lande lächelte er sein Gegenüber an.

Seit diesem Schock waren schon ein paar Tage vergangen. Liam war zu Juliens kleinem Führer durch die Welt geworden. Er hatte Julien alles erklärt, was dieser hatte wissen wollen. Er war nicht etwa nur in einer anderen Stadt oder einem anderen Land - er war in einer anderen Dimension. Und wenn er nach Hause wollte, musste er Trajan wohl oder übel bitten. Das hatte Julien bis heute nicht getan. Einmal, weil er immer noch ein bisschen Furcht vor dem Größeren hegte und zum anderen, weil Liam ihn gebeten hatte. Vielleicht auch ein wenig, weil es nichts gab, was ihn wirklich wieder nach Hause zog. Dort war niemand, der auf ihn wartete. Die drei hatten sich in der Hütte organisiert. Julien übernahm einige Haushaltspflichten und passte auf Liam auf, wenn Trajan wegmusste. Aus Trajans Ablehnung war kalte Toleranz geworden. Er zeigte mit keinem Deut, dass er Julien mochte, aber er akzeptierte wohl den kleinen Platz, den Julien in der Minifamilie eingenommen hatte. Manchmal fühlte sich Julien von ihm beobachtet. Es war auch immer noch ein komisches Gefühl, mit Trajan in einem Bett zu schlafen, obwohl der andere nie Anstalten gemacht hatte, ihn zu berühren. Julien entwickelte eine Faszination für den Älteren. Er war so vielschichtig. Er war immer kalt und abweisend, aber unendlich liebevoll mit seinem kleinen Bruder. Ihm schien alles egal zu sein und dennoch trat dieser hoch konzentrierte Gesichtsausdruck auf sein Gesicht, wenn er eine Tinktur mischte oder er Pulver rieb. Außerdem schien er ein sehr hohes Ansehen hier im Dorf zu genießen. Jeder behandelte ihn mit Respekt und freundlich und oft wurde er um kleine und größere Gefallen gebeten. Auch wenn ihr Zusammenleben seltsam war - Julien war doch wieder unter Menschen. Oder fast unter Menschen. Halbmenschen eben. Gestaltwandler. Er hatte Aufgaben, fühlte sich gebraucht und fragte sich insgeheim, wie lange das anhalten würde.

Trajan stand unter der Dusche, die vom restlichen Bad durch den formbaren, durchsichtigen Ton abgetrennt war, ließ sich das Wasser über den Körper laufen und dachte an die letzten Tage mit ihrem 'Gast' zurück. Es fiel ihm immer schwerer, den anderen so gut es ging zu ignorieren. In stummem Einverständnis waren sie zu der Lösung gekommen, dass Julien für sie kochte, da weder Trajan selbst noch Liam kochen konnten und dass er sich mit dem Menschen das Bett teilen musste. Mittlerweile war er nachts schon kurz davor, den anderen in seine Arme zu ziehen, wenn er sah, wie dieser eingerollt und sich selbst umschlingend so schutzbedürftig dalag. Er hatte Angst vor diesen Gedanken und Gefühlen, die er in Bezug auf Julien hatte. Deswegen sprach er so wenig wie möglich mit ihm. Doch immer, wenn er dachte, der andere würde es nicht merken, glitten seine Blicke zu ihm, betrachteten den schlanken Körper, das zarte Gesicht, die verwuschelten Haare. Leise seufzte er unter dem Wasser bei diesen Gedanken.

Auch Julien war in Gedanken gerade bei Trajan. Er hätte ganz gerne, dass der Größere ihn mochte. Er redete sich ein, dass er das nur tat, weil er sich hier wohl fühlte, obwohl diese Welt so anders war und er sich wieder nach einer Familie sehnte. Nur eigentlich war da ein bisschen mehr. Er strengte sich wirklich an, war hilfsbereit und freundlich, stand nicht im Weg und hatte schon ein paar mal probiert den anderen anzulächeln - nur der schien das gar nicht zu bemerken. Was konnte er denn noch tun? Währenddessen trug er die frischen Handtücher, die ins Bad mussten und öffnete gedankenverloren die Türe. Er ließ alle frischen Handtücher fallen. In der Dusche stand Trajan! Es war nicht so, dass Julien noch nie einen nackten Mann gesehen hätte - nur eben noch keinen so gut gebauten... Er beobachtete das Wasser, wie es über Trajans Stirn perlte, mit den Haaren den wohlgeformten Rücken hinunterfloss, der schließlich in zwei langen, kräftigen Beinen mündete. Nur Juliens Blick war da schon an Trajans Körpermitte gefesselt. Ihm wurde warm - und das nicht von der warmen Luft im Bad - und seine Hände zitterten etwas. Was tat er hier?! Er erwischte sich schließlich selber beim Starren. Bloß weg hier! Trajan würde sicher böse werden. Er drehte sich auf dem Absatz um, sein Fuß verfing sich in einem der Handtücher und - FLATSCH! - lag er auf der Nase.

Ein dumpfer Knall schreckte Trajan aus seinen Gedanken auf. Sofort stellte er das Wasser aus und trat hinter der Abtrennung hervor, um dort den Grund seiner konfusen Gedanken auf dem Boden inmitten einiger Handtücher liegend zu erblicken. 'Julien?' Schnell schritt er zu ihm, griff ihm unter die Arme und zog ihn hoch. "Ist dir was passiert?" Doch im nächsten Moment registrierte er, was er da gesagt und getan hatte - er hatte seine unnahbare Maske abgelegt, was er sonst nur vor seinem Bruder tat. Schnell trat er ein paar Schritte von Julien zurück, legte wieder seine kühle Miene auf und meinte dann: "Das Laufen solltest du aber noch etwas üben."

Julien wusste gar nicht wie ihm geschah. Trajans Stimme klang so anders, irgendwie nett, beinahe besorgt. Und zum ersten Mal fasste Trajan ihn auch freiwillig an. Nicht nur ein Rempeln, weil sie aneinander vorbei mussten oder eine flüchtige Bewegung, weil der eine dem anderen etwas in die Hand gab. Und sie waren sich auf einmal so nahe - so verdammt nahe - und NACKT!! Julien sah die Tropfen über Trajans breite, muskulöse Brust rinnen und folgte den Tropfen runter - ganz nackt - völlig nackt - Nichts an! Er wurde feuerrot. Da war es dann auch schon vorbei mit Trajans Freundlichkeit. "Ich, erm, nein. Es ist alles in Ordnung." Trajan war offensichtlich nicht böse, aber wieso sagte er denn das danach? Machte er sich lustig? Das tat weh, gerade wo Julien gedacht hatte, Trajan würde ihn vielleicht doch ein wenig mögen. Er sah den anderen verwirrt an. Wieso suchte er so einen großen Abstand? "Wieso bist du so?"

Wie ein Faustschlag mitten ins Gesicht, so trafen Trajan die letzten traurigen Worte Juliens. Nur unmerklich zuckte er zusammen. Doch dann antwortete er, kalt wie eh und je. "Wie soll ich denn schon sein? So bin ich immer!" Dass er nackt war, störte ihn kein bisschen. Er schämte sich nicht für seinen Körper, auch wenn er nicht wirklich eitel war. Wohl hatte er auch den Blick Juliens und dessen Erröten bemerkt. 'Ob ich ihm gefalle?', schoben sich ihm schon wieder lästige Gedanken in den Kopf.

"Naja, ich meine: Magst du mich nicht? Stör ich dich?", Julien biss sich auf die Lippe. Wieso fragte er, wenn er die Antwort gar nicht hören wollte? Ganz zu Anfang hatte Trajan ihm ja schon gesagt, dass er ihm lästig war und er nur wegen Liam hier sein durfte...

Trajan sah die Selbstzweifel im Gesichte seines Gegenübers und es machte sein Herz bluten. So konnte das doch nicht weiter gehen! "Ob ich dich mag, kann ich dir nicht sagen. Dafür kenne ich dich zu wenig. Und stören... Eigentlich nicht - du kochst ja schließlich." Zu mehr konnte er sich nicht durchringen. Das war schon ein größeres Eingeständnis, als er eigentlich jemals geben wollte. Er merkte, dass seine Maske zu bröckeln begann. Aber noch wollte er nicht kampflos klein beigeben.

Julien musste das wohl oder übel schlucken. Egal wie bitter es schmeckte. 'Immerhin war es keine glatte Abfuhr', machte er sich Mut. Er würde sich Mühe geben! Der andere sollte ihn kennenlernen und ihn mögen! Dass er sowas wie eine Putze und ein Koch für den anderen war, gefiel ihm weniger. "Ist gut...", schielte Julien noch einmal zu Trajan auf, der einen sehr komischen Gesichtsausdruck hatte. Julien kniete sich erneut nach unten, um die Handtücher wieder aufzuheben. "Weil, weißt du, auch wenn ich erst kurz hier bin, mir gefällt es hier. Ich mag Liam... und dich auch."

Hatte er das richtig verstanden? Er MOCHTE ihn? Ja, wie war denn das möglich? Dass er Liam gern hatte, war klar, aber IHN? Wo er sich doch wie ein Eisklotz benahm. Er wusste nicht, wie er mit dieser Situation umgehen sollte. Gott sei Dank, sah der Kleine gerade seinen Gesichtsausdruck nicht, der eine Mischung aus Unverständnis, Verblüffung, Schuldgefühl und noch etwas anderes war, das Trajan lieber gar nicht erst beim Namen nennen wollte. Trotz seiner Bemühungen konnte man diese Gefühle auch in seiner Stimme hören, als er nun sprach: "Wie wäre es, wenn ich dir beim Waschen der Handtücher helfe? Immerhin bin ich wohl auch zum Teil Schuld daran, dass sie heruntergefallen sind." Und seine Maske hatte einen Riss bekommen, von dem er wusste, dass er ihn nicht wieder flicken konnte.

Julien hatte mittlerweile alle Handtücher aufgehoben und wieder im Arm. Hörte er richtig? "Danke. Aber du hast keine Schuld. Ich bin nur ein Tollpatsch..." '...und ein Spanner', fügte er in Gedanken hinzu. Allerdings wollte er den anderen nicht durch Abweisung vor den Kopf stoßen. "Du könntest mir helfen, den Waschbottich wieder aufzufüllen." Trajan war kräftiger als er.

Trajan nickte und so half er, nachdem er sich abgetrocknet und angezogen hatte, den Bottich wieder mit Wasser zu füllen. Er wusste, dass sich ihr Verhältnis zueinander von diesem Moment an ändern würde und er hatte irgendwie Angst davor, auch wenn er diese nicht zeigte. Der Grundstein war gelegt.

Sie sprachen während des Waschens nicht mehr, aber beide jungen Männer waren wohl in Gedanken versunken. Und an diesem Abend konnte Julien nicht recht einschlafen. Er lag sonst immer mit dem Rücken Trajan zugewandt, aber diesmal drehte er sich um, und betrachtete den anderen, der im Schlaf überraschend friedlich aussah. Julien hatte eine neue Erkenntnis gewonnen. Nämlich, dass dieses unterkühlte Verhalten vielleicht gar nicht alles war, was Trajan ausmachte. Vielleicht war da mehr? Eine Schicht darunter, die nur selten zu Tage trat? Aber warum denn nur?
Und so versank Julien in der Betrachtung des Gesichts des anderen und seinen eigenen Gedanken, bis er in den Schlaf überdriftete und die Augen nicht mehr offen halten konnte.

Trajan wurde, wie jeden Morgen, von den ersten Sonnenstrahlen geweckt, die seine Nase kitzelten. Leise seufzend öffnete er seine Augen und blickte direkt in das Gesicht des friedlich schlafenden Juliens. 'Hm? Wieso schläft er heut anders herum und nicht mit dem Rücken zu mir?' Er lauschte den gleichmäßigen, tiefen Atemzügen und fuhr mit seinen Blicken die Konturen von Juliens Gesicht nach - die glatte Stirn, auf die ein paar Haare gerutscht waren, die fein geschwungenen Augenbrauen, die über den geschlossenen Augen, welche geöffnet eine schöne hellblaue Farbe hatten, thronten, die kleine Stupsnase mit den Sommersprossen, die vollen rosigen Lippen, die einen Spalt weit geöffnet waren. Er war kurz dafür, diesen Weg mit seinen Fingern nachzufahren, die reine weiße Haut zu berühren. Doch kurz bevor seine Finger Juliens Gesicht berührten, zuckte er zusammen, als hätte er sich verbrannt, hastete aus dem Bett, warf sich schnell neue Klamotten drüber und eilte in die Küche, um Frühstück zu machen und sich abzulenken von diesem Wesen in seinem Bett.

Trajans große Hände fuhren über seinen Körper, glitten über seinen Rücken und schließlich griffen sie seinen Hintern. Julien stöhnte, als der Größere ihn so an ihn zog und ihn an seinen Körper presste. Juliens Hände lagen auf der breiten Brust des anderen, spürten dessen Hitze, die Muskeln unter der Haut. Hungrig wurden Juliens Lippen von anderen eingefangen und der Kuss war so heiß, dass Julien sich fühlte, als müsste er schmelzen. Sein Herz pochte in seiner Brust und sein Atem raste. Bald drückten ihn streichelnde Hände bestimmt hinunter auf die Kissen, der Körper des anderen legte sich über ihn und willig schuf Julien zwischen seinen Beinen für den anderen Platz...

Liam eilte auf Anweisung Trajans in dessen Schlafzimmer, um Julien zu wecken und zum Frühstück zu holen. Als er das Zimmer betrat, blieb er erst einmal wie angegossen im Türrahmen stehen, dann hetzte er, total geschockt zum Bett. Julien lag da, aber er sah nicht gut aus. Gerötete Wangen, ein zu hastiger Atem, die Augen bewegten sich schnell unter den Lidern und er wand sich hin und her, während er seine Hände im Laken verkrampft hatte. "Julien! Julien! Wach auf!", rief Liam entsetzt und schüttelte ihn an der Schulter, "wach auf, Julien! Du hast einen Alptraum!"

Und Julien ließ sich gar nicht gerne aus seinem Traumland reißen. Er erschrak dann aber um so mehr ob der lauten Stimme. Er riss die Augen auf. Liam! Oh Mist! Sofort war Julien etwas wacher. Sein Körper fühlte sich immer noch heiß an und ein ganz bestimmter Teil von ihm verlangte nach Aufmerksamkeit und Berührung, aber das ging jetzt wohl nicht. Julien wurde feuerrot und stellte hastig sicher, dass die Decke richtig lag. Er zog auch etwas die Knie an, auch wenn das Gefühl unangenehm war. "L-Liam", brachte er mit immer noch hektischem Atem hervor. Was tat Liam hier?

"Mein Gott, Julien, du hast mir vielleicht einen Schrecken eingejagt", meinte Liam und warf sich diesem um den Hals. "Du hattest einen Alptraum und ich hab dich ewig nicht wach bekommen. Gott sei Dank, ist es jetzt wieder alles gut!"

Julien verkrampfte sich etwas. Das fühlte sich einfach nur falsch an, jetzt den Kleinen im Arm zu halten - da lieber jemand ganz anderes. Aber der arme Kleine hatte sich wohl wirklich Sorgen gemacht und so zog er den Schwarzhaarigen fest in seinen Arm und streichelte über seinen Kopf. "Es ist ja nichts passiert. Mir geht es gut." Zu gut ja leider... Er konnte sich eigentlich noch glücklich schätzen, dass Liam ihn gefunden hatte und nicht Trajan - der hätte sich nämlich nicht in der Deutung seines Traumes vertan. Hoffentlich hatte er nicht dessen Namen gemurmelt oder gestöhnt...

Wie war Liam erleichtert, dass es Julien gut ging. Nach einigen Sekunden löste er sich von ihm und meinte, wieder gut gelaunt: "Komm, Schlafmütze! Dann mal raus aus den Federn! Trajan wartet schon mit dem Frühstück auf uns!" Und schon polterte er die Treppen hinab, sich sicher, dass Julien gleich folgen würde.

Oh verdammt! Das war knapp gewesen. Und verschämt sah Julien nach, ob er Spuren hinterlassen hatte. Aber das hatte er nicht. Im Bad wusch er sich kalt um auch den letzten Rest seines Traumes aus seinen Gedanken zu vertreiben. Er hatte wohl zu lange nicht mehr... In der Waldhütte war er zu traurig gewesen und hier schlief er ja nun mal nicht alleine. Julien erklärte sich so auch, dass ihm dasselbe Dilemma noch ein paar Mal passierte und bald schlief er ängstlich ein, weil er nicht wusste, ob Trajan mal etwas mitbekommen würde. Nur allzulange funktionierte seine vorbereitete Ausrede nicht mehr. Die Träume ließen ihn nicht los. Enthielten auch viel liebevolles. Liebesgeständnisse, Schmusen, Streicheleinheiten... Er beobachtete den anderen nun häufiger, bemühte sich um so mehr, ihm zu gefallen - und bald musste er sich eingestehen, dass er den Dunkelhaarigen wohl mehr als ein bisschen mochte. Ihre Beziehung war zwar besser geworden, aber Julien fehlte da immer noch etwas.

Auch Liam hatte mitbekommen, dass sein großer Bruder langsam etwas aufzutauen schien und er sich mit Julien besser verstand als am Anfang. Er freute sich richtig darüber. Sein Plan ging also auf! Jetzt hatten die beiden jemanden ungefähr Gleichaltrigen und waren nicht mehr so allein und er selbst hatte einen nicht mehr ganz so muffeligen Bruder. Perfekt!

Auch mit Liam verstand er sich immer besser. Er spielte manchmal mit dem Kleinen und hatte selber kindische Freude daran. Er sah auch oft zu, wenn Liam mit seinen Freunden spielte und er die Wäsche im Hof aufhing. Allerdings stellte er sich immer häufiger Fragen. Keiner der beiden Brüder sprach je von einer Mutter oder einem Vater. Gerade bei Liam wunderte es ihn. Kannte er seine Eltern denn nicht? Für Liam war es selbstverständlich, zu Trajan zu laufen, wenn er weinte, sich weh getan hatte oder sonst etwas brauchte.
Schließlich ereignete es sich, dass Julien nachts auf die Toilette musste und dafür runter lief, da hörte er Geräusche aus dem Kinderzimmer. Liam sollte längst schlafen! Er drückte sanft die Türe auf, um nachzusehen, was los war.

Wölfe! Hinter ihnen! Schon wieder! Nein, das konnte nicht sein! Das waren viel zu viele! Gegen die hatten sie keine Chance! Rennen - immer weiter rennen! Vor ihnen tauchte noch ein weiteres Rudel Wölfe auf - sie waren umzingelt. Seine Lungen schmerzten, als sie gezwungen wurden anzuhalten. Mehrere sprangen zähnefletschend auf seinen Bruder und rissen ihn zu Boden. Das Blut floss ihm aus unzähligen Wunden. "NEEEEIIIIN! TRAJAAAAAN!!!"

Julien hörte Liam im Schlaf murmeln und schließlich sogar unterdrückt schreien und schnellen Schrittes war er im Zimmer des Jungen. Er rüttelte ihn sanft an der Schulter und sah Liams gerötetes und verheultes Gesicht. "Shhht. Es ist alles gut, du bist hier", versuchte er sanft zu beruhigen.

Schreiend wachte Liam auf und schlug erst einmal, blind vor Tränen, um sich, weil er dachte, dass ihn nun die Wölfe auch noch angriffen. Doch als seine Sicht klarer wurde, erkannte er, dass es Julien war und er warf sich ihm schluchzend in die Arme. Die Tränen liefen nur so seine Wangen hinunter.

Julien hatte etwas mit dem erwachenden Jungen zu kämpfen, aber dann hatte er ihn im Arm und schlang seine Arme fest um ihn, legte seine Hand auf den Kopf des Kindes. "Es ist alles in Ordnung, es war nur ein Traum." Er streichelte den Rücken des Kleinen und murmelte beruhigende Worte. "Schhh, nur ein Traum."

Trajan war von einem markerschütternden Schrei aufgewacht. 'Liam!' Sofort sprang er aus dem Bett und hastete die Treppe zum Zimmer seines kleines Bruders hinunter. Doch im Türrahmen blieb er stehen. Auf Liams Bett saß Julien und hielt seinen Bruder fest umschlungen, während er ihm beruhigende Worte zuflüsterte und ihn liebevoll streichelte. Sonst war er es immer gewesen, der Liam getröstet hatte, wenn dieser eine Nachtmahr gehabt hatte. Doch war er Julien dankbar, dass dieser sich nun auch um ihn kümmerte. Dennoch spürte er ein bisschen Eifersucht in sich aufkeimen. Nur auf wen genau, das konnte er nicht sagen.

Langsam beruhigte sich Liam wieder. Die streichelnde Hand auf seinem Rücken und die tröstenden Worte taten ihm gut und er merkte, wie er wieder schläfrig wurde und erneut in den Schlaf driftete.

Julien streichelte weiter und wischte Liam sanft die Tränen von den Wangen. Was hatte den Kleinen nur so verschreckt? Allerdings wurde aus dem Schluchzen bald ein Gähnen und Liams Gewicht sackte gegen ihn. Sanft legte Julien den Kleinen wieder hin. Er streichelte ihm über die Stirn und zog die Decke wieder über den andernen. "Wir sind da, wenn du uns brauchst", versprach er ganz leise. Es fühlte sich seltsam an, von Trajan und ihm selber als 'wir' zu sprechen, aber auch irgendwie angenehm warm in seiner Brust. Vorsichtig, um den anderen nicht noch mal zu wecken, stand er auf um zu gehen und erblickte Trajan in der Tür, den hatte er gar nicht bemerkt! Leise schloss er Liams Zimmertür hinter sich. "Was hat ihm nur so große Angst gemacht?"

Hatte Trajan das eben richtig verstanden? Hatte Julien von einem 'wir' gesprochen? Sein Herz machte einen Hüpfer. Es gab ein 'wir'? Und wieso freute ihn das überhaupt so sehr? Die Frage, die sein Gegnüber ihm dann allerdings stellte, als er ihn mitbekommen hatte, holte ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Nein, er konnte ihm noch nicht davon erzählen. Dann würde er ihn für schwach halten. Und das durfte er nicht. "Das hat er öfter", wich er also geschickt der Frage aus. "Danke, dass du ihn getrötet hast. Sonst mach ich das immer. Danke!"

Danke... Trajan sagte danke. Julien blickte auf. "Er hat deinen Namen gerufen, bevor er geschrien hat. Du bedeutest ihm alles", wusste Julien zu berichten. Aber er wusste auch, dass Liam bei Trajan in guten Händen war.

"Ja, das ist nicht das erste Mal. Aber es wird seltener. Früher war es schlimmer", meinte er, nicht gewillt noch mehr zu erzählen. "Komm, gehen wir wieder ins Bett." Und schon stapfte er wieder die Treppe zu seinem Schlafzimmer hinauf und legte sich ins Bett, wo er Minuten später über seine Gedanken, Julien und auch seinen Bruder betreffend, einschlief.

Am nächsten Morgen wachte Julien auf und fand die andere Betthälfte leer vor. Vielleicht machte Trajan schon Frühstück? Aber in der Küche war niemand. Julien öffnete die Tür zum Hinterhaus, um die kühle Morgenluft hineinzulassen und erschrak, als er ein riesiges Pferd auf dem Hof erblickte. Ein großer, stolzer Hengst, der sich schwarz vor der Morgensonne abhob. Beim genaueren Betrachten erkannte Julien aber feine Unterschiede im Fell. Der Hengst war nicht schwarz, sondern dunkelbraun. Nur die Mähne und der Schweif waren dunkler und reichten in einigen Strähnen bis in tiefstes Schwarz hinein. Ehrfürchtig blieb Julien stehen. Er hatte noch nie ein so großes Tier gesehen. Vorsichtig trat Julien hinaus und näherte sich. Er wollte es eine Weile beobachten.

Trajan stand zufrieden grasend in der Morgensonne. Er hatte heute morgen, als er aufgewacht war, mal wieder Lust gehabt, seine Pferdeform anzunehmen und eine Runde zu galoppieren. Und so hatte er es gemacht. Er hatte einen flotten Galopp am Waldrand hingelegt und war dann, schwitzend und schnaubend, auf seiner Wiese angekommen, um sich ein bisschen zu erholen, bevor er sich wieder zurückwandelte. Da merkte er eine Gestalt, die aus der Hintertür herausgetreten war und ihn beobachtete. Er hob den Kopf und wieherte leise, während er sich langsamen Schrittes auf die Gestalt, Julien, zubewegte.

Oh! OH!', dachte sich Julien, der sich neben dem großen Tier wie ein Zweg vorkam. Hilfe! Er wich vorsichtig einen Schritt zurück. Danach blieb er aber stocksteif stehen. Hieß es nicht, Tiere rochen Angst? Und verfolgten einen, wenn man wegrannte? Galt das nur für Hunde oder auch für Pferde? Er blieb wie festgenagelt stehen und kniff die Augen zusammen. Bitte, bitte nichts tun!

Trajan konnte die Angst, die in Julien hochstieg, spüren und stubste ihn sanft mit seiner Nase an die Schulter und danach noch einmal vorsichtig in den Bauch. Er wollte Julien keine Angst machen. Er wunderte sich über sich selbst und wie sehr er sich in den letzten Tagen und Wochen mit Julien verändert hatte. Aber es tat gut und fühlte sich irgendwie richtig an.

Julien versteifte sich und erschrak etwas bei der ersen Berührung, aber er öffnete die Augen wieder und sah direkt in die klugen, schwarzen, tiefen Augen des Tieres. Es schien ganz genügsam und war ganz lieb und sanft mit ihm. Schüchtern streckte er die Hände aus und streichelte die weiche, warme Wange des Tieres. Es hielt still. Dann streichelte er die Stirn des Pferdes. Er hatte gehört, sie würden das mögen. Das Tier war zwar gewaltig groß, aber wie er schon bemerkt hatte auch wunderschön und staunend betrachtete Julien das Pferd aus der Nähe. Wow...

Leicht schnaubend genoss Trajan die Streicheleinheiten, die er sonst nie bekam. Das fühlte sich wirklich wahnsinnig gut an, sodass er sich noch mehr in die Hand drückte. Doch dann kam ihm noch eine ganz andere Idee. Er schnappte nach Juliens Hemdssaum und zog ihn daran zu dem kleinen Schuppen, der auch hier hinterm Haus stand. Dann schubste er Julien hinein und deutete mit seiner Schnauze auf eine Bürste. Wie lange war er schon nicht mehr gestriegelt worden?

Julien stolperte hinter dem Hengst her und ließ sich schleifen. Hilfe! Das Tier machte aber auch große Schritte und Julien wollte nicht zwischen die kräftigen Beine geraten. Das Pferd schubste ihn hinein und deutete auf eine Pferdebürste. Und langsam dämmerte Julien etwas. Ein normales Pferd machte sowas nicht. Das war bestimmt ein Gestaltwandler! Aber immerhin einer, der ihn gern zu haben schien. Julien kannte hier nur Trajan und Liam... Konnte es sein? Er war sich nicht sicher... Wenn, dann hatte Trajan als Pferd ausgezeichnete Laune. Aber Julien wollte dem Pferd den Gefallen nicht verweigern und nahm die Bürste zur Hand. Er kraulte dem Pferd kurz durch die Mähne, ehe er die Bürste am Hals ansetzte und begann, das Pferd zu striegeln. Er entdeckte schnell, dass das schöne dichte Fell anfing zu glänzen, wenn er das tat und er vertiefte sich in seine Arbeit.

Immer wieder leise schnaubend, genoss Trajan das Striegeln sichtlich. Gott, war das schön! Das letzte Mal hatte das seine Mutter bei ihm gemacht. Seine Mutter... Schnell verdrängte er den Gedanken und konzentrierte sich voll und ganz auf dieses wundervolle Gefühl, das Julien da in ihm auslöste. Er merkte selbst, dass er in dieser Form viel umgänglicher und unkomplizierter war. Wahrscheinlich, weil Pferde eben doch etwas einfacher gestrickt waren als Menschen und hier überwog nun einmal das Pferd.

Es war zwar auch ein bisschen anstrengend, aber Julien genoss doch seine selbst auferlegte Arbeit. Die Formen des Pferdes waren schön und es spornte ihn an, dass das Tier es zu genießen schien. Es machte ihm Spaß, dass er jemandem so wohl tun konnte. Er hatte sich bereits über die Flanke des Tieres gearbeitet und war auf der anderen Seite angekommen. Er musste auf Zehenspitzen stehen und sich ein wenig recken, um auch den Rücken des Pferdes zu erreichen, aber das Pferd blieb genügsam stehen und ließ ihn sich an es lehnen.

Das war einfach nur toll! Trajan genoss es, wie selten etwas zuvor, was man auch an seinen zurückgelegten Ohren und den halbgeschlossenen Augen erkennen konnte. So verging mindestens eine halbe Stunde, bis er schließlich leicht enttäuscht feststellen musste, dass Julien fertig war mit Striegeln. Jetzt würde er sich dann wohl oder übel wieder zurück verwandeln müssen. Liam wartete sicherlich auch schon auf sein Frühstück.

Julien taten schon langsam ein wenig die Arme weh, aber er lächelte über den Ausdruck des Pferdes. War wohl ein Genießer. Er traute sich sogar, die Ohren anzufassen, die, wie er fand, lustig nach hinten gebogen waren. Er legte die Bürste wieder weg und betrachtete sein Werk. Das Fell schimmerte herrlich und der Hengst schien auch sehr zufrieden zu sein.

Unter den Augen Juliens begann er die Verwandlung. Seine Wunden waren vollständig verheilt und nur leichte, kaum noch sichtbare Narben waren verblieben, sodass es ihm keinerlei Probleme beschwerte, diese doch recht anstrengende und Kräfte zehrende Verwandlung durchzuführen. Und nur einige Sekunden später hockte er wieder in seiner Menschform auf der Wiese, mit gesenktem Kopf, etwas schwerer atmend, nackt und leicht erschöpft.

Und Juliens Augen wurden groß. Das - das Pferd schrumpfte! Oder nein! Es verformte sich! Und heraus dabei kam - Trajan! Oh guter Gott! Julien starrte schon wieder. Da hockte er. Völlig entblößt, verschwitzt und sein Brustkrob hob und senkte sich und Julien wurde schwindelig, als er spürte wie sein Blutkreislauf in andere Bahnen gelenkt wurde und ihm wurde heiß. Er hatte grad Trajan gerstriegelt! ÜBERALL angefasst... Ihm schwindelte immer noch und er schob die Hände in die Hosentasche - der musste ja nichts Verräterisches sehen - doch im selben Moment holte er sie wieder hervor, denn er verlor das Gleichgewicht und schwankte. 'Wieso immer ich?', war das letzte, was er dachte, ehe er sich in eine Onmacht verabschiedete und umkippte.

Von einem Plumpsen aufgeschreckt, hob Trajan den Kopf und sah einen ohnmächtigen Julien neben sich liegen. 'Huch? Was hat er denn?' Schnell erhob er sich und wäre dabei selbst bald aus dem Gleichgewicht geraten, weil ihm noch leicht schwindelig war, nahm dann den Kleinen auf seine Arme und trug ihn rein in ihr Schlafzimmer, wo er ihn auf das Bett verfrachtete. 'Aber wenigstens ist er nicht mehr ganz so leicht, wie damals, als er hergekommen ist.' Aber primär beschäftigte ihn im Moment doch die Frage, warum der Kleinere wohl umgekippt war. Aus Sorge setzte er sich auf den Bettrand und wartete darauf, dass Julien wieder das Bewusstsein erlangte, seine Nacktheit dabei völlig vergessend und sich mittlerweise auch nicht mehr über seine Gefühle wundernd.

Julien wachte langsam auf und mit flatternden Liedern öffnete er die Augen. Er war ein bisschen benebelt und hatte ein wenig Kopfschmerzen. Huch... er war ja gar nicht wach. Er lächelte sanft. Ein liebevoll aussehender Trajan saß da über ihm und er konnte die schönen breiten Schultern sehen... wieder ein Traum. Und so streckte er verschlafen lächelnd die Hand nach Trajan aus und berührte dessen Schulter, um ihn zu sich herzuziehen. Nur... MOMENT! Er fühlte tatsächlich Haut, direkt unter seinen Fingern! Entweder waren seine Träume intensiver geworden, oder das hier war ECHT!? Er riss die Augen auf und war schlagartig wach. "Was?", langsam kamen seine Erinnerungen zurück und er ordnete seine Gedanken. "Was ist passiert?"

Trajan beobachtete, wie Julien erwachte, und war erleichtert. Jedoch erstaunte es ihn, dass der Kleine ihn mit einem beinahe seeligen Lächeln ansah und ihn dann an der Schulter berührte. Seine Augen weiteten sich überrascht. So etwas hatte der Kleinere noch nie gemacht. Dann war die Hand auch schon wieder weg; Julien hatte sie wegzogen, als hätte er sich an ihm verbrannt. Wirklich mit der Situation umgehen konnte Trajan in dem Moment nicht. Aber er versuchte, seine Unsicherheit so gut wie möglich zu überspielen, und sagte: "Also, bei mir ist noch niemand ohnmächtig geworden, der mich nackt gesehen hat. Ich fass das jetzt einfach mal als Kompliment auf."

Onmächtig? Achso! Julien erinnerte sich. Das, was Trajan da sagte, klang beinahe wie milder Spott. Aber er hatte ihn dadurch nicht beleidigen wollen und er wurde leicht rot. "Es... ich meine... Das war nicht böse gemeint. Ich wollte das nicht! Es ist einfach passiert... Ich meine - ich finde dich nicht hässlich - gar nicht - eher, nunja, das Gegenteil! Aber - du weißt schon..."

Oh! Hatte Trajan sich das auch eben wirklich nicht eingebildet? Er fand ihn das Gegenteil von hässlich? Also schön? Er spürte, wie seine Wangen sich rot färbten und stotterte: "Ich... ährm.... du... ehem... Ich geh Tee kochen!" Und schon war er auf dem Weg in die Küche. Mit solch einem Kompliment kam er einfach nicht klar.

Julien staunte nicht schlecht, als er auch sah, wie Trajans Wangen Farbe bekamen. Und dann machte sich der Größere vom Acker - ganz plötzlich. Der andere war doch immer so sicher gewesen und hatte niemals Angst gezeigt oder sich für irgendwas geniert. Sollte etwa dieses kleine Kompliment, das Julien aus Versehen herausgerutscht war, so eine Wirkung gehabt haben? Von da an veränderte sich wieder ganz leicht etwas in der Beziehung der beiden. Sie musterten sich gegenseitig aufmerksam, wichen aber dem Blick des anderen aus, wenn dieser es bemerkte. Auch wenn Trajan immer noch still war und wenig mit Julien sprach, taute er langsam auf, wenn er es doch tat. Die Worte waren niemals mehr herablassend oder gar abweisend, und auch der Ton wurde ein wenig umgäglicher und beinahe warm. Fast so, wie er auch immer mit Liam sprach. Nur in Julien baute sich eine Spannung auf. Er fühlte, dass bald etwas passieren musste. Eine größere Veränderung, nur hatte er keine Ahnung, wie. Er wusste ja schon, was er am liebsten hätte... nur ganz so daran glauben konnte er nicht... Aber es war doch ein komisches Gefühl, nicht so recht zu wissen, wie man zu dem anderen stand.

Eine Bürste striegelte sein Fell und er fühlte sich unheimlich wohl. Seine Mutter lächelte ihn dabei warm an........ Ein Lachen drang an sein Ohr. Sein Vater hatte wohl einen Witz gemacht, dass seine Mutter so lachen musste........... Ein quengelnder Liam, der nicht zu Bettchen gehen wollte, saß auf dem Schoß seiner Mutter. Sein Vater kniete davor und vollführte kleine Zaubertricks, die den Kleinen ablenken und müde machen sollten.............. Ein ungutes Gefühl, das ihn aus dem Schlaf reißt............... Ein Klopfen, das ihn aufschreckt und zur Tür stürmen lässt. Jarno steht davor. "Deine Eltern... Sie sind überfallen worden."............... Ein zugedeckter Körper........... Blut auf einem weißen Laken............... Tränen, die seine Wangen herab rinnen. "Mutter, nein! Du darfst nicht sterben! Du kannst uns nicht auch noch allein lassen!" "Kümmer dich bitte um Liam. Ich liebe dich, mein Sohn!" "NEEEEEEEEIIIIIIIN!"

Julien wachte auf, die Decken raschelten und er hörte irgendwie ersticktes Atmen. Er drehte sich um und langsam gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit und er konnte Schemen erkennen. Er machte Trajans Form neben sich aus und wunderte sich, dass dieser nicht schlief. Oder er schlief doch! Aber er wälzte sich unruhig auf der Matratze hin und her, seine Finger verkrampften sich in den Decken und seine Hände schlugen und seine Beine tritten und Julien hörte ein leises - Schluchzen? Der andere atmete heftig und Julien rutschte näher. Ein Alptraum... Liam war wohl nicht der einzige in diesem Haus, der von Alpträumen geplagt wurde. Julien war nicht sicher, was er tun sollte - würde der Große sich helfen lassen? Aber ein weiteres leises Schluchzen brach Juliens Herz und er konnte gar nicht anders. Er streckte seine Hand nach der Trajans aus und hielt sie fest, damit diese nicht weiter schlagen konnte und er rutschte näher und legte schließlich einen Arm um Trajan. "Schhh, wach auf", sagte er leise und beruhigend und ließ nun Trajans Hand los, um sie ihm an die Wange zu legen und mit dem Daumen einige Tränen wegzuwischen.

Eine Hand, die seine Hand ergriff........... Ein Arm, der um ihn geschlungen wurde............ Eine weitere Hand, die seine Wange streichelte.............. Mit einem leisen Schrei wachte Trajan auf und fand sich senkrecht im Bett sitzend wieder. Ein Albtraum! Und er hatte geglaubt, er hätte sie überwunden! Aber die Hände und der Arm... Auf eine böse Vorahnung hin drehte er seinen Kopf und sah Julien neben sich, der ihn aus großen Augen ansah. Mein Gott, der Kleinere war aufgewacht! Er hatte ihn träumen sehen! Er hatte ihn schwach gesehen!

Julien erschrak, als der andere plötzlich hochfuhr. Trajan blickte ihn wieder an und wenn da je eine Maske gewesen war, war sie nun gänzlich verschwunden. Der Schwarzhaarige wirkte ängstlich, ein wenig verschüchtert und vielleicht auch verschämt? Es tat Julien weh ihn so zu sehen. Julien setzte sich ebenfalls auf und griff nach Trajan, um diesen sanft, aber bestimmt, wieder zurück ins Bett zu ziehen. Sobald er ihn liegend hatte, rückte er wieder nah und strich dem anderen liebevoll die Haare aus der schweißnassen Stirn. "Ist alles okay mit dir?", fragte der Kleinere ganz sanft.

Trajan ließ es geschehen, dass Julien ihn zurück aufs Bett zog. Auch die Hand in seinem Haar ließ er, wo sie war und es fühlte sich unheimlich gut an. "Ich... es... ach, fuck, nichts ist okay!", brach es dann aus ihm heraus. Er konnte einfach nicht mehr. Er konnte nicht länger seine angestauten Gefühle für sich behalten. Und so begann er zu erzählen. Von seinen Eltern, die er innig geliebt hatte, die eines Tages vor sechs Jahren von einem Spaziergang im Wald nicht zurückkamen. Von seinen unguten Gefühlen im Vorhinein. Von Jarno, der ihm die Nachricht, dass seine Eltern von Wölfen angegriffen worden waren, überbrachte. Von seinem toten Vater. Von den letzten Minuten seiner Mutter, in denen sie ihn bat, sich um Liam zu kümmern, bevor sie starb. Von dem Erbe als Schamane, das er hatte antreten müssen nach dem Tod seines Vaters. Und davon, dass ihm das alles zuviel wurde und er sich manchmal einfach nur überfordert fühlte.

Und Julien hörte zu. Er streichelte weiter Trajans Wange, als dieser in wenigen Minuten mehr zu ihm sagte, als zuvor in den ganzen anderen Wochen. Julien litt mit, während der Größere sprach. Das war es also, was hier in dieser Familie nie angesprochen wurde. Julien streichelte weiter Trajans Haar, wischte die Tränen weg, wenn es nötig wurde und konnte sich gar nicht vorstellen, welche Last der Große trug. Er schlang den Arm um Trajan. "Aber das macht doch nichts. Du hast schon so viel geschafft und das ganz alleine. Das hätten nur die Wenigsten gekonnt." Sah Julien vor allem die Leistung, die Trajan erbracht hatte. Julien... hatte es viel leichter gehabt und trotzdem alles versaut. "Nur wieso... wieso bist du denn dann so kalt? Wieso hast du dir nicht helfen lassen?"

"Weil... weil ich es einfach nicht konnte und nicht wollte. Ich habe Angst, jemanden nah an mich heranzulassen und ihn dann wieder zu verlieren, so wie meine Eltern. Nur bei meinem Bruder ging das nicht. Liam habe ich schon immer geliebt und das konnte ich auch dann nicht mehr abstellen. Aber alle anderen ließ ich von mir abblitzen. Ich hab Angst, dass du jetzt auch verschwindest, wo ich dich doch trotz meiner Vorsätze so nah an mich herangelassen habe und du nun meine schwache Seite kennst. So weit hätte ich es gar nicht erst kommen lassen dürfen", murmelte er. Die Tränen versiegten langsam.

Julien konnte kaum glauben, was er da hörte. Er würde Trajan und Liam doch nicht verlassen. Jetzt erst recht nicht mehr. "Du redest Unsinn." Julien konnte kaum glauben, was er sich da sagen hörte. So hatte er noch nie mit jemandem gesprochen. "Du bist nicht schwach. Du bist mit 15 erwachsen geworden und hast Liam ganz alleine groß gezogen und alle Verantwortung übernommen. Und jetzt... sogar jetzt bist du mutig. Du hast mir all das erzählt und anvertraut..." Julien streichelte Trajans Seite "Und ich weiß, wie schwer es ist, allein zu sein... und keine Hilfe zu haben."
Julien wollte Trajan noch mehr helfen, wollte von sich erzählen, damit Trajan verstand, dass er sich nicht als einziger einsam fühlte. Er raffte seinen Mut zusammen. Es wäre nur fair, ihm das nun auch zu erzählen. Er begann also mit der Wurzel allen Übels. "Also... ich bin... ich bin schwul", war das schonmal raus. Julien vermutete, dass Trajan das vielleicht schon bemerkt hatte, aber trotzdem hatte Julien das beklemmende Gefühl, dass der andere ihn gleich angeekelt von sich schieben würde.

"Ja und?", fragte Trajan, der nicht ganz verstand, warum Julien sich so überwinden musste, ihm das zu erzählen. Das war doch etwas ganz Normales. Sie hatten mehrere Schwule in ihrem Dorf, auch Paare darunter. Nebenbei genoss er die Hand, die seine Seite streichelte, wovon er Gänsehaut bekam.

Julien atmete erleichtert aus. "Nun ja. Ich glaube, das ist in deiner Welt anders. Aber da, wo ich herkomme, da gilt es als... unnatürlich, unmoralisch - sogar ekelhaft. Ich hab es immer sehr einfach gehabt: Meine Eltern hatten Geld und haben immer alles für mich erledigt und geregelt. Aber dann hab ich mich verliebt - in einen Mann. Ich hab sie immer belogen, konnte ihnen nie was sagen. Ich musste immer mehr erfinden und kam mir immer mehr wie ein Lügner und Betrüger vor. Ich hab es schließlich nicht mehr ausgehalten und den Mut gefasst, alles zu beichten. Meine Mutter hat geweint. Den ganzen Tag. Sie... sie meinte... ich sei ekelhaft und krank. Mein Vater hat geschrien, ich sei nicht sein Sohn, ich sei eine Schande für die ganze Familie." Für Julien war es schwer, das ganze zu sagen. Sein Atem stockte immer wieder und er rang mit den Tränen bei der Erinnerung. "Mein Vater hat mich rausgeworfen. Ich wusste nicht, was ich tun sollte oder wo ich hin sollte und bin zu meinem Freund gelaufen. Aber der - der wollte mich auch nicht mehr! Er wollte Lehrer werden und meinte, das ginge nicht, wenn ich sein Ansehen kaputt machte und er hat mich einfach vor der Türe stehen lassen..." Er war damals schon viel älter gewesen als Trajan, als er alleine gelassen wurde, nur war er ziemlich verwöhnt gewesen und noch recht grün hinter den Ohren.

Trajan hatte aufmerksam den Worten seines Gegenübers gelauscht. Das war also das, was Julien seinem Bruder, als der noch als Fohlen bei diesem war, anvertraut hatte! So viel Intoleranz konnte er einfach nicht verstehen. Auch das Verhalten von Juliens Freund war ihm ein Rätsel - wie konnte man so einen schnuckeligen Typen einfach so abservieren? "Hör mal, Julien, hier sagt niemand etwas dagegen, dass du schwul bist. Es tut mir leid, dass dir so was passiert ist, aber du darfst dich deswegen nicht unterkriegen lassen. Du musst kämpfen! Du hast die Chance auf einen Neuanfang hier in dieser Welt bekommen. Nutze diese Chance!"

Julien war überrascht ob der Eindringlichkeit von Trajans Worten. So hatte er den anderen noch nie reden hören. Neuanfang? Die Chance nutzen? Und genau das tat Julien auch. Er schloss die Augen und schloss das letzte Stück Entfernung zwischen ihnen und legte seine Lippen über die Trajans. Der Kontakt schickte Wärme durch Juliens ganzen Körper. Trajans Lippen waren weich, gar nicht so, wie die kalten Worte, die sie so häufig formten, vermuten ließen.

Trajan war im ersten Moment zu verblüfft, um gleich zu reagieren. Doch die warmen Lippen raubten ihm schnell den Verstand und ließen ihn all seine Vorsätze, dem anderen nicht noch näher zu kommen, vergessen. So schloss er seine Augen und öffnete den Mund einen Spalt, damit seine Zunge leicht die Lippen Juliens anstubsen und ihn um Einlass bitten konnte.

Die Berührung schickte ein Kribbeln durch Juliens Körper und seine Arme schlangen sich nun ganz um Trajans Seite. Er zog sich selber näher zu dem warmen Körper. Bereit öffnete er den Mund, spürte mit ungeahnter Intensität, wie ihre Lippen dabei übereinander strichen und erwartete Trajans Zunge bereits mit seiner eigenen.

Und dieser nahm die Einladung gerne an und schickte seine Zunge auf Entdeckungsreise. Sanft fuhr er mit ihr über Juliens Zunge, die er nun in einen lang andauernden Zungenkuss gefangen nahm. Ihm wurde so langsam heiß und er konnte nicht sagen, ob es von dem Kuss kam oder daher, dass Julien nun ganz nah an ihm lag. Seine Hand verselbstständigte sich und fand den Weg unter Juliens Shirt, wo er zärtlich über den flachen Bauch strich.

Julien seufzte und schien von dem Kuss dahinzuschmelzen. Das war besser als jeder Traum. Trajans Nähe, sein Geruch und sein Geschmack berauschten ihn. Würde er stehen, wäre dieser Kuss alleine genug, um seine Knie buttrig werden zu lassen. Er klammerte sich mit einer Hand an Trajan fest und musste dann doch leise in den Kuss stöhnen, als er dessen warme Hand unter seinem Shirt direkt auf seiner Haut spürte. Trajans Hand fühlte sich warm an, sogar heiß, aber auf eine unendlich gute Weise.

Langsam fuhr seine Hand höher. Gott, so weich und warm! Er wollte mehr davon. So drückte er Julien ins Laken, beugte sich über ihn, löste ihren Kuss und zog ihm das T-Shirt mit einem ungeduldigen Ruck aus. Aaaahhh, diese weiße Haut! Wunderschön! Er bekam gar nicht mit, dass er nur am Starren war. Sein Atem ging schneller und sein Herz schlug im Galopp.

Instinktiv folgten Juliens Lippen denen Trajans, als dieser den Kuss löste, aber schließlich ließ Julien von ihm ab und ließ sich auf den Rücken rollen und fand sich kaum einen Moment später mit entblößtem Oberkörper wieder. Er wurde rot, als Trajan ihn so lange anschaute und gar nichts tat. Ein kleines Ziehen der Unsicherheit breitete sich in seinem Bauch aus. Aber schließlich fasste er sich doch ein Herz und griff nach dem Saum von Trajans Shirt, um ihm dieses ebenfalls über den Kopf zu ziehen. So wäre das gleich fairer.

Willig ließ sich Trajan aus dem Shirt pellen und danach auf Julien ziehen. Endlich spürte er dessen Haut an seiner und es war ein unbeschreibliches Gefühl. Leise stöhnte er auf. Sein Mund fand den Weg zu Juliens Ohr, das er zärtlich anknabberte. Dann leckte er mit der Zunge darüber und genoss Juliens Reaktion darauf, der sich unter ihm wand und stöhnte, und es machte ihn unheimlich an. Er merkte, wie sich etwas in seiner Hose regte.

Trajans Haut an seiner fühlte sich unglaublich gut an. Davon hatte er geträumt. Julien griff um Trajans Rücken herum, klammerte sich an ihn, zog diesen zu ihm runter und presste sich gegen ihn. Julien schloss fest die Augen, als Trajans Mund an seinem Ohr die irrwitzigsten Gefühle durch ihn jagen ließ, die scheinbar direkt in seinen Schoß fuhren, wo sich langsam Hitze sammelte. Er keuchte und konnte sich nicht wirklich dazu bringen still zu halten, zu intensiv war das, was Trajan mit ihm anstellte. Juliens Hände zitterten leicht, aber er schaffte es, Trajans Rücken zu fassen und unter diesem seine Beine so zu richten, dass dieser sich dazwischen legen konnte.

Trajan stöhnte auf, als er zwischen Juliens Beine glitt und dessen Härte durch die Shorts hindurch sich an seinen Bauch drückte. Gott, war das geil! Stürmisch vereinnahmte er erneut Juliens Lippen und zog ihn in einen leidenschaftlichen Kuss, während er sich noch ein Stück höher zog und begann, seinen Unterkörper an dem Kleineren zu reiben. Tief stöhnte er auf, als sein Glied durch das Reiben an dem von Julien noch weiter erstarkte. Langsam wurde ihm die Shorts wirklich zu eng.

Juliens Stöhnen wurde lauter, beinahe überforderte ihn die Flut an Stimulation die über seinen Körper wusch. Der Kuss raubte ihm nicht nur den Atem, sondern auch den Verstand und gierig presste er sein Becken gegen das Trajans, fiel in den gemeinsamen Rythmus mit ein. Kleine hilflose Laute entkamen ihm, als er spürte wie er immer härter wurde und auch Trajans Erregung deutlich wahrnahm. Es war immer noch ein bisschen schwer zu glauben, dass tatsächlich er es war, der das in dem anderen auslöste. Aber zu sehr war er in dem Kuss, den Berührungen und der Reibung gegen seinen Schoss eingenommen, um lange darüber nachzudenken. Bald japste er nach Atem und keuchte immer wieder in den Kuss. "Tra...jaan", kam es atemlos von ihm. Und er löste sich aus dem Kuss, um sich kräftig auf die Lippe zu beißen. Er wollte nicht zu früh kommen, aber das fühlte sich so guut an.

Trajan reichte es nicht. Er wollte mehr. Viel mehr. Und so zog er sich selbst und auch Julien ihre Shorts aus und rutschte dann am Körper des Kleineren hinab, Küsse auf der feuchten Brust hinterlassend. An den Brustwarzen machte er Halt und schloss seine Lippen darum, umfuhr sie mit der Zunge und spürte, wie sie hart wurde. Die Laute, die Julien dabei von sich gab, machten ihn noch schärfer und schickten Wellen der Lust durch seinen Körper, die sich an einer bestimmten Stelle trafen. Als er dasselbe Spiel mit der anderen Brustwarze wiederholt hatte, glitt er noch ein bisschen tiefer zum Bauchnabel Juliens. Mit der Zunge umkreiste er diesen zunächst, doch dann stubste er hinein und konnte sich ein Keuchen nicht verkneifen. Julien schmeckte guuuut. Sehr guuuut....

Julien war lauter geworden und seine Finger krallten sich in Trajans dichtes, weiches Haar. Sein Körper wandt sich in Lust. Schon lange hatte er keine Kontrolle mehr über seine sich immer wieder anspannenden Muskeln. Schließlich tauchte Trajans Zunge in seinen Bauchnabel und immitierte so eine Bewegung, die Julien noch mit ganz anderen Körperteilen im Sinne hatte. Julien schrie unterdrückt auf, als Trajan eine empfindliche Stelle traf und biss die Zähne fest aufeinander, um sich weiterhin unter Kontrolle zu halten. Trajan machte ihn wahnsinnig. Ließ ihn Dinge spüren, die er noch nie zuvor gefühlt hatte und er ließ sich voll und ganz von Lust und Errgung fortschwemmen. Er keuchte erneut den Namen seines Geliebten. Immer mehr Hitze sammelte sich in Julien und sein Schaft zuckte und pulsierte vor Erregung und Trajan trieb ihn immer höher. Julien drückte gegen Trajans Schultern, drückte ihn hoch und kämpfte um Luft, die er mit schweren Atemzügen wieder einfing. Er genoss alles, was Trajan mit ihm anstellte, und er wollte ihn. Wollte ihn richtig. Wollte nicht alles durch ein frühzeitiges Malheur beenden. Außerdem sollte Trajan auch etwas davon haben. Er sammelte sich also und setzte sich vor Trajan, den er in eine kniende Position gedrückte hatte und beugte sich wieder zu ihm. Er küsste den anderen kurz auf die Lippen, aber bald wanderte sein Mund weiter. Er liebkoste sanft Trajans Wange, fuhr die Kinnlinie nach und schließlich den Hals hinunter, wo er Trajan liebevoll biss und danach entschuldigend über die Stelle leckte. Dabei stellte er wieder einmal fest, wie berauschend der andere schmeckte. Seine Hände waren auch wieder auf Wanderschaft über Trajans Körper gegangen. Sie erkundeten die starken Schultern, die muskulöse Brust, fühlte sanft die Form des Schlüsselbeins und der Rippen nach und schließlich begann er, eine von Trajans Brustwarzen zwischen seinen Fingern zu reizen, natürlich ohne seine Aufgabe an Trajans Hals zu vernachlässigen.

Aaaahhh, was tat Julien hier mit ihm?! Er fühlte dessen Hände überall auf seinem Körper, die ihn zu versengen drohten, und seine Lippen, Zähne und Zunge, die seinen Hals gleichzeitig malträtierten und reizten. Seine Hände vergruben sich in dem blonden Wuschelhaar und drückten ihn unbewusst tiefer. Seine Erregung schmerzte mittlerweile und verlangte nach Aufmerksamkeit.

Julien war etwas überrascht, aber er ließ sich von Trajan führen. Er wollte ja lernen, was der andere mochte. Sein Mund hinterließ eine feuchte Spur auf Trajans Haut und kurz schloss er seine Lippen um Trajans andere Brustwarze und leckte und saugte dort, bis er sie hart zwischen seinen Lippen spürte, aber auch von dort aus drückte ihn Trajan sanft, aber bestimmte weiter runter. Julien musste sich nun weit hinunterbeugen, aber es machte dem Kleineren nichts aus. Viel mehr empfand er die intime Nähe zu Trajans Schoß erregend. Vorsichtig tasteten seine Hände nach Trajans Schenkel, stützen sich dort ab. Er war auf Augenhöhe mit Trajans Bauch angelang. Er genoss es, wie sich die Muskeln unter der Haut reflexartig anspannten, wenn er sie mit der Lippe streifte und sah erneut das Tattoo um Trajans Bauchnabel, das ihn am ersten Tag so fasziniert hatte. Eine schwarze, abstrakte Sonne, als Ring um Trajans Bauchnabel. Das Muster hob sich sanft von Trajans dunklerem Teint ab und fasziniert betrachtete Julien es, ehe er die Form mit seiner Zunge nachzog. Er hörte Trajans tiefe Stimme sanft stöhnen und genoss den sonoren Ton, der ihm selber auch durch Mark und Bein fuhr. Trajan wurde nicht so laut wie er selber, aber seine Stimme war einnehmend, tief, voller Verlangen. Sie erregte Julien und spornte ihn an. Mit einer Hand auf Trajans Bauch, drückte er ihn ein bisschen zurück und sein Mund folgte nun auch dem letzten Strahl des Tatoos, der nach unten führte. Seine Hände fuhren nun Trajans Innenschenkel hinauf, und eine griff die Basis von Trajans Erregung. 'Groß', stellte Julien fest und warf einen Blick auf seinen Geliebten. Trajan war hart und sein Glied pulsierte vor Lust. Julien beugte sich auch das letzte Stück herunter und Trajans Errektion streifte seine Wange, ehe er den Kopf drehte und einen sanften Kuss darauf drückte. Seine Hand um den unteren Teil griff fester zu, als er schließlich die Lippen öffnete und Trajan auf diese Weise in sich aufnahm.

Trajan war zu einem einzigen Nervenbündel geworden während Juliens Weg abwärts zum Urspung seines Verlangens. Das war so gut, wie der andere an seinen Brustwarzen nuckelte und seinen Bauchnabel verwöhnte, das Tattoo nachziehend. Doch dann... "JULIEEEN!", schrie Trajan erstickt, als sein Gespiele ihm einen Kuss auf sein Glied hauchte und sein Schaft gleich darauf von einer warmen Mundhöhle umschlossen wurde. Er war Julien im Moment hilflos ausgeliefert - der Kleinere konnte mit ihm machen, was er wollte - Trajan hätte sich nicht wehren können vor Lust. Schweißperlen rannen seine Schläfen hinab. Er musste hart schlucken, als Juliens Zunge die Unterseite seiner Erregung hinauf leckte und die Spitze umkreiste. Ein ersticktes Stöhnen verließ seine trockene Kehle, da der Kleine ihn gerade schluckte. Gott, so etwas hatte er noch nie erlebt! Das war so gut! Seine Hände hatten sich im Haar Juliens verkrämpft, doch das bekam er schon gar nicht mehr mit. Die ersten Lusttropfen verließen sein pulsierendes Glied und er spürte, dass es nicht mehr lange dauern würde, wenn Julien so weitermachte. Aber er wollte mehr. Er wollte Julien ganz spüren. Ungestüm zog er den Kleinen hoch und küsste ihn hungrig, ihn dabei auf das Laken herunter drückend. Er lag zwischen dessen Schenkeln und schickte nun seine Hände in die unteren Regionen, um sie um den heißen Schaft Juliens zu legen und daran auf und ab zu fahren. Dann wanderte die Hand tiefer zu den Hoden, die er kurz kraulte. Und schließlich erreichte er sein Ziel. In den leidenschafltichen Kuss stöhnend, steichelte er über den runden, wohlgeformten Po, um dann zwischen die Backen zu dem Eingang des Kleineren zu fahren.

"Nnggmm", machte Julien ein hilflose Geräusch, als Trajans Glied aus seinen Lippen glitt und er hungrig geküsst wurde. Es schien ihm, als würde Trajan völllig in ihn eindringen, alles von ihm abverlangen, aber alles, was er hatte, gab er dem anderen willig hin. Seine Hände hielten Trajans Kopf fest, während der Kuss immer mehr an Intensität und Verlangen gewann, bis Julien schließlich in den Kuss schrie, als Trajan sein Glied umfasste. Seine Augen rollten nach oben, als der Größere auch noch begann, ihn dort zu massieren und wieder brachte der andere ihn gefährlich nahe an den Höhepukt. Schließlich wanderten Trajans Hände tiefer, wussten geschickt, wie sie ihn zu berühren hatten und bald spürte Julien Trajans Finger über seine Öfnnung streichen. Nervosität mischten sich mit Erregung. Er hatte das noch nicht so oft getan - aber er wollte es! Es fühlte sich an, als würden Schmetterlinge in seinem Bauch platzen. Er wollte Trajan in sich spüren, aber ein wenig Angst hatte er auch. Das konnte weh tun. Er griff also nach Trajans Hand, die ihn dort streichelte und zog sie hoch zu seinem Mund. Er nahm Trajans größere Hand in seine beiden und nahm drei seiner Finger in den Mund. "Mhmmmm", sein Körper reagierte so sensibel, dass sich sogar das unglaublich anfühlte. Fast wie eben, als er noch Trajans Errektion im Mund gehabt hatte. Er umspielte die Finger mit seiner Zunge, befeuchtete sie gründlich und saugte mit halb geschlossenen Augen und geröteten Wangen daran.

Überrascht blickte Trajan auf, als Julien seine Hand von dessen Eingang wegzog. Gefiel es ihm etwa nicht? Wollte er das im Grunde genommen gar nicht? Doch sogleich waren seine Zweifel wie weggeblasen, als der Kleine drei seiner Finger in den Mund nahm und begierig daran nuckelte und leckte. Es sah absolut geil aus, wie Julien ihn dabei aus seinen halb geschlossenen lustverhangenen Augen, die einen leichten Schleier zu haben schienen, anblickte und dabei leise stöhnte. Schließlich wurden seine Finger wieder frei gelassen und er schickte sie wieder an ihren Ausgangspunkt zurück - zu Juliens süßem Hinterteil. Langsam ließ er einen Finger in ihn hineingleiten und es ging erstaunlich leicht, weil Julien ganz locker war. So eng! Was sollte das nur nachher werden!? Er bewegte seinen Finger leicht in dem anderen und bemerkte an einer besonderen Stelle, wie Julien laut aufstöhnte und sich ihm entgegenbäumte. Er musste sich auf die Lippe beißen, um nicht ebenfalls laut zu stöhnen bei dem Anblick des sich windenden Körpers unter ihm. Ein zweiter Finger fand seinen Weg in die heiße Enge des Kleineren und zu guter Letzt auch noch ein dritter. Und Trajan fühlte sich, als würde er gleich explodieren. Er trank regelrecht Juliens lustvolle Laute und küsste ihn immer wieder hungrig.

Julien spürte die Spannung in sich, als Trajan die Hand wieder zwischen seine Beine fahren ließ. Aber er sah Trajans Blick - er sah ihm direkt ins Gesicht. Trajan trug seine Maske auch jetzt noch nicht wieder und Juliens Herz wurde weich. Er vertraute Trajan, völlig. Und so blieb er entspannt, als dieser sanft einen Finger in ihn schob. Das Gefühl ließ Julien sanft stöhnen. Die Gefühle, die von diesem Finger ausgingen, vibrierten und summten durch seinen ganzen Körper. Überraschend schnell fand Trajan diese ganz besondere Stelle in Julien und alle Muskeln spannten sich an und Julien stöhnte laut auf - das fühlte sich so unglaublich an! Von da an spürte Julien nur noch Lust, die von diesem, seinem intimsten Punkt in ihm, ausging. Er wandte sich unter Trajans geschickten Händen, fühlte die brennende Hitze in sich. Er wollte mehr, aber alles, was er herausbrachte, war heiseres Keuchen und er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Seine Hände ballten sich immer wieder zu Fäusten und er suchte nach Halt, klammerte sich in den Laken fest, obwohl er viel lieber Trajan erreichen würde. Er gab immer mehr hilflose, keuchende und stöhnende Laute von sich und wandt sich in Lust. Er spürte Trajans heiße Küsse und gab sich Mühe, sie zu erwidern, aber immer, wenn er ein bisschen Konzentration gesammelt hatte, rieb Trajan wieder gegen diesen Punkt in ihm. "Trajaaan", flehte er den anderen schließlich an, endlich in ihn einzudringen.

Als Julien seinen Namen rief, wusste Trajan, dass sein Geliebter bereit war. Viel länger hätte er selbst diese Tortur sowieso nicht mehr aushalten können. So zog er also seine Finger wieder heraus und positionierte sich vor dem verheißungsvollen Tor zur höchsten Lust. Er fasste unter Juliens Kniekehlen und legte sich dessen Beine auf die Schultern. Dann beugte er sich noch einmal herab, leckte vom Brustbein hoch zum Hals und über das Kinn zum Mund, auf den er noch einen sinnlichen Kuss hauchte, bevor er schließlich seinen heißen Schaft in den Kleinen einführte und laut dabei aufstöhnte. Gott, war das geil! So eng und heiß! Langsam versenkte er seine Erregung ganz in Julien, die Augen erst dann wieder öffnend und zu seinem Partner blickend. Er bemerkte, dass der andere leicht verspannt war und so hielt er ruhig inne, damit sich Julien an ihn gewöhnen konnte. Und auch damit er selbst nicht gleich kam bei dieser Hitze, die sein Glied so lustvoll umschloss. Dann begann er langsam, sich zu bewegen und einen stetigen Rhythmus aufzubauen. Der Schweiß perlte auf seiner Stirn und seinem Rücken. Plötzlich erbebte Juliens Körper unter ihm heftigst - er hatte diese Stelle in ihm wiedergefunden! Und so versuchte er, bei möglichst jedem Stoß diese kleine Erhebung zu berühren und Julien in den Himmel zu heben, während er selbst merkte, dass er dies nicht lange würde durchhalten können. Sein Glied pulsierte härter als je zuvor.

Juliens Atem ging heftig, als Trajan seine Finger zurück zog und sein Körper protestierte wegen der mangelnden Stimulation. Er wollte wieder gefüllt werden! Von Trajan! Leicht ließ sich Juliens flexibler Körper in die neue Position dirigieren und endlich konnte Julien auch nach Trajan greifen und diesen zu sich ziehen. Trajans Mund hinterließ auf seiner Haut ein angenehmes Kribbeln, ließ die Hitze in sich erneut aufwallen. Julien sehnte sich danach, Trajan endlich in sich zu spüren, wo er wusste, dass ihre Verschmelzung so nahe war. Schließlich spürte er Trajans Härte an seiner Öffnung, spürte erneut, wie groß sie war, aber dennoch war er gierig. Das erste Eindringen, brachte gleichermaßen Lust und Schmerz mit sich. Juliens Körper, der es nicht gewöhnt war, etwas so großes in sich zu haben, verkrampfte sich für einen Moment und Julien hielt die Luft an. Aber schließlich schob sich Trajan ganz in ihn und atemlos keuchte der junge Mann. Auch wenn es noch leicht zog, so weit gedehnt zu werden, fühlte es sich unendlich gut an, Trajans heißen, harten Schaft in sich zu spüren. Trajan bewegte sich so langsam, dass Julien jeden Zentimeter genau fühlte. Schließlich war Trajan ganz in ihm und Julien entließ den Atem, den er angehalten hatte. So schööön! Langsam gewöhnte sich sein Körper an den Eindringling und er entspannte sich um ihn. Julien hatte die Augen wieder einen Spalt breit geöffnet und konnte so Trajan sehen, als dieser begann, sich in ihm zu bewegen. Julien sah die Ekstase in Trajans Gesicht, sah die Weicheit in Trajans Augen und sein Herz wollte vor Liebe überfließen, bis Trajans Erregung wieder diesen Punkt in ihm streifte und sich Lust und Erregung explosionsartig in Juliens Körper ausbreiteten. Alle Muskeln in Julien spannten sich an, zogen Trajan tiefer in sich und Trajans Name perlte stöhnend von Juliens Lippen. Bald hatten ihre Körper einen gemeinsamen Rythmus gefunden und Trajan rieb mit fast jedem Stoß die Spitze seiner Erregung gegen Juliens empfindlichsten Punkt und ließ den Jungen bald Sterne sehen. Julien keuchte und stöhnte, wandt sich, während sein Körper sich immer wieder anspannte. Bei jedem Stoß keuchte er laut auf und immer wieder rief er Trajans Namen. Alle Erregung zog sich in seinem Körper zusammen, wurde so dicht und heiß, dass Julien glaubte, er müsste zerspringen.

Langsam steigerte Trajan das Tempo. Seine Stöße wurden schneller, blieben aber nichtsdestotrotz sanft. Er wollte dem Kleinen nicht wehtun. Zwischendurch küsste er Julien immer wieder heftig. Sein Körper schmerzte beinahe vor Erregung. Immer schneller trieb er sein pochendes Glied in die heiße Enge Juliens. Immer fahriger wurden seine Hände, die den Körper unter sich streichelten, bis sie schließlich ihr Ziel in Juliens steifer Erregung fanden. Seine Hand schloss sich um den harten Schaft und er strich mit dem Daumen über die Spitze, aus der schon die ersten Tropfen seiner Lust hervorquellten. Leicht verrieb er sie und fing dann an, diese himmlische Härte im selben Tempo, wie er sich immer wieder in den Kleineren versenkte, zu bearbeiten. Sein Atem ging stoßweiße, abgehackt und er spürte, dass er auf der Schwelle zur Erlösung stand.

Juliens Hände krallten sich zum Halt an den Körper Trajans, und immer wieder schickte dieser Wellen der Erregung durch seinen Körper, und immer schneller, aber dennoch unendlich sanft und schön. Julien genoss die Berührungen der Lippen, genoss es, Trajan auf diesen beiden Wegen gleichzeitig in sich aufnehmen zu können. Wollte den anderen ganz in sich aufnehmen, nicht mehr wissen wo er anfing und der andere endete. Julien schrie erneut auf, als sich Trajans Hand auch noch um seine Erregung legte. Er schnappte nach Luft, stöhnte laut und auch wenn er wollte, dass dieser Moment niemals endete, konnte er sich nicht zurückhalten und kam heftig, wobei er sich um Trajan verengte, scheinbar den Körper des anderen in sich halten wollend, tiefer ziehend. Julien presste die Augen zusammen, sah Sterne hinter seinen Augenliedern tanzen und jeder Zentimeter seines Körpers summte heftig vor Erregung.

Nur Sekunden später hörte er Julien laut stöhnen, spürte, wie der andere sich in seine Hand entlud und um seinen Schaft herum verkrampfte und ihn so noch mehr einengte. Und das war das letzte bisschen, was er noch gebraucht hatte, um selbst zu kommen. Ein letztes Mal drang er in vollkommener Ekstase tief in Julien ein und verspritzte dann seinen Samen in ihm, dabei laut den Namen seines Liebhabers schreiend. Erschöpft brach er auf dem Kleineren zusammen, sich dabei aber an den Seiten abstützend, damit er Julien nicht zu schwer wurde. Er hatte gar keine rechte Lust, sich gleich wieder aus ihm zu lösen. Das fühlte sich viel zu gut an. Nie zuvor hatte er so etwas Intensives erlebt, solch einen heftigen Orgasmus gehabt.

Julien spürte Trajan noch ein paar mal in ihn stoßen und sich in ihm entladen, was Julien gar nicht von seinem Orgasmus runterkommen ließ, dessen Nachhall er immer noch in seinem ganzen Körper spürte. Julien wurde erst jetzt bewusst, wie schnell das Blut in seinen Adern rauschte und wie heftig sein Herz in seiner Brust schlug. Er sah in Trajans Gesicht, als dieser seinen Orgasmus erlebte und der Anblick erfüllte Julien mit Glück. Sanft streichelte er durch Trajans Haare und über seine Schulter, als dieser sich langsam von seinem Höhepunkt erholte. Julien genoss das warme Gefühl ihrer noch bestehenden Verbindung. Er ließ allerdings die Beine von Trajans Schultern fallen und legte sie sanft um die Hüften des anderen, da die Position für seine Oberschenkel langsam anstrengend wurde.

Ganz langsam beruhigte sich Trajans Atem wieder und er spürte, wie die Müdigkeit sich in seinem Körper ausbreitete. Vorsichtig löste er sich aus Julien, was diesem einen unwilligen Laut entlockte, und legte sich neben ihn, den warmen Körper wie eine Wärmflasche und zugleich Kuschelkissen an sich in seine Arme ziehend. Wenige Minuten später war er glücklich, erschöpft, äußerst befriedigt und mit einem Lächeln auf den Lippen eingeschlafen.

Julien hatte es nicht gemocht, dass Trajan sich schließlich aus ihm zurückzog; das fühlte sich leer an. Aber der Schwarzhaarige machte alles wieder wett, indem er Julien an seine Brust zog. Julien genoss es, den Herzschlag des anderen zu hören, zu sehen wie seine weiße Haut auf Trajans gebräunte traf und er genoss es noch mehr, gehalten zu werden. Er war erschöpft, aber er quillte vor Glück und Befriedigung über und bald fiel er in einen tiefen Schlaf.